Batman Begins (DVD) Testbericht
Erfahrungsbericht von Gemeinwesen
Bat Noir
Pro:
siehe Text
Kontra:
nichts
Empfehlung:
Ja
„Batman Begins“ ist der aktuellste Beitrag, und er hat einiges zu bieten, das mir gefallen hat – die Ausgabe von 4,95 EUR für die Einzel-DVD habe ich jedenfalls nicht bereut. Mit dem programmatisch betitelten „Batman Begins“ rollt Regisseur Christopher Nolan („Memento“, „Insomnia“) die Geschichte des Rächers im Fledermauskostüm neu auf, und dabei gelingt es ihm tatsächlich, dem Stoff neue Facetten abzugewinnen. Die Filme von Nolans Vorgängern sind meist als Comic-Verfilmungen charakterisiert worden, und diese Art der Beschreibung war für die „Batman“-Episoden von Burton und Co. sicher gut gewählt. Nolans Film aber hat mit dem „Comic“ im eigentlichen Wortsinne weit weniger zu tun als die „Batman“-Filme der letzten Jahre. Meines Erachtens wäre es in diesem Falle tatsächlich richtiger, von den literarischen Vorlagen als „graphic novels“ zu sprechen.
Ich kenne mich, wie eingangs angedeutet, im Thema zwar nur leidlich gut aus. Trotzdem scheint es mir so, als atme Nolans Film in noch weit größerem Maße den Geist der literarischen Vorlage, als dies die teils quietschebunten Filme der letzten Jahre taten, in denen der Mann im Fledermausdress das war, was man gemeinhin als einen Superhelden bezeichnet. In gewisser Weise zeichnet Nolan mit seinem Beitrag eine Entwicklung nach, die vor Jahr und Tag auch die Filme der James Bond-Reihe durchmachten: Nachdem die Serie in den späten 70er und frühen 80er Jahren mehr und mehr zu einer Art Leistungsschau für Gimmicks und Gadgets geworden war, in der eine ewig lächelnde Hauptfigur nur noch eine Art Conferencier darstellte, geschah 1987 mit „Der Hauch des Todes“ die Kehrtwende: Timothy Dalton führte die Figur wieder zu ihren Wurzeln zurück, und plötzlich war Agent 007 wieder wer, dessen Abenteuer im Kino erst „ab 16“ freigegeben waren.
Nolans „Batman“ ist zwar für Zuschauer ab 12 freigegeben, aber das sagt vielleicht mehr über den Wandel des Verständnisses von Altersfreigaben seit 1987 als über den Film selbst. Der ist gehörig düster, und zwar in so ziemlich jeder Beziehung. Nolans Gotham City, die imaginäre Heimatstadt des Batman, hat mehr mit den albtraumhaften Stadtansichten in den Filmen von Alex Proyas („The Crow“, „Dark City“) und David Fincher („Se7en“, „Alien 3“) gemein als mit Tim Burtons von Gargoyles bethronter, schaurig-schöner Großstadt-Geisterbahn. Und Nolans Batman? Ähnlich zerrissen war ein Anti-Held zuletzt in Ang Lees „Hulk“.
Und noch etwas ist „Batman Begins“: ein Film, der sich Zeit nimmt, seine Geschichte zu erzählen. Bevor aus Milliardär Bruce Wayne (Christian Bale) endlich der Batman wird, geht ziemlich genau eine Stunde ins Land. In der erfahren wir, warum der Batman ein Batman ist und kein Spiderman, lernen mit einem Herrn namens Ra’s Al Ghul (Liam Neeson) einen Widersacher des Ritters in Schwarz kennen, dessen sich bislang noch keine andere Verfilmung angenommen hat und begegnen einer Reihe von Nebenfiguren, die ebenfalls ziemlich illuster besetzt sind: Sir Michael Caine mimt den treuen Butler-cum-Mentor Alfred, weitere prominente Schützenhilfe für den Batman gibt’s von Morgan Freeman und Gary Oldman, Rutger Hauer (der, wie ich finde, mit den Jahren immer besser aussieht) begegnet uns als Fiesling, und die bessere Hälfte des von den Medien in diesen Tagen zu TomKat verkürzten Gespons-Gespanns aus Tom Cruise und Katie Holmes darf Batmans “love interest“ Rachel Dawes mimen.
Wenn’s dann nach einer Stunde so richtig losgeht, entfaltet „Batman Begins“ unheimlich schnell ungeheure Dynamik – ein bisschen wirkt das so, als werde sich der Film plötzlich seiner vergleichsweise langen Exposition bewusst und versuche nun, die lange Vorgeschichte durch umso schnellere Schnitte und rasantere Verfolgungsjagden wettzumachen. Manches ist da für meinen Geschmack eine Spur zu hektisch geraten, aber da waltet sicher auch der Zeitgeschmack (oder vielleicht walten da auch einfach Produzenten, die Wert darauf legen, dass der Regisseur Zugeständnisse an die Sehgewohnheiten des Kinopublikums im Jahre 2006 macht). Trotz aller Rasereien im Batmobil und achterbahnartigen Fahrten im Monorail-Zug behalt, und das ist ein Glück, der Film jedoch die Geschichte im Auge, die er erzählt – und in der geht es um einen Helden, der zwar eigentlich keiner ist, der aber, wie alle wahren Helden, verdammt einsam ist. Ein großer Stoff, den Nolan sich da vorgenommen hat, und er bemalt ihn mit großen Pinselstrichen. Dass das hie und da in ziemliches Pathos abglitscht, bleibt nicht aus; aber zum Glück ist auch dieser „Batman“-Film intelligent genug, um sich selbst auf die Schippe zu nehmen, wo immer das erforderlich wird. Da wird hie augenzwinkernd auf die Theatralik des Batman angespielt, und dort legt das Drehbuch Liam Neeson einen wunderbaren Satz wie den folgenden in den Mund: „Excuse me, but I’ve got a city to destroy“ – das hätte ein Bond-Bösewicht nicht schöner sagen können.
In Summe ist „Batman Begins“ vergleichsweise intelligentes, unterhaltsames Actionkino, das in fast allen Kategorien punktet: Die Geschichte ist interessant und sehr nah am Geist der graphic novels, durch die der Batman seit Jahr und Tag spukt. Das Design des Films ist sehenswert, und wie viele wirklich große Namen sich für „Batman Begins“ die Ehre gegeben haben, ist schon ganz erstaunlich. Wenn ich etwas bekritteln wollte, dann wäre es dies: Ich hätte „Batman Begins“ einen etwas hörenswerteren Soundtrack gewünscht als die donnernde Effektmusik, mit der man die meisten Szenen des Films unterlegt hat und die leider sehr monothematisch bleibt. Kaum zu glauben, dass dafür mit Hans Zimmer und James Newton Howard gleich zwei Könner verantwortlich zeichnen sollen – oder liegt es gerade an einer verunglückten Kollaboration, dass „Batman Begins“ um Längen hinter dem zurückbleibt, was Zimmer zum Beispiel für „Gladiator“ (oder auch nur für „Pearl Harbor“) geschrieben hat? Tatsache ist, dass „Batman Begins“ auf mich wie eine Auftragsarbeit wirkt, an der Oscar-Gewinner Zimmer sich eher lustlos abgearbeitet hat – was schade ist, weil ein etwas „durchkomponierterer“ Score gerade für die zweite Hälfte des Films sicherlich ein Zugewinn gewesen wäre. So aber ist die musikalische Untermalung den Bildern oft leider nicht ebenbürtig.
Unterm Strich aber kann ich „Batman Begins“ nur empfehlen. Der Film hat mehr gehalten, als ich mir von ihm versprochen hatte, und wenn die derzeit im Entstehen befindliche Fortsetzung des Beginns die Qualität hält, die „Batman Begins“ vorgelegt hat, werde ich mir die bislang noch unbenamste Fortsetzung bestimmt auch ansehen.
Bei der DVD-Version, die ich erstanden habe, handelt es sich um die abgespeckte Variante, die lediglich den Film bietet. Der wird natürlich, wie sich’s gehört, sowohl mit englischsprachigem Originalton als auch in deutscher Synchronfassung angeboten, und Untertitel gibt’s selbstverständlich ebenfalls. An Bild und Ton ist mir nichts aufgefallen, das zu beanstanden wäre – im Gegenteil: der Ton dröhnt schon in der Stereowiedergabe ziemlich wuchtig; stolze Besitzer von Dolby-Was-weiß-ich-Anlagen müssten hier auf ihre Kosten kommen. Das Bild präsentiert sich ebenfalls in Bestform – mein Eindruck: rechnet man Bild, Ton und schwindelerregende Kamerafahrten zusammen, kommt unterm Strich ein Produkt dabei heraus, das Heimkinofreunden das Herz im Leibe lachen lassen müsste.
25 Bewertungen, 12 Kommentare
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03.01.2007, 18:36 Uhr von hjid55
Bewertung: sehr hilfreichsh & lg Sarah
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03.06.2006, 16:55 Uhr von doeter
Bewertung: sehr hilfreichUnterm Strich aber kann ich deine Filmrezensionen nur empfehlen. So gut informiert fühle ich mich selten. Ohne dass sich dadurch das Filmgucken erübrigen würde. --- Ich freue mich, dass du wieder da bist!
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03.06.2006, 00:31 Uhr von Tut_Ench_Amun
Bewertung: sehr hilfreichDem kann man nur zustimmen, ich war ebenfalls positiv überrascht von batman Begins - überlege ernsthaft mir die SE zuzulegen.
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02.06.2006, 20:59 Uhr von anne66
Bewertung: sehr hilfreichSonnige Pfingstfeiertage wünscht Dir Anne
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02.06.2006, 14:17 Uhr von Estha
Bewertung: sehr hilfreich.•:*¨¨*:•. ... sh ... .•:*¨¨*:•.
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02.06.2006, 10:49 Uhr von marti22
Bewertung: sehr hilfreichLieben Gruß Tina
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02.06.2006, 10:02 Uhr von SuicideToday
Bewertung: sehr hilfreichsh... lg Sui
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02.06.2006, 07:04 Uhr von PaterBrown
Bewertung: sehr hilfreich...Batman erschien für mich immer als eine Art "modernisierter Zorro", wenn auch unter geänderten Vorzeichen, aber die Parallelen finde ich unübersehbar... und ich gebe Dir auch Recht mit Deiner Rezension, in alle Punkten :-)
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02.06.2006, 02:25 Uhr von topware2002
Bewertung: sehr hilfreich&&&&&& SH &&&&&&
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02.06.2006, 01:56 Uhr von morla
Bewertung: sehr hilfreichsehr hilfreich
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02.06.2006, 01:43 Uhr von Django006
Bewertung: sehr hilfreichsh & *lg* Alan :>))))
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02.06.2006, 01:01 Uhr von Moenchen24
Bewertung: sehr hilfreich*~*~*~*sh und nen lieben Gruß da lass*~*~*~*~*
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