Mobbing Testbericht

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Erfahrungsbericht von Lautlose_Steppdecke

DICH mach ich fertig!

Pro:

?

Kontra:

Angstzustände, schulisches Absacken der Leistungen und noch vieles mehr

Empfehlung:

Nein

Der Peter schubst das kleine Hänschen. Julia schlägt die schüchterne Paula. Sascha beleidigt den dicken Bolle.

Solange ich denken kann, spielt sich in meiner Klasse (von der 1. bis 10.) Gewalt in Form von Mobbing oder direkten Prügeleien ab. Diesen Bericht widme ich deswegen den Leuten, die es bisher in unserer Klasse und überhaupt unserer Schule ertragen mussten und sich von den Lehrern allein und im Stich gelassen fühlten.

Ich finde, dass das Thema Mobbing ziemlich weitreichend ist. Meine ehemalige Klasse ist das Beste Beispiel, um alle Formen des Mobbings nähern zu schildern, Hilfe zu geben und Fazite zu schließen.


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Was ist Mobbing?
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Ich denke mal, dass jeder hier schon einmal das Wort \"Mobbing\" im Ohr vernommen hat. Nach meinen Auffassungen kommt es vom englischen Wort \"mob = Pöbel\" oder auch \"mobbish = pöpelhaft\" und bedeutet so etwas wie \"jemanden anpöbeln\" oder für Leute, die mit dem Wort \"anpöbeln\" nichts verbinden können \"fertigmachen\" oder auch \"dumm von der Seite anlabern\" (© Steppy :o)).
Mobbing gibt es in verschiedenen Varianten, z.B. psychisches und physisches Mobbing.

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Psychisches Mobbing
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Darunter fasst man (oder besser gesagt: fasse ich) jegliche Form von Mobbing, die auf verbalem fertigmachen bestehen. Verbales Mobbing beginnt schon mit der kleinsten Äusserung, z.B. \"Du stinkst wie \'ne alte Sau!\" und endet oft so, dass sich das Opfer vor solchen Beleidigungen nicht mehr retten kann.

Beispiel aus unserer ehemaligen Klassenstufe:


Es kam das Ende der Winterferien und die Parallelklasse bekam eine neue Mitschülerin von einem der umliegenden Erfurter Dörfer. Wie sich herausstellte wohnte sie früher auf einem Bauernhof, was natürlich einige lustige, aber auch schon beschämende Kommentar hervorbrachte.
Natürlich ist es immer für neue Schüler schwierig, sich in die schon seit 5 Jahren bestehende Klassengemeinschaft zu integrieren. Nach ca. 2 Schulwochen begann der Klassenliebling und Klassenclown sich über die Neue (nennen wir sie mal Melanie) lustig zu machen und kam schließlich zu dem Kommentar, dass sie \"stinkt, wie eine Stallsau\". Ganz klar, dass die Klasse die Sprüche mit Belustigung aufnahm und fortan das Werk ihren Klassenlieblings fortführten. Melanie versuchte die Sprüche wegzustecken und versuchte immer wieder Kontakt zu einzelnen Klassenmitgliedern aufzunehmen, vergebens. Die Lehrer bekamen von den Hänseleien und immer schlimmer werdenden Beleidigungen nichts mit, typisch. Auch der Klassensprecher zog freudig über die Schülerin her, denn wenn dieser vernünftig gehandelt hätte und nicht mitmachte, würde er bestimmt \"Beliebtheitspunkte\" bei seinen Kameraden einbüßen müssen. Kurz gesagt: Die gesamte Klasse hat sich gegen Melanie verschworen und zeigte das auch bei jeder günstigen Gelegenheit.
Doch es kam der Tag, an dem sich diese Situation verändern sollte. Es ist so üblich, dass seit der 9. Klasse die Mädchen und Jungs getrennt Sport haben. So passierte es also am Ende der 10. Klasse: Geräteturnen. Ich hatte bisher mit Melanie nichts zu tun und wenn, dann sah ich sie nur im Sportunterricht und kümmerte mich nicht weiter um sie. Übungen der heutigen Stunde sollte sein, sich auf die LK beim Pferd und Schwebebalken vorzubreiten. Die Schüler wurden in 4 Gruppen unterteilt, wobei die 2 anderen Gruppen sich auf ihre Boden-LK und ihre Aerobic-LK vorzubereiten hatten. Ich kam mit Melanie und ihren Mitschülern zum Pferd und wir mussten uns einspringen. Ich habe bis dahin nicht gewusst, dass sie in dieser Klasse wirklich so verhasst ist, bis ich sah, was ihre Mitschülerinnen anstellten. Wir hatten die Wahl mit Hocke (Note 3) oder Krätsche (Note 1+) übers Pferd zu springen. Klar, dass jeder den schweren Krätschsprung versuchte. Jedes Mädchen musste 1x Hilfestellung leisten. Als Melanie an die Reihe kam, war nicht ich, sondern eine ihrer Klassenkameradinnen mit der Hilfestellung dran. Die Art, wie sie ihren Freundinnen zugrinste, konnte nichts gutes verheißen und es passiert genau das, was passieren musste: Die Hilfestellung sprang kurz vor Melanies Krätschsprung zur Seite, Melanie verlor das Gleichgewicht und fiel richtig böse über das Pferd. Resultat: Arm und Beinbruch. Erst dann fing die Klasse mal, darüber nachzudenken, was sie getan haben und ob es überhaupt soweit hätte kommen müssen. Soviel ich heute weiß, haben ihre Eltern sie nach dem Vorfall aus unserer Schule genommen und ich hoffe, dass sie es geschafft hat, an einer anderen Schule Freunde zu finden.


Aber nicht nur andauernde Beleidigungen gehören zum Mobbing. Dieses Beispiel war zwar etwas, worüber über das Verhalten der Klasse gegenüber anderen Schülern etwas ans Tageslicht kam, dennoch wurde dieser Vorfall schnell in die nächste Schublade geschoben.
Ein typischer Fall von Mobbing besteht wohl dann, wenn es um Markenklamotten geht. Ich weiß nicht, wie es an anderen Schulen abläuft, aber in meiner tragen ca. 90% Markenklamotten und wir restlichen 10% bestehen hauptsächlich aus dem puren Gegenteil ;o)
Dadurch, dass noch weitere 2 Leute aus meiner Klasse so gekleidet sind wie ich, kümmern sich unsere Mitschüler nicht weiter drum, was mich beim Gegenfall auch nicht sonderlich interessiert hätte. Ich laufe rum, wie ich mich wohlfühle und wer etwas dagegen hat, der soll sich an die eigene Nase fassen!
Dennoch wird gerade in den Unterstufen (5.-8. Klasse) so ziemlich auf Markenklamotten geachtet und wer sich nicht dementsprechend kleidet ist nun mal \"OUT\". Auch wir hatten in der 7. Klasse so einen Vorfall mit einer Mitschülerin, die ich vom sehen her schon aus der Grundschule kannte. Ich muß ehrlich gestehen, dass sie die komischsten Zusammensätze von Hose und T-Shirt brachte und auch sonst nicht sonderlich \"optisch\" rumlief. Aber was solls, ich ignorierte sie, weil ich mich mit ihr auch nicht besonders gut unterhalten konnte.
Auch hier begannen meine Klassenkameraden wieder zu spinnen. Da wurde die Federmappe versteckt oder der Inhalt vom Dachgeschoss auf den Schulhof geschmissen (wenn nicht mitsamt der Federmappe), Beleidigungen kamen wieder zum Vorschein \"Die läuft ja rum, wie aus dem Altkleiderspender entlaufen\" und so ähnliches. Auch hier haben die Lehrerin nichts unternommen.

Solche und ähnliche Beispiele spielten sich bei uns an der Schule ab. Ich möchte nun nicht jedes einzelne aufschreiben, da dies viel zu viele Berichte in Anspruch nehmen würde. Fakt ist aber, dass bei uns nicht nur Mobbing in dieses 2 Fällen herrschte, sondern es wurden auch schon Leute fertig gemacht, die überhaupt eine andere Meinung hatten und wenn sie eh schon Außenseiter waren, so konnte ihre andere Meinung der Beginn einer Tortur bedeuten.

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Physisches Mobbing
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Kommen wir nun zu den wirklich extremen Beispielen aus unserer Klasse, dem physischen Mobbing. Ich glaube, dass es jeder kennt, wenn sich in seiner Klasse ein paar Leute kampeln. Das gibt es überall und gehört schon längst zum Alltag in deutschen Schulen. Leider ist dies auch in unsrer Schule schon Alltag geworden und die Lehrer sehen zum Teil auch weg.
Physisches Mobbing hat in unserer Klasse keine Gründe gehabt. Jemand der, den Schülern nach, nicht in die Klasse passte, wurde erst einmal mit Klapsen und kleinen Schlägen auf das vorbereitet, was er über sein ganzes Leben in der Klasse nicht mehr los wurde: Opfer von Diebstählen, Erpressungen und Schutzgelderpressung.

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Was kann man als Mitschüler oder Opfer tun?
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Zuerst einmal möchte ich alle Mitschüler beten, auf keinen Fall wegzuschauen, nur um nicht in der Klasse unbeliebt zu werden, falls er hilft. Ich hab einiges an Mobbing live in meiner Klasse erlebt und habe auch zu spüren bekommen, wie dreckig es den Leuten zum Schluß ging: Noten abgesackt, freiwillige Sitzenbleiber,.... usw.
Auch, wenn es dem Rest der Klasse NICHT gefällt, wenn man hilft, so sollte man doch überlegen, ob man lieber Beliebtheitspunkte sammeln will oder wirklich jemandem helfen will, der ernsthaft Hilfe benötigt. Die Beispiele aus meiner Klasse gingen z.T. gut aus, doch in anderen Fällen kann es auch bei Selbstmord enden, wie in der Schule einer guten Freundin.
Auch wenn sich die Lehrer als Hilfslehrer und Ansprechpartner geben, so kann man sich in vielen Fällen doch nicht auf Hilfe derer Seite verlassen. Ich weiß von Bekannten, dass es in vielen Fällen von den Lehrern und Direktoren abgestritten wird, nach dem Motto: \"An unserer Schule gibt es kein Mobbing!\" oder \"Ich als Lehrer kann ja doch nichts dagegen machen!\" Sollten Aussprachen mit Klassenlehrer- oder Kursleiter oder dem Direktor scheitern, so sollte man sich an das nahe gelegene Schulamt wenden und das Problem dort ansprechen. In den meisten Fällen ist eine Aussprache mit dem Direktor wirksam, da man nicht will, dass dieses Problem öffentlich gemacht wird. Sollte auch das Schulamt scheitern, so kann man, wenn man noch genug Nerven hat, mit dem Problem an die Öffentlichkeit gehen und das wirkt in den meisten Fällen Wunder! In manchen Städten gibt es auch sogenannte Mobbing-Zentralen, an die man sich wenden kann. Wem wirklich geholfen werden möchte und eine solche Zentralen in der Umgebung hat, der sollte da auf alle Fälle mal vorbeischauen!

Ich hoffe, dass ich mit diesem Bericht manchen geholfen habe, die gerade in einer solchen Krise stecken. Hinnehmen und einstecken hilft nichts, es wird höchstens schlimmer!

32 Bewertungen, 1 Kommentar

  • morla

    24.01.2006, 18:16 Uhr von morla
    Bewertung: sehr hilfreich

    sehr hilfreich