Kieser Training Testbericht

Vorgeschichte / Probetraining

Vor ca. 8 Jahren (da war ich 35) hatte ich mein erstes Probetraining bei Kieser. Zu dieser Zeit war ich nach längerer Krankheit ziemlich untergewichtig, auch vom Naturell her neige ich eher dazu. Von daher ging es bei mir eindeutig um Substanzaufbau, und zwar um einen nachhaltigen. Über die Jahre hatte ich immer mal wieder ein paar Monate, max. ein halbes Jahr konsequent in versch. Studios trainiert. Von daher hatte ich bereits gewisse Grundkenntnisse und außerdem im Freundeskreis ambitionierte Sportler / Sportlehrer. "Probier doch mal Kieser", meinte ein Bekannter: "Für mich war das nix, aber als Wiedereinstieg wär das doch ein Versuch wert." Gesagt - getan. Probetraining vereinbart.

Der Herr in weiß war eigentlich zunächst noch recht freundlich und wirkte kompetent. Seltsam nur, dass alle Antworten auf meine Fragen (von meinen Wünschen ganz zu schweigen) in eine offenbar vorgegebene Richtung mündeten, so wie man es aus Verkaufstrainings oder von Sekten her kennt Die junge Dame, mit der ich den Termin teilte, kam mit völlig anderem Anliegen, die Antworten aber waren alle gleich. Ich wurde stutzig (zumal es dem, was ich über Krafttraining wußte, wiedersprach). Individuelle, paßgenaue Beratung: Fehlanzeige! Aber man möchte ja offen sein für neue Ansätze. Ich habe mir also alles ruhig erklären lassen und mir am Ende Bedenkzeit erbeten. Was es denn noch abzuklären gäbe? Nun ja, ich wollte mich nochmal bei einem Diplom Sportlehrer rückversichern. Das hörte er nicht gerne. Was haben die eigentlich zu verbergen, dachte ich mir. Letzte Frage: "Wie genau nehmen Sie das denn mit Ihrer Trainingsphilosophie?" Antwort: "Das nehmen wir SEHR genau" Aha

Auf der Sporthochschule war man der Ansicht, Kieser müßte in den Knast für all den Unsinn, den er verkündet bzw. Schaden, den er anrichtet. Das fand ich etwas zu extrem, andererseits hat es aber meinen subjektiven Eindruck bestätigt. Also bin ich wieder hin und habe dem Trainer meine Bedenken mitgeteilt und dass ich mich woanders anmelde, da ich mir unsicher sei. Er hat mir dann Scheitern prognostiziert. War anderes zu erwarten? Mit Sekten kann man nicht diskutieren, man muss seine Konsequenzen ziehen!


Die Erfolgsstory - gewusst wie!

Ich habe dann mit einem moderaten Mehrsatztraining bei der Konkurrenz gute Fortschritte erzielt und einige Kilos zugelegt. Dann jedoch bin ich umgezogen und eine andere Kieser-Filiale lag nur 3 min Fußweg entfernt. Da ich zeitlich sehr eingespannt war und mein Training weiter optimieren wollte, kam mir folg. Gedanke. Bleibe bei Take off und nutze Kieser für spezielle Muskelgruppen und währ. berufl. Stressphasen. Ich bin also hin - das war 2003 - und wußte genau, was ich wollt. Und genau, worauf ich mich einlasse. Daher konnte ich das "Probetraining" und die Indoktrinierungen ruhig über mich ergehen lassen. Das Schema war das alte, und als ich doch mal eigene Wünsche (Geräteauswahl) äußerte, kam der "Trainer" bereits mächtig ins schwitzen. Es entspräche nun mal nicht den Vorgaben und er müsse das ja auch gegenüber den Vorgesetzten verantworten (???) Whatever, kurze Zeit später war er nicht mehr dort anzutreffen, wir konnten uns also nicht mehr in die Quere kommen.

Wie es jemandem ergeht, der gegen die "Trainingsphilosophie" / PRINZIPIEN verstößt, hat "dreamweaver" in seinem Bericht: "Fragwürdige Methoden" sehr treffend beschrieben (ich kenne einige, denen es ähnlich ergangen ist). Von daher ist bei jeder Form abweichenden Verhaltens Vorsicht geboten. Lächeln und sich nicht "erwischen lassen". Denn die sog. "Trainer" fungieren als Aufpasser.

Man soll sich ja nicht aufwärmen, man soll ja keine 2 Sätze (und mehr) machen. Nur wer kann so trainieren? Das zugrunde liegende High-intensity-training (HIT) ist etwas für absolute Profis und diese trainieren nach entsprechendem Aufwärmen (z. Bsp. durch Sätze mit 70 / 80 % Intensität) dann ZULETZT einen super-intensiven Satz mit 100 % (meist mit entspr. Gestöhne - das sollte man sich mal bei Kieser erlauben). Und dann einen weiteren Satz für die gleiche Muskelgruppe an einem anderen Gerät. Genau so habe ich es dann auch gemacht (ohne Stöhnen). Ca. 3 Übungen zum Aufwärmen mit ca. 70 % (Rudern, Bankdrücken etc) - merkt ja keiner - und dann volles Rohr Oberkörpertraining. Und sonst nichts. Keine Arme, keine Beine (beides habe ich im woanders trainiert). Unterm Strich war ich aus Kieser-Sicht sogar eine Art Mustermitglied: nur 6 bis 7 mal pro Monat dort für max. 45 Minuten.

Auf diese Weise habe ich optimale Ergebnisse erzielt (seit dem Jahr 2000 über 10 Kilo Muskeln aufgebaut und die Kraft nahezu verdoppelt). Und die Form hat sich gehalten (trotz mehrmonatigen Pausen) , auch bzw. weil ich seit 2006 wieder in einem anderen Studio trainiere: Wo eine WIRKLICH freundliche, familiäre Atmosphäre herrscht. Wo ich in kein Trainingskorsett gezwungen werde. Und wo ich zudem nur 299 € im Monat bezahle.


Fazit:

Die sog. Trainingsphilosophie dient ausschließlich einem einzigen Ziel: den Kunden zu kontrollieren und ihn so kalkuliert nur max. 8 bis 10 mal / Monat für max. 50 Minuten im Studio zu haben. Scheitert der Kunde am Ziel, hat er irgendwie falsch trainiert - zu häufig, zu selten (wenn man ein paar Wochen aussetzt, bekommt man Post!) oder "nicht intensiv genug". Die Schuld des Scheiterns wird individualisiert (so wie wir es von allen Sekten und totalitären Systemen her kennen) Der Hammer ist der Artikel, den man nach der Anmeldung im "Trainingspaket" erhält: "Wer länger als 30 Minuten trainiert, trainiert nicht intensiv genug". Mein Rat an alle: Lassen Sie sich Zeit bei der Studiosuche und suchen Sie sich ein Studio aus, das zu Ihnen passt. Vielleicht passt Kieser zu Ihnen, man sollte nur wissen, worauf man sich einlässt. Dann kann man durchaus profitieren.