Findet Nemo (VHS) Testbericht

Findet-nemo-vhs-trickfilm
ab 9,10
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Erfahrungsbericht von Swinja

Die Kloschüssel ist das Tor zur Freiheit

Pro:

Der Film ist einfach... lustig und außerdem irgendwo recht romantisch.

Kontra:

Keins

Empfehlung:

Ja

Eigentlich hatte ich keine Lust auf etwas, was mir wie ein Kinderfilm vorkam. Noch dazu aus dem Haus Disney, also ein Ami-Machwerk. Aber Lebensgefährtin wollte unbedingt.

In einem Korallenriff, einer sogenannten Biozönose, spielt sich ein Familiendrama ab. Wir befinden uns in dem warmen, lichtdurchfluteten, nährstoffreichen Ozeanwasser vor Australien. Hier sprudelt das Leben geradezu - Fische, Korallen, Seesterne, Muscheln, Algen, Brachiopoden, Ammoniten, Trilobiten - nein, die letzten beiden natürlich schon seit Epochen nicht mehr. Das Leben sprudelt auch bei einem kleinen netten knallroten Clownfisch, der zusammen mit seiner Partnerin neues Leben gezeugt hat - wie bei Fischen üblich, in großer Zahl. Während Herr und Frau Clownfisch zwischen den Korallen turteln, brütet ihr ebenfalls knallroter Kinderkaviar vor sich hin.

Die dramatisch-unheimliche Hintergrundmusik lässt schon ahnen, dass der Tod vor der Tür steht. Er erscheint allerdings nicht als GROSSBUCHSTABEN SPRECHENDES Fischskelett, sondern als simpler Hai. Gnädig blendet die Kamera aus. Als Clownfisch aus der Bewusstlosigkeit erwacht, ist er Witwer, und von seiner einstmals reichen Brut ist nur noch ein einziges Ei übrig. Aus ihm erwächst Nemo, sein einziger Sohn.

Jahre vergehen, Nemo wächst, wird neugierig und aufgeweckt, und geht während eines Schulausflugs (mit einem Rochen als Lehrer und einem schwyzernden Gastschüler) ins Netz von Fischern. Papa Clownfisch hechtet verzweifelt hinterher, kann aber seinen Sohn nicht retten. Das einzige, was ihm bleibt, ist eine Taucherbrille mit aufgedruckter Adresse, die von dem Boot ins Wasser fällt.

Und nun beginnt eine verzweifelte Suchaktion, bei der Nemos Vater Himmel, Hölle und den gesamten Pazifik in Bewegung setzt. Eine \"große\" Hilfe ist ihm Dorie, ein blauer Doktorfisch weiblichen Geschlechts (mit geliehener Stimme von Anke Engelke) mit einer Neigung zu Gedächtnisaussetzern (was den Umgang mit ihr zu einem kommunikativen Problem macht).

Nemo selbst ist beileibe nicht tot (was auch sein Vater hofft), sondern im Aquarium eines Sydneyer Zahnarztes gelandet, wo er zusammen mit anderen recht illustren Insassen Ausbruchspläne schmiedet. Diese warten auf ein grauenvolles Ereignis: die sadistische Nichte des Zahnarztes, ein hässliches pickliges Balg mit Zahnspange und Schulmädchenzöpfen. Ungefähr so warten man in der Death Row auf den Tag, wenn sie einen zum Stuhl führen.

Vaters Weg führt derweil durch Tausende von Gefahren: ein Minenfeld, ein Treffen mit vegetarisch gewordenen Raubfischen, die nur \"Wasgucksu?\"-Deutsch beherrschen (göttlich gesprochen von Erkan und Stefan) und plötzlich rückfällig werden, und durch einen Schwarm von Quallen, deren Berührung für einen Fisch so angenehm ist wie das Fesseln mit Stacheldraht. Dorie bleibt ihm standhaft zur Seite, auch wenn sie sich gelegentlich nicht erinnern kann, wer sie ist, warum sie hinter einem Clownfisch herschwimmt und welcher Tag überhaupt heute ist.

Logisch, dass nur ein Happyend in Frage kommt - das den Tod von Frau und vielen Kindern am Anfang vergessen lässt...

Überrascht - angenehm überrascht - hat mich die gezeichnete Unterwasserwelt. Den Zeichnern hat sichtbar jemand zur Seite gestanden, der über ein gewisses zoologisches Wissen verfügt. Allerdings wurde bei der Farbgebung doch recht in den Farbpott, Abteilung \"schrill\" gegriffen. Andrerseits: in einem realen Korallenriff sieht es eigentlich genauso bunt aus.

Eine nette Idee war es, die Jungfische in Herrn Rochens (nicht fliegendem, sondern schwimmendem) Klassenzimmer in verschiedenen Dialekten, darunter Schweizerdeutsch, reden zu lassen. Auch der total prollige Charme der plötzlich vegetarisch bekehrten Raubfische, ey, der is voll konkret, verstehssu? Echt krass, oder?

Einige der vielen Gags bestehen in Anspielungen auf aktuelle Ereignisse oder Personen - etwa wenn Vergesslichkeitskönigin Dorie nach einem Namen sucht und nur ein Wort wie \"Klitschko\" herausniesen kann. Generell ist fast jeder vierte Satz einen Lacher wert, mit schwankendem, aber meist passablem Humorniveau.

Die ganze Handlung ist zwar in sich logisch, aber teilweise recht hektisch-quirlig - nun ja, auf das aufgewecktere Temperament von Kindern zugeschnitten.

Eine Filmmusik habe ich kaum wahrgenommen - obwohl es natürlich eine gab, aber relativ dezent und im Hintergrund bleibend. Dafür wird man mit einigen schöngezeichneten Unterwasserlandschaften verwöhnt, die - auch wenn sie durch das Zeichnen etwas an Authentität verlieren, den Zuschauer einfach mal durchatmen lassen.

Alles in allem: \"Findet Nemo\" ist ein romantischer schöner Familienfilm, den sich Kinder und Erwachsene zusammen antun können. Vor allem jungverliebte Erwachsene, die einen romantischen Anlaß für den Abend brauchen.

Wer am Ende des Films nicht panisch aus dem Kino rennt, sondern den Abspann abwartet... da kommt noch ein kleiner Gag, der allerdings etwas schadenfroh ist.

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