Verblendung (gebundene Ausgabe) / Stieg Larsson Testbericht

Heyne-verlag-muenchen-verblendung-gebundene-ausgabe
ab 10,09
Auf yopi.de gelistet seit 03/2007

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Erfahrungsbericht von vampire-lady

laaaaaaaaangsam wird es spannend

Pro:

tolle Figuren

Kontra:

fängt zu langsam an

Empfehlung:

Ja

Ich treibe mich ja allgemein viel auf Internetseiten herum, die etwas mit Büchern zu tun haben. Da lief mir immer wieder der schwedische Autor Stieg Larsson (1954-2004) über den Weg, der sich in seinem Leben besonders mit dem Rechtsextremismus in Schweden befasst hat. Dies sei vorher geschoben, weil er dieses Thema auch in seinen Romanen verwendet. Nun habe ich es so gar nicht mit den Schweden, gerade Vorzeigeautor Mankell ist mir etwas zu behäbig.

Letzte Woche dann erzählte mir meine Kollegin, daß sie sich den dritten Teil der Stieg Larsson Reihe in der Bücherei hat vormerken lassen. Sie war ziemlich begeistert von den beiden Vorgängern und ich habe mir dann Teil eins der "Millenium-Trilogie" mit dem Titel "Verblendung" von ihr ausgeliehen. Das Taschenbuch erschien im Juni 2007 bei Heyne für 9,95 (688 Seiten).

Teil 2 "Verdammnis" ist ebenfalls als Taschenbuch erhältlich (9,95)
Teil 3 "Vergebung" erschien gerade erst als Hardcover bei Wibke und Kuhn (22,95)

Wer sich die Reihe als Hardcover ins Regal stellen möchte, kann auch die ersten beiden Bände in diesem Format ordern (Wibke und Kuhn 21,95 bzw. 22,95).

"Millenium" ist die Zeitung des Wirtschaftsjournalisten Mikael Blomkvist, die er mit seiner Freundin und gelegentlichen Bettgefährtin Erika Berger (kein Scherz!) herausgibt. Das Buch beginnt mit dem beruflichen Absturz Mikaels, der einen Enthüllungsbericht über einen schwedischen Großkapitalisten geschrieben hat und nun wegen Verleumdung verurteilt wird, da er seine Quellen nicht angeben konnte. Natürlich wird klar, daß sein Gegner im Hintergrund alles tut, um auch die Zeitschrift fertig zu machen, damit Mikael seine berufliche Grundlage verliert. In dieser heiklen Situation bekommt er von einem alten Mitglied der Großindustriellenfamilien Vanger einen lukrativen Auftrag zu etwas merkwürdigen Bedingungen. Einerseits soll er die Familienchronik der Vangers schreiben, andererseits und inoffiziell soll er dabei versuchen das Verschwinden von Hariett Vanger klären - die damals 16jährige verschwand vor über 40 Jahren. Den Job soll er allerdings während eines Jahres erledigen, in dem er im nordschwedischen Kuhkaff arbeitet, wo auch sein Auftraggeber lebt. Mikael will sich zwar eine Auszeit gönnen, aber das Angebot wird erst richtig interessant, als der alte Vanger ihm verspricht ihn nach einem Jahr beruflich zu rehabilitieren. Vanger kennt Mikaels Feind von früher. Mikael beschließt den Job entspannt anzugehen und die Lösung des Hariett-Falles dem Zufall zu überlassen.

Die Handlung erinnert an einen Film noir, in dem ein Ermittler im Umfeld eines reichen aber völlig skurrilen Familienclans herumstochert, ist aber wesentlich moderner aufgezogen. Der Autor nimmt sich durchaus Zeit bis die Handlung so richtig ins Rollen gerät. Leider nimmt er sich auch manchmal die Zeit für belanglosen Kram. Gerade der Einstieg in dem Mikael die Zusammenhänge schildert, die zu seiner Verurteilung führen, war ziemlich zum Gähnen, weil hier Themen aufgegriffen werden, die mich nun gar nicht interessieren. Während Mikael nun seinen neuen Job beginnt, wächst nach und nach seine Faszination und sein Interesse an den Vangers. Als dann - sehr spät in der Buchmitte erst - klar wird, daß Hariett einem düsteren Geheimnis auf der Spur war, gewinnt die Geschichte an Fahrt. Hier ist dann der Leser genauso gebannt wie die Hauptfigur. Gleichzeitig ist Mikael mittlerweile ein Teil des komplizierten Beziehungsgeflechts der Vangers geworden.

Während Mikael eigentlich ein wenig der Typ Sonnenschein ist, bekommt die Geschichte durch Lisbeth Salander einen weiteren Schub. Lisbeth führt eher ein Schattendasein am Rande der Gesellschaft und der Legalität. Zunächst folgt diese Figur einem eigenen Handlungsstrang, der den Mikaels nur ganz leicht berührt. Es dauert seine Zeit bis beide sich miteinander verweben und Lisbeth an Mikaels Seite ermittelt.

Lisbeth ist eine junge Frau mit deutlich soziopathischen Zügen, die private Ermittlungen durchführt und Leute für eine Agentur ausspioniert. Offiziell gilt sie seit ihrer Kindheit als psychisch gestört und ihr Leben sollte von einem Betreuer geregelt werden. Lisbeth hat nach einer schwierigen Kindheit Probleme Zugang zu anderen Menschen zu finden und ihr fehlt eine gewisse soziale Bildung. Trotzdem ist sie hochintelligent, sie löst ihre Probleme aber auf eine völlig eigene Art außerhalb dessen, was für andere Menschen normal ist. Für den Leser ist es natürlich interessant dahinter zu kommen, wie diese Lisbeth wirklich funktioniert, eben weil sie völlig anders funktioniert. Dies ist wohl auch der rote Faden der die beiden nächsten Bände der Reihe mit diesem Buch verbindet. Die Figur lässt einen schwer wieder los. Trotz ihrer jungen Jahre verfügt sie einfach über mehr Ecken und Kanten als Mikael, der zwar ganz nett ist, aber der selbst mit seinem Frauenverschleiß gegen sie verblasst.

An dem Punkt an dem beide Figuren sich endlich treffen, steht dann auch der Durchbruch in Sachen Hariett und erst hier kann man endlich von einem vernünftigen Krimi sprechen.

Ausnahmsweise möchte ich dann mal einen Punkt zur Sprache anmelden, der mir unwahrscheinlich auf den Zwickel gegangen ist. Anglizismen bis der Arzt kommt. Mir geht es dabei nicht um Verständnisprobleme, aber sie waren einfach unheimlich und störend, weil fehl am platze. Wenn das in Schweden so üblich ist, haben wir in Deutschland überhaupt kein Problem mit Anglizismen! Es mag ja noch angehen, wenn Journalisten untereinander eine Slang haben und sich Dinge "off the records" (also "unter uns"/"im Vertrauen") mitteilen. Wenn dann aber eine Figur aus einer völlig anderen Materie anfängt derartig herumzuschwallern, dann krieg ich einen Hals.

Im Großen und Ganzen hat das Buch aber Spaß gemacht. Es gab viel zu entdecken und besonders Lisbeth ist ein Charakter der in Erinnerung bleibt. Auch die verrückten Vangers verstehen zu amüsieren. Leider braucht der Autor aber zu lange bis die Geschichte richtig in Fahrt kommt, das sollte nicht erst nach der Hälfte eines Romans passieren.

47 Bewertungen, 20 Kommentare

  • MasterSirTobi

    14.10.2008, 02:10 Uhr von MasterSirTobi
    Bewertung: sehr hilfreich

    Ein sehr hilfreicher Bericht! LG MST

  • Daisy_Bluemchen

    24.09.2008, 22:58 Uhr von Daisy_Bluemchen
    Bewertung: sehr hilfreich

    viele Grüße ... Daisy

  • Libelle_70

    24.09.2008, 11:27 Uhr von Libelle_70
    Bewertung: sehr hilfreich

    :-)

  • doelau

    23.09.2008, 21:19 Uhr von doelau
    Bewertung: sehr hilfreich

    Ein schöner Bericht, Gruß doelau

  • Mondlicht1957

    21.09.2008, 17:40 Uhr von Mondlicht1957
    Bewertung: sehr hilfreich

    Sehr hilfreich ....liebe Grüsse

  • mima007

    20.09.2008, 21:50 Uhr von mima007
    Bewertung: sehr hilfreich

    Liebe Gruesse von mima007

  • Bunny84

    20.09.2008, 14:59 Uhr von Bunny84
    Bewertung: sehr hilfreich

    Ein schönes sonniges Wochenende und liebe Grüße sende ich dir.

  • anonym

    20.09.2008, 13:03 Uhr von anonym
    Bewertung: sehr hilfreich

    Liebe Grüsse, Chrissy

  • blackangel63

    20.09.2008, 00:23 Uhr von blackangel63
    Bewertung: sehr hilfreich

    ScHoEnEn AbEnD....gRuSs AnJa

  • morla

    19.09.2008, 23:42 Uhr von morla
    Bewertung: sehr hilfreich

    schönes wochenende wünsch ich dir lg. petra

  • bigmama

    19.09.2008, 22:24 Uhr von bigmama
    Bewertung: sehr hilfreich

    LG Anett

  • tk7722

    19.09.2008, 21:41 Uhr von tk7722
    Bewertung: sehr hilfreich

    Ein sehr interessanter Bericht, liebe Grüße

  • bambie34

    19.09.2008, 21:25 Uhr von bambie34
    Bewertung: sehr hilfreich

    Noch einen schönen Freitag, Gruß Tanja

  • presscorpse

    19.09.2008, 20:49 Uhr von presscorpse
    Bewertung: sehr hilfreich

    prima bericht! lg presscorpse

  • Tuffi2106

    19.09.2008, 19:32 Uhr von Tuffi2106
    Bewertung: sehr hilfreich

    SH, lieben Gruß und einen schönen Tag! Tuffi

  • Jerry525

    19.09.2008, 19:09 Uhr von Jerry525
    Bewertung: sehr hilfreich

    Ein schöner Bericht lg Jerry

  • gensinrw

    19.09.2008, 19:01 Uhr von gensinrw
    Bewertung: sehr hilfreich

    Lieben Gruß, GensiNrw.

  • money_leon

    19.09.2008, 18:28 Uhr von money_leon
    Bewertung: sehr hilfreich

    sehr hilfreich ! mfg

  • K1972

    19.09.2008, 18:04 Uhr von K1972
    Bewertung: sehr hilfreich

    Guter Bericht , sh .

  • Striker1981

    19.09.2008, 17:59 Uhr von Striker1981
    Bewertung: sehr hilfreich

    SH und Liebe Grüße vom STRIKER