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Erfahrungsbericht von winselwuermchen

DIe Bürgschaft

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Schiller - Die Bürgschaft

Eines meiner Lieblingsgedichte und auch (meiner Meinung nach) eine der schönsten Balladen die je geschrieben wurde ist eindeutig Friedrich Schillers >Die Bürgschaft

----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2003-01-25 01:39:48 mit dem Titel DIE BÜRGSCHAFT

Schiller - Die Bürgschaft

Eines meiner Lieblingsgedichte und auch (meiner Meinung nach) eine der schönsten Balladen die je geschrieben wurde ist eindeutig Friedrich Schillers >Die Bürgschaft<. Um 1795 geschrieben birgt sie die wahre Vorstellung einer Freundschaft, wie sie sich jeder Mensch, der ehrlich ist, wünscht..
Früher wurden die Schüler damit gequält Gedichte von Schiller auswendig zu lernen, was ihnen die Begeisterung für eine solche Art der Lyrik sehr schmälerte. Hat doch schon die Bürgschaft eine umfangreiche Länge von 20 Versen.
Wenn man nun ein Gedicht dieser Länge auswendig lernen muß, ist man meist wenig daran interessiert sich auch noch über den Inhalt Gedanken zu machen (obwohl dieser bei ?der Bürgschaft? eigentlich leicht zu verstehen ist). Und gerade das finde ich sehr schade, da viele Jugendliche vielleicht Hilfe oder Kraft in diesem Gedicht finden könnten (auch wenn es uncool ist Gedichte zu lesen). Hip Hop ist geil, Gedichte sind doof, obwohl beides im Prinzip dasselbe ist, nur die Sprachweise verschieden.

Worum geht es in dem Gedicht?

Ein Mann, uns vorgestellt als Damon, dringt in den Palast des tyrannischen Königs Dionys ein um diesen mit einem Messer zu töten. Doch wird er von dessen ?Leibwache? sofort gefangengenommen und vor den König geführt. Dieser ist nicht unbedingt angetan vom Vorhaben des jungen Mannes und spricht das Todesurteil über ihn aus. Am Kreuz soll er sterben für den Versuch des Königsmordes.
Damon beugt sich dem Urteil, bittet den König aber um drei Tage Zeit bis zur Vollstreckung, da er noch seine Schwester (die wohl etwas weiter weg lebt) mit ihrem Liebhaber vermählen will. Er bietet dem König zur Sicherheit, das er wiederkommt an, das sein Freund für ihn als Bürge festgehalten wird.
Dionys findet den Vorschlag nach kurzem Überlegen gut, ist er doch überzeugt davon, dass Damon den Freund im Stich lässt und flieht. So sagt er auch zu ihm, dass er ihm drei Tage Zeit gibt, sein Freund allerdings am ende des dritten Tages gekreuzigt wird falls Damon nicht mehr erscheint, allerdings will er ihm dann sein Todesurteil aufheben.
Wahrscheinlich will Dionys mit der Kreuzigung des unschuldigen Freundes seine Grausamkeit vor dem Volk noch verdeutlichen.
Damons Freund willigt in die Bürgschaft ein und wird in den Kerker gesteckt.
Bevor der dritte Tag beginnt macht sich Damon eilends auf den Rückweg um wieder den Platz einzunehmen für den sein Freund momentan einsteht.
Doch gestaltet sich der Rückweg schwierig, da sintflutartiger Regen den Bach den er überqueren muß zum reißenden Strom anschwellen lässt und auch die einzige Brücke die darüberhinweg führt wegreist. Nach einiger Zeit des Wartens stürzt er sich aus Angst um seinen Freund in die Fluten und schafft es wirklich an die andere Seite zu schwimmen.
Kaum ist er allerdings an der anderen Seite angekommen als er von Räubern angegriffen wird. Aber Damon ist schon so in Panik wegen der bereits verstrichenen Zeit, dass er einem die Keule entreißt und drei erschlägt, die anderen fliehen.
Von den Anstrengungen und der momentanen Hitze geplagt fällt er schließlich geschwächt auf den Boden und fleht Gott um des Freundes willen um Hilfe an. In diesem Moment hört er ganz in der Nähe eine Quelle, aus der er trinkt und sich soweit erfrischen kann, um wieder weiterzulaufen.
Erst gegen Abend erreicht er die Stadtmauern und sieht Leute die zum Marktplatz gehen und sich über die bevorstehende Kreuzigung unterhalten. So schnell er kann läuft er dorthin und lässt sich auch nicht von einem Angestellten seines Hauses der ihn erkennt zurückhalten.
Wenn sein Freund jetzt wirklich gekreuzigt werden soll, dann will er auch den selben Tod erleiden. Der König soll sich nicht rühmen können dass Damon seinem Freunde die Pflicht gebrochen hat.
So stürzt er auf den Marktplatz und ruft dem Henker zu das er zurückgekommen sei um sein Urteil entgegenzunehmen.
Die versammelte Menge ist nicht wenig erstaunt darüber und viele weinen mit den sich inzwischen in den Armen liegenden Freunden.
Der König hört mit Verwunderung davon dass Damon zurückgekehrt ist und lässt die Freunde vor seinen Thron bringen. Nachdem er sie eine Weile angeschaut hat, erklärt er ihnen, dass sie es geschafft haben ihm das Herz zu öffnen, da Freundschaft und Treue wohl doch keine leeren Worte sind. Er lässt sie frei und bittet sie anschließend darum ihn auch als ihren Freund aufzunehmen.

Ich hoffe ich konnte Euch nun auf den Geschmack dieses Gedichtes bringen (falls es noch nicht bekannt war).
Und damit es direkt gelesen werden kann, hab ich es einfach mal abgetippt für Euch:



Zu Dionys dem Tyrannen
Schlich Damon den Dolch im Gewande
Ihn schlugen die Häscher in Bande
Was wolltest Du mit dem Dolche, sprich
entgegnet ihm finster der Wüterich
die Stadt vom Tyrannen befreien
Das sollst Du am Kreuze bereuen

Ich bin, spricht jener, zu sterben bereit
Und fleh nicht um mein Leben,
doch willst Du Gnade mir geben,
so bitt ich Dich um drei Tage Zeit
bis ich die Schwester dem Gatten gefreit
ich lasse den Freund Dir als Bürgen,
ihn magst Du, entrinn ich, erwürgen.

Da lächelt der König mit arger List
Und spricht nach kurzem Bedenken:
Drei Tage will ich Dir schenken.
Doch wisse, wenn sie verstrichen die Frist
Bevor Du zurück mit gegeben bist,
so muss er statt deiner erblassen,
doch Dir ist die Strafe erlassen.

Und erkommt zum Freunde: Der König gebeut,
Dass ich am Kreuz mit dem Leben,
bezahle das frevelnde Streben
Doch will er mir gönnen drei Tage Zeit
Bis ich die Schwester dem Gatten gefreit,
so bleib Du dem König zum Pfande,
bis ich kommt zu lösen die Bande.

Und schweigend umarmt ihn der treue Freund
Und liefert sich aus dem Tyrannen
Der andere ziehet von dannen
Und ehe das dritte Morgenrot scheint
Hat er schnell mit dem Gatten die Schwester vereint
Eilt heim mit sorgender Seele
Damit er die Frist nicht verfehle

Da gießt unendlicher Regen herab
Von den Bergen stürzen die Quellen
Und die Bäche, die Ströme schwellen
Und erkommt ans Ufer mit wanderndem Stab,
da reißet die Brücke der Strudel hinab,
und donnernd sprengen die Wogen
des Gewölbes krachenden Bogen

Und trostlos irrt er an Ufers Rand
Wie weit er auch spähet und blicket
Und die Stimme, die rufende, schicket
Da stößet kein Nachen vom sicheren Strand,
der ihn setzte an des gewünschte Land.
Kein Schiffer lenket die Fähre
und der wilde Strom wird zum Meere

Da sinkt er ans Ufer und weint und fleht,
die Hände zum Zeus erhoben,
O hemme des Stromes toben,
Es eilen die stunden, im Mittag steht
Die Sonne und wenn sie niedergeht,
und ich kann die Stadt nicht erreichen,
so muss der Freund mir erbleichen






Doch wachsend erneut sich des Stromes Wut,
und Welle auf Welle zerrinnet
und Stunde an Stunde entrinnet,
da treibet die Angst ihn, da fasst er sich Mut
und wirft sich hinein in die brausende Flut,
und teilt mir gewaltigen Armen
Den Strom, und ein Gott hat Erbarmen.

Und gewinnt das Ufer und eilet fort,
und danket dem rettenden Gotte
da stürzet die raubende Rotte
hervor aus des Waldes nächtlichem Ort,
den Pfad ihm sperrend, und schnaubet Mord
und hemmet des Wanderers Eile
mit drohend geschwungener Keule

Was wollt ihr? Ruft er für Schrecken bleich,
ich habe nichts als mein Leben,
das muß ich dem Könige geben
und entreißt die Keule dem nächsten gleich
um des Freundes willen erbarmet euch
und drei mit gewaltigen Streichen,
erlegt er, die andern entweichen.

Und die Sonne versendet glühenden Brand
Und von der unendlichen Mühe
Ermattet sinken die Knie
O hast Du mich gnädig aus Räubershand,
aus dem Strom mich gerettet ans heilige Land,
und soll hier verschmachtend verderben,
und der Freund mir, der liebende, sterben.

Und horch? Da sprudelt es silberhell
Ganz nahe, wie rieselndes Rauschen,
und stille hält er zu lauschen,
und sich, aus dem Felsen geschwätzig, schnell,
springt murmelnd hervor ein lebendiger Quell,
und freudig bückt er sich nieder,
und erfrischt die brennenden Glieder

und die Sonne blickt durch der Zweige Grün
Und malt auf den glänzenden matten
Der Bäume gigantische Schatten,
und zwei Wanderer sieht er die Straße zieh,
will eilenden Laufes vorüber fliehn,
der hört er die Worte sie sagen:
jetzt wird er ans Kreuze geschlagen

und die Angst beflügelt den eilenden Fuß,
ihn jagen der Sorgen Qualen,
da schimmern in Abendrots Strahlen ,
von ferne die Zinnen von Syrakus,
und entgegen kommt ihm Philostratus,
des Hauses redlicher Hüter,
der erkennet entsetzt den Gebieter:

Zurück! Du rettest den Freund nicht mehr,
So rette das eigene Leben,
den Tod erleidet er eben,
Von Stunde zu Stunde gewartet er,
mit hoffender Seele der Wiederkehr,
ihm konnte den mutigen Glauben
der Hohn des Tyrannen nicht rauben.

Und ist es zu spät, und kann ich ihm nicht,
ein Retter willkommen erscheinen,
so soll mich der Tod ihm vereinen,
des rühme der blutge Tyrann sich nicht,
dass der Freund dem Freunde gebrochen die Pflicht,
er schlachte der Opfer zweie,
und glaube an Liebe und Treue.

Und die Sonne geht unter, da steht er am Tor
Und sieht das Kreuz schon erhöhet,
das die Menge gaffend umstehet,
An dem Seile schon zieht man den Freunde empor,
da zertrennt er gewaltig den dichten Chor:
Mich, Henker! Ruft er, erwürget,
da bin ich, für den er gebürget.

Und Erstaunen ergreifet das Volk umher,
In den Armen liegen sich beide,
und weinen für Schmerzen und Freude,
da sieht man kein Auge tränenleer,
und zum Könige bringt man die Wundermär,
der fühlt ein menschliches Rühren,
lässt schnell vor den Thron sie führen.

Und blicket sie lange verwundert an,
drauf spricht er: es ist euch gelungen,
ihr habt das Herz mir bezwungen,
Und die Treue sie ist doch kein leerer Wahn,
so nehmet auch mich zum Genossen an,
ich sei, gewährt mir die Bitte,
in eurem Bunde der Dritte.




----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2003-01-25 01:39:24 mit dem Titel DIe Bürgschaft

Schiller - Die Bürgschaft

Eines meiner Lieblingsgedichte und auch (meiner Meinung nach) eine der schönsten Balladen die je geschrieben wurde ist eindeutig Friedrich Schillers >Die Bürgschaft

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