Berufskraftfahrer/in Testbericht

ab 12,11
Auf yopi.de gelistet seit 08/2003
Summe aller Bewertungen
  • Schwierigkeitsgrad der Ausbildung:  durchschnittlich
  • Einstellungschancen:  sehr gut
  • Aufstiegschancen:  gut
  • Verdienstmöglichkeiten:  gut
  • Sozialleistungen:  gut
  • Eigenverantwortliches Arbeiten:  stark gefördert

Erfahrungsbericht von Primax5

Ein Traumjob mit vielen Hindernissen.

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Ein halbes Jahr nach der Bundeswehr war es endlich soweit. Ich düse nun mit einem 40 Tonner Planauflieger durch ganz Deutschland und beliefere Kunden und Speditionen mit Stückgut jeglicher Art.
Es war immer ein Wunsch von mir gewesen diesen Beruf zu erlernen und obwohl ich eine abgeschlossene Lehre als Metallbauer Fachrichtung Konstruktionstechnik habe, entschied ich mich für die Strasse.

Es ist faszinierend was für Abenteuer man auch in der heutigen zeit noch erleben kann. Aber ich möchte hier einige Dinge aufzählen die Verbesserungswürdig sind.

Als erstes mal möchte ich feststellen das es WELTEN sind zwischen dem Autofahrer und dem LKW-Fahrer auf der Autobahn, auf den Landstrassen und in der Stadt.


Das privileg der Trucker ist die Bahn. Hier haben sie Platz und können entspannt vor sich hin trotten. Doch muss auch hier auf das einhalten der oft eng gestrickte Termine gewährleistet werden. Und schon kommen die Autofahrer in rage, was oft auch verständlich ist. Nun fahren nicht alle trucks gleich schnell nicht alle sind gleich schwer beladen aber jeder hat seinen eigenen Zeitpan der er einhalten muss. Ob es der „fliegende Holländer“ ist der mit deutlich überhöhter Geschwindigkeit mehr links als rechts fährt um die angemeldete Fähre noch rechtzeitig zu erreichen bevor sie ablegt oder es der Billiglohn Verdiener aus div. Staaten ist der extrem Spritschonend mit 75 fährt da er sonst den Diesel aus eigener Tasche zahlen muss.

Irgendwann kommt es halt zum Überholvorgang. In den meisten fällen bringt der auch was. Was aber immer wieder zu halsplatzer führt sind Aktionen wie langsam überholen und zwei Abfahrten weiter abfahren. Oder das unsinnige überholen fast gleichschneller Trucks. Dazu kommt dann meistens noch der Stursinn der beiden das keiner abbremsen will. Allerdings ist das anscheinend auch oft gewollt. Wenn ich im regen Verkehr überholt werde oder merke das es nicht zügig von statten geht dann geh ich eben mal kurz runter auf 85 km/h dann bleibt der „dankblinker“ oft aus. So nach dem Motto: „wieso bremst der denn ab in 6 km wäre ich doch vorbei gewesen.“ Vorbei ja aber gefolgt von unzähligen PKW und Kleintransportern und nach dem Überholen noch lange Zeit viel zu dicht vor mir.

Abstand ist das nächste ding. 90% der Trucker fahren zu dicht auf. Ist es der Windschatten der auszunutzen gilt oder das warten auf die Gelegenheit endlich überholen zu können? Ich weiß es nicht. Aber schlimmer ist es noch wenn Pkw mit Anhängern den Windschatten ausnutzen wollen. Denn eins ist klar die Bremse beim Truck ist besser wie beim Pkw mit gebremsten Wohnanhänger. Trotzdem würde einiges besser laufen wenn der abstand stimmen würde. Fahrzeuge die rauf auf die Bahn wollen haben ausreichend Platz zum einscheren und die die runter wollen müssen nicht den letzten abstand noch mal verkleinern.

Aber auch die Pkw fahren grundsätzlich zu dicht auf. Bestes Resultat dafür Stau vor Bastellen. Es sollte doch klar sein das wenn es von drei auf zwei spuren runter geht es enger werden muss auf der spur. Wenn die abstände aber schon auf ein Minimum runter sind dann kommt es zu Bremsern. Bremsen zieht bremsen nach sich und prompt steht alles. Ein Phänomen welches ich verachte und mich auch regelmäßig drüber aufrege.

Das nächste sind die Gaffer. Auf der Gegenseite hat´s gekracht. In beiden Richtungen ist Stau. Was soll das denn? Was ist so toll daran einen umgestürzten Pkw zu sehen oder blutende Menschen zu begutachten. Warum kann da nicht jeder einfach zusehen das es zügig vorbei geht.
Das jüngste Ereignis brachte mich auch wieder in rage. Ein Kleintransporter kommt ins schleudern und rast in die Mittelleitplanke. Rechte spur und Standstreifen sind frei. Das alles vielleicht drei Kilometer vor mir. Und es wird nicht geschafft das zügig dran vorbei zu fahren. Sicher helfen die ersten die am Unfallort vorbeikommen aber die anderen können doch weiter, oder?
Nein, da muss runter auf null und jeder schaut einmal genau hin was passiert ist und genau drei Autos vor mir sperrt dann die Polizei ab. Halbe std. Vollsperrung die viele nicht erlebt hätten brauchen.

Aber wo wir grade dabei sind. Ersthelfer am Unfallort. Da ähneln sich die Pkw und LKW Fahrer doch sehr. Nachts auf der A93. gähnende leere, eine Albtraum bahn für viele Trucker. Schlechte Strasse und viel zu wenig Parkplätze haben da schon zu vielen Einschlafern geführt. Und tatsächlich da vorne im Graben lag ein Truck. Notbremse, Standspur und hin da gucken ob ich helfen kann. Das ist doch eine Selbstverständlichkeit wie das abwischen des Hinterns nach dem Geschäft. Aber da denke ich wohl fast allein so. Da sind auch die tollen Kollegen die letzten SCHWEINE und fahren weiter. (natürlich nicht alle und auch Pkw bleiben stehen und fragen ob sie helfen könne aber traurig ist die Seltenheit dieser Ereignisse.)

Die Rastplätze sind noch anzusprechen. Es sind zuwenig Plätze da für zu viele Trucks. Aber auch da denkt keiner mit. Bei Rasthöfen in die Parktasche rein und schön weit vorziehen damit dahinter noch einer stehen kann. Idee gut Umsetzung Katastrophal! Denn wenn ich nach einer stunde weiterfahre und der der hinten länger steht dann ist ein Parkplatz weg. Kurzzeitparker sollen also nach Möglichkeit Hinten dran Parken oder am Straßenrand. Aber das wird auch so bleiben wie es ist und wenn ich mal nach ein zwei Überstunden auf Parkplatzsuche bin bekomme ich auch weiterhin Frust das ich keinen finde obwohl genug frei sind. Und rückwärts in die Lücke ziehen geht meistens auch nicht weil alle Parkplätze Falschrum sind so das man über rechts reinlenken müsste was grade nachts zu einem aufwendigen unterfangen wird weil man nicht sehen kann wie der Auflieger/Anhänger reagiert.

Die Landstrasse ist da schon anders. Für den Trucker dienst sie in der Regel zum erreichen der nahegelegten Stadt. Enge Kurven und enge Strassen lassen wenig Spielraum für Geschwindigkeit. Dazu schreibt dann der Gesetzgeber vor das 60 km/h genug sind. Das es zu gewagten Überholvorgängen kommen muss ist klar. Aber wenn der Trucker mal ab und zu eine kurze pause am Straßenrand macht könnte das auch vermieden werden. Nur leider sind da wieder die Termine die drücken.

In der Stadt ist der Trucker oft fremd und muss sich auf die Geduld der Autofahrer beruhen. Wenn ich mit Schrittgeschwindigkeit durch eine Straße fahr, dann nicht um als ehrenamtlicher Staumelder zu enden sonder weil ich meine Entladestelle suche. Zudem sind die großen Trucks in den Städten und Ortschaften gehemmt. Mal eben umdrehen ist da nicht drin. Oft müssen dann 10 km gefahren werden bis eine geeignete Stelle kommt zum wenden. Und das will jeder vermeiden.

Alles ins allem gibt es hier noch viel zu lernen und viel zu verbessern. Auch bei den Brummis! Letztendlich ist dann auch die 48 Stundenwoche für Fahrer beschlossen, was zu noch mehr Stress führen wird und mehr schaden als nützen wird.

Ich hoffe ich konnte mit meinem „etwas“ längerem Beitrag einige Leute etwas aufklären und zu Verständnis verhelfen. Wir habe nun mal nur eine Strasse die wir teilen müssen. Und wie das abläuft liegt an jedem einzelnen.

In diesem sinne, gruss Primax5

23 Bewertungen, 5 Kommentare

  • B_Engal

    30.05.2006, 15:31 Uhr von B_Engal
    Bewertung: sehr hilfreich

    SH von mir. Toller& sehr informativer Bericht. MfG B_Engal PS. Alle Brummifahrer haben meinen vollen Respekt, ich weiß mit welchen Problemen ihr täglich zu kämpfen habt.

  • Pillow

    14.03.2005, 16:27 Uhr von Pillow
    Bewertung: sehr hilfreich

    Wenn alle mal miteinander statt gegeneinander sein würden, würde alles viel einfacher sein.

  • kerstin_theobald

    23.09.2003, 18:15 Uhr von kerstin_theobald
    Bewertung: sehr hilfreich

    Mein Umschulungswunsch! :-) Allerdings in Richtung Personenverkehr, da ich glaube, für Güterverkehr nicht geeignet zu sein. BIn nur sehr klein und habe wenig Kraft! :-) Von daher schon mal keine Spedition! :-) Lg Kerstin

  • Gummiente

    25.03.2002, 23:39 Uhr von Gummiente
    Bewertung: sehr hilfreich

    Bleiben nur noch die hohen Preise auf den Raststätten zu bemerken!

  • butterkeks

    23.03.2002, 10:57 Uhr von butterkeks
    Bewertung: sehr hilfreich

    Da hast Du Dir aber einen harten Job ausgesucht. Gruß Drea