Schwimmen (gebundene Ausgabe) / Martin Krauß Testbericht

In-einem-hotelpool
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Erfahrungsbericht von vampire-lady

blubbblubb

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Schwimmen ist die einzige Sportart (allein das Wort schon *brrrrrrr*) der ich jemals was abgewinnen konnte. Wahrscheinlich, weil man dabei nicht schwitzt, keinen Ball an den Kopf bekommen kann und, weil es nichts ausmacht, wenn man mangels Brille nichts sieht (weshalb ich aber im Schwimmbad auch nichts und niemand erkenne).

Aus diesem Grunde trabte ich auch so sechs oder sieben Jahre in den Schwimmverein. So im Grundschulalter schleifte meine Mom mich das erste Mal dahin, damit ich schwimmen lernen sollte. Dies ging dann aber auch gründlich in die Hose, mehr als ein halbes Jahr verging und ich „schwamm“ noch immer mit einem Fuß auf dem Boden.

Also mußte mein Vater ran, weshalb es dann im Sommer auch regelmäßig ins Freibad ging. Er hatte nun mehr Erfolg und vierzehn Tage später bekam ich es denn gebacken. Paps Taktik ging wie folgt:

Kind in die etwa Ecke des Schwimmbades bringen, so daß Kind ohne unterzugehen sozusagen über Eck von einem Rand zum anderen gleiten konnte. Damit bekommt man ein gutes Gefühl für die Bewegung im Wasser.

Den Rest des Sommers verbrachte mein Vater damit, das blaulippige sich sträubende Kind wieder aus dem Wasser zu lotsen (meistens waren Pommes ein gutes Lockmittel). Das Kind war über seine neuerworbene Fähigkeit nämlich so begeistert, daß ihm fast Schwimmhäute wuchsen.

Im Herbst machte ich dann das Seepferdchen, wobei man eine Bahn schwimmen mußte, meine Mutter konnte gar nicht hingucken vor Angst und durfte mir dann auch noch zum Dank das grottenhäßliche Seepferdchen-Emblem auf den Badeanzug nähen.

Eigentlich war ich auch ganz froh, daß ich das alles hinter mir hatte. Der Schwimmkurs in der Grundschule ging ja noch, in dem Becken konnte man nicht absaufen – abgesehen davon durfte man dort sowieso nichts. Später verurteilte man die Schüler an unserem Gymnasium noch zu einem Schwimmkurs während der sechsten Klasse. Und es da nicht zu können war dann doch irgendwo peinlich. Es gab da tatsächlich einen Typen der mit einer Batmangleichen Ausrüstung, samt Badekappe (allein das war schon uncool), Schwimmflügeln, Tauchbrille und Nasenklammer auftauchte. Mir versaute dagegen eine selten gute Sportnote auf dem Zeugnis fast mein Image, das da so umschrieben wurde: „du brauchst noch jemand, der dir die Augenbrauen hebt“.

Währenddessen hatte mir der Schwimmverein die Geheimnisse des Rückenschwimmens und des Kraulens verraten. Der Beinschlag dient nur zur Stabilität, der Rest kommt aus dem Armen und das Atmen während des Kraulens funktioniert nur, wenn man dies seitlich tut, d. h. die Luftluke seitlich drehen und zwar dorthin wo der Arm gerade aus dem Wasser nach vorn kommt. Normalerweise atmet man beim Kraulen nur bei jedem zweiten Armschlag, also immer nur auf einer Seite. Könner atmen nur alle drei Armschläge, was ich aber allerdings nie hinbekommen habe. Hat man dies denn endlich begriffen, verbessert sich der Kraulstil ungemein.

Was ich beim Rückenschwimmen nie schnallte: wann ist die Bahn zu Ende? Etwas schleierhaft verblieb mir in beiden Fällen auch die Wende am Bahnende. Eigentlich macht man ja nur eine Rolle vorwärts – mit eingedrehter Schraube, damit man wieder richtig herum im Wasser liegt – und stößt sich dann kräftig mit den Beinen ab. Leider war ich aber immer zu nah am Rand oder aber zu weit weg. Schade schade schade, da eine gute Wende echtes Tempo bringt.

Beim Delfinschwimmen kam ich nie weiter. Man eiert dabei so wie der Mann aus dem Meer im Wasser rum, muß aber zur richtigen Zeit die Arme gleichzeitig hochbekommen, dazu noch den Oberkörper (nicht zu letzt um Luft zu schnappen), was ganz schon Kraft kostet – oder eine Technik die ich noch nicht begriffen habe. Ich bin nicht weiter gekommen als fünf Meter.

Um es jetzt rund zu machen, sollte ich noch etwas über das Brustschwimmen seiern, aber was. Das habe ich so kindlich unbewusst gelernt. Luft holen sollte man bevor man die Arme unter dem Körper durch nach vorn gleiten lässt. Sind die Arme dann vorne, sollte man kurz gleiten, statt in das hektische Rudern zu verfallen, daß man bei vielen Badegästen sieht.

Springen muß man natürlich auch und zwar wirklich nur in Bekannte Gewässer. In unserem Schwimmverein sind zwei in die Querschnittslähmung gehopst, das war dann nicht so gut. Die Kunst bei einem Startsprung ist es möglichst schnittig ins Wasser zu gleiten um ungebremst und ohne Anstrengung möglichst weit zu kommen. Man sollte dabei die Beine auch ruhig zum Springen/Abstoßen benutzen. Viele Leute sieht man ja auf dem Startblock, wie sie dann (langsam) die Hände über den Kopf nehmen, in die Knie gehen und sich einfach vorn überkippen lassen, was wenig effektiv ist aber absolut heiß aussieht. Also doch ruhig etwas abstoßen, wenn der Sprung hart am Bauchklatscher vorbei geht, ist es richtig. Ganz nett ist noch der klassische Kopfsprung, der macht Spaß, führt aber eher in die Tiefe des Beckens als in dessen Weite.

Warum bin ich aus dem Verein eigentlich ausgetreten?
Mit 13-14 machte das alles keinen Spaß mehr. Außerdem dienten die meisten Mitglieder sowieso nur dazu, die Wettkampfmannschaft zu finanzieren, damit die ständig ins Trainingscamp konnten. Unsereins durfte dann einmal im Jahr an der Radtour zum Traumlandpark teilnehmen.

Warum gehe ich heute so selten schwimmen?
Unser altes Hallenbad wurde geschlossen und stand so an die 20 Jahre leer – jetzt endlich wird es abgerissen. Es gab dort ein Becken mit 25m Länge und 5 Bahnen. Stattdessen eröffnete hier eins der modernen Spaßbäder. Der Eintrittspreis ist schweineteuer, und nach Feierabend ist dort nichts mit Schwimmen. Ich habe nichts davon, in Salz- oder Abendteuerbecken am Rand rumzutrudeln oder mich mit fünf anderen Badegästen um einen Strudel (wenn gerade mal einer eingeschaltet ist) zu kloppen. Außerdem kann man überall stehen. Bleibt also nur das Schwimmerbecken, in dem sich aber um diese Zeit der Schwimmverein tummelt. Der nämlich zieht sich dann drei Bahnen rein und das zahlende Publikum darf sich auf den verbleibenden zwei Bahnen tummeln. Was habe ich denn davon, wenn ich auf sechs oder acht Metern im Slalom um irgendwelche Tucken paddeln muß, die eigentlich keine größeren Sorgen haben, als daß ihre gefärbten Dauerwellenschädel nass werden könnten (ich würde Hallenhalma als Alternative vorschlagen)? Als Kind hat man da wenigstens noch am Rand lauern dürfen, bis sich ein derartiges Geschwader nähert, um dann mit einer gepflegten A%$&§bombe neben der colorierten Pudelfrisur einzuschlagen.

Schwimmen eignet sich als Breitensportart im allgemeinen gut, wobei Leute mit Rückenproblemen sich häufig auf das Rückenschwimmen festlegen sollten. Man kann Muskeln aufbauen und sich prima entspannen, wenn man sich nicht gerade über Schwimmvereine ärgern muß. Auch konditionell kann man einiges erreichen – ich bin nur nie dahinter gekommen, warum ich früher ewig lange schwimmen konnte, während ich keine volle Runde durch die Turnhalle zu joggen vermochte. Die Verbrennung ist im Wasser besonders gut, da der Körper wegen der Wassertemperatur nachheizen muß. Allerdings sind die meisten Leute nach dem Schwimmen eher hungrig, weshalb sie kalorienmässig ordentlich nachlegen.

Angst vor kaltem Wasser? Hihi! Da hilft nur eines: nämlich kopfüber rein – dann erspart man sich das schlimmste, dieses eklige Gefühl, wenn das kalte Wasser langsam die Beine umspült und über die Hüften zum Bauch hochsteigt, wenn man meint, es drückt einem die Luft weg. Und dann kommen da auch noch fiese Leute die einen vollspritzen – iiiiiiiiiiiiih!
Also lieber vorwärts rein, aber besonders wenn es warm ist: erst zumindest die Handgelenke und vielleicht auch noch Gesicht und Hals abkühlen!

Zum Brüllen komisch sind auch die Schwimmer vom Type: „isch bin vier mal die Woche hier!“ das sind genau die Typen (oft Rentner), die sich bereits untereinander kennen und eigentlich auch nichts anderes tun als den Beckenrand zu bevölkern. Noch ist das nicht lustig – erst wenn diese Typen dann behaupten, wie toll sie doch sind, da sie doch regelmäßig schwimmen gehen. Mein Tip an diese: in die Badewanne legen und die Zeitansage anrufen – macht so ungefähr den gleichen Sinn.

Fazit? Ich brauche definitiv einen Pool.

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