Matrix Revolutions (VHS) Testbericht

Matrix-revolutions-vhs-science-fiction-film
ab 93,84
Auf yopi.de gelistet seit 10/2004

Erfahrungsbericht von CiscoGianino

Die totale Verschwendung von Talent

Pro:

SFX, Monica Belluccis Decollete, man weiß wie es ausgeht

Kontra:

man ist enttäuscht wie es ausgeht, langweilig, kitschig, dumme Dialoge, hölzerne Hauptdarsteller

Empfehlung:

Nein

1999 revolutionierten die Wachowski-Brüder Larry und Andy mit ihrem philosophisch angehauchten „Matrix“ das Actiongenre. Martial Arts wurde in Hollywood nicht nur salonfähig, sondern fester Bestandteil eines jeden Plagiats. Auch die düstere Optik und das Styling wurden häufig kopiert. Die Frage, ob dies eine positive Wandlung war, sei einmal dahingestellt.
Im Mai 2003 kam die lang erwartete Fortsetzung „Matrix Reloaded“ in die Kinos, die bei vielen Fans durchfiel. Natürlich ist es nicht einfach das Genre mit jedem Film neu zu erfinden, aber der zweite Teil der Trilogie hatte viel von der Faszination des Originals verloren. Der anspruchsvolle Ansatz wurde hier derartig auf die Spitze getrieben, dass es teilweise doch recht ermüdend war den fast schon vulgär-philosophischen Monologen der Protagonisten zu lauschen.
Ein halbes Jahr und viele zerplatzte Träume später kommt nun mit „Matrix Revolutions“ der Abschluss der Trilogie ins Kino, doch die schon im Titel angekündigte Revolution bleibt leider aus:

Die Handlung beginnt gleich nach dem unsäglichen Cliffhanger des zweiten Teils: Neo (Keanu Reeves) liegt im Koma, gefangen irgendwo zwischen der realen Welt und der Matrix. Morpheus (Lawrence Fishburne) und Trinity (Carrie-Anne Moss) schaffen es mit Hilfe von Seraph (Sing Ngai) Neo zurück zu bringen. Nach einem kurzen Besuch beim Orakel (Mary Alice für die verstorbene Gloria Foster) trennen sich die Wege der Helden: Neo entschließt sich zur Maschinenstadt zu gehen um dort den Krieg zu beenden; Trinity will nicht von seiner Seite weichen und geht mit ihm. Der Rest der Crew kehrt nach Zion zurück um der Stadt beim Kampf gegen die Maschinen zu helfen. Am Ende trifft Neo Mr. Smith (Hugo Weaving) zum finalen Duell, welches das Schicksal der Menschheit entscheiden wird...

Es ist schon traurig mit ansehen zu müssen wie die Wachowski-Brüder nach nur zwei intelligenten Filmen, „Bound“ und „Matrix“, vom Hollywood-Kino korrumpiert werden. War der zweite Teil über große Strecken noch nett anzusehen, verkommt „Matrix Revolutions“ zum primitiven Effekte-Kino. Man konnte „Matrix“ schon immer viel vorwerfen, doch eines war es nie: kitschig. Wenn allerdings Neo und Trinity sich am Bahnhof endlich wiedersehen, in Zeitlupe aufeinander zulaufen und sich innig umarmen und küssen, dann drängt sich das Wort Edelkitsch geradezu auf.
Bis auf Keanu Reeves und Carrie-Anne Moss wurden in diesem Teil alle anderen Schauspieler zu Statisten degradiert, was sehr ärgerlich ist, denn gerade die beiden Hauptakteure bleiben mal wieder blass. Auch müssen sich die Wachowskis die Frage gefallen lassen, warum sie mit Monica Bellucci eine gute Schauspielerin derart verheizen. Ihren Auftritt kann man nicht einmal mehr als Sprechrolle bezeichnen: Sie ist ungefähr eine halbe Minute im Bild und darf ein oder zwei Sätze sagen. Hätten die Kostümdesigner ihr nicht dieses atemberaubende Decollete verpasst, wäre sie wahrscheinlich gar nicht aufgefallen. Nebendarsteller wie Lawrence Fishburne und Jada Pinkett dürfen in ihren kurzen Auftritten nur noch entschlossen gucken und Plattitüden aufsagen. Einzig Hugo Weaving kann noch überzeugen, ist jedoch von seinen Auftritten in den zwei Vorgängern weit entfernt.
Die Macher brechen in vielerlei Hinsicht mit den bekannten „Matrix“-Traditionen, vor allem aber verwundert es den Zuschauer, dass es kaum noch philosophische Dia- bzw. Monologe gibt. Bis auf das schwülstige Schwadronieren über Liebe und Karma, das zwischendurch immer wieder nervt, langweilt der Film nur mit platten, aufgesetzten 08/15-Dialogen. Das beginnt schon bei der altklug-nichtssagenden Tagline „Alles was einen Anfang hat, hat auch ein Ende“.
Die zweite Hälfte des Films, die Hauptsächlich den Kampf um Zion schildert, ist fast ausschließlich am Computer generiert worden; die Charaktere verkommen hier zu emotionalem Beiwerk. Zumindest diesen Kampf haben die Maschinen gewonnen.
Der CGI-Zauber ist ja auch sehr beeindruckend und anfangs noch schön anzusehen, aber spätestens nach einer viertel Stunde wird der unermüdliche Kampf Mensch gegen Maschine doch öde, da einfach zu häufig die selben Bilder präsentiert werden. Ab diesem Zeitpunkt hat man nur noch das Gefühl, man würde den Regisseuren bei einem gigantischen Videospiel zu sehen und wenn sich Neo und „Endgegner“ Mr. Smith in bester Superman-Tradition bekämpfen, ist schon die Luft raus. Das Ende ist dann einfach nur noch eine riesengroße Enttäuschung nach allem, was sich an Fragen aufgestaut hat, die nicht mehr beantwortet werden.

Die Wachowskis hätten es wirklich bei einem Teil belassen sollen, spätestens mit Teil 3 ist der Mythos „Matrix“ endgültig demontiert. Schade, dass die beiden ihr Talent so verschwenden. War in „Matrix Reloaded“ noch Herzblut zu spüren, dass die Regisseure hineingesteckt hatten, so wirkt der Abschluss der Trilogie nur noch unmotiviert. Selbst die sonst so ästhetische Kameraführung lässt sich hier vermissen.
Vom Schauwert hat „Matrix Revolutions“ einiges zu bieten, aber es wurde einfach versäumt den Film auch mit Inhalt zu füllen und so bleibt der dritte Teil nur Mittelmaß, in dem das Können zweier junger, kreativer und innovativer Filmemacher nicht zum Vorschein kommt.


Originaltitel: The Matrix Revolutions
Produktionsland & -jahr: USA 2003
Regie: Larry & Andy Wachowski
Darsteller: Keanu Reeves, Carrie-Anne Moss, Hugo Weaving, Lawrence Fishburne, Jada Pinkett, Mary Alice, Ian Bliss, Sing Ngai, Bruce Spence, Lambert Wilson, Monica Bellucci, Anthony Wong

19 Bewertungen, 1 Kommentar

  • Stormwatch2k3

    20.06.2004, 16:52 Uhr von Stormwatch2k3
    Bewertung: sehr hilfreich

    Fand den eigentlich ganz nett, aber in einige Punkten, vor allem bei der Lovestory kann ich Dir nur beipflichten! ~~Gruß Norman~~