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Oldie but goldie?
27.12.2002, 18:24 Uhr von
sugips
Ich bin Wiener und Wahlneusiedler im Burgenland. Hier lebe ich mit meinem Liebstling, 1 bis drei ...4Pro:
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Kontra:
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Empfehlung:
Ja
Ernest hemingway: Der alte Mann und das Meer
Oldie but goldie?
Der alte Mann und das Meer (amerikanisch The old man and the sea) ist ein Kurzroman – kaum mehr als 60 Seiten – von Ernest Hemingway. Erschienen 1952, neun Jahre vor seinem Tod, gehört es zu seinen Alterswerken. Mit dem Thema hat er sich schon lange herumgeschlagen, bereits 1936 erschien in der Zeitschrift Esquire ein Prosastück mit dem Titel On the Blue Water, in dem er vom Kampf eines alten Fischers mit einem riesigen Fisch erzählte. Diesen kurzen Text baute er dann später zu einem vollendeten werk aus, in dessen Mittelpunkt einer jener kubanischen Fischer steht, unter denen er selbst jahrelang gelebt hat, und das eine Apotheose jenes Heldentyps darstellt, dessen persönlichen Ehrenkodex er in seinen früheren Werken gefeiert hatte. Allein, einsam, stark, mutig, niemals, auch in der Niederlage nicht, aufgebend.
Der Inhalt
Der alte Santiago ist seit vielen Wochen, zunächst in Begleitung des ihn bewundernden Fischerjungen Manolin, dann allein, täglich aufs Meer hinausgefahren, ohne einen Fang zu machen. Nach 84 glücklosen Tagen steuert er, in der Hoffnung, einen großen Fisch zu fangen, weit in den Goldstrom hinaus. Als ein Schwertfisch, länger als Santiagos Boot, anbeißt, beginnt ein Kampf, der zwei Tage und zwei Nächte dauert und den der alten Mann in einsamer Tapferkeit durchsteht. Dabei führt er Selbstgespräche und wünscht sich den Jungen als Zeugen herbei, beschwört Erinnerungen an vergangene Bewährungsproben herauf und spricht sich selbst Mut zu. Das Duell mit dem Fisch, den Santiago nicht nur als ebenbürtigen Herausforderer respektiert, sondern dem er sich fast brüderlich verbunden fühlt, endet, als das erschöpfte Tier dem Boot, das es bereits meilenweit in den Ozean herausgezogen hat, zu nahe kommt. Santiago harpuniert den Fisch, vertäut ihn längsseits, setzt mit seinen von der Leine zerschnittenen Händen das Segel und beginnt die Beute, von deren Erlös er monatelang leben könnte, in Richtung Küste zu schleppen.
Doch die eigentliche Bewährung – die Hinnahme der Niederlage – steht dem alten Mann noch bevor. Haie fallen den Fisch an. Santiago versucht verzweifelt, sie zu verscheuchen, aber diesmal ist er der Unterlegene. Als er, dem physischen Zusammenbruch nahe, den Strand erreicht, hängt nur noch das Skelett des großen Fisches an der Bootswand. Santiago legt sich schlafen, umsorgt von Manolin, der tief bewegt etwas von der menschlichen Größe ahnt, die der Tapferkeit seine alten Freundes innewohnt.
Textzitat: “Wenigstens der Wind ist unser Freund, dachte er. Dann fügte er hinzu, manchmal. Und die große See mit unseren Freunden und unseren Feinden. Und mein bett, dachte er. Mein bett ist mein Freund. Ja, mein Bett, dachte er. Das Bett wird wunderbar sein. Es ist einfach, wenn man geschlagen ist, dachte er. Ich wusste niemals, wie einfach es ist. Und was hat dich geschlagen? dachte er. „Nichts“, sagte er laut. „ich bin zu weit hinausgefahren.“
Zur Interpretation
Und gleich ein anderes: „Aber der Mensch darf nicht aufgeben ... Man kann vernichtet werden, aber man darf nicht aufgeben.“ Dieser Grundsatz des alten Fischers, der, vom Glück verlassen, den letzten großen Kampf seines Lebens kämpft, ist die zur lapidaren Kürze zugespitzte Verhaltensmaxime, der sich Hemingways Protagonisten, noch in der Niederlage ihre persönliche Würde bewahrend, unterwerfen. Die Geschichte des einsamen Zweikampfs Santiagos mit dem Fisch erscheint fast mythisch – als Gleichnis vom ewigen Kampf des Menschen mit der Natur - , als Parabel von der moralischen Unbesiegbarkeit des wahren Helden. Santiagos Verlassenheit, seine zerschundenen Hände und die Szene, in der er, wie Christus am Kreuz, den Mast seines Bootes den Strand hinaufträgt, lassen auch an Christus erinnern, wie einige Interpretationen behaupten. Einige Kritiker vermuteten in dem werk auch eine parabolische Selbstdarstellung des Autors, des alternden literarischen Matadors, der noch einmal den großen Kampf aufnimmt.
Kurz nach Erscheinen von The old man and the sea schien es, als habe Hemingway damit einen Sieg über jene Kritiker errungen, die nach dem Fehlschlag von Über den Fluß und in die Wälder (1950) sein Talent für erschöpft hielten. Der Kurzroman wurde enthusiastisch als Meisterwerk begrüßt und in der Begründung für die Verleihung des Nobelpreises (1954) besonders erwähnt. Inzwischen hat die Kritik strengere Maßstäbe angelegt und darauf hingewiesen, dass das Werk eine fast an Selbstparodie grenzende Wiederholung des einst revolutionären Hemingway-Stils darstelle, dass der Versuch, spanische Dialog- und Satzrhythmen im Englischen nachzuahmen, forciert wirke und dass sich trotz der betonten Kargheit in Sprache und Darstellungsmittel sentimentale Töne eingeschlichen hätten. Trotzdem ist das Buch eine bewegende und fesselnde Geschichte von männlicher Tapferkeit und eines der repräsentativen amerikanischen Erzählwerke der Mitte des 20. Jahrhunderts.
Anmerkungen:
Das Buch wurde 1958 unter der Regie von John Sturges auch verfilmt. Es liegt in diversen Ausgaben, auch als rororo-Taschenbuch vor. Ich – Jahrgang 1957 – sah den Film als Kind, so mit 6, und schlief dabei ein. Ich las das Buch in der Schule, lobte es wegen seiner Kürze –*g* - und vergaß es lange Zeit. Jetzt habe ich es wieder einmal gelesen. Ich muß sagen, es gefällt mir immer besser, für mich ist es nicht Hemingways Meisterwerk aber neben den großen Romanen und einigen Short-Stories ein wesentlicher Teil seines Gesamtwerkes.
Zum Autor:
1899 Ernest Miller Hemingway wird am 21. Juli in Oak Park, einem Vorort von Chicago, geboren.
1913 Besucht die Oak Park Highschool; er ist ein Versager beim Football, schreibt aber für die Schülerzeitung.
1917 Erste Stelle als Reporter beim "Kansas City Star".
1918 Fährt Krankenwagen beim Amerikanischen Roten Kreuz in Italien.
Am 8. Juli bei Fossalta verwundet. Verliebt sich in einem Mailänder Krankenhaus in die Krankenschwester Agnes von Kurowsky.
1919 Widerwillige Heimkehr, geht oben in Michigan seiner Mutter aus dem Weg.
1920 Reporter beim "Toronto Star Weekly".
1921 September: Heirat mit Hadley Richardson.
November: Abreise nach Paris, wo er Auslandskorrespondent des "Toronto Star" wird.
1922 Schreibt Kurzgeschichten, lernt Gertrude Stein kennen, die ihn in seiner Arbeit ermutigt. Auf dem Weg zu Ernest in die Schweiz verliert Hadley den Koffer mit seinen Manuskripten auf dem Bahnhof.
1923 Erste Spanienreise, erster Stierkampf, Geburt des ersten Sohn John und erstes veröffentlichtes Buch: Three Stories and Ten Poems.
1925 Der Kurzgeschichtenband In Our Time (In unserer Zeit) erscheint, die Frucht von fünf Jahren Arbeit. Nach der Fiesta in Pamplona beginnt er The Sun Also Rises (Fiesta).
1926 Lernt F. Scott Fitzgerald und den Scribner's Lektor Max Perkins kennen. Scribner's veröffentlicht The Sun Also Rises. Erster literarischer Erfolg.
1927 Lässt sich für Pauline Pfeiffer von Hadley scheiden. Der Kurzgeschichtenband Men Without Women (Männer ohne Frauen) erscheint.
1928 Verlässt Paris, mietet ein Haus in Key West. Geburt des zweiten Sohnes Patrick. Selbstmord des Vaters. Schreibt in Key West und auf verschie- denen Ranchen in Wyoming an A Farewell to Arms (In einem anderen Land).
1929 A Farewell to Arms erscheint.
1930 Arbeit an Death in the Afternoon (Tod am Nachmittag) in Key West und auf der L-T-Ranch in Wyoming.
1931 Kauft ein Haus in Key West. Geburt des dritten Sohnes Gregory.
1932 Death in the Afternoon erscheint.
1933 Winner Take Nothing (Der Sieger geht leer aus) erscheint. Erste Safari in Afrika.
1935 Green Hills of Africa (Die grünen Hügel Afrikas) erscheint.
1936 Arbeit an To Have and Have Not (Haben und Nichthaben) in Wyoming, Kuba und Key West.
1937 To Have and Have Not erscheint; im Spanischen Bürgerkrieg Korrespondent auf der republikanischen Seite, Mitarbeit am Propagandafilm Spanish Earth.
1938 The Fifth Column (Die fünfte Kolonne) - ein Stück über den Spanischen Bürgerkrieg - und The First 49 Stories erscheinen.
1939 Trennung von Pauline, lebt mit Martha Gellhorn auf Kuba. Schreibt in Paris, Kuba, Key West, Wyoming und Sun Valley (Idaho) an For Whom the Bell Tolls (Wem die Stunde schlägt).
1940 For Whom the Bell Tolls erscheint. Heirat mit Martha Gellhorn. Sie beziehen die Finca Vigía auf Kuba.
1941 Martha und er besuchen als Auslandskorrespondenten China und den Fernen Osten.
1942 Bewaffnet sein Boot Pilar, um in der Karibik deutsche U-Boote zu suchen.
1944 Kriegsreporter für das Magazin "Collier's". Fliegt mit der RAF und nimmt an der Befreiung von Paris teil, besonders der Bar des Ritz. Sammelt Material für Islands in the Stream (Inseln im Strom).
1945 Scheidung von Martha.
1946 Heirat mit Mary Welsh. Sie wohnen auf Kuba.
1948 Europareise. Verliebt sich in Venedig in Adriana Ivancic.
1949 Beginnt Across the River and Into the Trees (Über den Fluss und in die Wälder) und The Garden of Eden (Der Garten Eden), das erst 1986 veröffentlicht wird.
1959 Across the River and Into the Trees erscheint. Erste wirklich schlechte Kritiken. Arbeit an Islands in the Stream (1970 veröffentlicht) und beginnt The Old Man an the Sea (Der alte Mann und das Meer).
1952 The Old Man and the Sea erscheint und stellt seinen Ruf wieder her.
1953 Pulitzer Preis für The Old Man and the Sea.
1954 Januar: Verfrühte Nachrufe nach zwei Flugzeugabstürzen in Norduganda. Oktober: Nobelpreis für Literatur.
1955 Beginnt ein afrikanisches Tagebuch, das 44 Jahre später als True at First Light (Die Wahrheit im Morgenlicht) veröffentlicht wird.
1956 Im Pariser Hotel Ritz entdeckte alte Tagebücher werden zur Grundlage von A Moveable Feast (Paris - ein Fest fürs Leben), das 1964 erscheint.
1958 Verlässt Kuba und mietet ein Haus in Ketchum (Idaho).
1959 Schreibt ein langes Manuskript über den direkten Wettstreit (mano a mano) zwischen den Stierkämpfern Ordonez und Dominguin, das 1960 in "Life" erscheint und 1985 als das Buch The Dangerous Summer (Gefährlicher Sommer).
1960 Zwei Selbstmordversuche. Elektroschocktherapie in der Mayo-Klinik.
1961 Im Januar entlassen. Nach neuem Selbstmordversuch im April wieder in der Klinik. Am 26. Juni als geheilt entlassen. Selbstmord am 2. Juli. Auf dem Friedhof von Ketchum bestattet.
Quelle: Palin, Michael: Hemingways Reisen.
Haffmans Verlag, ARTE EDITION, Zürich 1999
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-05-13 16:55:25 mit dem Titel Zum 50. Mal noch wunderbar!
Johann Wolfgang von Goethe: Faust. der Tragödie 1. und 2. Teil
1) Persönliche Vorbemerkung
2) Daten
3) Entstehungsgeschichte
4) Handlung Faust 1
5) Handlung Faust2
6) Kurz zur Werkdeutung
7) Persönliches Schlusswort
1) Persönliche Vorbemerkung
In knapp einer halben Stunde beginnt in ?3SAT? die Aufzeichnung von Faust 1 in einer fast 5-stündigen Fassung in der Regie von Peter Stein aus Hannover. Morgen folgt in über acht Stunden der Faust 2. Ungeschnittener, komplet-ter wird man Faust nicht mehr sehen. Ich feiere damit ein persönliches Jubiläum: damit habe ich nun nach zahllosen Lesungen Faust zum 50. Mal gesehen. Ihr lest richtig ? zum 50. Mal. Von Gründgens zu Heyme, von Kreza zu Strehler, von Reinhardt bei den Salzburger Festspielen 1933 (natürlich nur in einer Filmaufzeichnung) bis zu Peter Stein. Schauspieler wären zu viele zu nennen.
Für mich ist Faust ein Geniestreich und ein ewig-junges Stück, fernab von der Fadesse, mit der ihn deutsch-Lehrer in höheren Klassen oft behandeln. Darum einfach dieser Bericht.
2) Grunddaten
FAUST. Tragödie in zwei Teilen von Johann Wolfgang von GOETHE (1749?1832), Teil 1 erschienen 1808, Teil 2 1832; erste Aufführung von Teil 1 (einzelne Szenen): Schloß Monbijou, 24. 5. 1819; erste vollständige Aufführung: Braunschweig, 19. 1. 1829, Nationaltheater; Uraufführung von Teil II: Hamburg, 4. 4. 1854, Schauspielhaus; erste Gesamtaufführung beider Teile: Weimar, 6. und 7. 5. 1876, Großherzogl. Hoftheater.
3) Stoff und Entstehungsgeschichte
Der Faust-Stoff begegnete dem Dichter in zweierlei Gestalt: als Volksbuch, wahrscheinlich in der 1674 veröffentlichten Fassung des Nürnberger Arztes Johann PFITZER, und, schon in den Kindheitsjahren in Frankfurt, als Pup-penspiel, d. h. als einer der vielen Abkömmlinge von MARLOWES Doctor Faustus, der seinerseits eine erste, geni-ale Dramatisierung des Volksbuches darstellt. Dieses verschmolz die in schwankhafter Form überlieferten und um Sagenelemente bereicherten Zeugnisse über das Leben des Doktor Faustus (Anfang des 16. Jh.s) mit dem im Mittel-alter verbreiteten Motiv des Teufelsbundes. Indem es den wissensdurstigen Helden zum gottlosen Adepten schwar-zer Magie stempelte, wandte es sich von protestantisch-dogmatischem Standpunkt aus polemisch gegen das panreli-giös gestimmte Erkenntnisstreben der Zeit, wie es in den Schriften des PARACELSUS zu Worte kam.
Mit dem Beginn der Aufklärung wandelte sich das Faustbild: aus dem verruchten Apostaten und Gotteslästerer wurde ein lächerlicher Zauberkünstler und Obskurant. LESSING stellte, in herausfordernden Gegensatz zu GOTTSCHED und dessen Kreis, die Figur zum erstenmal in positivem Licht dar; in seinem Faust-Fragment (1759), das Goethe wohl schon in seiner Jugend las, wird der Held ans Schluß von Engeln gerettet. Die junge Generation des Sturm und Drang machte Faust zum Sprecher ihres titanischen Ich-und Freiheitsgefühls, das der Bevormundung durch religiöse Tradition und antimystische Ratio gleichermaßen spottete. Erst Goethe rückte die Gestalt auf eine Ebene jenseits tendenziös einseitiger Wertungen; damit wurde sie universaler, zugleich aber auch vieldeutiger.
Goethes Faust entstand in einem sechs Dezennien währenden, zeitweise auf Jahre unterbrochenen. nicht überall eindeutig zu erhellenden Schaffensvorgang; Partien des zweiten Teils, wie z. B. der Helena-Akt, waren schon ange-legt, als der Dichter noch am ersten Teil arbeitete. Ein erster dramatischer Entwurf, der die Gelehrtentragödie und die Gretchen-Tragödie noch unverbunden nebeneinanderstellt, entstand zwischen 1772 und 1775. Dieser Urfaust blieb nur in einer 1887 von Erich SCHMIDT wieder aufgefundenen und im gleichen Jahr von ihm herausgegebenen Abschrift des Weimarer Hoffräuleins Luise v. Göchhausen erhalten.
1790 veröffentlichte Goethe unter dem Titel Faust, ein Fragment eine Bearbeitung jenes ersten Entwurfs, deren Komposition deutlich den klärenden Einfluß der italienischen Reise erkennen läßt. Doch erst in den Jahren seiner Freundschaft mit SCHILLER, als sich in ihm ein intensives Interesse an kunsttheoretischen Problemen und ideellen Ordnungsprinzipien entzündete, fügte er den Prolog im Himmel und die Paktszenen hinzu, in denen sich nun das übergreifende Leitmotiv der Wette klar abzeichnete.
So entstand zwischen 1797 und 1806 Faust, 1. Teil. Vorwiegend ECKERMANN ist es zu danken, daß Goethe nach langer Pause die schon um 1800 entstandenen Bruchstücke des II. Teils wieder aufgriff und das Ganze zwischen 1825 und 1831 planmäßig, »durch Vorsatz und Charakter« (an W. v. Humboldt, 17. 3. 1832), aus der Sicht seiner nachklassischen Schaffensphase beendete, in der die Gegensätze von Klassik und Romantik sich ver-söhnten und in der auch seine Erfahrung als Staatsmann poetischen Ausdruck suchte. 1827 veröffentlichte Goethe in der Ausgabe letzter Hand den Helena-Akt mit dem Untertitel Klassisch-romantische Phantasmagorie, 1828 ebenda die Szenen am Kaiserhof. Noch vor seinem letzten Geburtstag versiegelte er das abgeschlossene Drama. Was die Vollendung des Werks, das in den letzten Jahren immer wieder in seinem Tagebuch das »Hauptgeschäft« genannt wurde, für Goethe bedeutete, bezeugen Briefe aus dieser Zeit und die Gespräche mit Eckermann; hier heißt es (6. 6. 1831): »Mein ferneres Leben kann ich nunmehr als ein reines Geschenk ansehen, und es ist jetzt im Grunde ganz einerlei, ob und was ich noch etwa tue.«
4) Handlung Faust 1
Dem Beginn der eigentlichen Handlung sind die lyrische Zueignung und zwei Vorspiele vorangestellt. In der Zueig-nung spricht sich Goethes Verbundenheit mit den Gestalten der Tragödie aus, die nach langen Jahren wieder vor seinem geistigen Auge erscheinen und zugleich mit der Erinnerung an seine jugendliche Schaffenszeit die Sehnsucht nach dem »stillen, ernsten Geisterreich« der Dichtung in ihm wachrufen: » Was ich besitze, seh? ich wie im Weiten, / Und was verschwand, wird mir zu Wirklichkeiten.« Das Vorspiel auf dem Theater führt, ohne direkten Bezug auf das Stück, in einem Gespräch zwischen Schauspieldirektor, Dichter und Lustiger Person auf die Ebene gesellschaft-lich-merkantiler Realitäten als dem Bereich, in dem der Bühnendichtung zu wirken bestimmt ist. Der Prolog im Himmel schlägt mit dem Wechselgesang der Erzengel »das Motiv der großen allgemeinen Ordnung« an (E. Trunz): »Die Sonne tönt nach alter Weise / In Brudersphären Wettgesang, / Und ihre vorgeschriebne Reise / Vollendet sie mit Donnergang.« Er ist zugleich Exposition der Handlung: Mephisto wettet mit Gott, daß es ihm gelingen werde, Faust auf seine Wege herabzuziehen.
Die Ausgangssituation des Stückes ist die gleiche wie im Puppenspiel: der berühmte Anfangsmonolog zeigt Faust im nächtlichen Studierzimmer, unbefriedigt vom Studium der Wissenschaften, deren trockener, traditionsgläubiger Rationalismus in Famulus Wagner verkörpert erscheint. Er wendet sich der Magie zu. Doch hier schon entfernt sich die Tragödie entscheidend von dem vorgegebenen Stoff: Faust beschwört nicht satanische Mächte, die ihm Wissen, Macht und Genuß verschaffen sollen, sondern er ruft den Erdgeist, die wirkende Kraft der Natur, um durch ihn zur Teilhab. am Leben des göttlichen Alls zu gelangen. Vorn Erdgeist höhnisch in die Schranken gewiesen, überdies von der trockenen Pedanterie des herzueilendes Famulus angewidert, sieht der verzweifelte Faust irrt Freitod den letzten Weg zu vollkommener Seinserfahrung. Aber der Klang der Osterglocken und Auferstehungschöre, der in seine Studierstube dringt, hält ihn mit dem Zauber der Kindheitserinnerung zurück.
Die Umkehr in ein Leben naiver Unbefangenheit ist ihm jedoch versagt. Sein Osterspaziergang mit Wagner führt ihn unter feiernde Bürger und Bau-ern, deren selbstzufriedenes Behagen ihm sein Ungenügen an der Beschränktheit der menschlichen Existenz und an der Widersprüchlichkeit seines eigenen Wesens nur noch schmerzlicher bewußt macht: »Zwei Seelen wohnen, ach! in meiner Brust, / Die eine will sich von der andern trennen; / Die eine hält, in derber Liebeslust, / Sich an die Welt mit klammernden Organen; / Die andre hebt gewaltsam sich vom Dust / Zu den Gefilden hoher Ahnen.« Erst jetzt, nachdem die Gespaltenheit Fausts sichtbar gemacht ist, tritt Mephisto auf. Das Stichwort, das ihn auf den Plan ruft, ist Fausts Wunsch: »Ja, wäre nur ein Zaubermantel mein, / und trüg? er mich in fremde Länder! / Mir sollt? er ? um die köstlichsten Gewänder. 1 Nicht feil um einen Königsmantel sein.« Den Fähigkeiten Mephistos skeptisch gegenüberstehend, fügt Faust in den Pakt mit ihm eine bedeutsame Klausel ein, die das Bündnis in eine Wette verwandelt: »Werd? ich zum Augenblicke sagen: / Verweile doch! du bist so schön! 1 Dann magst du mich in Fesseln schlagen, / Dann will Ich gern zu Grunde gehn!« Damit bleibt der Ausgang offen, wird das bloße Schauerspektakel zum Drama. Im Teufelspakt gipfelt die Einsicht Fausts in sein Unvermögen, aus eigener Kraft zur Welterkenntnis zu gelangen.
In den folgenden beiden Szenen werden die Unzulänglichkeiten des Lehrens und Lernens ironisch beleuchtet: der Dialog zwischen dem als Faust verkleideten Mephisto und einem ratsuchenden Studenten ist eine witz-sprühende Satire auf die Hochschulfakultäten. Ein wüstes studentisches Saufgelage in Auerbachs Keller in Leipzig, wohin Mephisto Faust auf seinem Zaubermantel führt, illustriert Mephistos Ansicht von der Intelligenz des Men-schen: »Er nennt?s Vernunft und braucht?s allein, / Nur tierischer als jedes Tier zu Sein.« ?
Die folgende Szene, Fausts Verjüngung in der Hexenküche, ein Vorgang, der mit augenscheinlichem Behagen am absurden, aus Tief-sinn, Satire und Obszönität gemischten Spiel dargestellt ist, bildet das Präludium zur Gretchen-Tragödie. Faust er-blickt in einem Zauberspiegel das Bild Helenas, das ihn zu glühendem Begehren entzündet. In Gretchen wird diese Vision (in der sich zugleich die künftige Erscheinung Helenas andeutet) Wirklichkeit. Faust begegnet diesem kindlich unschuldigen und selbstsicheren Geschöpf in einer mittelalterlichen Kleinstadt. Er bedrängt Mephisto, ihn mit Gretchen zusammenzuführen.
Die Unbedingtheit, mit der Faust das Mädchen ohne Rücksicht auf dessen Bindungen an Familie und Tradition für sich fordert, ist von vornherein unheilträchtig. Daß er Mephistos Beihilfe in Anspruch nimmt, führt zur Katastrophe: das Schlafmittel für Gretchens Mutter, vor der Fausts nächtliche Besuche verheimlicht werden müssen, wirkt tödlich; Valentin, Gretchens Bruder, der die Entehrung der Schwester rächen will, fällt durch Mephstos Eingreifen im Kampf mit Faust; Gretchen tötet in Verzweiflung das Kind, das sie geboren hat, und endet im Kerker. Und doch zeigen sich in Gretchens Tragödie die Grenzen der Macht des Bösen, deutet sich die Allmacht der Liebe an, die auch Faust vor dem endgültigen Anheimfallen an dieses Böse retten wird.
Gretchen, von Faust verführt, Mörderin der Mutter und ihres Kindes, mitschuldig am Tode des Bruders, ist dennoch unantastbar in der ihrem Wesen eigenen Unschuld, und Mephistos Worte » Über die hab? ich keine Gewalt« lassen erkennen, daß sie seine eigentliche Gegenspielerin ist. Fausts sinnliche Begierde in Liebe wandelnd und sein besseres Selbst weckend, droht sie, Mephisto auch die Gewalt über ihn zu rauben. Im tiefsten Abfall von ihrer Lebensordnung verliert Gretchen doch nie wirklich die Verbindung mit ihr, und dem letzten Zugriff des Bösen entzieht sie sich mit der Flucht in diese Ordnung: »Gericht Gottes! dir hab? ich mich übergeben! ... Dein bin ich, Vater! rette mich!« ?
In die Gretchen-Tragödie ist Bild der Dämonie des Geschlechtlichen die surrealistisch anmutende Szenenfolge, die »romantische« Walpurgisnacht auf dem Blocksberg, eingefügt. Als Theater im Theater wird Oberons und Titanias Goldene Hochzeit aufgeführt, eine an die Adresse der literarischen Gegner Goethes gerichtete Persiflage, zugleich aber auch vorausdeutender Hinweis auf das Thema der Vereinigung von Norden und Süden, Romantik und Klassik, das ins Helena-Akt des zweiten Teils Gestalt wird.
5) Handlung Faust 2
Die Handlung diesen Teils setzt in einer Nochgebirgsszenerie völlig neu ein. Faust erwacht als ein von schwerer seelischer Zerrüttung Genesener aus dem Schlaf des Vergessens, in den ihn Ariel und seine ätherische Geisterschar versenkten. Die Szene Weist auf den Prolog im Himmel zurück; auch sie spielt im Bereich kosmischer Mächte, die hier jedoch in ihrer Wirkung auf den Menschen gezeigt werden: Faust erlebt im Traumschlaf ihre Heilkraft, er erfährt ihre vernichtende Gewalt am »Flammenübermaß« der aufgehenden Sonne; er wendet sich geblendet ab und erkennt am Bild des Regenbogens, der sich im Gischt des Wasserfalls bildet, »bald reingezeichnet, bald in Luft zerfließend«, daß dem Menschen das Absolute nur im Schleier des Vergänglichen erträglich und daß der Raum seiner Existenz das »Farbige« ist, der Zwischenbereich von Licht und Dunkel: »Am farbigen Abglanz haben wir das Leben.«
Nach diesem Vorspiel tritt Faust, nun wieder in Begleitung Mephistos, am kaiserlichen Hof auf, in der Welt politisch-sozialen Handelns. In einem allegorischen Maskenzug, an dem Faust als Pluto, Gott des Reichtums, teilnimmt, weitet «ich die Szene zum bunten Bild des menschlichen Lebens. Am Beispiel des plutonischen Goldes, des legitimen Reichtums, dem die Poesie zugesellt ist, und dem Gegenbeispiel des inflationistischen Papiergeldes, mit dem Mephisto die Finanzmisere des Staates beheben zu können vorgibt, wird das Verhältnis des Menschen zu Besitz und Macht als den beiden Angelpunkten politisch-ökonomischen Lebens erhellt. Auf Wunsch des Kaisers beschwört Faust die Urbilder menschlicher Schönheit, Paris und Helena.
Mit diesem Vorgang, im Volksbuch ein bloßes Zauberkunststück, setzt hier ein Geschehen von vielschichtiger Symbolik ein, in dem die Wechselbeziehungen von Kunst und Leben, Idee und Realität, Schaffendem und Geschaffenem, von nordischer und mediterraner Geistigkeit, von Chaos und Form, Geschichte und Gegenwart Gestalt werden. Faust beschwört das antike Paar mit Hilfe eines Dreifußes, den er, von Mephisto mit einem Zauberschlüssel versehen, aus dem »Reich der Mütter«, der gestaltenträchtigen Tiefe der Urbilder, heraufholt. Hingerissen von der Schönheit Helenas, will er die Truggestalt an sich ziehen, doch ein betäubender Schlag streckt ihn zu Boden. Der Versuch, die Schönheit der hellenischen Klassik gewaltsam in die Gegenwart zu zwingen, kann nicht gelingen: die vollendete Form der Antike bleibt leblo-ses Phantom, wenn nicht der schöpferische Eros sich den Geist des Griechentums anverwandelt und den Schatten des Vergangenen aus den Bildekräften der Natur zu neuer Wirklichkeit belebt.
Der folgende Akt bereitet das Erscheinen der wiedergeborenen wahren Gestalt Helenas vor, in deren Begegnung mit Faust sich das Drama zu einem seiner Gipfel erhebt. Das Thema der Verwirklichung Helenas weitet sich, mit zahllosen anderen Motiven verknüpft, zu dem des Werdens überhaupt. Der Beginn des zweiten Akts zeigt das alte Studierzimmer Fausts. Ein ironischer Dialog zwischen dem als Gelehrter verkleideten Mephisto und dem zum Baccalaureus aufgerückten Studenten knüpft an die Schülerszene des ersten Teils an. Wagner, der zu hohen akademischen Ehren gelangte Famulus Fausts, erzeugt im Laboratorium ein »artig Männlein« in einer Phiole, Homunculus, Bild der Entelechie des Menschen. Das Experiment wird durch Mephistos Hinzutreten auf nicht näher bezeichnete Weise vollendet. Faust wohnt dem Vorgang bei, auf einem Lager bewußtlos »hingestreckt«, d. h. im Zustand imaginativer Schau.
Homunculus, die reine Geistigkeit, die es drängt, Gestalt zu werden, erkennt Fausts Sehnsucht nach dem Urbild griechischer Schönheit und wird nun, ihm und Mephisto in seiner Phiole voranschwebend, Wegweiser zur »klassischen« Walpurgisnacht. In dieser Nacht, die auf der thessalischen Ebene und in den Buchten der Ägäis vorhomerische Fabelwesen, Götter und gespenstisch-bizarre Zwittergestalten, antike Philosophen und Naturgottheiten zusammenführt und im mitternächtigen Meeresfest zu einem Preisgesang an die vier Elemente und den allbeherrschenden Eros gipfelt, geht jeder der drei Partner seinen eigenen Weg.
Mephisto, der sich auf klassischem Boden nicht zu Hause fühlt, verwandelt sich in Phorkyas, die urhäßliche Ungestalt, als die er Helenas Gegenpart sein wird. Faust macht sich, von Chiron geleitet, auf, um Helena im Hades von Persephone zu erbitten. Homunculus stürzt sich, seine Verleiblichung suchend, ins Meer als dem Element proteischer Verwandlungen, wo die gläserne Hülle seiner schwebenden Geistigkeit am Triumphwagen der Liebesgöttin Galatea zerschellt.
»Die Klassische Walpurgisnacht ist mit dem Wogen ihrer Gestaltenfülle zu Ende gegangen. Der Vorhang senkt sich und hebt sich wieder. ... Das Fest des Eros am Ende der Walpurgisnacht war wie ein Zeugen des Schönen. Und jetzt ist es gleichsam geboren, Helena ist erschienen.« (E. Trunz) »Trunken von des Gewoges regsamem 1 Geschaukel« betritt sie, vom Strande kommend, griechischen Boden. Sie, deren Gestaltwerdung dreifach bewirkt wurde: durch den zur Verkörperung bereiten Geist, die umgestaltenden Kräfte der Natur, wie sie sich im Geschehen der klassischen Walpurgisnacht verkörpern, und das in den Tiefen des Erinnerns bewahrte Bild der klassischen Schönheit.
Eines der Hauptthemen des zweiten Teils, die Synthese polarer Lebens- und Kunsttendenzen, beginnt sich im dritten, dem sogenannten Helena-Akt, mit ihrem Erscheinen in großen Zügen zu entfalten. Raum und Zeit werden in die kontrapunktische Figuration dessen, was Goethe in einem sehr weiten Sinn das »Klassische« und das »Romantische« nannte, einbezogen.
Helena, die mit einem Gefolge gefangener trojanischer Mädchen nach Mykene zurück-kehrt und dort der Phorkyas, Verwalterin des verlassenen Palastes, begegnet, repräsentiert die Welt des antiken Griechenland; Faust, der als germanischer Heerführer das herrenlose Sparta besetzt hat, die des nordischen Mittelal-ters. In der Begegnung zwischen ihm und Helena, die aus Furcht vor Menelaos Rache mit ihrem Gefolge unter Phorkyas Führung in Fausts Burg flüchtete, vollzieht sich metaphorisch die wechselweise Durchdringung beider Bereiche. Die Synthese zwischen der seelischen Erlebniskraft des »romantischen« Nordens und dem Formsinn der griechischen Klassik wird in einem Dialog, in dem Helena von Faust die Kunst des Reimens Symbol des inneren Einklangs erlernt, zartestes Bild.
Der Vereinigung entspringt ein Sohn, Euphorion. Sein feuriger Erlebnisdrang, sein todes-trunkener Höhenflug lassen ihn als den Genius der Poesie erscheinen, wie Goethe ihn in der faszinierenden Gestalt BYRONs am reinsten verkörpert sah; und die Totenklage für den im Augenblick zum Jüngling ge-reiften Knaben, der dem Untergang in der Schlacht entgegenfliegt, gilt auch dem Dichter, der 1824 auf griechischem Boden starb. Mit der Anspielung auf Byron, den Zeitgenossen Goethes, wird eine neue Zeitdimension, die Gegenwart des Dichters, einbezogen, so daß, wie Goethe selbst sagte, der Helena-Akt drei Jahrtausende in sich faßt.
Helena folgt ihrem Sohn in den Tod. Faust bleibt nur ihr Gewand, das sich zur Wolke wandelt und ihn hinwegträgt. Auf einem Hochgebirge kehrt er zur Erde zurück (vierter Akt).
Wieder setzt das Drama ganz neu ein. Nur die Wolke, die Faust getragen hat und die, sich auflösend, flüchtig die Umrisse Helenas und Gretchens annimmt, vergegenwärtigt ihm noch einmal den unvergänglichen Gewinn seiner Vergangenheit: » Wie Seelenschönheit steigert sich die holde Form, / Löst sich nicht auf; erhebt sich in den Äther hin / Und zieht das Beste meines Innern mit sich fort.« Es drängt Faust zu »großen Taten«: er will dem Meer durch Dammbauten fruchtbares Land abzwingen. Mit Hilfe der drei Gewaltigen Raufebold, Habebald und Haltefest von Mephisto bestellter dämonischer Kreaturen, führt er in einer Schlacht zwischen dem kaiserlichen Heer und dem des Gegenkaisers den Sieg des angestammten Herrschers herbei und wird zum Dank mit einem Küstenstreifen belehnt, an dem er seinen Plan zu verwirklichen beginnt
(fünfter Akt). Die Hütte des friedlichen alten Paares Philemon und Baucis, die seinem Anspruch auf unein-geschränktes Verfügungsrecht im Wege ist, wird von Mephistos Helfershelfern, mittelbar jedoch durch Fausts Schuld, niedergebrannt, wobei die beiden unschuldigen Alten den Tod finden. Noch einmal wird, wie in den Gret-chen-Szenen, die Zwiespältigkeit der faustischen Natur sichtbar. Im Sinne einer moralischen Vervollkommnung ist Faust keinen Schritt weiter als am Anfang. Aber in den Worten, die wie der späte Widerruf seines Wunsches nach einem Zaubermantel klingen, kündigt sich das Ende seiner Bindung an Mephisto an: »Könnt? ich Magie von mei-nem Pfad entfernen, / Die Zaubersprüche ganz und gar verlernen, / Stünd? ich, Natur, vor dir ein Mann allein, / Da wär?s der Mühe wert, ein Mensch zu sein.« Hundertjährig, von der Sorge, die ihn mit Blindheit schlägt, heimge-sucht, treibt Faust dennoch ungebrochen sein Werk voran, während schon die Lemuren unter Mephistos makaber-ironischer Anleitung sein Grab schaufeln. Im Wahn, das große Unternehmen gehe seiner Vollendung entgegen, »das Geklirr der Spaten« gelte dem unternommenen Graben«, bekennt er, den Augenblick höchsten Glücks zu genießen: »Solch ein Gewimmel möcht? ich sehn, / Auf freiem Grund mit freiem Volke steh´n. / Zum Augenblicke dürft? ich sagen: / Verweile doch, du bist so schön/ / Er kann die Spur von meinen Erdetagen / Nicht in Äonen untergehn. ? / Im Vorgefühl von solchem hohen Glück / Genieß? ich jetzt den höchsten Augenblick.« Damit ist nach dem Wortlaut des Vertrages sein Leben verwirkt und seine Seele in Mephistos Gewalt gegeben. Faust sinkt tot nieder, und Mephisto wacht mit seinen satanischen Gehilfen an seiner Leiche, um der den Körper verlassenden Seele habhaft zu werden. Er glaubt, die Wette gewonnen zu haben, doch eine himmlische Heerschar schwebt rosenstreuend hernieder und entführt Fausts »Unsterbliches«. ? In einer Schlußszene, die sich christlich-mittelalterlicher Bildsprache be-dient, steigt Fausts Entelechie in hierarchisch gestufte geistige Regionen auf; von den von Anachoreten bewohnten Bergschluchten bis zum »blauen, ausgespannten Himmelszelt«, dem Mantel der Gottesmutter, reichend, sind sie weltimmanent, nicht transzendentes Jenseits. Hier spricht der Chor der Engel die Verse, in denen, nach Goethes eigenen ? von anderen Äußerungen allerdings widerlegten ?Worten »der Schlüssel zu Fausts Rettung enthalten« ist (Goethe zu Eckermann, 6. 6. 1831): »Wer immer strebend sich bemüht, / Den können wir erlösen. / Und hat an ihm die Liebe gar/ Von oben teilgenommen, / Begegnet ihm die selige Schar / Mit herzlichem Willkommen.« Dem Streben nach »immer höherer und reinerer Tätigkeit« kommt (»von oben«) die »Liebe« helfend entgegen. Fausts Weiterleben nach dem Tode ist jedoch nicht »ewige Seligkeit« im traditionell christlichen Sinn; es ist neues, gestei-gertes Wirken, eine sich in ewiger Bewegung vollziehende Wandlung, ein aufsteigendes »Umarten« der Entelechie.
6) Kurz zur Werkdeutung
Die Ausweitung des Stoffes steht mit der grundlegend gewandelten Konzeption der beiden Protagonisten und ihres Verhältnisses zueinander in innerem Zusammenhang. In der Gestalt Fausts weitet sich das Teilphänomen des soge-nannten »faustischen« Menschen zum Phänomen des Menschen überhaupt.
Als »Knecht
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-05-15 10:05:08 mit dem Titel Der reine Tor!
Die Wüste ist aus gelbem Mehl. Groteskgedichte (Hammerschlag, Peter)141 Seiten - Zsolnay, Erscheinungsdatum: 1997; ISBN: 3552048294
Nur wenige werden ihn kennen: peter Hammerschlag geboren 1905 in Wien, tritt ab 1939 als kabarettist auf und wird einer der produktivsten und originellsten Dichter des literarischen Kabaretts der 30er Jahre. Nach dem "Anschluß" Österreichs wird er nach Ausschwitz verschleppt, wo er vermutlich 1942 den Tod findet. Außer wenigen Gedichten gibt es zu Lebzeiten keine Publikationen in Zeitschriften. Eine erste Textausgabe erschien erst 1972. In der Bibliothek Wiederaufnahme österreische Literatur des 20. Jahrhunderts erschien 1991 ein Band "Groteskgedichte", auf den sich dieser Bericht bezieht. (Verlag Jungbrunnen, wien, München 1991; Linzenzausgabe mit Genehmigung des Paul Zsnolnay Verlages Wien/Darmstadt, 81 Seiten). Es gibt auch Video mit gerhard Bronne/Elfriede Ott, die einige Gedichte und Szenen in den Wiener kammerspielen zur Aufführung brachten.
"Seine ganze Art war aus der Art" wurde er einmal charakterisiert. Hammerschlags Gedichte und Songs - von seinen Kabarettszenen ist leider nur "Von der Lüneburger Heide und der simmeringer Had" erhalten geblieben - zeichnen sich zumeist durch eine überaus verblüffende, radikale Bildwahl und groteske, skurille Vorstellungskraft aus, die humorlose Geister wahrscheinlich als dekadent bezeichnen würden. Er schreibt mir also aus der Seele.
Zu den Groteskgedichten zählt etwa "Eia Popeia", in dem der Säugling nüchterne, ja eiskalte Antworten auf die einschmeichelnden Töne und den auch klagenden und anklagenden Monolog der verlassenen Mutter gibt.
"Pfeift durch das Lädchen - na was denn? - der Wind,
Wieget ein Mädchen - na was denn? - sein Kind ...
Weißt du, mein Kleines, um Märzveilchen blau?
Weißt du, um Lieben, auf lenzjunger Au?
Weißt du, wie glühend die falschheit küßt?
weißt nicht einmal, wo dein Vater ist!
Denkt sich der Kleine: wie Vater wohl heißt?
eia popeia, wenn du es nicht weißt!
Sehnst dich nach Vater? Er tat von uns gehn ...
Einsamer Weg durch der Leute Gehöhn!
Kennst du der Schande dornige Kron?
Schlafe, mein Liebes, was weißt du davon ...?
Denkt sich das Liebe: Er tat von dir gehn?
Eia popeia, das kann ich verstehn!
Schlafe, mein Schäfchen, es ist ja schon spät ...
Habe kein Quentchen Elektrizität!
Weißt du von Qualen in einsamer Nacht?
Weißt du, was du mir für Schmerzen gemacht?
Denkt sich das Schäfchen: mir reißt die Geduld!
Eia popeia, jetzt bin ich noch schuld!
Liegts du, mein Armes, auf ärmlichen Pfühl ...
weißt du um wasser, so tief und so kühl?
Weißt du um Ruhe nach endloser Qual?
Einmal ihn sehn noch, ein einzige Mal!
Drauf sagt das Arme - nicht sehr infantil:
Spring schon ins Wasser und red nicht so viel!
Weißt du, mein Kind, was das Herz mir zerreißt?
Weißt du vielleicht auch, was Heimweh heißt?
kennst du die reue und höllisches Weh?
kennst du das Häuschen am Michigansee?
Weißt, wieviel Sternlein am himmlischen zelt ...?
Eia popeia! ... - Das Hurenkind bellt ..."
Einige Texte kreisen umm den Tod (nachruf auf einen messerstecher, Zirkusreferat), mit anderen wollte er bewußt schockieren oder provoziere, wie in den allerorginellsten der "Weihnachtsdirne" oder der "Forellensusi".
"Mein Susi versteht sich aufs Wasser!
selbst die Fischlein beneiden sie bald.
ich liege am ufer als nasser
Bewunderer ihrer Gestalt.
Heut ist sie spazieren geschwommen,
und Stunden und Stunden vergehn ...
ich frag die Forellen beklommen:
'habt ihr nicht mein Susi gesehn?'
'Du trägst nach Schön-susi verlangen?
Schön-susi glich uns zu sehr!
man hat sie geangelt ... gefangen ...
Du findest Schön-Susi nicht mehr...'
Im Schwimmtrikot, triefend und triste,
So stürz ich zum Seeblick-hotel -
und seh, wie ein bankprokuriste
Mein Susi grad frißt, der Gesell!
Er grinst voll teuflischem Hohen,
zerteilt mit dem Messer mein Glück.
Sie trägt statt der Märtyrerkrone
Im Maul ein Zitronenstück ...
Tags drauf fand man den prokuristen
Erstochen, in schwärzlichem Blut.
Am dorffriedhof, ganz unter Christen,
Dort schläft er jetzt relativ gut.
Doch ich hab kein ruhiges Stündchen,
Mir liegt Schön-susi im Sinn.
Ich seh stets ein todblasses Mündchen
mit einer Zitrone darin."
Auch das erotische kam bei Peter hammerschlag in Annäherung an den Expressionismus nicht zu kurz. "Die Schwergewichts-Maitresse" sei dafür ein Beispiel mit der zeile "Wer nie mit Steinbruch Unzucht trieb,
der ahnt nicht, wie sich mich begrub."
Seine gestalten sind Messerstecher, Huren, Matrosen, Zirkusleute, abgewiesene Liebhaber, verlassene Mädchen, Kaffehaushocker und Wirtshausgeher.
immer wieder gibt es leise Melancholie in seinen Gedichten, "ein armer kleiner jud, der kein scharfes Messer hat". So im "liebslied an ein Proletariermädchen", in dem es die Spittelberg Buam, die vulgären, gewalttätigen bei den Mädchen haben als er. hammerschlag bleibt auf Distanz, "bringt süße Mehlspeis' und muß betteln: sei mir ein bisserl gut."
Auch der "abschiedsbrief des poetisch veranlagten stubenmädchens Lisi an ihren Elektriker" schlägt in die gleiche Kerbe.
es gibt aber auch Gedichte, die an morgenstern, kafka oder Kubin erinnern. seine tiergedichte von seehunden, pekinesen, Möpsen, Mäusen, krokodilen, Nilpferden, Affen, Hyänen, Max dem dachs, Arnold dem nervösen Karnickel, über das stinktier Klein-skunks, der sich nicht waschen läßt, dem jungen Hund, der nicht in seine haut paßt oder dem trauigen Löwen im Zoo, der ein telegramm aus der sahara bekommt, daß ihm ein Sohn geboren wurde, seien dafür Beispiele.
Hammerschlag schreibt Wienerisch und mit jiddischem, ungarischen oder böhmischen Einschlag (ungarische Schöpfungsgeschichte Die Ballade vom
Lustmörder Alois Blawatschek), ein Vorgänger des legendären Herrn Karl von Helmuth Qualtinger).
zum abschluß, vielleicht haben ja alle mitbekommen, daß Peter Hammmerschlag zu meinen Lieblingsdichter zählt noch das gedicht:
Portrait eines trottels (Widmung nicht einmal mit den Anfangsbuchstaben; es kennt ihn jeder)
"Der Trottel schritt zur Bergeshöh,
Da stand am Wege eine Fee.
Ihr leib, der war wie Elfenbein,
Ihr Haar von rotem Golde fein,
Dazu ihr blaues Augenpaar,
Das wie der frühlingshimmel war.
Sie sprach zu ihm:'mein Knabe du,
ich bin die fee, drum hör mir zu.
Warts fleißig, lieb und brav dabei,
dafür steht jetzt ein Wunsch dir frei.
Verlang von mir, was die gefällt!
Willst du Erfolg? Berühmtheit? Geld?
Willst du am End ein Mägdelein?
Soch ich wohl deine Liebste sein?'
da zog der Trottel seinen Hut
und sprach servil, doch wohlgemut:
'Wie spät ist's denn, ich bitte schön?
was-zehne schon? Dann muß ich gehn!'
der Trottel zieht des Wegs fürbaß.
die Fee steht da und ist ganz blaß."
ich wünsche viel Spaß beim lesen und dem Buch viele Leser.
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-05-15 08:56:45 mit dem Titel Da kommt jeder auf den grünen Zweig!
Stefan Zweig: Balzac
Stefan Zweigs letztes Werk, das sein Hauptwerk werden sollte, ist eine tiefe Verbeugung vor dem Literaten Balzac. Eine „Sternstunde der Menschheit“ sollte geschildert werden und dadurch ein Stück Menschheit selbst. Eine erlebte, erlittene, erschriebene comédie humaine ist es auch geworden, und beim Lesen bekommt man Lust, die werke Balzacs nochmals vorzunehmen. Aber diese „große Balzac“, der 1920 publiziert wurde, ist nicht nur das unvollendete „magnum opus“ Stefan Zweigs, nicht nur der Ausdruck der Bewunderung für einen großes Vorbild, sondern zugleich ein fesselnder Roman, gerade weil er auch die kleinen und großen Schwächen eines Genies, die Arbeit und Anstrengung, den Kampf und die Herausforderung des schöpferischen Menschen nicht unerwähnt lässt.
Obwohl flüssig und interessant geschrieben, ist es doch kein Buch für ein schnelles, unaufmerksames Darüberhinweglesen; manches sollte man zweimal, oder noch öfter lesen, immer wieder wird man Neues entdecken, das einem bis dahin entgangen war. Bei zweiten Mal Lesen lässt man sich weniger vom Erzählfluß mitreißen und erfährt dadurch sehr vieles, nicht nur über Balzac sondern auch über das Problem des Schriftstellers in seiner Zeit, seinen Kampf um Anerkennung und, in diesem speziellen Fall, seine Situation als Hanswurst der Gesellschaft und großer Literat zugleich.
Schon einmal hatte sich Stefan Zweig mit dem Problem des Genies beschäftigt: in der „Schachnovelle“; dort war es der dumpf-einfältige Schachkünstler im Kampf gegen den Intellektuellen, der das Schachspiel nur als Rettung vor der Langeweile in der Gestapohaft gebraucht hatte: hier geht es um den Kampf des Dichters um Geld, Liebe, Anerkennung und Vollendung seines Genies und seines von seiner Zeit noch nicht verstandenen Werkes. Beide Bücher verdienen einen Ehrenplatz in jeder Bibliothek, als ausgezeichnete Darstellung dieses Problems.
Balzac. Eine Biographie.
von Stefan Zweig
Preis:* DM 28,91
EUR 14,78
Taschenbuch - Fischer-TB.-Vlg.,Ffm
ISBN: 3596221838
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-05-15 09:20:55 mit dem Titel Die Klitoris hat doppelt soviel Nerven wie ein Penis!
Diese und viele andere derartige Fakten findet man im Buch und im Stück "Vagina Monologe" von Eve Ensler. Ich habe das Stück in London im New Ambassodords Theatre gesehen. Die Inszenierung (falls man von einer solchen sprechen kann, denn drei Damen auf Barhockern teilten sich einfach den Text) war Irina Brown; es spielten Pam ferris, Josette Simon und Jerry Hall, manchen noch als Ex-Frau von Rolling-Stone Mick Jagger bekannt.
Die Autorin:
Eve Ensler ist Dramatikerin, Lyrikerin, Drehbuchautorin und in der Frauenbewegung aktiv. Als Dramatikerin schrieb sie Stücke wie "The Depot", "Floating Rhoda and the Glue Main", "Extraordinary Measures" "Lemonade" und "Ladies and Scooncat". Die Stücke wurden in vielen Staaten gespielt, sie erhielt auch sehr viele Preise. Bekannt geworden ist sie aber durch ihre "Vagina Monologe".
Der Inhalt:
200 Frauen unterschiedlichen Alters, Herkunft, Berufes und Familienstandes hat Eve Ensler zu ihrer Vagina interviewt: Wenn sie sprechen könnte, was würde sie sagen? Wenn deine Vagina sich anziehen würde, was würde sie tragen? Sie gibt damit eine Anregung zur weiblichen Selbsterkenntnis, eine Aufforderung an alle Frauen, den eigenen Weg zur Lust zu finden. Gleichzeitig ist dies ein entschiedenes Plädoyer gegen sexuelle Gewalt. Die unterschiedlichen Erfahrungen und Ausdrucksweisen der Befragten geben dem Buch eine lebendige Vielfältigkeit. Witz und Leichtigkeit stehen neben Traurigem und Erschütterndem. Die Vagina-Monologe wurden zwei Jahre lang in einem New Yorker Off-Broadway-Theater gespielt. In Deutschland läuft das Stück Anfang 2000 im Staatstheater in Stuttgart und an vielen anderen Bühnen.
Was soll ich sagen, das Stück, das ich sah, dauerte 80 Minuten und ich habe viel glernt, viel gelacht, nachher mit meiner Freundin viel diskutiert und auch vieles gehört, was mich betroffen machte: etwa wenn eine bosnische Frau aus einem Flüchtlingslager über ihre Vergewaltigungen berichtete. Oder der Bericht einer75jährigen, die ihre Scham und ihre verdrängte Lust beschreibt, die sie durch negative Erfahrungen bis zum Tag des Interviews verdrängt hatte. Kein bißchen pornografisch, hier muß ich alle, die sich das erwarten enttäuschen, oft sehr berührend, vieles in den Mund nehmend, worüber noch immer zu wenig gesprochen wird: falsche Scham, Orgasmus-Probleme, Männer (was würde die Vagina sagen "Langsamer/Slow down).
Klar ist es kein tiefgründiges Werk, kein wissenschaftliches Stück oder Buch. Aber ist es nicht an der Zeit, auch über Vaginas und Penisse zu lachen? Jedenfalls war das Nachahmen der unterschiedlichen Orgasmen bei Katholen, Juden. Mohamedanern, überrraschten, lebhaften etc. Frauen einfach zum brüllen.
Natürlich ist vieles auch echt amerikanisch: die Ausrufung eines V-Tags, die Abhaltung von V-Workshops und das immer wieder eingeforderte Herausbrüllen des Wortes "Vagina" etwa. Ich halte das Werk trotzdem für sehr wichtig und kann nur empfehlen: anschauen und/oder lesen.
Die Vagina- Monologe.
von Eve Ensler; Preis: DM 24,80; EUR 12,68
Gebundene Ausgabe - 116 Seiten - Ed. Nautilus, Hamburg, Erscheinungsdatum: 2000
ISBN: 3894013451
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-05-15 10:39:52 mit dem Titel Die Prosa des reinen Toren!
Die Affenparty (Hammerschlag, Peter), 176 Seiten - Zsolnay, Erscheinungsdatum: 2001; ISBN: 3552051643
Ich komm von ihm nicht los. Vor wenigen Wochen ist unter dem namen "Die Affenparty" gesammlete Prosa von Peter Hammerschlag erschienen. (Verlag Paul Zsolnay, Wien mit 11 Zeichnungen des Autors, herausgegeben von Volker Kaukoreit und Monika Kiegler-Griensteidl, 167 Seiten, ATS 298,--)
Das Buch ist wichtig, es enthält einen sehr ausführlichen und dem Stand der neuesetn Forschung entsprechenden Lebenslauf des Autors (einige Daten am Ende meines Berichts), Quellenangaben und Anmerkungen. Außerdem ist es die erste umfangreiche Sammlung an Prosa von Peter Hammerschlag, von dem nur 1984 einmal 5 Geschichten in Buchform publiziert wurden. Aber schön der Reihe nach.
Peter Hammerschlag (1902-1942) wurde zunächst als Kabarettist und Lyriker wiederentdeckt. Eine Ausstellung im Jüdischen Museum der Stadt Wien 1997 machte auf ihn als Grafiker und zeichner aufmerksam. 1984 erschien eine Hammerschlag-sammlung "Steif weht die Brise von der Postsparkassa. Groteskgedichte und Gelegenheitsprosa", mit eben den fünf kurzen Prosatexten. Allein im Nachlaß, der sich in der Österreichischen Nationalbibliothek in Wien befindet, lassen sich rund 100 weitere Prosatexte nachweisen. Vieles davon blieb bis heute unpubliziert, einiges ist in nicht immer eindeutig identifizierbaren Zeitungen und Zeitschriften - etwa im Unterhaltungsblatt "Wiener Magazin" veröffentlicht worden. Der vorliegende Band präsentiert nun 21 Texte.
Zumeist handelt es sich um zeitkritische humorvolle Geschichten mit ironischen, satirischen, grotesken, selten zynischen Inhalten. Manches sind Auftragsarbeiten, um Zeilenhonorar zu lukrieren, oft rasch im Kaffehaus auf kleine Zettel oder rechnungen geschrieben. Viele von Hammerschlags Lieblingsthemen tauchen wieder auf, nur das lasziv-obszöne und makabre kaumt kaum vor. Viele Geschichten sind aus den Blickwinkeln von Kindern und Tieren erzählt, die Welt des Theatres, Films und der Musik kommt prominent vor mit ihren Diven, Heroen und Moden vom Vamp (Marlene Dietrich) bis zu einem fiktiven und sehr skurilen Auftritt der Mickey Maus in Wien. Der Autor mokiert sich über den "americasn way of life", über Trendsetter, Naturisten (er nennt sie zynisch Naturheiler), Rationalisten und Fortschrittsoptimisten. Die Geschichten sind damit auch moderner, als man auf den ersten Blick glauben möchte. Er erzählt wie der Mensch auf den Hund und der Hund auf den Menschen, die Menschen zurück zum Affen und der Affe auf die Höhe des modernen Menschen kommen kann. Ein weiteres Hauptthema ist die Liebe und der aussichtlose Kampf zwischen den Geschlechtern.
Hammerschlag ist auch ein genauer Beobachter des Alltags in Schul- und Bürosituationen, in der marktschreierischen Erscheinung eines Straßenverkäufers oder bei der Fahrt in der Wiener Straßenbahn. Hammerschlag stellt dabei seine Figuren bloß, indem er ihre Schwächen ausbreitet und mit Witz, Dummheit, Oberflächlichkeit, Ignoranz und Selbstverkennung geißelt. Dabei spart er auch nicht mit Selstironie - viele Figuren etwa der Held in "Blamage in Hellbrunn" oder der malträtierte Journalist in "Mickey Maus in Wien" tragen autobiographische Züge.
leider ist es, anders als bei den Gedichten, nicht möglich, ganze Geschichten im Wortlaut zu bringen, das würde den Rahmen wirklich sprengen, ein paar Passagen möchte ich aber doch bringen:
Aus "Der kleine Marathonläufer". " DER KLEINE BUB RENNT; RENNT; RENNT ...
Er ist böse dran, und die Angst, die er in sich trägt, ist zehnmal größer als er selbst.
Die Großen, um deren Knie er große Bögen macht und deren mantelzipfel seine Schultern streifen, haben gar keine Ahnung, wie ihm zumute ist. Viele von den Erwachsenen, deren manche ihm nachknurren oder entgegenlächeln, werden vielleicht heute auch zu spät kommen. Aber selbst der böseste Bureauvorstand kann nicht so schauen wie der Herr Lehrer. Und die großen werden sich heute an höchstens einem halben Dutzend schadenfroher Bureaukollegen vorbeizudrücken haben...
Nach ihm aber, dem Kleinsten und Schwächsten der Hastenden und doch schon zum Zuspätkommen-Verdammten, werden sich 56 Schulbuben umdrehen, und ein gedämpftes 'Uh!' wird durch die Klasse gehen! Weil er in dieser Woche schon zum dritten Mal zu spät kommen wird.
Er rennt verzweifelt. (...)
Und an der nächsten Ecke fliegt der federkasten aus der Schultasche, er hat obenauf gelegen. Und der deckel fährt aus der Rinne, und Federhalter, Bleistift, alles, rollt, klappert, rasselt auf das feuchte Trottoir. Federhalter und Bleistift erwischt er noch, bevor sie über den Rand des Steiges gerollt sind, er hat sich fast auf den Bauch geworfen. (...)
Aber vielleicht ist es noch nicht zu spät? Es ist eine kindische Hoffnung, aber der, der sie hegt, ist ja auch noch ein Kind. Vielleicht gehen die schwarzen und goldenen Zeiger falsch? Und der hagere, große herr, der eben vorübereilt, hört von unten irgend ein Stammeln, sieht ein rotes, schmutziges, schweißnasses Kleinbubengesicht, mit angstgeweiteten Fischaugen und nassem Karpfenmund ...
(...)
Er pfaucht irgend etwas, seine Abschiedsverbeugung reißt ihn fast um, er beginnt wieder zu rennen, zu rennen, zu rennen ...
Die Türe des Klassenzimmers ist schon geschlossen. Nur die Stimme des lehrers klingt heraus."
Zum Schluß, wie versprochen, noch etwas Biographie zu Peter Hammerschlag:
27. 6. 1902 Peter Hermann Hammerschlag wird als Sohn jüdischer Eltern Viktor (Hals-, Nasen-, Ohrenarzt) und Hedwig (geb. Buinzl) Hammerschlag in Wien geboren.
2.9. 1908 Peter Hammerschlag und seine Mutter werden romisch-katholisch getauft.
Gymnasium, Matura
1921-1929 P.H. besucht ein semester den lehrgang Buch- und Illustrationsgewerbe, studiert Kunstgeschichte. Er verfaßt Mittelschulrevuen. Diverse Schreib- und Zeichenaufträge. Erste illustrierte Gedichte und Prosatexte erscheinen in Zeitschriften.
Dez. 1929 - Mitte 1930: Aufenthalt in Berlin. Auftritte im "Küka" (Künstlerkaffee), einem kabrettistischen Kleinunternehmen
7.11.1931 Stella Kadmon eröffnet die Kleinkunstbühne "Der liebe Augustin". Peter Hammerschlag arbeitet dort als Hausautor, "Blitzdichter", Conférencier und Schauspieler bis Herbst 1935. Er schreibt auch Texte für andere Bühnen wie "Stachelbeere" und "Österreichische Volksbühne".
1935-1938: P.H. erscheint in den Programmen bekannter Wiener Kleinkunstbühnen auf. "ABC", "literatur am Naschmarkt", "Kleinkunst in den Collonaden".
Juli 1938 die Familie wird aus ihrer Wohnung verwiesen
August 1938: P.H. reist nach Jugoslawien aus.
November 1938: Ausweisung aus Jugoslawien und Rückkehr nach Wien.
Jänner 1939: Im Programmhet des "Wiener Werkel" erscheint Peter Hammerschlags Name das letzte Mal auf (bis September 1939)
1939: "Die wunderbaren Abenteuer des Freiherrn von Münchhausen", eine von P.H. in Versen gefaßte Münchhausiade erscheint als einzige selbständige Publikation zu Lebzeiten im Leipziger Trenkler-verlag. (Wer weiß, wo ich die bekomme, dringend Mail schicken).
19.9.1941-15.6.1942: Zwangsarbeit im "ersatzpflegemagazin - Leergutsammelstelle" der deutschen Wehrmacht im Wiener Prater.
Juni 1942: Eltern werden am 20.6. deportiert, P.H. taucht unter. Als er die Wohnung verläßt, wird er auf der Straße verhaftet.
17.7.1942: datum des Deportationstransportes mit dem P. H. nach Ausschwitz gebracht wird. Das Datum seiner Ermordung ist unbekannt.
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-06-12 19:15:39 mit dem Titel William Shakespeare: hamlet. Bin ichs oder nicht!
Hamlet
Ich bleib wieder einmal bei den Klassikern. Diesmal nehme ich mir Hamlet von William Shakespeare (1564-1616) vor. Ich werde versuchen, mich kurz zu fassen, doch bitte ich trotzdem um ein wenig Lesegeduld.
Die Einteilung
1) Vorbemerkung/Stoff und Werkgeschichte
2) Der Inhalt
Exkurs über Hamlets Charakter
3) Thema und Problematik
4) Die Sprache des Werkes
5) Aufnahme des Werkes
6) Was mag buhsi am Hamlet
7) Ende und Schluß mit Ausgaben, Verfilmungen und ein paar Standardwerken
1) Vorbemerkung/Stoff und Werkgeschichte
Das Werk hießt im Original The Tragicall Historie of Hamlet, Prince of Denmarke (übersetzt: Die tragische Geschichte Hamlets, des Prinzen von Dänemark). Es handelt sich dabei um eine Tragödie in fünf Akten in Versen und Prosa, die etwa um 1600 entstanden sein soll. Der Erstdruck (Quarto I) stammt von 1603, die erste belegte Aufführung vom Juli 1602 in London. Die Grundlage für heutige Ausgaben des Dramas bildet aber nicht Quarta I, ein weitgehend auf die Kriminalstory reduzierter Raubdruck, sondern der sorgfältig redigierte Text von Quarto II (1605), ergänzt durch die Folio-Ausgabe von 1623. Die stellenweise willkürliche Einteilung in fünf Akte nahm überhaupt erst eine Quarto-Ausgabe von 1676 vor.
Der Stoff ist alt. Shakespeare ist auch alt, aber der Stoff ist noch älter. Mit im wesentlichen den gleichen Personen und Handlungselementen findet er sich im dritten Buch von SAXO GRAMMATICUS: GESATA DNORUM (begonnen etwa 1185). Als Shakespeares unmittelbare Quelle gilt eine erweiterte Bearbeitung der Sage in FRANCOIS DE BELLEFORTS: HISTOIRES TRAGIQUES (1582). Ein nicht überliefertes Hamlet-drama, das wegen seiner offensichtlich zahlreichen Beziehungen zu KYDS: THE SPANISH TRAGEDY diesem zugeschrieben wird, erscheint 1589 in London Stadtgespräch gewesen zu sein. Sicher ist, dass 1594 eine – wohl mit dieser identische – Hamlet-Tragödie in dem auch von Shakespeares Truppe bespielten Newington Butts Theatre aufgeführt wurde, und mit größter Wahrscheinlichkeit hat Shakespeare auf sie zurückgegriffen.
Zum Leidwesen vieler Schüler ist Hamlet mit 4.000 Zeilen, von denen 40 Prozent auf die Titelgestalt fallen (deshalb ist sie so sehr von Schauspielern geliebt und gefürchtet), Shakespeares längstes Drama. Macbeth ist etwa nur halb so lang. Außerdem ist es das problematischste Drama des Autors. Es hat zahllose Deutungen erfahren und fordert noch immer zu neuen Interpretationsversuchen heraus. Während meines Studiums (Theaterwissenschaften) habe ich gelernt, daß täglich rund 100 Artikel zu Hamlet erscheinen. Aus diesem Schatz schöpfen heute noch die Deutschlehrer, meist aber nur aus wenigen Büchern, eine komplette Interpretationsgeschichte kann wegen der Fülle des Materials gar nicht wirklich geschrieben werden. Ich finde dann immer – jeder hat recht – meistens stimmt es sogar. Jedenfalls ist Hamlet die erste der großen Tragödien und markiert einen Wendepunkt im Schaffen Shakespeares. Das Grundmodell der Handlung entstammt dem Rachedrama SENECAS, wie es von KYD, MARLOWE, PEELE und anderen für die englische Bühne weiterentwickelt wurde.
2) Der Inhalt
Die wichtigsten Personen
Hamlet
Claudius, sein Onkel
Gertrud, seine Mutter
Polonius, Hofmeister
Ophelia, Tochter des Polonius
Laertes, Sohn des Polonius
Rosenkrantz, Höfling
Guildenstern, Höfling
Horatio, Hamlets Freund
Fortinbras geg, Prinz von Norwegen
Prinz Hamlet wird vom Geist seines Vaters, des vormaligen Königs von Dänemark, beauftragt, für den an ihn begangenen Meuchelmord Rache zu nehmen. Ziel soll Claudius sein, der Bruder des Ermordeten und jetziger Inhaber des Thrones, der jetzt mit Gertrude, der Mutter Hamlets in (nach Renaissance-Begriffen) inzestuöser Ehe lebt. Hamlet gelobt Rache. Jetzt folgt kein Krimi (für manche leider). Die Hauptfrage des Dramas ist nicht wie und gegen welche Hindernisse Hamlet sein versprechen einlöst, sondern die entscheidende Frage, ob er es überhaupt einlöst. Es geht also um den inneren Konflikt des Helden. Das erklärt auch die vielen (7) Monologe Hamlets.
Dieser Konflikt war (und ist so spannend, dass auch das keineswegs sehr gebildete Publikum der Shakespeare-Zeit stundenlang, teilweise stehend im Theater aushielt, um dem verschlungenen, oft auf der Stelle tretenden, von sieben langen Monologen des Prinzen unterbrochenen Gang des Dramas zu folgen. Einen Spannungseffekt gibt es jedoch. Hamlet stellt sich aus taktischen Gründen wahnsinnig und tritt damit fast in einer Doppelrolle auf.
Träger der Handlung sind zwei Familien, die königliche und die des Hofmeister Polonius. Die Handlung selbst spielt auf engstem Raum – in Schloß Elsinor und in nächster Umgebung – aber umfasst sehr verschiedene Personenkreise, wie Hof, Militärs, Schauspieler, Totengräber und Studenten. Beide Familien sind am Ende ausgelöscht, tot. Zu jeder dieser zwei Familien gehört eine Frau, zu der Hamlet in tiefer emotionaler Beziehung steht. Gerade diese Beziehungen bestimmen wesentlich den Gang der Handlung. Da gibt es Hamlets Mutter, über deren Mitschuld am Königsmord weder für Hamlet noch für den Zuschauer je Klarheit herrscht. Und da gibt es Ophelia, die Hamlet liebt und die ihn liebt. Er jedoch stößt sie von sich, tötet ihren Vater Polonius und treibt sie dadurch mittelbar – ich würde fast sagen unmittelbar – in den Wahnsinn und in den Selbstmord durch Ertrinken. Ophelia hat jedoch einen Bruder, Laertes, der von Claudius zu unlauteren Kampfmethoden überredet Hamlet ersticht.
Hamlets unmittelbarer Gegenspieler ist jedoch Claudius, ein redegewandter Diplomat mit gewinnenden Manieren und speziellen Abhörpraktiken. Claudius ist aber auch ein Mann, dem Heuchelei so zur zweiten Natur geworden ist, dass er selbst im Gebet keine Reue aufbringen kann. (DIE WORTE FLIEGEN AUF, DER SINN HAT KEINE SCHWINGEN). Claudius ist aber auch ein Machtmensch, der andere – Ophelia, die Höflinge, Rosenkrantz und Guildenstern, mit deren Hilfe Hamlets Gesinnung ausspioniert werden soll – als Werkzeuge benutzt. Er kämpft nicht mit dem Schwert sondern mit Gift. Folgerichtig versucht er Hamlet aus der Welt zu schaffen, indem er ihn in Begleitung von Rosenkrantz und Guildenstern mit einem verräterischen Brief nach England schickt.
Hamlet versucht die Schuld des Königs zweifelsfrei ans Licht zu bringen, indem er vor dem Hof ein Schauspiel aufführen lässt. Das Modell dazustammt von einem 1592 in Italien geschehenen Mordfall, bei dem ein Marquese Alfonso Gonzago von seinem Neffen umgebracht wurde. Claudius verrät sich tatsächlich, aber Hamlet zieht nicht sofort Konsequenzen.
Exkurs über Hamlets Charakter
Dieses Zaudern lässt sich nicht einfach aus Hamlets Charakter erklären: denn Hamlet ist, obwohl seine Verwandtschaft mit der zur Zeit Shakespeares beliebten literarischen Figur des Melancholikers zwar unverkennbar ist und er sich selbst im Zorn als solchen schmäht, kein introvertierter Träumer, kein unentschlossener Schwächling. Ophelia rühmt an ihm nicht nur DES HOFMANNS AUGE, DES GELEHRTEN ZUNGE sondern auch DES KRIEGERS ARM. Auch Fortinbras, der ihn mit kriegerischen Ehren zu bestatten befiehlt, ist überzeugt, dass Hamlet UNFEHLBAR SICH HÖCHST KÖNIGLICH BEWÄHRT hätte. Daß Hamlet gezielt und entschlossen handeln kann, erfahren Rosenkrantz und Guildenstern, die er dem ihm selbst zugedachten Tod ausliefert, Polonius, den er in der Meinung, es sei der ihm nachspionierende König, wie EINE RATTE ersticht, und am Ende der König selbst, den der Prinz zuvor, als er ihn im Gebet findet, verschont, um nicht dem Mörder zu einem Platz im Himmel zu verhelfen, während der IN SEINER SÜNDEN MAIENBLÜTE getötete Vater in ewiger Verdammnis schmachtet.
Hinweise auf die Hintergründe seines Zauderns und seines sprunghaften, oft irrationalen Reagierens geben bereits Hamlets erste Auftritte. Er hält sich beim königlichen Staatsempfang, als einziger in Trauerkleidung, am Rande der versammelten Gesellschaft, und seine ersten Worte sind ein leises Beiseitesprechen. Er ist ein Außenstehender, der dem Augenschein nicht traut, - eine Eigenschaft, die sich in der Szene seiner Begegnung mit dem Geist bestätigt. Diese Begegnung spielt sich räumlich, zeitlich und geistig an Grenzen ab: an der Grenze zweier Elemente (am Meer), an der Grenze zwischen Tag und Nacht und an der Grenze zwischen Diesseits und Jenseits. Das ist ein genaues Bild von Hamlets innerer Situation. Sein von Zweifeln geprägtes Bewußtsein steht auch an Grenzen – an der Grenze zwischen von tradierten Verhaltensvorschriften (Blutrache) und dem Glauben an eine überirdische Gerechtigkeit gesicherte Daseinsform und einer bis zum Zynismus kritischen Lebenshaltung, die dem Individuum die Hauptlast der Verantwortung für den Zustand der Welt aufbürdet. Und diese Welt ist für ihn zutiefst verrottet, wie die Mitteilung des Geistes ihm blitzartig klarmacht. DIE ZEIT IST AUS DEN FUGEN; SCHMACH UND GRAM, DASS ICH ZUR WELT, SIE EINZURICHTEN, KAM.
So ist Hamlets Wahnsinn nicht nur bewusst gewählte Clownmaske, die ihm erlaubt, schlimme Wahrheiten öffentlich zu äußern, sondern auch Ausdruck der abgebrochenen Kommunikation mit der normalen, als bösartig und heuchlerisch befundenen Umwelt. Ophelia, Hamlets Spiegel- und Gegenbild – auch sie entzieht sich dem Normalen – taucht im Wahnsinn aus der schmerzhaften Helle des Bewußtseins in die Traumzone des Unbewussten und damit in ihren eigentlichen Daseinsraum unter wie in das Wasser des Flusses, in dem sie, blumenbekränzt und singend, unter Weidenbäumen hinabtreibt, ehe sie versinkt. WIE EIN GESCHÖPF GEBOREN UND BEGABT FÜR DIESES ELEMENT.
Hamlet gelangt aber erst im Wahn-Sinn zur vollen Klarheit seines Denkens, und diese schockartige, überdeutliche Einsicht in das Böse, Verworrene unter der Oberfläche des glatten Scheins, die jähe Konfrontation mit dem Tod, die Skepsis selbst gegenüber dem eigenen Denken, das, bei Licht betrachtet, EIN VIERTEL WEISHEIT NUR UND STETS DREI VIERTEL FEIGHEIT hat – sie sind es, die ihm die unbedachte Spontaneität rauben. Daher haben Horatio, der verlässliche Freund, ein von keinem Zweifel geplagter Stoiker, Rosenkrantz und Guildenstern, die austauschbaren Produkte einer konventionskonformen Erziehungsdressur, der geschwätzige alte Polonius, der Kalenderspruchweisheiten austeilt, ohne selbst danach zu handeln, als normale Spielarten der Gesellschaft neben ihrer unmittelbar dramatischen Funktion noch die, Hamlets Anderssein hervortreten zu lassen. Als markanteste Kontrastfigur steht ihm der junge Fortinbras gegenüber, der Prinz von Norweg weiterlesen schließen -
Gabriele Gast: Kundschafterin des Friedens - Autobiographie einer Top-Spionin
11.11.2002, 15:55 Uhr von
willibald-1
Zur Zeit selten hier. Gegenlesungen dauern daher - kommen aber!Pro:
sehr engagiert geschrieben man erfährt eine Menge Interna Politik mal von einer anderen Seite!
Kontra:
./.
Empfehlung:
Nein
Manche können sich vielleicht noch erinnern: 1990 ging ein Aufschrei durch die Presse, als eine Frau verhaftet wurde, die eine relativ hohe Position beim BND bekleidete - und dabei schon während ihres Studiums und insgesamt mehr als 20 Jahre lang für die DDR spioniert hatte.
Diese Frau war Gabriele Gast. In ihrem Buch "Kundschafterin des Friedens" reflektiert sie über ihre doppelte Karriere, aber auch über die Umstände ihrer Verhaftung.
Es begann 1968. Die damalige Studentin recherchierte für ihre Doktorarbeit und besuchte zu diesem Zweck Verwandte in der DDR. Bei einem offiziellen Termin lernt sie Karl-Heinz kennen, der den Auftrag der Stasi hat, sie als Spionin anzuwerben. Durch ihre persönliche Neugier macht sie es ihm leicht.
Die beiden verlieben sich. Aber Gabriele Gast ist nicht die typische "Spionin aus Liebe", die mit einer "Romeo-Affäre" angeworben wird. Sie ist überzeugte Sympatisantin der DDR und der Politik der SED. Aus der Überzeugung heraus, mit ihrer Spionagetätigkeit für den Frieden zu wirken, bleibt sie ihren Auftraggebern auch treu, als ihre Liebesbeziehung zu Karl-Heinz zerbricht.
Ihre Agententätigkeit lernt sie von Grund auf. In ihrem Buch stellt sie ausführlich dar, welche technischen Hilfsmittel sie benutzt hat. Genau so ausführlich beschreibt sie die Mittel der Konspiration. Und nicht zuletzt charakterisiert sie die Persönlichkeiten, mit denen sie zu tun bekommt.
Nach ihrer erfolgreichen Dissertation bewirbt sie sich schließlich beim BND in Pullach - und bekommt dort eine Stelle im Sowjetunion-Referat. Wertvolle Informationen kann sie von dort an die DDR weiterleiten. Sie macht beim BND Karriere und steigt nicht zuletzt dadurch auch zur Top-Agentin der DDR auf. Sie wird zeitweise sogar von Markus Wolff, dem "Mann ohne Gesicht", persönlich geführt.
Sie lebt ein Doppelleben. Bei beiden deutschen Geheimdiensten ist sie "zu Hause", und so ist sie in der Lage, Unterschiede und Gemeinsamkeiten darzustellen. Dabei macht sie keinen Hehl daraus, welcher Seite ihre eigentliche Sympathie galt.
Im privaten Leben gilt sie als sozial engagierte Frau. Eine Familie zu gründen, dafür war in ihrem Leben kein Platz. Als jedoch das behinderte Kind, das ihre Schwester adoptiert hat, das Zuhause verliert, ist sie bereit, diesem Jungen eine neue Heimat zu geben. Sie adoptiert den kleinen Harry und wird dadurch zur alleinerziehenden Mutter. Ihre Auftraggeber aus der DDR finden neue Wege der Zusammenarbeit, ohne ihre Sicherheit zu gefährden.
Vom Zusammenbruch der DDR wird sie trotz ihrer sehr guten Kenntnisse der politischen Lage und Absichten überrascht.
Sämtliche Agenten-Hilfsmittel vernichtet sie. Sie verläßt sich darauf, daß auch im MfS alle Unterlagen über die Agenten der DDR vernichtet werden.
Als sie schon nicht mehr damit rechnet, wird es ihr zum Verhängnis, daß Mitarbeiter des MfS ohne Skrupel und nur zu ihrem eigenen Vorteil verdeckte Mitarbeiter verraten.
Gabriele Gast leidet darunter, daß durch diesen Verrat auch die Beziehung zu ihrem Adoptivsohn zerstört wurde, ja daß im Grunde das Leben des zu dem Zeitpunkt 15jährigen Jungen zerstört wurde. Dies lastet sie ihrem Verräter persönlich an, der um ihre Situation als alleinerziehende Mutter genau wußte.
Als Mitarbeiterin des BND fühlt sie sich besonders hart behandelt. Sie steht weiterhin zu ihrer Agententätigkeit, empfindet es jedoch als ungerecht, daß für nicht-enttarnte Agenten, die für die DDR - den anderen deutschen Staat - spioniert haben, eine Amnestie nicht gilt.
Sie wurde während der Untersuchungshaft in Isolationshaft gehalten. Sehr eindrucksvoll beschreibt sie die psychischen Probleme, die sich dabei mit der Zeit entwickeln.
Während die früheren Kampfgenossen ständig von Solidarität redeten, konnte sie während des Gerichtsprozesses gegen sie auf keinen von ihnen zählen. Selbst Markus Wolf und ihre Führungsoffiziere sowie ihr langjähriger Freund Karl-Heinz, denen sie blind vertraute und die ihr zu DDR-Zeiten immer jegliche Unterstützung im Falle einer Enttarnung versprochen hatten, ignorierten sie und mieden jeden Kontakt.
Gleichzeitig wurde ihr jedoch auch viel persönliche Zuwendung zuteil, dadurch daß ihre Mutter und auch befreundete Kollegen des BND persönlich zu ihr hielten.
Sicherlich lassen sich nicht alle Details eines solchen Buches in einem kurzen Beitrag wiedergeben.
Dieses Buch ist sicherlich ein wichtiger und lesenswerter Beitrag zur Geschichte und zur Arbeit der deutschen Geheimdienste, es charakterisiert deren politisch Verantwortliche und gibt sachkundigen Einblick in das ambivalente Verhältnis von Regierung und Nachrichtendienst. weiterlesen schließenKommentare & Bewertungen
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"Das Leben ist...
Pro:
das Leben ungeschönt, aber vor allem treffend beobachtet
Kontra:
nichts für Leser ohne Sinn für Skurriles und Absurditäten
Empfehlung:
Nein
...eine für Jugendliche verbotene Schnulze".
So konstatiert es T. S. Garp in seinem legendären Roman: "Bensenhaver und wie er die Welt sah". Und dessen erstes Kapitel ist Teil dieses Romans von John Irving, dem legendären Garp und wie er die Welt sah, im Original "The World according to Garp". Und zu Recht, wie ich nun nach den 635 Seiten der Taschenbuchausgabe sagen kann, bekam es von der Stadtbibliothek meines Vertrauens den Aufkleber "Skurril/ Makaber" verpasst.
Doch der Roman beginnt nicht mit der Geschichte Garps, sondern mit einer Erzählung,
Garps Mutter ist eine Frau, die weiß, was sie will - eine Tatsache, die in den frühen 40er Jahren unter jungen Frauen weder beliebt noch üblich ist. Als Tochter eines reichen Schuhfabrikanten könnte sie ein sorgloses Leben führen, doch sie zieht es vor, einen richtigen Beruf zu erlernen:
(...) "Jenny war zweiundzwanzig. Sie hatte das College, kaum hatte sie angefangen, auch schon wieder verlassen, aber die Schwesternschule hatte sie als Klassenbeste absolviert, und sie war sehr gern Krankenschwester. Sie war eine athletisch wirkende junge Frau und hatte immer leicht gerötete Wangen; sie hatte dunkles, weich glänzendes Haar und einen Gang, den ihre Mutter als männlich bezeichnete (sie schwenkte die Arme), und ihr Gesäß und ihre Hüften waren so schmal und fest, dass sie von hinten wie ein Junge aussah. Jenny fand ihre Brüste zu groß; sie war der Meinung, durch ihren üppigen Busen sehe sie wie ein ‚billiges Flittchen’ aus.
Sie war alles andere. Tatsächlich war sie vom College abgehauen, als ihr der Verdacht kam, ihre Eltern hätten sie hauptsächlich deshalb nach Wellesley geschickt, damit sie sich von irgendeinem jungen Mann aus gutem Hause ausführen und dann zum Traualtar führen ließ. Das Wellesley College hatten ihre älteren Brüder empfohlen. Wellesley-Absolventinnen, hatten sie ihren Eltern versichert, würden nicht als leichte Mädchen betrachtet, sondern gälten als vorzügliche Ehekandidatinnen. Jenny spürte, dass ihr Studium für ihre Eltern nur eine höfliche Methode war, Zeit zu schinden, als ob sie in Wirklichkeit eine Kuh wäre, die nur auf die Einführung des Instruments zur künstlichen Besamung vorbereitet würde." (...) (S. 9/ 10)
Jenny entscheidet sich gegen die Ehe, aber für ein Kind. Ihren geplanten einzigen Sohn zeugt sie mit "dem letzten Schuss" eines ihrer Patienten, die sie auf der Intensivstation zu betreuen hat. Er ist ehemaliger Soldat, Turmschütze, mit einem Splitter im Kopf aber kriegsunfähig, selbiger sorgt auch dafür, dass er sich - psychisch wie physisch - immer weiter in Säuglingsstadium zurückentwickelt. Nur zeugungsfähig bleibt er, und das auf eine besonders eindrucksvolle Weise. Sein Name: T. S. (Technical Seargant) Garp.
Wie sich im Laufe des Romans herausgestellt, ist sein Name nicht das einzige, was Garp von seinem Vater geerbt hat. Doch zunächst verlebt er seine Kindheit an der Steering School, wo seine Mutter als Schulschwester arbeitet. Diese Entscheidung trifft sie, wie alle weiteren wichtigen, nach dem Gesichtpunkt, ob es für die Entwicklung ihres Sohnes zuträglich wäre. So lehnt sie eine bessere Stelle an einer reinen Mädchenschule ab, weil sie nicht will, dass ihr Sohn seine ersten sexuellen Erfahrungen innerhalb eines Wäscheberges von Mädchenunterwäsche macht. Sie bevorzugt die Steering School, die als reine Jungenschule einen guten Ruf genießt. Garp wächst im Krankenrevier der Schule auf, die er später auch abschließen wird.
Doch zunächst betrachtet der Leser mit Garps Augen den alltäglichen Wahnsinn an der Schule. Da Garp nicht das einzige Lehrerkind ist, findet er schnell Spielkameraden. So zum Beispiel die Kinder des Schulsekretärs Stewart "Fat Stew" Percy, dessen einzige Qualifikation darin besteht, die Tochter des Direktors geheiratet zu haben. Nicht zu vergessen natürlich seine jährlich stattfindende Vorlesung zur Geschichte des 2. Weltkrieges im Pazifikraum, bestehend aus einer Diashow und eigenen verherrlichenden Erfahrungsberichten.
Der Zufall will es, dass Garp den Ringsport für sich entdeckt, kurz darauf lernt er die gleichaltrige Tochter des Ringertrainers kennen. Für ihn steht sofort fest, dass er Helen heiraten will - doch ist er für sie nur als Schriftsteller interessant. Garps Berufswunsch steht fest, um sein vorhandenes gewisses Talent zu fördern, reist seine Mutter mit ihm nach seinem Schulabschluss nach Wien, wo die beiden ein Jahr lang leben werden.
Beide haben den Wunsch zu schreiben: Garp, um Helen zu beeindrucken, die auf dem College großen Ehrgeiz an den Tag legt; Jenny, um ihr Leben zu fixieren. Beide sollen letztendlich Erfolg haben. Nachdem Garp bei einer Wiener Prostituierten nicht nur sexuelle Erfahrungen gemacht hat, und die "Pension Grillparzer" als Fantasiekurzgeschichte Helen so fasziniert hat, dass sich Garp fortan Schriftsteller nennen darf, ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis die beiden heiraten. Garp und Helen sind noch auf dem College, als sie 19jährig heiraten.
Zu diesem Zeitpunkt beginnt Garps Leben als liebevoller Familienvater von zwei Kindern und Hausmann, seine schriftstellerische Karriere hingegen verläuft zunächst im Sande, Helen ernährt ihre Familie als Dozentin für englische Literatur. Es kommen die späten 60er Jahre und die sexuelle Revolution - Garp und Helen haben beide Affären. Das Buch jedoch, das Garp darüber verfasst, sein zweites, sollte noch weniger Beachtung finden als sein erstes, ist er doch nicht mehr als "der Sohn von Jenny Fields".
Seine Mutter hingegen findet mit John Wolf genau den Verleger, den sie für ihre Autobiographie "Eine sexuell Verdächtige" haben wollte. Die Beschreibung ihrer unkonventionellen Lebensart (unkonventionell für ihre Zeit - siehe oben) lässt sie zu einer Heldin der Feministinnenbewegung werden, die nun aufkeimt. Ihren Beruf als Krankenschwester muss sie nun nicht mehr ausüben, nachdem ihr Buch zum Bestseller mutiert ist. Um sie scharen sich zahlreiche Frauen, und auch wenn Jenny Fields ihre neue Rolle zunächst etwas ungewohnt erscheint, findet sie sich doch recht schnell mit dieser neuen Situation ab.
Eitel Sonnenschein oder Friede Freude Eierkuchen? Nicht in der Welt, wie sie Garp erscheint und die er in seinen minder erfolgreichen Romanen scharf zeichnet. Sein Familienglück wird durch ein tragisches Unglück auf die Probe gestellt - wird es daran auch zerbrechen?
Skurril ist die Welt, wie Garp sie sieht und Irving beschreibt. Aber dennoch real, mit hohem Wahrheitsgehalt in den Beschreibungen, so überzogen sie auch erscheinen mögen. Er entsteht ein Bild von der Gesellschaft, von Lehrern und Huren, Spießern und Außenseitern, Opfern und Mördern, Transsexuellen und Sittenstrolchen, Männern, Frauen und Kindern. Skurril oder makaber - das Leben als Groteske. So scheint es völlig normal, dass Professoren ein Verhältnis mit Studentinnen haben und Väter mit Babysittern; dass das Schicksal eines 10jährigen Mädchens, der nach ihrer Vergewaltigung die Zunge abgeschnitten wurde, Hunderte von Frauen aus Mitgefühl dazu bewegt, es ihr nachzutun; dass ein 12jähriger Junge seine Freunde einlädt, damit sie seine Mutter beim Baden beobachten können. Was nach außen idyllisch scheint, ist in Wahrheit eine Farce. Beim Lesen habe ich mich oft gefragt, wie Irving die Situation noch überbieten will - meistens schaffte er es zu meiner Verblüffung.
Das Leben ist unbarmherzig und konfliktreich, aber vielleicht kann Sex einige Probleme lösen... Das Leben als eine für Jugendliche verbotene Schnulze.
Und Irving schönt seine Erzählung nicht: Brutalität und sexuelle Gewalt werden so genau beschrieben, dass es fast weh tut (zur Belegung dieser These empfehle ich den Anfang des 14. Kapitels), Kraftausdrücke werden ebenfalls reichlich verwendet. Es ist eine klare Sprache, die Irving spricht, eine, die sehr realitätsnah wirkt, wenn auch manchmal etwas überzogen, was aber hervorragend ins Konzept passt.
Der Autor spart auch nicht an den Einzelheiten, kein Nebensatz ist unwichtig und was noch viel wichtiger erscheint: er vergisst keinen Charakter, den er einmal eingeführt hat, auch wenn er eigentlich keine große Rolle zu spielen scheint. Jeden Charakter schildert er so, dass man sich in den Menschen, so widersprüchlich er in sich auch sein mag (aber sind wir das nicht alle?), hineinversetzen kann. Irving vergisst niemanden, und trotz der vielen Personen kommt man nie in die Verlegenheit, Charaktere zu vertauschen.
In meinen Augen also eine volle Weiterempfehlung an diejenigen, die unsere Welt durchleuchten wollen - Skurriles, Absurdes und Komisches inbegriffen. Ein Buch, das man immer wieder lesen kann und immer wieder etwas Neues findet. Trotz des enormen Umfangs bietet es kurzweilige Unterhaltung, fesselnd und abstoßend zugleich. Doch ein Fünkchen Wahrheit steckt auch in der größten Übertreibung.
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John Winslow Irving wurde 1942 in Exeter, New Hampshire, USA geboren. Nach seinem Studium an den Universitäten von Pittsburgh, Wien und New Hampshire lehrte er ab 1967 am englischen Institut am Mount Holyoke College. Auch an der Universität Iowa war er als Dozent des Schriftsteller-Workshops tätig. Nach dem Erfolg von "Garp und wie er die Welt sah" 1978 konnte er seine Lehrtätigkeit aufgeben und sich nur auf das Schreiben konzentrieren.
Bisherige Veröffentlichungen:
1969 Setting Free The Bears (Lasst die Bären los)
1972 The Water-Method-Man (Die wilde Geschichte vom Wassertrinker)
1974 The 158 Pound Marriage (Eine Mittelgewichts-Ehe)
1978 The World According To Garp (Garp und wie er die Welt sah) - 1982 verfilmt
1981 The Hotel New Hampshire (Das Hotel New Hampshire) - 1986 verfilmt
1985 The Cider House Rules (Gottes Werk und Teufels Beitrag) - 1999 verfilmt
1989 A Prayer For Owen Meany (Owen Meany)
1993 Trying To Save Piggy Sneed (Rettungversuch für Piggy Sneed: Erzählungen)
1994 A Son Of The Circus (Zirkuskind)
1996 The Imaginary Girlfriend (Die imaginäre Freundin: Biographie)
1998 A Widow For One Year (Witwe für ein Jahr)
1999 My Movie Business (My Movie Business - mein Leben, meine Romane, meine Filme)
2001 The Fourth Hand (Die vierte Hand)
_ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _
Und was ich noch sagen wollte:
>
Garp: "Geboren mit einem sonnigen Gemüt und der Gewissheit, dass die Welt verrückt ist"
Du auch?
So, Ende der Durchsage. weiterlesen schließen -
"Die Tränen des Teufels" von Jeffery Deaver
Pro:
wird mit jeder Seite spannender!
Kontra:
teilweise sehr blutrünstig
Empfehlung:
Nein
Heute möchte ich denjenigen ein ganz tolles Buch vorstellen, die vielleicht noch nach einer guten Urlaubslektüre suchen, aber nichts allzu schwer Konsumierbares lesen und sich auch nicht langweilen wollen: "Die Tränen des Teufels" von Jeffery Deaver, aus dessen Feder auch "Der Knochenjäger" stammt, dessen Verfilmung mit Denzel
Washington bestimmt einige von euch auch bereits gesehen haben.
***Die Geschichte***
Ein verrückter Serienkiller, der nur als "der Digger" bezeichnet wird, hält Washington,D.C. in Atem: der Einzige, dessen Wort für ihn zählt und der ihn stoppen könnte, ist sein Auftraggeber.
Dieser verlangt 20 Millionen Dollar oder er veranlasst, dass der Digger nach einem ersten warnenden Blutbad am Silvestermorgen noch bis Mitternacht alle vier Stunden ein weiteres Massaker anrichtet.
Der Auftraggeber wird zwar schnell durch das FBI unter der Leitung von Margaret Lucas ermittelt, doch kurz vor seiner Verhaftung wird er bei einem Autounfall tödlich verletzt und als einzige Spur, die zum Digger führen kann, verbleibt der Erpresserbrief.
Parker Kincaid, Handschriftenexperte und ehemaliger Agent des FBI, wird
hinzugezogen, um den Brief zu entschlüsseln.
Kincaid ist zwar zur Mithilfe bereit, doch nur unter der Bedingung, dass er anonym bleibt. Sein Name darf nicht an die Öffentlichkeit gelangen, denn Kincaid steckt grade inmitten eines Sorgerechtstreits, warum er das FBI auch verlassen hat, da er in keinerlei Verbindung mit gemeingefährlichen Verbrechen gebracht werden darf, wenn er das Sorgerecht für seine Kinder erhalten will.
Doch natürlich geht alles schief: während Kincaid versucht, das Rätsel des Erpresserbriefs zu lösen, zieht sich die Schlinge um seinen Hals stets weiter zu.
Aber: Alles wird gut! ;-)
Der Roman findet ein überraschendes Ende: es stellt sich heraus, dass der vermeintliche Auftraggeber gar nicht der Auftraggeber war, der Autounfall war Mord, ein raffiniertes Täuschungsmanöver des wirklichen Erpressers und der ist ganz in der Nähe.
Das FBI ist die ganze Zeit von falschen Voraussetzungen ausgegangen.
Doch wer meint, mit der Verhaftung des echten Drahtziehers sei die Geschichte beendet, der wird noch eines Besseren belehrt, denn auch wenn die letztendlich stattfindende spektakuläre Verfolgungsjagd schon wie ein final countdown wirkt; zum richtigen final countdown kommt es erst, als Kincaid daheim Besuch erhält: der Digger ist da..
Na, aber wie gesagt: alles wird gut und mehr sag ich dazu nicht. :-)
***Bewertung***
Bei diesem Roman handelt es sich um eine äußerst gelungene Mischung aus Krimi und Psychothriller.
Der Anfang mag sich zuerst zwar ein bisschen zäh hinziehen, aber das ändert sich schnell und man will diesen Roman schon bald gar nicht mehr aus den Händen legen, ehe man ihn nicht bis zum bitteren Ende durchgelesen hat.
Manchen könnte der Roman mit seinen 444 Seiten (ich vermute Schriftgröße 10) zwar etwas lang erscheinen, aber ich habe das Buch von meinem Freund empfohlen bekommen, der es "total klasse" findet und dabei eigentlich doch ein ziemlicher Lesemuffel ist.
Er ist schon stolz, wenn er an einem Abend auch nur vier Seiten gelesen hat und mir ist es ein Rätsel, wie er diesen Roman durchgekriegt hat. :-) [Er meint, es habe es im Urlaub in einer Woche durchgelesen]
Aber Fazit: dieses Buch schafft es, auch Lesemuffel zu überzeugen.
Kleiner Tipp: Man sollte dieses Buch aus zweierlei Gründen nicht spätabends lesen, denn
1. besteht dringende Gefahr, dass man sich sonst die Nacht um die Ohren schlägt, da man einfach nicht mit dem Lesen aufhören kann und
2. könnte die Story einem den Schlaf rauben, da man ständig fürchtet, der Digger könne plötzlich vor einem stehen.
Endergebnis: ein sehr empfehlenswertes, spannendes, gut recherchiertes
(besonders in Bezug auf die Handschriftanalyse) Buch eines außergewöhnlichen Autors, der es versteht, mit der Psyche des Menschen zu spielen und dessen Werke man kennen sollte und wer den Film zum "Knochenjäger" mochte, der wird diesen Roman erst recht lieben.
Jeffery Deaver, "Die Tränen des Teufels"
in Taschenbuchausgabe erschienen im Goldmann Verlag
ISBN 3-442-45036-5
Preis: 8,50 Euro
PS:Diesen Artikel habe ich auch auf meiner homepage veröffentlicht <= nur falls es jemand entdeckt und mir dann unterstellt,ich hätt mich selbst beklaut! ;-)
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-08-29 20:56:30 mit dem Titel "A Time To Kill" by John Grisham
"A Time To Kill" by John Grisham
***Kontext***
John Grisham ist der einzige Autor,den ich ausschließlich im englischsprachigen Original lese und daher soll es auch hier nun um die englische Ausgabe gehen und so werde ich den Inhalt gleich auch auf Englisch zusammenfassen.
"A Time To Kill" ist hierzulanden unter dem Titel "Die Jury" bekanntgeworden;die Verfilmung (u.a. mit Sandra Bullock als Ellen Roark) wird wohl einigen geläufig sein.
"A Time To Kill" <- nicht nur inhaltlich,sondern auch sprachlich ein
empfehlenswerter Roman.Wer seine Englischkenntnisse verbessern oder ausbauen möchte,ist mit diesem Werk recht gut bedient.
Es ist kein allzu schwieriges Englisch.Die Sprache ist recht einfach gehalten und ich behaupte nun einfach mal,dass der Englischunterricht Klasse 5-10 ausreicht,um nicht alle 2 Minuten wieder einen Ausdruck nachschlagen zu müssen.
(Ich besuche derzeit die 12.Klasse Gymnasium,habe Englisch-Leistungskurs belegt,dort 9 Punkte (3+),und habe insgesamt vier Wörter im Wörterbuch nachgeguckt.)
***Zum Inhalt***
At the story`s beginning,Tonya Hailey,a 10-year-old black girl,is raped by the two white men Billy Ray Cobb and his friend Peter Willard on her way home.
They injure her badly and afterwards,they throw her over a bridge into a dried-up river bed.
After the girl is found,her parents lay an information against the two white men who are later arrested by Ozzie Walls,the sheriff of Clanton, who is black,too.
In the meantime,Carl Lee Hailey,Tonya`s father,makes inquiries of the young lawyer Jake Brigance about the consequences of murder.
Jake tells him that if the same crime had been done to his daughter,he would have killed the rapers.
Furthermore,Carl Lee asks Jake if he would defend him in case of emergency.
Short time after this conversation,Carl Lee makes the decision to buy himself a gun and two kill the two white men who raped and hurt his little daughter.
When the deputy named Sgt Looney takes Billy Ray and Peter down to court for their hearings,Carl Lee suddenly jumps out of a dark corner and shoots them both down.
The two men are dead at once.The deputy is also injured by a bullet which hit him in his right knee but he survives and even shows understanding for Carl Lee`s behaviour afterwards.
Carl Lee is arrested by Sheriff Walls immediately.
Carl Lee wants Jake Brigance to conduct his defence and the young lawyer agrees.
But it`s a very difficult intention because most of the inhabitants of Clanton are white,and so the members of the jury will also be white.
Jake attempts to move the trial into another federal state where more black inhabitants will be in the jury and perhaps judge in a more fair way.
But his petition is turned down by a judge called Noose.
So Brigance and his assistants Ellen Roark,a law student,and Harry Rex Vonner, one of Jake`s friends,search for incriminating material to expose the prosecutor`s witnesses.
Rufus Buckley,the prosecutor,and his helpers do the same on the other side to proof the non-credibility of the witnesses of the defence.
During the preparations for Carl Lee`s trial,Jake and his colleagues are repeatedly attacked by members of the Ku Klux Clan.
They burn down Jake`s house,attack the husband of his secretary and finally Ellen is also attacked.
At the trial Rufus Buckley demands the death penalty for Carl Lee and tries to convince the jury of his guilt to reach his aim of a death sentence for Carl Lee.
In his pleading Jake Brigance begs the jurors to close their eyes and again tells the whole story of what happened to Carl Lee`s daughter.
He doesn`t leave out anything,he describes the whole act of violence, how the two men raped the little girl, how they injured her after they raped her,how they threw her off the bridge after they had even urinated on her.
At the end,he demands the jurors to imagine that all this happened to a white girl.
The jury is deeply affected by this final speech and the decide to find Carl Lee NOT guilty.
***Fazit***
Einfach empfehlenswert. :-)
Nicht nur die Sprache stimmt,auch die Geschichte.
Hier darf man vielleicht nicht vergessen,dass Rassismus in den Staaten immer noch eine immense Rolle spielt,die Rassentrennung noch nicht allzu lange aufgehoben ist,und dass dieser Roman 1989 von Grisham verfasst wurde,dem Jahr,in dem zum ersten Mal ein Schwarzer zum Gouverneur eines US-Staats gewählt wurde.
Grisham hat in diesem Werk also ein heute wie besonders damals brisantes Thema dargestellt.
Nun ja:zum Glück nimmt die Geschichte im Roman letztendlich eine positive Wendung für die Schwarzen und ich hoffe,dass jeder Leser den Roman als das versteht,was er ist:ein Plädoyer des ausgebildeten Rechtsanwalts Grisham gegen Gewalt und vor allem gegen den Rassismus und nicht für die Selbstjustiz!
Auch heute ist es noch so, dass schwarze Gelegenheitsdiebe in den USA oft härter bestraft werden als weiße Schwerverbrecher ( => wir erinnern uns alle an den Film "American History X");und wer sich hierfür näher interessiert,der findet auch noch genauere Informationen unter http://www.amnesty.ca/library/1999/amr5152.htm (englisch!)
"A Time To Kill" von John Grisham
veröffentlicht bei Arrows
ISBN 0-09-978491-2
19,90DM
(in Deutschland unter dem Titel "Die Jury" bei Heyne erschienen)
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-10-14 23:54:36 mit dem Titel "Frühlings Erwachen" von Frank Wedekind
Dieses Stück von Wedekind haben wir in der 8. oder 9.Klasse im Deutschunterricht besprochen und waren -zum Leidwesen unserer Lehrerin- nicht sonderlich erbaut davon.
Inzwischen ist es mein absolutes "Mutmachstück",wenn ich mich mal wieder in einer der winterüblichen Depriphasen befinde *lach*,auch wenn der Tod eigentlich das zentrale Thema ist,am Schluss steht aber das Leben. (Und ich bin wieder aufgemuntert.)
"Frühlings Erwachen",als "Kindertragödie" gekennzeichnet,könnte ebenso
"Aufklärungsdrama" genannt werden,denn an sexueller Aufklärung hat es 1892;zu diesem Punkt spielt "Frühlings Erwachen";wohl auch gemangelt und diese mangelnde Aufklärung spiegelt sich ebenfalls in "Frühlings Erwachen" wieder.
***Inhalt***
Bei den Protagonisten handelt es sich um die Gymnasiasten Melchior Gabor und Moritz Stiefel nebst Wendla Bergmann und ihren Schulfreunden.
Die jungen Akteure sind allesamt um die 14 Jahre alt,wenig bis gar nicht aufgeklärt und stehen,dem Alter entsprechend,am vAnfang der Pubertät und was das bedeutet,wissen wir ja alle,gell? ;-)
So schreibt Melchior einen Aufsatz an Moritz,in dem er,der diesbezüglich bereits ein etwas fundierteres Wissen besitzt,den ahnungslosen Mitschüler über die,nun ja,zwischengeschlechtlichen Beziehungen aufklärt,und seine Ausführungen zwecks des besseren Verstehens auch noch mit Randzeichnungen versieht.
Auch Wendla wird durch Melchior aufgeklärt,wenn auch eher auf praktische Weise.
Denn Wendla ist auch jetzt noch fest davon überzeugt,dass Babies vom Storch kommen und nur verheirateten Frauen gebracht werden,und so ist es für sie ein unerklärliches Phänomen,dass sie schwanger ist,nachdem es zwischen Melchior und ihr zum Sex gekommen ist.
Wendlas Mutter veranlasst eine Abtreibung und kurz darauf verstirbt Wendla an den ihr verabreichen Abortivmitteln.
Auch Moritz stirbt:er tötet sich selbst,da er den schulischen Anforderungen und dem damit verbundenen Druck seiner Eltern nicht standhalten konnte.
In seinem Zimmer wird Melchiors Aufsatz gefunden und nun wird dieasem die Schuld an Moritz` Suizid gegeben;seine "unflätigen" Worte,die ja eigentlich nichts anderes als die Wahrheit waren,hätten Moritz in den Tod getrieben.
Melchior wird daraufhin von seinen Eltern in eine Erziehungsanstalt gegeben,aus der er jedoch ausbricht.
Als er noch in der Nacht seines Ausbruchs Wendlas Grab besucht,begegnet er auf dem Friedhof dem toten Moritz,der ihn zu sich holen,der ihn also ebenfalls zum Selbstmord verführen möchte.
Jedoch kommt plötzlich ein unbekannter schwartzer Mann hinzu;das Leben,das Gegenstück zum Tod verkörpernden Moritz.
"Du lernst mich nicht kennen,ohne dich mir anzuvertrauen." (S.68,Z.11-12)
Melchior entscheidet sich für ihn.Moritz bleibt alleine auf dem Friedhof zurück.
***Bewertung***
Das Stück zeigt,wie wichtig eine frühzeitige Aufklärung ist und gleichzeitig,wie abenteuerlich das Leben,dem wir vertrauen müssen,ohne jegliche Erfahrung mit ihm zu haben,aber Neugier liegt halt in der Natur des Menschen. :-)
Und mit jedem Male,das ich "Frühlings Erwachen" lese,vertraue ich dem Leben ein bisschen mehr.
Natürlich,dieses Stück spielt Ende des 19.Jh. und die Sprache klingt
entsprechend altmodisch.
Viele der hier verwendeten Begriffe werden heute nicht mehr benutzt,aber im Anhang werden sie nach Seiten- und Zeilenzahl geordnet,erklärt.
Beim ersten Lesen muss man vielleicht ziemlich oft Wörter nachschlagen,aber das zwingt einen dann auch wiederum dazu,sich wirklich mit dem Inhalt zu beschäftigen,und den Text nicht nur zu überfliegen.
Mit 15 war es zwar -noch- nicht ganz so meine Literatur,dafür lese ich es heute immer mal wieder ganz gerne zwischendurch.
erschienen bei Reclam (70 Seiten + Anhang)
ISBN 3-15-007951-9
damals 4DM
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-10-20 15:09:32 mit dem Titel "Die Mutter" von Petra Hammesfahr
Ich lese genauso gerne wie ich schreibe und es gibt zwei Schriftstellerinnen,von deren Büchern ich nicht genug kriegen kann;eine in der Kategorie "international" und eine "Nationale":bei der "von Welt" handelt es sich um Elizabeth George,aber um die geht es jetzt grad nicht.
Denn die für mich genialste Schriftstellerin unserer Zeit ist eine
Deutsche:Petra Hammesfahr.
Ich habe nie so fesselnde,packende,erschreckende und doch reale Romane
wie von Hammesfahr gelesen.
Und wenn ihre Romane einen parapsychologischen Hintergrund haben,wie "Das Geheimnis der Puppe",machen sie den Leser nachher umso tiefer glauben:es gibt Geister!
Nun ja,heute möchte ich euch Hammesfahr Roman "Die Mutter" vorstellen.
***Inhalt***
Vera Zardiss und ihr Ehemann Jürgen,praktizierender Gynäkologe,erfüllen sich mit der Unterstützung ihrer Eltern den Traum vom Eigenheim auf dem Lande bei Köln,wo sie nun mit eben den Eltern und den beiden Töchtern Anne und Rena wohnen.
Anne war schon immer die Tochter aus behütetem Haus,die man sich
wünscht:intelligent,wohlerzogen,höflich.
Rena war dagegen die kleine Rebellin,die gerne im Gothic-Stil mit ihren
drogenabhängigen Freunden rumhing,auch selber das eine oder andere
Aufputschmittelchen probierte,und ein gewaltiges Problem mit Mathe hatte.
Die Schwierigkeiten in Mathe blieben,alles andere änderte sich nach kurzer Zeit Landleben:Rena entdeckte ihre Leidenschaft für Pferde,gewann neue Freunde und das alte "Gossenleben" blieb zurück.
Auch wenn sie ihre alte Clique regelmäßig in der Schule sah,sie schenkte ihr weiter keine große Beachtung.
Und hier setzt die Geschichte des Buches ein:die Familie lebt längst glücklich auf dem Land und die Vergangenheit wird nur hin und wieder im Rückblick gezeigt.
Doch kurz nach ihren 16. Geburtstag der große Schock:Rena kommt eines Tages nicht vom Reitstall heim.
Was erst nur aussieht wie eine kleine Flucht vor der Mathearbeit,die am nächsten Tag geschrieben wird und wegen der Rena blaumachen wollte,entwickelt sich schnell zum großen Mysterium.
Denn sie kehrt nicht zurück und es gibt Aussagen,dass sie am besagten Abend mit einem grauen Kleinbus vom Reitstall abgeholt worden sei.
Polizeiliche Ermittlungen ergeben,dieser Wagen gehört zu André,einem der Jungs aus Renas alter Clique.Der ist natürlich auch unauffindbar,ebenso wie Nita,die Anführerin der Gruppe.
Während die Polizei an von daheim abgehauene Jugendliche glaubt,ist Vera überzeugt davon,der Besitzer des Reitstalles habe ihre Tochter getötet.
Rena taucht nicht wieder auf;die Familie,insbesondere die verzweifelte
Mutter,zerbricht an ihrem Verschwinden.
Dass ihre geliebte Tochter plötzlich fort ist,zwingt die Eltern außerdem,sich mit ihren eigenen Eltern auseinanderzusetzen und vor allem mit ihrer eigenen Beziehung,die plötzlich doch nicht mehr zu rosig sein scheint.
Eines Tages wird der gesuchte Kleinbus in Frankfurt in einen Autounfall
verwickelt,André kann nichts mehr sagen:sein Kiefer ist zertrümmert und er stirbt auch kurz darauf an seinen schweren Verletzungen.
Die Polizei ermittelt,dass noch zwei weitere Personen im Bus gewesen sein müssen:eine muss Nita gewesen sein,aber Rena kann nicht mit an Bord gewesen sein.
Tests ergeben,dass die Blutflecken im Bus nicht von ihr sein können;sie hat eine andere Blutgruppe.Also wo ist Rena?
Gleichzeitig mit Renas Verschwinden erlitt die Schwester von Udo,einem von Renas neuen "Landfreunden" zusammen mit ihren Kindern einen tödlichen Autounfall.Udo ist total verzweifelt.Hat er etwas mit Renas Verschwinden zu tun?
Plötzlich steht er unter Mordverdacht an Rena.Er gesteht sogar,aber ohne Leiche ist dieses Geständnis gar nichts wert und eine Leiche ist absolut nicht aufzufinden.Und wenn er es war,kann er der Polizei nicht mehr sagen,wo er Rena versteckt hat,denn sein Schwager,der ihm die Schuld am Unfall seiner Frau gibt,läuft Amok,bringt ihn um und verübt selbst anschließend ebenfalls Suizid.Also gab es den Mord an Rena wirklich?
Vera macht mithilfe eines Privatdetektivs Nita in Frankfurt ausfindig.Sie liegt im Krankenhaus,Aids,und kann jeden Tag sterben.
Nitas Mutter veranlasst eine Verlegung nach Köln,wo Vera sie besucht und Nita ihr von Rena erzählt;aber inwiefern kann man einem drogenabhängigen,aidskranken Mädchen glauben?War Rena wirklich mit in Frankfurt?
Oder haben André und Nita sie nur bis zum Bahnhof mitgenommen,wo Renas Rad einige Tage nach ihrem Verschwinden gefunden wurde,und ist Rena dann mit dem Zug nach England,wohin ihr Lieblingspferd am selben Tage verkauft worden war?
Oder war es doch Mord und André und Nita alleine in Frankfurt?
***Bewertung***
Das Buch ist aus der Perspektive von Vera geschrieben und konzentriert sich in erster Linie auf die Gefühle,die in einer Mutter vorgehen,deren Kind plötzlich spurlos verschwunden ist und dessen Verschwinden ihr den Boden unter den Füßen wegzieht.
Diese Empfindungen reichen von allen anderen die Schuld zuschieben über die gesamte Schuld auf sich nehmen bis zum Ignorieren des Verschwindens und dem tiefen Glauben,das Kind plötzlich wieder vor sich stehen zu haben und der Überzeugung,dass das Kind tot sein muss.
Dieser Roman löst Beklemmungen in einem aus:wie würde man selber reagieren?
Man versteht Vera und ihre Verzweiflung,die sich auf den Leser überträgt,und will sie nur noch loswerden,von sich schütteln,hinter sich lassen.
Aber so einfach macht es Petra Hammesfahr ihren Lesern nicht:die Geschichte kommt zu keinem eindeutigen Ende,der Druck ums Herz bleibt.
Seid ihr schon mal nachts bei strömenden Regen eine Landstraße
entlanggefahren,der Scheibenwischer schwenkt nach links und nach rechts,aber es regnet so stark,dass die Tropfen net von der Scheibe weichen und ihr wegen der schlechten Sichtverhältnisse kaum vorwärtskommt und des Gefühl habt,diese Nacht nimmer am Ziel anzukommen?
Dieses Bild hatte ich beim Lesen die ganze Zeit vor Augen;vielleicht auch,weil am Abend von Renas Verschwinden eben solche Wetterverhältnisse herrschten;aber auch,weil alle auf der Stelle treten:alle wollen zu Rena,Rena ist das Ziel,aber keiner kommt weiter und jeder Schritt vorwärts bringt zwei Schritte rückwärts
mit sich.
Ich habe noch nie ein Buch gelesen,das mich so tief berührt und getroffen hat.
Ich glaube,es gibt nichts Schlimmeres,als sein Kind zu verlieren und ich denke,es gibt kein schrecklicheres Buch als "Die Mutter".
Für diesen Roman hätte Petra Hammesfahr mehr verdient als "nur" den
Frauenkrimipreis der Stadt Wiesbaden;warum gibt es keinen Oscar im Bereich "Literatur" anstatt nur beim Film?
***Schlusswort***
Liebe Literaturfreunde,für euch noch einmal zurück zum Anfang meines
Berichts:es ist die beste deutsche Schriftstellerin unserer Zeit;die beste,die ich überhaupt je gelesen hab;und ich würde sie auch gerne weiterhin auf den Bestsellerlisten stehen sehen.Also:lest!!
"Die Mutter" (397 Seiten) von Petra Hammesfahr,erschienen bei rororo
(www.rororo.de)
ISBN 3-499-22992-7
9,90 Euro
PS:Am 30.10.02 strahlt die ARD um 20.15Uhr die Verfilmung dieses Romans mit Martina Gedeck in der Rolle Vera Zardiss` aus.
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-10-18 00:30:02 mit dem Titel G.E.Lessing, "Nathan der Weise"
Dieses Stück lesen wir derzeit im Rahmen des Deutsch-Leistungskurses.
Alle seufzen,alle stöhnen,*mich oute*,ich finds schön. :-)
***Zum Inhalt dieses "dramatischen Gedichts in fünf Augzügen" (gleichbedeutend mit "Theaterstück in fünf Akten")***
Ein junger christlicher Tempelherr rettet in der Zeit der Kreuzzüge dessen angenommene Tochter Recha aus dem brennenden Jerusalemer Haus des reichen Juden Nathan,der weithin für seine Weisheit gerühmt wird.
Auch dem jungen Tempelherrn wurde kurz zuvor das Leben ein zweites Mal
geschenkt,in Form einer Begnadigung durch den muslimischen Sultans,die ihn vor der Exekution bewahrte,und die er nur dem Umstand zu verdanken hat,dem verstorbenen,heißgeliebten Bruder des Sultans so sehr zu ähneln.
Jedoch macht der Tempelherr keinen Hehl daraus,dass es ihm lieber gewesen wäre,hätte sich statt Recha eine Christin in den Flammen befunden.
Durch Rechas Gesellschafterin Daja erfährt er,dass Recha von Christen
abstammt,nichtsdestotrotz aber auf jüdische Weise von Nathan erzogen wurde.
Das Unglück nimmt seinen Lauf:der Tempelherr diskutiert den Fall mit dem Patriarchen,der wendet sich an den Sultan und dieser bestellt Nathan daraufhin zu sich und will von ihm,der für seine Weisheit so bekannt ist,wissen,welche der drei Weltreligionen denn die bedeutsamste sei.
Nathan gelingt es jedoch,mithilfe eines Märchens (der berühmten "Ringparabel") diese Fangfrage zu umgehen und dem Sultan zu vermitteln,dass es DIE Religion nicht gibt und die verschiedenen Glaubensrichtungen einander gleichgestellt sind.
Es entsteht eine Freundschaft zwischen dem Sultan und Nathan,der zuletzt aufklärt,wie nicht nur ihre Religionen,sondern auch die Protagonisten dieses Dramas selbst miteinander verbunden sind:so sind der Tempelherr und Recha eigentlich Geschwister und die Kinder von Assad,dem Bruder des Sultans,mit dem der Tempelherr ja soviel Ähnlichkeit besitzt.
Somit sind schließlich alle Glaubensrichtungen vereint.
Der Inhalt soll verdeutlichen,dass die drei Religionen
(Islam,Judentum,Christentum) nicht nur in ihrer Bedeutung einander
gleichgestellt sind,sondern auch alle denselben Ursprung haben.
***Bewertung***
Die Grundidee des Stückes finde ich sehr gut,besonders angesichts der heutigen "Mode" wirklich alles und jeden in bestimmte Schubladen zu stecken und bloß nichts miteinander zu vermischen.
Ich habe es eben auch sehr gerne gelesen,auch wenn die Sprache natürlich etwas älter ist;schließlich handelt es sich bei "Nathen dem Weisen" auch um ein Stück aus dem 18. Jahrhundert.
Allerdings wirkt der Ausgang dieses Dramas;sieht man die Hauptakteure als Menschen und nicht als Darsteller ihrer Religionen;etwas befremdlich und erinnert sehr an das altbewährte Motto "Friede,Freude,Eierkuchen" bzw. an den Inhalt der heutigen TV-Seifenopern.
Alle sind verwandt,alle sind glücklich (hier hat mich besonders erstaunt,dass es dem Tempelherren und Recha gar nichts ausgemacht hat,miteinander verschwistert zu sein,was eine Heirat ja unmöglich hat und von eben einer solchen war kurz zuvor noch die Rede gewesen,da sich zwischen den beiden dann doch tiefere Gefühle entwickelten;kann man Bruderliebe und "richtige" Liebe denn so leicht verwechseln?*wunder*)
Aber wie gesagt:vor dem Hintergrund der Religion gesehen,ist es ein
gelungenes,durchaus verständliches Stück,was sich auch jederzeit einen gewissen Anspruch bewahrt.
"Nathan der Weise" ist im Klett-Verlag für 4,90 Euro erschienen
(Es gibt auch noch eine günstigere Version bei Reclam,für ca.2€,aber in der Klett-Variante werden Fremdwörter in der Fußzeile erklärt und der Anhang ist noch mit weiteren Zusatzmaterialien,Lessing betreffend,ausgestattet,wegen denen sich unser LK dann für Klett entschieden hat;für den "gemeinen" Leser sind diese Infos wohl nicht unbedingt vonnöten,aber jedem,wies ihm beliebt,gell?)
Im Übrigen wird "Nathan der Weise" derzeit auch im Stadttheater Bielefeld auf der Bühne gebracht;recht moderne Inszenierung,sehr gute Schauspieler...
Ich war bei der Premiere;also,ich habe noch nie etwas so Gutes gesehn.Einfach genial!
Also wen das Stück interessiert und wer aus der Gegend kommt:macht mal wieder einen auf Kultur *lach* und geht ins Theater;ich kann es nur empfehlen!
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-10-22 20:56:50 mit dem Titel Jeffery Deavers` "Schule des Schweigens"
Nach den "Tränen des Teufels" möchte ich heute ein zweites Deaver-Buch
vorstellen,und den dritten Roman aus der Feder Deavers,den ich bislang gelesen habe:"Schule des Schweigens".
***Inhalt***
Drei aus dem Gefängnis ausgebrochene Schwerverbrecher entführen in Kansas den Schulbus einer Gehörlosenschule,in dem sich zu diesem Zeitpunkt acht taube Schülerinnen nebst zwei Lehrerinnen,von denen eine ebenfalls taub ist,befinden,die eigentlich auf dem Weg zu einer Gedichte"lesung" (bzw. "Zeigung") ihrer behinderten Lehrerin Melanie sind.
Nun ja,aus diesem Auftritt wird nun nichts mehr.
Die Ausbrecher verschleppen ihre Geiseln in ein stillgelegtes,altes Schlachthaus am Arkansas River,und verschanzen sich dort.
Das FBI wird eingeschaltet,allen voran Agent Arthur Potter,der Topverhandler der Bundesbehörde,der bereits so einige Verbrecher zum Aufgeben bewegt hat.
In diesem Falle verlangen die Entführer die Erfüllung aller ihrer
Bedingungen,sonst werden sie jede Stunde eine Geisel erschießen.
Nun kommt es zu einem Konflikt zwischen dem FBI und den Landesbehörden von Kansas,denn es sind nur noch 4 Monate bis zur Wahl und so kommt es zu einigen nicht angekündigten Eingriffen in das Vorgehen des FBI,diedie Situation nicht unbedingt entschärfen. :-/
Während der ganzen Bemühungen im Außenbereich des Schlachthauses,entwickelt in dessem Inneren Melanie ungeahnte Kräfte und mausert sich vom schüchternen Angsthasen zur mutigen Heldin,die es sogar schafft,einige der Mädchen aus dem Gebäude zu schleusen.
Aber hauptsächlich konzentriert der Roman sich auf die Unterhaltungen zwischen Arthur Potter und Lou Handy,dem Kopf der Verbrecherbande.
***Bewertung***
Dieser Roman hat mich sehr irritiert,da ich eben bereits die "Tränen des Teufels" und den "Letzten Tanz" von Deaver gelesen hatte.
Und es war bislang immer so,dass es um die Suche nach dem "großen Unbekannten" ging,und man nicht wusste,wer der Böse ist und erst so langsam in das Geschehen eingeführt wurde.
Hier weiß man nun sofort,wer gut und wer böse ist,aber beruhigend:wenn hier am Ende der eigentliche Hintergrund des Ausbruches der drei geklärt wird,dann gibt es doch noch den "großen Bösen im Hintergrund". ;-)
Dieser Roman war für mich sehr atypisch für Deaver,aber wieder einmal ein Meisterwerk!
Man erfährt viel über die taktische Vorgehensweise von Arthur Potter und ich habe vorher nicht gewusst,dass es so viele Splittungen innerhalb der Gehörlosenbewegung gibt,wie sie hier vorgestellt (und vor allem auch erklärt) wurden.
Vom Inhalt her atypisch für Deaver,aber typisch für Deaver:äußerst lesenswert! :-)
"Schule des Schweigens" von Jeffery Deaver (506 Seiten)
erschienen im Goldmann-Verlag für 8,00 Euro
ISBN 3-442-43458-0
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-10-23 15:40:17 mit dem Titel Stephen King, "Das Spiel"
Mein absoluter Meister:Stephen King! :-)
Ich habe mich entschieden,euch nun euch Stück für Stück,bzw. Roman für Roman,die Werke eines der besten Autoren der Welt vorzustellen.
Ich beginne mit dem "Spiel",das noch eher harmlos ist.*g*
Viele von euch verbinden wohl mehr Horror mit King,aber King hat auch schon so einige Romane vollendet,die wohl eher in das Genre "Psychothriller" gehören.
Wie auch "Das Spiel"
***Inhalt***
Jessie Burlingame ist mit ihrem Mann Gerald für einen Kurztrip in das einsam gelegene,gemeinsame Ferienhaus an einem See in Maine gefahren.
Gerald hat die Marotte,dass er dort gerne kleine Fesselspielchen mit seiner Frau treibt. ;-)
Jessie tut das allerdings nicht so gerne.*g*
Nun sind sie also wieder in ihrem Ferienhaus und Jessie liegt nackt und ans Bett gefesselt auf ihrer Schlafstätte und würde nun aber gerne wieder losgelöst werden.
Da Gerald ihrem Wunsch nach Entfesselung aber nicht nachkommt,weiß sie sich nicht anders zu helfen,als ihn zu treten,und zwar mitten in seine
Weichteile,damit er von ihr ablässt.
Sie trifft so gut,dass er einen Infarkt kriegt,vom Bett purzelt und stirbt.
Nun ja,dann liegt unsere gute Jessie also gefesselt da und kann sich weder selbst befreien noch dass da irgendjemand in der Nähe wäre,der sie aus ihrer misslichen Lage befreien könnte.
Und hier beginnt der Wahnsinn:
Denn stellt euch einmal vor,ihr liegt nackt und gefesselt in einem Bett,nichts zu trinken,nichts zu essen,weit und breit keine Hilfe in Sicht und noch dazu eine Leiche neben euch!
Prickelnd,nicht wahr?
Jessies Überlebenskampf beginnt...
Sie versucht mit allen ihr noch verbliebenen Kräften,sich aus ihrer misslichen Lage zu befreien und,schon fast im Delirium,sieht sie ihr Leben an sich vorbeiziehen.
Plötzlich ist sie wieder ein kleines Kind und sie weiß,irgendetwas war damals mit ihrem Vater,aber WAS ist vorgefallen?
Die totale Erschöpfung löst Halluzinationen bei ihr aus,ihre damalige Lage und ihre jetzige Situation vermischen sich,und um sich letztendlich befreien zu können,muss sie ihre ganze Kindheit noch einmal vor ihrem inneren Auge erleben... :-/
Wenig lecker:als ein ausgehungerter Streuner durch die Hintertür ins Haus eindringt und als er realisiert,dass Jessie nicht länger zur Gegenwehr fähig ist,er die Leiche von Gerald Stück für Stück auffrisst.Bah!
***Bewertung***
Dieser Roman ist nichts für Leute,die auf besondere Action stehen.
King konzentriert sich auf die Reflektion von Jessies Kindheit.Jessies jetziger Überlebenskampf dient ihm eher als Rahmen,ihre Lebensgeschichte zu verpacken.
"Das Spiel" meint weniger die Fesselspiele zwischen Gerald und Jessie,als das Spiel mit Jessies Psyche,das hier getrieben wird.
Wer Kings "Dolores" vielleicht schon gelesen und auch gemocht hat,dem wird auch dieses Buch gefallen.
Wie zu Anfang bereits erwähnt:dies ist ein Psychotriller;kein blutrünstiger Horrorroman!
"Das Spiel" von Stephen King (412 Seiten)
erschienen bei Heyne Bücher für damals 14,90DM
ISBN 3-453-08824-7
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-10-23 22:43:54 mit dem Titel Stephen King, "Stark - The dark half"
Eines der absolut besten Bücher Stephen Kings!!
***Inhalt***
Thad Beaumont ist Schriftsteller,der mit seiner Romanserie um den Helden George Stark große Erfolge gefeiert hat.
Nun will sich Beaumont von Stark loslösen,da er auch einmal in andere
Literaturformen vordringen und nicht nur auf das Horrorgenre reduziert werden will.
Also lässt er George Stark in der letzten Folge seiner Stark-Saga sterben,aber Stark lebt!
Und will auch weiterhin am Leben bleiben.
Plötzlich werden die Menschen in Beaumonts Umfeld,insbesondere die,mit denen er beruflich in Verbindung stand,umgebracht;Beaumont schreibt Dinge,die nicht von ihm kommen...
Und alle Morde scheinen erwiesenermaßen von Beaumont begangen worden zu
sein,dummerweise hat der aber immer ein absolut wasserdichtes Alibi,auch wenn beispielsweise seine Fingerabdrücke eindeutig identifiziert worden sind.
Beaumont und Stark scheinen die gleiche,wenn auch nicht dieselbe Person zu sein.
Aber was hat es mit Starks Existenz zu tun?
Diese Frage wird zwar relativ bald geklärt,aber fraglich ist weiterhin,wie George Stark aufgehalten werden kann.
Die Situation spitzt sich immer zu:Stark wütet weiter,plötzlich sind alle Menschen in Beaumonts Umfeld in Gefahr,und es gibt keine logische Erklärung für das Geschehen.
Muss Thad Beaumont George Stark wieder auferstehen lassen und weiterhin
Geschichten um seine Person kreieren,oder gelingt es letztendlich doch,ihn endgültig von der Bildfläche verschwinden zu lassen?
Oder mutiert Beaumont womöglich noch zu seiner eigenen Romanfigur?
***Bewertung***
Ich könnte noch viel mehr sagen,aber ich tus nicht! :-)
Denn dieses Buch ist so großartig,ich will ja nichts vorwegnehmen.Dieses Buch muss man gelesen und nicht erzählt bekommen haben! ;-)
Dieser Roman ist typisch für den Horrorautor King und man sollte etwas aushalten können,wenn man sich auf diese Story einlässt.
Denn es werden so einige Morde begangen und diese verlaufen auch nicht unbedingt unblutig und King beschreibt sie auch noch in ihrer ganzen Blutrünstigkeit.
So wird zum Beispiel jemand umgebracht und Stephen King scheut sich nicht davor,genau zu beschreiben,wie Stark die Genitalien des Mannes abgeschnitten und in welcher Anordnung er sie an die Wand geheftet hat.
King lässt bis zum Schluss alle Möglichkeiten offen und grade das macht dieses Werk auch so ungemein spannend,aber wie gesagt:nichts für kleine Kinder und sensible Nerven! ;-)
Ansonsten wünsche ich viel Spaß beim Lesen!
"Stark - The dark half" von Stephen King (522 Seiten)
erschienen bei Heyne Bücher für damals 16,90DM
ISBN 3-453-04880-6 weiterlesen schließen -
Kabale und Liebe
Pro:
-
Kontra:
den inhalt kent man schon so ziemlich von romeo und julia
Empfehlung:
Nein
Hallo,
heute möchte ich ein bisschen was über das Buch Kabale und Liebe von Friedrich Schiller zum Besten geben. Wir haben das Buch gerade in Deutsch gelesen und ich fand es gar nicht mal so schlecht. Und vielleicht nützt es ja auch dem einen oder anderem was :-)
Der Autor
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Friedrich Schiller lebte zwischen 1759 und 1805 und war ein berühmter Autor des Sturms und Drangs, was man auch deutlich in seinen Werken merkt.
Kabale und Liebe war mit Die Räuber eines der ersten Werke. In seinen Büchern baute er Erfahrungen seines eigenen Lebens aber auch politische Hintergründe mit ein.
Personen
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In Kabale und Liebe sind die Hauptpersonen Ferdinand von Walter und Luise Millerin. Ferdinand von Walter ist der Sohn des Präsidenten von Walter, und Luise ist die Tochter von dem Stadtmusikanten Miller. Außerdem kommen die Lady Milford, Wurm, ein Haussekretär des Präsidenten, Sophie, die Kammerjungfer der Lady und verschiedene Nebenpersonen in dem Stück vor.
Konflikt
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In Kabale und Liebe geht es um den Konflikt zwischen Adel und Bürgertum. Ferdinand, ein Adliger, liebt Luise, eine Bürgerliche. Es ist ein bürgerliches Trauerspiel.
Die Kabale, ein Verbrechen, geht von Wurm aus, da er selbst das Paar trennen will, weil er selbst Luise heiraten will.
Inhalt
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1. Akt:
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Miller und dessen Frau reden über ihre Tochter und ihre Liebe zu dem Präsidentensohn. Der Vater ist sehr aufgebracht und seine Frau versucht ihn zu beruhigen. Dann kommt Sekretär Wurm zu dem Haus der Familie Miller, der eigentlich Luisen ehelichen will. Die Mutter von Luise versucht Wurm zu erklären, dass ihre Tochter einen anderen liebt und ihn bestimmt nicht heiraten will. Wurm ist darüber sehr aufgebracht und um ihn beruhigen, verspricht Herr Miller noch einmal mit seiner Tochter zu sprechen.
Dann kommt Luise zu ihren Eltern und gesteht ihnen, wie sehr sie Ferdinand von Walter liebt, doch dass sie auch ihre Eltern über alles liebt und sie nie aufgeben würde.
Dann kommt der Sohn des Präsidenten und die Eltern von Luise gehen hinaus.
Während die beiden Liebenden zusammen sind, gestehen sie sich ihre Liebe zueinander und versprechen sich, dass sie immer um ihre Liebe kämpfen werden.
Unterdessen unterhält sich der Sekretär Wurm mit dem Präsidenten. Wurm erzählt ihm, dass sein Sohn sich in die Tochter des Geigenspielers verliebt hat, der Präsident findet das gar nicht so schlecht, weil er denkt, dass sein Sohn sie zu seiner Mätresse machen wird und je mehr Mätressen man früher hatte, desto mehr wurde man anerkannt.
Dann reden sie noch, dass Ferdinand von Walter mit der Lady Milford verheiratet werden soll.
Dann kommt Hofmarschall von Kalb, ein guter Freund des Präsidenten und der Präsident sagt ihm, dass er in der Stadt überall sagen soll, dass Ferdinand und Lady Milford heiraten werden.
Als nächstes folgt ein Gespräch zwischen Ferdinand und seinem Vater, in welchem er seinem Sohn vorschlägt, Luise zu seiner Mätresse zu machen und Lady Milford zu seiner Frau zu nehmen. Ferdinand ist sehr aufgebracht darüber.
2. Akt
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Lady Milford unterhält sich mit ihrer Kammerjungfer Sophie über die Hochzeit mit Ferdinand. Dann kommt ein Kammerdiener des Herzogs um ihr Diamanten zu schenken, welche durch den Soldatenhandel bezahlt wurden. Als die Lady das erfährt, schmeißt sie die Diamanten weg. Dann tritt Ferdinand ein und gesteht Lady Milford, dass er eine andere liebt, daraufhin beschließt die Lady, ihn nicht zu heiraten, was sie ihm aber noch nicht direkt sagt. Dann geht Ferdinand zu Luise und ihrer Familie, wo auch kurz darauf sein Vater eintrifft. Alle unterhalten sich angespannt und der Präsident behandelt Luise wie die Hure seines Sohnes, worüber das Liebespaar sehr aufgebracht war. Als der Präsident Luise und ihre Eltern einsperren lassen will, will Ferdinand seinen Vater umbringen, woraufhin dieser alle frei lässt.
3. Akt
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Der Präsident unterhält sich mit seinem Sekretär Wurm, worauf dieser einen Plan äußert. Die Eltern von Luise sollen eingesperrt werden, und Luise soll gezwungen werden dem Hofmarschall von Kalb einen Liebesbrief zu schreiben, den der Präsidentensohn dann finden soll. Daraufhin soll die Beziehung der beiden scheitern und Ferdinand mit Lady Milford verheiratet werden.
Dieser Plan gelingt auch, Luise schreibt den Brief und bekommt ihre Eltern wieder, und alle leisten einen Eid, dass sie niemanden erzählt, was vorgefallen war.
4. Akt
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Als Ferdinand den Brief an den Hofmarschall liest, will er diesen zum Duell vordern, was er dann aber unter gutem zureden aufgibt. Danach treffen Vater und Sohn aufeinander und Ferdinand betet seinen Vater um Verzeihung, und dass er die Lady unverzüglich heiraten will.
Dann treffen Luise und Lady Milford aufeinander und Luise beschimpft die Lady, welche die in dieser Unterhaltung merkt, dass die beiden sich wirklich lieben.
5. Akt
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Luise und ihr Vater unterhalten sich und der Vater sagt zu ihr, dass wenn sie sich umbringen will, er ihr nicht im Wege stehen wird, aber sie sich vorher überlegen soll, ob es wirklich der einzige Ausweg ist.
Dann kommt Ferdinand und bittet Luise mit ihm zu fliehen, damit sie irgendwo ein neues Leben beginnen können. Aber Luise will das nicht. Darauf hin vergiftet er Luise und im Sterben gesteht sie ihm die Intrige, welche durch seinen Vater zustande kam.
Dann stirbt sie und Ferdinand trinkt den Rest der vergifteten Limonade. Als letztes trifft er noch einmal auf seinen Vater und er verzeiht ihm im Augenblick des Todes die Intrige.
Ende
Man erkannt, dass es ein Stück es Sturmes und Dranges ist, da sich Ferdinand gegen seinen Vater auflehnt. Außerdem war Shakespeare das Vorbild dieser Zeit und das Stück Kabale und Liebe enthält so ähnlich den Inhalt wie Romeo und Julia.
Meine Meinung
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Ich finde das Buch gar nicht mal soo schlecht. Es ist aber auch nicht gerade spannend.
Man weis eigentlich schon am Anfang des Buches, das die beiden sterben werden, deshalb habe ich auch das Ende gleich mit hingeschrieben.
Vielleicht hat ja jemanden ludst bekommen dieses Stück zu lesen.
Eure Kleine125 weiterlesen schließen -
Donna Leon : Das Gesetz der Lagune
Pro:
Spannend von der 1. bis zur letzten Seite, selbst da führt Lescroart einen noch einmal an der Nase herum.
Kontra:
Wer nicht glauben kann, dass Anwälte auch nur Menschen sind, könnte dieses Buch als Märchen verstehen.
Empfehlung:
Nein
Zu diesem neuesten Streich der Amerikanerin, die in Venedig lebt, schrieb der "Observer" in London :
"Clever, lebendig und absolut fesselnd : Ihr zehnter Brunetti-Roman ist ebenso erfrischend und unterhaltend wie der erste."
Es ist eine Schande, wie schamlos übertrieben wird, um den Verkauf zu pushen. Es findet sich immer irgendjemand, der einem so etwas bescheinigt. Da ich alle 10 Romane gelesen habe und mir die vorangegangenen sehr wohl gefallen haben, muß ich sagen, dass dieses Werk weit unter meinen Erwartungen lag.
Diesmal ist das kleine Fischerdorf Pellestrina auf einer Venedig vorgelagerten Insel der Schauplatz des Doppelmordes an den Fischern Guilo und Marco Bottin, Vater und Sohn. Dem Älteren wurde der Schädel eingeschlagen, dem Jungen wurde der Bauch aufgeschlitzt. Erst im Anschluß wurde ihr Boot, die "Squallus", in Brand gesetzt.
Donna Leon sucht sich immer irgendwelche gesellschaftlichen und moralischen Mißstände heraus, um sie zu kritisieren. Diesmal ist es zum Einen das Vorurteil, dass Fischer traditionsgemäß keine Männer der großen Worte sind (Guilio wird von allen als kalt, hart und unnachsichtig beschrieben) und zum anderen, dass der Fischfang und die Muschelfischerei in den italienischen Gewässern sehr gesundheitsbedenklich sind, sowohl für die Meeresfrüchte als auch für die Esser. Dadurch erscheint Guido Brunetti, schon immer ein Gourmet, willensschwach und ein wenig verfressen.
Wie immer benötigt er die Hilfe einiger Nebencharaktere, um den Fall zu lösen. Meistens fällt es ihm erst ziemlich am Ende wie Schuppen von den Augen. Man kann also noch nie davon reden, dass der Commissario clever wäre.
Diesmal stehen ihm u.a. sein Assisstent Sergente Vianello, der junge Beamte Pucetti, der alte Bootsführer Bonsuan und die Sekretärin Signorina Elettra zur Seite. Manch einer verliert bei dieser Mission mehr, als er je zu riskieren gewagt hätte.
Brunetti ist der intellektuelle, gemächlich von Statten gehende Typ. Blöderweise kamen in diesem Buch Donna Leon und somit auch Brunetti so gar nicht in die Gänge. Also von wegen lebendig und fesselnd.
Die Beschreibung der ländlichen Umgebung liest sich etwas gelangweilt und für meinen Geschmack zu klischeehaft. Auf der einen Seite die gebildeten Venezianer, auf der anderen die Bauerntölpeln. (Kam mir jedenfalls so vor.)
FAZIT :
Hätte Leons 1. Buch schon so ausgesehen, es wäre noch lange im Regal stehengeblieben und Brunetti hätte nicht mehr so viele Fälle erleben dürfen.
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-10-14 13:23:39 mit dem Titel James Grippando : Im Schutze der Dunkelheit
Beth Wheatly hat so ziemlich alles, was man sich eträumen kann : noch relative Jugend, ein süßes Töchterchen und einen reichen Staranwalt als Mann, der ihr ein großes Haus und ein bequemes Leben bieten kann. Nur hat er vor langer Zeit aufgehört, ihr Partner bei Tisch oder im Bett zu sein. Es ist notwendig, dass sie eines Tages spurlos verschwindet, ohne die 6jährige Morgan von der Schule abzuholen, damit Gus Wheatly mal wieder einen Gedanken an sie verschwendet. Zuerst ägert er sich darüber, dass er von seinem Arbeitsplatz als geschäftsführender Anwalt bei Preston & Collidge, Seattles führender Anwaltskanzlei, gerufen worden ist, um zum 1. Mal seine Tochter abzuholen. Erst als Beth auch am Abend noch nicht wiederaufgetaucht ist, beginnt er sich Sorgen zu machen. Es stellt sich heraus, dass sie weder Geld noch Kleidung mitgenommen hat. Dass auch Morgan ihm geblieben ist, schließt eher aus, dass sie ihn schnöde verlassen haben soll.
Zur gleichen Zeit findet man eine weibliche Leiche. Es handelt sich um das 3. Opfer eines irren Killers, dessen ersten beiden Opfer männlich waren und sich nicht nur äußerlich einem Ei dem anderen glichen, sondern auch im täglichen Leben Parallelen aufgewiesen haben.
Es stellt sich zwar heraus, das Beth nicht besagter Leichenfund ist, die Ermordete sieht ihr aber sehr ähnlich. Es kommt die Theorie auf, es handle sich um einen Doppelgängermörder. Damit liegt es im Bereich des Möglichen, dass Beth entführt worden ist und noch tot aufgefunden werden könnte.
Dieser Fall wird hauptsächlich von der jungen FBI-Agentin Andrea "Andie" Henning bearbeitet, die sich nach einer geplatzten Hochzeit in die Arbeit stürzt.
Als Indianerhalbblut wurde sie adoptiert. Aus Respekt vor ihren Adoptiveltern hat sie ihre wahren Wurzeln nie ausfindig gemacht.
Da sie durch ihre Herkunft durchaus Angriffsfläche für eine Sekte bieten könnte, wird ihr gestattet, undercover zu arbeiten. Es gibt nämlich Spuren, die so zu deuten wären, dass Beth mit denen etwas zu tun gehabt hätte und womöglich sich auf deren Gelände aufhält.
Die Geschichte ist nicht schlecht, doch sind die Charaktere etwas stereotyp aufgebaut.
Anwalt : erfolgreich und damit reich, arrogant, legt sich andauernd quer, weil er meint, mehr und schneller etwas ausrichten zu können wie Polizei und FBI
Ehefrau : reich, aber gelangweilt, psychosomatische Störungen (zur Abwechslung nicht die gängigen wie Trink- oder Tablettensucht)
Kind : zu alt für ihr Alter (psychisch gesehen), liebt ihre Mutter und vermißt sie schmerzlichst, Vater hat bis jetzt keine große Rolle gespielt und kann sie nicht entsprechend trösten
FBI-Agenten : jung und karrieregeil oder schon lange dabei und ausgebrannt
FAZIT :
Mit diesen kleinen unangenehmen Schwächen ist das neueste Werk von Grippando etwas schwächer als seine vorangegangene Werke, aber durchaus zu empfehlen. Da das affige Gehabe von Gus doch ziemlich auf die Nerven gegangen ist, gibt es eine 2- .
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-10-16 15:37:22 mit dem Titel John T. Lescroart : Der Schwur
Der Titel bezieht sich auf den hippokratischen Eid den Ärzt (angeblich?) leisten, bevor sie auf die Patienten losgelassen werden. Er besagt, dass ein Arzt alles in seiner Macht stehende tun soll, um einem Patienten zu helfen und ihn zu heilen.
In diesem Justizthriller geht es vordergründig um den Mord an Timothy (Tim) G. Markham, dem Geschäftsführer der großen Versicherungsgesellschaft Parnassus Health in San Fransisco, deren Parnassus Group u.a. das Portola Hospital untersteht (damit ist Markham auch dessen Geschäftsführer).
Eines Morgens wird er beim Joggen von einem Auto angefahren und gegen eine Mülltonne geschleudert. Mit schwersten Verletzungen kommt er auf die Intensivstation, wo er nach mehren Stunden trotz stabilem Zustand verstirbt. Bereits zu diesem Zeitpunkt wird dem behandelnden Arzt, Dr. Eric Kensing, von seiner von ihm getrennt lebenden Frau vorgeworfen, den unliebsamen Nebenbuhler um die Ecke gebracht zu haben. Seit mindestens 2 Jahren hat Ann Kensing ein Verhältnis mit Markham, der letztens wieder zu seiner Frau Carla und den 3 Kindern zurückgekehrt ist. Verletzt und wütend und um ihr eins auszuwischen, verhönt Eric seine Noch-Ehefrau mit der sarkastisch gemeinten Bestätigung, dass er Tim "mit Scheiße vollgepumpt" hätte, damit dieser den Löffel abgebe. Leider erweist es sich bei der Autopsie, dass Markham an einer Überdosis Kaliumchlorid gestorben ist, die aller Wahrscheinlichkeit nach absichtlich seinen Tod herbeigeführt hat. Erscherend kommt hinzu, dass am nächsten Morgen Carla Markham und die 3 Kinder und der Hund erschossen aufgefunden werden und ein Inspektor, der sich die Autos am Wohnort angeschaut hat, um auszuschliessen, dass ein Nachbar Markham umgenietet hat, am vorhergehenden Abend um 22 Uhr Kensing vor dem Haus der Markhams angetroffen hat. Der Todeszeitpunkt der Markham-Familie wird auf 22.15 Uhr geschätzt, wodurch es möglich wäre, dass Kensing nur um die Ecke gefahren ist und wieder zurückgekehrt ist, um die Familie aus dem Hinterhalt auszulöschen.
Zuerst denkt Kensing, seine Unschuld (ich denke, so viel kann ich verraten) ihn davor beschützen würde, verdächtigt und verhaftet zu werden. Doch Lieutenant Abraham (Abe) Glitsky belehrt ihn eines Besseren. Abe ist fest davon überzeugt, dass Kensing sein Mann ist. Schließlich hatte er nicht nur das Motiv, sondern auch die Mittel und die Gelegenheit dazu gehabt. Daher ist es nicht verwunderlich, dass Abe wütend ist, dass sein alter Freund Dismas Hardy Kensing als Mandant verteidigt und diesem seine Unschuld nicht nur abkauft, sondern auch Taschenspielertricks anwendet, um diese zu beweisen.
Dismas Hardy, nach dem geläuterten Dieb am Kalvarienberg und dem Schutzpatron der Mörder benannt, ist die eigentliche Hauptfigur der Lescroart-Romane. Mittlerweile ist Diz mitte 40 und in 2. Ehe mit der erheblich jüngeren Fran verheiratet und hat 2 Kinder mit ihr. Die 1. Ehe ging nach dem Unfalltod seines Sohnes Michael in die Brüche. In jungen Jahren war Diz Polizist und ging mit Abe auf Streife. Nach dem Jurastudium war er eine Zeitlang Staatsanwalt und damit Ankläger. Aufgrund interner Reibereien wurde er gefeuert und betreibt seitdem eine Kanzlei mit seinem Mentor David Freeman und steht jetzt auf der Seite der Verteidigung. (Der alte Mann ist als Anwalt brilliant, auch wenn er wie eine Vogelscheuche aussieht.) Der Mensch Dismas wird in seiner gesamten Bandbreite offengelegt. Man lernt mit ihm Freude, Spaß und Glück, aber auch Trauer, Frust, Wut und Erstaunen kennen.
Ich habe geschrieben, der Mord an Kensing sei nur der Aufhänger, weil die Sache viel tiefer in dunkle Machenschaften geht. Die Parnassus Health gibt den Vertragsärzten vor, welche Medikamente verordnet werden dürfen. Diese stehen auf auf der sogenannten Positivliste und sind in der Hauptsache Generika, nachgemachte Medikamente, die Markenprodukte sozusagen kopieren. Als Grund wird angegeben, dass sie bei günstigeren Preis genauso wirksam seien. Dem ist leider nicht so. Leichte Nebenwirkungen bis hin zu tödlichen Allergien kommen häufiger vor.
Das Prinzip :
Die bei Parnassus versicherten müssen pro Arztbesuch 10 $ zahlen. Wenn das ausgegeben Medikament billiger ist, macht die Versicherung einen Gewinn, wenn aber ein Markenprodukt die Theke überquert, muß die Versicherung so gut wie immer dazuzahlen. Parnassus steht angeblich vor dem Bankrott, die Vertragsärzte werden gezwungen, einen Teil ihres ihnen zustehenden Lohnes der Versicherung zu leihen. Dies wäre ein weiteres Motiv für Kensing, seinen unliebsamen Arbeitgeber zu ermorden. Weil Parnassus der Stadt über 13 Mio wegen angeblich abgeleisteter ambulanter Behandlungen in Rechnung stellen will, will der amtierende Bezirksanwalt nicht nur Markhams Mörder, sondern auch die Gelegenheit nutzen, um Zugriff auf die Bücher der Versicherungsgesellschaft zu erhalten.
Lescroart schickt mehre potentielle Mörder und Mörderinnen auf die Bildfläche und führt den Leser geschickt in die Irre. Würde es sich um einen Film handeln, so würde ich sagen, er sei bis in die kleinsten Nebenrollen perfekt besetzt. Die Hauptdarsteller glänzen wie eh und je, die Nebendarsteller ziehen ihr Ding durch und vervollständigen auf geniale Weise das Bild, kein einziger Statist ist überflüssig. Da freut man sich auf jedes weitere Werk. weiterlesen schließen -
*Der Gott der Kleinen Dinge* ganz groß
Pro:
fesselnd, sprachlich perfekt bebildert, spannend, real
Kontra:
-
Empfehlung:
Nein
They all crossed into forbidden territory.
They all tampered with the laws that lay down who should be loved, and how.
And how much.
Besser kann man es nicht ausdrücken.
Das Buch an sich hat als Erstlingswerk von Arundhati Roy den Booker Prize erhalten und viel Aufsehen erregt:
´Ein weiblicher Rushdie am Firmament.`
Neue Züricher Zeitung
´It is rare to find a book that so effectively cuts through the clothes of nationality, caste and religion to reveal the bare bones of humanity. A sensational novel.`
Daily Telegraph
Es entfaltet sich die atemberaubende und schillernde Geschichte (im wahrsten Sinne) einer Familie, die an verbotener Liebe zerbricht.
Viel beschworen ist der Beginn des Romans; ein himmelblauer Plymouth fährt an einem klaren Dezembermorgen des Jahres 1969 durch die Reisfelder des südindischen Kerala... Wenig später wohnt der Leser einer Beerdigung bei, einem Kinofilm, einer Willkommensfeier... den Ereignissen im Leben derer von nebenan ... die unscheinbaren Gemüter, aus deren Erlebnissen sich plötzlich eine Geschichte spinnt.
Den Inhalt des Buches kann man nicht zusammenfassen, ohne das man die Spannung nimmt...
Es geht um ein Geschwisterpaar, das die Tragodie seiner Mutter in Gang setzt - unabsichtlich, mit "Hilfe" der englischen Cousine, die auf Besuch nach Indien kommt in ihren gelben Schlaghosen, und die Indien nicht wieder verlassen wird...
...das Geschwisterpaar, das die verborgenen Rachegelueste der erzkonservativen, in einer Welt aus Tradition und Selbstverleumdung gefangenen Verwandten ans Licht bringt...
... eine Pickles- und Konservenfabrik, die langsam den Bach hinunter geht und die Familie ruiniert....
... ein Geschwisterpaar, das - fuer Jahre auseinandergerissen - eindlich wieder zusammenfindet und mit der einen Vergangenheit abschliessen kann...
....mehr soll nicht verraten werden....
Arundhati Roy selbst orientierte sich an den Kathakali-Tänzen, bei denen das Ende am Anfang steht, und sich danach die Geschichte entfaltet...
Das heißt nicht nur, dass es eine ganze Portion Aufmerksamkeit und Konzentration fordert, um einen Weg durch den Roman zu finden, sondern auch den Mut, sich einer komplexen Kultur anzunehmen... Das Buch ist gespickt mit Aufmerksamkeiten für die kleinen Dinge, für - man kann schon fast sagen - Nebensächlichkeiten, und genau die sind es, die ein vollständiges Bild eines Landes zu zeichnen versuchen, in dem es vor Gegensätzlichkeiten kein Entkommen gibt. ...
Immer wieder ist das Buch von Leitmotiven durchzogen.
Einer Plastikuhr mit aufgemalter Zeit.
Einem Zwillingspaar, das gegenseitig Gedanken lesen kann.
Einem auf dem Kopf stehenden Lächeln.
Einem Falter mit dichtgeschuppten Flügeln.
Einer vertrockneten Rose im Wind.
und dem Satz:
... laws that lay down who should be loved, and how. And how much...
Sie tauchen an den verschiedensten Stellen wieder auf und führen den Lauf der Dinge fort - in einem kleinen südindischen Dorf namens Ayemenem. Viele der Bemerkungen ergeben sich erst am Schluss, wenn Roy die einzelnen Handlungsstränge zusammenführt.
>A masterpiece, utterly exceptional in every way.<
(Harpers & Queen)
Die Sprache ist sehr bildgewaltig - Betonung auf Gewalt. Es wimmelt vor Metaphern und Symbolen, am Ende fragt man sich, wie ein Buch wie diese ohne diese rhetorischen Mittel auskommen könnte.
Es könnte nicht.
Eingeflochten in die indische Geschichte (kommunistische Bewegung im südindischen Vorzeige-Staat Kerala) und voller Kultur steckt das Buch.
Die Charaktere sind glaubhaft und Sinnbild für die Menschheit.
In den Hauptrollen:
Geschwisterliebe.
Eifersucht.
Tugendhaftige Hingabe an die alten Traditionen.
Mitleid.
Versuchung.
Machtgier.
Verlogenheit.
Verstocktheit.
Aufrichtigkeit,
und ganz besonders:
Opferbereitschaft für die Hauptperson: Liebe.
Gänzlich ohne Kitsch (unglaublich aber wahr) sondern mit erstaunlichen Verweisen auf Kultur, das Indisch-Englische Verhältnis und Traditionen bleibt am Ende von den verschiedensten Lebensläufen, die im Buch ausgeführt werden, nur noch dieses eine Grundthema übrig, an dem (wie eingangs erwähnt) alle scheitern.
Alle - und das ist das erstaunliche.
Sie tun es auf unterschiedliche Weisen, doch schlussendlich wird eine ganze Familie wörtlich ausgelöscht beziehungsweise zerstört - nur durch die Liebe zweier Menschen... und im Prinzip nicht einmal dadurch, sondern durch die Reaktionen.
Das Umfeld. Die Gesellschaft. - wie immer stellen beide das entscheidende Moment dar.
´Heartbreaking and indelible`
(New York Times)
...und das ist das Problem: Wenn man sich mit Indern unterhält, die in ländlichen Gebieten wohnen, und selbst in Großstädten (was angesichts des Buches niederschmetternd ist), so kann man unschwer erkennen, dass sich nichts geändert hat. Vielleicht liegt darin die eigentliche Tragik des Buches.
Aber wie gesagt: Kein Kitsch. Aber mit viel Gefühl.
Wie ich waehrend meines noch andauernden Aufenthalts in Indien immer wieder erfahre, hat das Buch nicht an Aktualitaet verloren. Das ist leicht gesagt und laesst eine Rezension viel besser klingen, doch in diesem Falle steht fest:
Hat man sich mit dem dichtgeflochtenen Netz aus Traditionen in Indien einmal naeher beschaeftigt, wird man feststellen, dass sich die Menschen auch heute schwer von genau den strengen Konventionen loesen koennen, die in diesem Buch beschrieben werden. Dabei findet die Handlung in den 60ern statt. Man muesst davon ausgehen, dass sich seitdem einiges geaendert hat...
Die Menschen werden meist noch immer von der Idee geleitet, ihr Leben auf die Gesellschaft abstimmen zu muessen. Dies laesst sie nicht nur einen Teil ihrer eigenen Identitaet verlieren, sondern - wie Roy beschreibt - ist auch notwendig, um das Zusammenleben in einer Gemeinde zu ermoeglichen.
In diesem Sinne wuerde ich dieses Buch dringendst als Reiselektuere empfehlen, um sich auf die Atmosphaere in Indien vorzubereiten, wenn dies denn ueberhaupt moeglich ist.
Ebenfalls erhältlich sind Audiobooks zu "Der Gott der kleinen Dinge" aus dem Hörverlag. Sie sind von sehr guter Qualität, auch wenn der Roman gekürzt worden ist.
Wenn man zuerst das Buch liest und sich später auf die Kassetten konzentriert, fallen einem auch nach langem Intervall die fehlenden Stellen auf - ein Beweis dafür, dass es sich wirklich um ein tiefgehendes Buch handelt.
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Nachtrag
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Mensch, da hat die Hälfte des Beitrages gefehlt und keiner hats gemerkt, am wenigsten ich. Schwein gehabt, Nosianai!!
(c) 2001/2002 Nosianai
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-10-15 12:51:33 mit dem Titel Arme Irre in *Liebesleben* (Zeruya Shalev)
Zeruya Shalev "Liebesleben"
Bereits als ich noch in den ersten Kapiteln herumstocherte, wusste ich: darüber musst du einen Bericht schreiben! Und jetzt - gerade mal eine Stunde, nachdem ich die letzte Seite des Buches durchforstet habe, fällt mir vor Schreck kein passendes Wort für diesen Roman ein.
Außer vielleicht: Anders.
Über die Autorin...
hatte ich bis zu dem Moment noch nie etwas gehört, als ich mir das Taschenbuch von der Auslage in der Bücherrei grabschte, weil mir das Cover irgendwie bekannt vorkam - und der ein oder andere weiß aus anderen Buchvorstellungen vielleicht schon, dass ich einer gut gemachten Umschlaggestaltung sekundenschnell verfallen bin.
Zeruya Shalev, geboren im Kibbuz Kinneret 1959, hat Bibelwissenschaften studiert, was sich auch - zumindest wenn man's weiß - in ihrem Roman niederschlägt, denn die Gedanken der Personen werden immer durch irgendwelche Geschichten aus heiligen Schriften gelenkt. Ungefähr so als wenn einer Andersen liest und sein Leben mit dem der Schneekönigin vergleicht - also nichts überhebliches oder abwegiges.
Solche Anspielungen sind für den Laien, der die Bibel nur aufklappt, um das hauchdünne Papier zu bestaunen, auf dem sie gedruckt ist, eher unverständlich - aber für solche Leute hat Zeruya Shalev jede einzelne der Geschichten zumindest oberflächlich erklärt.
Der Durchbruch gelang Shalev mit eben diesem Roman. Ein weiterer, "Mann und Frau", erschien in der Zwischenzeit im Berlin Verlag und ist - gemessen an "Liebesleben" - wohl auch wert gelesen zu werden.
Plot
Ja'ara, deren Alter wir im ganzen Roman nie genau erfahren, ist Dozentin an der Uni und bereits fünf Jahre mit dem *schafsgesichtigen Joni* verheiratet ist, begegnet zufällig einem alten Freund ihres Vaters: Arie.
Dunkelhäutig, ergraut, mit faltiger Haut und barsch - so steht sie ihm zum ersten Mal gegenüber und ist ihm auch schon verfallen, wofür sie auf den folgenden 368 Seiten alle ihre Prinzipien über Bord wirft: ihre Ehe, ihre Vorstellung von Treue und Anstand, ihr Studium - einfach alles.
Und dann ist es Sache des Lesers, sich in die gewundenen Gedanken von Ja'ara hineinzuzwängen und ihr auf Schritt und Tritt durch ihr Leben zu folgen, das Seite für Seite mehr und mehr in sich zusammenfällt.
Wieso lesen?
Sicherlich nicht, weil Reich-Ranicki, der selbsternannte Kritikergott, über dieses Buch sagte, es zähle überhaupt zu dem Besten, was er in den letzten Jahren gelesen hat. Erinnert man sich dunkel daran, dass er auch die Fantasien einer gewissen Französin Cathrine für lesenswert erachtete, sagt diese Einschätzung noch nicht viel aus.
Und auch die Kurzkritiken auf der Rückseite des Einbandes sind eher differenziert. Wo Hellmuth Karasek (wer auch immer das ist) das Buch noch schlichtweg als "hocherotisch" bezeichnet, nennt es Batya Gur (selbiges Kommentar in Klammern) bereits "schön und mutig".
Am zutreffendsten jedoch ein Zitat der ZEIT:
"Zeruya Shalev redet und überredet, blufft und verblüfft und lässt uns am Ende doch ungläubig darüber staunen, wie rein und sauber die Luft ist nach einem solchen Erzählgewitter."
Zutreffend.
---Die Kunst des Erzählens---
beherrscht Zeruya einwandfrei. Zugegeben, es gibt da ein paar Dinge an Büchern, die bringen mich dazu, die noch so heiß begehrte Schwarte in die Ecke zu pfeffern, auf dass sie dort über die Zeit von alleine recycelt werde. Als da wären:
--- fehlende Anführungszeichen ---
Wenn Nosianai nicht weiß, was nun genau wörtliche Rede ist, weil die zwei heißbegehrten Gänsefüßchen fehlen, um den Schwank einzuleiten, und zwei weitere paar Füße, um sie wieder ausklingen zu lassen, dann wird sie nervös und mag nicht weiterlesen.
In Gedanken noch kräftig schwadronierend, bemerkt Nosianai gewöhnlich erst viel später, dass der Protagonist schon lange die Klappe hält und in Wirklichkeit der Erzähler das Ruder wieder fest in der Hand hält.
Mindestens genau so schlimm:
--- Alles hat ein Ende nur der Abschnitt nicht! ---
Nosianai braucht Denkpausen. Punkt. Komma. Absatz. Ohne is nich. Die Unendliche Geschichte war ein feiner Film, lässt sich aber nur sehr schwer auf Sätze übertragen, und auf Absätze, die heimlichen Liebhaber Nosianai's Leserhoffnungen, schon gar nicht.
Auch nicht zu verachten ist folgendes Manko:
--- Kein Land in Sicht! ---
Das Kapitel will und will einfach nicht aufhören. Und mitten im Kapitel hört Nosianai nicht auf zu lesen. Und wenn das Kapitel endlich mal zu Ende ist, dann versteht Nosianai nicht, warum das so ist. Warum hat der Autor ohne ersichtlichen Grund hier aufgehört und auf einer neuen Seite weitergeschrieben? Musste er auf's Klo und hatte vergessen, was er schreiben wollte?
Fazit: Solche Bücher, in denen diese drei Schwerverbrechen gnadenlos begangen wurden, finden keinen Weg in Nosianai's Regal.
Wie kommt es also, dass Zeruya ohne mit der Wimper zu zucken alle diese Dinge in ihrem Roman verwirklicht hat? Sozusagen: Das Grauen der Nosianai auf 368 Seiten, und ich habe alle gelesen!
Shalev beginnt einen Satz, und wenn ihr danach ist, setzt sie nach einer Ewigkeit einen Punkt. Regeln gibt es dabei keine. Um mal ein Beispiel dafür zu liefern:
"Im Autobus versuchte ich, eine Ausrede zu finden, aber es gelang mir nicht, mich zu konzentrieren, so sehr wunderte ich mich plötzlich über seine Verstrickung in mein Leben, ich empfand sogar Zorn, mit welchem Recht hatte er sich aufgeregt, wer hatte ihm erlaubt, sich aufzuregen, als ich damals in einem durchsichtigen Käfig lag, und warum hatte er sich so aufgeregt, als ich beboren wurde, und war jetzt so gleichgültig, schade, dass es nicht umgekehrt sein konnte, und warum hatte er von einer Freundin gesprochen statt von einem Freund, schließlich bestand zwischen meiner Mutter und ihm eine offene Feindschaft, und ich war so versunken in meine Gedanken, dass ich kaum merkte, dass ich bereits die Rolltreppe der Universität hinauffuhr und neben mir, auf der Rolltreppe abwärts, der Kopf des Dekans auftauchte, der in ein lebhaftes Gespräch mit seiner Assistentin vertieft war, und ich kämpfte mit mir, ob ich ihm folgen sollte, aber ich hatte keine Kraft, ich war an diesem Tag schon so viel gerannt, deshalb beschloss ich, ihm einen schönen Entschuldigungsbrief mit einer überzeugenden Ausrede zu schreiben."
Ganz recht: Das war EIN Satz. Nur einer. Und zwar einer von vielen in Zeruyas Roman.
Dabei hätte man sehr viele Punkte setzen können. Einfach mal ein Satzende - zur Abwechslung. Das Problem an diesen Sätzen ist: Pausen macht man erst, wenn sie zu Ende sind. Und ohne Punkt liest man einfach weiter. Kurze Verschnaufpause beim Komma, dann geht's weiter. So kommt man beim Lesen außer Atem und liest immer schneller, weil man ja eigentlich gewohnt ist, einen Punkt zu sehen.
Als ich das Buch begann, hatte ich deshalb meine kleinen Problemchen mit der Sprache, aber hat man sich erst einmal daran gewöhnt, dass die Satzpunkte im ganzen Roman auf eine zweistellige Zahl reduzierbar sind, dann besitzen diese Sätze sogar einen besonderen Reiz, denn sie entwickeln Tempo.
Nicht inhaltlich, sondern durch diesen simplen Trick, täuscht Shalev Tempo in ihrer Erzählung vor. Man glaubt im Lesestress zu sein und dass viele Dinge in kurzer Zeit Schlag auf Schlag passieren, was allerdings bei näherer Betrachtung nicht der Fall ist.
Außerdem gibt es in Shalevs Roman nur 13 Kapitel, bei denen es mir nicht gelingen konnte, diese Kapitel zu inhaltlichen Bündeln zu verbinden. Sie hört einfach mitten im Satz (haha) auf, schreibt eine neue Kapitelzahl hin und beginnt wieder von vorn. Szenenwechsel, Zeitwechsel, Gedankenwechsel, das alles ist nicht notwendig, und das einzige System, das mir auffiel: Ja'ara schläft ein und wacht auf. Und während sie schläft, endet ein Kapitel. Das ist allerdings nicht zwingend, denn die erzählte Zeit umfasst nicht nur 13 Tage sondern schätzungsweise 3 Monate. Darüber lässt uns die Autorin im Dunkeln.
---Sprachbesonderheiten---
Neben dem trügerischen Tempo ist es vor allem eines, das den geneigten Leser in Ja'aras Bann zieht: Die einfache Sprache. Kein Wort, dass uns nicht genauso eingefallen wäre. Jeder Satz, auch wenn er kein Ende zu haben scheint, ist einfach gestrickt.
Subjekt. Prädikat. Objekt.
Und alles, was passiert, passiert zuerst in Ja'aras Kopf. Denn sie ist die Ich-Erzählerin des Romans. Ihre Gedankengänge sind so verworren, dass man sich an den Kopf greift und sich fragt: Wie kann ein Mensch nur zwei Fehler machen, wo doch nur einer möglich ist?
Oder: Warum denkt diese Frau von hinten nach vorn?
Mehr als einmal habe ich mich dabei erwischt, wie ich der Protagonistin am liebsten eine geklatscht hätte, obwohl ich mich normalerweise nicht so mitreißen lasse. Aber dadurch, dass alles, was passiert, greifbar ist, befindet sich der Leser in der "Das könnte mir auch so gehen"-Situation.
---Ja'ara---
Einmal abgesehen davon, dass ich den Namen so schön finde, möchte ich trotzdem noch ein Kapitel der Protagonistin widmen.
Über ihr Aussehen erfahren wir nicht viel. Ihren Mann bezeichnet sie als schafsgesichtig. Die meisten Adjektive für das Aussehen eines Menschen widmet sie Arie, dem tyrannsichen Egozentriker, dem sie blind folgt.
Sie ist verlogen, als sie den Tod des Katers ihrer besten Freundin erwirkt und sich später sogar mit der Freundin auf die Suche macht, um den Kater zu suchen.
Sie ist masochistisch, wie sie sich von Arie auf immer neue Weise demütigen lässt und die Finger trotzdem nicht von ihm lassen kann.
Sie ist nachlässig, wie sie ihre ganzes Leben nur einem alten Mann widmet, und man sie in der ganzen Zeit nur dann mit der Uni beschäftigt sieht, wenn sie gerade eine Verabredung mit dem Dekan platzen lässt.
Sie ist naiv, wie sie die Gönnerschaft, die sie genießt, verwelken lässt und andererseits alles daran setzt, von einer Person wahrgenommen zu werden: Ob das ihre gefühlskalte Mutter ist, der Vater, zu dem mir keine Beschreibung einfällt, so wie Ja'ara auch keine einfällt, ihr liebenswert-trottelige Mann oder Arie.
Sie hat ein gnadenlos gutes Talent für eine schlechtes Timing und die Eigenart, allen vor den Kopf zu stoßen, wenn sie es am wenigsten beabsichtigt.
Und sie ist eine begnadete Erzählerin. Und die Erotik, die der mir unbekannte Hellmuth Karasek so beschwört, findet sich meines Erachtens in den allglatten Szenen, in denen Ja'ara ihre seltsamen Monologe über "Wenn und Aber" führt und sich nach präzisem Abwägen aller Möglichkeiten für den dümmsten Weg entscheidet.
(Und wer Cathrine Millet auf Hebräisch erwartet, wird enttäuscht sein: Solche Schilderungen finden sich in dem Buch nicht, und sind auch betont unerotisch. Im Vergleich dazu ist Sex in der BlitzIllu noch schillernder. Und das ist gut so. Denn das Buch "Liebesleben" hat am wenigsten etwas damit zu tun, sondern zeigt nur Ja'ara, die, anstatt den unbeschwerten Weg in Aries Bett zu finden, worin unverblümt ihr Anliegen besteht, am Ende doch nur den reichlich steinigen Weg zu sich selbst findet.
Und anders als in den pseudophilosophischen Schriften von beispielsweise Oscar Wilde, macht Selbsterkenntnis in diesem Buch sogar richtig Spaß.)
--- Die 15 Punkte textbezogener Interpretation... ---
lasse ich an dieser Stelle weg und fasse meine Meinung über dieses Buch mit einem einzigen Satz zusammen (selten genug für Nosianai) und scheue mich auch nicht vor einem plumpen Werbeversuch:
Muss man gelesen haben!
Viel Spaß und: langsam lesen!
Nosianai
(c) 05/2002 weiterlesen schließen -
Gordon, Noah: Der Medicus
11.10.2002, 18:34 Uhr von
Nietzsche
Hallo! Ich liebe Filme! Deswegen wird man bei mir meisst Berichte über eben dieses Thema finden! ...Pro:
gute Story, spannend
Kontra:
nix
Empfehlung:
Nein
Vor einiger Zeit schwärmte die Presse und jedermann von dem „Medicus“. Ich habe das Buch damals nicht gelesen, dennoch stand es irgendwann in meinem Bücherregal, da ich es geschenkt bekam, las es jedoch weiterhin nicht.
Ich beschloß dies jedoch zu ändern und nahm das Buch in meinen Urlaub mit, da es drei wichtige Voraussetzungen erfüllte:
1.Es ist relativ umfangreich, versprach also ein längeres Lesevergnügen
2.Es würde sicherlich nicht langweilig sein und
3.Es würde nicht zu anspruchsvoll und mir somit für den Urlaub zu anstrengend sein.
Leider kam noch ein vierter Grund hinzu, der mich dazu brachte froh darüber zu sein genug Lektüre mitgenommen zu haben, denn ich brach mir im Urlaub den linken Fuß! : ( Darüber vielleicht in der offenen Kategorie mal mehr... .
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Die Story
°°°°°°°°°
Der junge Rob Jeremy Cole wird durch widere Umstände zum Waisen. Seine Geschwister werden in fremde Familien gegeben, doch er bleibt zunächst allein in dem elterlichen Haus zurück. Doch ein Bader (ein fahrender „Arzt“) nimmt sich des Jungen an und stellt ihn bei sich in die Lehre.
Rob lernt bei ihm zunächst Fähigkeiten, die zur Unterhaltung dienen, wie z.B. das Jonglieren, doch beweißt bald, daß er auch für die ärztlichen Fähigkeiten geeignet ist. Dies auch, da Rob über eine Gabe verfügt, die ihm beim halten einer Hand Aufschluß darüber erteilt, wie gesund oder krank ein Mensch ist, bzw. ob er bald sterben würde.
Bald behandelt er genau wie sein Meister verschiedenste Krankheiten und Verletzungen der Menschen, die in den verschiedensten Städten zu ihnen kommen.
Rob merkt jedoch bald, daß ihm diese Tätigkeit nicht reicht, denn er kann nicht alle Krankheiten behandeln, da ihm dazu das nötige Wissen fehlt.
Nach dem Tod des Baders will er sich deswegen in das ferne Persien aufmachen, um dort an der Universität von Isfahan Medizin zu studieren. Dies ist jedoch nur Juden und Moslems erlaubt. Rob läßt sich jedoch nicht abschrecken und gibt sich kurzerhand als Jude aus. Doch in Isfahan angelangt wird er nach seinem ersuchen in der Universität aufgenommen zu werden in den Kerker geworfen, aus dessen Tiefen ihn nur noch ein Gesuch beim Schah erretten könnte... .
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Meine Meinung
°°°°°°°°°°°°°
Der Medicus ist ein Buch, das den Leser nicht nur in das mittelalterliche Leben einführt, sondern auch in das historische Leben der Juden, Moslems und Perser. (Am Ende des Buches befindet sich für das bessere Verständnis auch eine Tabelle mit jüdischen, moslemischen und persischen Begriffen, die hier erläutert werden)
Man bekommt beim Lesen den Eindruck, daß Noah Gordon für dieses Buch sehr viel recherchiert hat und sich viel Hintergrundwissen aneignete, um die Geschichte so authentisch wie möglich zu erzählen. Daß er dies tatsächlich tat wird im Nachwort deutlich, in dem er selbst angibt, daß dies Buch ohne etliche Bibliotheken etc. nicht zu Stande gekommen wäre.
Dieser Aspekt hat mir sehr gut gefallen, gibt es hier doch viel historisches zu lernen und zu entdecken.
Die Geschichte an sich ist fließend erzählt und läßt keine Langeweile aufkommen. Man wird durchaus spannend durch die über 600 Seiten geführt, ohne das Buch irgendwann gähnend von sich weisen zu wollen.
Allerdings ist es mir dabei jedoch auch nicht so gegangen, daß ich völlig gefesselt war und Probleme gehabt hätte mal für ein paar Stunden das Lesen zu unterbrechen, weswegen ich den Aufdruck auf der Rückseite des Buches, in dem es heißt: “Der Medicus macht schon nach den ersten Zeilen süchtig...“ nicht wirklich bestätigen möchte. Das Buch machte mich interessiert, doch nicht wirklich süchtig und es begeisterte mich auch nicht wirklich nachhaltig.
Der Medicus ist ein gutes Buch, das kann man ihm in jedem Fall zusprechen, doch er ist kein überragendes Buch. Wer etwas über das Mittelalter in Europa und im fernen Persien lesen möchte und dies in einer schönen, sehr gut geschriebenen Geschichte tun möchte, sollte sich den Medicus beherzt zu Gemüte führen. Ein Lesevergnügen ist er in jedem Fall!
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-06-07 21:22:54 mit dem Titel Kurt Laßwitz: Homchen
Manchmal hat es wirklich Vorteile seinen Bücherschrank auszusortieren. Bei dieser Tätigkeit fiel mir ein Buch in die Hand, das ich sicher schon lange Jahre verstauben ließ, doch bisher nicht zum lesen in die Hand nahm. Eigentlich hatte ich sogar schon vergessen, daß es sich überhaupt in meinem Besitz befindet.
Nachdem ich mir den Inhalt durchgelesen hatte, wurde ich jedoch so neugierig, daß ich es am selben Abend noch zu lesen anfing und es nicht zum Verkauf freigab. Welch Glück!
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Die Story:
°°°°°°°°°
Das Buch spielt in grauer Vorzeit – genau zu der Zeit, als Saurier die Erde beherrschten und die Säugetiere ihr Dasein im Dunkel der Nacht fristeten. Alle kleinen Säuger finden sich mit ihrem Schicksal ab, hat doch die rote Schlange, die von allen Tieren – vor allem aber den Sauriern angebetet wird – befohlen, daß die Saurier bei Tag und die Säuger bei Nacht leben sollen.
Doch nicht Homchen! Homchen gehört zu der Gattung der Kala und ihm gelingt das Unglaubliche: Mit Hilfe seines Verstandes schafft er es eine Echse zu überlisten und zu töten. Die Konsequenzen sind riesig: Die Echsen sind geschockt und blasen zum Krieg gegen die Kalas und Homchen selbst wird verstoßen.
Doch Homchen gibt nicht auf. Er beschließt die rote Schlange zu finden, beginnt er doch Zweifel an ihrer Unfehlbarkeit zu bilden – oder sogar an ihrer Existenz.
Das kleine Homchen begibt sich auf die Reise, auf der es Gefahren überstehen muß, doch auch vieles lernt. Es beginnt immer mehr seinen Verstand den Eindrücken des bloßen Auges vorzuziehen. Bald schon gelingt es ihm sogar das Feuer zu beherrschen. Genau darin sieht es seine Chance: Mit Hilfe des Feuers will er den Echsen den Garaus machen und den Tag samt der Vorherrschaft für die Säuger erkämpfen.
Als Homchen zurückkehrt zu seinen Artgenossen, zögern viele ihm zu folgen, doch ein teil ist bereit das Wagnis auf sich zu nehmen. So ziehen die kleinen Kalas gegen die Echsen in den Kampf, um ihre Bedrohung ein für alle Mal loszuwerden... .
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Der Autor:
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Kurd Laßwitz lebte von 1848-1910 und gilt als der Begründer der deutschen Science-Fiction Literatur. Sein bekanntester Science-Fiction Roman „Auf zwei Planeten“ erschien bereits 1897. „Homchen“ selbst erschien zu ersten Mal 1902.
Studiert hat Laßwitz Physik und Mathematik auf Lehramt – wie man heute sagen würde. Er promovierte später in Physik und lehrte als Gymnasiallehrer. 1884 erhielt er den Professorentitel.
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Meine Meinung:
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Der Name „Homchen“ ist natürlich nicht zufällig gewählt. Er steht quasi für Menschlein, also den Vorfahren der Menschen. Laßwitz versteht es wunderbar in seinem Buch evolutionäre Gedanken mit einer spannenden Geschichte zu vermischen. Das ist natürlich kein Zufall, denn die Evolutionstheorie wurde zu Laßwitz Lebzeiten viel gelesen und bewegte alle denkenden Gemüter. Ich habe bisher jedoch kein Buch gelesen, in dem sich das Denken der betreffenden Epoche so deutlich wiederspiegelt. Neben dem evolutionären Gedanken finden sich viele andere Ansätze wieder, wie auch Gedanken von seinem Zeitgenossen Friedrich Nietzsche, wobei ich natürlich nicht weiß, ob Laßwitz Nietzsche gelesen hat – da er zu Lebzeiten wenig gelesen wurde – oder ob nicht Nietzsche und er einfach ein Spiegel der gleichen Epoche sind.
Mich hat dieses Buch wahnsinnig fasziniert. Die Reise des kleinen Homchens und vor allem dem Beginn seines Nach-Denkens ist ungemein spannend und interessant geschrieben.
Daneben erfährt man in dem Buch viel darüber, wie weit der Forschungsstand bezüglich Evolution u. ä. zur damaligen Zeit war.
Das Buch ist eigentlich auch nicht wirklich ein Science-Fiction, sondern eigentlich viel mehr ein Evolutions-Roman oder aber ein Naturalismus-Roman.
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Fazit:
*****
Für jeden, der naturwissenschaftlich interessiert ist oder aber sich mit dem Ende des 19. Jahrhunderts beschäftigt hat, wird an diesem Roman seine wahre Freude haben.
Homchen ist spannend, lehrreich und durchaus auch einfach unterhaltsam. Für mich war dieses Buch ein wahrer Genuß und Gewinn!
Mein Buch in der phantastischen Literatur bei Bastei Lübbe als Taschenbuch erschienen und kostete damals 6,80 DM.
Das Buch hat 204 Seiten.
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-08-21 19:13:08 mit dem Titel Wolfgang & Heike Hohlbein: Spiegelzeit
Wie schon mal erwähnt ist Wolfgang Hohlbein ein unglaublicher Vielschreiber. Manchmal schreibt er dann auch zusammen mit seiner Frau Bücher, die meißt noch phantasievoller in ihrer Handlung sind, als seine „Soloprojekte“.
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Die Story:
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Julian, der Sohn eines wohlhabenen Zauberkünstlers lernt auf einem Rummelplatz Roger kennen. Dieser bringt ihn in einen Teil des Rummels, der älter wirkt, als der restliche Rummel. Julian ist fasziniert von diesem Teil des Rummelplatzes, doch seine Faszination macht schnell der Angst Platz, denn bald verwandeln sich Menschen auf dem Rummel in böse Wesen, die ihm nach dem Leben zu trachten scheinen.
Als Julian dennoch die Flucht gelingt, muß er feststellen, daß auch sein Vater in Schwierigkeiten steckt: Bei seinem geheimnisvollen Spiegeltrick ist etwas schief gelaufen – der Junge, den er bei der abendlichen Vorstellung durch den Spiegel schickte tauchte nicht wieder auf.
Julian begreift schnell, daß sein Vater mehr weiß, als er zugeben will. Bald schon tauchen Visionen vor seinem Auge auf, in denen der gesamte Rummelplatz in Flammen aufgeht und tausende tötet. Julian ahnt, daß sein Vater aber auch er selbst irgendwie mit diesem Unglück zu tun haben muß. Kurzentschlossen folgt er seinem Vater in die Welt hinter den Spiegeln, als dieser sich während einer Veranstaltung selbst verschwinden läßt.
Doch damit beginnt das Abenteuer erst, denn Julian sieht sich nicht nur durch die seltsamen bösen Wesen bedroht, die er „Trolle“ tauft, sondern auch durch die „Herren des Zwielichts“, die zwischen den Zeiten lauern. Außerdem befindet er sich nicht nur hinter den Spiegeln, sondern etwa 100 Jahre in der Vergangenheit. Doch damit nicht genug: Es geschieht tatsächlich ein großes Unglück, bei dem der gesamte Rummel verbrennt und dieses Unglück geschieht in dieser fremden Welt Nacht für Nacht. Julians einzige Chance das ewige Drama zu beenden und somit seine neuen Freunde zu retten, die in dieser Welt leben ist eine Spiegelscherbe zu finden, die einst verloren ging, als ein Zauberspiegel zerbrach und so das Unglück hereinbrach... .
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Meine Meinung:
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Die Bücher, die Wolfgang Hohlbein mit seiner Frau Heike zusammen schreibt sind – wie bereits erwähnt – phantasievoller. Außerdem wirken die Geschichten lebendiger und besser durchdacht.
In diesem Roman haben beide auf eine bewährte Story zurückgegriffen, die jedem durch Lewis Carrolls „Alice im Spiegelland“ bekannt sein sollte: Jemand geht durch einen Spiegel und landet in einer anderen Welt. Doch was so ähnlich aussieht ist es bei näherer Betrachtung dann doch nicht mehr, denn hier landet der Hauptprotagonist nicht wirklich in einer anderen Welt, sondern eigentlich nur in einer anderen Zeit.
Der Roman hat also im weitesten Sinne mit Zeitreisen zu tun und allen Verwirrungen, die sich bei solchen Geschichten ergeben: Man kann die Vergangenheit nicht ändern (jedenfalls nicht ohne Konsequenzen für die Zukunft), viele Handlungsstränge werden erst im Kontext klar und einiges ist erst nach gründlichem überlegen und dem Kontext mit der Zeit verständlich. Hier liegt auch oft die Gefahr, denn viele Zeitgeschichten bleiben schlecht durchdacht oder aber weisen Unstimmigkeiten auf. Den Hohlbeins ist es jedoch gelungen dies zu vermeiden. Die Geschichte ist Zeitlich gut durchdacht und bleibt in sich schlüssig.
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Fazit:
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Die Geschichte ist spannend erzählt und wird nicht langweilig. Manchmal ist es aufgrund der Zusammenhänge, die sich durch die Zeitreisen ergeben, schwer die Handlung auf Anhieb zu verstehen. Dennoch werden alle Fragen im Laufe der Geschichte geklärt und befriedigend beantwortet.
Allein das Ende fällt nach meinem Geschmack ein wenig zu plump aus. Es erinnert ein wenig an amerikanische Filme und Serien der 70er und 80er Jahre, in denen jemand am Ende etwas lustiges sagt und alle in der letzten Szene lachen. Dies hätte man hier anders lösen können und sollen.
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Meine Ausgabe:
Wolfgang und Heike Hohlbein: Spiegelzeit. München: Heyne 2001. Das Buch hat 509 Seiten und kostete mal 8,95€.
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-09-13 16:03:54 mit dem Titel Karen Duve: Regenroman
Vor der großen Flutkatastrophe im Osten Deutschlands gab es auch eine hier in Niedersachsen – wenn diese auch im Vergleich eher bescheidenere Ausmaße angenommen hatte. Dennoch waren in meiner Wohnsiedlung alle Keller und einige kleinere Straßen überflutet. Nach dem Disaster wurde mir ein Buch ans Herz gelegt mit dem passenden Titel: Regenroman.
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Story:
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Leon ist Schriftsteller. Sein Freund Harry besorgt ihm einen Auftrag. Er soll eine Biographie für den Hamburger Zuhälter Pfitzner schreiben, der ihm dafür 50.000 DM im Voraus zahlt. Mit samt seinem bescheidenen Reichtum begibt sich Leon daraufhin, zusammen mit seiner Frau Martina, in ein abgelegenes Haus mitten im Moor, um das Buch dort in Ruhe schreiben zu können.
Die scheinbare Idylle hat jedoch von Anfang an ihre Tücken: Es regnet fast ununterbrochen, die Wasserleitungen fördern eine braune Brühe zum Vorschein und der Garten wird von einer Unmenge Nacktschnecken heimgesucht.
Leons und Martinas Einsamkeit wird bald durch einen Hund, der ihnen zuläuft, gemindert und durch ihre beiden einzigen Nachbarinnen Kay und Isadora. Kay fängt bald an die beiden tatkräftig bei Reparaturen zu unterstützen; Isadora jedoch kümmert sich ausschließlich um Leon... .
Bald schon steht erneuter Ärger ins Haus: Pfitzner ist mit Leons Arbeit nicht zufrieden, kommt ihn deswegen zusammen mit Harry besuchen und macht ihm brutal deutlich, daß er das Buch nach seinem Geschmack geschrieben haben möchte und nicht so, wie es Leon gerne möchte.
Der Besuch hat Folgen: Leon entwickelt ein Rückenleiden, das es ihm bald kaum noch ermöglicht zu sitzen, geschweige denn zu schreiben. Natürlich nimmt Pfitzner dies nicht hin und kommt ein zweites Mal zu Besuch. Diesmal endet der Besuch in einer wahren Katastrophe, bei der es Tode geben wird aber auch das Leben von Martina und Leon danach nicht mehr das selbe sein wird... .
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Meine Meinung:
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Der Schreibstil von Karen Duve ist angenehm und leicht zu lesen. Sie verzichtet größtenteils auf Ausschmückungen oder lange Erzählpassagen, in denen nicht wirklich etwas passiert. Die Handlung treibt eher beständig voran, wobei man jedoch „Handlung“ nicht zwingend mit Action gleichsetzen sollte. Vieles von dem, was passiert, beschränkt sich auf den Bereich der Personen oder anders ausgedrückt: Mit den Personen selbst vollzieht sich beständig etwas. Sie sind Stimmungen unterworfen oder auch inneren Veränderungen, die gut dokumentiert werden.
Im Roman wird bald klar, daß sowohl Leon, als auch Martina ihre ganz eigenen Probleme haben, wobei sich bei Leon die meißten emotionalen Entwicklungen ausmachen lassen. Selbst sein Rückenleiden ist klar als Reaktion auf vorangegangene Handlungen einzuordnen.
Deutlich wird auch, daß alle Personen ein gemeinsames Problem haben: Sie leiden, teilen sich jedoch nicht mit. Jeder knabbert an dem, was ihm Kummer macht, doch jeder zieht sich auf seine Weise in sich zurück. Diese Aspekte haben mir gut gefallen.
Etwas, was mir weniger gut gefiel war die Tatsache, daß sich im Verlauf der Handlung viele Ereignisse ankündigten, diese jedoch nicht wieder aufgegriffen wurden. Plötzlich tauchen etwa merkwürdig große Tiere auf, doch es wird nie mehr geklärt, was es mit ihnen auf sich hatte. Selbst ihr kurzes Auftauchen schien für mich keinen Zweck zu erfüllen, denn hätte man diese einfach weggelassen, so hätte dies für die Handlung keinen Abbruch getan.
Auch manche Emotionen hätten noch stärker umrissen werden können.
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Fazit:
*****
Alles in allem ist der Roman gut zu lesen und wird durchaus nicht langweilig. Vieles ist gut und überzeugend geschildert, so daß man die Nässe etwa, die im Roman vorherrscht, manchmal fast schon spüren kann.
Das Buch bietet zudem einen kleinen Einblick in die menschliche Psyche, ohne jedoch psychologisch oder ähnliches zu werden.
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Die von mir gelesene Ausgabe:
Karen Duve: Regenroman. München: List 2000. 299 Seiten – 14,90 DM
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-09-15 16:01:31 mit dem Titel Hohlbein, Wolfgang & Heike: Midgard
Als Wolfgang Hohlbein neulich im Interview im Fernsehen zu sehen war, sagte er, daß er selbst nicht wisse, wie er auf die Geschichten käme, die er so schriebe. Sicher ist jedoch, daß er und seine Frau Heike sich, bei dem von mir nun vorgestellten Buch „Midgard“, von der nordischen Sagenwelt um die Edda inspirieren ließen.
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Story:
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Der junge Lif wurde einst in einem Nachen an die Küste Midgards gespült. Dort nahm ihn Osrun an seinem Hof auf und zog ihn groß. Keiner weiß genau, woher Lif stammt, doch an dem Nachen, der ihn an die Küste trug, und auf einem Amulett, das er um den Hals trägt, befindet sich eine geheimnisvolle Rune.
Bald beginnt Lif seltsame Dinge zu beobachten: Ein großes schwarzes Schiff, das sich der Küste nähert und ihm Angst einflößt, ein Kampf zwischen einem riesigen Hünen und einem großen Wolf, der durch eine seltsame alte Frau gestoppt wird, die ihn zu kennen scheint.
Doch Osrun und alle anderen an dem Hof wollen nichts von Lifs Erlebnissen wissen, sondern zwingen ihn sogar alles schnell wieder zu vergessen und nicht mehr davon zu erzählen. Lif jedoch ahnt, daß es sich hinter dem Erlebten mehr verbirgt und beschließt die alte Skalla danach zu befragen, die anscheinend mehr weiß, als sie bisher sagte.
In einer Nacht erzählt sie ihm dann, daß es eine Sage gibt, nach der das Glück, bzw. Elend der Welt sich in einem Kampf entscheiden wird, den Lif gegen seinen Zwillingsbruder Lifthrasil kämpfen muß: In der Schlacht Ragnarög.
Lif beschließt zu flüchten und sich auf die Suche nach seinem Bruder zu machen. Auf seiner Flucht lernt er den Nachtalben Eugel kennen, der ihm schützend zur Seite steht. Bald begegnet er sogar einem wahrhaftigen Gott: dem Asen Baldur.
Zusammen begeben sie sich auf die lange Reise nach Asgard, um dort Odin zu treffen. Auf ihrem Weg müssen sie vielen Gefahren trotzen: Dem Feuerriesen Surtur, der den Kampf vorschnell beenden will, indem er Lif tötet, den Geschöpfen der Hel – der Welt der Toten, in der sie unter anderem auf den riesigen Drachen Nidhögger treffen, dem Wolf Fenris und vielen anderen.
Es gelingt ihnen dennoch nach Asgard zu gelangen, doch Lif hat längst begriffen, daß er den letzten großen Kampf nicht verhindern kann. Sein Schicksal ist es in Ragnarög gegen seinen Bruder zu kämpfen – ob er nun will oder nicht und den Ausgang des Kampfes können noch nicht mal die Götter prophezeien... .
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Meine Meinung:
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In diesem Buch ist es Wolfgang und Heike Hohlbein mal wieder gelungen eine spannende, phantasievolle Geschichte zu schreiben, die man kaum aus der Hand legen möchte.
Ich kenne mich mit der Sagenwelt der Edda zugegebenermaßen wenig aus, so daß ich nicht sagen kann, wie viel übernommen wurde und wie viel selbst erdacht ist, doch das ist bei der Geschichte wohl auch nicht wichtig. Schlagnamen, wie „Odin“, „Thor“ und „Asgard“ lassen den Leser ahnen, daß er sich in nordischen Mythen befindet.
Die Geschichte selbst erinnert zum Teil ein wenig an klassische Fantasy-Romane, wie vielleicht „Herr der Ringe“, findet man hier doch viele vertraute Elemente wieder, wie z.B. Drachen, Zwerge, Riesen, Alben. Doch trotz dieser Ähnlichkeit haftet der Geschichte etwas ganz eigenes an, wimmelt es in ihr doch auch von Göttern.
Spannend ist in dem Buch nicht nur Lifs Reise nach Asgard und der Ausgang des anschließenden Kampfes, sondern auch seine Erkenntnisse, die er innerhalb der Geschichte gewinnt. Lif begreift nach und nach, daß sein Leben durch das Schicksal bestimmt wird, das unablässig von den Göttern geknüpft wird. Dennoch sind auch die Götter nicht allmächtig, denn sie knüpfen nur das Schicksal, das bereits längst feststeht. Selbst über sie herrschen andere – viel mächtigere Götter, die ihrerseits vielleicht wieder von anderen Göttern beherrscht werden.
Hierbei ist kein Bezug zum wirklichen Leben herzustellen, doch der Gedanke, daß auch Götter von Göttern beherrscht werden und somit nicht allmächtig sind, faszinierte mich.
In dem Buch gibt es neben den genannten Bezeichnungen, wie Ragnarög noch viele weitere fremdartig klingende. Dennoch wirkt dies im Verlauf der Handlung nicht verwirrend, denn man gewöhnt sich schnell an die vielen neuen und zum Teil sehr fremd klingende Namen und Bezeichnungen.
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Fazit:
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Midgard ist ein wirklich tolles Buch! Es ist äußerst spannend geschrieben und hält sich nicht mit langen, aktionsarmen Passagen auf. Der Leser wird schnell in die nordische Sagenwelt gezogen und lernt zusammen mit Lif ihre Bedeutung und ihre Namen.
Für mich hat sich wieder einmal bestätigt, daß die Bücher, die Wolfgang Hohlbein zusammen mit seiner Frau Heike schreibt, meißtens auch die phantasievolleren sind. Zudem scheint es ihm nach wie vor zu liegen Geschichten zu schreiben, die entweder im Mittelalter anzusiedeln sind oder aber in der Welt der klassischen Fantasy.
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Meine Ausgabe:
Wolfgang und Heike Hohlbein: Midgard. München: Heyne 1998. Das Buch hat 347 Seiten und kostete mal 14 DM. Ich habe es allerdings für 2,50€ als Mängelexemplar ohne wirkliche Mängel erstanden.
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-09-17 18:59:50 mit dem Titel Christoph Ransmayr: Die letzte Welt
Christoph Ransmayrs Buch „Die letzte Welt“ gehört nicht zu den Büchern, die den meißten bekannt sein dürften, obwohl er für das Buch mit Preisen ohne Ende überhäuft worden ist.
Story:
Der junge Römer Cotta macht sich auf die lange Reise zu der Küstenstadt Tomi, in die Ovid aus Rom verbannt worden ist. Sein Ziel ist es Ovid zu finden und von ihm dessen Buch die „Metamorphosen“ zu erhalten, da Ovid dieses vor seiner Abreise in die Verbannung verbrannt hat.
In Tomi angelangt begibt er sich nach Trachila – einem abgelegenen Ort in den Bergen – da Ovid dort leben soll. Anstelle von Ovid findet er in der klirrenden Kälte nur dessen Diener Pythagoras – einen verrückt erscheinenden Greis. Doch Cotta gibt nicht auf und beschließt weiter nach Ovid zu suchen.
Seine Suche bleibt erfolglos, denn die Bewohner Tomis begegnen ihm mit völliger Gleichgültigkeit und sind der Meinung, daß Ovid auch früher bereits länger verschwunden blieb. Erst als Cotta Echo, die den Haushalt von Lycaon führt, bei dem Cotta wohnt, kennen lernt, scheint er sich dem Ziel zu nähern. Echo, die sonst schweigsam ist und auf Fragen nur durch ein Echo antwortete, gibt Cotta nun Antworten. Sie erzählt ihm von Ovid und von seinen Metamorphosen. Bald jedoch, nach einem schweren Sturm, bleibt Echo für immer verschwunden.
Cotta wird von nun an immer mehr in das Leben in Tomi hineingezogen und, wie es scheint, auch immer mehr in die Metamorphosen des Ovid. Bald schon geschehen seltsame Dinge in Tomi: Menschen verwandeln sich in Stein oder in Vögel, die Natur überwuchert die Stadt und seltsame riesige Spinnen erscheinen... .
Zum Autor:
Christoph Ransmayr wurde 1954 in Wien geboren und hat dort Philosophie studiert. Er arbeitete zunächst als Reporter und Kulturredakteur unter anderem für Geo und Merian.
Seit 1982 arbeitete er als freier Autor. Er begann kleinere Geschichten und Romane zu verfassen. „Die letzte Welt“ ist sein dritter Roman, ihr ging „Die Schrecken des Eises und der Finsternis“ voraus und es folgte „Morbus Kitahara“.
Im Moment lebt Ransmayr in Irland (und schreibt hoffentlich einen neuen Roman ; ) )
Meine Meinung:
Die Story des Buches wiederzugeben ist enorm schwierig, zumal man dabei nicht auf das wichtigste eingehen kann: Die Sprache des Buches und die Art und Weise, in der es verfasst wurde! Ransmayr bietet hier gehobene Literatur, die auf Anhieb vielleicht nicht zu verstehen ist, die jedoch allein durch die Sprachgewalt beeindruckt. Zwei Dinge müssen hier besonders hervorgehoben werden: Zum einen die Verwendung etlicher Anachronismen und zum anderen der Schreibstil.
Schreibstil:
Das Buch ist nicht einfach so runtergeschrieben – das merkt man beim Lesen. Man bekommt sogar den Eindruck, das kein Satz – ja noch nicht mal die einzelnen Wörter gedankenlos geschrieben worden sind, sondern daß Ransmayr jeden Satz und jedes Wort genau überdacht hat. Dennoch wirkt die Geschichte dadurch nicht gekünstelt oder gar konstruiert – ganz im Gegenteil.
Vielmehr weist sie eine enorme sprachliche Schönheit und Einmaligkeit auf. Alles wirkt besonders. Einem Hirsch wird z.B. nicht einfach Heu zum Fressen vorgeworfen, sondern Kastanien und getrocknete Rosenknospen.
Anachronismen:
List man das Buch zum ersten Mal, so wird man verwirrt sein. Zunächst glaubt man sich zur Zeit von Ovid zu befinden – also um 8 n. Chr., doch bald schon steht Cotta in Tomi vor einer rostigen Bushaltestelle und Ovid spricht in einem Rückblick vor einem Strauß Mikrophone. Diese Vermischung und Verwischung der Zeit zieht sich quer durch den gesamten Roman.
In einer Hausarbeit, die ich kürzlich zu diesem Thema verfasste kam ich zu dem Schluß, daß dies dazu dient, den fiktiven Charakter der Geschichte deutlich zu machen. Neben Fakten, also z.B. der Verbannung Ovids, verwendet Ransmayr auch Fiktion, wie z.B. die Verbrennung der „Metamorphosen“. In Wirklichkeit hat Ovid sein Buch nie verbrannt, denn sonst könnte man es heute ja nicht mehr erwerben.
Aufhänger der Handlung ist also bereits die Fiktion.
Ransmayr wollte ursprünglich eine moderne Übersetzung der Metamorphosen verfassen, als er begann sich intensiv mit dem Werk Ovids zu befassen. Herausgekommen ist sein Roman „Die letzte Welt“. Dennoch ziehen sich die Metamorphosen quer durch das gesamte Buch. Nicht nur dadurch, daß Cotta dieses Buch sucht, sondern auch in Form der Bewohner Tomis etwa. Sie tragen durchweg Namen von Figuren der Metamorphosen. Z.B.: Cyparis, Echo, Arachne, Itys usw. .
Ransmayr hat zum besseren Verständnis dem Roman ein „ovidisches Repertoire“ angehängt, in dem man die Bedeutung der Figuren für den Roman aber auch ihre ursprüngliche für die Metamorphosen nachlesen kann.
Fazit:
Ransmayrs Roman ist ein wahres Meisterwerk, das mir bei jedem Lesen besser gefällt. Es ist sicherlich kein einfaches Buch, das man entspannt vor dem Schlafen lesen kann. Man muß schon konzentriert bei der Sache bleiben, um der Geschichte folgen zu können.
Für mich ist es eines der besten Bücher der letzten Zeit. Es ist sprachlich einmalig und hochwertig. Wer behauptet, daß heutzutage keine hochwertige Literatur mehr verfasst wird, der sollte dieses Buch lesen.
Um das Buch zu lesen und zu verstehen sind im übrigen Kenntnisse der Metamorphosen von Ovid nicht unbedingt erforderlich. Zum besseren Verständnis sind sie manchmal nützlich, doch dazu reicht auch der Anhang des Buches selbst.
Meine Ausgabe:
Christoph Ransmayr: Die letzte Welt. Frankfurt am Main: Eichborn 1991. Das Buch hat 320 Seiten. Was es gekostet hat weiß ich nicht, denn dieses Buch habe ich zum Abitur geschenkt bekommen.
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-09-29 14:36:58 mit dem Titel Wolfgang und Heike Hohlbein: Drachenfeuer
In diesem Buch haben sich Heike und Wolfgang Hohlbein diesmal zum großen Teil von der keltischen Mythologie inspirieren lassen. Viele ihrer Geschöpfe wurden in der Geschichte übernommen.
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Story:
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Chris ist mit seinen Eltern nach Irland gereist, da sein Vater dort beruflich zu tun hat: Er soll einen Weg durch einen Berg sprengen. Chris ist von Irland zunächst wenig begeistert, bietet ihm dieses Land doch außer Landschaften nur Langeweile.
Doch bald schon ändert sich dies dramatisch: Er beobachtet einen rothaarigen Jungen: Llewellyen, der eine seltsame Sprache spricht und scheinbar niemand weiß, woher er ursprünglich stammt. Dieser treibt sich in der Gegend um den geplanten Sprengungsort herum. In der Burgruine von Ross Castle verliert Chris vorübergehend seine Spur, doch dann entdeckt er einen Geheimgang, der tief in den Berg führt. Dort befinden sich scheinbar endlose Gänge und Räume – doch nicht nur das! Chris trifft plötzlich auch auf seltsame Kreaturen, denen er nur knapp entkommen kann.
Da Chris neugierig geworden ist, was es mit den seltsamen Gängen und Kreaturen auf sich hat, beschließt er der Sache weiter auf den Grund zu gehen. Dabei wird er durch ein Tor plötzlich in eine andere Welt katapultiert. In dieser wimmelt es nur so von seltsamen Gestalten: Sidhe, Tuatha de Dannan, Buka, Merrow und vielen anderen.
Bald schon muß er jedoch feststellen, daß dieses Reich von bösen Mächten bedroht wird: den Milesiern – einem Volk aus dem Norden, das dieses Land um jeden Preis erobern will und dabei mit unglaublicher Gewalt vorgeht. Und noch eines wird bald klar: Chris selbst wurde erwartet! Nach einer Prophezeihung wird jemand aus einer der anderen Welten kommen und das Land Erinn retten. Die Bewohner Erinns glauben, daß dies Chris ist. Bald schon wird er zum Elfenkönig Fuavarra gebracht, der ihm sagt, was er tun soll: In das kalte Land gehen und ein Drachenei holen, denn die Druiden würden dann den Drachen beschwören und diesen gegen die Milesier einsetzen.
Doch in der Vergangenheit hat es einen solchen Versuch schon einmal gegeben und damals schlug er fehl. Der Drache hatte Städte und ganze Landstriche verwüstet, weil er sich nicht bezwingen lies. Aus diesem Grund bezweifeln auch viele Bewohner Erinns, daß es diesmal klappen könnte und auch Chris ist sich unsicher darüber, ob er den Wunsch des Elfenkönigs erfüllen soll und kann oder nicht. Er trifft eine in jeder Beziehung folgenschwere Entscheidung... .
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Meine Meinung:
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Bisher habe ich in hohen Tönen von den Büchern geschwärmt, die von Heike und Wolfgang Hohlbein gemeinsam verfaßt wurden. Nun, dies muß sich nun ändern. Nun ist eingetreten, was ich bisher nur auf die Bücher bezogen habe, die Wolfgang Hohlbein allein verfaßte: Es gibt gute, die mich begeistern können aber es gibt auch schlechte, bzw. weniger gute, die mich eher langweilen oder bisweilen sogar nerven. Dieses Buch gehört leider zur letzteren Kategorie!
Die Geschichte beginnt interessant und man kann und mag der Erzählung gut folgen, doch dann gibt es einen plötzlichen Bruch. Das, was sich zu Anfang abzeichnete wird plötzlich nicht mehr fortgeführt, sondern eine völlig andere und neue Geschichte erzählt. Auf mich wirkte dies irritierend und rief ein absolutes Unverständnis hervor. Plötzlich bekam die Geschichte dadurch einen unmotivierten Charakter und man konnte als Leser die Zusammenhänge nicht mehr nachvollziehen.
Ein weiteres Problem des Buches ist, daß es sich bisweilen zieht. Da die Geschichte größtenteils absehbar ist – was an sich nicht schlimm ist – wäre es gut gewesen ein wenig mehr Tempo vorzulegen. So jedoch war ich oft versucht das Buch aus der Hand zu legen und statt dessen zu einem anderen zu greifen, das mich mehr unterhalten kann.
Das schlimmste an diesem Buch war aber wohl der Nerv-Effekt, den es bei mir auslöste. Um diesen näher zu erläutern werde ich ausführen, was die Hohlbeins erreichen wollten, statt dessen aber erreichten:
Erreicht werden sollte, daß sich ein deutlicher Konflikt innerhalb der Hauptfigur Chris abzeichnet. Ein Konflikt, in den er gerät, weil er einerseits helfen will, andererseits aber eine Gefahr in der Art seiner Hilfe sieht: dem Drachen. Deutlich sollte außerdem werden, daß es in einem Krieg kein falsch und richtig gibt; zumindest insoweit, als daß jede Partei ihre berechtigte Motivation hat den Krieg zu führen und am Ende jeder dabei verlieren wird: Menschenleben usw. .
Erreicht wurde, daß Chris innerhalb des Buches unendlich oft schwankte zwischen dem Beschluß zu helfen und dem nicht zu helfen: also den Drachen zu holen oder nicht. Auf mich wirkte dies nach einer Weile nervig und unglaubwürdig und regte mich dermaßen auf, daß ich ihn am liebsten am Schlawittchen gegriffen hätte, um ihn lautstark zu fragen, wie denn nun bitte seine ENDGÜLTIGE Entscheidung aussehe. Statt innerer Zerrissenheit gab es nur fast zerrissene Nerven, zumal mir nie wirklich ganz klar wurde, warum er seine Meinung wechselt.
Aus der eigentlich ganz guten Aussage, daß es kein richtig, bzw. falsch gibt wurde ein stark stilisierter theatralisch erhobener Zeigefinger. Schade!
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Fazit:
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Ich habe mich mit diesem Buch schwer getan. Auf mich wirkte es streckenweise langatmig bis -weilig und zum ersten Mal bei Hohlbein überlegte ich ernsthaft das Buch wegzulegen und statt dessen ein anderes zu lesen.
Man kann zwar nicht behaupten, daß diese Geschichte nicht phantasievoll sei, doch mich konnte sie nur schwer und an wenigen Stellen in den Bann ziehen.
Gute Ansätze scheitern an einer schlechten Umsetzung – hier leider besonders.
Empfehlen kann ich es nur für absolute Fans oder aber als Jugendbuch!
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Meine Ausgabe:
Wolfgang und Heike Hohlbein: Drachenfeuer. München: Heyne 2002.
Das Buch hat 460 Seiten und kostet normalerweise 8,95€. Ich habe die Ausgabe allerdings mal wieder als Mängelexemplar ohne sichtbare Mängel für 2,50€ erstanden.
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-10-11 16:34:30 mit dem Titel J. Gregory Keyes: Aus Wasser geboren
In letzter Zeit stöbere ich gerne mal in den Bücherständen auf denen Preisreduzierte Mängelexemplare zu finden sind. Das hat den Vorteil, daß man auch mal Bücher mitnehmen kann, deren Autor man zwar nicht kennt, die jedoch vom Thema ganz interessant klingen. Ein großes Risiko geht man so jedenfalls nicht ein, wenn dann ein Buch doch mal nicht ganz so toll war.
„Aus Wasser geboren“ von J. Gregory Keyes fiel mir auch auf diese Art zufällig in die Hände.
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Die Story:
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Bis kurz vor Ende ziehen sich zwei Handlungsstränge durch das Buch, die ich nacheinander vorstellen werde.
1.Handlungsstrang:
Hezhi ist Prinzessin. Sie lebt im Palast der Wüstenstadt Nhol, in dem auch die Herrscherfamilie des „Großen Flusses“ lebt. Ihr Vater, der große Chakunge, regiert das Land. Wie es Tradition ist, lebt Hezhi nicht bei ihren Eltern, sondern wird von ihrer Amme Qey erzogen und umsorgt. Außerdem steht ihr Tsem zur Seite – ein Halbriese, der ihr Leibwächter aber auch so etwas wie ein Freund ist.
Vor einiger Zeit wurde D'en, der Bruder von Hezhi, durch die Priester verschleppt. Sie allein entscheiden, welches Königskind zur Herrschaft bestimmt ist und welches für immer in den Katakomben des großen Flusses unter dem Palast verschwindet. Letzteres Schicksal ist auch ihrem Bruder wiederfahren, über den nur noch als D'en-nata gesprochen wird – nata=Geist!
Immer wieder begibt sich Hezhi auf die Suche nach ihrem Bruder, bleibt dabei jedoch erfolglos. Erklären, was mit ihm passierte, kann ihr niemand, denn die Priester haben über alle einen Fluch gelegt, der sie schmerzhaft daran hindert auch nur ein verbotenes Wort auszusprechen.
Hezhi läßt sich jedoch nicht entmutigen. Sie beginnt in der Bibliothek des Palastes in Büchern nach einer Antwort zu suchen. Einer Antwort darauf, was ihrem Bruder widerfuhr und auch einer Antwort darauf, was ihr eventuell bevorstehen könnte. Nach einiger zeit gelingt es ihr durch die Hilfe des Bibliothekars Ghan der Lösung nahe zu kommen. Scheinbar wohnen in jedem Mitglied ihrer Familie starke Kräfte, da alle Familienangehörigen mit dem Gott des großen Flusses verbunden sind. Diese Kräfte zeigen sich in der Pubertät und auch Hezhi bemerkt langsam, wie etwas in ihr heranwächst. Als die Priester sie testen begreift sie, daß sie in großer Gefahr schwebt. In ihrer Not bittet sie den großen Fluß ihr jemanden zu schicken, der sie rettet... .
2.Handlungsstrang:
Perkar lebt in dem Waldland Alwat. Seine Familie lebt im Bunde mit der Flußgöttin. In diesem Land steckt in jedem Baum, in jedem Fluß – einfach in allem ein Gott, den man preisen kann und die den Menschen manchmal helfen. Perkar ist gerade erwachsen geworden.
Eines Tages kommt König Kapaka mit einigen Männern in seiner Begleitung auf den Hof seines Vaters. Kapaka hat vor den „Herrn des Waldes“ – den obersten Waldgott – aufzusuchen, um ihn um Land für seine Söhne zu bitten, denn der Lebensraum ist knapp geworden. Perkar schließt sich der Gruppe gern an, hat er doch ein Vorhaben im Hinterkopf: Er will „Den Verschlinger“ suchen. Dieser Fluß verschlingt alles und jeden, doch vor allem auch den Fluß seiner geliebten Flußgöttin.
Da Perkar klar ist, daß man einen Gott nicht mit einer normalen Waffe töten kann, begibt er sich heimlich in die Höhle des Herrn des Waldes, in der sich auch eine Waffenkammer befindet. Hier entwendet er das Schwert Harka, in dem auch ein Gott wohnt. Doch sein Unterfangen bleibt nicht ohne Folgen: Der Herr des Waldes zürnt dieser Tat und läßt Perkar und alle anderen durch den Krähengott und die Jägerin verfolgen. Fast alle kommen zu Tode. Nur Perkar und Ngangata überleben, weil sie rechtzeitig den großen Fluß, den Verschlinger erreichen. Auf einem Boot des Krähengottes treiben sie auf dem Fluß dahin. Perkar wird bald klar, daß der Fluß sie nicht gehen lassen wird, weil er sie zu einem bestimmten Ziel bringen will... .
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Meine Meinung:
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Dieses Buch zu lesen hat richtig Spaß gemacht. Beide Handlungsstränge waren so spannend, daß ich mich manchmal nicht beherrschen konnte und so den einen überblätterte, um zunächst den anderen weiter zu lesen.
Das Buch bietet klassische Fantasy, ohne jedoch nur auf altes zurückzugreifen. Vielmehr wurde hier eine völlig neue Art erschaffen, in der sich Wesen tummeln, die so bisher noch nicht erdacht wurden. Besonders gut hat mir dabei die Idee mit den Göttern und Geistern gefallen (in Hezhis Königsreich leben jede Menge Geister). Die Götter leben ihrerseits in einer art Hierarchie. Es gibt zwar in jedem Gegenstand einen Gott, aber auch Götter, die über einzelne Gebiete herrschen. Meistens dulden sie sich gegenseitig, doch wenn die Menschen einzelne von ihnen einfangen, um sie zu Häusern z.B. zu verarbeiten, so sind sie darum nicht traurig, denn so steigt nur ihre eigene Macht.
Obwohl relativ schnell im Buch klar wird, wie und warum sich die beiden Handlungsstränge treffen werden, so wird das Buch dennoch nicht langweilig. Viele Fragen bleiben lang genug offen, um die Spannung zu erhalten.
Auch die Abenteuer der beiden Hauptakteure tragen zum Erhalt der Spannung enorm bei.
Der amerikanische Autor hat bis auf dieses Buch bisher nur noch ein anderes verfasst: „Der schwarze Gott“. Ich werde nach diesem Buch in jedem Fall Ausschau halten, da ich mir davon genau so viel Spannung und Spaß beim Lesen verspreche, wie von diesem.
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Fazit:
*****
Diese Buch ist spannend von Anfang bis zum Ende, wobei man schnell und gut in die Story hineinfindet. Hat man erst einmal mit dem Lesen begonnen, so möchte man dieses Buch nicht so schnell wieder aus den Händen legen.
Für Freunde der Fantasy-Romane absolut empfehlenswert!
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Meine Ausgabe:
J. Gregory Keyes: Aus Wasser geboren. Heyne: München 2000. Das Buch hat 575 Seiten und kostete mal 8,95€. Ich habe aber dieses Buch ebenfalls mal wieder für 2,50€ als preisreduziertes Mängelexemplar ohne wirkliche Mängel erstanden. weiterlesen schließen -
GEFÄHLICHE POSSEN von T. Pratchett, D. Adams, I. Asimov uva.
02.10.2002, 19:08 Uhr von
leser@tte
Interessen sind vielfältig und sollen es auch bleiben! Mehr von mir auch bei ciao und ecomments. ...Pro:
spannende Story
Kontra:
-
Empfehlung:
Nein
Fehlerhaft und dennoch Fantastisch
Der von Peter Haining herausgegebene Band GEFÄHLICHE POSSEN bietet Highlights der humorvollen Fantasy. Eigentlich habe ich mir das Buch mit 24 Kurzgeschichten lediglich gekauft, weil ich dachte es handelt sich um seichte Lektüre vor dem Einschlafen. Nachdem ich in durchgelesen habe muß ich aber sagen, daß ich das Buch trotz einiger Macken für ein wirklich herausragendes Stück phantastischer Literatur halte, welches einen Ehrenplatz (schnell griffbereit) in meinem Büchregal erhalten wird.
Großartig finde ich nicht nur die Zusammenstellung von meist unbekannten Kurzgeschichten einiger Autoren von Weltruhm - nein, besonders begeistert bin ich davon, daß jeder Geschichte eine Einleitung voran gestellt ist, welche Hintergrundinformationen zum Autor gibt und die Geschichten in einen Gesamtzusammenhang zu stellen vermag.
Gegliedert ist das Buch dabei in drei Teile zu je 8 Kurzgeschichten, die da wären:
1. Zauberer und Dingsdas
Geschichten von komischer Absurdität von Terry Pratchett, Lord Dunsay, John Collier, Henry Kuttner, Eric Frank Russel, Ray Bradbury, Philip K. Dick und Ursula K. Le Guin
2. Schwerter und Zauberei
Geschichten der heroischen Fantasy von Stephen Donaldson, F. Anstey, James Branch Cabell, Frederic Brown, Fritz Leiber, Robert Bloch, Brian W. Aldiss und Avram Davidson
3. Astronauten und Außerirdische
Space-Opera-Arien von Douglas Adams, H.G. Wells, C.S. Lewis, Reginald Bretnor, Arthur C. Clarke, Isaac Asimov, Larry Niven und Kurt Vonnegut Jr.
Dabei muß ich zugeben, daß die meisten Autoren bereits im voraus für mich als Garant für Qualität standen und ich eine derart erlesene Auswahl ehestens in Suhrkamps Phantastische Bibliothek erwartet hätte.
Ich hoffe es wird mir verziehen, wenn ich bei der Fülle nicht auf alle Geschichten im einzelnen eingehe. Die meisten haben mir jedenfalls sehr gut gefallen. Als Beispiel sei vielleicht die Geschichte DER TWONKY von Henry Kuttner herausgegriffen, da ich von diesem Autor bisher noch nie etwas gehört hatte:
In einer Radiofabrik in welcher die Mitarbeiter häufig wechseln taucht ein sonderbarer Fremdling mit einer Beule am Kopf auf. Da dieser verwirrt und betrunken scheint wird er vom Vorarbeiter angefahren er solle an die Arbeit gehen. Er schaut sich kurz die Musiktruhen an und in seinem nebligem Geist sieht er seine Bestimmung. Twonkys! Sein ganzes Leben hatte er Twonkys hergestellt, also war es wohl das, was man von ihm wollte. Sofort ging er an die Arbeit. Nach einiger Zeit war der Twonky fertig und ein Vergleich mit den anderen Musiktruhen ließ äußerlich keinen Unterschied erkennen. Er brachte den Twonky also ins Lager zu den anderen Musiktruhen und kehrte in die Werkstatt zurück. Da lichtete sich der Nebel in seinem Kopf vollends.
Er japste etwas von Großer Snell! und ..Zeitknoten, zog seinen Overall aus, tastete in einer Ecke in der Luft und setzte sich zufrieden etwa einem Meter über dem Boden in die Luft un verschwand.
In kurzer Form beginnt die Geschichte vom Twonky so. Wer nun wissen will, was mit der Musiktruhe weiter geschieht hat entweder die Möglichkeit sich GEFÄHLICHE POSSEN zuzulegen oder besorgt sich den Band Line to Tomorrow aus dem Jahre 1946 von Henry Kuttner. Mir geht es bei dieser Zusammenfassung nur darum einen kurzen Einblick zu geben um was für eine Art von Geschichten es sich hier handelt. Die Geschichte soll im übrigen auch Verfilmt worden sein und wird als Vorläufer zu Steven Spielbergs Poltergeist betrachtet.
Wenn ich zu den Fehlern in dem Buch komme, die mich stören, kann ich auch gleich mit Henry Kuttner beginnen. Wenn ich der Biographie glauben schenken soll wäre er 144 Jahre alt geworden. (Seite 42)
Bei Eric Franc Russel steht er hätte von 1905 bis 1878 gelebt!? (Seite 74) Ich denke jedoch nicht, daß er den Zeitstrahl in entgegengesetzter Richtung entlangläuft.
Bei F. Anstey steht (Seite 175), daß es sich um das Pseudonym von Thomas Anstey Guthrie handelt, welches dadurch zustande kam, daß der Setzer als Unterschrift fälschlicherweise T. Anstey las. Möglicherweise hat auch diesmal ein Setzer nicht aufgepaßt. Darauf deutet auch hin, daß auf Seite 178 in der Story von F. Anstey das e im Wort bewußt fehlt und auf Seite 239 ein guter junge klein geschrieben ist!
Weitaus verwirrender finde ich jedoch, daß man mir bei Douglas Adams einreden möchte, die deutsche Übersetzung von Mostly Harmless hieße Einmal Rupert und zurück (Seite 284). Ich habe beide Bücher gelesen und muß sagen, daß es sich um gänzlich verschiedene Bücher handelt – einen Science Fiction Roman und ein Buch über vom Aussterben bedrohte Tierarten!
Wenn ich jetzt noch die fehlenden Anführungszeichen auf Seite 345 erwähne bin ich gespannt, welche Fehler in meinem ciao Bericht mir alles aufgetischt werden.
Aber möglicher Weise hilft es ja dem ein oder anderem den Band als Mängelexemplar herunter zu handeln!
Hier kurz die Daten:
GEFÄHRLICHE POSSEN von Peter Haining (Hg.)
Erzählungen von Terry Pratchett, Douglas Adams u.a.
Heyne Buch Band 06/5909, 3. Auflage
444 Seiten Paperback für 14,90 DM
Umschlaggestaltung Josh Kirby
(der allen Terry Pratchett Freunden bekannt sein dürfte)
Fazit:
Der Herausgeber verspricht nicht zu viel, wenn er den Band als Anthologie von Highlights der humorvollen Fantasy bezeichnet. Trotz der langen Liste von Fehlern erlaube ich mir für diese phantastische Sammlung die beste Bewertung zu geben. Sowohl die Zusammenstellung, wie auch die Einbettung in einen literarischen Kontext verdienen meine Hochachtung. Ich hoffe jedoch, daß in der 4. Auflage (ich habe die 3.) die Fehler beseitigt werden!
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-04-25 16:01:39 mit dem Titel wildes Sammelsurium humorvoller Fantasy
Ein Bericht über
Ritter des Wahnsinns von Peter Haining (Hrsg.)
Der von Peter Haining herausgegebene Band RITTER DES WAHNSINNS bildet den Abschluß seiner dreibändigen Reihe mit Highlights der humorvollen Fantasy. Nachdem ich die beiden ersten Bände (SCHEIBENWAHN und GEFÄHRLICHE POSSEN) verschlungen habe konnte ich natürlich auch von diesem nicht die Finger lassen. Wie auch die ersten beiden Bände ist die Sammlung wieder in drei Teile zu je 8 Kurzgeschichten gegliedert. Im einzelnen findet sich in diesem Band:
1. Flüge der Phantasie (absurde Geschichten)
· TERRY PRATCHETT - Hollywood-Hühner
· JEROME K. JEROME - Das neue Utopia
· G.K. CHESTERTON - Die zornige Straße
· MERVIN PEAKE - Die Party der Lady Cusp-Carnine
· ROBERT BLOCH - Der kleine Mann, der nicht ganz da war
· RAY BRADBURY - Das Jahr, als das Glop-Monster den Goldenen Löwen von Cannes gewann
· PETER S. BEAGLE - Leila, die Werwölfin
· PHILIP K. DICK - Der Krieg mit den Fnolls
2. Anno dazumal (Geschichten von heroischen Zeiten)
· SPIKE MILLIGAN – Die Schöpfungsgeschichte nach Spike Milligan
· MARK TWAIN – Eine mittelalterliche Romanze
· BEN TRAVERS – Ethelred der Unredliche
· EVAN HUNTER – Die Traum-Maid
· JOHN KENDRICK BANGS – Drei Monate im Ballon
· GENE WOLFE – Wie ich den zweiten Weltkrieg verlor und mithalf, die deutschen Invasoren zurückzuwerfen
· ORSON WELLS – Fifi und die chilenischen Trüffel
· PETER SELLERS – Der Verschwender
3. Humord muß sein (Kriminalfälle)
· TOM SHARPE – Gut aufrühren
· L. FRANK BAUM – Der Selbstmord des Kiaros
· A. A. MILNE – Der Raub des Sherlocks
· JAMES THURBER – Der Fall des weißen Kaninchens
· STAN McMURTRY – Wasses Auge nicht sieht
· WOODY ALLEN – Die Verurteilten
· DONALD E. WESTLAKE – Das Mulligan-Stew
· DAVID L. STONE – Die Dulwich-Mörder
Während ich bei den ersten beiden Bänden eigentlich durch die Bank weg begeistert war fällt es mir bei diesem Band etwas schwerer ein einhelliges Urteil zu bilden. Das mag zum einen daran liegen, daß der Band recht schwach anfängt. Die Story von Terry Pratchett ist einfach nicht ganz das, was ich sonst von ihm gewohnt bin. Es geht um Hühner, die neben der Autobahn eine eigene Zivilisation bilden.
Gleich im Anschluß liefert Jerome K. Jerome, der einigen vielleicht durch seinen Roman Drei Mann in einem Boot bekannt ist, eine Story die auf mich ein Flickwerk aus zwei Storys des Sammelbandes SCHEIBENWAHN wirkt. Seine Kurzgeschichte Das neue Utopia, die von einer merkwürdigen Reise in die Zukunft handelt, scheint mir einfach eine Mischung aus Kurt Vonnegut Juniors Harrison Bergeron und Stephen Leacocks Der Asbestmann zu sein.
Schade finde ich auch, daß die von mir sehr geschätzten Space Operas in diesem Band durch seltsame Kriminalfälle ersetzt worden sind, wenn auch gerade unter diesen eine meiner Lieblingsgeschichten in dieser Sammlung zu finden ist. Woody Allens Die Verurteilten erinnert mich irgendwie stark an den Film Die letzte Nacht des Boris Gruschenko. Dieser Film ist bisher mein Lieblingsfilm von Woody Allen und so dürfte es auch nicht verwundern, daß mir eine derartige Kurzgeschichte sehr gefällt.
Ein weiteres Highlight ist die Geschichte von Philip K. Dick, der mir bisher nur durch seine Geschichte Träumen Androiden von elektrischen Schafen bekannt war, welche als Vorlage zu Ridley Scotts Film Bladerunner diente. Darin versucht eine merkwürdige außerirdische Spezies (die Fnolls) die Erde zu erobern. Das sonderbare an ihnen ist, daß alle zwar jede beliebige (menschliche) Form annehmen können, aber alle exakt gleich aussehen und nur 1,20 Meter groß sind. Bei dem hier beschriebenem erneuten Angriff passiert es nun durch ein Unglück, daß sie auf die normale menschliche Körpergröße anwachsen und die Invasion scheint unaufhaltbar, bis alles ein unerwartet merkwürdiges Ende nimmt.
Nun, bei der Fülle an Geschichten möchte ich nicht auf jede einzeln eingehen. Ein weiterer Pluspunkt des Buches sollte aber noch erwähnt werden. Das eigentliche Konzept dieser Antologie. Gelungen finde ich dabei, daß jeder Geschichte eine Einleitung voran gestellt ist, welche Hintergrundinformationen zum Autor gibt und die Geschichten in einen Gesamtzusammenhang stellt.
Hier kurz die Daten:
RITTER DES WAHNSINNS von Peter Haining (Hg.)
Erzählungen von Terry Pratchett, Woody Allen u.a.
Heyne Buch Band 06/9062, 2. Auflage
380 Seiten Paperback für 14,90 DM
Umschlaggestaltung Josh Kirby
(der allen Terry Pratchett Freunden bekannt sein dürfte)
Fazit:
Nach den fantastischen ersten beiden Bänden der Reihe (SCHEIBENWAHN und GEFÄHRLICHE POSSEN) finde ich hier die Geschichten doch sehr durchwachsen. Einige gefallen mir sehr gut, dafür kann ich mit manchen einfach nichts anfangen oder finde sie einfach nicht komisch. Für den Inhalt würde ich vielleicht neutrale 3 Punkte vergeben.
Das Gesamtkonzept des Buches, eine Sammlung von unbekannten Kurzgeschichten meist bekannter Autoren mit Hintergrundinformationen über ebendiese, finde ich nach wie vor super. Auch hat der Band deutlich weniger Druckfehler als die ersten. Dafür hätte ich ein sehr gut vergeben.
Somit bilde ich diesmal den Mittelwert und spreche nur eine bedingte Empfehlung aus.
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-04-29 11:06:04 mit dem Titel Peter Haining (Hrg.) / Scheibenwahn: Von PRATCHETTs Tod bis CLARKEs Weltuntergang
Wenn man sich vor Augen hält, daß die Sammlung von Kurzgeschichten unter dem Titel SCHEIBENWAHN mit einer Geschichte über den Tod beginnt und mit einer vom Weltuntergang endet, scheint es sich auf den ersten Blick um eine eher morbide Anthologie zu handeln. Verwunderung macht sich dann breit, wenn auf der Rückseite des Bandes erklärt wird, daß es sich um eine Sammlung von Highlights humorvoller Fantasy (dt. etwa Höhepunkte humorvoller phantastischer Geschichten) handelt. Nachdem ich die wilde Sammlung leider schon wieder beendet habe möchte ich hier einen wirklichen Schatz für Freunde von Science Fiction und Fantasy Literatur und Kurzgeschichten vorstellen.
Es handelt sich um den zweiten Band einer Reihe von Kurzgeschichten die von Peter Haining herausgegeben werden und auf die ich eher durch Zufall gestoßen bin, als ich in Hannover auf Bücherbummel unterwegs war. Dort stießen mir zwei Bücher sofort ins Auge, da der Umschlag unverkennbar von Josh Kirby gestaltet war und ich zuerst dachte es handele sich um zwei neue Terry Pratchett Romane. Ganz daneben lag ich nicht, den jeder Band der Reihe beginnt mit einer Kurzgeschichte von Pratchett. Es handelte sich um die Bücher:
GEFÄHRLICHE POSSEN &
RITTER DES WAHNSINNS
Als ich erfuhr, daß es noch einen mittleren Band gibt habe ich in schnell bei amazon bestellt. Um diesen geht es nun.
SCHEIBENWAHN ist wie auch die anderen beiden Bücher in drei thematisch zusammengehörige Teile zu jeweils acht Kurzgeschichten aufgeteilt. Besonders gut gefällt mir, daß jeder Kurzgeschichte eine kurze Einführung voran gestellt ist, in der der Autor und das Umfeld erläutert werden. Diese Reihe eignet sich so also auch gerade besonders gut für Neueinsteiger in die phantastische Literatur, die hier einen netten Überblick geboten bekommen. Im einzelnen finden sich in diesem Band folgende Kurzgeschichten:
TEIL 1 – Dinge und Undinge
(Komische Phantasien)
•TERRY PRATCHETT – Scheibenwahn
•P.G. WODEHOUSE – Ein Stück wirkliches Leben
•L. SPRAGUE DE CAMP & FLETCHER PRATT – Besser als eine Mausefalle
•ERIC KNIGHT – Sam Smalls bessere Hälfte
•MERVYN PEAKE – Totentanz
•C.S. LEWIS – Trugwelt
•KURT VONNEGUT JR. - Harrison Bergeron
•PIERS ANTHONY – Phantastisch bis Rar
TEIL 2 – Tödliche Nachtgestalten
(Erzählungen vom Übernatürlichen)
•JOHN COLLIER – Die richtige Seite
•FREDERIC BROWN - Koboldgeist
•NELSON BOND – Der Geist ist billig
•THOMAS M. DISCH – Küchenschaben
•ANGELA CARTER – Die Dame aus dem Haus der Liebe
•MICHAEL MOORECOCK – Steinding
•ROBERT BLOCH – Psycho und Nympho
•ROALD DAHL – Ach, süßes Geheimnis des Lebens
TEIL 3 – Freier Raum
(Science Fiction-Geschichten)
•STEPHEN LEACOCK – Der Asbestmann
•JOHN WYNDHAM – Das Weibchen des Spezies
•STANISLAW LEM – Die Tracht Prügel
•CORDWAINER SMITH – Von Gustibles Planeten
•ROBERT SHECKLEY – Spezialist
•WILLIAM F. NOLAN- Die Abenteuer mit den Marsmonden
•HARRY HARRISON – Die goldenen Jahre der Stahlratte
•ATHUR C. CLARKE – Die Gedankenbotschaft
Bei immerhin 24 Erzählungen, die mir ausnahmslos Vergnügen bereitet haben, halte ich es für übertrieben auf jede ausführlich eingehen zu wollen. Deshalb picke ich mir lieber aus jedem Teil eine heraus und schreibe kurz etwas dazu.
Die Titelgeschichte der Sammlung Scheibenwahn von Terry Pratchett wird die Fans wahrscheinlich überraschen. Auch wenn es der Titel vermuten läßt spielt sie keineswegs auf der Scheibenwelt, wo seine meisten Geschichten angesiedelt sind, sondern in England. Es geht um einen Disc Jockey, der im LP Scheibenwahn ist und der Bekanntschaft mit einem gutem Bekannten für alle Pratchet Leser macht – GEVATTER TOD.
Auch wenn es schwer zu entscheiden ist, welche Geschichte mir am besten gefallen hat, so belegt doch Psycho und Nympho von Robert Bloch auf jeden Fall einen der vordersten Plätze. Die Geschichte eines Psychaters, der eine Nymphomanin von einem Satyr befreien soll wurde zuerst im amerikanischem Magazin HUSTLER veröffentlicht, welches seit ich das weiß in meiner Gunst sehr gestiegen ist. Sie besticht vor allem durch sprachlichen Witz und Doppeldeutigkeiten, die auch in der deutschen Übersetzung gut rüberkommen.
Die letzte Geschichte berichtet von einer merkwürdigen Kontaktaufnahme Außerirdischer Intelligenzen mit einem Mathematiker auf der Erde. Selten dürfte der Untergang der Welt auf derart lustige Weise eingeläutet worden sein.
Nun ich hoffe, ich konnte einigen diese Sammlung schmackhaft machen.
Das Buch hat übrigens 300 Seiten und ist im Paperback beim Heyne Verlag erschienen. Bezahlt habe ich für diesen (wie auch für die beiden anderen Bände) 14,.90 DM.
Fazit:
Ein muß für alle die auf Kurzgeschichten aus dem Bereich Fantasy und Science Fiction stehen.
Nach dem ersten Band GEFÄHRLICHE POSSEN ist Peter Haining hier ein wirklich guter Nachfolger gelungen. Ich kann es kaum erwarten den dritten Band zu lesen und wäre dankbar, wenn jemand mir weitere Bücher in dieser Richtung nennen würde.
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-05-02 14:34:51 mit dem Titel Die fliegenden Zauberer / Niven, Larry & Gerrold, David
Zugegeben, nicht als zu häufig kommt es vor, daß ich einen Bericht bei ciao lese und mir gleich das Buch bestelle, aber in diesem Falle war es so. (Bei yopi ist mir das bisher nocht nicht passiert!) Und nun bin ich fertig und werde mir Mühe geben meine Sicht auf das Buch darzulegen.
Kurz zur Handlung:
Ein Astronaut landet auf einem unerforschtem Planeten, der in einer Nebelwolke verborgen liegt und um den zwei Sonnen kreisen.
(Bevor ich schelte von der astrophysikalischen Fraktion oder Vertretern des heliozentrischen Weltbildes bekomme sei gesagt, daß dies das Bild ist, wie ich es in dem Buch verstanden habe.)
Dort trifft er auf eine Zivilisation der technische Begriffe fremd sind und welche ihr Naturverständnis in der Götterwelt und der Magie sucht. So sind dann auch die Hauptfiguren Purpur (der Astronaut) und Shoogar, der Dorfschamane oder Magier.
Sehr interessant macht die Geschichte, daß sie aus der Perspektive von Lant, dem örtlichem Knochenhändler erzählt wird und eben nicht aus der Sicht von Purpur, welche etwa die der [I]Jungs der NASA sein könnte, denen das Buch gewidmet ist.
So stellt da Buch für mich hauptsächlich ein Aufeinanderprallen zweier sehr unterschiedlicher Kulturen und die sich daraus ergebenden Konflikte dar. Hauptsächlich rühren diese allerdings daher, daß sich Shoogar dauernd duellieren will, weil ein Dorf keine zwei Magier haben darf.
Der Klappentext verspricht, daß der Roman selbst die glühensten Anhänger der exakten Naturwissenschaften davon überzeugen [dürfte], daß Wissenschaft und Magie nur zwei Arten der Betrachtung ein und derselben Sache sind: der Wirklichkeit.
Nun, ich weiß nicht, wer diesen Kommentar geschrieben hat, aber wenn er damit meint, daß der Roman aus Naturwissenschaftlern Magier macht, hat er ein anderes Buch gelesen als ich. Vergleiche ich den sturen Shoogar und den (zugegebenermaßen nicht ganz so diplomatischen) Purpur, würde ich mich an jedem Punkt des Buches auf die Seite der Wissenschaft stellen, ebenso wie es den Söhnen von Lant im Verlaufe der Geschichte zu ergehen scheint.
Desweiteren wird versprochen, daß dem Autorengespann Niven und Gerrold einer der witzigsten SciFi-Romane gelungen sei, die je geschrieben wurden. Nun, da muß ich recht geben. Es ist zwar nicht so, daß ich das Buch dauern vor Lachen in die Ecke geworfen habe, aber es hat mir doch ein paar vergnügliche Abende beschert.
Ich nehme allerdings an, daß das Original noch besser ist, da bereits der Titel THE FLYING SORCERERS in seiner Doppeldeutigkeit zwischen fliegenden Zauberern und Untertassen in der Übersetzung nur die Hälte rüberbringt. Und auch die Transformation des Namens Asimov in Purpur ist im Deutschen nicht unbedingt nachzuvollziehen.
Zu den Autoren kann ich leider nicht all zu viel sagen, da dies mein erster (aber bestimmt nicht letzter) Roman von ihnen war. David Gerrold wird allerdings als Autor von Enemy Mine genannt, dessen Verfilmung ich vor Jahren gesehen habe und die auch ein ähnliches Thema behandelt.
Zum meiner Ausgabe kann ich noch kurz anmerken, daß es sich um das Heyne Buch 7022 handelt, welches als Paperback mit 448 Seiten 12 DM gekostet hat.
Zum Abschluß noch ein Schnitzer, der mir aufgefallen ist:
Auf Seite 390 meiner Ausgabe findet sich der schöne Satz Purpur hatte bereits drei Säcke aufgebunden und arbeitete an dem dritten. Ob daß nun der (Über-)Setzer war oder auch nicht, ich weiß es nicht...
Fazit:
Ich bin weiterhin dankbar für den Tip, den ich bei ciao aufgeschnappt habe und empfehle das Buch hiermit weiter. Auch wenn es nicht die Kombination von Magie & SciFi a la Piers Anthony war, die ich erwartet habe, bin ich alles andere als enttäuscht.
Eine spannende Geschichte mit Tiefgang und Sinn für Humor.
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-05-13 09:55:06 mit dem Titel Doppelwelt = Doppelspaß
Magie regiert die eine Welt, Wissenschaft die andere - und ein Mensch ist Grenzgänger zwischen beiden. So heißt es auf der Rückseite des Romans Doppelwelt von Piers Anthony. Eine Beschreibung, die nicht nur auf den Protagonisten der Geschichte zutrifft, sondern durchaus auch den Autor beschreibt, welcher in meinen Augen eine ganz eigene Art gefunden hat die Genres Fantasy und Science Fiction zu verbinden.
DIE STORY
Erzählt wird die Geschichte von Stile, der als Leibeigener auf dem Planeten Proton lebt. Dieser Satz mag recht mittelalterlich klingen, jedoch ist Proton eine sehr hoch technisierte Welt, die als einzige den Rohstoff Protonit liefern kann, der genug Energie für interstellare Raumfahrt besitzt. (Ein Vergleich zu Frank Herberts Spice drängt sich mir auf...) Phaze wird von den Bürgern regiert und die einzige Chance auf Proton eine Aufenthaltsgenemigung für 30 Jahre zu bekommen ist sich als Leibeigener zu verdingen. Nach diesen 30 Jahren muß man den Planeten verlassen, wird aber derart fürstlich entlohnt, daß man sich irgendwo in der Galaxis zur Ruhe setzen kann.
Die Leibeigenen auf Phaze leben jedoch nicht schlecht. Zwar sind sie den Bürgern zu gehorsam verpflichtet und haben nicht das Recht Kleidung zu tragen, dafür ist aber für alle Grundbedürfnisse gesorgt. Ein Leibeigener hat keinen eigenen Besitz, hat aber auch gar keinen Grund, etwas eigenes besitzen zu müssen. So möchten die meisten eigentlich auch auf Proton bleiben. Die einzige Möglichkeit, länger als 30 Jahre zu bleiben, ist der Gewinn der alljährlichen Meisterschaften im Spiel.
Das Spiel ist eigentlich eine Meisterschaft, in der jeder gegen jeden in allen Möglichen Wettkämpfen antreten kann. Eine genauere Erklärung würde diesen Bericht sprengen, den die Variation reicht von GO bis zum Marathonlauf.
Bevor ich mich jetzt in Einzelheiten verzettel sollte ich aber zu einem der wichtigsten Aspekte von Proton kommen. Der Planet hat einen Zwilling (Phaze) in einem parallelen Universum, auf dem einiges anders ist. Während Proton eine hochtechnisierte Lebensfeindliche Welt ist, auf der das Überleben nur in Kuppeln möglich ist, ist Phaze eine naturbelassenen Märchenwelt mit Einhörnern, Werwölfen und Zauberern. Jede Kreatur auf Phaze hat eine Entsprechung auf Proton und umgekehrt. Wenn jedoch einer der beiden stirbt, kann der andere zwischen den Welten wechseln.
Genau daß passiert Stile. Sein alternatives Selbst stirbt und er wird zum Wanderer zwischen den Welten. Da der erste Band für Ihn unter dem Moto: Erkenne dich selbst! steht, möchte ich an dieser Stelle meine Beschreibung der Geschichte abbrechen um nicht zuviel vorwegzunehmen.
SKURILES
Laut Klappentext ist Doppelwelt der Startband der wohl besten Science Fantasy-Trilogie von Piers Anthony. Das verwundert, den in Deutschland kamen gleich zum Start 4 Bände auf den Markt. Einerseits könnte man nun sagen, daß Piers Anthony neben Douglas Adams einer der wenigen Autoren ist, die eine Trilogie mit mehr als drei Bänden auf den Markt gebracht haben, andererseits könnte man argumentieren, daß der deutsche Verlag einfach den zweiten Band in zwei Teilen auf den Markt gebracht hat und der Autor gar nicht dafür kann. Mittlerweile ist jedoch auch ein wirklicher vierter Band in deutsch erschienen und die englischen Bände zur Doppelwelt sind auf 7 angewachsen, womit Anthony Adams sogar überrundet hat. Die Trilogie Per Anhalter durch die Galaxis von Douglas Adams bringt es schließlich nur auf fünf Bände.
DER AUTHOR
Piers Anthony Dillingham Jacob wurde am 6. August 1934 in Oxford, England geboren. Bereits im Alter von 4 Jahren verließ er aber England und kehrte nie mehr in das Land seiner Geburt zurück. Zusammen mit seiner Schwester und seinen Eltern lebte er kurz in Spanien, wo seine Eltern während des spanischen Bürgerkrieges von 1936-1939 an einem Hilfsprojekt für hungernde Kinder arbeiteten.
Wegen Problemen mit der neuen Regierung (Piers Vater wurde von der Regierung Franco wegen falscher Anschuldigungen verhaftet) verließ die Familie Spanien aber 1940. So kam Piers im Alter von 6 Jahren in die Vereinigten Statten von Amerika, wo sein Vater ursprünglich herstammte.
Seine schulische Laufbahn war zunächst ein großes Desaster. Da er sich zu beginn bereits an die dritte Heimat gewöhnen mußte und zusätzlich ie Ehe seiner Eltern in die Brüche ging, verwundert mich dies jedoch nicht sehr. Er wechselte 5 mal die Schule und verbrachte 3 Jahre in der ersten Klasse bis er Lesen und Schreiben konnte. Zu diesem Zeitpunkt glaubte wohl keiner daran das sich Piers Anthony eines Tages mit Literatur in irgend einer Form beschäftigen würde.
1956 schloß Piers die Schule (Goddard College, Vermont) ab und heiratete seine Frau Carol Ann Marbel (kurz Cam). 1958 erlangte Piers nach dem Dienst in der U. S. Army die amerikanische Staatsbürgerschaft. Piers und Cam ließen sich nach seinem Kriegsdienst in Florida nieder, wo sie bis heute leben. Da beide zusammen bereits genug Namen für eine Großfamilie haben nannten sie ihre Töchter kurz Penny (*1967) und Cheryl (*1970).
Nach einigen Jobs als Lektor und Lehrer stellte Piers fest, das darin nicht seine wirkliche Bestimmung lag. Kurzerhand verkürzte er seinen Namen zu Piers Anthony, kündigte seinen Job und begann zu Schreiben. Die ersten Versuche eine Geschichte zu veröffentlichen waren allenfalls nicht von Erfolg gekrönt. Seine erste Kurzgeschichte (Evening) wurde vom Galaxy Magazine abgelehnt, und erst nach vielen Jahren, und vielen Versuchen wurde 1962 seine erste Geschichte veröffentlicht. Fünf Jahre später folgte der erste Roman. Mittlerweile hat Piers Anthony über 110 Romane geschrieben, von denen viele mit Preisen ausgezeichnet wurden.
DIE TRILOGIE
Der Doppelwelt Zyklus besteht in der deutschen Überstzung aus den Büchern
Die Doppelwelt
Der Blaue Adept Band 1
Der Blaue Adept Band 2
Juxtaposition
Verbannt aus der Doppelwelt
Die ersten 4 Bücher sind bei Moewig erschienen und mittlerweile leider alle vergriffen. Den letzten Band kenne ich leider nicht, weshalb ich dazu keine näheren Angaben machen kann. Im Original sind mittlerweile drei weitere Bände hinzugekommen, die aber bisher nicht auf deutsch erschienen sind.
DATEN
Piers Anthony DIE DOPPELWELT
erschienen bei Moewig
Originaltitel SPLIT INFINITY
deutsche Übersetzung Thomas Ziegler
352 Seiten Paperback
Preis 8,80 DM
FAZIT
Die Doppelwelt halte ich für einen sehr unterhaltsamen Roman, der mit Fantasy und Science Fiction zwei meiner Lieblingsgenres vereint. Die Story regt vielerlei zum nachdenken an. Man kann sie als eine Gegenüberstellung der heutigen technisierten Welt zur magischen Welt unserer Ahnen sehen. Auch kann man sie als eine Interpretation der Neumannschen Viele Welten Theorie betrachten. Ebenfalls fallen mir Parallelen zu Flucht ins 23. Jahrhundert (mit 30 Verbannung aus der Gesellschaft) und Frank Herberts Wüstenplaneten (Spice - Photonit) ins Auge.
Alles in allem ein Buch, daß ich jedem empfehlen kann, dem es irgendwo mal über den Weg läuft. Ich finde es sehr schade, daß die Reihe im Handel vergriffen ist und hoffe, daß sie irgendwann neu aufgelegt wird.
(Wie immer erstveröffentlicht bei ciao)
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-05-13 10:39:56 mit dem Titel halbes Buch zur Doppelwelt
Der Blaue Adept 1 / Anthony, Piers
Trotz der netten Story fühle ich mich von diesem Produkt enttäuscht. Es ist zwar ein Kuriosum, daß der zweite Band einer Trilogie groß den Aufdruck Band 1 trägt, ebenso wie es merkwürdig ist, wenn eine Trilogie mit vier Bänden verlegt wird. Dies allin trägt allerdings eher zur meiner Erheiterung bei, denn auch die ursprüngliche Trilogie ist mittlerweile um einige Bände erweitert worden, von denen aber bisher nur einer in deutscher Sprache erschienen ist. Ärgerlich macht es mich aber, wenn ich ein Buch kaufe und es mitten in der Geschichte plötzlich aufhört.
Zur Erklärung, in diesem Band befinden sich die ersten fünf Kapitel der amerikanischen Originalausgabe und Kapitel 6-12 kamen in Deutschland als separates Buch (Der blaue Adept Band 2) heraus. Während man sowohl den ersten Teil (Die Doppelwelt), wie auch den dritten Teil (Juxtaposition) der Trilogie durchaus als eigenständige Geschichten lesen kann, ist dies bei diesem halben Buch nicht der Fall. Es drängt sich mir die Vermutung auf, daß es sich um eine Marketingstrategie handelt. Für zwei Bücher kann man halt doppelt kassieren. Das ist aber weder im Sinne der Doppelwelt, noch im Sinne des Lesers.
ZUR STORY
Bereits im ersten Teil der Welt hat der Protagonist Stile erfahren, daß seine hoch technisierte Welt Proton durch einen magischen Schleier mit ihrer Parallelwelt Phaze verbunden ist. Während Stille auf Proton lediglich ein Leibeigener ist, dessen Aufenthaltsgenemigung bald abläuft, nimmt er auf Phaze die Stelle seines gestorbenen alternativen Selbst, des blauen Adepten, ein. Somit ist er dort einer der mächtigsten Zauberer des gesamten Planeten.
In diesem Band ist Stile sehr im Streß und hetzt eigentlich dauernd von einer Welt zur anderen. Während er auf Phaze versucht die Liebe der Lady Blau, also der Gemahlin seines alternativen Selbst, zu gewinnen und seinen Status als neuer blauer Adept zu sichern nimmt er auf Proton an den Spielen teil. Die Spiele stellen die einzige Möglichkeit für einen Leibeigenen dar, zu einer permanenten Aufenthaltsgenemigung und dem Status eines Bürgers von Proton zu gelangen. Dieser Preis winkt dem Gewinner, während die Verlierer in den Wettkämpfen den Planeten verlassen müssen. Ein hartes Los, den selbst als Leibeigener hat man auf Proton ein sehr angenehmes Leben.
Die Spiele die durch teilweise Wahl beider Spieler und ein Quäntchen Zufall des Spielecomputers gewählt werden haben dabei eine sehr breite Variation. So tritt Stile zuerst im american football an und muß dann in seiner zweiten Runde eine Partie Domino gewinnen. Am interessantesten fand ich den letzten Wettkampf dieses Buches, in dem Stile im Rätselwettkampf gegen einen Außerirdischen antritt.
Zwischen den Wettkämpfen eilt Stille immer wieder nach Phaze. Um die Deckung seiner Eidfreundin, der Einhornstute Neysa, aufzuschieben stimmt er einem Duell mit dem Hengst der Einhornherde zu. Durch das Orakel erfährt er nun, daß die einzige Chance zu gewinnen für ihn darin besteht, sich von den Platinelfen die magische Platinflöte zu leihen. Also machen sich Stile, Neysa und die Lady Blau auf den Weg zu diesen Elfen, die nicht gerade im Ruf stehen gastfreundschaftlich zu sein.
Nebenbei erfährt man in diesem Band sehr viel über die Lady Blau und den ersten blauen Adepten, da Lady Blau Stile einiges aus ihrer Vergangenheit berichtet. Wie sie aber an die Flöte kommen, wie Sile sich im einzelnen in den Wettkämpfen schlägt und was sonst noch in der Doppelwelt passiert möchte ich hier aber nicht verraten.
DER AUTOR
Piers Anthony Dillingham Jacob wurde am 6. August 1934 in Oxford, England geboren. Bereits im Alter von 4 Jahren verließ er aber England und kehrte nie mehr in das Land seiner Geburt zurück. Zusammen mit seiner Schwester und seinen Eltern lebte er kurz in Spanien, wo seine Eltern während des spanischen Bürgerkrieges von 1936-1939 an einem Hilfsprojekt für hungernde Kinder arbeiteten.
Wegen Problemen mit der neuen Regierung (Piers Vater wurde von der Regierung Franco wegen falscher Anschuldigungen verhaftet) verließ die Familie Spanien aber 1940. So kam Piers im Alter von 6 Jahren in die Vereinigten Statten von Amerika, wo sein Vater ursprünglich herstammte.
Seine schulische Laufbahn war zunächst ein großes Desaster. Da er sich zu beginn bereits an die dritte Heimat gewöhnen mußte und zusätzlich die Ehe seiner Eltern in die Brüche ging, verwundert mich dies jedoch nicht sehr. Er wechselte 5 mal die Schule und verbrachte 3 Jahre in der ersten Klasse bis er Lesen und Schreiben konnte. Zu diesem Zeitpunkt glaubte wohl keiner daran das sich Piers Anthony eines Tages mit Literatur in irgend einer Form beschäftigen würde.
1956 schloß Piers die Schule (Goddard College, Vermont) ab und heiratete seine Frau Carol Ann Marbel (kurz Cam). 1958 erlangte Piers nach dem Dienst in der U. S. Army die amerikanische Staatsbürgerschaft. Piers und Cam ließen sich nach seinem Kriegsdienst in Florida nieder, wo sie bis heute leben. Da beide zusammen bereits genug Namen für eine Großfamilie haben nannten sie ihre Töchter kurz Penny (*1967) und Cheryl (*1970).
Nach einigen Jobs als Lektor und Lehrer stellte Piers fest, das darin nicht seine wirkliche Bestimmung lag. Kurzerhand verkürzte er seinen Namen zu Piers Anthony, kündigte seinen Job und begann zu Schreiben. Die ersten Versuche eine Geschichte zu veröffentlichen waren allenfalls nicht von Erfolg gekrönt. Seine erste Kurzgeschichte (Evening) wurde vom Galaxy Magazine abgelehnt, und erst nach vielen Jahren, und vielen Versuchen wurde 1962 seine erste Geschichte veröffentlicht. Fünf Jahre später folgte der erste Roman. Mittlerweile hat Piers Anthony über 110 Romane geschrieben, von denen viele mit Preisen ausgezeichnet wurden.
DATEN
Der blaue Adept (Band 2a der Doppelwelt Trilogie)
Originaltitel: Blue Adept
dt. Übersetzung: Andreas Brandhorst
MOEWIG Science Fiction Band 3662
ISBN 3-8118-3662-5
160 Seiten Paperback
Preis: 6,80 DM
Weitere Bände der Trilogie: Die Doppelwelt, Juxtaposition
KRITIK
Neben der unsinnigen Teilung des blauen Adepten in zwei Bände, die dazu führt, daß das Buch mittendrin aufhört, bin ich auch mit der Übersetzung nicht ganz glücklich. So habe ich leider Schwierigkeiten, das letzte Rätsel in der deutschen Übersetzung nachzuvollziehen. Es geht um die Erweiterung des Satzes von Pythagoras (a²+b²=c²) auf unendlich große Potenzen, womit eine quadratische Kurve beschrieben werden soll. Mir wird nicht ganz klar, was da wie dargestellt wird?
Dabei scheint mir das Rätsel eine tiefere Bedeutung für die Doppelwelt zu haben, den zur Lösung muß man durch Unendlich teilen und der erste Teil der Trilogie nennt sich im Original Split Infinity. Möglicherweise aber auch nur ein Zufall?
Das Cover ist zwar ganz hübsch, hat aber mit dem Buch nicht wirklich etwas zu tun. Weder gibt es in der Geschichte geflügelte Einhörner, noch trägt man in Phaze oder Proton Jeans und Turnschuhe. Hier hat sich wohl jemand gedacht, bei einem Fantasyroman kann ich meiner Fantasie auch freien Lauf bei er Gestaltung des Einbandes lassen. Wobei ich sagen muß, daß es sich wie so oft bei Piers Anthony um eine Mischung aus Fantasy und Science Fiction handelt.
Auch das Papier und die Bindung scheinen mir nicht von großer Qualität zu sein. Es wundert mich also wenn ich dieses Buch in der Hand halte nicht sehr, daß der Moewig Verlag keine Science Fiction mehr verlegt.
Abgesehen davon fügt sich dieses Buch aber dennoch schön in die Trilogie ein, welche ich für eine gelungene Mischung aus Fantasy und Science Fiction halte.
FAZIT
Genau genommen handelt es sich hier um ein halbes Buch. Die Trennung des blauen Adepten in zwei Bände kann ich nicht nachvollziehen. Statt Band 1 hätte man lieber erste Hälfte auf das Buch drucken sollen. Das träfe die Sache besser.
Sollte ich hier die Geschichte bewerten gäbe es möglicherweise 5 Sterne von mir. Für das Gesamtprodukt, also die mangelhafte deutsche Ausgabe des Moewig Verlags, kann ich mich aber lediglich noch zu drei Sternen durchringen.
Wer die Trilogie am Stück lesen will kommt wohl nicht um diesen Band herum. Wer aber nur mal eben ein Buch von Piers Anthony lesen möchte um sich ein Bild über den Autor zu machen wird hier abgeschreckt!
(wie immer erstveröffentlicht bei ciao)
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-05-13 13:10:52 mit dem Titel ein Bruchstück Fantasy-Literatur
Der Blaue Adept 2 / Anthony, Piers
Trotz der netten Story fühle ich mich von diesem Produkt ebenso enttäuscht wie vom Vorgänger Band 1.
Zur Erklärung: In diesem Band befinden sich die letzten sieben Kapitel der amerikanischen Originalausgabe Blue Adept und Kapitel 1-5 kamen in Deutschland als separates Buch (Der blaue Adept Band 1) heraus. Während man sowohl den ersten Teil (Die Doppelwelt), wie auch den dritten Teil (Juxtaposition) der Trilogie durchaus als eigenständige Geschichten lesen kann, ist dies bei diesem halben Buch nicht der Fall. Die Story beginnt mittendrin, wenn man den Band 1 nicht gelesen hat. Es drängt sich mir die Vermutung auf, daß es sich um eine Marketingstrategie handelt, da man für zwei Bücher doppelt kassieren kann. Das ist aber sicher nicht mit dem Titel Doppelwelt beabsichtigt worden.
WAS BISHER GESCHAH
(geraffte Story Doppelwelt & Der Blaue Adept Band 1)
Der Leibeigene Stile hat herausgefunden, daß es neben seiner hochtechnisierten Welt Proton noch eine Parallelwelt mit Namen Phase gibt, die von der Magie bestimmt wird. Auf der Fluch vor Anschlägen auf sein Leben, deren Grund ihm ein Rätsel ist, gelangt er nach Phaze und nimmt dort die Stelle seines alternativen Selbst ein, daß bei einem Anschlag umgekommen ist. Stile wird der blaue Adept, der mächtigste Zauberer von Phaze.
Da Stile auf der Suche nach dem Mörder seines Vorgängers die Hilfe seiner Einhornfreundin Neysa benötigt, der Herdenhengst aber ebenfalls Ansprüche erhebt einigen sich beide darauf die Entscheidung in einem Duell zu fällen. Um Chancen gegen die magieresitenten Einhörner zu haben macht sich Stille auf, die heilige Flöte der Platinelfen zu suchen. Mit Hilfe der Werwölfe und Vampire kommt er schließlich in ihren Besitz.
Nach wie vor ist er aber auf der Suche nach den Attentätern (in Phaze und Proton) und versucht die Liebe der Lady Blau zu erringen. Auch die Wettkämpfe auf Proton, bei denen als Preis der Bürger
status zu gewinnen ist machen einen häufigen Spährenwechsel notwendig.
ZUR STORY
Das Buch beginnt mit der Einhornolympiade, auf die der erste Band hingearbeitet hat. Mit Hilfe der Vampire gelingt es Stile trotz einer Niederlage gegen den Herdenhengst seine Interessen durchzusetzen. Seine Eidfreundin, die Einhornstute Neysa bekommt die Erlaubnis, weiterhin bei der Suche nach Stiles Feinden behilflich zu sein.
Auch auf Proton muß Stille im Turnier eine Niederlage in den Wettkämpfen hinnehmen. Bei einem Wettmusizieren bekommt er als Gegner Clef zugewiesen, der scheinbar der beste Musiker des Planeten ist. Auch hier kann Stille aber einen Vorteil sehen, den er erkennt in Clef den Prophezeiten der Platinelfen. So übergibt Stille Clef sein magisches Musikinstrument, welches er sich im letzten Buch geliehen hat, und nimmt ihn mit nach Phaze, wie er es den Elfen versprochen hat.
Ein Problem ergibt sich, als sich Hulk ebenfalls in die Lady Blau verliebt. Stile macht ihm den Vorschlag zurück nach Proton zu wechseln um das alternative Selbst der Lady zu finden. Leider hat Stiles Gegner aber dort eine Falle gelegt, in die Hulk hinein tappt. Stile kann lediglich in einer Aufzeichnung sehen, wie Hulk umgebracht wird und schwört Vergeltung.
Als er herausfindet, daß es sich bei seinem Gegner um den Roten Adepten handelt, der seine Magie mittels Amuletten ausübt, macht sich Stille auf die Suche um diesen Gegner endgültig zu vernichten. Da der Rote Adept ebenfalls zwischen den beiden Welten hin und her wechselt entbrennt ein verwirrender Kampf über beide Sphären, der seinen Höhepunkt unerwartet im regulärem Wettkampf auf Proton findet.
Mehr möchte ich nun aber wirklich nicht verraten.
DER AUTOR
Piers Anthony Dillingham Jacob wurde am 6. August 1934 in Oxford, England geboren. Bereits im Alter von 4 Jahren verließ er aber England und kehrte nie mehr in das Land seiner Geburt zurück. Zusammen mit seiner Schwester und seinen Eltern lebte er kurz in Spanien, wo seine Eltern während des spanischen Bürgerkrieges von 1936-1939 an einem Hilfsprojekt für hungernde Kinder arbeiteten.
Wegen Problemen mit der neuen Regierung (Piers Vater wurde von der Regierung Franco wegen falscher Anschuldigungen verhaftet) verließ die Familie Spanien aber 1940. So kam Piers im Alter von 6 Jahren in die Vereinigten Statten von Amerika, wo sein Vater ursprünglich herstammte.
Seine schulische Laufbahn war zunächst ein großes Desaster. Da er sich zu beginn bereits an die dritte Heimat gewöhnen mußte und zusätzlich die Ehe seiner Eltern in die Brüche ging, verwundert mich dies jedoch nicht sehr. Er wechselte 5 mal die Schule und verbrachte 3 Jahre in der ersten Klasse bis er Lesen und Schreiben konnte. Zu diesem Zeitpunkt glaubte wohl keiner daran das sich Piers Anthony eines Tages mit Literatur in irgend einer Form beschäftigen würde.
1956 schloß Piers die Schule (Goddard College, Vermont) ab und heiratete seine Frau Carol Ann Marbel (kurz Cam). 1958 erlangte Piers nach dem Dienst in der U. S. Army die amerikanische Staatsbürgerschaft. Piers und Cam ließen sich nach seinem Kriegsdienst in Florida nieder, wo sie bis heute leben. Da beide zusammen bereits genug Namen für eine Großfamilie haben nannten sie ihre Töchter kurz Penny (*1967) und Cheryl (*1970).
Nach einigen Jobs als Lektor und Lehrer stellte Piers fest, das darin nicht seine wirkliche Bestimmung lag. Kurzerhand verkürzte er seinen Namen zu Piers Anthony, kündigte seinen Job und begann zu Schreiben. Die ersten Versuche eine Geschichte zu veröffentlichen waren allenfalls nicht von Erfolg gekrönt. Seine erste Kurzgeschichte (Evening) wurde vom Galaxy Magazine abgelehnt, und erst nach vielen Jahren, und vielen Versuchen wurde 1962 seine erste Geschichte veröffentlicht. Fünf Jahre später folgte der erste Roman. Mittlerweile hat Piers Anthony über 110 Romane geschrieben, von denen viele mit Preisen ausgezeichnet wurden.
DATEN
Der blaue Adept (Band 2b der Doppelwelt Trilogie)
Originaltitel: Blue Adept
dt. Übersetzung: Andreas Brandhorst
MOEWIG Science Fiction Band 3679
ISBN 3-8118-3679-X
160 Seiten Paperback
Preis: 6,80 DM
Weitere Bände der ursprünglichen Trilogie: Die Doppelwelt, Juxtaposition
Mittlerweile ist die Trilogie allerdings um mehrere Bände erweitert worden, die ich jedoch nicht gelesen habe und die überwiegend nur im englischem Original zu erhalten sind.
KRITIK
Neben der unsinnigen Teilung des blauen Adepten in zwei Bände, die dazu führt, daß das Buch mittendrin aufhört, gefällt mir auch das Cover nicht besonders. Es ist zwar ganz hübsch, hat aber mit dem Buch nicht wirklich etwas zu tun. Weder gibt es in der Geschichte geflügelte Einhörner, noch trägt man in Phaze oder Proton Jeans und Turnschuhe. Hier hat sich wohl jemand gedacht, bei einem Fantasyroman kann ich meiner Fantasie auch freien Lauf bei er Gestaltung des Einbandes lassen. Wobei ich sagen muß, daß es sich wie so oft bei Piers Anthony um eine Mischung aus Fantasy und Science Fiction handelt.
Das Papier und die Bindung scheinen mir auch nicht von großer Qualität zu sein. Es wundert mich also wenn ich dieses Buch in der Hand halte nicht sehr, daß der Moewig Verlag keine Science Fiction mehr verlegt.
FAZIT
Die Bände Doppelwelt und Juxtaposition bilden in sich abgeschlossene Geschichten, die sich gut in die Trilogie einfügen. Das kann ich vom blauen Adepten nicht behaupten. Genau genommen handelt es sich hier um ein halbes Buch. Die Trennung des blauen Adepten in zwei Bände kann ich nicht nachvollziehen. Statt Band 2 hätte man lieber zweite Hälfte auf das Buch drucken sollen, das träfe die Sache besser. Zudem läßt sich die Story nur schwer nachvollziehen, wenn man nicht (mindestens) den ersten Band gelesen hat.
Sollte ich hier die Geschichte bewerten gäbe es möglicherweise 5 Sterne von mir. Sie klärt doch einiges, was mir bei den restlichen Bänden nicht ganz klar war und ist sehr spannend. Für das Gesamtprodukt aber, die zerrissene deutsche Ausgabe des Moewig Verlags, kann ich mich maximal zu drei Sternen durchringen.
Wer die Trilogie am Stück lesen will, kommt wohl nicht um diesen Band herum. Wer aber nur mal eben ein Buch von Piers Anthony lesen möchte um sich ein Bild über den Autor zu machen wird hier abgeschreckt uns sollte lieber die Finger davon lassen.
(wie immer erstveröffentlicht bei ciao)
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-05-13 16:06:08 mit dem Titel Spannung bis zum Ende
Juxta-Position / Anthony, Piers
Juxtaposition ist der abschließende Band des Doppelwelt-Zyklus, der Piers Anthony – neben der Tarot-Trilogie – zu großem Erfolg verhalf. Stile, in Proton, dem Planeten der Wissenschaft, ein Leibeigener, auf Phaze, wo die Magie herrscht, ein Herrscher, ist nach wie vor zwischen den Welten auf der Suche nach seinem geheimnisvollen Gegnspieler. Und er findet ihn.
Soviel gibt die Rückseite des Bandes her mit dem ich meine Berichte zur Doppelwelt von Piers Anthony vorerst abschließen möchte. Einer Trilogie die ich nicht chronologisch gelesen habe, sondern mit diesem Band begann, den ich durch Zufall auf dem Flohmarkt gefunden habe. Daher kann ich auch sagen, daß die Geschichte durchaus ohne Lektüre der ersten Bände interessant und spannend ist. Letztendlich hat mich die Doppelwelt aber so fasziniert, daß ich mir die anderen Bände nachträglich zugelegt habe.
__DIE VORGESCHICHTE__
(geraffte Story Doppelwelt & Der Blaue Adept)
Der Leibeigene Stile hat herausgefunden, daß es neben seiner hochtechnisierten Welt Proton noch eine Parallelwelt mit Namen Phaze gibt, die von der Magie bestimmt wird. Auf der Fluch vor Anschlägen auf sein Leben, deren Grund ihm ein Rätsel ist, gelangt er nach Phaze und nimmt dort die Stelle seines alternativen Selbst ein, daß bei einem Anschlag umgekommen ist. Stile wird der blaue Adept, der mächtigste Zauberer von Phaze.
Da Stile auf der Suche nach dem Mörder seines Vorgängers die Hilfe seiner Einhornfreundin Neysa benötigt, der Herdenhengst aber ebenfalls Ansprüche erhebt einigen sich beide darauf die Entscheidung in einem Duell zu fällen. Um Chancen gegen die magieresitenten Einhörner zu haben macht sich Stille auf, die heilige Flöte der Platinelfen zu suchen. Mit Hilfe der Werwölfe und Vampire kommt er schließlich in ihren Besitz, was ihm aber lediglich zu einer ehrenvollen Niederlage verhilft.
Auf Proton muß Stille ebenfalls eine Niederlage im Wettkampf hinnehmen, erkennt jedoch in seinem Gegner Clef den Prophezeiten der Platinelfen. So übergibt Stile die Flöte an Clef und nimmt ihn mit nach Phaze, wo er sich auf den Weg zu den Elfen macht.
Durch den tragischen Tod seines Freundes Hulk erkennt Stille im roten Adepten seinen geheimnisvollen Gegner. Es kommt zu einem erbittertem Kampf der sich über beide Welten hinzieht. Letztendlich geht Stile aber als Sieger hervor und gewinnt sogar die Liebe der Lady Blau, der Gemahlin seines ermordeten alternativen Selbst auf Phaze.
__ZUR STORY__
Der Band beginnt mit den Flitterwochen von Stile - dem blauen Adepten - und der Lady Blau die sich auf den Weg zum Westpol machen. (In der magischen Welt Phaze gibt es neben Nord- und Südpol auch einen West- und Ostpol!) Alles scheint friedlich, bis sie auf feindliche Magie stoßen. Auf irgend eine Weise scheint das Orakel durch Fehlinterpretationen an den Angriffen beteiligt zu sein.
In groben Zügen wird in Gesprächen zwischen den frisch Vermählten die bisherige Story erklärt. Stile scheint bereits in seiner Ursprungswelt Proton von einem unerkannten Feind verfolgt worden zu sein. Auf der Suche wechselt er in den Kapiteln des Buches immer wieder zwischen beiden Welten. Zudem läuft auf Proton auch weiterhin der Wettkampf, als dessen Preis die Bürgerschaft auf Proton winkt.
Im Laufe der Geschichte zeigt sich, daß Stile tiefer in das Schicksal der beiden Welten verwoben ist als ihm lieb ist. Das Gleichgewicht zwischen den beiden Alternativen Welten droht aus den Fugen zu geraten und Stile stößt auf beiden Seiten auf erbitterten Widerstand, da sowohl Adepten, wie auch Bürger um ihre Macht fürchten.
Wer mehr zur Story wissen möchte kommt um die eigene Lektüre schwer herum... ;)
__DER AUTOR__
Piers Anthony Dillingham Jacob wurde am 6. August 1934 in Oxford, England geboren. Bereits im Alter von 4 Jahren verließ er aber England und kehrte nie mehr in das Land seiner Geburt zurück. Zusammen mit seiner Schwester und seinen Eltern lebte er kurz in Spanien, wo seine Eltern während des spanischen Bürgerkrieges von 1936-1939 an einem Hilfsprojekt für hungernde Kinder arbeiteten.
Wegen Problemen mit der neuen Regierung (Piers Vater wurde von der Regierung Franco wegen falscher Anschuldigungen verhaftet) verließ die Familie Spanien aber 1940. So kam Piers im Alter von 6 Jahren in die Vereinigten Statten von Amerika, wo sein Vater ursprünglich herstammte.
Seine schulische Laufbahn war zunächst ein großes Desaster. Da er sich zu beginn bereits an die dritte Heimat gewöhnen mußte und zusätzlich die Ehe seiner Eltern in die Brüche ging, verwundert mich dies jedoch nicht sehr. Er wechselte 5 mal die Schule und verbrachte 3 Jahre in der ersten Klasse bis er Lesen und Schreiben konnte. Zu diesem Zeitpunkt glaubte wohl keiner daran das sich Piers Anthony eines Tages mit Literatur in irgend einer Form beschäftigen würde.
1956 schloß Piers die Schule (Goddard College, Vermont) ab und heiratete seine Frau Carol Ann Marbel (kurz Cam). 1958 erlangte Piers nach dem Dienst in der U. S. Army die amerikanische Staatsbürgerschaft. Piers und Cam ließen sich nach seinem Kriegsdienst in Florida nieder, wo sie bis heute leben. Da beide zusammen bereits genug Namen für eine Großfamilie haben nannten sie ihre Töchter kurz Penny (*1967) und Cheryl (*1970).
Nach einigen Jobs als Lektor und Lehrer stellte Piers fest, das darin nicht seine wirkliche Bestimmung lag. Kurzerhand verkürzte er seinen Namen zu Piers Anthony, kündigte seinen Job und begann zu Schreiben. Die ersten Versuche eine Geschichte zu veröffentlichen waren allenfalls nicht von Erfolg gekrönt. Seine erste Kurzgeschichte (Evening) wurde vom Galaxy Magazine abgelehnt, und erst nach vielen Jahren, und vielen Versuchen wurde 1962 seine erste Geschichte veröffentlicht. Fünf Jahre später folgte der erste Roman. Mittlerweile hat Piers Anthony über 110 Romane geschrieben, von denen viele mit Preisen ausgezeichnet wurden.
__DATEN__
Juxtaposition (Abschlußband der Doppelwelt Trilogie)
Originaltitel: Juxtaposition
dt. Übersetzung: Andreas Brandhorst
MOEWIG Science Fiction Band 3696
ISBN 3-8118-3696-X
432 Seiten Paperback
Preis: 16,80 DM
Weitere Bände der ursprünglichen Trilogie: Die Doppelwelt, Der Blaue Adept (Band 1 und 2).
Mittlerweile ist die Trilogie allerdings um mehrere Bände erweitert worden, die ich jedoch nicht gelesen habe und die überwiegend nur im englischem Original zu erhalten sind.
__ANMERKUNGEN__
Wenn man die vorhergehenden Bände gelesen hat wundert man sich doch stark über den Text auf dem Cover. (s. Anfang meines Berichtes) Stille scheint doch gerade den geheimnisvollen Gegner (den roten Adepten) im Band zuvor besiegt zu haben. Zur Aufklärung sei gesagt, daß Rot ebenfalls durch einen (fehlgedeuteten) Spruch des Orakels zum Gegner für Stille wurde. Die Verschwörung scheint also tatsächlich noch tiefer zu liegen.
Wer sich über den merkwürdigen Titel wundert, dem sei Gesagt, daß Juxtaposition etwa mit Nebeneinanderstellung aus dem Englischen übersetzt werden kann. In den Büchern geht es dauernd um die Verknüpfung der beiden Welten, die auch zwei unterschiedliche Ansichten einer Welt interpretiert werden können. (Ich bin mal so frei..) Der magischen und der wissenschaftlichen Sicht der Welt. Zum Ende des Buches kommt es zur Juxtaposition und beide Welten nehmen einander plötzlich wahr, was zu einem einschneidenden Erlebnis für alle Beteiligten wird.
Wie so häufig fasziniert mich die Mischung von Fantasy und Science Fiction die ich für eine Spezialität von Piers Anthony halte. Auch wenn er selten so scharf trennt, wie in diesem Buch, wo er jeder Welt nur eine Eigenschaft zugesteht.
__FAZIT__
Juxtaposition bildet in sich abgeschlossene Geschichten, die mir jedoch Lust auf mehr gemacht hat, so daß ich schließlich doch die Vorgänger ebenfalls gelesen habe. Ließt man es dann nochmal rücken auch die letzen Fragezeichen in ein erhellendes Licht.
Die Geschichte finde ich sehr spannend und unterhaltsam. Zudem scheinen mir viele autobiographische Züge des Autors mit in den Protagonisten einzufließen. Die Story lädt zudem ein über den Raubbau an der Welt, den wir teilweise betreiben und noch so manches andere nachzudenken. Ein wie ich finde typischer Piers Anthony Roman.
Jedem der Fantasy und Science Fiction mag kann ich nur raten mal einen Blick hinein zu werfen. Es lohnt sich! Und dafür vergebe ich gerne volle Punkte.
(wie immer erstveröffentlicht bei ciao)
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-06-03 11:04:36 mit dem Titel Der zweite Engel / Kerr, Philip
Spannung bis zum Schluß
Phillip Kerr war für mich bis zu diesem Roman ein völlig unbeschriebenes Blatt und hätte man
mir das Buch nicht mit den Worten Das mußt Du unbedingt lesen! in die Hand gedrückt
wäre ich wohl auch nie auf diesen Autor Aufmerksam geworden.
Der Zweite Engel wird angepriesen als zugleich hochspannender Science-Thriller und
philosophischer Abenteuerroman. Wenn man mich fragen würde hätte ich wohl eher gesagt,
es handelt sich um einen spannenden SF Roman. Der Roman zeichnet eine Vision der Erde im
Jahre 2069 in einer düsteren Atmosphäre, die vielleicht an den Blade Runner erinnern mag.
Nebenbei werden sehr viele Bezüge aus Gentechnik, Quantenphysik und Philosophie eingewoben.
Sehr viele Erklärungen (reale und fiktiv) finden sich in Fußnoten, was aber für einen Leser
von Terry Pratchett Romanen (wie mich) nichts ungewöhnliches darstellt. Auch die Handlung
nimmt immer wieder unerwartete Wendungen und so hatte ich durchaus Schwierigkeiten das Buch
zwischendurch aus der Hand zu legen. Sehr positiv finde ich auch, daß es der Autor schafft
mich selbst auf der letzten Seite noch zu überraschen.
__INHALT__
Da ich das Buch selbst völlig unbefangen gelesen habe und mich die Handlung doch oftmals
überrascht hat möchte ich hier auch nicht mehr verraten, als der Verlag selbst preisgibt:
In der zweiten Hälfte des 21. Jahrhunderts kämpft die Menschheit ums Überleben: Ein
tödliches Virus namens P2 hat achtzig Prozent der Weltbevölkerung befallen. Die Krankheit
ist heilbar, allerdings nur durch einen kompletten Blutaustausch. Blut bedeutet Leben; es
ist wertvoller als Gold. Der Preis für einen Liter gesunden Blutes liegt
bei 1,5 Millionen Dollar. Ein erstklassiges Spekulationsobjekt für
Geschäftemacher, die reich werden und zugleich gesund bleiben. Wer nicht
zu diesen privilegierten Kreisen gehört, hat kaum eine Überlebenschance.
Überall auf der Welt sind Blutbanken durch ausgeklügelte Sicherheitsvorkehrungen geschützt.
Die größte und wichtigste dieser Banken befindet sich auf dem Mond, ausgerüstet mit einem
unüberwindlichen Hochsicherheitssystem, das von einem allwissenden Computer namens
«Descartes» gesteuert wird.
Dieses hochkomplexe System ist die Erfindung eines einzigen Mannes: Dana
Dallas, Chefkonstrukteur des mächtigen Terotech-Konzerns. Das tödliche Virus hat ihn zu
einem reichen Mann gemacht, er ist auf der Gewinnerseite der neuen Weltordnung.
Doch dann erkrankt seine kleine Tochter, und Dallas braucht plötzlich selbst große Mengen
des begehrten Stoffes - mehr, als er je bezahlen könnte. Der geniale Techniker wird zum
Sicherheitsrisiko, Terotech setzt einen Killer auf ihn an.
Plötzlich steht Dallas auf der anderen Seite, und er beschließt, den
Kampf aufzunehmen und das Unmögliche zu wagen: Er tritt gegen sein eigenes perfektes System
an. Ein gnadenloses Duell zwischen Mensch und Technik beginnt...
__DER AUTOR__
Philip Kerr wird 1956 in Edinburgh, Schottland, geboren. Seine Familie zieht Anfang der 70er
Jahre nach Northhampton in England. Der Jugendliche leidet unter der Verachtung, die ihm die
Gleichaltrigen entgegenbringen und versucht, seine schottische Herkunft zu verbergen.
Nach der Schule studiert Philip Kerr Jura und anschließend Rechtsphilosophie in Birmingham
(1973 bis 1980). Nach Abschluss des Studiums wendet er sich von der Juristerei ab und
arbeitet in einer Werbeagentur. Tagsüber schreibt Kerr an Werbekampagnen, nachts an seinen
Romanen. Mit dem Erscheinen seines ersten Romans 1989 gibt Kerr seinen Job auf und widmet
sich ganz der Schriftstellerei.
Philip Kerr schreibt zunächst eine aufsehenerregende Trilogie über den ehemaligen Polizisten
Bernhard Gunther, der im Berlin der Nazi-Zeit eine Detektei betreibt und versucht, seinen
eigenen Weg zu gehen. Die drei Romane erweisen sich zwar nicht als Bestseller, werden aber
von der Kritik positiv besprochen und verkaufen sich bis heute gut. Danach wendet sich Kerr
dem Science- oder Technothriller zu: Kerr gewinnt sowohl mit dem Roman Das
Wittgenstein-Programm - ein Unbekannter dringt im Jahr 2013 in die Datenbank des
Londoner Polizeicomputers ein, indem die Daten über Männer gespeichert sind, die aufgrund
ihrer genetischen Disposition gewaltbereit seien - als auch mit »Game Over« - einen Roman
über ein hochtechnifiziertes Hochhaus, in dem der Computer austickt und mit den Menschen ein
perfides Spiel treibt - gleich zweimal den Deutschen Krimipreis (1995 und 1997). Philip Kerr
selbst sortiert seine Romane eher als Science-Fiction ein: Aber erst wenn man den Begriff
in seine Bestandteile zerlegt: die fiktionale Hochrechnung aktueller wissenschaftlicher
Befunde. (zitiert nach Ralph Eue).
Philip Kerr ist verheiratet und lebt in dem Londoner Vorort Wimbledon.
__QUELLEN__
http://www.rowohlt.de/rowohlt/roverlag/kerr2-00.htm
http://www.medical-thriller.de/philipp_kerr_2.html
__DATEN__
Philip Kerr
Der
zweite Engel
Thriller
Deutsch von Cornelia Holfelder-von der
Tann
448 Seiten
Gebunden. DM 42,-
3-0852-0649-6
Mittlerweile als Paperback für 9,90 Euro zu haben
__FAZIT__
Den Roman kann ich wirklich allen Freunden der Science Fiction nur wärmstens
weiterempfehlen. Philip Kerr hat mich mit dem zeiten Engel stundenlang gefesselt und
spannend unterhalten. Eine düstere Zukunftsvision, die angesichts von Seuchen wie AIDS gar
nicht mehr so weit entfernt scheint.
Ich habe jedenfalls beschlossen, daß ich mehr von Kerr lesen muß und warte gespannt, wann
das Wittgenstein-Programm von im in meinem Briefkasten auftaucht.
(auch dieses Mal erstveröffentlicht bei ciao)
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-07-02 09:17:20 mit dem Titel Wer ist hier eigentlich verrückt?
Kleiner Mond für Psychopathen / Dick, Philip K.
Kleiner Mond für Psychopathen lag bei mir über Jahre in einer Bücherkiste, bis ich es neulich ausgegraben und gelesen habe. Nachdem ciao meinen Vorschlag angenommen hat möchte ich das Buch nun auch bei yopi vielleicht ein paar Lesern schmackhaft machen.
__ZUM INHALT__
Zunächst gebe ich hier mal kurz den Text auf dem Einband wieder:
Ein Hospitalmond im Alpha Centauri System wird von ausgebrochenen Psychopathen erobert. Die Irren bereiten sich auf einen Krieg mit der Erde vor. Der Kriegsclan der Paranoiker plant den Präventivschlag, die Manischen basteln begeistert die Waffen dazu. Extraterrestrier mischen sich ein. Die Erde entsendet CIA-Top-Agenten Rittersdorf. Aber Rittersdorf hat kein Verständnis für Psychopathen. Sein Problem: Wie bringe ich unauffällig meine Frau um?
Nun, wer diesen Text geschrieben hat scheint mir nur in Ansätzen die gleiche Geschichte gelesen zu haben wie ich. Zumindest finde ich ihn nicht besonders treffend.
Die Hauptfigur der Geschichte ist sicher der Agent Rittersdorf, der durch die Scheidung seiner Frau in den Ruin getrieben wird. Richtig ist auch, daß er den Plan ersinnt seine Frau die als Chefpsychiater in ein Gutachten über besagten Mond anfertigen will, dort auf einer Mission zu ermorden um sich so seiner Probleme zu entledigen.
Allerdings klingt der Klappentext so, als ob eine Horde von Psychopathen den Mond in einer Art Überfall in Besitz genommen hätten. Es ist aber vielmehr so, daß es sich bei dem Mond um ein ehemaliges Sanatorium handelt, das sich über Jahre hinweg selbst überlassen wurde. Auf dem Mond hat sich eine eigene Gesellschaft aus den unterschiedlichen Gruppen psychisch Kranker herausgebildet, die in meinen Augen ein Zerrspiegel der menschlichen Gesellschaft darstellt.
Die Hauptfrage, die ich mir bei der Lektüre immer wieder gestellt habe war: Wer ist hier eigentlich verrückt?
__DER AUTOR__
Philip Kindred Dick wurde 1928 in Chicago geboren und veröffentlichte 1952 seine erste Geschichte. Die meiste Zeit seines Lebens verbrachte er in Kalifornien, wo er in den 50er und 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts die meisten seiner Geschichten veröffentlichte. Große Bekanntheit erlangte er unter anderem mit seiner Geschichte Träumen Roboter von elektrischen Schafen die Rideley Scott unter dem Titel DER BLADERUNNER verfilmt hat. Philip K. Dick starb 1982.
__DATEN_
Philip K. Dick: Kleiner Mond für Psychopathen
Originaltitel: Clans of the Alphane Moon
Bastei Lübbe Science Fiction Bestseller Band 22 012
deutsche Übersetzung: Rosemarie Hundertmarck
187 Seiten Paperback
Preis: 4,80 DM
ISBN 3-404-01383-2
__MEINE MEINUNG__
Auch wenn der Roman von 1964 ist zeichnet Dick eine Persiflage auf die Gesellschaft, die nach wie vor aktuell ist. Schließlich wird unsere Welt in vielen Beziehungen immer verrückter.
Der Protagonist Rittersdorf ist ein sympatischer Antiheld, der eigentlich eher in eine große Affäre hineingezogen wird und von einem Schlamassel ins nächste Gerät, als kaltblütig einen Mord zu planen, wie man vielleicht nach der Lektüre des Einbandes vermuten könnte. Es fehlt in dieser Space Opera weder an seltsamen Außerirdischen, noch an futuristischen Erfindungen (auch aus heutiger Sicht!).
Ich denke Philip Dick ist hier ein sehr unterhaltsamer Roman gelungen, der dazu anregt mal darüber nachzudenken, was denn nun eigentlich normal ist. Das ganz ist verpackt in eine rasante SciFi Komödie mit vielen skurilen Einfällen.
Ich muß sagen ich hatte sehr viel Spaß bei der Lektüre und habe mir darauf gleich einen (neuen) Sammelband mit Geschichten dieses Autors zugelegt. ;)
__FAZIT__
Wer den Schinken irgendwo auf dem Flohmarkt findet sollte ihn ruhig mitnehmen. Ich schätze mal, daß man das Buch für ein bis zwei Euro bekommen dürfte und dafür bietet es eine Menge Spaß und Unterhaltung.
Allerdings ziehe ich für die schlechte Papierqualität und die billige Bindung einen Punkt in der Wertung ab.
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-07-02 13:00:02 mit dem Titel PLAYBOY mal ohne Bilder! ;)
Die besten Stories von Philip K. Dick
Nachdem ich Kleiner Mond für Psychopathen von Philip K. Dick verschlungen habe konnte ich nicht umhin mir dieses Buch zu kaufen als ich es vor der Mensa am Bücherstand entdeckte. Zudem hatte ich bei dem Titel die Vermutung, daß sich die Geschichte Träumen Androiden von elektrischen Schafen unter den besten Stories befinden könnte. Diese suche ich schon länger, da sie die Vorlage zum Film BLADE RUNNER war und mich die Vorlage interessiert.
Auch wenn meiner gesuchte Geschichte nicht in diesem Buch enthalten ist war es für mich ein Vergnügen etwas mehr von der teils bizarren und meist düsteren Welt des Philip K. Dick mitzubekommen.
__ZUM INHALT__
Und da liegt dann das Wobb *****
BEYOND LIES THE WUB
Eine bizarre, kurze Geschichte über eine Raumschiffbesatzung, welche sich für ihre Reise mit lebendigem Proviant weiterlesen schließen -
Tanz auf meinem Grab - Aidan Chambers
29.09.2002, 20:25 Uhr von
yopianerin
Hi! Ich liebe Musik (Alternative, Grunge, Reggae, Metal,...) und höre fast ständig Musik ;) Ich...Pro:
sehr spannend, informativ und interessant
Kontra:
sehr lange
Empfehlung:
Nein
Der Roman „Tanz auf meinem Grab“ von dem englischen Autor Aidan Chambers handelt von dem sechzehnjährigen Protagonisten Henry Spurling Robinson, kurz Hal genannt.
Den Rahmen der Handlung bilden zwei Zeitungsausschnitte, die als Einleitung und Schluss dienen.
Hal zieht mit seinen Eltern nach Southend (in England) und lernt dort nach anfänglichen Schwierigkeiten Barry kennen. Beide sind von einander fasziniert und es entwickelt sich rasch „mehr“ als eine Jungenfreundschaft.
Hal arbeitet in den Sommerferien bei Barry und dessen Mutter im Geschäft, Barrys Vater ist bereits verstorben. Hal will ständig mit Barry zusammen sein und vereinnahmt ihn völlig. Auf Barry übt jedoch das Neue und Unbekannte einen besonderen Reiz aus, weshalb er auch mit Hal Schluss macht.
Nach einem großen Streit kommt es zu dem tragischen Unfall. Barry stirbt und Hal fühlt sich schuldig. Er will Barrys Leiche sehen, um sicher sein zu können, dass er wirklich tot ist...
Die Erzählperspektiven wechseln zwischen Hal und einem Sozialarbeiter, der Hal betreut. Denn nachdem Hal es durch die Hilfe einer Freundin geschafft hatte, Barrys Leiche zu sehen, tanzt er auf dessen Grab.
Der Sozialarbeiter soll nun herausfinden, warum Hal auf dem Grab seines besten Freundes tanzt, noch dazu, da der Tanz für Außenstehende wie eine Grabschändung aussieht.
Man merkt also, dass in dieser Geschichte viel mehr steckt, als bloß eine Jungenfreundschaft mit tragischem Ende...
Mir persönlich hat das Buch wahnsinnig gut gefallen, es ist sehr locker und „modern“ geschrieben. Auch hat mich dieser Roman dazu bewegt das Buch „Slaughterhouse 5“ von Kurt Vonnegut zu lesen, denn dieses wird öfter von Hal, der sich intensiv mit dem Tod beschäftigt, erwähnt. (Slaughterhouse 5 kann ich auf diesem Wege auch sehr empfehlen, es ist wohl ein bisschen grausam, aber sehr gut :-)
„Tanz auf meinem Grab“ ist gleichzeitig humorvoll und witzig geschrieben, doch auch tief traurig und es regt zum Nachdenken an, man muss sich einfach nur mitreißen lassen...
mfg Christina
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-09-29 18:25:52 mit dem Titel Der ewige Gärtner - John Le Carré
„Der ewige Gärtner“ – John Le Carré
John Le Carré verfasste 2001 sein großartiges Werk „Der ewige Gärtner“. Der 1931 in England geborene Bestsellerautor befasst sich in seinem neuesten Werk mit der üblen, nur scheinbar Heil bringenden Welt der globalen Pharmaindustrie. Er beschreibt Betrug und Gefahr so, dass man völlig von der Spannung gepackt wird und das Buch kaum noch aus den Händen legen will.
Tessa, die Frau von Justin Quayle, dem Protagonisten, wird in der Wüste von Kenia ermordet aufgefunden. Justin Quayle, ein leidenschaftlicher Hobbygärtner sieht seine gehegten und gepflegten Freesien welken, die Schmerzen über den Tod seiner Frau machen den Witwer stärker und er versucht die wahren Gründe der vertuschten Ermordung Tessas herauszufinden. Er stoßt dabei auf dunkle Machenschaften der Pharmaindustrie, die bereits Tessa aufzudecken versuchte. Unter falschem Namen reist Justin Quayle umher, bis nach Basel, zum Hauptsitz des Pharmakonzerns, der mit einem neuen „Wundermittel Dypraxa“ gegen Tuberkulose das große Geld machen will. Er trifft andere Bedrohte in Kanada, wird selbst verprügelt und verfolgt, bis er schließlich im Sudan landet...
Tessa war das Gegenteil von Justin, sie interessierte sich für die politischen Machenschaften in Afrika und als Justin sich genauer mit ihren Arbeiten befasst, gerät seine heile Welt ins wanken, er beginnt nach und nach zu entdecken, womit sich seine geliebte Frau wirklich beschäftigte.
Dieser Roman in 24 Kapiteln ist spannungsgeladen und ausdrucksstark. Man erfährt Details über Tuberkulose und Aids und die Situation in Afrika.
Ein großartiges Werk, sehr aktuell und ich kann es nur jedem empfehlen.
mfg Christina weiterlesen schließen
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