Swimming Pool (VHS) Testbericht

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Auf yopi.de gelistet seit 10/2004
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Erfahrungsbericht von andy77
Spiel der Sinne
Pro:
-
Kontra:
-
Empfehlung:
Ja
Und wieder sind es zwei Frauenfiguren, denen François Ozon seine ganze Aufmerksamkeit schenkt. Zwei Gesichter, die einem bekannt vorkommen, betrachtet man das Werk des französischen Regisseurs. Charlotte Rampling als verklemmte englische Kriminalautorin Sarah Modwell war auch Ozons Protagonistin in \"Unter dem Sand\" und Ludivine Sagnier als Julie konnte man im letzten Jahr als eine der \"8 Frauen\" bewundern.
In \"Swimming Pool\" treffen die beiden äußerlich wie innerlich grundverschiedenen Figuren in einem kleinen französischen Landhaus ungewollt aufeinander. Die eine sucht die Abgeschiedenheit und ländliche Idylle um ihre Schreibblockade zu überwinden und hofft inständig, dass ihr Verleger ihr folgen wird. Die andere, eine lebenslustige junge Frau, die keine Hemmungen und Grenzen zu kennen scheint, nistet sich sogleich im Haus ihres Vaters ein und nimmt neben dem Swimming Pool auch die Aufmerksamkeit der Autorin für sich in Anspruch. Ihre Beziehung steht von nun an im Mittelpunkt des Filmes. Eine Art Kammerspiel, welches sich in eine komplexe und wechselhafte Beziehung der Beiden zueinander entwickelt und so manche Überraschung offenbart
Sarah ist so wie man sich eine typische Kriminalautorin mittleren Alters vorstellt. Verklemmt und ohne jegliche Lebenslust, sieht man einmal von ihrem gelegentlichen Alkoholkonsum ab. Sie wird uns in ihrer gewohnten Umgebung vorgestellt. Im trüben London kümmert sie sich um ihren Vater und verblüht langsam aber stetig an ihrer Einsamkeit. In der Anhimmelung ihres Verlegers, oder in der Fiktion ihres Romanhelden versucht sie diesem selbst geschaffenen Gefängnis zu entkommen, wenig konsequent aber jede Gelegenheit suchend auszubrechen.
Ihre ersten Momente im Ferienhaus in der Provence werden zum Spiegelbild ihrer Seele. Wie sie sich in ihrem neuen Zuhause einrichtet, wie sich mit einem Korb bewaffnet das Dorf erkundet, immer auf Etikette bedacht und immer mit einer perfektionierten Künstlichkeit ihrer Bewegungen. Nur wenn niemand zugegen ist erlaubt sie sich selbst ihren Sehnsüchten hinzugeben, auch wenn es nur die harmlosen sind. So kann man beobachten, wie genussvoll sie sich über den Wein oder das Essen hermacht und erahnt langsam, welche unerfüllten Sehnsüchte in dieser Frau schlummern und geweckt werden möchten.
Julie ist das ganze Gegenteil von Sarah. Sie ist direkt, ungezügelt im Ausleben ihrer Wünsche und obsessiv in allem was sie tut. Schon gleich nimmt sie das Haus in Beschlag, läuft halbnackt herum und bringt jeden Abend einen neuen Liebhaber ins Haus, egal welchen Alters, wie gut sie aussehen, oder wie intelligent sie sind. Julie lebt ihre sexuellen Fantasien aus, ohne Rücksicht auf sich selbst oder andere. Darin mag der kritische Beobachter sogleich eine traumatische Kindheit entdecken, doch Ozon geht es gar nicht darum. Er benutzt diesen Ansatz, wie so viele andere auch, um uns hinters Licht zu führen. Es geht um die Verwandlung der beiden Charaktere, die Art wie sie sich gegenseitig beeinflussen, gekennzeichnet von anfänglicher Konkurrenz und gelebter Verschiedenheit, um letztendlich zu Komplizen zu werden. Es ist dieses explosive Spiel der Sinne, das beide Darsteller abliefern. Eine sexuell aufgeladene Stimmung dessen Ursprung mit zunehmender Dauer immer verschwommener wird.
Die Konstellation ist eigentlich klar. Julie ist die schöne Erotomanin, die so unschuldig wirkt und doch so selbstsicher im Umgang mit ihrem Körper ist. Sie regt die Fantasie an, verführt Mann und Frau zugleich. Oder ist das alles nur Einbildung, nur Fiktion?
Ozon spielt mit dem Zuschauer und er tut dies mit einer Leichtigkeit, die ihresgleichen sucht. Er manipuliert uns mit schönen Bildern, mit kräftigen Farben, verführt uns durch seine direkte Darstellung der Sexualität, durch die scheinbar leicht zu durchschauende Geschichte. Er vermischt Fiktion und Wirklichkeit, genau wie seine Heldin Sarah dies in ihren Büchern tut, und verschiebt somit spielerisch die Grenze beider Welten. Mit einem Augenzwinkern natürlich, denn in der Einbildung, die ihre Inspirationsquelle benötigt, entsteht das was uns fasziniert. Dort, in der Fantasie entsteht Kunst und finden Sehnsüchte und Träume ihre Erfüllung.
Charlotte Rampling und Ludivine Sagnier sind der große Glücksgriff in \"Swimming Pool\". Selten konnte man auf der Leinwand solch eine knisternde Spannung zwischen zwei Figuren spüren, wie hier. Ihr Spiel ist aufregend, geheimnisvoll und verführerisch zugleich. Ein Umstand der angesichts der vielen Nacktszenen sicher ein großes Vertrauen zum Regisseur bedurfte. Ein Vertrauen, welches Ozon durch seine unterhaltsame Inszenierung rechtfertigte.
Der Film mag ein paar Längen haben und wird sicher auch durch sein Spiel zwischen Fiktion und Wirklichkeit nicht nur Begeisterung ernten, doch die Inszenierung hat viele kleine Überraschungen und Wahrheiten zu bieten, die in ihrer Originalität kaum zu überbieten sind. Wenn Charlotte Rampling enttäuscht mit ihrem Verleger telefoniert sieht man in ihrem Gesicht die ganze Verletzlichkeit und Enttäuschung und wenn sie selbstzufrieden ihren ersten Satz des neuen Romans betrachtet mag man das Glück, die ihr diese Worte bereiten förmlich selbst spüren. Die Kamera beobachte diese Situationen unaufdringlich und findet dadurch zu einer eigenen, wahrhaftigen Bildsprache, die mehr erklärt als tausend Worte. Wie sonst kann man den kurzen Kameraschwenk deuten, der von der zufriedenen Schriftstellerin, zu ihrem leeren Bett zeigt, um wieder zu ihr zurückzukehren. Worauf kommt es denn an im Leben? Woraus bezieht man seine Inspiration, seine Lebensfreude?
Großartiges französisches Erzählkino!
Wertung: 8,5/10
Swimming Pool
Frankreich/Großbritannien 2003
Regie: François Ozon
Drehbuch: François Ozon
mit: Charlotte Rampling, Ludivine Sagnier, Charles Dance, Marc Fayolle
Start: 14.08.2003
In \"Swimming Pool\" treffen die beiden äußerlich wie innerlich grundverschiedenen Figuren in einem kleinen französischen Landhaus ungewollt aufeinander. Die eine sucht die Abgeschiedenheit und ländliche Idylle um ihre Schreibblockade zu überwinden und hofft inständig, dass ihr Verleger ihr folgen wird. Die andere, eine lebenslustige junge Frau, die keine Hemmungen und Grenzen zu kennen scheint, nistet sich sogleich im Haus ihres Vaters ein und nimmt neben dem Swimming Pool auch die Aufmerksamkeit der Autorin für sich in Anspruch. Ihre Beziehung steht von nun an im Mittelpunkt des Filmes. Eine Art Kammerspiel, welches sich in eine komplexe und wechselhafte Beziehung der Beiden zueinander entwickelt und so manche Überraschung offenbart
Sarah ist so wie man sich eine typische Kriminalautorin mittleren Alters vorstellt. Verklemmt und ohne jegliche Lebenslust, sieht man einmal von ihrem gelegentlichen Alkoholkonsum ab. Sie wird uns in ihrer gewohnten Umgebung vorgestellt. Im trüben London kümmert sie sich um ihren Vater und verblüht langsam aber stetig an ihrer Einsamkeit. In der Anhimmelung ihres Verlegers, oder in der Fiktion ihres Romanhelden versucht sie diesem selbst geschaffenen Gefängnis zu entkommen, wenig konsequent aber jede Gelegenheit suchend auszubrechen.
Ihre ersten Momente im Ferienhaus in der Provence werden zum Spiegelbild ihrer Seele. Wie sie sich in ihrem neuen Zuhause einrichtet, wie sich mit einem Korb bewaffnet das Dorf erkundet, immer auf Etikette bedacht und immer mit einer perfektionierten Künstlichkeit ihrer Bewegungen. Nur wenn niemand zugegen ist erlaubt sie sich selbst ihren Sehnsüchten hinzugeben, auch wenn es nur die harmlosen sind. So kann man beobachten, wie genussvoll sie sich über den Wein oder das Essen hermacht und erahnt langsam, welche unerfüllten Sehnsüchte in dieser Frau schlummern und geweckt werden möchten.
Julie ist das ganze Gegenteil von Sarah. Sie ist direkt, ungezügelt im Ausleben ihrer Wünsche und obsessiv in allem was sie tut. Schon gleich nimmt sie das Haus in Beschlag, läuft halbnackt herum und bringt jeden Abend einen neuen Liebhaber ins Haus, egal welchen Alters, wie gut sie aussehen, oder wie intelligent sie sind. Julie lebt ihre sexuellen Fantasien aus, ohne Rücksicht auf sich selbst oder andere. Darin mag der kritische Beobachter sogleich eine traumatische Kindheit entdecken, doch Ozon geht es gar nicht darum. Er benutzt diesen Ansatz, wie so viele andere auch, um uns hinters Licht zu führen. Es geht um die Verwandlung der beiden Charaktere, die Art wie sie sich gegenseitig beeinflussen, gekennzeichnet von anfänglicher Konkurrenz und gelebter Verschiedenheit, um letztendlich zu Komplizen zu werden. Es ist dieses explosive Spiel der Sinne, das beide Darsteller abliefern. Eine sexuell aufgeladene Stimmung dessen Ursprung mit zunehmender Dauer immer verschwommener wird.
Die Konstellation ist eigentlich klar. Julie ist die schöne Erotomanin, die so unschuldig wirkt und doch so selbstsicher im Umgang mit ihrem Körper ist. Sie regt die Fantasie an, verführt Mann und Frau zugleich. Oder ist das alles nur Einbildung, nur Fiktion?
Ozon spielt mit dem Zuschauer und er tut dies mit einer Leichtigkeit, die ihresgleichen sucht. Er manipuliert uns mit schönen Bildern, mit kräftigen Farben, verführt uns durch seine direkte Darstellung der Sexualität, durch die scheinbar leicht zu durchschauende Geschichte. Er vermischt Fiktion und Wirklichkeit, genau wie seine Heldin Sarah dies in ihren Büchern tut, und verschiebt somit spielerisch die Grenze beider Welten. Mit einem Augenzwinkern natürlich, denn in der Einbildung, die ihre Inspirationsquelle benötigt, entsteht das was uns fasziniert. Dort, in der Fantasie entsteht Kunst und finden Sehnsüchte und Träume ihre Erfüllung.
Charlotte Rampling und Ludivine Sagnier sind der große Glücksgriff in \"Swimming Pool\". Selten konnte man auf der Leinwand solch eine knisternde Spannung zwischen zwei Figuren spüren, wie hier. Ihr Spiel ist aufregend, geheimnisvoll und verführerisch zugleich. Ein Umstand der angesichts der vielen Nacktszenen sicher ein großes Vertrauen zum Regisseur bedurfte. Ein Vertrauen, welches Ozon durch seine unterhaltsame Inszenierung rechtfertigte.
Der Film mag ein paar Längen haben und wird sicher auch durch sein Spiel zwischen Fiktion und Wirklichkeit nicht nur Begeisterung ernten, doch die Inszenierung hat viele kleine Überraschungen und Wahrheiten zu bieten, die in ihrer Originalität kaum zu überbieten sind. Wenn Charlotte Rampling enttäuscht mit ihrem Verleger telefoniert sieht man in ihrem Gesicht die ganze Verletzlichkeit und Enttäuschung und wenn sie selbstzufrieden ihren ersten Satz des neuen Romans betrachtet mag man das Glück, die ihr diese Worte bereiten förmlich selbst spüren. Die Kamera beobachte diese Situationen unaufdringlich und findet dadurch zu einer eigenen, wahrhaftigen Bildsprache, die mehr erklärt als tausend Worte. Wie sonst kann man den kurzen Kameraschwenk deuten, der von der zufriedenen Schriftstellerin, zu ihrem leeren Bett zeigt, um wieder zu ihr zurückzukehren. Worauf kommt es denn an im Leben? Woraus bezieht man seine Inspiration, seine Lebensfreude?
Großartiges französisches Erzählkino!
Wertung: 8,5/10
Swimming Pool
Frankreich/Großbritannien 2003
Regie: François Ozon
Drehbuch: François Ozon
mit: Charlotte Rampling, Ludivine Sagnier, Charles Dance, Marc Fayolle
Start: 14.08.2003
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