Erfahrungsbericht von campimo
Bananenrepublik?
Pro:
s.u.
Kontra:
s.u.
Empfehlung:
Nein
Zum Thema R wie Rechte.
(Ihr braucht den Bericht nicht zu bewerten, ich habe ihn geschrieben, damit ihn vielleicht der eine oder andere liest und sich ein paar Gedanken dazu macht. Es gibt für solche Berichte keine Vergütung und deshalb könnt ihr euch die Zeit für den Klick sparen. Wer mich bewerten will, sollte lieber auf einen anderen Bericht klicken)
Wir leben in einem Rechtsstaadt. In der Bundesrepublik Deutschland hat jeder Bürger vor dem Gesetz die gleichen Rechte, jeder hat Grundrechte, wir sind alle gleichgestellt und es hat sogar jeder das Recht auf einen juristischen Beistand. Letzteres bedeutet, daß Personen, die zu arm sind, sich einen eigenen Anwalt zu leisten, einen Antrag Rechtsbeihilfe stellen können und mit der Bewilligung einen Anwalte aufsuchen können. Die Anwälte können allerdings selbst entscheiden, ob sie den armen Bürger vertreten möchten oder nicht – die Bezahlung ist in solchen Fällen nämlich schlechter.
Nun will ich aber nicht lange theoretisieren, sondern einen Erfahrungsbericht schreiben. Campimo und seine wirtschaftlichen Rechtsfälle.
1.) Ein Studentenjob in einem Supermarkt, wovon ich generell nur sehr abraten kann. Aufgrund von Mobbing kündigte ich, ließ mich direkt danach krankschreiben und verlangte Resturlaub, nebst Restgehalt ausgezhalt zu bekommen, so wie es mir zustand. Es kam nichts! Daher wendete ich mich an die zuständige Gewerkschaft (damals HBV, heute Verdi), die mir sagten, da ich bereits in einer anderen Gewerkschaft Mitglied war (der Branche meines Studienfachs zugeordnet), sind sie bereit, mich zu vertreten. Ich mußte nur noch von der einen zur anderen Gewerkschaft umbeswitcht werden und schon wurde dem Lebensmitteleinzalhandelskonzern die Klage angedroht. Schwups – bis auf 100,- DM haben sie sehr schnell gezahlt. Diesen kleinen Betrag wollten sie behalten und erfanden eine Begründung, in Form einer Vertragsverletzung, die ich begangen hätte. Die Gewerkschaft sagte, ich soll doch bitte Verständnis dafür haben, daß es unwirtschaftlich ist, ein Klageverfahren für den kleinen Betrag von 100,- Euro anzustrengen. Also beantragt ich Rechtsbeihilfe, die mir auch bewilligt wurde und versuchte einen Anwalt zu finden. Aber mit mir und meinen 100,- DM wollte sich kein Anwalt abgeben. Wahrscheinlich sollte ich Verständnis dafür haben, daß der Konzern unbedingt meine 100,- DM benötigt, daß Anwälte nur lukrativere Fälle annehmen können und die Gewerkschaft nun wirklich nicht bei jeder kleinen Summe tätig werden kann – klar als Student hatte ich ja auch wirklich genug Geld; deshalb habe ich ja auch im Supermarkt gejobbt.
2.) Ich hatte ein Angestelltenverhältnis als Diplom-Ingenieur und wunderte mich, daß mein Gehalt noch nicht überwiesen war. Nicht nur ich habe mich gewundert. Lange Rede, kurzer Sinn, wir haben alle kein Geld bekommen. Die Firma war Pleite – offiziell jedenfalls. Also haben wir alle unsere Rechte genutzt, und per Anwalt unser Geld eingeklagt, besser gesagt einzuklagen versucht. Damals hat es noch nicht 2,5 Jahre gedauert, bis man seinen Titel hat, sondern ca. 8 oder 9 Monate. Ich hatte nicht viel Streß mit dem Fall, weil mein Anwalt alles erledigt hatte, und da auch mehrere von uns Kollegen zum gleichen Anwalt gingen, war alles recht einfach zu handelt. Das Ergebnis: jeder von uns hatte einen Titel. D.h. jeder von uns hat höchst offiziell bescheinigt bekommen, daß uns unser Geld zusteht und gezahlt werden muß. ABER wir Mitarbeiter waren nicht die einzigen, die auf Geld warteten. Da gab es Banken, Vermieter, Geschäftspartner ... alle wollten ihr Geld haben, so daß es eine Schlange von Gläubigern gab, hinter die man sich anstellen kann. Hinter vorgehaltener Hand hörten wir, daß der Chef seinen Besitz auf seine Lebensgefährtin überschreiben lassen hat.
3.) Ich hatte einen Auftrag als Kleinunternehmer von einem etwas größeren Unternehmer angenommen. Alles lief bestens, bis ich den Auftrag kündigte. Es handelte sich um ca. 20.000 ,- DM, die er nicht herausrücken wollte. Also suchte ich mir mal wieder einen Anwalt, um mein Recht zu bekommen. Dieses mal war es nicht so einfach, weil der praktizierende Auftraggeber gar kein Unternehmer war, sondern bei anderer Gelegenheit schon die Brauchbarkeit seiner Papiere verspielt hatte. Dieses Problem war überwindbar, weil ich meinen Schriftverkehr mit dem Briefkopf der offiziellen Auftraggeberin, die tatsächlich seine Buchhalterin war geführt hatte. So mußte ich eine kleine Buchhalterin verklagen, die aus Zuneigung ein Gewerbe angemeldet hatt, für jemanden der sie im Prinzip dazu mißbrauchte, weil er selbst keine Geschäfte mehr machen konnte. Es hat 2,5 Jahre gedauert, bis wir uns vor Gericht sahen. Der Auftraggeber trat als Geschäftsfüher auf und eine Sekretärin wurde als Zeugin geladen. Einiges Geld hatte er schon selbst an Mitarbeiter von mir ausgezahlt, um diese nun für sich einzuspannen. Um das Ganze abzukürzen: Mir wurde per Gericht das Geld, was mir zustand zugesprochen, er hat es aber nicht an mich überwiesen. Woraufhin ich noch mehrfach meinen Anwalt anrief, der mir sagte, ich solle noch Geduld haben, oder keine Zeit für mich hatte, oder nicht da war ... Die Restsumme war ihm wohl nicht mehr lukrativ genug, um an dem Fall dran zu bleiben. Also habe ich eigentlich das Geld, was MEINS – mein Einkommen – war nicht erhalten.
4.) Der nächste Unternehmer, der nicht zahlte ... Anwalt ... Mahnbescheid ... Ergebnis: Er hatte gar kein Gewerbe angemeldet, gebärdete sich nur als Unternehmer, bezog wohl nebenbei Sozialhilfe und hatte einen Offenbarungseid (heißt heute Eidesstatliche Erklärung) und auch hier war ich nicht der erste, der sich in die Schlange der Gläubiger anstellt. Das Geld werde ich mit Sicherheit nicht erhalten. Aber ich habe gelernt, bevor ich mit jemandem Geschäfte mache, muß ich ihn überprüfen. Ist das ein offizielles Unternehmen, hat er einen negativen Schufa – Eintrag ... So etwas ist mir natürlich nur einmal passiert. In diesem Fall habe ich das Sozialamt in dessen Stadtbezirk diese Person lebt angeschrieben, mit dem Hinweis, daß er schwarz als Unternehmer fungiert und umrissen, was er so treibt. Kurze Zeit später kam ein Brief zurück, ohne Beweis könne man gegen diesen Mann nichts tun. Bei dieser Lektüre habe ich mir an den Kopf gefaßt. Haben die Sozialämter so viel Geld zu verschenken, daß sie solchen Hinweis nicht nachgehen wollen?
Und was ist jetzt mit mir? Bin ich unter so viel Geldverlust auch Bankrott? Wurde ich auch verklagt? Habe ich meinen Besitz meiner Freundin überschrieben? – Denn das mit dem Überschreiben habe ich ja durch meine Erfahrung gelernt. Tja dann bliebe ja noch die Frage, ob wenn ..., meine Freundin mich verlassen hat oder treu geblieben ist??? Aber ich muß Euch enttäuschen; Es gibt in dieser Hinsicht nichts spannendes zu berichten: Ich habe mich wieder in einen Angestellten – Job geflüchtet und bin heilfroh, daß ich es geschafft habe, bei einer großen Firma zu landen. Verklagt wurde ich bisher auch noch nie.
Aber die erlebten Fälle haben mich nicht nur wütend und verzweifelt gemacht, sondern auch zum Nachdenken angeregt. Denn durch den mehrfachen Verlust von Gehältern, bzw. Einkommen ging es mir zeitweise relativ schlecht. Es war eigentlich pures Glück, daß ich mich nochmal retten konnte und da denkt man schon manchmal, was wäre wenn... Ich hätte auch keine Lust bei einem Autoverkauf hinterher nicht einmal mehr die Hälfte vom Kaufpreis zu erhalten und dieses Geld dann wegzugeben, obwohl ich selbst die Lage nicht verschuldet hätte, sondern durch die Insolvenzen und Zahlungsunwilligkeiten anderer in die Situation gedrängt worden wäre.
Zu diesem Thema kann man noch vieles sagen, aber ich höre an dieser Stelle damit auf.
(Ihr braucht den Bericht nicht zu bewerten, ich habe ihn geschrieben, damit ihn vielleicht der eine oder andere liest und sich ein paar Gedanken dazu macht. Es gibt für solche Berichte keine Vergütung und deshalb könnt ihr euch die Zeit für den Klick sparen. Wer mich bewerten will, sollte lieber auf einen anderen Bericht klicken)
Wir leben in einem Rechtsstaadt. In der Bundesrepublik Deutschland hat jeder Bürger vor dem Gesetz die gleichen Rechte, jeder hat Grundrechte, wir sind alle gleichgestellt und es hat sogar jeder das Recht auf einen juristischen Beistand. Letzteres bedeutet, daß Personen, die zu arm sind, sich einen eigenen Anwalt zu leisten, einen Antrag Rechtsbeihilfe stellen können und mit der Bewilligung einen Anwalte aufsuchen können. Die Anwälte können allerdings selbst entscheiden, ob sie den armen Bürger vertreten möchten oder nicht – die Bezahlung ist in solchen Fällen nämlich schlechter.
Nun will ich aber nicht lange theoretisieren, sondern einen Erfahrungsbericht schreiben. Campimo und seine wirtschaftlichen Rechtsfälle.
1.) Ein Studentenjob in einem Supermarkt, wovon ich generell nur sehr abraten kann. Aufgrund von Mobbing kündigte ich, ließ mich direkt danach krankschreiben und verlangte Resturlaub, nebst Restgehalt ausgezhalt zu bekommen, so wie es mir zustand. Es kam nichts! Daher wendete ich mich an die zuständige Gewerkschaft (damals HBV, heute Verdi), die mir sagten, da ich bereits in einer anderen Gewerkschaft Mitglied war (der Branche meines Studienfachs zugeordnet), sind sie bereit, mich zu vertreten. Ich mußte nur noch von der einen zur anderen Gewerkschaft umbeswitcht werden und schon wurde dem Lebensmitteleinzalhandelskonzern die Klage angedroht. Schwups – bis auf 100,- DM haben sie sehr schnell gezahlt. Diesen kleinen Betrag wollten sie behalten und erfanden eine Begründung, in Form einer Vertragsverletzung, die ich begangen hätte. Die Gewerkschaft sagte, ich soll doch bitte Verständnis dafür haben, daß es unwirtschaftlich ist, ein Klageverfahren für den kleinen Betrag von 100,- Euro anzustrengen. Also beantragt ich Rechtsbeihilfe, die mir auch bewilligt wurde und versuchte einen Anwalt zu finden. Aber mit mir und meinen 100,- DM wollte sich kein Anwalt abgeben. Wahrscheinlich sollte ich Verständnis dafür haben, daß der Konzern unbedingt meine 100,- DM benötigt, daß Anwälte nur lukrativere Fälle annehmen können und die Gewerkschaft nun wirklich nicht bei jeder kleinen Summe tätig werden kann – klar als Student hatte ich ja auch wirklich genug Geld; deshalb habe ich ja auch im Supermarkt gejobbt.
2.) Ich hatte ein Angestelltenverhältnis als Diplom-Ingenieur und wunderte mich, daß mein Gehalt noch nicht überwiesen war. Nicht nur ich habe mich gewundert. Lange Rede, kurzer Sinn, wir haben alle kein Geld bekommen. Die Firma war Pleite – offiziell jedenfalls. Also haben wir alle unsere Rechte genutzt, und per Anwalt unser Geld eingeklagt, besser gesagt einzuklagen versucht. Damals hat es noch nicht 2,5 Jahre gedauert, bis man seinen Titel hat, sondern ca. 8 oder 9 Monate. Ich hatte nicht viel Streß mit dem Fall, weil mein Anwalt alles erledigt hatte, und da auch mehrere von uns Kollegen zum gleichen Anwalt gingen, war alles recht einfach zu handelt. Das Ergebnis: jeder von uns hatte einen Titel. D.h. jeder von uns hat höchst offiziell bescheinigt bekommen, daß uns unser Geld zusteht und gezahlt werden muß. ABER wir Mitarbeiter waren nicht die einzigen, die auf Geld warteten. Da gab es Banken, Vermieter, Geschäftspartner ... alle wollten ihr Geld haben, so daß es eine Schlange von Gläubigern gab, hinter die man sich anstellen kann. Hinter vorgehaltener Hand hörten wir, daß der Chef seinen Besitz auf seine Lebensgefährtin überschreiben lassen hat.
3.) Ich hatte einen Auftrag als Kleinunternehmer von einem etwas größeren Unternehmer angenommen. Alles lief bestens, bis ich den Auftrag kündigte. Es handelte sich um ca. 20.000 ,- DM, die er nicht herausrücken wollte. Also suchte ich mir mal wieder einen Anwalt, um mein Recht zu bekommen. Dieses mal war es nicht so einfach, weil der praktizierende Auftraggeber gar kein Unternehmer war, sondern bei anderer Gelegenheit schon die Brauchbarkeit seiner Papiere verspielt hatte. Dieses Problem war überwindbar, weil ich meinen Schriftverkehr mit dem Briefkopf der offiziellen Auftraggeberin, die tatsächlich seine Buchhalterin war geführt hatte. So mußte ich eine kleine Buchhalterin verklagen, die aus Zuneigung ein Gewerbe angemeldet hatt, für jemanden der sie im Prinzip dazu mißbrauchte, weil er selbst keine Geschäfte mehr machen konnte. Es hat 2,5 Jahre gedauert, bis wir uns vor Gericht sahen. Der Auftraggeber trat als Geschäftsfüher auf und eine Sekretärin wurde als Zeugin geladen. Einiges Geld hatte er schon selbst an Mitarbeiter von mir ausgezahlt, um diese nun für sich einzuspannen. Um das Ganze abzukürzen: Mir wurde per Gericht das Geld, was mir zustand zugesprochen, er hat es aber nicht an mich überwiesen. Woraufhin ich noch mehrfach meinen Anwalt anrief, der mir sagte, ich solle noch Geduld haben, oder keine Zeit für mich hatte, oder nicht da war ... Die Restsumme war ihm wohl nicht mehr lukrativ genug, um an dem Fall dran zu bleiben. Also habe ich eigentlich das Geld, was MEINS – mein Einkommen – war nicht erhalten.
4.) Der nächste Unternehmer, der nicht zahlte ... Anwalt ... Mahnbescheid ... Ergebnis: Er hatte gar kein Gewerbe angemeldet, gebärdete sich nur als Unternehmer, bezog wohl nebenbei Sozialhilfe und hatte einen Offenbarungseid (heißt heute Eidesstatliche Erklärung) und auch hier war ich nicht der erste, der sich in die Schlange der Gläubiger anstellt. Das Geld werde ich mit Sicherheit nicht erhalten. Aber ich habe gelernt, bevor ich mit jemandem Geschäfte mache, muß ich ihn überprüfen. Ist das ein offizielles Unternehmen, hat er einen negativen Schufa – Eintrag ... So etwas ist mir natürlich nur einmal passiert. In diesem Fall habe ich das Sozialamt in dessen Stadtbezirk diese Person lebt angeschrieben, mit dem Hinweis, daß er schwarz als Unternehmer fungiert und umrissen, was er so treibt. Kurze Zeit später kam ein Brief zurück, ohne Beweis könne man gegen diesen Mann nichts tun. Bei dieser Lektüre habe ich mir an den Kopf gefaßt. Haben die Sozialämter so viel Geld zu verschenken, daß sie solchen Hinweis nicht nachgehen wollen?
Und was ist jetzt mit mir? Bin ich unter so viel Geldverlust auch Bankrott? Wurde ich auch verklagt? Habe ich meinen Besitz meiner Freundin überschrieben? – Denn das mit dem Überschreiben habe ich ja durch meine Erfahrung gelernt. Tja dann bliebe ja noch die Frage, ob wenn ..., meine Freundin mich verlassen hat oder treu geblieben ist??? Aber ich muß Euch enttäuschen; Es gibt in dieser Hinsicht nichts spannendes zu berichten: Ich habe mich wieder in einen Angestellten – Job geflüchtet und bin heilfroh, daß ich es geschafft habe, bei einer großen Firma zu landen. Verklagt wurde ich bisher auch noch nie.
Aber die erlebten Fälle haben mich nicht nur wütend und verzweifelt gemacht, sondern auch zum Nachdenken angeregt. Denn durch den mehrfachen Verlust von Gehältern, bzw. Einkommen ging es mir zeitweise relativ schlecht. Es war eigentlich pures Glück, daß ich mich nochmal retten konnte und da denkt man schon manchmal, was wäre wenn... Ich hätte auch keine Lust bei einem Autoverkauf hinterher nicht einmal mehr die Hälfte vom Kaufpreis zu erhalten und dieses Geld dann wegzugeben, obwohl ich selbst die Lage nicht verschuldet hätte, sondern durch die Insolvenzen und Zahlungsunwilligkeiten anderer in die Situation gedrängt worden wäre.
Zu diesem Thema kann man noch vieles sagen, aber ich höre an dieser Stelle damit auf.
20 Bewertungen, 1 Kommentar
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25.03.2007, 14:08 Uhr von hjid55
Bewertung: sehr hilfreichSh & lg Sarah
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