Zypern Testbericht

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Erfahrungsbericht von cxgirl

Akte Aphrodite

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Wenn sich heute barbusige Schönheiten am Pissouri Beach sonnen, lässt das den Sand ziemlich kalt. Nicht, dass Zypern nichts für weltliche Reize übrig hätte. Aber die Strände der drittgrößten Mittelmeerinsel nach Sizilien und Sardinien haben schon viel gesehen. Die Ankunft der Aphrodite etwa. „Blüten sprossen unter den Schritten ihrer Füße“, fantasierte vor knapp 2.700 Jahren der griechische Dichter Hesiod, als er sich die Odyssee der Göttin der Liebe vom Orient über Zypern bis ins antike Griechenland ausmalte. Lauscht man den Worten eines Zyprioten, der einem beim Pe´tra tou´ Romiou´, dem Felsen der Aphrodite, auf die Sehenswürdigkeiten seiner Heimat aufmerksam macht, glaubt man, die Heldin aus der Historie sei hier erst vorgestern ausgecheckt.

Aphrodite-Pizza, Aphrodite-Disco, Aphrodite-Hotel. Bis zur nächsten Erinnerung an diesen einen Mythos ist es auf Zypern nie weit. Dabei hat das geografisch zu Asien, kulturell zu Europa zählende Eiland weit mehr Besonderheiten aufzuweisen. Der Spagat zwischen alten Attraktionen, grandioser Landschaft und modernem Urlaubsspaß gelingt mühelos. Jahrhunderte alte Klöster und Kirchen gehören zur Basisausstattung selbst der kleinsten Dörfer. Wer also nicht den ganzen Tag über in der Sonne braten will, kann sich auf Spurensuche nach all den einstigen Bewohnern der nun etwa 750.000 Einwohner zählenden Insel machen. Ob die alten Ägypter, Perser, Römer, Ritter wie Richard Löwenherz, osmanische Sultane oder britische Kolonialherren – sie alle haben es sich schon einmal zwischen den Olivenplantagen und den zahlreichen Buchten mit türkisblauem Wasser gemütlich gemacht. Natürlich, die Stimmung war nicht immer so friedlich. Heute ist jedes Dorf mit einem Hafen stolz auf seine touristische Bar-Promenade. Vom nach wie vor aktuellen großen Problem Zyperns – der politischen Spaltung der Insel in einen griechischen und einen türkischen Teil – spricht man nur, wenn der Gast es unbedingt will. Denn längst hat man erkannt, was Besucher, die sich zu Hause nicht über 300 Sonnentage pro Jahr freuen können, wirklich wollen: wenig Geschichte, aber vor allem viel, viel Spaß.

Mit Party-Metropolen wie dem einst verschlafenen Fischerdorf Agia Na´pa am südöstlichsten Zipfel Zyperns macht die Insel seit geraumer Zeit sogar Ibiza Konkurrenz. Auf der Hitliste ganz oben: in der Nacht Drum’n’Bass und Two-Step am Nissi Beach und am nächsten Tag eine Mountainbike-Tour durch einen Eukalyptus-Wald. So überrascht es nicht, dass in den Charterjets, die in der Hauptsaison fast im Minutentakt auf den Flughäfen von Pa´fos und La´rnaka landen, mehr Ausgeflippte als Amateur-Archäologen sitzen. Der Geschichte aber kann in Zypern trotzdem niemand entkommen, nicht einmal beim Abendessen. Denn wenn dann und wann ein süffiger „Commandaria“ kredenzt wird, ist das mehr als bloß ein Tropfen guten Tafelweins. Diese Sorte nämlich ist angeblich die älteste der Welt – schon Jesus und seine Jünger sollen sie beim letzten Abendmahl genossen haben.

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