Der Untergang (DVD) Testbericht

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Summe aller Bewertungen
  • Action:  viel
  • Anspruch:  sehr anspruchsvoll
  • Romantik:  niedrig
  • Humor:  wenig humorvoll
  • Spannung:  spannend

Erfahrungsbericht von Krawuzikabuzi

Bruno Ganz !!!!

5
  • Action:  viel
  • Anspruch:  sehr anspruchsvoll
  • Romantik:  niedrig
  • Humor:  kein Humor
  • Spannung:  langweilig
  • Altersgruppe:  keine Angabe
  • Meinung bezieht sich auf:  Kino-Version

Pro:

Schauspielerische Leistung

Kontra:

Nichts

Empfehlung:

Ja

Ich habe nicht zufällig den Namen eines der Hauptdarsteller als Titel gewählt.
Denn vor allem Bruno Ganz in der Rolle von Adolf Hitler ist es, der den Film zum Ereignis werden lässt.

Grundsätzlich ist DER UNTERGANG ein Stück äußerst solider Filmarbeit. Die Gegenüberstellung des in Trümmern und Chaos versinkenden Berlin im Frühjahr 1945 wird sehr gekonnt mit dem Endspiel im Führerbunker verbunden.
Die Schlichtheit der Kameraarbeit ließ mich anfangs an TV-Film-Stil denken, doch ich denke, es ist mehr dahinter: Nämlich ein bewusster Verzicht auf oberflächliche Effekte wie spektakuläre Kranfahrten, schiefe Perspektiven und dergleichen mehr.

Die grassierende Werbefilmästhetik hätte diesem Nazi-Endzeit-Szenario den Garaus bereitet, es wäre dann so fragwürdig geworden wie die technisch einfallsreichen, aber politisch dummen Filme von Leni Riefenstahl. Dass Regisseur Hirschbiegel so zurückhaltend bleibt, vermerkt man mit Wohlgefallen (andererseits wäre es doch interessanter gewesen, jemanden wie Tom Tykwer oder Michael Haneke dafür zu gewinnen).

Der Film dauert erst ein paar Minuten, da geht eine Tür auf und Adolf Hitler kommt herein. Ohne visuelles Brimborium a la TV-Historiker Guido Knopp, ohne jene dramatische oder bedrohliche Musik, wie sie wohl Hollywood aufgeboten hätte. Zum Glück.

Der Film kommt ohne die peinlich-lästige, typisch deutsche Befassung mit der \"deutschen Schuld\" aus. Hier wird nichts psychologisiert oder dramatisiert, es gibt keine klebrige Sentimentalität, wie Spielberg sie regelmäßig auffahren lässt. Vieles bleibt rätselhaft:

Warum so viele Deutsche bis zum Schluss Hitler schalten und walten lassen, warum sie sich an einen idiotischen Eid auf den Führer gebunden fühlen, warum noch im zerfallenden Berlin eine tödliche Hetzjagd auf Deserteure und Verweigerer veranstaltet wird (ganz kurz nur zeigt Hirschbiegel die Fratze eines unermüdlichen Hitler-Schergen).

Wir können heute diese Verhaltensweisen nicht mehr verstehen. Aber offenbar können Menschen so sein. Und diese Schrecklichkeiten und Unsinnigkeiten tun.

DER UNTERGANG streicht heraus, war in allen Kriegen zu besichtigen ist: Die normalen, kleinen Leute leiden und sterben, während eine abgehobende Gruppe bis zum Ende feiert, Rotwein trinkt und sich beklagt, wenn andere nicht bereitwillig ihr Leben hergeben wollen. Eine NSDAP-Partei-Clique, die sich ein Land unter den Nagel gerissen hat, und es schamlos ausbeutet.

Die schauspielerischen Leistungen zählen zum Besten, was im deutschen Film derzeit möglich ist. Zum Glück keine Fernseh-geeichten Dutzendgesichter, sondern prägnante Darsteller wie Heino Ferch, Alexandra Maria Lara oder Michael Mendl. Ganz großartig Juliane Köhler als naiv-schwärmerische Eva Braun.

Und Hitler?
Bruno Ganz sieht dem historischen Vorbild gelegentlich täuschend ähnlich, dann wieder entfernt er sich davon. Keine peinliche Imitation findet hier statt. Sondern es ereignet sich die Interpretation eines großen Akteurs. Und das Bild von Ganz schiebt sich über jenes des authentischen Hitler, verdrängt es, erdrückt es. Ganz\' Wutanfälle etwa wirken stellenweise so, als würde der \"Führer\" an sich selbst ersticken - an seiner eigenen Widerwärtigkeit.

Ganz stellt den Psychopathen Hitler aus, der mit längst verschwundenen Armeen den Endsieg plant. Und dann wieder ist dieser Film-Hitler dermaßen sympathisch, menschlich nahe, man möchte ihn fast bemitleiden. Dadurch zeichnet Ganz den - historisch belegten - Charmeur Hitler, der so viele Frauen, von Winifred Wagner über Riefenstahl bis zur Klavierfabrikanten-Gattin Bechstein - fasziniert hat.

Und er vermittelt die Verführbarkeit durch das Böse. Er versetzt die Zuschauer in einen Zwiespalt, der nicht aufgelöst wird. Schließlich wirkt Ganz\' Hitler stellenweise so klein, so unwichtig, so mickrig. Da ist die Banalität des Bösen, von der Hannah Arendt schrieb. Man denkt an Saddam Hussein und andere Diktatoren: Ohne ihren Terrorapparat sind sie nur kleine Spießer.

Strikte Empfehlung.

14 Bewertungen, 1 Kommentar

  • falke

    30.04.2005, 02:12 Uhr von falke
    Bewertung: sehr hilfreich

    und einem bewußt machen kann, wie schnell sich ein Volk blenden lassen kann. Schöner Bericht! Gruß,Falke