Dirty Dancing (VHS) Testbericht

Dirty-dancing-vhs-musikfilm
ab 12,92
Auf yopi.de gelistet seit 10/2004

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Erfahrungsbericht von Kuhli

The Summer auf Love

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

“I’ve had the time of my life
No I never felt this way before
Yes I swear it’s the truth
And I owe it all to you”


### FILM ###

Es ist der Sommer im Jahr 1963, der Sommer der Liebe (wie eigentlich jeder Sommer in den 60ern). Die 17 jährige Frances Houseman (Jennifer Grey), von allen nur Baby genannt, fährt mit ihren Eltern und ihrer nervigen Schwester in diesen aufregenden Zeiten in den Sommerferien auf das alteingesessene Feriencamp „Kellermann’s“. Dort erwartet sie so spannende Sachen wie Crockett und Tanzstunden mit Rentnern. Klar das die gelangweilte Baby da schnell das Weite sucht und als sie eines Abends durch die Ferienanlage spaziert, trifft sie auf einen der Angestellten, der sie nach kurzem Überreden ihrerseits mit in die „geheimen Räume“ der Tanzlehrer nimmt. Räume die eigentlich für Gäste tabu sind und das aus gutem Grund, den hier frönen die Tanzlehrer ihrer Freizeitbeschäftigung – dem Dirty Dancing – sehr Hüftschwung geprägte Tänze zu heißer 60er-Jahre Musik. Fasziniert und Schockiert zugleich trifft die naive Baby dort auf den Tanzlehrer Johnny (Patrick Swayze), der es ihr sofort angetan hat, er sie aber nur als kleines, verwöhntes Töchterchen ansieht.
Als sie einige Tage später mit dem schmierigen Enkel des Campbesitzers Kellerman in der Küche des Speisesaals auf einen Snack überredet wird, entdeckt sie in einer Ecke des Raums Johnnys Tanzpartnerin Penny eingekauert und weinend sitzen. Schnell macht sie sich auf Johnny zu informieren und dadurch wiederum erfährt Baby von Pennys Schwangerschaft. Dadurch entstehen zwei große Probleme, erstens muss Geld für eine Abtreibung aufgebracht werden und zweitens muss Johnny sich eine neue Tanzpartnerin suchen, um seine Anstellung nicht zu verlieren. Überraschenderweise springt Baby bei beiden Problemen ein, sie besorgt sowohl das Geld, als auch eine Tänzerin, und zwar sie selbst. Das Problem bei der Sache ist, dass Baby wohl die unbegabteste Tänzerin auf dieser Welt ist, darum bleibt Johnny nur eine Lösung – jede Menge Übung. Und während dieses „Übens“ verlieben die zwei sich natürlich in einander was ihnen noch mehr Probleme bringt. Baby’s Vater, Penny’s Vater und Mr. Kellermann sorgen dafür, dass diese Liebe getrennt wird und Johnny seinen Job verliert – Doch so leicht sind die zwei Liebenden nicht zu trennen...

Kritik:

Ist ja schon gut! Ich weiß selber, dass das peinlich ist, aber ich stehe nun mal dazu, ich finde den Film klasse. Eigentlich hat er genau die Zutaten, die ich normalerweise für einen Veriss benutze: Eine kalkulierte, vollkommen aufs Zielpublikum zugeschnittene, vorhersehbare „hässliches Entlein wird zum Schwan“-Story mit unweigerlichem Happy End. Das kann man nicht anders sagen.
„Naives Mädchen trifft auf begabten Tänzer, begabter Tänzer bringt naivem Mädchen das Tanzen und Lieben bei, naives Mädchen und begabter Tänzer werden getrennt, und am Ende kommen sie glücklich wieder zusammen und machen naiv-begabte Tänzermädchen“ So hätte ich die Story eigentlich auch schnell zusammenfassen können und zudem wäre diese Inhaltsangabe auch noch kompatibel zu fast jedem anderen Liebesfilm bzw. Tanzfilm (s. Grease, Footloose, etc). Genauso aber wie Grease „überschminkt“ dieser Film gekonnt seine Storyschwächen und simple Dialoge und das alles mit simplen Methoden:
*Der Tanz – In diesem Film wird getanzt das die Balken biegen und hier gibt’s nichts von diesem 60er-Jahre Standarttanz, sondern klasse Mamboszenen, mal als Massentanz und mal jedem Amateur wie mir Spaß. Die Choreographie ist perfekt und so beeindruckend, dass das Nachmachen leider wegfällt.
*Die Musik – Wer tanzt schon ohne Musik? Ich nicht, ich tanze ja noch nicht mal mit Musik, aber hier in dem Film, gibt’s trotzdem genug davon. Sowohl bekannte „alte“ Musik, die tatsächlich aus den 60ern stammt, wie z.B. „Big girls don’t cry“, „Cry to me“ oder „Hey Baby“, als auch extra für den Film geschriebene Musik, wie „She’s like the Wind“, „Hungry Eyes“ und natürlich dem Lied, dass auch jeder kennt der den Film nicht gesehen hat (an wen denke ich da wohl jetzt im Moment *g*) „I’ve had the time of my life“. Kurz gesagt ist die Musik perfekt und nicht zu knapp, eigentlich fällt mit keine Szene ein, die nicht musikunterlegt ist. Nicht umsonst löste der Film damals wegen den Tänzen und der Musik einen riesigen Mamboboom aus, der sogar eine Serie und eine Mambotournee mit sich brachte.
*Der Humor - Um nicht unfreiwillig komisch zu wirken, wie z.B. der grandios schlechte „Flashdance“ braucht so ein Film eine gute Portion Selbstironie und Humor und Dirty Dancing hat wirklich keine Pointe die nicht zündet. Der Humor beschränkt sich hier zwar fast nur auf die drei Houseman-Frauen, aber das wirklich gekonnt. Baby unterhält uns, weil sie einfach eine so unbegabte Tänzerin ist und anfangs nichts richtig hinbekommt, ihre Schwester amüsiert, weil sie denkt sie könnte singen und quält unsere Ohren, und die Mutter ist einfach nur sie selbst, immer für ein ungewollt lustigen Kommentar gut. Gut platziert und echt treffsicher, dass lässt auch den Kitsch für Unromantische etwas vergessen.
*Die Schauspieler – Jennifer Grey ist grandios besetzt und ich bin seit ich den Film vor 12 Jahren zum ersten mal gesehen hab von ihr begeistert. Leider hatte sie danach außer mit „Ferris macht blau“ kaum noch Kinoerfolg. Eigentlich Schade, denn sie ist wirklich süß, auch mit neuer Nase.
Patrick Swayze hatte leider auch außer mit „Ghost“ und „Too Wong Foo“ keinen nennenswerten Erfolg mehr, aber hier zeigt er, dass er zwar nicht gerade der Charakterdarsteller ist, aber tanzen kann wie John Travolta in seinen besten Jahren (die bekanntermaßen schon lange vorbei sind).
Auch sonst sind die Nebendarsteller nicht oscarverdächtig, aber sympathisch, so wie es für einen Musikfilm sein sollte.
*Die Atmosphäre – Hier gibt es keine 50er-Petticoats oder 70er-Schlaghosen und eigentlich sieht der Film stellenweise so aus, als könnte er auch zur heutigen Zeit spielen, aber trotzdem kommt ein gewisses „Retro-Gefühl“ auf, dass vor allem natürlich an der Musik liegt. Die Klamotten sind teilweise Sixties, aber könnten genauso gut ebenfalls für die heutige Zeit stehen, aber da gibt’s ja noch die Autos. Schöne alte Autos, Jukeboxen und Kleinigkeiten lassen uns dann doch zurück in die Zeit versetzt fühlen einer naiv-glücklichen Epoche mit locker-leichter Atmosphäre.
*Das Ende – Ein guter Musikfilm braucht ein bombastisch-kitschiges Happy End mit jeder Menge Tanz und einem Lied, dass man noch nach Jahren im Gehörgang haben sollte. Zu „What a feeling“ tanzte sich Jennifer Beals nach oben, mit „Youre the one that I want“ gestanden John Travolta und Olivier Newton-John ihre Liebe und mit “Footloose” ertantze Kevin Bacon sich die Freiheit von Prüderie. Drei Lieder die wohl jeder kennt und jeder zumindest mitsummen kann, genau wie eben „The Time of my Life“. Das Ende in dem Baby und Johnny endgültig zusammenkommen und jedem das auf eindringliche Weise zeigen und endlich alle Probleme gelöst werden endet in einer genial choreographierten von oscargekrönter Musik unterlegter Tanzorgie, die ihre gleichen sucht. Einfach kultig bis zum Letzten.

Fazit:

Ein Film wie eigentlich jeder andere Tanz/Musikfilm, der aber durch sympathische Schauspieler, geniale Musik und genialem Tanz und einer Prise Humor aus der Masse hervorsticht. Gehirn ausstellen und einfach genießen. Dirty Dancing ist Kult und wird es auch bleiben. Ein Pflichtfilm für jeden Fan des Genres.


### DVD ###

Eine Dirty Dancing-DVD gab es schon länger auf dem Markt, aber wirklich überzeugt hat sie nicht. Bonusmaterial war nahezu Fehlanzeige und von der technischen Sicht, sah es auch nicht besser aus. Auf keinen Fall wurde sie der Beliebtheit des Film gerecht. Zum Glück kam vor wenigen Wochen eine Special Edition auf den Markt, die den Film „digital überarbeitet“ ankündigt. Mal sehen, wie es damit wirklich aussieht.

*** Bildqualität ***

Oh mein Gott, was haben die da digital überarbeitet? Wurden da jetzt künstliche Schneestürme eingebaut? Solche Gedanken hat man leider am Anfang des Films, zwar legt sich das nach ein paar Minuten und das Bild bessert sich, aber richtig gut wird es nie. In Anbteracht des Alters ist das zwar noch sehr akzeptabel, aber es gibt wahrlich ältere Filme mit besserem Bild (z.B. Omen, Apocalypse Now). Ansonsten ist das Bild akzeptabel, Widescreen natürlich, gute Farben und Vergelichabr mit einer sehr guten VHS-Qualität.

*** Tonqualität ***

Der Ton wurde auch digital remastered und findet sich sowohl in Englisch als auch in Deutsch in Dolby Digital 5.1 vor. Und obwohl der Sound sehr klar und gut abgemischt ist, wirkt er kaum räumlich. Effekte findet man hier genrebedingt sowieso nicht, aber auch die Musik kommt hauptsächlich aus den Frontlautsprechern, zudem ist in der englischen Originalfassung die Untertitel nicht ausblendbar.

*** Menüdesign ***

Hier ist mal ein Punkt in dem der Begriff Special Edition wirklich angebracht ist. Der eher kleine Independent-Verleiher Concorde hat hier wie schon so oft ein Menü auf die Beine gestellt, das nicht nur großen Produktion in nicht nachsteht, sondern sie auch noch übertrumpft. Bis ins kleinste animiert, sounduntermalt, atmosphärisch sehr stimmig und sinnvoll aufgebaut.

*** Booklet ***

Ein interessantes 8-seitiges Booklet mit Produktionsnotizen und der Kapitelliste, das allerdings unter einem amateurhaften Layout leidet, in dem der Text in eine Ecke und die Bilder in eine andere Ecke gequetscht werden.

*** Bonusmaterial ***

Im Gegensatz zur Erstauflage wird einem hier wirklich viel mehr geboten, es ist zwar noch immer nicht massig, aber wohl das Beste was man zu dem Film auftreiben konnte.

- 3 Musikvideos in grandios schlechter Bildqualität (Time of my live, Hungry Eyes, She’s like the Wind)

- der obligatorische Kinotrailer in deutsch und englisch

- Einen nicht untertitelten Kommentar mit der Drehbuchautorin Eleanor Bergstein

- Bio- und Filmographien der Darsteller Patrick Swayze (mit 1:59 Minuten Interview), Jennifer Grey (2:41), Cynthia Rhodes (2:10), Jerry Orbach und Kelly Bishop, sowie des Choreographen Kenny Ortega (2:57) und des Regisseurs Emile Ardolino (2:01)

- Produktionsnotizen als Texttafeln

- 16 Bilder in einer Fotogalerie

- recht interessantes B-Roll (5:17, hauptsächlich Proben zum Finale)

- eine kurze Featurette (2:05) über die damalige Zeit und das Lebensgefühl

- Ein Werbe-Making Of (6:44), das hauptsächlich aus den schon bekannten Interviews besteht

- 6 Goofs (Anschlussfehler) mit Erklärungen und der zugehörigen Szene

- DVD-Rom Part


Fazit:

unter einer Special Edition verstehe ich normalerweise mehr, aber im vergleich zur Erstauflage ist das wirklich mal eine Weiterentwicklung, die ihr Geld für Fans wirklich wert ist. Das Bild ist zwar nicht perfekt, der Ton lediglich O.K. und das Bonusmaterial nicht üppig, aber trotzdem für einen angemessenen, günstigen Preis sehr empfehlenswert.

### DATEN ###

Dirty Dancing, USA’87
Ca. 105 Minuten
FSK 12

21 Bewertungen