Gut gegen Nordwind (Taschenbuch) / Daniel Glattauer Testbericht

„Gut gegen Nordwind“ heißt der Roman, den ich im vergangenen Jahr von einer Freundin zum Geburtstag geschenkt bekam, den ich längst gelesen habe und von dem ich Euch heute erzählen möchte.



DIES UND DAS

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Der aus email-Korrespondenz bestehende Roman mit seinen 224 Seiten ist im Goldmannverlag erschienen und unter ISBN: 3423245042 im gut sortierten Buchhandel für nur gerade mal 7,95 Euro zu bekommen. Autor von „Gut gegen Nordwind“ ist Daniel Glattauer.



DIE GESCHICHTE VON EMMI UND LEO

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Emmi Rother und Leo Leike lernen sich durch einen Zufall per email kennen. Eigentlich wollte Emmi nur ein Zeitschriftenabonnement kündigen, landete aber durch einen Fehler in der email-Anschrift bei Leo. Anstatt Like schrieb sie an Leike… Leo antwortet ihr, dass es sich hierbei um eine Verwechslung handelt und mit der Zeit ergibt sich hieraus eine ständige email-Korrespondenz, bei der sich die beiden zuzfällig in der gleichen Großstadt lebenden Menschen näher kommen.

Meist sind die emails, die zwischen den beiden hin- und hergehen kurz, bestehen nur aus einigen Worten oder kurzen Sätzen. Mal sind die emails zwei Seiten lang. Anfangs wissen sie nichts voneinander, doch von email zu email erfahren sie mehr. Sie versuchen sich gegenseitig einzuschätzen, versuchen zu erraten, wie der andere aussieht und schließlich kommt es zu einem „Nicht-Treffen“. In einem gut besuchten Café wollen sie sich treffen. Sie wollen sich nicht begegnen, nicht miteinander sprechen. Sie wollen nur sehen, ob sie sich gegenseitig erkennen - denn insgeheim haben beide schon ein Bild voneinander. Sie erfahren nacheinander mehr voneinander, lernen sich - auch ohne sich zu kennen - immer besser kennen. Immer mehr nähern sie sich aneinander an, tasten sich ein Stück weiter.

Emmi ist glücklich verheiratet mit Bernhard, der zwei Kinder mit in diese Ehe gebracht hat. Auch ein Kater namens Wurlitzer gehört der kleinen Familie noch an. Emmi liebt die email-Korrespondenz mit Leo. Emmi betont zwar einerseits, wie glücklich sie verheiratet ist, wie harmonisch ihre Ehe ist, zeigt aber andererseits auch Eifersucht, wenn Leo von einer anderen Frau schreibt. Emmi ist durchaus eine Frau, mit der man sich identifizieren kann.

Leo ist ein Sprachpsychologe, getrennt von seiner Exfreundin Marlene, die ihn nach langer on- und off-Beziehung für einen spanischen Piloten verlassen hat. Zwar hängt er noch an Marlene, weiß aber selbst, dass es nicht wirklich gepasst hat. Leos emails, die voller Wortwitz stecken, begeistern Emmi. Leo ist sehr kreativ, Leo ist intelligent - und das ist es, was ihn für seine email-Partnerin so interessant macht. Es dauert nicht lange, bis beiden wirklich etwas fehlt, wenn ein Tag ohne email vergeht.



STIL & LESEPROBE

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Ausschließlich aus den hin- und her geschriebenen emails besteht dieser Roman. Dieser Schlagabtusch an außergewöhnlichen mails steckt voller Sprach- und Wortwitz. Die erstklassige Sprache der email-Dialoge ist unterhaltsam und sehr kurzweilig. Kitschig wird es in diesem Buch nie. Eine elseprobe - noch ziemlich von Anfang des Buches - habe ich nachstehend für Euch herausgesucht und ich bin mir sicher, dass diese Leseprobe ausreichen wird, um Euch neugierig auf das Buch zu machen.


Drei Tage später
Betreff: Etwas fehlt

Lieber Leo,
wenn Sie mir drei Tage nicht schreiben, empfinde ich zweierlei:

1.) Es wundert mich.
2.) Es fehlt mir etwas.

Beides ist nicht angenehm. Tun Sie was dagegen!
Emmi


Am nächsten Tag
Betreff: Endlich gesendet!
Liebe Emmi,

zu meiner Verteidigung gebe ich an: Ich habe Ihnen täglich geschrieben, ich habe die E-Mails nur nicht abgeschickt, nein, im Gegenteil, ich habe sie allesamt wieder gelöscht. Ich bin in unserem Dialog nämlich an einem heiklen Punkt angelangt. Sie, diese gewisse Emmi mit Schuhgröße 37, beginnt mich schön langsam mehr zu interessieren, als es dem Rahmen, in dem ich mich mit ihr unterhalte, entspricht. Und wenn sie, diese gewisse Emmi mit Schuhgröße 37, von vornherein feststellt: »Wahrscheinlich werden wir uns niemals sehen«, dann hat sie natürlich völlig Recht und ich teile ihre Ansicht. Ich halte das für sehr, sehr klug, dass wir davon ausgehen, dass es zu keiner Begegnung zwischen uns kommen wird. Ich will nämlich nicht, dass die Art unseres Gesprächs hier auf das Niveau eines Kontaktanzeigen- und Chatroom-Geplänkels absinkt. So, und diese E-Mail schicke ich nun endlich weg, damit sie, diese gewisse Emmi mit Schuhgröße 37, wenigstens irgendwas von mir in der Mailbox hat. (Aufregend ist der Text nicht, ich weiß, es ist auch nur ein Bruchteil von dem, was ich Ihnen schreiben wollte.)
Alles Liebe, Leo.


23 Minuten später
RE:

Aha, dieser gewisse Leo Sprachpsychologe will also nicht wissen, wie diese gewisse Emmi mit Schuhgröße 37 aussieht? Leo, das glaube ich Ihnen nicht! Jeder Mann will wissen, wie jede Frau aussieht, mit der er spricht, ohne zu wissen, wie sie aussieht. Er will sogar möglichst schnell wissen, wie sie aussieht. Denn danach weiß er, ob er noch weiter mit ihr sprechen will oder nicht. Oder etwa nicht?
Herzlichst, die gewisse 37er-Emmi.


Acht Minuten später
AW:
Das war jetzt mehr hyperventiliert als geschrieben, stimmt’s? Ich muss gar nicht wissen, wie Sie aussehen, wenn Sie mir solche Antworten geben, Emmi. Ich habe Sie ohnehin vor mir. Und dafür muss ich mich nicht einmal mit Sprachpsychologie beschäftigt haben.
Leo.



DER AUTOR

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Daniel Glattauer, geboren 1960 in Wien, Autor und Journalist. Bücher (u.a.): Die Ameisenzählung (2001), Darum (2003), Die Vögel brüllen (2004), Der Weihnachtshund (Neuausgabe 2004). Mit seinem letzten Roman, Gut gegen Nordwind (2006), gelang ihm ein Bestseller, der in zahlreiche Sprachen übersetzt und auch als Hörspiel, Theaterstück und Hörbuch zum Erfolg wurde. (Quelle: http://www.daniel-glattauer.de/ueber-den-autor/).

Über seinen Roman „Gut gegen Nordwind“ sagt der Autor „Noch nie war Buchschreiben für mich selbst so spannend wie diesmal, bei meinem dritten Roman. Ich durfte abwechselnd in die Rolle einer gewissen Emmi Rothner und eines Leo Leike schlüpfen, die einander noch nie gesehen hatten und ursprünglich auch gar nicht sehen wollten, was sie nicht daran hinderte, sich ineinander zu verlieben. - Schriftlich!

Durch einen Irrtum begannen sie, einander E-Mails zu schicken und konnten nicht mehr damit aufhören. Für die beiden (und für mich) stellte sich bald die Frage, wann es zum ersehnten Treffen kommen sollte. Und was würde dann geschehen? Und wie würde es danach weitergehen? Die Antworten lesen Sie bitte selbst. Wenn Sie Geschichten über Liebesbeziehungen mögen, bin ich sicher, dass Ihnen „Gut gegen Nordwind“ gefallen wird.“ (Quelle: http://www.danielglattauer.com/index.php?page=gut-gegen-nordwind)



PRESSESTIMMEN

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Auch die Presse wat begeistert von diesem Buch und überschlug sich mit guten Kritiken.

„… einer der zauberhaftesten und klügsten Liebesdialoge der Gegenwartsliteratur …” hieß es im Spiegel. “Klug, komisch und spannend zugleich.” Schrieb Brigitte in Buch-Extra.

„Eine schnelle, witzige Version des Briefromans im Zeitalter des Powerbooks, die all jenen das Gegenteil beweist, die das kulturpessimistische Vorurteil nachplappern, E-Mails hätten keine Tiefe.”“ Schrieb Siljaim Kultur Ukena, KulturSpiegel.

Ausführliche Pressestimmen findet Ihr auf der Website des Autoren unter http://www.daniel-glattauer.de/gut-gegen-nordwind/pressestimmen/.




FAZIT

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Ganz anders als andere Bücher ist „Gut gegen Nordwind“. Die Geschichte ist sehr zeitgemäß und erscheint mir sehr realistisch und nahe liegend. Der Wechsel der emails zwischen Emmi und Leo macht das ungewöhnliche Buch rasant und kurzweilig. Und die tolle Sprache und der Wortwitz bringen viel Spaß beim Lesen. Auch wenn die Figuren nicht wirklich beschrieben werden, so lernt man sie immer besser kennen, kann sich in sie hinein versetzen, hofft und bangt mit den beiden und erkennt sich teilweise auch selbst in ihnen wieder. Voller Überraschungen steckt dieses in flotten Tempo geschriebene und sehr unterhaltsame, liebevolle Buch, das ich als sehr zeitgemäß und in jedem Fall als lesenswert bezeichnen möchte. Ich hätte nicht geglaubt, dass mich ein Roman, der ausschließlich in emails geschrieben ist so fesseln kann, dass man sich in einer solchen Story den Personen so nah und verbunden fühlen kann.

Amüsant, manchmal traurig, aber nie kitschig ist die Story um Emmi und Leo. Dieses leichte Buch, das mich sehr oft zum Schmunzeln gebracht hat, zur Seite zu legen fiel mir sehr schwer. Das Ende kam… es kam sehr schnell, es kam sehr überraschend! Ich bin mir nicht sicher, ob ich dem Autor dieses Ende verzeihe ;-). „Schade zwar, aber am Ende des Buches wäre es mir zu einfach gewesen. Sie haben mir den Schluss bis heute nicht verziehen? Vielleicht tun sie es jetzt, da mein Fortsetzungsroman „Alle sieben Wellen“ erschienen ist. Ich kann mir nur wünschen, dass Sie mein neues Buch so gerne lesen wie ich es geschrieben habe.“ Schreibt er auf seiner privaten Website unter http://www.danielglattauer.com/. Und genau das werde ich tun. Ich werde den Fortsetzungsroman lesen und ich hoffe, dass er mir genauso gut gefällt wie „Gut gegen Nordwind“

Dieses Buch, dem ich gerne fünf von fünf Sternchen gebe, hat in jedem Fall seinen eigenen Platz in meiner ganz persönlichen Bestsellerliste, denn es ist der beste Lesestoff, den ich seit langer Zeit zur Hand genommen habe.