Tunesien Testbericht

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ab 44,66
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Summe aller Bewertungen
  • Angebot:  durchschnittlich
  • Zustand der Einrichtung:  gut
  • Sauberkeit:  sehr schlecht
  • Preis-Leistungs-Verhältnis:  durchschnittlich
  • Information & Kundenservice:  gut
  • Familientauglichkeit:  gering
  • Behindertenfreundlichkeit:  sehr schlecht
  • Empfehlenswert:  nein

Erfahrungsbericht von saida

Grundsätzliches für Individualreisende - oder: Tunesien-Reihe Teil I (Allgemeines)

Pro:

ICH fühle mich sehr wohl dort

Kontra:

es gefällt nicht allen dort...

Empfehlung:

Ja

Auch wenn derzeit – für später Lesende: wir schreiben jetzt - zur Zeit des Posting! - Anfang/Mitte Mai 2003 - nicht viele den Mut aufbringen, ein arabisches Land besuchen zu wollen - ich gehe so lange nach Tunesien, bis es Warnungen vom Fremdenverkehrsamt oder Außenministerium gibt! Und auch dann kommt es darauf an, wohin im Land man sich begeben will.

Ich werde diesen Bericht in mehrere Teile splitten müssen, da das Ganze sonst bestimmt viel zu lang wird. Praktisch dabei: Ich muß nicht alles sofort voll ausgefeilt niederschreiben... ;-o)
Übrigens: reine Sachinformationen entnehme man bitte der einschlägigen Reise-Sach-Literatur (Geschichte/Landesentstehung, Politik, Wirtschaftsdaten usw.). Außerdem haben darüber bestimmt schon andere hier geschrieben, wozu also irgendwoher abpinseln? Was hier folgt, basiert auf eigenen Erfahrungen plus Dingen, die ich mir angelesen oder erfragt habe!


Nachfolgend nun zunächst einmal meine persönlichen...


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..................Tipps und Tricks für Tunesien-Interessierte - Teil I:
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Wen interessiert's - oder: Allohol macht Birne hohl?
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Wer ein typischer Hotelurlauber ist - und das auch weiterhin so halten möchte -, der sollte nun bitte nicht unbedingt weiterlesen, denn er wird sich nicht wiederfinden in meinem Bericht...

Ebensowenig wie der Tourist Marke *Ballermann* mit meinem Bericht glücklich werden wird. Na ja, mit meinem Bericht vielleicht schon, aber mit einem Urlaub dort vielleicht nicht so richtig. Weil er entweder teure Hotelpreise (für den Alk, meine ich) bezahlen muß, oder aber erst einmal finden muß, wo er denn nun eigentlich Alkohol einkaufen kann? Tunesien ist nämlich, wer es noch nicht realisiert hat, ein islamisches Land, und da ist Alkohol erstens - zumindest offiziell, von der Religion her - verboten, und dazu noch sauteuer. Das meiste ist Importware, aber es gibt auch etwas erschwinglicheren inländischen Alkohol (jawohl!! Da verdient der Staat ordentlich mit - soviel zum Thema ? Religion ?), aber der ist von relativ schlechter Qualität: z.B. enthält das Bier [Celtia] Zucker, aber der Rotwein ist so trocken, daß sich nach einem Schluck schon mein Magen beschwert...

Es gibt spezielle Alkohol-Läden in jeder großen Stadt. Sicherlich werden die Taxifahrer diese Lokalitäten aufspüren. Aber Vorsicht, dort herrscht, vor allem Samstags, meist ein Riesengedränge, was auch leicht einmal zu einer Prügelei werden kann! Und wem es an einem Freitag einfällt - der steht direkt vor verschlossenen Türen. Freitag heißt *El Djuma-a* und das bedeutet = Versammlung; das ist sozusagen der geheiligte Tag der Moslems, da wird in die Moschee zum Beten gegangen, und da herrscht nun wirklich so viel Alkoholverbot, wie es nur geht ;o)
Auch während des Fastenmonats Ramadan wird man sicherlich in dieser Hinsicht ganz schlechte Karten haben. Aber in der Fastenzeit sollte man natürlich sowieso Rücksicht nehmen – man stelle sich vor, von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang nicht nur keine Nahrung (damit könnte man sich vielleicht noch abfinden), sondern auch keinen Tropfen Flüssigkeit zu sich nehmen zu dürfen... Klar, es wird niemand gezwungen – aber die Religion, der die überwiegende Mehrheit der Tunesier angehört, sollte man, wenn schon nicht akzeptieren und verstehen, so doch bitteschön wenigstens tolerieren und respektieren.

******** Exkurs: Ramadan *******
Das Wichtigste hierzu in Kürze:
Jedes Kalenderjahr nach unserer Zeitrechnung unterscheidet sich in ca. 10 Tagen von einem islamischen Jahr, d.h. der Monat des Ramadan ist - nach allgemeiner Zeitrechnung mit dem Gregorianischen Kalender – jedes Jahr etwas früher.
Dieses Jahr fängt er voraussichtlich am 27. Oktober an. Das hängt von der sog. Mondsichtung ab – es muß der NEU-Mond gesichtet werden, was 2001 zu Schwierigkeiten geführt hatte, weil der im Winter bei bestimmten Gestirnskonstellationen gar nicht erkennbar sein KANN! Dann akzeptieren die islamischen Gelehrten wohl oder übel die Astronomie – die kann nämlich genau vorausberechnen, wann in welchem Gebiet nun Neumond sein wird.
Und so wird auch dieses Jahr das Datum wieder stimmen.
Aber in Tunesien sagt keiner vorher, da und dann fängt die Fastenzeit an, nein, es wird gewartet, bis die Gelehrten im Land den Beginn ausrufen.
************* Ende des Exkurs *******

Hierzu fällt mir noch eine Anekdote ein:
Wir warteten einmal freitags im Flughafen von Monastir auf unseren Abflug. Warum also nicht ins Restaurant dort gegangen, und erst einmal zu Mittag gegessen? Alles schön und gut, aber dann kam die Getränkebestellung: Ich bestellte mir ein Bierchen (Nervenberuhigungsmaßnahme), mein Mann auch. Plötzlich war eine heiße Diskussion auf Arabisch im Gange. Über meinem Kopf tummelte sich bestimmt ein ganzes Rudel Fragezeichen, bis der Kellner sich vom Acker machte und mein Mann wutschnaubend berichtete, daß er heute keinen Alkohol bekommen dürfe, behaupte der Kellner. Denn er sei schließlich Tunesier, dadurch Moslem, und am Freitag herrsche Dienstanweisung, keinen Alkohol an Moslems auszuschenken! - Hä?!? - Schließlich traute sich der Kellner wieder an unseren Tisch, und wir schlossen einen Kompromiß: Ich würde ZWEI Bier bestellen, aber es käme dann auch nur ein Glas auf den Tisch. Dann sei er (der Kellner) aus dem Schneider, und was mein Mann dann mit dem Glas seiner Frau mache, das ginge ihn (den Kellner) ja schließlich nichts an *überallevierbackenschmunzel*

Vielleicht ist der geneigte Leser aber ein Noch-Hotel-Urlauber, und weiß noch nicht so recht, wie er sich aus den sicheren Mauern der Hotelanlage hinaus trauen kann? Dann ist er hier goldrichtig, und ich freue mich über jedes Feedback, wenn meine Tipps ausprobiert worden sind!!!



Quo vadis I. - oder: wohin würde ich nicht gehen wollen?!?
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Typische Touristenziele in Tunesien sind zur Zeit sicherlich mit einiger Vorsicht zu genießen.

Wobei ja jetzt Nebensaison und dazu noch Winter ist. Und im Moment fliegen übrigens sämtliche Chartermaschinen der LTU z.B. nicht nur einen, sondern meist gleich zwei deutsche Flughäfen an. So konnte ich auf meinem Rückflug am 17.01.03 feststellen, daß die Maschine nach Frankfurt noch weiter nach Hamburg geflogen ist, und die Stuttgarter Maschine hatte auch noch Passagiere mit Ziel Düsseldorf an Bord.

Aber im Sommer würde ich, angesichts der politischen Weltlage, keinesfalls z.B. das Kolosseum von El Djem, die Sidi-Oqba-Moschee in Kairouan, die Ruinen von Karthago oder das Städtchen Sidi Bou Said (bekannt durch das Café de Nattes - beliebtes Motiv großer Maler!) bei Tunis, oder aber das Bardo-Museum in Tunis besuchen wollen. Eben weil es ganz typische Touristenziele sind.

Selten kommt es übrigens vor, daß sich ein Tunesier in seinem Land bewegt und die Kulturstätten besichtigt, wie es für uns ganz selbstverständlich ist. Jeder Tourist, der zumindest einen Tagesausflug mitgemacht hat, hat wahrscheinlich mehr von Tunesien gesehen, als der Durchschnitt der tunesischen Bevölkerung das eigene Land kennt... Vielleicht trifft man einmal auf eine Gruppe von Studenten, die einen Ausflug macht. Wenn es sich die Teilnehmer denn leisten können - denn auch sie müssen, wenn auch ermäßigten, Eintritt bezahlen (dieselbe Gruppenermäßigung wie eine Touristengruppe übrigens!). Ein Normalbürger kann sich den Einzeleintritt schon gar nicht leisten - und wenn er es könnte, würde er bei Vernehmen der Preishöhe mit dem Kopf schütteln und lieber ins Café sitzen und eine Shisha rauchen gehen. Dann hätte er anschließend sogar noch etwas Geld übrig, und könnte morgen und vielleicht sogar auch übermorgen noch einmal ins Café sitzen usw. ...

Im Winter kann ich aber Ausflüge nur wärmstens empfehlen!

Auch wenn es da oft Tage mit bis zu 25°C geben kann, ist es doch im Meer noch viel zu kalt zum Schwimmen - obwohl, ein Tunesier, den wir kennen, trainiert seine Teak-Won-Do-Gruppe jeden Sonntag im Meer, solange nicht gerade Unwetter herrscht... - aber das MUSS man sich ja im Urlaub nicht unbedingt antun, oder?

Wenn es regnet, was im Winter so alle paar Tage einmal vorkommt (das ist dann genauso ätzend wie bei uns im Herbst), und im Normalfall höchstens drei Tagen anhält (meine Erfahrung basiert auf dem Wetter des Cap Bon!!), dann ist man in seinem Hotel gut aufgehoben. Und dann muß man sich - im Schutze des warmen Hotelbunkers - einmal vor Augen halten: die einheimische Bevölkerung lebt überwiegend gänzlich ohne Heizung!!
Meistens aber zeigt sich zwischendurch die Sonne, und die wärmt schon ganz ordentlich, mehr als unsere Frühlingssonne!

~~~~~~~~~aktuelle Ausnahme~~~~~~~~~~
Diesen Winter hat es allerdings extrem viel geregnet. Es war sogar einmal fast ganz Tunesien von einer Art Überschwemmung bedroht... Doch nach 4 Tagen gab es wieder Sonnenschein, und so ist alles wieder schnell getrocknet. Aber solch ein Wetter, das kommt vielleicht alle 30 Jahre einmal vor – mein Mann meinte, ER hätte sowas vorher noch nie erlebt, nur aus Erzählungen der Älteren war ihm das bisher zu Ohren gekommen...
~~~~~~~~Ende aktueller Einschub~~~~~~~



Was aber kann man denn nun bei trockenem Wetter unternehmen, damit der Urlaub nicht doch noch zum *Urlaub in der Bettenburg* wird?

Die großen Touristenorte wie Sousse, Port El Kantaoui oder Hammamet haben in meinen Augen eigentlich nichts typisch Tunesisches zu bieten. Okay, die Medinas vielleicht [Bericht folgt, sobald es die Kategorie gibt! - muß diese nur auch noch beantragen...] - aber einkaufen läßt es sich viel authentischer auf einem einheimischen Markt, der noch nicht busweise angefahren wird.
Also, diese Städte würde ich meiden - wenn dort das Hotel der Wahl steht, dann nix wie einen Mietwagen organisiert und hinaus, nein, will sagen, hinein ins Leben/Vergnügen!

So würde ich persönlich nur zu Aufenthalten in kleineren Hotels raten, die nicht mitten in einer Zone Touristique liegen - vorher unbedingt beim Veranstalter erkundigen!!! - Beispiel: Hotel Lido Iberostar, in Dar Chaâbane bei Nabeul - das hat allerdings inzwischen im Winter geschlossen, und unterscheidet sich bei Service usw. leider nicht mehr von anderen Bettenburgen all over the world.

Falls sich nun jemand gar nicht so recht traut: Ich würde nur Busreisen und andere Massenveranstaltungen unbedingt zu meiden versuchen. FALLS es Anschläge geben sollte, werden diese mit großer Wahrscheinlichkeit so verübt werden, daß sie viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Und wie groß wäre wohl das internationale Interesse, wenn Einzelpersonen und/oder nur (?!?) ein paar Tunesier betroffen wären?

Also noch einmal: Massentourismus ist out! Es lebe der Individualtourismus!


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ENDE TEIL I
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