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Erfahrungsbericht von julinchen1979

(((°°°***DIE GESUNDHEITSREFORM UND IHRE NEGATIVEN SEITEN***°°°)))

Pro:

Generika können Kosten senken . . .

Kontra:

. . . oder Kosten verursachen Experimente mit Kranken unnötiges Leid

Empfehlung:

Nein

°°°GENERIKA: SINNVOLLE KOSTENERSPARNIS ODER RÜCKSICHTSLOSE MENSCHENVERSUCHE???°°°

Ich möchte hier über ein Thema schreiben dass mich persönlich stark betrifft und seit einiger Zeit sehr beschäftigt, und das ALLE angeht. Über Kommentare von Euch würde ich mich auch diesmal sehr freuen.

*VORGESCHICHTE:*

Während eines Psychiatrieaufenthalts im Sommer 2009 wurde ich auf persönlichen Wunsch nach dem ich in Internetforen über den verbreiteten Einsatz bei essgestörten PatientenInnen gelesen hatte, auf das relativ neue Antidepressiva (AD) Trevilor eingestellt, nachdem ich mit dem zuvor verbreiteten Fluctin (Fluoxetin) keine ausreichende Besserung feststellen konnte und auch das von meinem Therapeuten vorgeschlagene AD keine ausreichende Wirkung zeigte.

°°°WAS IST TREVILOR?°°°

Trevilor ist AD der SSNRI – Klasse – ein selektiver Serotonin und Noradrenalin Wideraufnahmehemmer – welches die Rückaufnahme dieser stimmungsaufhellenden Neurotransmitter an im Zentralnervensystem sorgt. Das vermehrte Vorhandensein dieser beiden Stoffe sorgt für eine stimmungsaufhellende und angstlösende Wirkung. In Bezug auf Noradrenalin tritt die Wirkung allerdings erst bei höheren Dosen auf. Verantwortlich ist der Wirkstoffe Venlafaxinhydrochlorid (Venlafaxin).

°°°MEINE ERFAHRUNGEN:°°°

Die ersten 3 Tage bekam ich 37,5 mg in unretadierter Form, um eine schnelle Wirkung zu erreichen. Das Gefühl würde ich ein bisschen mit Kiffen vergleichen, ich fühlte mich geflasht wie im Drogenrausch und auch das Aussehen mit meinen Superpupillen passt dazu, eine sehr häufig auftretende Nebenwirkung (ich warte nur drauf auf der Straße von Polizei oder Ordnungsamt angesprochen und zum Drogentest gebeten zu werden *lach*).

Danach bekam ich 75 mg Retardkapseln, später auf bis zu 225 mg hochdosiert. Ich fühlte mich gut damit, Gewicht und Essstörung machten mir weniger zu schaffen und ich konnte die meiste Zeit das Leben positiver sehen, auch wenn Rückfälle und schlechte Tage nicht zu verhindern sind, und es gehört ja auch irgendwie dazu dass es einem mal nicht so gut geht, ein Medikament wird nicht als „Glückspille“ für ein Leben im „Niemals endenden Drogenrausch“ entwickelt.

Vor 13 Monaten zog ich zurück nach Würzburg und hatte nach langer Zeit wieder eine eigene Wohnung in der ich mir ein „neues Leben“ und eine Zukunft aufbauen konnte, Alles schien perfekt.

°°°DIE BESTIMMUNGEN DER GESUNDHEITSREFORM UND DIE NEGATIVEN FOLGEN!°°°

Der Anfang vom Ende – im Dezember 2008 ist das Patent für den Wirkstoff Venlafaxin der Firma Wyeth abgelaufen und somit für die Konkurrenz freigegeben. Die Folge ist das nachgeahmte Produkte (Generika) in unretardierter und retardierter Form den Markt überschwemmen, hat Venlafaxin mit 25 % doch den größten Marktanteil bei den ADs und jeder will was vom Kuchen abhaben.

[Zitat Anfang:] Die Kassenärztliche Verordnung Bayerns (KVB) sagt hierzu:

... Retardformen von Generika genau so sicher wie Originale
Die Zulassungsbedingungen für Formulierungen mit verzögerter Freisetzung sind äußerst streng. So muss für diese generischen Arzneiformen nachgewiesen werden, dass die Bioverfügbarkeit des Wirkstoffes nach Einmalgabe, Mehrfachgabe, nach einer fettreichen Mahlzeit und auch bei Nahrungskarenz sowie bei verschiedenen Dosierungsstärken mit der des Originalpräparates vergleichbar ist und die Präparate somit bioäquivalent zum Original sind. Diese Maßnahmen und Zulassungsanforderungen gewährleisten, dass Retardformulierungen von generischen Substanzen genauso sicher in der Anwendung wie retardierte Originalpräparate sind.
...
Daneben bieten einige Generika-Hersteller auch zusätzliche Stärken und Freisetzungsformen an, wie zum Beispiel retardierte Kapseln mit einer Dosisstärke von 225 mg, die es zur Zeit nicht vom Originalanbieter gibt.
...
Die Preise sind weiter fallend, das Einsparpotential liegt bei bis zu 63%.
...
Wir empfehlen Ihnen grundsätzlich eine Wirkstoffverordnung zur Sicherung der Wirtschaftlichkeit Ihrer Verordnungen. Verordnen Sie auf dem Rezept lediglich Wirkstoff, Stärke und Packungsgröße – der Apotheker muss in diesem Fall ein entsprechendes Rabattpräparat der Krankenkasse Ihres Patienten oder eines der tagesaktuell drei preisgünstigsten Präparate abgeben. [Zitat Ende:]


Diese „Sparvormaßnahmen“ diverser Politiker,obwohl für Diätenerhöhungen sonderbarerweise immer genug Steuergelder da sind, gelten auch für Medikamentenverordnungen in anderen Bereichen.

Besonders bedenklich finde ich die Aussage dass retardierte Venlafaxingenerika die gleiche Sicherheit wie das Originalpräparat aufweisen. Das Patent für die Galenik (Zusammensetzung der Kapseln mit Wirkstoff und Hilfsstoffen sowie deren Freisetzung im Körper) läuft noch bis 2017, das einzige was übereinstimmt ist der enthaltene Wirkstoff Venlafaxin, auch wenn uns immer wieder erzählt wird dass die Präparate identisch und nur viel günstiger sind. Denn eben dieser Patentschutz für 6 weitere Jahre verhindert dass Hersteller X, Y oder Z eine Packung Trevilor kaufen, diese im Labor analysieren und eine exakte Kopie produzieren können!

Auch finde ich es bedenklich dass 225 mg Kapseln zugelassen werden. Die zulässige Höchstdosis pro Tag beträgt zwar 375 mg, bevor die toxische Grenze erreicht ist, trotzdem ist Venlafaxin ein hochwirksamer und durchaus gefährlicher Wirkstoff, welcher mit Vorsicht zu genießen ist. Ich denke dass das Unternehmen Wyeth sich etwas dabei gedacht hat, die Höchstdosis auf 150 mg pro Kapsel zu beschränken und bei höheren Dosen die Einnahme auf 2 – 3 mal täglich zu verteilen. Auch hat Venlafaxin eine relativ kurze Halbwertszeit von 5 Stunden, und im Sinne einer bestmöglichen Behandlung und Hilfe für depressive Patienten halte ich es für äußerst wichtig, dass eine 24 Stunden – Wirkung so gut wie möglich gewährleistet ist und man nicht morgens im Depri Loch aufwacht und nicht aufstehen mag und die nächste Tablette nehmen.

Auch die Behauptung der „strengen Zulassungsbedingungen“ ist blanker Hohn!

Müssen für eine neues Medikament zahlreiche Studien durchgeführt werden, damit es eine Zulassung bekommt – eine Studie zur Unbedenklichkeit des Wirkstoffs beim Menschen, eine Therapieäquivalenzstudie unter engmaschiger ärztlicher Betreuung zu Wirkung & Verträglichkeit bei echten Patienten – gelten für Generika komplett andere Regeln, denn diese Studien kosten das Unternehmen Geld, und müssten die Konkurrenten auch eine Therapieäquivalenzstudie nachweisen und finanzieren, könnte man nicht so auf die Preisunterschiede und das vermeintliche Abzocken der Originalhersteller während des Patentschutzes pochen, sie wollen schließen ihre hohen Kosten finanzieren und Gelder für weitere Forschung im Sinne der Gesundheit und des Wohls der Patienten zur Verfügung haben.

Bei Generika läuft es wie folgt:

Man nehme 12 – 25 gesunde Männer – hab ich da was falsch verstanden? Unterscheiden sich Männer und Frauen nicht, zeigen sie nicht unterschiedliche Symptome, etwa bei Herzinfarkt? – ausschließlich Nichtraucher – viele künftige Patienten rauchen, gerade psychisch Kranke & gerade viele Essgestörte, weil sie damit den Hunger in einer anorektischen Phase unterdrücken können – gebe ihnen eine Venlafaxinkapsel, nehme ihnen stündlich Blut ab und kontrolliere wie viel Venlafaxin sich im Körper befindet. Stimmen die Daten zu 80 – 125 % mit dem Original überein, ist das Präparat zugelassen.

°°°WAS BEDEUTET DAS FÜR DIE PATIENTEN?°°°

So wie die Dinge liegen kommt also aus der Klinik und ist auf Trevilor eingestellt – Psychiatrien nutzen ausschließlich Originalpräparate – und geht dann zum Arzt um sich ein neues Rezept ausstellen zu lassen. Dort erhält man ein Rezept für Venlafaxin und in der Apotheke erhält man irgendein Produkt dass gerade vorrätig oder beim Lieferanten der Wahl im Sonderangebot ist – diese gibt es auch in der Pharmaindustrie, ich habe fast ein Jahr in einer Apotheke Praktikum gemacht und war unter anderem für den Wareneinkauf und die Lieferungen verantwortlich (Bestände im System aktualisieren und wegräumen der Ware) beliebt sind etwa im Winter Grippemittel zu selber Einpacken und Karton falten – im Extremfall also jeden Monat eine andere Packung. Nach den aktuellen gesetzlichen Bestimmungen von überdurchschnittlich intelligenten Menschen die nicht weiter denken können als Zahlen auf einem Blatt Papier zu vergleichen passiert es einem dann schon mal dass man eben mal 20 % weniger oder 25 % mehr Venlafaxin im Körper hat. Das kann zu einer zu schwachen Wirkung oder extremen Nebenwirkungen führen, die bei den „Kurzzeitstudien“ für Generika vielleicht nicht auffallen, aber wir reden hier nicht über eine neue Kopfschmerztablette, die man im mal im Akutfall nimmt, sondern um ein Psychopharmaka dass von Patienten über Monate, wenn nicht sogar Jahre eingenommen werden muss. Wie soll man bei einem ständigen Präparatwechsel, deren „Studienergebnisse“ – schnellere oder langsamere Freisetzung – man natürlich nicht kennt die richtige Dosis nehmen? Wie soll man eventuelle Allergien oder Unverträglichkeiten bestimmter (Hilfs-)Stoffe erkennen?

Wenn überhaupt sollte der Hausarzt oder Psychiater auf ein Generika seiner Wahl umstellen, dass dann so auf dem Rezept steht, und eine engmaschige ärztliche Überwachung von anfangs 2 x pro Woche halte ich für dringend erforderlich, bis eine Wirkung und Verträglichkeit beim Patienten gewährleistet ist. Desweiteren könnte man Psychiatrien dazu auffordern neu erkrankte Patienten auf ein bestimmtes Generikum einzustellen, dort wäre bei auftretenden Problemen ein Arzt vor Ort und Hilfe gewährleistet, um die individuelle Dosis herauszufinden. Patienten einfach mit wechselnden Venlafaxinprodukten sich selbst zu überlassen und die Kopien direkt an unschuldigen Kranken auf Nebenwirkungen zu testen statt vernünftiger Studien halte ich für grob fahrlässig und rücksichtslos, es kommt mir fast wie „Menschenversuche“ vor.

>>Entschuldigung, wenn wir psychisch kranken Menschen nur ein lästiger Kostenfaktor sind, wäre es wirklich humaner es wie vor einigen Jahrzehnten zu tun und sie einfach auszurotten, das wäre mir lieber als für derartige Experimente missbraucht zu werden!!!<<

°°°NOVEMBER 2010: MEINE ERFAHRUNGEN UND „DER WEG ZURÜCK INS CHAOS“:°°°

Zuerst möchte ich gerne vorweg nehmen dass ich Trevilor immer sehr gut und fast völlig ohne Nebenwirkungen vertragen habe. Es gab ein paar wohl unvermeidliche Eingewöhnungsschwierigkeiten, wie Kopfschmerzen und Verspannungen, diese unerwünschten Begleiterscheinungen sind aber nach 1 – 2 Wochen vollständig abgeklungen. Schlafstörungen hatte ich damals keine, was daran liegen mag, dass mein Arzt zuvor ein anderes AD angesetzt hatte, was ich abends bekam und welches sehr stark sedierend wirkt, heißt um 22 Uhr bekommen, Kontaktlinsen raus, Zähneputzen und nach einer halben Stunde war ich eingeschlafen. Dieses habe ich noch eine Weile weitergenommen.

Entgegen der Empfehlung vor der Einnahme von Trevilor etwas zu essen hatte ich nie Probleme mit Übelkeit, obwohl ich sie von Anfang an auch in der Klinik morgens mit meinem ersten Kaffee genommen habe, eine halbe Stunde bis Stunde vor dem Frühstück. Auch wenn ich mal einen schlechten Tag hatte und die Dosis auf bis zu 300 mg erhöht habe oder mal eine zusätzliche Kapsel zusammen mit 1 – 2 Bier eingenommen habe gab es keine Probleme mit der Verträglichkeit.

Im November vergangenen Jahres ging meine Packung Trevilor mal wieder zur Neige, und ich holte mir bei meinem Hausarzt ein neues Rezept (Trevilor war auch aufgeschrieben). Hatte ich zuvor immer das Originalpräparat oder einen identischen Re-Import der Firma Wyeth, bekam ich diesmal ein Venlafaxingenerika in die Hand gedrückt. Nach dem ich meine anfängliche Skepsis überwunden hatte nahm ich ein paar Tage später eine Kapsel. Keine halbe Stunde später wurde mir übel und ich bekam Magenkrämpfe, sowie am nächsten oder übernächsten Tag Durchfall, was bis heute nicht 100 % verschwunden ist, mein Arzt meint aber dass ich sich mein Körper einfach für die jahrelangen Qualen, die AFM und das Chaos mit dem Essen rächt. Nach einem erfolglosen Versuch in der psychiatrischen Ambulanz wieder „reines ungepanschtes Trevilor“ zu bekommen – in Gießen hab ich in der Psychiatrie-Ambulanz auch immer meine Originalrezepte geholt – habe ich für mich die Konsequenz gezogen es ohne Medikamente zu versuchen statt so zu leiden und meine Gesundheit zu ruinieren. Der Entzug von Venlafaxin war nicht so lustig, eigentlich soll man es schrittweise absetzen, aber diese Möglichkeit hatte ich nicht – es gab nur die Entscheidung Körper oder Psyche.

Die ersten Wochen ging es mir einigermaßen gut, hatte ich wohl noch einiges Venlafaxin im Körper dass noch eine Weile „nachgewirkt“ hat. Aber als meine Leber alles vollständig abgebaut hatte, ging es mir wieder zusehends schlechter. Bulimieanfälle, depressive Phasen und Suizidgedanken kamen zurück und die Abstände wurden immer kürzer, die Anfälle umso heftiger.

Anfang Juni wurde es dann so heftig dass ich dieses verdammte Venlafaxin nehmen wollte und meinem Leben ein Ende setzen. Immerhin hatte ich noch gut 90 Stück, alleine in meiner Wohnung wäre es aussichtslos gewesen dass mich jemand noch rechtzeitig findet. Da mein Freund jedoch zu Besuch war konnte er mich mit Gewalt davon abhalten mehr als 3 Stück zu schlucken. Immerhin hat das Venlafaxin mich beruhigt, es ist und bleibt eben eine starke „Psychodroge“ und ich wurde wieder „klar“ im Kopf. Mein Körper fand es weniger gut, ich hab kaum ne Stunde geschlafen, lag mit heftigsten Bauchkrämpfen wach – um halb 3 bin ich ins Bett, um 6 Uhr morgens wieder aufgestanden und Kaffee gekocht. Mir war den ganzen übel, ich hatte Krämpfe und extreme Kreislaufprobleme; bin nur besoffen rumgetorkelt und hab die meiste Zeit mit dem Laptop im Bett verbracht und auf Besserung gewartet.

In der Hoffnung dass es mir psychisch wieder besser geht habe ich einen erneuten Versuch mit Venlafaxin gemacht – nur eine einzige pro Tag, zuletzt waren es 3! Mein Körper wollte sich aber definitiv nicht dran gewöhnen, mehr wie 3-4 Stunden Schlaf waren nicht drin, die Kreislaufprobleme, Krämpfe und Übelkeit steigerten sich. Als ich am Tag 8 nachts würgend und spuckend über der Toilette hing, war für mich Schluss – nie wieder wollte ich eine Venlafaxinersatzkapsel schlucken, komme was wolle! Das nächtliche Erbrechen hielt noch 2 Tage an (ohne Venlafaxin!) und mein Hormonhaushalt geriet komplett durcheinander – am Tag 10 bekam ich meine Menstruation völlig unerwartet, gut 8 – 10 Tage zu früh. Auch das hat sich bis jetzt noch nicht ganz normalisiert.
Ich habe die letzte Venlafaxinkapsel am Mittwoch vor Pfingsten genommen und es hat bis nach dem verlängerten Pfingstwochenende gedauert, bis es mir wieder ein bisschen normaler ging.

°°°AUGUST 2011: WIE GING ES WEITER? DER AKTUELLE STAND°°°

Da es mir ohne Trevilor nicht wirklich gut geht und ich psychisch sehr instabil bin, habe ich Ende Juni meinen Mut zusammen genommen und bin zu meinem Hausarzt und hab nach Trevilor gefragt. Er hat im Computer geschaut wann ich das letzte Rezept geholt habe und war nicht wirklich begeistert durch das eigenmächtige absetzten. Bevor ich mit dem aufzählen aller schrecklichen Nebenwirkungen fertig war, hatte er einen Vermerk im Computer gemacht und mir eine „aut Item“ – Rezept ausgestellt was besagt dass ich in der Apotheke nur Trevilor erhalten darf und kein gepanschtes Billigzeug. Es gibt eben doch noch nette vernünftige Ärzte!

Ich habe jetzt wieder mein Trevilor und es geht mir psychisch deutlich besser – als ohne, und die Verträglichkeit ist sehr gut wie zuvor. Ich nehme 150 – 225 mg täglich je nach Stimmung und Tagesform, nach so langer Zeit ist es schwer die optimale Dosis zu finden, mein Hausarzt ist da sicher kein Fachmann dafür und bei der Psychotherapeutin hier in Würzburg war ich erst einmal. Ich kämpfe noch ein bisschen mit Eingewöhnungsschwierigkeiten, vor allem Schlafproblemen. Trevilor kann aufputschend wirken so dass ich tagelang nach 4 Stunden Schlaf aufwache und dann oft morgens um 6 hellwach und voller Tatendrang aus dem Bett hüpfe. Aber spätestens nach 2 – 3 Tagen fordert mein seine dringend nötige Erholung und es passiert dass ich mich dann den ganzen Tag erschöpft fühle und gar nicht vollständig wach, leistungsfähig und konzentriert. Bisweilen kommt es vor dass ich vom Einkaufen zurückkomme, völlig erschöpft aufs Bett falle um mich kurz auszuruhen und sofort einschlafe und erst nach 1-2 Stunden wieder aufwache.

Tatsache ist auch dass ich am Donnerstag meine Rehaanträge bei der Krankenkasse eingereicht habe und ein erneuter Psychiatrieaufenthalt unausweichlich ist. Ich habe meine Psychotherapeutin darum gebeten weil ich weiß dass es das richtige ist, auch wenn es mich traurig stimmt Würzburg wieder (für ein paar Monate) zu verlassen.

°°°(WEITERE) RISIKEN DER „GESUNDHEITSREFORM“ UND MEINE MEINUNG ZU DEN (VERMEINTLICHEN) EINSPARUNGEN:°°°

200 Euro pro Monat (2400 Euro pro Jahr!) sind nicht wenig Geld für die Medikation einer chronisch Kranken, das ist mir durchaus bewusst, und auch dass meine Krankenversicherungsbeiträge das nicht abdecken, dazu kommen ja noch Arztbesuche für die Verordnungen, etc. Das Ersatzpräparat kostete nach meinen Internetrecherchen nur ca. 70 Euro.

*Trotzdem gilt es meiner Meinung nach folgendes zu bedenken:*

  1. Wenn derart heftige Nebenwirkungen wie Kreislauf- und Magen- Darmprobleme auftreten ist NIEMAND arbeitsfähig. Es müssen also die Kosten für die Arztbesuche (Krankschreibungen) gezahlt werden, nach 6 Wochen Lohnfortzahlung durch den Arbeitgeber fällt für die Krankenversicherung unter Umständen Krankengeld an, dass finanziert werden muss. Wird das durch 130 Euro Ersparnis gedeckt?
  2. Ich weiß von einer Betroffenen in einem Internetforum dass Sie zusätzlich zum Venlafaxingenerikum MCP – Tropfen verordnet bekam um mit der extremen Übelkeit klarzukommen. Sind also zusätzliche Medikamente nötig gegen die Nebenwirkungen, verringert sich die Kostenersparnis beträchtlich.
  3. Ich bin wie eine Betrunkene durch den Supermarkt geschwankt um meine Einkäufe zu erledigen – kommt es zu einem Zusammenbruch und man verbringt ein paar Tage im Krankenhaus (Kosten knapp 400 Euro für Essen Betreuung durch das Pflegepersonal pro Tag! – ärztliche Untersuchungen und individuell erhalten Therapien und Medikamente gehen extra).
  4. Die hohe Wahrscheinlichkeit des Absetzens von Generika wegen der unverhältnismäßigen Nebenwirkungen, Gefahr von Rückfällen und erneute Klinikaufenthalte. Sind Mütter Betroffen – Venlafaxin findet auch häufig bei postpartalen Depressionen Anwendung – kommen für die Krankenkassen noch die Kosten für die Kinderbetreuung dazu.
  5. Wäre es zu einem Suizidversuch gekommen und mein Freund hätte mich rechtzeitig gefunden – wenn ich das Venlafaxin genommen hätte nachdem er eingeschlafen ist – und ich wäre auf der Intensivstation gelandet, auch dafür hätte das „gesparte Geld“ sicher nicht ausgereicht.
  6. Ich habe (bis jetzt) nur ein Dauermedikament, 2 – 3 Stück egal wie es aussieht. Generika unterscheiden sich nicht nur in den Hilfsstoffen und, sondern auch in Größe, Form und Farbe. Werden also nicht mehr Medikamente sondern nur noch „Wirkstoffe“ verordnet, würde das für psychisch sehr beeinträchtigte oder älteren Menschen bedeuten, gerade wenn mehrere Medikamente dauerhaft nötig sind, dass es leicht zu Verwechselungen und falschen Dosierungen kommt. Meiner Meinung nach könnten lebensgefährliche, aber zumindest klinisch behandlungsbedürftige, Folgen bald an der Tagesordnung sein.


°°°MEIN FAZIT:°°°

Mein Bericht bezieht sich zwar auf meine Erfahrungen mit Trevilor /Venlafaxin, aber die Zulassungsbestimmungen für Generika und die Vorschrift ab sofort Wirkstoffe statt Medikamente zu verordnen, sind auch für alle anderen (dauerhaft) benötigten Medikamente übertragbar und daher geht das Thema ALLE an und kann JEDEN irgendwann betreffen.

Natürlich kaufe ich mir auch billiges Ibuprofen statt >>Dolormin<<, aber das nehme ich nur gelegentlich im Akutfall bei starken Kopfschmerzen, und wenn mir das eine Präparat von Firma X nicht sonderlich bekommt kann ein paar Tage später in die Apotheke gehen und nach Tabletten von Firma Y oder Z fragen.

Sollte aus Kostengründen die Umstellung auf ein Generikum in Erwägung gezogen werden, dann bitte auf ein spezielles Mittel unter engmaschiger ärztlicher Kontrolle – nur so ist gewährleistet, dass Unverträglichkeiten auf bestimmte Hilfsstoffe erkannt werden, die Heftigkeit der Nebenwirkungen wird überwacht und es kann im Notfall eingeschritten werden und die individuell benötigte Dosis kann ermittelt werden, und das solange bis eine 100 %-ige Therapieäquivalenz gewährleistet ist! Abweichungen der Plasmakonzentration nach oben oder unten sind schließlich zulässig – und jeder reagiert anders. Einfach die Patienten mit einem neuen Medikament nach Hause schicken, wo es keine umfangreichen klinischen Studien gibt, halte ich für unverantwortliche, rücksichtslose Experimente mit chronisch (schwer) kranken Menschen. Und dieses Medikamentenhopping geht gar nicht!

Ich kann nur jedem raten in einem solchen Fall zum Arzt zu gehen, notfalls täglich, und über (neue) Nebenwirkungen zu klagen, sich ruhig krankschreiben zu lassen oder sich eben auch im Krankenhaus betreuen zu lassen. Ich werde mich nicht mehr allein abquälen, und vielleicht fällt es ja doch mal auf dass deutlich mehr Kosten anfallen wenn von einer Apotheke ein Generikum abgerechnet wird als in den Zeiten wo die Rechnungen für das „überteuerte“ Originalprodukt kamen. Es kann und darf nicht sein dass so mit der Gesundheit von kranken Menschen „gespielt“ und experimentiert wird, mit der „Menschenwürde“ im Grundgesetz und der gesetzlichen Krankenversorgung hat das nichts mehr zu tun. Man ist einfach nur ein lästiger Kostenfaktor der um jeden Preis verringert werden muss.

Danke für Alle Lesungen, Bewertungen & vor allem Kommentare!

8. August 2011
©Judith (julinchen1979)

28 Bewertungen, 9 Kommentare

  • kruegerchristine

    22.01.2012, 09:03 Uhr von kruegerchristine
    Bewertung: besonders wertvoll

    Auch wenn' schon ein bisschen spät ist. Die Höchstwertung "BW" lasse ich trotzdem noch da! Sorry für meine Verspätung! LG Günter :-)

  • Mondlicht1957

    11.09.2011, 18:09 Uhr von Mondlicht1957
    Bewertung: sehr hilfreich

    Sehr hilfreich und liebe Grüsse wäre Deluxewürdig, aber leider wird das ja seit Monaten nicht mehr vergeben LG

  • morla

    10.09.2011, 23:15 Uhr von morla
    Bewertung: besonders wertvoll

    lg. ^^^^^^^^^^^^^^petra

  • katjafranke

    10.09.2011, 21:30 Uhr von katjafranke
    Bewertung: besonders wertvoll

    Liebe Grüße von der KATJA

  • goat

    10.09.2011, 20:49 Uhr von goat
    Bewertung: besonders wertvoll

    Unsere ach so tolle Gesundheitsreform geht schon lange den Bach runter. Es grenzt an Hohn und Spott, was auf dem Rücken der Patienten, die auf Medikamente angewiesen sind, ausgetragen wird. Ärzte stehen teilweise sehr machtlos daneben und müssen zusehen, wie ihre Patienten mit Problemen zu kämpfen haben, die bei angeblich wirkungsgleichen Medikamenten auftreten. So geschehen auch bei meiner Mutter, die plötzlich allergisch auf eines ihrer (Ausweich-)Medikamente reagierte. Angeblich sollte die Zusammensetzung die gleiche sein. Das Präperat war "nur" billiger. Hm, ich darf mich lieber gar nicht zu sehr über das Thema auslassen. Dein Bericht ist wie immer top und verdient gar nichts anderes als ein bw.

  • Miraculix1967

    10.09.2011, 18:28 Uhr von Miraculix1967
    Bewertung: besonders wertvoll

    Eindeutig BW! Schönes Wochenende und LG aus dem gallischen Dorf Miraculix1967

  • uhlig_simone@t-online.de

    10.09.2011, 16:49 Uhr von [email protected]
    Bewertung: besonders wertvoll

    ein schönes WE

  • 0Laggy0

    10.09.2011, 16:16 Uhr von 0Laggy0
    Bewertung: besonders wertvoll

    Ein angenehmes Wochenende wünscht der Laggy

  • sigrid9979

    10.09.2011, 15:43 Uhr von sigrid9979
    Bewertung: sehr hilfreich

    Wünsche ein schönes Wochenende ...