Rechtsanwaltsfachangestellte/r Testbericht

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ab 15,18
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Summe aller Bewertungen
  • Schwierigkeitsgrad der Ausbildung:  schwer
  • Einstellungschancen:  gut
  • Aufstiegschancen:  gut
  • Verdienstmöglichkeiten:  durchschnittlich
  • Sozialleistungen:  gut
  • Eigenverantwortliches Arbeiten:  stark gefördert

Erfahrungsbericht von chaos_katja

Rechtsanwaltsfachangestellte - die Billigarbeiter der Nation

3
  • Einstellungschancen:  durchschnittlich
  • Aufstiegschancen:  gut
  • Verdienstmöglichkeiten:  schlecht
  • Sozialleistungen:  schlecht

Pro:

-sehr fundierte Ausbildung, so daß man auch als Sekretärin arbeiten kann -selbstständiges Arbeiten und Denken

Kontra:

-die geringe Bezahlung -keine sozialen Absicherungen oder sonstige Sozialleistungen wie Weihnachts- oder Urlaubsgeld, Zuschüsse zu vermögenswirksamen Leistunen oder ähnliches -man wird für alles verantwortlich gemacht und muß ständig Überstunden schiebe

Empfehlung:

Ja

Ich komme aus den neuen Bundesländern, genauer gesagt aus Sachsen-Anhalt.

Voraussetzungen

Um hier den Beruf der Rechtsanwaltsfachangestellten zu erlernen muß man mindestens einen Realschulabschluß haben, besser noch einen erweiterten Realschulabschluß, ab allerbesten natürlich Abitur.

Ausbildungsdauer- und -inhalte

Die Ausbildung dauert 3 Jahre, wenn man sie als Umschulung vom Arbeitsamt bekommt nur 2 Jahre.

Während der Zeit der Ausbildung sollte eine angehende Rechtsanwaltsfachangestellte alles erlernen, um den Mandanten gegenüber sicher auftreten zu können, ihnen sachlich und fachlich richtige Antworten geben zu können, denn nicht immer ist es notwendig, die Mandanten mit dem Anwalt zu verbinden.

Was ich während meiner Ausbildung lernte? Von 1996 bis 1999 absolvierte ich meine Ausbildung in einer hiesigen Anwaltskanzlei. Dabei hatte ich das Gefühl, daß ich nur der Blödmann (obwohl ich weiblich bin) für alle war. Mehrmals in der Woche war ich mit Botengängen beschäftigt, die mich nicht unter 1 1/2 Stunden wenn nicht sogar 2 Stunden an die frische Luft brachten. Das waren aber auch die einzigen schönen Momente meiner Ausbildung. Ansonsten war ich der absolute \"Aktendackel\". Stets und ständig habe ich Akten durch die Kanzlei getragen, manchmal auch total sinnlos, habe sie umgeheftet, denn ablegen durfte ich sie nicht.

Während meiner Ausbildung hatte ich auch nie die Chance am Computer zu arbeiten. Statt dessen durfte ich Kurzbriefe mit der Hand schreiben (Adressen einsetzen), Anlagen kopieren, Post zusortieren und die Ergänzungslieferungen einsortieren. Und nicht zu vergessen die Mahnbescheide, die ich seit Anbeginn erstellen durfte....

Am Ende meiner Ausbildung stand die Prüfung, vor der ich natürlich richtig Angst hatte, denn immerhin habe ich während meiner Ausbildung nicht sehr viel gelernt. Mein gesamtes Wissen, mit dem ich in die Prüfung gegangen bin, habe ich aus dem Berufsschulunterricht gehabt. Trotzdem habe ich einen guten Abschluß erreicht.

Wie geht es nach der Ausbildung weiter?

So richtig habe ich den Beruf mit allem, was dazugehört, erst während meiner ersten Anstellung erlernt. Mein Einstiegsgehalt lag damals bei 2.000,00 DM (!) monatlich wovon natürlich noch Abzüge abgingen und, da ich außerhalb arbeitete, 300,00 DM (!) Fahrtkosten.

Da dieser Anwalt jedoch nicht mit Finanzen umgehen und wirtschaftlich denken konnte, sah es auf seinem Firmenkonto nicht mehr sehr gut aus, so daß er sehr bald Personal entlassen mußte. Aufgrund der zeitraubenden und nervtötenden Fahrerei war ich ihm nicht böse, daß er mich nach ungefähr 1 1/2 Jahren entlassen hat.

Eine neue Stelle zu finden, ist hier nicht sehr einfach. Jedoch hatte ich Glück. In der Kanzlei, wo ich meine Ausbildung absolvierte, war eine Angestellte schwanger und auf dem Weg in die Babypause. So durfte ich dort erneut arbeiten, diesmal aber richtig. Nach der Zeit dort ergatterte ich die nächste Schwangerschaftsvertretung. Bei dieser Kanzlei war ich im Prinzip so etwas wie Bürovorsteherin. Für den anwaltlichen Bereich gab es dort einen Rechtsanwalt, eine Angestellte (mich) und eine Auszubildende. Bei dieser Stelle bekam ich bisher auch das meiste Gehalt gezahlt, ganze 1.200,00 EUR/Monat brutto.
Bei diesen Erfahrungen wundert es mich sehr und regt es mich vor allem sehr auf, wenn sich gerade frisch ausgelernte Rechtsanwaltsfachangestellte darüber aufregen, daß sie nur 1.600,00 oder 1.700,00 EUR/Monat brutto erhalten .

Nach dieser letzten Schwangerschaftsvertretung war ich wieder arbeitslos. Nach vielen Bewerbungen und Vorstellungsgesprächen bekundete eine Kanzlei Interesse an mir, jedoch mit der Maßgabe, ich müßte vorher eine 8wöchige betriebliche Trainingsmaßnahme absolvieren. Während dieser Zeit bekam ich weiter mein Arbeitslosengeld und arbeitete also \"für lau\" für diese Kanzlei. Nach der Zeit der Trainingsmaßnahme erklärte mir der Anwalt, daß ich bleiben dürfte, was mich sehr gefreut hat, denn mit den Anwälten und der Kollegin komme ich sehr gut zurecht. Jedoch wurde mir ungefähr 10 Tage nach der Zusage sehr schlecht. Denn da bekam ich endlich den Arbeitsvertrag und der war für mich ein Schlag in die Magengrube! Ich habe mittlerweile 5 Jahre Berufserfahrung, arbeite sehr selbstständig in allen Belangen einer Kanzlei und was bekomme ich dafür bezahlt bei einer 40-Stunden-Woche, aus der nicht selten eine 50 oder 60-Stunden-Woche wird????? 1.200,00 EUR im Monat? Schön wär\'s! Ich bekomme 1.000,00 EUR/Monat brutto!!!!! Und ich gehe trotzdem weiterhin dort arbeiten, denn die Arbeit macht mir Spaß und mit meiner Kollegin verstehe ich mich sehr gut.

Alles in allem kann ich den Beruf empfehlen, jedoch nicht unbedingt in den neuen Bundesländern!

16 Bewertungen, 3 Kommentare

  • creedy18

    20.05.2008, 15:55 Uhr von creedy18
    Bewertung: sehr hilfreich

    feiner Bericht LG Andrea

  • campimo

    07.03.2007, 10:24 Uhr von campimo
    Bewertung: sehr hilfreich

    .•:*¨¨*:•. ... SH & LG ... .•:*¨¨*:•.

  • kleinvolli

    29.06.2004, 12:58 Uhr von kleinvolli
    Bewertung: sehr hilfreich

    Die Erfahrungen mit einer eintönigen Ausbildung kann ich zwar nicht mit Dir teilen, da ich von anfang an in einer kleinen Kanzlei gearbeitet habe, in der auch die Auszubildenden von Anfang an in alles eingelernt wurden. Allerdings der Teil mit der