Kurzgeschichten Testbericht

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Erfahrungsbericht von kitschding

Leben und schweben - sterben und geben

Pro:

ich beurteil -

Kontra:

das hier nicht

Empfehlung:

Ja

Es war ein sonniger Oktober Morgen. Ich wachte verschlafen auf. Am liebsten wäre ich noch stundenlang im Bett liegen geblieben, doch meine Bücher riefen immer wieder laut meinen Namen. So stand ich misswillig auf, trank meinen Kakao und setzte mich an meine Hausaufgaben. Als erstes mal Englisch und dann Mathe. Hausaufgaben machen ist langweilig. Dagegen ist Computer spielen reinster Himmel. Ich schaltete also den PC ein. Voller Erwartung starrte ich auf den Monitor, wo gerade das Spiel „Caesar III.“ lief. Häuser erhoben sich nach einander. Tempel wurden immer prächtiger. Meine Hausaufgaben und der Lernstoff standen nun im Hintergrund. Doch wie man es so sagt: Man soll aufhören, wenn es am schönsten ist! Das war in meinem Fall meine Mutter, die mich erwischte. Ich versuchte ihr fiebrig zu erklären, dass ich bei dem Spiel viel dazu lerne, und das stimmte ja auch. Aber wie Eltern doch so sind, sie glaubte mir wieder mal kein einziges Wort. Der Computer wurde ausgeschaltet und ich fing wieder an zu lernen. Dabei wusste ich doch schon fast alles. Und dann noch dieser ermutigende Spruch von meiner Mutter: „Du hast bei dem Biotest bestimmt einen dreier! So viele Fehler, die du immer machst!“ Na ja, aufgemuntert hat mich das sicher nicht. Doch wenn auch nicht das eine, dann das andere. Denn es hat mich, wenn auch nur wenig, motiviert zum lernen. Ich wollte es meiner Mutter heimzahlen, dass sie so etwas von mir dachte. Also, an die Arbeit! Hausaufgaben fertig, jetzt kommt Geschichte. Doch was ist das schon wieder?! „Nein, Mami! Ich geh jetzt sicher nicht spazieren!“, probierte ich mich zu wehren. Aber was kommt dann von den Eltern? Internet abzapfen und Klappe zuhalten! Am meisten hasse ich es, wenn sie nicht mit einem reden. Dann spielen sie immer die Stumme Wand. Doch genau hier muss man hart bleiben. Ich gebe nun nie, bei solchen Sachen zumindest, nach. Ich bleibe immer stur! Erwachsene verstehen, ist doch zu schwer für uns Kinder. Wir leben einfach in einer anderen Welt und Zeit. Bei uns ist alles so, wie wir es wollen. Dabei machen wir uns keine Sorgen über Politik, Wirtschaft, Umwelt und Schminke. Hab ich gerade Schminke gesagt?! Es gibt bei manchen Sachen Ausnahmen. In meiner Schule gibt es nämlich ein 1 Jahre jüngeres Mädchen als ich. Die ist ein klarer Fall von Tussi. Schminke hier und Schminke da. Klamotten hier und Klamotten da. Dabei sind Motten viel klüger, als Klamotten, und es reimt sich sogar.

Wenn man nur einmal ihre Welt mit meiner vergleichen würde, würde ich als Baby und sie als Erwachsene dastehen. Ich will nicht Erwachsen werden! Mir gefällt mein Leben, mein damaliges Leben, so wie es ist und war! Und meine Welt soll sich auch nie verändern! Es sollen bei mir immer wieder Feen, Kobolde, Changis und Krenkas auftauchen. Ihr wisst jetzt bestimmt nicht, was Changis und Krenkas sind, oder? Das sind nämlich meine Fantasietiere. Ein Changi ist ein kleiner Teddy, nicht größer als 10 cm. Doch wenn ein Kind traurig ist, dann wird er 2Meter groß. Er ist dann kuschelig, flauschig und einfach zum Knuddeln. Er beginnt dann verschiedene witzige Grimassen zu schneiden. Und ein Krenka ist ein kleines, fliegendes Objekt. Die Flügel sind golden. Der Körper silbern. Die Augen Feuerrot, und der Mund Smaragdgrün. Sie erscheinen äußerst selten. Sehr selten sogar. Wenn auch nur einmal im Jahr. Doch trotz dessen mag ich meine eigene kleine Welt sehr. Sie ist so, wie ich es will und wollte. Doch die Realität war schon immer hart. Die Wirklichkeit tat schon immer weh. Sie zeigt einem die harte Seite des Lebens. Liebe und Freundschaft werden in ihr zu Hass. Rassismus ergreift in manchen Ländern die Macht. Die Macht des Lebens. Doch was ist das Leben, wenn wir nicht richtig leben dürfen? Wenn wir zurück gedrängt werden in unsere eigene Welt. Meine Welt tröste mich, doch ich darf nicht vergessen, dass sie nur erfunden ist. Das darf ich nicht. Nun, nach diesen harten und kühlen Worten über die Wirklichkeit, sollte ich doch weiter lernen, damit ich zumindest etwas in meinem Leben erreiche.

„Doch ich habe schon gelernt, und lenke meine Gefühle mit der Musik von dem Grauen ab. Ich gebe mich nun voll und ganz dem Rhythmus hin. Mein Kopf bewegt sich hin und her. Ich spüre eine sonderbare Wärme. Die Musik ist richtig gut! Meine Augen schließen sich langsam, ich flüchte wieder in meine Welt, wo Angst und Furcht Fremdwörter sind. Wo jeder jeden mag. Wo ich glücklich bin. Die Geschichten und Verletzungen, der Schmerz einer alten Freundschaft verschwinden. Sie sind auf einmal weg. Die Gedanken, meine Gedanken, sie werden frei. Sie tanzen herum und freuen sich. Doch da, diese so vertraute Stimme. Ich kann sie wieder hören…“

Schlagartig öffnete ich meine Augen. Ich sah zum Fenster, wo ich einen bunten Vogel sah. Und das schon zum zweiten Mal. Ich streckte meinen Arm nach ihm aus. Sehnsüchtig probierte ich seine zarten Federn mit meinen knochigen Fingern zu berühren. Doch da verschwand er wieder. Er war wieder weg, und nun kam wieder dieser stechende Schmerz. Im Herz, im Auge, in der Seele. Ich konnte nicht mehr atmen. Hastig umschlungen meine Hände meinen Hals. Mein Mund öffnete sich, und ich rangte nach Luft. Und dann wieder dieser Schmerz. Meine Augen wurden leer, ausdruckslos. Mein Körper fiel zu Boden. Dies war nur mehr die Hülle von dem Leben, das einst in mir steckte. Ich stieg auch meinem Körper heraus. Wollte weit weggehen, doch da hielt mich etwas fest. Ich sah zurück. Meine Eltern! Sie weinten um mich. Dann wurde ich weggeschleudert, wohin, weiß ich noch heute nicht. Bilder zuckten vor meinen Augen. Ich brach zusammen. Ich wollte sterben. Doch da umhüllte mich ein warmer Hauch, und als ich aufwachte, sah ich in das Gesicht eines Jungen. Seine Augen, seine Haut, sein Lächeln. Alles war so rein. Ich streckte meine Hände nach ihm aus, klammerte mich fest an ihn. Ich spürte seine Nähe. Seinen Duft. Als ich ihn jedoch näher an mich drücken wollte, umklammerte ich nur mehr Luft. Er war genauso verschwunden, wie der bunte Vogel.

Um mich herum wurde es schwarz. Tränen flossen meine blassen Wangen hinunter und bildeten unter mir eine kleine Lacke. Plötzlich fiel ich hinunter. Ich schrie. Doch dann landete ich auf etwas sanftem. Es war so geschmeidig und alles war so hell und leuchtend. Ich sah mich um. Überall Wolken, Rosen und Wärme. Geborgenheit umhüllte meine Seele. Aber was war dieses Geräusch, das diese poetische Landschaft zerstörte? Ein Flügelrauschen links. Dann wieder rechts. Und da! Da war der Junge wieder, genauso wie vorhin. Er kam immer näher. Als er bei mir war, schloss er mich in seine Arme. Ich wollte nicht, dass es mich je wieder losließ. Doch da zuckten helle Strahlen aus mir. Mein ganzer Körper leuchtete hell. Ich schrie auf. Es kam mir vor, als würden die Strahlen meinen Körper durchbohren.

Der Junge. Er schreckte zurück und suchte das Weite. Doch dass nicht ohne Grund. Blut floss auf meinem Mund. Das Blut des Todes. Ich wurde wieder herumgeschleudert. Meine Umgebung veränderte sich. Sie wurde rot. An manchen Stellen zuckte Feuer aus kleinen Löchern. Ich versuchte aufzustehen, doch ich rutschte immer wieder aus, in meinem Blut. Ich war gefangen. Meine Gefühle, der Hass, der nun ein zu Hause in mir gefunden hatte, stauten sich auf. Ich wollte schreien, doch alles was aus mir herauskam war ein kalter Hauch. Der zog mich mit, wieder nach oben. In das Grüne hinaus. Doch nun wollte ich zurück. Zurück in mein Zimmer. Zurück in mein Leben. Doch dies war unmöglich. Ich war tot, und wurde nun in den verschiedenen Welten hin und her geschleudert. Aber was nützte das Ganze?! Wo würde ich am Schluss hinkommen? Ich wusste nicht, was mein Schicksal mit mir vorhatte, doch eines stand fest. Mein Schicksal war besiegelt.

Meine Augen schmerzten schon, von der Liebe und dem Hass. Irgendwo, wenn auch im Nirgendwo, würde ich doch stehen bleiben, aber wo? Dann, auf einmal, als ich die Hoffnung schon aufgegeben hatte, blieb ich stehen. Ich, ich konnte meinen schmerzenden Augen nicht glauben! Ich war in meiner Welt!

„Doch was hatte dies alles zu bedeuten? Würde jeder seinen Tod so erleben müssen oder sollen? Wenn ja, dann bin ich froh, dass ich schon tot bin, und die traurigen Gesichter meiner Eltern, mein Begräbnis und all dies nicht mehr sehen muss. Ich bin froh, dass ich in meiner Welt bin, die so ist, wie ich es will. Ich bin einfach nur froh“…







Ich war einfach nur froh. Froh über etwas, dass ich nicht einmal kannte. Es war zwar meine Welt, doch es war anders, sie sich vorzustellen, als darin zu sein. Ganz anders. Doch nun, wo ich einmal dort war, wollte ich es auch ausnützen, denn ich wusste nicht wann ich diesen Ort verlassen sollte, oder in meinem Fall eher gesagt: musste. Denn ich hatte ja nicht mein Schicksal bestimmt. „Das kann ich nicht. Das kann niemand. Wenn man das Schicksal von einem bestimmen könnte, dann würde niemand sterben Dann wäre nur Glück und Freude auf der Welt. Doch das geht einfach nicht, dass alle auf einmal Glück und Freude verspüren. So sehr es sich der Mensch auch wünscht. Denn der Eine würde das machen, und der andere wieder dies, und das alles an demselben Ort. Dann kommt es wieder Streit, Hass, Prügel und Schreie. Dies würde ja auch nichts bringen“

So gab ich die Hoffnung auf. Die Hoffnung ein sorgenfreies Leben. Dazu war ich zu erschöpft. Ich ließ mich in das weiche Grass unter mir fallen, drehte mich auf die Seite, dann wieder auf den Bauch. Ich hatte bisher noch kein Geschöpf aus meiner Welt entdeckt. War das vielleicht gar nicht meine Welt? Aber wem gehörte sie dann, und wo war ich? Sie sah doch genauso aus wie meine, doch die Tiere. Die Wesen. Die Geschöpfe. Die fehlten. Ich sprang vom Boden auf, als er zu beben begann. Spitzen stießen heraus. Ich sprang von einem Punkt zum anderen, damit ich nicht aufgespießt wurde. Hopp, Hopp. Ich probierte mir Mut zumachen. Hopp, Hopp. „Immer so weiter! Das sind doch nur kleine Nadeln, die einen nur kurz pieksen! Ganz kurz, und es tut gar nicht weh“, meine Gedanken wandten sich zu einem Traum. Einem Alptraum. Kleine, böse Zwerge verfolgten mich. Sie kamen immer näher. Ihre Zähne waren gelb. Ihre Haut voller Warzen. Kleine Wesen die das Böse verehrten. Die ihren dunklen Lord liebten und vergötterten. Doch konnten sie Liebe empfinden? Konnte sie das Kribbeln und die Schmetterlinge im Bauch fühlen? Konnte ihr haute, die helle, rote Farbe annehmen? Ja, das konnten sie. Denn ansonsten hätten sie nicht so aufopfernd für etwas gekämpft, das auch nur in ihrer Fantasie leben konnte. Die Macht des Lord, des dunklen Lord. Er war grausam, doch eine menschliche Form fehlte ihm. So konnte er nur in den Gedanken und Träumen von Menschen, Wesen und Geschöpfen leben. Er ernährte sich von der Liebe. Saugte sie aus, und hinterließ nur Hass. Einen Hass, der einen in den sicheren Tod führte. Ich versuchte zu flüchten, doch ich stolperte, fiel hin und lauf auf dem Boden. Ich wandte meinen Blick nach hinten, sah schon die geistliche Form des Lords auf mich zurasen. Da schnappte mich eine Hand und zog mich abermals hinauf. Nun war ich wieder dort, wo ich hergekommen war. Wo es nur Rosen, Wärme und Wolken gab. Ich war wieder im Himmel. Ich war wunschlos glücklich! Doch meine Freude vergrößerte sich, als ich wieder den Jungen erblickte. Er hatte mich aus dem Verderben gerettet. Wo er doch vorhin zurückgewichen ist, als er das Blut des Todes sah. Doch vor dem dunklen Lord ist er nicht zurück gewichen, wie kann das sein? Er lächelte mich an, doch aus dem Lächeln wurde ein grausames Lachen. Seine so zarten Gesichtszüge wurden hart. Seine Stimme tief und dunkel. Seine wunderschönen Augen verwandelten sich in funkelnde Blitze. Er wollte mich mit ihnen treffen. Ich begann zu laufen. Weit weg. Ich lief so schnell ich konnte, doch ich hatte das Gefühl, dass er mich immer noch verfolgte. Plötzlich prallte ich gegen etwas. Ich schrak auf. Es war ein alter Mann. Zwar war er schon bestimmte tausende von Jahren alt, oder sogar älter, doch seine Haut war genauso weich, wie die eines Babys. Und sein Bart war so geschmeidig. So geschmeidig, wie die Kissen in meinen Träumen. In meinen schönen Träumen. Innig umarmte ich ihn. Er erinnerte mich nämlich an meinen Großvater. Der war zwar schon vor 1o Jahren gestorben, doch nun war ich doch auch tot. Genauso wie er. Also konnte ich ihn doch treffen, das war doch nicht unmöglich, oder? Ließen die Götter so ein Treffen zu? Zwischen Enkel und Opa? Ja oder nein? Ließ dies Gott zu? Und seine Götter? Ich war mir unsicher. Nun konnte ich wirklich niemandem trauen. Doch als ich in die Augen des alten Mannes sah, konnte ich die zwei Knopfaugen von meinem Opa erkennen. Ich war mir sicher, dass er es war.

Wir flogen hinauf. Zu den Sternen. Zu dem Mond. Wir flogen weiter. Tief in den Horizont hinein. Wir kamen an der Milchstraße an. Spazierten auf ihr hin und her. Zurück und vor. Nach links, nach rechts. Es kam mir vor, als würde eine Ewigkeit vergehen, doch das störte mich nicht. Ich war wieder froh, und musste grinsen. Meine Augen füllten sich mit Tränen, die ich hastig wegwischte. Nun gingen wir weiter. In Richtung der Sonne. Dort pflückten wir Sonnenblumen, die heller leuchteten, als die Sterne in der Nacht. Ich strahlte nur so, vor Glück und Freude. Meine Seele wurde rein. Doch da sah ich wieder eine Gestallt in der Ferne. Es war der Junge, der in Wirklichkeit der Sohn vom dunklen Lord war. Er kam immer näher auf uns zu. Mein Großvater verschwand, denn er war schon ein Engel, doch ich blieb zurück. Allein in der Ferne. Allein in meinem Schicksal. Allein.

Meine Hände zitterten, als der Junge mich am Hals packte. Er hob mich in die Luft hinauf, und begann mich dann zu würgen. Sein Handgriff wurde immer fester. Ich legte meine Hände um die seine. Mein Blick streifte seinen. Nun füllten sich seine Augen mit Tränen, sein Griff löste sich und ich fiel wieder zu Boden. Er hockte sich auf dem Boden hin, und begann zu weinen. Jungs weinen nicht, doch dies war eine Ausnahme. „Eigentlich finde ich er unfair, dass Jungs nicht weinen dürfen. Wieso dürfen sie es eigentlich nicht? Weil sie Machos sein müssen? Weil sie hart aussehen wollen? Wieso eigentlich? Ich bin kein Junge, also ist es für mich schwer, diese Frage zu beantworten. Da müsste ich mich schon an einen Macho Typ wenden, aber das mache ich mit Sicherheit nicht.“

Ich nahm all meine Kraft zusammen, und kroch zu ihm hin. Meine Hand ruhte tröstend auf seiner Schulter. Er hörte nun auf zu weinen, und legte seine Hände um meinen Oberkörper. Sein Gesicht versteckte er in meinem Pulli. So konnte ich sein Grinsen nicht bemerken. Der Junge zog ein Messer aus seiner Tasche heraus. Seine Finger umschlangen es, und er stich zu. Ich hatte das Messer in meinem Rücken. Nun fiel ich wieder zu Boden. Meine Augen waren wieder leer und ausdruckslos.

„Nun würde ich nirgendwo mehr hinkommen, denn jetzt war ich wirklich tot. Dies ist meine Geschichte, über mein Leben, meine Gefühle, meinem Tod. So gebt euer Leben nicht her! Nicht umsonst! Beschützt es mit aller Kraft. Denn es war für mich wirklich schön, leben zu dürfen….“

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