Tamron SP AF 17-50mm f2.8 XR Di II LD Aspherical IF Minolta/Sony Testbericht

Nachdem ich meine 300D mitsamt dem 18-55 Objektiv weiterverkauft habe, fehlte mir bis 28mm erheblich wichtiger Brennweitenbereich im Weitwinkel.
Lange schon träumte ich von einem lichtstarken Weitwinkel, 28-200mm hatte ich ja nun schon mit Lichtstärke 2,8 abgedeckt.

Just im Mai diesen Jahres brachte Tamron genau das passende auf den Markt und ich investierte den 300D Erlös umgehend in das neue Objekt meiner Begierde.

**Warum das da?**

Es gibt nicht viel Auswahl im Weitwinkelbereich und Lichtstärke 2,8 für mich als Canon User (kenne mich daher mit Nikon und KoMi nicht aus):
Sigma baute ein 18-50/2,8 für um die 420-450 Euro, welches aber Gerüchten zufolge doch sehr weich sein soll. Die Bilder die ich von dem Objektiv sah, konnten mich auch nicht wirklich überzeugen. Wenn ich eine durchgehende 2.8 kaufen will, dann darf die Optik nicht erst bei Blende 4 brauchbar scharf sein.
Canon bietet ein 16-35/2.8L an, neu um 1200-1400 zu haben. Gebraucht (oder sein Vorgänger 17-35/2.8L) um 900 zu bekommen.
Vorteil beim Canon: es ist Vollformattauglich, Sigma und Tamron bieten dies nicht. Nachteil: gemein teuer!
Tamron hatte bisher ein 17-35/2,8-4 im Angebot - welches aber eben keine durchgehende 2.8 aufwies.

Also fiel mir die Entscheidung nicht schwer, nachdem ich Testbilder des 17-50/2.8 sah und viele Meinungen sich glichen, dass es dem 28-75/2.8 in rein gar nichts nach steht - und mit diesem war ich schliesslich vollauf glücklich.

** Tamron A16 SP AF 17-50mm F/2.8 XR DiII LD Aspherical IF**

Auflösung des Kauderwelsches:

A16 = Modellnummer ;)
SP = Super Performance. Heisst laut Tamron: das tollste Design in der Tamron Palette
AF = Autofokus
17-50mm Brennweite, durchgehende größte Blende (also am weitesten geöffnet) von 2,8 über den gesamten Brennweitenbereich
XR = Mehr Lichtstärke und trotzdem kompakte Bauweise (Bsp: das Canon L hat einen Frontdurchmesser von 77mm, das Tamron nur 67mm)
Di II = digital optimiert und ausschliesslich für Kameras mit APS-C Sensoren konstruiert, die einen Cropfaktor von mindestens 1,5 aufweisen. (Crop = es wird gegenüber einer normalen 35mm Kamera nur ein Bildausschnitt abgebildet da der Sensor kleiner ist, häufig falsch als Brennweitenverlängerung betitelt) - bei analogen SLR bzw. digitalen SLR mit Vollformat oder Crop kleiner als 1,5 (Canon hat 1,3 im Programm) entstehen Abducklungen in den Bildecken.
LD = Low Dispersion - spezielle Linsen zur Reduzierung von chromatischen Aberrationen
Aspherical = das Objektiv besitzt (eine) asphärische Linse(n) - spezielle Linsenkonstruktion zur Korrektur des Brechwinkels
IF =Innenfokussierung, die Frontlinse dreht beim fokussieren nicht mit, was den Einsatz von Filtern erleichtert.

Man könnte noch das ZL dahintersetzen, denn auch dieses Objektiv hat eine ZoomLock Funktion.

Dieses tolle Fachgeschwafel habe ich dem aktuellen Tamron Katalog entnommen und hoffentlich auch verständlich übersetzt.

Mehr technische Infos sind auf www.tamron.de nachzulesen

***Preis***

All diese tollen Sachen gibt es für einen UVP von Tamron in Höhe von 469 Euro - im freien Handel ist es derzeit ab 369 Euro zu bekommen - und bietet damit das beste Preis/Leistungsverhältnis in seiner Klasse.

Erhältlich für Canon AF, KoMi AF-D, Nikon AF-D

**Handling, Verarbeitung, Bildqualität**

Ich hatte recht hohe Erwartungen, als ich meine Postkiste auffetzte.
Ich besitze bereits den großen Bruder 28-75/2.8, welcher aber auch an Vollformat verwendet werden kann und an meiner neuen Kamera vollführt dieses Gerät wahre Wunder. Entsprechend wollte ich das auch vom Neuling sehen; schliesslich warb Tamron mit der vom 28-75 abgekupferten Leistung.

Tamron liefert neben den beiden Deckeln auch standardmäßig die Gegenlichtblende mit. Ich packte aus, setzte meine GeLi drauf und schraubte den Neuen erwartungsvoll an meine Kamera.
Da auch hier bereits erste Aussagen auftauchten, es gäbe Fehlfokus, machte ich entsprechende Testbilder, da ich obendrein mit Seriennummer 49 eins der allerersten erwischt hatte.
Die Bilder sah ich mir sofort an (habe eins von 50mm mit angehangen) - und war sprachlos.
Der Fokus sass millimetergenau, egal ob bei 17oder 50mm Brennweite, die Farben waren natürlich und die Schärfe war selbst in den Ecken bei Offenblende einfach erstaunlich.
Auch bei weiteren Versuchen unter verschiedenen Bedingungen, waren keinerlei Geisterbilder, kein Absaufen an den Rändern oder ähnliches erkennbar.

Das Objektiv ist unmerklich kleiner als das 28-75 (gut 83mm Baulänge), hat den gleichen Durchmesser und die gleiche Funktionsweise.
Rechts seitlich ist der Lock angebracht, dieser blockiert den Zoomtubus, praktisch wenn man die Kamera umhängen hat, so hat die Schwerkraft nicht die Chance, dass das Objektiv unbemerkt ausfährt.
Links seitlich ist der Umschalter von Autofokus auf Manuell, vorm güldenen Ring ist der Fokusring und der Bereich dahinter kann zum Zoomen gedreht werden.
Die Oberfläche ist auch hier wie beim großen Bruder gummiert und läßt sich sehr gut greifen.
Wiegen tut der kleine Scheisser gerade mal 430g - was nicht zuletzt der kompakten Bauweise zu verdanken ist.

Zum Fokus: Der Fokus arbeitet für meinen Geschmack ausreichend schnell, wenngleich auch natürlich der USM von Canon schneller arbeitet. Ist aber mit dem 28-75 durchaus absolut vergleichbar.
Die Lautstärke hingegen ist immens. Es ist mein lautestes Objektiv, es ist sogar einen Tick lauter, als es das 50/1.8 von Canon war. Da ich das Objektiv wegen der hohen Lichtstärke gekauft habe, die ich im Konzert benötige, stört mich das allerdings nicht wirklich.
Dafür arbeitet der Fokus sehr genau und schiesst fast nie daneben.

Die Verarbeitung hingegen erscheint mir sehr wertig. Es wirkt robust, es klappert nichts und alles läßt sich leicht, aber nicht zu leicht bedienen. Genauso bin ich es von meinem 28-75 gewohnt, welches nun schon mindestens 3 Jahre alt ist und immer noch so top in Schuss.

Ein weiteres Glanzstück ist Tamron bei der Nahgrenze gelungen. Diese liegt bei nur 27cm - das bietet in diesem Brennweitenbereich kein anderes Objektiv. Damit kann man hier noch näher ans Motiv ran, als es mit anderen Optiken dieser Klasse möglich ist.
Dank der Lichtstärke kann man durch die kurze Entfernung schöne Freistellungseffekte erreichen.

In den ersten Testberichten hat das Objektiv durchgehend fantastisch abgeschnitten. Zurecht, wie ich finde.
Die Schärfe spricht für sich, die qualitative Verarbeitung ebenso und der Brennweitenbereich mit durchgehender Lichtstärke von 2.8 für DEN Preis ist einfach unschlagbar gut.

**FAZIT**

Tamron hat ein Sahnestück produziert, nach dem sich viele Fotografen schon längst die Finger geleckt hatten.
Stand doch schon lange das 16-35/2.8L auf meiner "irgendwann kauf ich mir bestimmt mal"-Liste, ist das nun vorerst gestrichen. Das wäre erst wieder interessant, wenn ich mir eine Kamera der Profiklasse leisten kann - aber wenn das der Fall ist, kann ich mir wahrscheinlich auch das L dann leisten ;)

Der Brennweitenbereich ist optimal als Standardzoom (umgerechnet auf Vollformat ergibt es bei Crop 1,5 in etwa 26-78mm - ich habe Crop 1,6), die Lichtstärke ist top und die Schärfe und Abbildungsleistung bei Offenblende kann vollends überzeugen.
Wer eine Canon 1,6 Crop EOS besitzt, kann getrost das Sparen für das L aufgeben und zu diesem hier greifen - damit macht er nix verkehrt.

Ich musste lange suchen, bis ich einen Händler fand, der noch welche hatte, es war kaum auf dem Markt und die ersten 2000 Exemplare waren nahezu sofort vergriffen - auch das spricht meiner Meinung nach sehr für das Objektiv, mit dem Tamron eindeutig den Nerv der Käufer getroffen hat.

Ich habe schon lange darauf gewartet, dass Tamron ein solches Objektiv baut - und nun muss ich nicht mehr traurig wartend auf das Canon L sparen. Wenn Tamron jetzt noch ein 70-200/2.8 auf den Markt bringt, bekommen Sigma und Canon ernsthafte Konkurrenz!

Von mir gibt es volle 5 Sterne und eine absolute Kaufempfehlung!

Allzeit Gut Licht!

KingSparko Jul 2006 für ciao.de / LittleSparko Jan 2007 für Yopi.de

PS: Mein Bericht wurde im Juli 06 verfasst, mittlerweile könnte der Preis gesunken sein.