Con Air (VHS) Testbericht

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ab 37,33
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Erfahrungsbericht von eulenfan

Jede Menge Action und Klischees

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Ich habe nun schon einige Meinungen geschrieben und langsam finde ich, dass ich eine Art festes Muster für meine Meinungen entwickeln sollte. Ob ich’s durchhalte – keine Ahnung. Aber einen Versuch ist’s wert.

VORGESCHICHTE (hat eigentlich nix mit dem Thema an sich zu tun)

Zwar bin ich nun wirklich kein Freund von großem Action-Kino, aber es gibt doch den ein oder anderen Film, den ich wirklich prima finde. Meist sind daran irgendwelche Schauspieler schuld, aber was soll’s! Manchmal ist trotzdem ein durchaus sehenswerter Streifen dabei. So ein „ein oder anderer Film“ ist auch Con Air.

Der ursprüngliche Grund für mein Anstehen an der Kinokasse war der für mich grandiose Schauspieler John Malkovich. Dieser hatte in der Vergangenheit immer wieder sein Gespür für großartige Rollen und Filme bewiesen. Also MUSSTE „Con Air“ ja auch ein schöner Film sein. Dazu kam der schnuckelige Nicolas Cage mit seinem Hundeblick und der charmante John Cusack mit seiner chaotischen Art – drei MUSST-DU-SEHEN-Typen also in einem Film.

Also stand ich an einem Samstag abend etwa 30 min an der Kinokasse an und tippelte in Kaffeebohnenschritten gen Schalter. Ich konnte mich glücklich schätzen, dass ich in jenem Kino arbeitete, denn so bekam ich für mich und meinen Schatz super Plätze, obgleich schon etliche vor mir Karten für diesen Film gekauft hatten. Frisches Popcorn (direkt aus der Maschine, nicht aus den Vorratsboxen!) und ein Becher Cola in den Händen, fläzten wir uns in unsere Sessel und starrten vor auf die Leinwand. Kaum dass es losging, waren Händchenhalten und heimliche Küsse tabu – man hätte ja was vom Film verpassen können!

DER PLOT (also um was es bei dem Film überhaupt geht)

Die drei Hauptdarsteller habe ich bereits erwähnt: Nicolas Cage, John Malkovich und John Cusack, wobei der Film vorrangig auf Nicolas Cage ausgelegt ist.

Der spielt Cameron Poe, einen Ex-Ranger (also ein Mitglied einer Spezialeinheit), der ein wenig hitzköpfig ist. Als seine schwangere Frau von ein paar Rockern brutal angemacht wird, rastet Poe aus und prügelt sich mit ihnen – und tötet sogar einen. Dafür darf er dann ins Kittchen wandern und sitzt 8 lange Jahre bevor er endlich auf Bewährung entlassen wird.

Da er am Geburtstag seiner Tochter entlassen wird, entschließt er sich, statt mit dem Bus mit dem sog. „Jailbird“ nach Hause zu fliegen, einem Flugzeug, mit dem Gefängnisüberführungen gemacht werden. Das Flugzeug steht unter der Befehlsgewalt des US Marshall Service und allen voran von Larkin, einem jungen Chaoten, der jedoch erst den Menschen und dann den Verbrecher sieht. Trotz dass er sich der Gefahren dieses Gefangenentransportes bewusst ist, besteht er darauf, dass niemand an Bord eine andere Waffe als einen Schlagstock trägt. Diese Absichten werden ihm jedoch von einem selbstsüchtigen Drogenfahnder zunichte gemacht, der einen seiner Männer als Sträfling verkleidet in die Maschine schleust – mit einer Waffe in den Socken.

Poe ist auf seinem Flug ist in prominenter Gesellschaft: So ist u. a. der geniale Cyrus unter den zu Überführenden. 35 Jahre alt, 23 davon im Gefängnis, 2 akademische Titel, darunter auch der Dr. jur. Doch genauso genial wie er ist, ist er auch gefährlich. Andere prominente „Fluggäste“ sind Johnny 23, ein Massenvergewaltiger, der nach eigener Aussage Johnny 600 heißen müsste, wenn die Polizei alle seine Taten kennt, oder der brutale Diamond Dog, der, nachdem er seine Frau mit einem anderen im Bett erwischte, deren Familie umbrachte. Doch auch stillere Genossen sind auf dem Flug zu finden, so zum Beispiel Camerons Sitznachbar, ein junger Schwarzer, der an schwerer Diabetes leidet und in regelmäßigen Abständen eine Insulininjektion braucht.

Mittels eines ausgeklügelten Ausbruchsplanes bringen Cyrus und seine Mannen das Flugzeug in ihre Gewalt. Drei der Häftlinge, der Copilot und der junge Drogenfahnder werden getötet, die Injektionsspritze von Camerons Nachbarn zerstört, und Johnny 23 giert nach dem 24. Herz auf seinem Arm („eins für jedes Mädchen“) in Person einer jungen Aufseherin.

Eine ziemliche Sch... Situation also, der sich Cameron im Flugzeug und Larkin am Boden ausgesetzt sehen, zumal der Drogenschnüffler nach Rache für seinen getöteten Mitarbeiter giert und das Flugzeug unbedingt abschießen will. Diese wird nicht unbedingt besser, als der Kannibale Garland bei einem Zwischenstopp noch zu der illustren Gruppe stößt. Cameron findet sich in einer kniffligen Situation wieder: Soll er seinen Kumpel und die nette Aufseherin im Stich lassen und seine Tochter heil und schnell wiedersehen, oder soll er den bösen Buben das Handwerk legen und seinen Kumpel und die nette Aufseherin beschützen? Keine Frage, wofür sich der Held entscheidet: Er bleibt im Flugzeug und bringt den schweren Jungs das Fürchten bei und sorgt in einem atemberaubenden Showdown in Las Vegas für jede Menge Action...

DER VISUELLE EINDRUCK
Action, Action, Action! Das Produktionsteam hat sich nicht lumpen lassen und bietet in „Con Air“ jede Menge Kracher-Leckerbissen vom Feinsten. Seien es Schusswechsel, Verfolgungsjagden, Explosionen oder ein Flugzeug auf dem Sunset Strip in Las Vegas – alles ist grandios fotografiert und in Szene gesetzt. Visuell werden die Nerven voll beansprucht, und ein Highlight folgt dem nächsten. Genial ist schon die Sequenz, in der die Knackis ins Flugzeug verfrachtet werden. Da rammelt ein Wärter mit einem Riesen Packen Ketten über den Flugplatz, die schweren Jungs können kaum einen Schritt machen, so eng sind sie zusammen gekettet, und auch im Flugzeug bekommen sie teilweise „getrennte Sitze“ – in Käfigen.

Atemberaubend geht es in der Befreiungsszene weiter, wenn die ganze Genialität von Cyrus aufblüht. Ich sage nur: njam, das ist nichts für schwache Mägen und Nerven. Nach einigen Momenten, in denen ich meinen Süßen neben mir würgen hörte, gab es eine erste schöne Ballerei und einen ersten Adrenalinschub für den „Süßen“ (Cage). Spätere Feuergefechte aus allen Rohren und mit allen möglichen Geschützen, eine explodierende Tankstelle, und eine Bruchlandung auf dem Sunset Strip von Las Vegas runden den visuellen Overload ab – wie bei einem gut gemachten Musikvideo.

DER FX-EINDRUCK

Einen Teil der Effekte habe ich schon angesprochen, und die Trickser griffen wirklich tief in ihre Kiste. Kein Schuss, keine Explosion, nichts wirkt deplaziert oder falsch „getimt“. Auch die Makeup Künstler seien hier lobend erwähnt: Die Platzwunden und anderen Verletzungen wirken täuschend echt und keineswegs illusorisch oder irreal.

Das Problem mit meinem damaligen Süßen war, dass dieser bei vielen Filmen (z. B. Steven Seagal Filme, ohne einen bestimmten nennen zu wollen) ständig maulte: „Das geht doch eh nicht, das ist doch irreal!“ Sicher, das ein oder andere in diesen Filmen war auch irreal, das sei jedoch im Punkt „Klischees“ angesprochen.

DER AUDIO-EINDRUCK

Laut war es im Kino, aber gut. Ein guter Soundtrack zeichnet sich für mich dadurch aus, dass er die Bilder untermalt, begleitet, aber nicht stört oder gar einen Gegenpol schafft. Ein guter Soundtrack ist Teil des Filmes, nicht der Film Teil des Soundtracks. Bei „Con Air“ gab es einen verdammt guten Score.

Die Musik, nicht richtig Fisch, nicht richtig Fleisch, sondern eine gute Mischung. Rockig klang es, was da an Soundtrack durch den Lärm der knatternden Waffen und Explosionen zu hören war, gitarrenlastig. Cool! Da Rock ja eh „mein Ding“ ist, hab ich also genau hingehört und mit leuchtenden Augen die Untermalung des visuellen Overloads genossen.

Einziger Schwachpunkt: Eine Ballade als Endtitel? Und dann noch nicht einmal eine Rockballade? Ähm, hallo, wo sind wir denn hier? So einfach geht das aber nicht. Film vorbei, Held küsst Frau, Bösewichter tot und schon gibt es Schmalz auf die Ohren? Na gut, sooo schlecht ist der Titel zwar auch nicht, aber gut – nein, als gut kann man dieses Ende nicht bezeichnen. Eine Rockballada à la „I’ll Be There For You“ von Bon Jovi, oder so wie Def Lep’s „Goodbye“, das wär’s eher gewesen.

KLISCHEES

Davon wimmelt es nur so in dem Film! Fangen wir mal an:

* Held der Handlung ist ein Mitglied einer Armeespezialeinheit und kann einen Mann ohne Waffe töten
* Held der Handlung steckt in der Patsche, weil zwei nette Menschen seine Hilfe brauchen und lehnt eine Möglichkeit ab, aus dieser Patsche rauszukommen.
* Zu Hause wartet die Ehefrau mit Kind auf den Held
* Held der Handlung bekommt Hilfe von zweitem Held der Handlung, der natürlich gänzlich gegensätzlich zum ersten Held der Handlung ist
* ein arrogantes A*** bekommt es ziemlich heftig heimgezahlt (hier wird der superteure Flitzer des A*** zu Schrott gefahren, besser geflogen). Bevor das aber passiert, macht das A*** dem ersten oder zweiten (oder beiden) Held beinahe (manchmal auch gänzlich) alle Arbeit zunichte, die er/sie bisher vollbracht hat/haben.
* Superbösewicht ist super genial und hat den Plan ganz alleine ausgetüftelt
* Superbösewicht hat in der Mauer seiner Gefängniszelle so viele Sachen versteckt, dass sie seine ganze Zelle füllen
* Superbösewicht hat in seiner Zelle heimlich (!) eine Bombe gebaut. Held warnt einen dämlichen Gefängniswärter noch: „nichts anfassen“, der dämliche Gefängniswärter vergreift sich aber doch noch an der Bombe und bumm!
* Einer der bösen Buben wird noch brav (Kannibale Garland wird zum Gläubigen und Casinojunkie...)
* Flugzeug rast auf einen Propangasbehälter zu und kommt genau 2 m davor zum Halt
* Einer der Bösewichte findet heraus, dass Held der Handlung kein Bösewicht ist sondern eben der Held – und muss dafür ins Gras beißen
* Flugzeug landet auf einer belebten Straße – aber alle Passanten schaffen es noch rechtzeitig, auf die Seite zu springen.
* Die Bösewichte überlisten die Cops, die daraufhin beinahe unschuldige töten
* Ein altes Ehepaar zankt sich im Auto und wird dann (hier im wahrsten Sinne des Wortes) aus heiterem Himmel überrascht.
* Held fordert Bösewicht auf, etwas NICHT zu tun, der tut es dann doch und muss dann ins Gras beißen

Diese Liste könnte vermutlich noch endlos fortgesetzt werden, doch das würde den ohnehin schon prall gefüllten Rahmen sprengen. Klischees sind also genügend vorhanden, aber sie sind so gut in die Story integriert, dass sie nicht störend wirken.

DIE DARSTELLER

Hier nun also eine kleine Einschätzung der schauspielerischen Leistungen der einzelnen Darsteller:

Nicolas Cage spielt den Ex-Soldaten Cameron Poe gewohnt tough und gleichzeitig herzzerreißend gequält. Ein Blick in „DIESE AUGEN!!! (seufz!)“, und jeder weiß, wie schwer der arme Kerl es hatte. Die andere Seite ist dafür knallhart und gnadenlos (hach, sind diese Klischees, nicht wunderbar?). Allerdings wirkte er nicht immer glaubwürdig – woran das lag, ist schwer zu beschreiben. Vermutlich einfach an der Ballung von Klischees auf einen einzigen Charakter.

Ving Rhames als Diamond Dog ist brutal, knallhart und schwarz. Er ist ein stolzer Ghettobruder, der sich lediglich als Laufbursche von Cyrus verstellt, aber im geheimen seine eigenen Ziele verfolgt. Ein sehenswerter Charakter!

Steve Buscemi ist der Ruhepol unter den Bösen: Nichts bringt den Kannibalen Garland zum Wanken, und irgendwie trifft er den Nagel auf den Kopf, als er (sinngemäß) sagt: „30 Jahre schuften, um dann in einem Pflegeheim zu verkümmern, das nenne ich krank...“ Doch genauso treffend ist Camerons Antwort: „30 Leute zu verspeisen, das nenne ICH krank...“

Colm Meaney ist als Drogenermittler herrlich arrogant und schnöselig. So doof, dass das halbe Kino jubelte, als sein protziger Schlitten ihm film- und schrottreif vom Himmel vor die Füße fiel...

Doch nun zu den beiden Highlights des Filmes: Die beiden „Jöhnners“

John Cusack ist genial in seiner Rolle des Marshall Larkin. Chaotisch, einfühlsam, besorgt, wütend – die ganze Bandbreite der Emotionen, vereint in einem Mann – was für eine Mischung! Seine Darstellung ist glaubwürdig, man nimmt ihm einfach diesen Typen ab.

Die Rolle des Cyrus war nicht der erste Ausflug von John Malkovich ins Action-Fach: Für „In The Line Of Fire“ hatte er schon mal den Bösewicht gespielt, doch der war ein harmloser Teddy im Vergleich zu diesem Typen: Hochintelligent, sarkastisch und durch und durch böse. Und doch hat er irgendwo im hintersten Teil seines Selbst ein Gespür für Gerechtigkeit entwickelt: Für ihn sind Vergewaltiger das Allerletzte. Doch sonst umgibt er sich mit der Crème de la crème des richtig schlimmen Verbrechens. Malkovich ist einfach die perfekte Besetzung für die Rolle. Diabolisch gut setzt er die kranke Seele des Cyrus um und wirkt dabei erschreckend echt. Ohne Probleme nimmt er Dog und die anderen unter die Kandarre, obgleich diese größer und stärker als er zu sein scheinen. Ein absolutes Highlight!

MEIN FAZIT

Ein Film, den ich mir immer wieder ansehen werde, wenn er auch nicht unbedingt meinem eigentlichen Lieblingsgenre angehört. Dennoch: Adrenalin und Spannung sind garantiert, und da es ein Film ist, in den ich auch mein Wölfchen bekommen würde, ist das gar nicht mal so schlecht. Schließlich gibt es bei uns zu Hause schon genügend Diskussionen um die Fernbedienung...


(Diese Meinung wurde von eulenfan auch bei dooyoo.de und ciao.de veröffentlicht)

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