Mehr zu AutorInnen mit R Testberichte
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Pro & Kontra
Vorteile
- herrlich abgedreht
- Oh es geht immerhin um die weibliche Brust
- Das Buch ist streckenweise spannend
- Roths Stil
- spannend, interessant, lehrreich, bewegend - einfach genial
Nachteile / Kritik
- eigentlich nichts
- Die längsten 89 Seiten meines Lebens
- keine gute Autorin
- die Story ist nicht die allerbeste
- nichts
Tests und Erfahrungsberichte
-
Kathy reihcs, nicht lesen!
2Pro:
Das Buch ist streckenweise spannend
Kontra:
keine gute Autorin
Empfehlung:
Ja
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Die Autorin
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Kathy Reichs wurde 1950 in Chicago geboren, studierte an der Northwestern University und ist heute eine von rund 50 anerkannten forensischen Anthropologen in den USA und Kanada. Die Berufbezeichnung "forensisch" bedeutet in ihrem Fall, dass sie dem Staat bei der Aufklärung von Rechtsfällen ihr anthropologischen Wissen zur Verfügung stellt. Anthropologie ist die Wissenschaft vom Menschen und seiner Entstehungsgeschichte und zu diesem Beruf ist Reichs über ihr Interesse an Archäologie gekommen. Sie arbeitet als Professorin an der Universität von North Carolina und nebenbei noch für das "Office of the Chief Medical Examiner" in North Carolina und in der kanadischen Provinz Quebec für das "Laboratoire des Sciences Judicaires et de Médecine Légale". Also eine vielbeschäftigte Frau, die nebenher noch Zeit für ihre Romane findet und eine glückliche Ehefrau und Mutter ist. weiterlesen schließen -
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Isis; und Dich erwartet Leid, Intrigen und schmerz ...
18.06.2003, 22:28 Uhr von
susperia
Also, ich liebe Sport wie reiten und Volleyball. Dann batsel ich gerne an meinen Homepages, surfe...Pro:
spannend, viele Wendepunkte, historische Aspelte
Kontra:
siehe Text
Empfehlung:
Ja
Tja, es war ja Weihnachten und da habe ich wieder mal viele Bücher zum lesen geschenkt bekommen und eins davon war Isis.
Ich interessierte mich zum einen für den ägyptischen Hintergrund, zum anderen für die Handlung, die sehr viel Spannung versprach.
Nun mein Bericht:
****Die Story****
Ort: Waset
Eine Frau namens Sarits bringt ein Kind zur Welt unter enormen Schwierigkeiten. Das ist aber nicht das einzige Problem, welches die Familie hat. Der Eheman Basa verachtet ihre erst vor kurzem geborene Tochter, weil sie anders ist, als alle anderen Kinder. Es heißt er möchte sie sogar umbringen. Während der Geburt des 2. Sohnes Anu, veranlasst Sarit, dass ihre Amme Ruza die kleine Tochter Meret aus der Stadt bringt und ein neues Leben beginnt.
Ruza bringt die Kleine zu einem Tempel auf der Insel Philae. Dort finden sie heraus, dass Meret nicht nur körperlich sich von anderen Kinder unterscheidet, sondern auch eine seltene Gabe besitzt, in die Vergangenheit und in die Zukunft sehen zu können.
Doch ihre eigene Herkunft bleibt nach dem Tod ihrer Adoptivmutter Ruza weiterhin schleierhaft. Sie weiß nicht wer ihre wahren Eltern sind, und warum sie weggebracht wurde. Wird sie es jemals herausfinden?
Währenddessen spitzt sich die Lage im Hause ihrer Eltern zu. Sarit geht es gesundheitlich immer schlechter, so dass ihr Schwester Selene sich um den kleinen Säugling Anu kümmern muss. Ihre eigene Tochter Isis freundet sich später mit dem erstgeborneen Khay und dessen Bruder an. Doch ihr Vater misshandelt seine Kinder und später auch seine Frau. Die Kinder wachsen mit den ständigen Schlägen zu sehr unterschiedlichen jungen Männern heran, die aber stets gegeneinander ankämpfen. Schließlich gerät der Kampf aus der Kontrolle, als Eifersucht ins Spiel kommt.
Wird das Hause Basas dennoch irgendwann mal in Frieden leben können?
****Wichtige Personen****
Meret: Tochter von Basa und Sarit, wächst in Philae in einem Tempel auf, ist eine Seherin
Isis: Tochter Selene und Nezem, beide Brüder Khay und Anu verlieben sich in sie
Khay und Anu: Söhne von Sarit und Basa, Khay geht nach seinem Vater, ist aggressiv Anu ist sehr schmächtig und sensibel
Ruza: Amme bei Sarit und Basa, rettet Meret vor dem Tod, zieht sie wie ihrer eigene Tochter auf
Basa: Erster Bauherr, Gatte Sarits, Brutal, schlechte Kindheit, hat ein Auge auf Selene geworfen
Sarit: Gattin Basa, Mutter von drei Kindern, verkraftet die Geburt von Meret nicht, nach Anus Geburt wird ihr Zustand zusehends schlechter
Selene: stillt Anu, Sarit zu liebe, später wird sie von Basa belästigt
****Autorin****
Der größte Erfolg von Brigitte Riebe war der Roman „Schwarze Frau vom Nil“, wo auch schon die Welt von Ägypten behandelt wird. Sie befasst sich in ihren Bücher auch mit historischen Aspekten der Kulturen und verbindet sie mit einer ausgedachten Handlung.
****Kommentar****
Den Roman hatte ich in einer wirklich kurzen Zeit durchgelesen. Er war so spannend, dass ich ihn kaum aus der Hand legen wollte.
Zunächst ist man ein bißchen verwirrt, denn es beginnt mit einer Rahmenhandlung und zwar wo Meret schon sehr alt ist und die Tochter von Isis sie besucht um herauszufinden, woher sie kommt. Dann beginnt die Binnenhandlung und zwar die Vergangenheit von Meret und Co.
Die Verknüpfung von Binnen- und Rahmenhandlung ist sehr gut gelungen. Das die Binnenhandlung ja eine Erzählung von Meret ist. Sie beginnt nicht einfach abrupt, so das man nicht mehr weiß was passiert, wie z.B. bei dem Buch Südland von Patricia Shaw mal der Fall gewesen war.
Wie oben schon gesagt ist das Buch enorm spannend. Die Wendepunkte sind so vielseitig, dass man nichts erahnen kann, was als nächstes passiert. Auch wenn jeder denkt, ach irgendwann kommt doch mal ein Happy-End, das ist doch in jedem Buch so, nicht hier. Man kann wirklich mit allem rechnen und das war absolut klasse.
Außerdem berührte mich die Geschichte so enorm, dass ich bei macnhen Stellen auf die Charaktere richitg wütend geworden bin. Z.B. auf Basa, wie er die Frauen behandelt. Wenn eine Autorin es schafft, den Leser so mitzureißen, dann ist sie wirklich gut.
Auch die Charakterbeschreibungen haben mir recht gut gefallen. Besonders die detailierten Erzählungen der Gesichter der Menschen, beispielsweise bei Meret mit ihrem Leberfleck oder Isis mit ihren grünen Augen. Das prägt und lässt ein gutes Bild enstehen.
Die Spannung wird dennoch noch angetrieben, weil manche Tatsachen offen gelassen werden oder erst am Ende benannt werden. Z.B. warum Meret körperlich auch anders ist, als andere Kinder, nicht nur weil sie die Gabe hat. Und warum die Eltern sie abgestoßen haben.
Mit Abstand, hat mir aber das Ende gefallen, weil der ganze Roman auf den Höhepunkt am Ende hinarbeitet. Alle Stricke laufen dort zusammen und erstellen eine spannende und nervenzerreißene Atmosphäre. Das Herz rast förmlich am Ende. Aber wie es ausgeht, sag ich nicht.
Dann ist der Roman sehr Abwechslungreich. Von Romantik bis hin zu schockierenden Szenen ist alles vorhanden. Besonders heftig sind aber die Szenen in der Basa Selene zum Sex zwingt und so. Da könnt man echt ins Buch springen.
Was ich natürlich nicht vergessen darf ist der historische Aspekt. Mir gefiel es, dass Brigitte Rieben viel über die Götter erzählt hat. Die Sagen und verschiedenen Bräuche. Ziemlich guter Lerneffekt, außerdem enorm interesannt für diejenigen, die Ägypten mögen.
Toll fand ich auch am Ende des Buches die kurze Charakter- und Götterbeschreibung. Besonders am Anfang kann man mal nachschlagen, wer eigentlich wer ist im Buch.
****Fazit****
Ein absolut empfehlenswerter Roman. Es ist zwar ein Frauenroman, aber gleichzeitg auch ein Historie-Thriller und deswegen nicht unbeingt nur für Frauen gedacht.
Wie gesagt, lest das Buch, es lohnt sich.
Buchinfos:
Brigitte Riebe
Isis
Erhätlich beim Bertelsmann Club für 15.90€
www.derclub.de
Buchnr.: 002528
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2003-06-18 20:28:38 mit dem Titel Der ständige Kampf der Männer um Macht!
Ja, ja ich weiß, ich schreibe im Moment echt selten Berichte, aber nun ist es mal wieder so weit. Und was bewerte ich diesmal? Mal wieder ein Buch. Wie ich in einigen vorherigen Berichten erklärt habe, bin ich im Moment auf einem ägyptischen Trip. Als ich ein Praktikum in einer Buchhandlung gemacht habe wurde mir daher als Dankeschön folgendes Buch geschenkt. Nun mein Bericht.
****Die Story****
Wer kennt ihn nicht? Cheops, der damalige Herrscher des „Reiches der Beiden Länder“. Hier wird die Geschichte von der Zeit vor seiner Thronfolge erzählt. Cheops Vater Snofru muss sich bald entscheiden, wen er als seinen Thronfolgen ernennen wird. Rechtmäßig steht die Krone Cheops zu, doch seine Vorlieben beschäftigen sich weniger mit dem Hofe und den verbundenen Verpflichtungen. Seine Leidenschaft ist es zu jagen und wie ein normaler Bürger in der Menge unterzutauchen. Daher stellt sich Neferu (Nefermaat) sein Bruder in den Vordergrund, der mit allen Mitteln die Thronfolge anstrebt. Er scheint auch Snofrus Lieblingssohn zu sein. Doch Cheops erkennt schnell den Ernst der Lage, besonders als auf ihn und seinen Vater Mordanschläge verübt werden.
Doch wer könnte dahinter stecken? Wirklich der eigene Bruder? Oder haben vielleicht die Priester des Ptah die Händer im Spiel. Denn Cheops ist kein gelehrter des Ptah Tempels in der Kindheit gewesen, sondern des Ra Tempels, im Gegensatz zu seinem Bruder Neferu. Möchten die Ptah Priester den Bruder hervorheben um selber mehr Macht zu erhalten?
Cheops Leben wird in ein Chaos gestürzt, besonders als er die junge Henutsen kennenlernt und sich unsterblich in sie verliebt. Doch ist Henutsen die Unschuld in Person oder trägt sie ein schlimmes Geheimnis mit sich?
Am besten ihr lest selbst!!!
****Der Autor****
Wie nicht anders erwartet schrieb Guy Rachet diesen Roman über Ägypten, weil er sich schon früh mit der Kultur auseinander gesetzt hatte. Er unternahm und leitete sogar einige Ausgrabungen. Mehr ist er als Archäologe anerkannt und veröffentlichte mehrere historische Werke. Der Roman „Die Sonnenpyramide ist der erste Teil einer mehrteiligen Serie über Ägypten.
****Kommentar****
Am Wichtigsten ist natürlich der historische Aspekt. Am Anfang wird man zuerst über wichtigen historischen Aspekte in Kenntnis gesetzt, zum Beispiel über die schwierigen Namen und Gegebenheiten. Man merkt gleich, dass der Roman nicht einfach ausgedacht ist, sondern in ihm viele Tatsachenberichte stehen. Genau dieser Punkt hat mich sehr begeistert. Gut ich mag alle ägyptischen Bücher, aber wenn man dabei noch Infos erhält und was lernt, ist das um so besser.
Wie ihr schon in der Zusammenfassung gemerkt habt, stellt sich der Leser im Laufe des Buches einige Frage. Das heißt, ständig kommt ein neuer Wendepunkt, bzw. der Leser erhält neue Infos zur Lüftung des Geheimnisses. Das heißt Spannung pur bis zum Ende. Denn der Leser bekommt zwar mehr mit als Cheops in der Geschichte, doch bleibt der Mörder bis zum Schluss verhüllt. Selbst dann weiß man nicht genau wer es ist.
Dennoch gibt es wunderschöne Momente und auch positive Wendepunkte in dem Buch. Z.B. als Henutsen Cheops gesteht, dass sie zuerst im Auftrag seines Bruders gehandelt hatte. Dass heißt sie wollte ihn ausspionieren. Aber ab da an bleibt sie stets loyal gegenüber ihrem neuen Ehemann und versucht sogar auf eigene Faust, den Attentäter zu fassen.
Doch in dem Buch wird mehr beschrieben, als Hass, Intrigen und Liebe. An einigen Punkten wird es sehr spirituell und fantastisch. Besonders wo Cheops bei den Priester die Erleuchtung erhalten soll, damit er dem Volk bei der Thronfolge als Gott gegenüber stehen kann.
Nur manchmal fand ich die Erläuterungen über die Götter Ägyptens und ihre Geschichten und Weissagungen etwas zu kompliziert und langatmig. Etwas gekürzt und verständlicher hätte ich mir die Erläuterungen gewünscht. Die langen Erklärungen stören nämlich den Lesefluß und man kann dann etwas die Lust am lesen verlieren.
Auch in diesem Buch findet man eine kleine Karte, damit man sich auch die Orte und deren Standpunkte in Ägypten besser vorstellen kann.
Das Ende ist relativ offen, was mir nicht ganz so gut gefiel. Aber es war wenigstens ein Happy End, denke ich mal, und so ist das offene Ende nicht ganz so schlimm.
****Fazit***
Auf jeden Fall empfehlenswert. Nicht nur für Ägypten Fans, auch diejenigen die Krimis gerne lesen werden das Buch bestimmt mögen. Ich werde mir mit Sicherheit auch die Nachfolgenden Bücher kaufen.
So, dann machts mal gut,
bye, bye Eure Susperia
Buchinfos:
Die Sonnenpyramide
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London Part XV: Stadtgeschichte(n)
Pro:
spannend, interessant, lehrreich, bewegend - einfach genial
Kontra:
nichts
Empfehlung:
Ja
London fasziniert mich, dass werden hier inzwischen sicherlich einige festgestellt haben. Und lesen tue ich auch gerne, was liegt da näher, als beides miteinander zu verbinden. Die beste Möglichkeit dazu bietet ein Roman mit dem einfachen Namen London ...
Fakten
Das 887 Seite starke Buch „London“ von Edward Rutherfurd ist Ende 2000 Droemersche Verlagsanstalt Th. Knaur Nachf. , GmbH & Co erschienen und kostet derzeit 12,90 Euro. Als ISBN wird die Nummer 3426618303 vermerkt und neben der Taschenbuchausgabe gibt es auch eine gebundene Ausgabe, die bereits 1998 erschienen ist.
Storyline
Das Buch beschreibt in Romanform die Geschichte einiger weniger Familien und beginnt im Jahre 54 v. Christus. Damals siedelten am Fluss etwa 200 Menschen und ein junger Fischer mit einer weißen Haarsträhne war einer von Ihnen...
Insgesamt konzentriert sich die Handlung vor allem auf die Nachfahren von diesem Fischer und auf die Nachfahren einiger Personen, die innerhalb der ersten Kapitel eingeführt werden. Die einzelnen Kapitel beschreiben zeitliche Epochen und das Leben und Wirken der Familien dieser Nachfahren. Manchmal sind die Sprünge innerhalb der Zeit nur wenige Jahre, manchmal werden ganze Jahrhunderte unberücksichtigt gelassen. Eine echte Storyline ist schwer zu beschreiben, denn in einer gewissen Form sind die Kapitel abgeschlossene Familiengeschichten und in einer gewissen Form ist es doch immer wieder eine komplexe Geschichte, denn Vorfälle aus der Vergangenheit spielen immer wieder eine Rolle.
Die Stadt London spielt im gesamten Roman eine zentrale Rolle, nicht nur weil sie Schauplatz der Geschichten ist, sondern weil diese Geschichten unter anderem auch die Entwicklung der Stadt und die Entwicklung von England dokumentieren.
Meine Meinung
Das Buch ist einfach genial und ich kann es jedem, der sich für die Geschichte von London interessiert einfach nur ans Herz legen. Aus der Perspektive eines Erzählers verfolgt der Autor die Familiengeschichten einiger weniger London-Bewohner und schafft es dabei immer wieder einen eindrucksvollen Einblick in die Geschichte der Stadt zu integrieren.
Manche Passagen fundieren auf echten geschichtlichen Erkenntnissen und werden doch nur in Nebensätzen erwähnt. So erfährt man - ganz nebenbei – warum London heute so ist, wie es ist. Man kann die Entwicklung der Demokratie und der Stadt bis in die heutige Zeit verfolgen, ohne dabei das Gefühl zu haben, ein Geschichtsbuch zu lesen. Manchmal am Rande, manchmal etwas intensiver werden die politischen Gegebenheiten der jeweiligen Zeit in die Geschichte eingebaut. Dabei gelingt es dem Autor stets, diese Gegebenheit in einen Zusammenhang mit den handelnden Personen zu bringen und die Umstände durch die Geschichte der einzelnen Personen zu erklären. Dabei wird es nie langweilig, man kann dieses Buch nur schlecht aus der Hand legen, denn es ist spannend und lehrreich zugleich.
Schön ist auch die Aufzeichnung der städtebaulichen Geschichte, die sich durch die einzelnen Kapitel zieht. Man erfährt, wie bestimmte Stadtteile entstanden sind, warum bestimmte Plätze auch heute noch eine zentrale Rolle spielen und wie beispielsweise Straßen- und Platznamen entstanden sind. Dabei wird auch dieses Element geschickt in die Story eingebaut, so dass man sich oft bildlich vorstellen kann, wie es gerade aussieht. An manchen Stellen verweist der Autor dabei auch auf das heutige Aussehen, so dass der Londonkenner die geschichtlichen Vorgänge sehr gut in einen Zusammenhang mit dem heutigen Aussehen der Stadt bringen kann. Dabei wird der Lesefluss durch solche Angaben an keiner einzigen Stelle unterbrochen, man hat niemals das Gefühl, dass solche Angabe jetzt plötzlich fehl am Platze sind – so wie man es bei anderen historischen Romanen manchmal hat.
Die enthaltenen Informationen sind reichhaltig und doch so gut gestreut, dass vieles davon hängen bleibt und man nicht mit Informationen erschlagen wird. Die Geschichten der beteiligten Familien werden immer wieder geschickt mit einander verwoben und man teilt Freud und Leid mit den handelnden Personen. In den letzten Kapitel sind die verschiedenen Familiengeschichten und –verbindungen dann manchmal etwas unübersichtlich, man muss sich schon ein wenig konzentrieren, um die verschiedenen Zusammenhänge noch richtig zu erkennen. In diesem Teil des Buches hilft ab und zu ein Blick auf ein Diagramm, welches sich am Anfang des Buches findet und die Beziehungen der einzelnen Personen zueinander verdeutlicht. Man braucht dieses Diagramm nicht wirklich, aber es hilft – vor allem am Ende – ein wenig, wenn man vor jedem Kapitel kurz ein Blick darauf wirft. Dies wird unter anderem dadurch erleichtert, dass das Diagramm nach Kapiteln sortiert ist. Trotz dieser kleinen „Verzwicktheit“ ist das Buch insgesamt äußert gut und flüssig zu lesen.
In der Widmung des Buches wird den Mitarbeitern des Museum of London gedankt – und die entsprechende Beteiligung merkt man immer wieder, wenn es um geschichtliche Zusammenhänge geht. Das Nachwort des Autors gibt einen interessanten Einblick in die Vermischung von Fiktion und Tatsachen innerhalb dieses Romans.
Fazit
Ein hervorragendes Buch, im Bereich der historischen Romane das beste, dass ich je gelesen habe. Die Familiengeschichten sind spannend und manchmal auch emotional bewegend, die Informationen über das englische Empire und vor allem über die Entwicklung der Stadt London sind faszinierend, äußerst gut nachvollziehbar, reichhaltig und doch nicht erschlagend. Londonliebhaber sollten dieses Buch auf jeden Fall lesen, aber auch für alle anderen gibt es eine uneingeschränkte Leseempfehlung und natürlich nur Bestnoten. SO müssen historische Romane sein ....
Vielen Dank fürs Lesen, Bewerten und Kommentieren
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Roth, Philip Das sterbende Tier
18.05.2003, 01:53 Uhr von
Libraia
Am meisten interessiere ich mich für Bücher, Filme und Politik. Klar, dass ich hierüber auch am m...Pro:
Roths Stil
Kontra:
die Story ist nicht die allerbeste
Empfehlung:
Ja
Es gibt einige Themen, die Philip Roths Werk durchziehen, die in vielen, wenn nicht gar in jedem seiner Romane auftauchen. Ihn interessiert vor allem die menschliche Psyche, deren Abgründe, er zeigt seine Charaktere immer ungeschminkt, nackt, oft in ihrer ganzen Banalität und ihrer Lächerlichkeit, dennoch kommt er seinen Helden so nahe, dass gerade durch diese Ehrlichkeit und der Genauigkeit verpflichtete Haltung deren Würde immer gewahrt bleibt. Vater- Sohn – bzw. Vater - Tochter Konflikte sind ein immer wiederkehrendes Thema, Freundschaft zwischen Männern, das Leben als Jude in den USA, Literatur, Politik, Anspielungen auf sein Alter Ego als Schriftsteller (darin enthalten viel Autobiographisches), Täuschungsmanöver, all das sind Motive seiner Romane, eines seiner hervor stechenden Themen ist jedoch Sex in allen möglichen Variationen. Einige seiner Bücher sind so angelegt, dass Sex zwar eine Rolle spielt, andere aber so, dass Sex schlichtweg die eine große, die Hauptsache ist. Manche Kritiker nennen seine Bücher schlichtweg pornographisch.
Ich halte Philip Roth für einen der mit Abstand bedeutendsten und besten Schriftsteller der Gegenwart. Ich mag pornographische Bücher nicht, ich kann seinem Hang zu riesigen Brüsten wenig abgewinnen, ich habe auch nichts übrig für alternde Machos, die gerne möglichst junge Frauen flachlegen. Genau darüber schreibt er aber. – Wie passt das zusammen? Wieso liebe ich Roth, obwohl ich seine Inhalte oft sehr kritisch sehe?
Was kann er, was andere nicht können?
Zum Autor:
Philip Roth (man spricht seinen Namen übrigens wie auf deutsch aus, also ohne das englische „th“) wurde 1933 in Newark, New Jersey als Sohn einer gutbürgerlichen amerikanisch - jüdischen Familie geboren. Er ist mittlerweile Träger so ziemlich aller wichtigen amerikanischen und internationalen Literaturpreise, so z.B. des PEN-Faulkner Awards, des National Book Awards, des National Book Critics Circle Awards und sogar des Pulitzerpreises (1998 für sein absolut tolles Buch "Amerikanisches Idyll"), den Nobelpreis hat er aber immer noch nicht bekommen. Nun ja, dieses Schicksal teilt er mit einigen anderen herausragenden Schriftstellern (wie etwa einem meiner Lieblingsschriftsteller Lobo Antunes)…
Zum Inhalt:
Der 62-jährige Literaturprofessor David Kepesh (Roth – Lesern dürfte dieser Name als weiteres Alter Ego neben Nathan Zuckerman bekannt vorkommen) ist ein rechter Schwerenöter. Immer schon hat er seine attraktivsten Studentinnen, allerdings erst dann, als sie nicht mehr seine Kurse belegten, gerne verführt. Er wurde immer älter, die Studentinnen blieben gleich jung. Er schwärmt vom „reinen Ficken“, verabscheut feste Beziehungen, die Ehe hält er für eine der den Menschen (vor allem, aber nicht nur den Mann) zerstörenden Einrichtungen, die es überhaupt gibt. Sein Alter scheint den jungen Mädchen nichts auszumachen, denn sie sind fasziniert von seinem Esprit, seiner Ausstrahlung und nicht zuletzt von seinem Ruhm, denn er ist nicht nur regelmäßig im Fernsehen bei einer Kultursendung zu sehen, sondern überhaupt eine lokale Größe. Ruhm verhilft ebenso wie Macht oder Geld zu einem gewissen Sexappeal. Ob sich eventuell auch die Tatsache, dass er „gut im Bett“ ist, herumgesprochen hat, wird im Roman zwar nicht angesprochen, man kann sich das aber gut dazu denken.
Als er die 24-jährige Studentin Consuela, eine Exilkubanerin aus gutem Hause kennen lernt, denkt er anfangs nur an ihre wunderschönen großen Brüste, an ihre stolze Haltung und ihre Schönheit. Natürlich will er mit ihr ins Bett. Doch da geschieht das Unvorhersehbare: er verliebt sich, er kann ohne sie nicht mehr sein.
Er ist zwar einerseits glücklich, dass sie immer wieder zu ihm kommt, aber er leidet mit und durch sie andererseits auch ununterbrochen: er leidet wenn sie da ist (sie könnte ja gleich wieder gehen) und er leidet noch mehr, wenn sie fort ist. Seine Eifersucht, die durch nichts in ihrem Verhalten genährt wird, bringt ihn zur Verzweiflung. Er ist eifersüchtig auf die Blicke junger Männer, er ist sicher, eines Tages wird einer dieser jungen Männer sie ihm wegnehmen. Er ist sich deshalb so sicher, weil er selbst einmal genau dieser junge Mann war, er blickt sie an mit den Augen seines jüngeren Ichs und er weiß, wie er sie damals bekommen hätte.
Consuela und er verbringen fast zwei Jahre miteinander; Jahre, in denen es ihr sehr gut geht, und es ihm hätte gut gehen können, wenn er sich nicht selbst durch seine Verlustangst verrückt gemacht hätte. Diese Zeit ist angefüllt mit Sex, sicher gab es auch Gespräche über Bücher, über ihre Familie, über Musik, aber hauptsächlich verbringen sie ihre Zeit mit Vögeln.
Doch Kepesh merkt, dass es das von ihm ersehnte „reine Ficken“ nicht wirklich gibt, nicht geben kann in einer längeren Beziehung. Consuela berührt ihn, sie geht ihm nahe, sie lässt ihn nicht los. Sein bester Freund fordert ihn immer wieder auf, mit ihr Schluss zu machen, denn er sei nicht mehr der Alte.
Das Ende der Beziehung geht dann tatsächlich von ihr aus, der Anlass ist aber kein junger Mann, der sie Kepesh „wegnimmt“, sondern ein ganz banaler Streit, wie er auch unter Gleichaltrigen vorkommen könnte.
Kepesh erholt sich langsam und schwer, aber er erholt sich, nie nimmt er Kontakt zu ihr auf, obwohl er es könnte, er hat Angst davor, ihr wieder zu verfallen, bis eines Tages, 8 Jahre später, Consuela wieder an ihn herantritt : Sie bittet ihn, der wie kein anderer Mensch je zuvor oder danach ihren Körper so sehr geliebt hatte, um einen letzten Gefallen, einen Gefallen ihren Körper, ihren Busen betreffend. Consuela hat Brustkrebs in einem weit fortgeschrittenen Stadium. Nun ist es an David, einem Mann, der sich einfach vom Alter (mittlerweile 70 und nicht mehr ganz so fit wie früher) her dem Tode immer näher fühlt, ihr, der jungen Frau beim Sterben beizustehen. Erst hier beweist sich für mich, dass er Consuela eben nicht nur „hörig“ war, sondern dass er sie liebte.
Zum Stil:
Nun, die Story an sich haut mich nicht wirklich um, auch wenn die Pointe, dass Consuela, die in Kepeshs Augen die schönsten Brüste der Welt hat, nun gerade und ausgerechnet an Brustkrebs zerstört wird, schon nicht schlecht ist. Aber das Faszinierende an Roths Schreiben ist ja selten die Story (obwohl es in anderen Büchern ganz sicher bessere gab als hier) sondern sein Stil.
Ich kann nur wiederholen, was ich schon in anderen Besprechungen über seine Bücher ausgedrückt habe: Roth zu lesen, ist ein intellektuelles Vergnügen! Es gelingt ihm hier, eine Geschichte, die ich nicht übermäßig spannend finde, eine Geschichte, die mich manchmal sogar etwas abstößt –auch wenn ich den Vorwurf der Pornographie, der ihm mal wieder gemacht wurde, nicht teilen kann – dennoch so zu schreiben, dass ich sie sehr gerne gelesen habe und eventuell noch einmal lesen werde.
Wie er über Sex schreibt, die Detailgenauigkeit (den Schwung ihrer Brüste, wenn sie im Bett zu klassischer Musik einen imaginären Taktstock schwingt und ihn das unheimlich erregt), die Intensität, das ist einfach sehr gekonnt. Sogar eher „perverse“ Handlungen werden immer so dargestellt, dass man seine wahre Liebe zum weiblichen Körper spürt, seine Begeisterung für Frauen.
Für mich ist Schreiben dann pornographisch, wenn der weibliche (oder männliche) Körper als „Nutzobjekt“ dargestellt ist, wenn Frauen mehr oder weniger auf ihre Geschlechtsorgane reduziert werden, wenn die Sexualobjekte austauschbar bleiben. Um es etwas drastischer auszudrücken: wenn Frauen als ein Loch mit ein bisschen was drum herum gezeichnet werden. Wenn das jedoch die Definition von Pornographie ist, dann ist Roths Buch genau das Gegenteil!
Er feiert Frauen gerade zu, er liebt ihren Körper, er nimmt sie als Individuen wahr und freut sich über ihre Lust am Sex.
Doch abgesehen von der Haupthandlung gibt es Gott sei Dank auch hier wieder die Nebengeschichten, seine kleinen Abschweifungen, die ich so gerne mag. Wenn er etwa die Geschichte des Todes seines Freundes beschreibt, dann tut er das so originell, so überraschend und auch so schockierend, dass das gut und gerne Stoff für ein eigenes Buch wäre. Auch seine kleinen feinen Seitenhiebe auf die politische Einstellung der Exilkubaner gefielen mir gut.
Seine Gedanken über Literatur, über das Älterwerden, über den Tod und über Freundschaft kommen mir in jedem seiner Bücher wieder wie neu vor, er wird nie platt oder wiederholt sich (nun ja, außer wenn er von großen Brüsten schwärmt;)). Sehr beeindruckend fand ich auch Passagen über die Rolle der sexuellen Befreiung, über die sexuelle Revolution in den 60ern und frühen 70ern; denn hier wird noch mal ganz klar deutlich, dass er wirklichen Respekt vor freien Frauen hat, vor sexuell aktiven, fordernden und offenen Frauen. Klar, er lässt seine Romanhelden diese sexuelle Freiheit auch ganz schön ausnutzen, aber eben nicht in dem Sinne von „benutzen und dann verächtlich wegwerfen“, sondern in dem Sinne von Freude, die Mann und Frau sich gegenseitig spenden können.
Ja, Roth hat in diese wenigen Seiten eine ganze Menge hineingepackt und das mal wieder meisterhaft.
Zur Umschlaggestaltung:
Selten äußere ich mich zu diesem Thema, weil es mir im allgemeinen nicht so wichtig ist. Hier möchte ich aber eine Ausnahme machen, denn sowohl das englische Taschenbuch als auch das deutsche Exemplar werden von einem ganz großartigen Gemälde von Modigliani geziert. Zu sehen ist ein liegender Frauenakt, eine sehr entspannt aussehende Schlafende mit großem schönem Busen (sic!) und sehr schwungvoller Hüftrundung. Diesmal passen Inhalt und Titelgestaltung wirklich ausgezeichnet zueinander.
Meine Meinung:
Ich habe – laut Aussage meines Mannes – beim Lesen immer mal wieder geschimpft und mich geärgert über bestimmte Passagen. Auf seine Frage hin, ob mir denn der neue Roth diesmal nicht gefiele, musste ich aber eindeutig verneinen. Doch, das Buch lohnt sich!
Es lohnt sich wegen Roths Sprache (ich habe es auf englisch gelesen, aber im Normalfall sind die Übersetzungen, die im Hanser Verlag herauskommen, immer sehr gut), wegen seiner Gedanken, ein bisschen auch wegen der Geschichte…
Fazit:
Ich habe irgendwo gelesen, dass Philip Roth mit jedem Buch besser wird. Ich kann das nicht ohne weiteres unterschreiben. Mir persönlich gefiel sein letzter Roman „Der menschliche Makel“ wesentlich besser. Wenn jemand noch gar nichts von diesem Autor gelesen hat, dann ist „Das sterbende Tier“ wahrscheinlich nicht der richtige Einstieg. Ich halte es, auch wenn es sehr gut ist, sicher nicht für sein bestes Buch. Aber immer noch um so viel lohnenswerter als die Masse der allermeisten Verlagsprodukte, die derzeit so auf den Markt geworfen werden… weiterlesen schließen -
Kathy Reichs - Durch Mark und Bein.
Pro:
sehr spannend, unterhaltsam, bis auf einige Stellen flüssig geschrieben
Kontra:
zu viele Details über die Forensik, zu viele Abkürzungen
Empfehlung:
Ja
Prolog
Nachdem ich kürzlich eine Rezension über dieses Buch gelesen hatte war für mich im Grunde klar, Kathy Reichs' Bücher brauche ich nicht unbedingt gelesen zu haben, obwohl das Genre Thriller mich mindestens genauso interessiert wie Krmis und insbesondere mag ich jene Geschichten, die sich ausgiebig mit dem Aufdecken der Fälle beschäftigen, sei es vor Gericht, auf der Strasse oder im Labor.
Aber ich stand am letzten Donnerstag in einem "Der Club" Buchladen in Rostock mit der Motivation, Reiselektüre zu erwerben (für eine achtstündige Zug-Fahrt) und wer diese Kette kennt (Der Club) weiss, dass das Angebot sehr reduziert ist und sich im allgemeinen nach dem Mainstream richtet, also Bücher, von denen mich sehr viele überhaupt nicht interessieren. Und so stand ich dann doch da und hatte Kathy Reichs' Buch "Durch Mark und Bein" in der Hand. Für die Reise wirds wohl reichen, dachte ich, schwere Lektüre im Zug ist sowieso nicht empfehlenswert.
____
Das Buch beginnt mit einer bizzaren Szene, Tempe Brennan, forensische Antropologin, sieht im Wald zu einer Frau hinauf, die dort hing als würde sie durch die Bäume fliegen, ähnlich der Figur über dem Kühlergrill eines Rolls Royce, allerdings war diese Frau in den Bäumen nackt und ihr Körper endete an der Taille.
Tempe Brennan wurde zu einem Flugzeugabsturz gerufen, alle Passagiere sind tot, liegen zerfetzt, zermatscht mit abgetrennten Körperteilen und zum Teil noch an ihren herausgerissenen Sitzen angeschnallt wild verstreut über ein riesiges Waldgelände. Die Ich-Erzählerin Tempe soll helfen die Toten zu identifizieren, Körperteile zuzuordnen und zu katalogisieren.
< "Die örtlichen Behörden waren bereits zur Stelle, sicherten die Unfallstelle und suchten nach Überlebenden. Ich sah Gestalten, die mit gesenkten Köpfen zwischen den Bäumen umhergingen, und andere, die am äußeren Rand des Schrottfelds Absperrbänder spannten. Sie trugen gelbe Jacken mit der Aufschrift Swain County Sheriff's Department auf dem Rücken. Wieder andere wanderten einfach herum oder standen in Gruppen beisammen und rauchten, redeten oder starrten ins Leere.
Auf der mir entgegengesetzten Seite sah ich rote, blaue und gelbe Lichter durch die Bäume blitzen. Dort also musste der Zufahrtsweg sein, den ich nicht gefunden hatte. Ich stellte mir vor, wie schon morgen früh diese Straße verstopft sein würde von Polizeiwagen, Feuerwehrautos, Bergungslastern und den Fahrzeugen von freiwilligen Helfern.
Der Wind drehte sich, und der Rauchgeruch wurde stärker. Ich drehte mich um und sah eine dünne schwarze Rauchsäule hinter dem nächsten Kamm aufsteigen. Mein Magen zog sich zusammen, denn ich war nahe genug am Geschehen, um einen anderen Geruch zu bemerken, der sich unter den scharfen, beißenden Rauchgestank mischte.
Als forensische Anthropologin ist es meine Aufgabe, gewaltsame Todesfälle zu untersuchen. Im Auftrag von coroners und medical examiners, so genannten MEs, den obersten beamteten Leichenbeschauern der diversen Countys, habe ich hunderte von Brandopfern untersucht, ich kenne also den Geruch von verkohltem Fleisch. In der Nachbarschlucht brannten Menschen.
Ich schluckte und konzentrierte mich wieder auf die Bergungsarbeiten. Einige, die bis jetzt tatenlos herumgestanden hatten, bewegten sich nun über das Gelände. Ich sah einen Deputy des Sheriffs, der sich bückte und den Schrott zu seinen Füßen untersuchte. Er richtete sich wieder auf, und in seiner linken Hand blitzte ein Gegenstand. Ein anderer Deputy hatte angefangen, Trümmer zu einem Haufen zu stapeln.
»Scheiße!« " > [S11]
Doch ein abgetrennter Fuss, den die Antropolgin am nächsten Tag gerade noch einem Rudel Kojoten entreissen kann, gibt Rätsel auf, er scheint zu keinem der Passagiere zu passen, und kurz nach diesem Fund wird Tempe suspendiert mit fadenscheinigen Begründungen und falschen Anschuldigungen. Was den Fuss anbelangt, lässt Tempe dennoch nicht locker und ist bald einem grausigem Verbrechen auf der Spur, nicht ohne mehr als ein Mal ihr eigenes Leben zu riskieren. Denn aufeinmal ist sie mit menschlichem Kanabalismus konfrontiert, und die Aufdeckung dieses Geheimnisses soll mit allen Mitteln verhindert werden.
Das Buch ist spannend geschrieben und überwiegend unterhaltsam, die Geschichte selber wirkt schlüssig und dem Leser wird nur häppchenweise das ganze Ausmass des Grauens offenbahrt, soetwas nennt man den Spannungsbogen halten, was Kathy Reichs durchaus und sehr gut gelungen ist. Ich habe das Buch jedenfalls fast in einem Zuge ausgelesen, und das bei doch immerhin 400 Seiten. Ihr Stil ist flott, die Sprache angenehm, es treten keine Ungereimtheiten auf im Plot. - ABER - und nun komme ich darauf, was ich schon in der eingangs erwähnten Rezension gelesen hatte, das Buch ist stellenweise ziemlich anstrengend für Nichtmediziner, Kathy Reichs hat sich öfter sehr detailliert über die forensischen Untersuchungsmethoden ausgelassen, hat beschrieben, warum etwas so und so und nicht anders zu interpretieren ist (zum Beispiel ein Leichenfundort, der Verwesungsgrad, wie ein Körper sich verändert nach dem Tod usw.). Das ist schwer verständlich und langweilt und der Krimi gerät ins Stocken, ich habe dann irgendwann damit begonnen, diese Stellen "diagonal" zu lesen oder ganz einfach zu überspringen, es fehlte mir nichts, um weiterzulesen. Der andere Kritikpunkt ist, dass die Autorin oft Abkürzungen benutze, die zwar einmal erklärt wurden, da es aber doch einige waren (von irgendwelchen staatlichen Institutionen) erschwerte dieser Umstand das flüssige Lesen zusätzlich. Davon abgesehen aber war das Buch sehr spannend und ich bereue es nicht, es gelesen zu haben, die 16,90 Euro für die gebundene Ausgabe sind ok.
Kathy Reichs ist wie ihre Hauptfigur auch forensische Anthropologin, eine von 50 zugelassenen in Kanada und USA.
Reichs arbeitet für das "Office of the Chief Medical Examiner" in North Carolina und für das "Laboratoire des Sciences Judiciaires et de Médecine Légale" für die kanadische Provinz Quebec. Außerdem ist sie Professorin für Anthropologie an der Universität von North Carolina und ist häufig Expertenzeugin bei Kriminalfällen.
Sie ist regelmäßige Dozentin beim FBI in Quantico, wo sie den Agenten Unterricht in Spurenerkennung und - sammlung, sowie ersten forensischen Untersuchungen vor Ort erteilt.
Ihr erster Temperance-Brennan-Roman, ?Tote lügen nicht" (=?Déjà Dead"), gewann 1997 den "Crime Writers of Canada's Arthur Ellis Award" für die beste Erstveröffentlichung. Der Roman wurde bereits in 15 Sprachen übersetzt und war ein großer internationaler Erfolg, den sie mit ?Knochenarbeit"(=?Death du Jour") noch steigern konnte. In Deutschland erschien dieses Jahr der dritte Band ?Laßt Knochen sprechen" (="Deadly Decisions" ), in USA und Kanada bereits der vierte ?Fatal Voyage". (1)
Kathy Reichs wurde im übrigen auch eingesetzt bei dem verheerenden Unglück (oder Verbrechen) vom 11.9., da war dieses Buch aber schon geschrieben.
In deutscher Sprache erschienen sind: "Tote lügen nicht", "Knochenarbeit" und "Lasst Knochen sprechen".
"Nach nur vier Romanen ist Tempe Brennan eine wunderbar ausgewogene Figur geworden: menschlich, unverkrampft - und dem Leser eine angenehme Begleiterin für die Zeit, die sie braucht, um ihre verzwickten Fälle zu lösen."
Sunday Times
Meine Ausgabe ist gebunden, vom Verlag RM Buch Vertrieb und Medien GmbH ("Der Club"), hat 414 Seiten und kostete 16,90 Euro.
Es ist mittlerweile wohl eine Paperback-Ausgabe erhältlich für ungefähr die Hälfte (Preis).
(1) teilweise übernommen von http://www.buecher4um.de/AutorKR.htm weiterlesen schließen -
Oj, meine mischpoché ist meschúge
19.04.2003, 01:33 Uhr von
sugips
Ich bin Wiener und Wahlneusiedler im Burgenland. Hier lebe ich mit meinem Liebstling, 1 bis drei ...Pro:
Oh es geht immerhin um die weibliche Brust
Kontra:
Die längsten 89 Seiten meines Lebens
Empfehlung:
Nein
Wie üblich zuerst die Fakten:
Leo Rosten: Jiddisch. Eine kleine Enzyklopädie. Aktualisiert und kommentiert von Lawrence Bush. Illustriert von R. O. Blechmann. Übersetzung und deutsche Bearbeitung Lutz-W. Wolff. Deutsche Erstausgabe November 2002. dtv Verlag. 638 Seiten
Man ist ja schließlich selbst ein Viertel, nach alter deutscher Nomenklatur. Die Urgroßeltern in Polen erschossen. Deren Wohnung beschlagnahmt. Meine Mutter musste mitansehen, wie sie auf Lastwagen verladen wurden. 60 Jahre ist es her. Vor zwei Monaten haben wir eine Zahlung aus dem Operfonds bekommen. Warum ich das erzähle? Der Wahrhaftigkeit wegen und zur Erklärung meines Interesses am Jüdischen und am Jiddischen.
Da gibt es natürlich jede Menge Literatur, von und über Juden, aus Wien, Österreich, Altösterreich, Deutschland und den USA, nicht nur aber vor allem. Jetzt ist zum ersten Mal eine Enzyklopädie des Jüdischen erschienen: eine kleine aber die umfassendste, die es momentan gibt. Davor musste ich mich und wir alle mit zwei Werken von 1962 begnügen: Salcia Landmann: Jiddisch. Abenteuer einer Sprache und Siegmund Wolf: Jiddisches Wörterbuch. Ja und dann gibt es noch den freudlosen Duden von 1992: Das Jiddische Wörterbuch. Freudlos, weil einfach Wort, Lautschrift, Bedeutung, sonst nichts.
Und das, wo es Jiddisch schon seit 1275 gibt. Der erste Satz erschien in einem Wormser Gebetbuch und lautete: gut tak im betage/se war dis machor in beß hakkeneßeß trage! Ein guter Tag sei dem beschieden/der dies Gebetbuch in die Synagoge trägt!
Der Begriff Jiddisch gelangte aber erst auf dem Umweg über Amerika zu uns. Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts wurde die Sprache der askenasischen, also der mittel- und osteuropäischen Juden als Jüdisch-deutsch, Iwre-Deutsch und Judendeutsch bezeichnet. Er habe Judendeutsch erlernt, bericht etwa Goethe in Dichtung und Wahrheit.
Was fehlt!
Alles aus der modernen jüdischen Dichtung und Literatur. Viel von der nicht-amerikanischen jiddischen Kultur – aber einiges wurde in dieser Ausgabe ergänzt und erweitert, so findet sich auch das Wienerische beisl (Jiddisch für kleines Haus, bei uns Wirtshaus) etc. etc. Es fehlt auch einiges aus jiddischer politischen Rhetorik und Sozialkritik.
Was es gibt:
Neben der Wörtersammlung von A-Z viel Humor, viele Anekdoten und viel gebildete Plauderei, einfach auch ein köstliches Leseabenteuer. Aber wie heißt es so schön: Dem jidns ßimche, is mit a bisl schrek – Wenn ein Jude sich freut, sind immer auch ein paar Sorgen dabei.
Man lernt auch viel über Jinglisch, die Mischung aus Jiddisch und Englisch. Der mish-mash, der bagel (von Beugel, gebogenes Gebäck), der kibitzer. Man erfährt etwas über den Ganef (eigentlich gánew), den Gauner und Dieb (Wienerisch Gannef, die Deutschen kennen den Ganoven aber nicht den Herzensganef, den Herzensbrecher. Aber es wäre nicht Jiddisch würde es nicht auch Schlauberger, kluges Kind, Unehrlicher Geschäftsmann, verdächtiger Kunde oder Spaßvogel bedeuten – je nach Zusammenhang.
Beispiel: Nach seinem ersten Schultag fragt die Mutter des kleinen Milton ihren Sohn: Na, was hast du gelernt?
Ich habe schreiben gelernt, sagt Milton.
Erst einen Tag in der Schule, und schon hast du schreiben gelernt? America ganef! Und was hast du geschrieben?
Woher soll ich das wissen? Ich kann doch nicht lesen.
Eine kurze Geschichte des Jiddischen
Es begann im 10. Jahrhundert. Eine größere Gruppe Juden wanderte von Nordfrankreich in Städte des Rheinlands. Sie sprachen Altfranzösisch und Hebräisch, nahmen aber bald das örtliche Deutsch an. Das Hebräische blieb – als Sprache der Tora und des gebets davon unberührt. Die mittelhochdeutsche Sprache des Rheinlandes wurde von den Juden auch schriftlich erfasst – allerdings nicht in lateinischen, sondern in hebräischen Buchstaben. Die spanischen Juden machten das gleiche mit Spanisch und Arabisch.
Die Laterankonzile von 1179 und 1215 verboten das räumlichen Zusammenleben von Juden und Christen. Es entstanden die juderías in Spanien, die Ghettos in Italien – und die Judenviertel in Deutschland, deren Sprache, eine Mischung aus Mittelhochdeutsch und Hebräisch mit ein paar altfranzösischen und italienischen Wörter, sich unmerklich von ihrer Umgebung ablöste.
Zur wirklich eigenen Sprache wurde das Jiddische aber erst durch die Abwanderung der Juden nach Osteuropa, die unter dem druck der ständigen, oft auch blutigen, Verfolgung seit dem ersten Kreuzzug von 1096-99 zwischen dem 12. und 15. Jahrhundert stattfand. In mehreren wellen zogen die Juden nach Polen, Galizien, Ungarn, Rumänien und Russland. Ihre aus dem mittelhochdeutschen abgezweigte Sprache nahmen sie mit. Daher gibt es heutigen Jiddisch Ausdrücke aus dem mittelhochdeutschen, die im heutigen deutsch nicht mehr benutzt werden.
In den osteuropäischen Städten nahm das Jiddische natürlich neue Wörter, Begriffe und Redewendungen an. Aruffirn dem satelit af der orbite – Einen Satelliten in die Umlaufbahn schießen. Das Jiddische wurde zur mameloschn, zur Muttersprache der Juden, weil die Frauen nicht am Hebräischunterricht teilnehmen durften.
Eine Sprache ist ein Dialekt mit einer Armee (Max weinreich), die hat das Jiddische nicht sondern nur leidenschaftliche Freunde.
Dazu was Lustige und was etwas Trauriges:
In einem Bus in Tel Aviv redet eine Mutter angeregt auf jiddisch mit ihrem Sohn. Aber der kleine Junge antwortet immer hebräisch.
Sprich jiddisch mit mir! Sagt die Mutter.
Schließlich verliert ein israelischer Passagier die geduld. Warum verlangen Sie, dass er jiddisch reden soll? Fragt er zornig.
Damit er nicht vergisst, dass er Jude ist, sagt die Mutter.
Und Issak Leib Perez (Schriftsteller, 1851-1915) formulierte: Jiddisch ist die Sprache, die für immer Zeugnis ablegen wird über die Gewalt und Mordtaten, die man uns angetan hat. Sie trägt die Spuren unserer Vertreibung von einem Land zum anderen, die Klagen unserer Väter hat sie aufgenommen, die Klagen von Generationen, das Gift und die Bitternis der Geschichte. Dies ist die Sprache, deren köstliche Juwelen aus den ungetrockneten und nicht gefrorenen Tränen der Juden bestehen.
Was drinnen steht:Von adójni, Adonai – Herr, Gott bis zu zútschepenisch, etwas Irritierendes, das sich einem anhängt: ständiges Genörgel, aber auch Zwangsvorstellung oder Tick oder ein allzu anhänglicher Mensch – spannt sich der Bogen dieses Werkes.
Was Lustiges inzwischen: Mr. Chamish ruft Mr. Nudelmann an und beschwert sich: Seit zwei Monaten haben Sie die Rechnung jetzt nicht bezahlt!
Was?, sagt Nudelmann. Haben Sie meinen Scheck nicht gekriegt?
Nein.
Dann werde ich ihn sofort auf die Post bringen.
(Mr. Nudelmann ließ sich nicht fartutsn.)
Mrs. Fishbeins Telefon klingelt.
Hellou, intoniert eine näselnde Stimme. Ich wollte fragen, ob Sie und Ihr Herr Gemahl zum Tee zu Lady Windermere kommen können –
Oj, Mann! Sie sind ja so was von falsch verbunden! Seufzt Mrs. Fishbein.
Und schon kennen wir eine der 29 verschiedenen Bedeutungen von Oj.
Und ein letzter, vorerst:
Moses treibt sein Volk durch die Wüste, und als er ans Rote Meer kommt, schnippt er mit den Fingern und ruft: Manny!
Der Pressesprecher des Propheten kommt atemlos herbeigerannt: Ja, Sir!
Die Boote!
Wie bitte?
Die Boote, sagt Moses. Wo sind die Boote, mit denen wir übers Rote Meer fahren wollen?!
Oj wej! Moses, mit diesen ganzen neuen Human-Interest-Stories habe ich das glatt vergessen!
Was hast du?
Ich habs vergessen!
Du hast die Boote vergessen?! Schreit Moses. Du Schwachkopf! Die Ägypter können jeden Augenblick hier sein! Was soll ich jetzt machen? Soll ich Gott darum bitten, dass Er das Wasser teilt, damit die Juden zu Fuß gehen können und die Ägypter ertrinken? Ist das vielleicht deine Vorstellung, wie –
Hey, Chef sagt Manny. Wenn Sie das hinkriegen, verschaffe ich Ihnen zwei Seiten im Alten Testament für die Story!
Bin ich meschugge. Stöbert doch selbst in dieser Fundgrube der Sprache und Sprachen. Lacht, weint, schmunzelt, lernt, versteht, versucht zu verstehen. Und werdet ja kein nudnik. Kein nudnik? Kein Langeweiler und kein phudnik. Phunik? Ein nudnik mit PH.D.
Und ein letzter:
Mr. Polanski beklagt sich bei seinem Hausarzt: Es ist etwas ganz schreckliches passiert. Seit neuestem führe ich Selbstgespräche ... ich versuche es zu verhindern, aber ich rede ununterbrochen mit mir!
Na, das macht doch nichts, sagt der Doktor. Das passiert doch jedem mal. Tausende tun es.
Das mag schon sein, sagt Polanski, Sie haben ja keine Ahnung, was ich für ein nudnik bin!
Der Autor:
Leo Rosten wurde 1908 in Lodz, Polen, geboren. Mit drei Jahren emigrierte er mit seinen Eltern, Samuel und Ida freundlich Rosten. Er wuchs in einem Arbeiterviertel von Chicago unter jüdischen Amerikanern auf. 1937 schrieb er sein erstens Buch „Die Erziehung des H*Y*M*A*N K*A*P*L*A*N“ erzählt den Lebenskampf von Juden, die sich dem amerikanischen Leben anzupassen versuchen. Es entstand aus einer Serie von Kurzgeschichten, die er für das Magazin The New Yorker schrieb. In seiner frühen Karriere benutze er das Pseudonym Leonard Q. Ross. Er arbeite als Amateursoziologe und schrieb in der Folge dutzende Bücher – sowohl Fachbücher als auch Belletristik, sogar Horrorgeschichten.
Seinen bekanntesten Charakter, Hyman Kaplan, widmete er noch zwei Fortsetzung und zwar 1959 „Die Rückkehr des H*Y*M*A*N K*A*P*L*A*N“, und 1976 „ O K*A*P*L*A*N! Mein K*A*P*L*A*N!“. 1968 erschein seine Enzyklopädie des Jiddisch unter dem Titel „The Joys of Jiddish“ zum ersten Mal.
Leo Rosten starb am 19. Februar 1997.
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2003-04-18 23:33:30 mit dem Titel Was nährt sich da an meinem Busen?
Am liebsten würde ich sofort losschlagen, aber alter Tradition folgend zuerst
Die Fakten:
Philp Roth: Die Brust. Reinbek bei Hamburg. Rowohlt Taschenbuch Verlag 1998. 94 Seiten. Euro 6,50. Erste deutsche Ausgabe 1979 bei Hanser. Deutsch von Kai Molvig. Originalausgabe The Breast 1972 bei Holt, Rinehart & Winston, New York.
Es ist ein schmales Bändchen. 94 nummerierte Seiten, 89 echter Inhalt.Angeblich ein Kurzroman. Die letzte Seite zitiert ein Gedicht Rainer Maria Rilkes ARCHAISCHER TORSO APOLLOS, meine Meinung vorweggenommen der Höhepunkt des Romans. Der Autor längst überaus bekannt, immer wieder auf den Bestsellerlisten und mit Preisen überhäuft. Das erhebt, wieder vorweg genommen, zwei Fragen: wie konnte ihm so was passieren und was ficht einen verlag an, das auch zwischen Buchdeckeln zu pressen?
Aber der reihe nach, zuerst –
Der Inhalt:
Ausnahmsweise beginne ich mit dem Klappentext: Der Literaturprofessor David Kepesh findet sich eines Tages verwandelt in eine enorme weibliche Brust. Plötzlich ist er hilflos. Philip Roth erzählt diese Situation, die an Kafkas Verwandlung und an Gogols Nase denken lässt, wie eine völlig plausible und alltägliche Geschichte. Er schildert die Gespräche Davids mit seiner Frau, dem Arzt, der Krankenschwester, dem Kollegen, aber auch das Wüten der Wollust in Szenen von erotischer Kühnheit und überwältigender Komik.
Klingt doch interessant, zumindest nett. Habe mir gedacht, so in der Badewanne ausgestreckt habe ich das im Nu durch, werde herzlich lachen und wenn ich das am Abend ergäben sich völlig neue erotische Ansätze für unsere Bettspiele.
Daraus wurde nichts: es waren die längsten 89 Seiten meines Lebens. Nach sechs Wochen und mehren Anläufen habe ich es heute endlich geschafft und auch nur, weil ich hier einen bericht schreiben wollte. Gelacht habe ich nie, erotisch Neues nicht gelrnt und Kafka und Gogol mögen in ihren Gräbern rotieren wie sie wollen, an sie erinnert an diesem (Mach)Werk gar nichts.
Also der Literaturprofessor ist ein Hypochonder. Es kribbelt zwischen seinen Beinen, das macht ihn nervös, der Ansatz seines Gliedes wird mattrötlich. Zitat: Es begann merkwürdig. Aber, wie auch immer der Beginn war, hätte es anders beginnen können? Natürlich heißt es, dass alles unter der Sonne merkwürdig beginnt und merkwürdig endet und merkwürdig ist: eine vollkommene Rose ist merkwürdig, wie auch eine weniger vollkommene, wie auch die ganz gewöhnliche rosenfarbene Rose im Garten Ihres Nachbarn. Nach dieser philosophischen Tiefgang und der Veränderung seines Gliedes entdeckt David plötzlich wieder Leidenschaft für seine zweite Frau Claire. Ende des ersten Abschnitts.
ICH BIN EINE BRUST. So beginnt der zweite. Wie schaut sie aus. Zitat: Man sagte mir, dass ich nun ein Organismus von schwammiger Beschaffenheit etwa in Form eines Fußballs oder Luftballons sei, ich wöge annähernd 140 Pfund (vorher waren es 145), meine Größe (resp. Länge) betrage nach wie vor 1,78. Obwohl ..... ist die grundlegende Struktur, in der sich diese menschlichen Charakteristika angeordnet verbergen, die der Milchdrüse eines weiblichen Säugetiers. Am einem ende bin ich abgerundet wie eine Wassermelone, am anderen laufe ich in eine zylindrisch geformte Brustwarze aus, die 12,5 cm aus meinem Körper herausragt und deren Spitze siebzehn Öffnungen aufweist, jede davon halb so groß wie der Ausgang der männlichen Harnröhre. ... Die Ärzte stellten die Hypothese auf, ...., die faltig-aufgerauhte Oberhaut der Brustwarze – die zugegebenermaßen auf Berührung so sensibel anspricht wie keine Stelle des Gesichts, die Schleimhaut der Lippen eingeschlossen – habe sich aus der Eichel gebildet. Durch die Öffnungen der Brustwarze kann David gedämpft hören und sich verständlich machen. Ja. Blind ist David auch. Naja, ich heiße ja nicht umsonst buhsi, meine Leidenschaft für die weibliche Brust ist legendär, aber diese Metamorphose finde ich weder schön noch erotisch.
Es folgen lange Unterredungen mit dem Arzt. Brust-David fühlt sich ständig beobachtet und glaubt sein verhalten im fernsehen übertragen, in Wahrheit nimmt keiner Notiz von ihm. Langsam beginnt er die täglichen Waschungen und Ölungen zu genießen, ja sogar nahezu Orgasmen zu spüren. Er träumt nur noch davon, dass die mittelalterliche, altjüngferliche Krankenschwester sich seine Brustwarze von hinten in ihre Fotze steckt. Das traut er sich nämlich von seiner Frau, die ihn immer eine halbe Stunde streichelt, nicht zu verlangen.
Dann erzählt ihm sein Vater einmal die Woche, wie es Freunden, verwandten und Bekannten geht, ein Universitätskollege lacht David aus. Da beschließt David so zu tun, als wäre er wahnsinnig und bilde sich nur ein, eine Brust zu sein. Na gut, das wird ihm ausgeredet, er beginnt seine Sexualität zu beherrschen, Platten mit Shakespeare-Texten zu hören und davon zu träumen, wieder Vorlesungen zu halten. Es folgt das Gedicht Rilkes. Ende. Aus
Wie sagt ein Kritiker?
ZITAT: Besprechung von Thomas Liehr, Homepage tomliehr:
Der Literaturprofessor David Kepesh hat eines morgens seine taktilen Fähigkeiten verloren, sieht nichts mehr und kann nur noch undeutlich sprechen. Das wundert nicht weiter, denn er hat sich in eine einen Meter achtzig große weibliche Brust verwandelt - vergleichbar etwa mit jener, die in Woody Allens "Was Sie schon immer über Sex wissen wollten" ihr Unwesen treibt, mit dem Unterschied, daß Kepesh keine Milch gibt.
Nunwohl. Die Brust Kepesh liegt im Krankenhaus, vermeintlich unter Beobachtung der Öffentlichkeit, ist verängstigt, skeptisch, verwirrt, vor allem aber geil. Nach kurzer Zeit stellt sich heraus, daß Vorhof und Brustwarze Kepeshs extrem reizbar sind, Lüste von ungeahnter Stärke auslösen, und sogar die morgendlichen Waschungen durch den Pfleger, vor allem aber die ältliche Krankenschwester lösen enorme Geilheit aus. Kepesh träumt fortan nur noch davon, seine eregierte Brustwarze in irgendeine Frau zu stoßen, gerne auch die alternde Krankenschwester, aber zwischen Therapeutensitzungen und Seinsfragen bleibt ihm dieser Wunsch versagt, den er nicht seiner Freundin zu unterbreiten vermag, die ihm immerhin täglich für eine Viertelstunde die Nippel reibt.
Die kurze Erzählung enthält ein paar literarische Andeutungen, Verweise auf Gogol ("Die Nase") und Kafka ("Die Verwandlung"), auch auf andere Klassiker, aber letztlich bleiben dem Leser sowohl die Gründe, als auch die Auflösung vorenthalten. Roth hat diese kurze Erzählung irgendwann in den Siebzigern geschrieben, vielleicht hat er mehr im Sinn gehabt, vielleicht auch nicht, jedenfalls ist "Die Brust" dann irgendwann zwischen Buchdeckel gepreßt worden, *weil* sie von Roth ist - ein Schmankerl für den Fan, ziemlich müde Lektüre ansonsten. ENDE DES ZITATS
Also ich kann nur sagen, Erotik finde ich bei Henry Miller, Maquis de Sade oder Beauvoir viel besser, für Verwandlungen bleibe ich bei Kafka. Der Stil ist leicht lesbar, fast oberflächlich schnoddrig, aber langweilig, mühsam langweilig. Aus der recht interessanten Grundidee wurde eigentlich nichts gemacht. Es ist kurz aber kein Roman, keine Novelle, keine Satire, es ist einfach nichts.
Darum hüte sich vor diesem Buch wer kann.
Der Autor
Philip Roth
*19.März 1933 in Newark/New Jersey/USA als Sohn jüdischer Eltern, lebt und arbeitet in New York und auf einer Farm in Connecticut/USA
Studium am Newark College der Rutgers University
1954 Bachelor of Arts an der Bucknell University, Pennsylvania
1955 Master of Arts an der University of Chicago
1956-1958 Lehrtätigkeit an der University of Chicago, Thema Englische Literatur
1959/1960 Guggenheim Fellowship
1960-1962 Lehrtätigkeit "Creative Writing" am Writer's Workshop der University of Iowa
1962-1964 Writer in Residence in Princeton
1965 Writer in Residence in Philadelphia
seit 1965 lebt Philip Roth vorwiegend in New York
seit 1970 Mitglied des "National Institute of Arts and Letters"
Stationen u.a.: Amerikanischer Schriftsteller. Seine Eltern stammen aus Osteuropa. Im Elternhaus wurde Jiddisch gesprochen. 1950-54 Studium. 1960-62 Universität Iowa. 1962-64 Princeton. 1967-80 Universität von Pennsylvania. Seit 1989 Dozent am Hunter College in New York. Freier Schriftsteller.
Arbeitsgebiete: Gedicht, Erzählung, Roman
Auszeichnungen/Ehrungen/Preise (Auswahl): Literary Fellowship Award (1959). National Book Award (1960). Jewish Book Councils Daroff Award (1960). Faulkner-Preis (1993). P.E.N.-Faulkner-Preis (1994). Pulitzer-Preis (1998). Faulkner-Preis (2001). Franz-Kafka-Literaturpreis, Prag (2001).
- Mitglied des National Institute of Arts and Letters.
Veröffentlichungen (Auswahl): Goodbye,Columbus (1959). Die Prager Orgie, Roman (1986). Operation Shylock (1993). Amerikanisches Idyll (1997). Die Brust, Roman (1998, Rowohlt). The great American Novel, Roman (2000, Hanser - Übertragung Werner Schmitz). The human stain/Der menschliche Makel, Roman (2000/2002, Hanser - Übertragung Dirk van Gunsteren). Dying Animal/Das sterbende Tier, Roman (2003, Hanser - Übertragung Dirk van Gunsteren).
Apparat.
Ich habe was tiefgründiges gefunden, ich will es euch der Vollständigkeit halber nicht vorenthalten:
Pornographie und Metaphysik
Anmerkungen zum Werk von Philip Roth
von Bettina Knauer (Quelle: http://www.morgenwelt.de/kultur/000410-rothsex.htm)
Die Bücher des Schriftstellers Philip Roth provozieren. Zorn und Hybris nennt der Autor selbst als Voraussetzungen seines Schreibens: Zorn auf das jüdische Milieu, aus dem er stammt, auf Amerika, den Vietnamkrieg, auf Verlogenheit und Doppelmoral; und Hybris: das meint das Unbeherrschte, das Schamlose in seinem Werk, die Überschreitung aller Tabus.
Mit "Portnoys Beschwerden" hat Roth ein frühes Meisterwerk vorgelegt, das vornehmlich die pubertäre Sexualität thematisiert – in den wohl stärksten pornographischen Szenen seit Henry Miller.
Wie ein Leitfaden ziehen sich von nun an Portnoys Beschwerden, das sind: "Exhibitionismus, Voyeurismus, Fetischismus, Autoerotismus und Fellatio" - als "Wunschvorstellung" und als "ausgeführter Akt" jeweils mit dem "Gefühl der Scham", der "Angst vor Strafe" und der "Kastrationsphobie" verbunden - durch das Werk.
Aus der Perspektive des Alters bündelt Roth noch einmal diese Themen und schafft den großartigen, den bösen und doch auch so komisch-anrührenden Roman "Sabbaths Theater" (1995), dessen vierundsechzigjähriger Held Mickey Sabbath gleichaltrig mit seinem Autor ist. Nicht der Sex der frühen "Onanisten-Jahre" mehr, sondern der Sex unter dem Eindruck nachlassender "Hormonstöße", von Potenz- und Prostataproblemen, steht jetzt im Vordergrund.
Mit einem an eine Thomas Mannsche Periode erinnernden Satz beginnt Sabbath in "Sabbaths Theater" gleichsam vom Weltgebäude herab zu reden, dass von nun an kein Sex mehr sei. Der Zeitpunkt, an dem es mit dem Sex endgültig vorbei sein würde - das ist "das Ultimatum, das zum Verrücktwerden unwahrscheinliche Ultimatum ..." dieses Romans.
Aber bei Philip Roth geht es nie einfach nur um Sex. Dort, wo es pornographisch wird, sind bei ihm alle relevanten Diskurse der Gesellschaft betroffen: Moral, Politik, Psychologie, Soziokultur und nicht zuletzt Metaphysisches. Nur hat eben Mickey Sabbath "sein Leben" dahingehend "vereinfacht", dass er es, statt um das, was die anderen "als die dringlichen Angelegenheiten definieren: Geld, Macht, Politik, Mode und weiß der Himmel was sonst noch ... um das Ficken herum angeordnet" hat.
Das Reden von sexuellen Praktiken, von Lecken, Blasen, Bepinkeln etc., verweist auf eine unersättliche, unstillbare Begierde. Es berührt alle Diskurse, stört diese auf, mit dem Ziel, auf ein in ihnen allen Abwesendes, aber Ersehntes, auf etwas, das man Liebe oder auch Gott zu nennen geneigt ist, zu verweisen.
Sabbaths Orgien- und Mysterienspiele – sie erscheinen zunächst teuflisch und böse, einzig darauf angelegt, die Schöpfung durch ein höchst kunstvolles, perverses Gegenspiel aus den Angeln zu heben, den Trieben jenseits von Scham und Tod ihren freien Lauf zu lassen. In Schmutz und Erde wühlend, den Samenerguss feiernd, jedwedes feuchte Milieu intensiv befingernd und penetrierend (schon Portnoy versuchte sich mitunter auch an einer frisch gekauften Leber), zeigt sich Sabbath als grinsender Antipode Gottes.
Doch was tun, wenn Finger wie Schwanz nicht mehr mitspielen, wenn Krankheit und Tod den einstmals charismatischen Puppenspieler zur Kapitulation zwingen? Sabbaths arthritisch gewordene Finger werden zum Symbol für sein nihilistisches Unterfangen. "Nun, wo das Ende von allem nahte", scheint ihm nichts mehr zu bleiben, als "sich vollkommen umzustülpen". Für Sabbath bedeutet das, aus der Verneinung und Schamlosigkeit heraus, sich dem zu stellen, was nicht verneint werden kann, dem Tod. Und,wie nebenbei, entdeckt er dabei die Liebe.
Seine letzte sexuelle Erfüllung und große Liebe findet Mickey Sabbath bei der alternden, an einem Krebsleiden dahinsiechenden Kroatin Drenka. Beider perverser Gelüste – zentriert auf sogenannte "Natursekt"-Praktiken – weisen auf die mythische Verbindung von Eros und Tod hin. Es ist höchst abstoßend und berührend zugleich, wie Sabbath es unternimmt, das Grab der Geliebten mit seinem Urin zu befruchten:
"All die Tabus, die unsere Ungeheuerlichkeit herabzumindern suchen, hatten ihm das Wasser abgedreht. ... Und dann begann es zu laufen ... und dann pinkelte Sabbath mit einer Kraft, die sogar ihn überraschte. ... Ein Loch ins Grab bohren! Durch den Sargdeckel in Drenkas Mund! ... Er hörte ... nicht auf. Er konnte nicht. Er verhielt sich zu Urin wie eine Amme zur Milch. Benetzte Drenka, sprudelnder Quell, Mutter von Feuchte und Überschwemmung, brandende, strömende Drenka, Genießerin der Säfte menschlicher Reben – Geliebte, steig aus dem Grab, eh du zu Staub zerfällst, komm zurück und werde lebendig und ströme alle deine Sekrete über mich aus!"
Drängte in Sabbaths Welt bisher der Sex auf ständige Präsenz eines Objektes – es musste nicht immer eine Frau sein, auch der gebrauchte Slip reichte schon aus oder der Geruch von Vaseline -, ist durch Drenkas Krankheit und Tod sein Begehren durch unaufhebbare Absenz bestimmt.
Abwesenheit ist nun aber auch die Kategorie, von der aus Roths pornographische Romane eine metaphysische Qualität erhalten und nolens volens auch Gott wieder eine Rolle zu spielen beginnt: nicht der zornige Gott, nicht der jüdische Gott der Väter und des Gesetzes, – der wird von Roth einschließlich aller damit verbundenen Tabus gründlich demontiert, – sondern ein Gott, an dem gearbeitet werden muss, von dem aus Tod, Schmutz, Hässlichkeit, Krankheit und Verworfenheit überhaupt erst thematisiert werden können. Als ein zweiter Hiob ruft Sabbath diesen Gott aus dem Schmutz hervor.
Roths Romanwelten sind zynisch, ironisch, humorvoll. Zynisch in der Weltverneinung, ironisch-humoristisch dort, wo es darum geht, Heterogenes miteinander zu verbinden, Sex, Promiskuität, Perversion, Gott und Liebe aufeinander zu beziehen.
Anders als Georges Bataille, der eine Sexualität inszeniert, die "um ihrer selbst willen das Überschreiten" aller "Grenzen mit dem Tod Gottes verbindet" (Michel Foucault), wird bei Roth eine metaphysische Spannung beibehalten. Sie garantiert, dass die Würde des Menschen noch in der letzten Entäußerung, im Schmutz und in der Perversion gewahrt bleibt. weiterlesen schließen -
Robbins Tom / Pan Aroma
Pro:
herrlich abgedreht
Kontra:
eigentlich nichts
Empfehlung:
Ja
>> Ein altes ukrainisches Sprichwort warnt: „ Eine Geschichte, die mit einer Roten Bete anfängt, endet mit dem Teufel.“ <<
1.) Inhalt
2.) Gedanken und Bemerkungen zum Buch
3.) Das Buch
4.) Der Autor
5.) Links
6.) Fazit
1.) Inhalt
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König Alobar hat keine Lust zu sterben und wird auch über 1000 Jahre leben, die Kellnerin Priscilla ist auf der Suche nach der Rezeptur eines ganz speziellen Parfumes und dem perfekten Taco außerdem laboriert sie an lesbischen Tendenzen herum, Marcel LeFevre, kreativer Sproß einer Pafume - Dynasty trägt eine Walmaske und verläßt sich nur auf sein olfaktorisches Bewußtsein, Madame Devalier in New Orleans sucht nach der Basisnote eines sensationellen Parfumes das sie auf dem Grunde einer seltsamen, uralten Flasche erschnuppert hat, Kudra, eine indische Seilflechterin entgeht knapp dem Tode bei einer traditionellen Witwenverbrennung , kennt aber die Kamasutra In- und Auswendig und beglückt damit sowohl Sterbliche als auch Götter, besonders Pan dessen tierisch - erotischer Geruch sich durch die Geschichte wie ein roter Faden zieht. Daniel Wiggs erkennt beinahe alle Zusammenhänge und liegt doch weit daneben, außer dem liebt er seine Tochter mehr als alles andere und irgendwie hängt alles zusammen wobei die Bandalooper an allem Schuld sind, und auch Einstein hat irgendwie seine Finger im Spiel , und der Autor dieser Story hat eindeutig zuviel Lyseregsäuredietylamid..... (LSD 25) konsumiert.
Aber versuchen wir einmal die ganze Geschichte irgendwie zu ordnen:
PRISCILLA, die vom Genie geküßte Kellnerin, lebt in Seattle, sie opfert ihre gesamte freie Zeit der Suche nach der Rezeptur eines bestimmten Parfumes. In ihrem heruntergekommenen Apartment hat sie zu diesem Zweck extra ein Labor eingerichtet. Große Hoffnungen setzt sie auf ein Stipendium der „Töchter der Tageskarte“, einer Organisation von Kellnerinnen mit akademischem Abschluß die ihren Mitgliedern ermöglicht das Tablet abzustellen und einige Zeit ihrer wahren Berufung nachzugehen. Den Roten Beten die ein Unbekannter vor ihrer Tür abgelegt hat schenkt sie zunächst keine Beachtung.
Priscilla im Gespräch mit ihrer lesbischen Freundin Ricki:
Zitat>> Ricki schüttelte den Kopf. „ Mein Aszendent ist Jungfrau“, sagte sie „ Einmal im Monat bei Vollmond treibt es mich, mein Konto auszugleichen und meine Wohnung aufzuräumen. Ich kann nichts dagegen tun. Statt zu einem Wehrwolf werde ich dann zu einer Buchhalterin.“ „Die nur mit einem silbernen Dildo getötet werden kann“, rief Priscilla und verschwand mit ihren Drinks, während ihre Kolleginnen , die mittlerweile zu viert vor dem Seitentresen standen, ihr angewidert und bestürzt nachschauten.<<
MADAME DEVALIER und ihre farbige Assistentin V’LU suchen in New Orleans das gleiche wie Priscilla in Seattle. Madame Devalier betriebt ihre Parfümerie seit vierzig Jahren. Vor ihr hatte ihr Vater den Laden fünfzig Jahre lang betrieben. In Laufe der Zeit, so erzählte man sich, waren eine Reihe sonderbarer Dinge über die Schwelle des Ladens getragen worden, wie z.B. : Mond-Medizin und Aufpulver-Pulver, Glücks-Wurz und Hurricane-Tropfen. Im Gegensatz zu Priscilla macht sich Madame Devalier doch etwas mehr Gedanken über den Unbekannten der, in der letzten Zeit, des öfteren Rote Bete in ihrem Schlafzimmer hinterläßt.
Zitat:>>
„ Was ist die Uhr V’lu“
„ Die wass?“
“ Die Uhr. Was ist die Uhr?“
„ Wiesso, Madam, die Uh‘ isst dass ‚unde Ding mit den sswei Sseige’n in de Mitte.“
„V’lu“ sagte Madame Devalier. Wenn Madame Devalier ihre Stimme erhob, war das ungefähr so, wie wenn sich die Gallier gegen die Römer erhoben. Sogar die Termiten im Fundament gingen in Habacht - Stellung. „ Wie spät ist es?“
„Es isst d’ei Uh‘ Madam.“<<
CLAUDE und MARCEL LEFEVER sind Vizepräsidenten eines große Parfüm - Unternehmens mit Sitz in Paris. Wobei Marcel mit seinem einzigartigen Sinn für Gerüche für die kreative Arbeit zuständig ist und Claude die Finanz - Entscheidungen für das Unternehmen trifft. Zwischen den beiden ungleichen Cousins herrscht selten Einigkeit. In dem Fall der Roten Bete die schon seit Wochen im Posteingang landen sind sie sich aber darüber einig daß keiner weiß was das zu bedeuten hat.
Zitat: >> Dennoch schien Marcel verärgert zu sein. Vielleicht deswegen weil er gerade seine Walfischmaske trug .
Claude stemmte die Hände in die Hüften und sah seinen Cousin an.
„Leck mich am Arsch“, sagte Marcel aus dem Inneren seiner Maske.
„ Verzeih mir, aber mir ist nicht ganz klar, wo ich bei einem Fisch nach dem Arschloch suchen müßte.“
„ Wale sind keine Fische, du Blödmann .“
„ Oh, natürlich“<<
1000 Jahre zuvor, irgendwo in Böhmen, lebt König ALOBAR zunächst noch glücklich und zufrieden und vergnügt sich mit seinem Harem. Doch eines Tages entdeckt er etwas das ihn in Panik versetzt, ein graues Haar. Um dies zu verstehen muß man wissen das es in Alobars Königreich, einem winzigen Stadtstadt, Brauch war den König zu töten wenn irgendwelche Zeichen von Verfall zu bemerken waren. Dazu gehörten Falten oder nachlassende sexuelle Kraft und eben auch graue Haare. Alobar hatte den Brauch bisher für sehr vernünftig gehalten, denn ein schwacher König würde seine Schwäche auf das ganze Volk übertragen, sich auf die Fruchtbarkeit des Viehs auswirken, die Rote Beete Ernte auf den Feldern verdorren lassen und ganz allgemein die verschiedensten Katastrophen heraufbeschwören. Aber nun, da er selber an der Reihe ist, erscheint die Sache in einem anderen Licht, zusammen mit seiner Lieblingsfrau Wren versucht er zunächst die sichtbaren Zeichen seines Alters zu verbergen. Doch lange will ihm das nicht gelingen, der Geisterbeschwörer Noog kommt ihm auf die Schliche. Wiederum ist es Wren die ihm, mit Hilfe einer List, dazu verhilft dem Tod zu entkommen. Da er nun nicht mehr zu seinem Stamm zurück kann macht er sich auf zu einem langen Weg durch die Jahrhunderte.
Ein paar Jahre später kommt es zu einer seltsamen Begegnung, Aldobar trifft auf ein unvorstellbares Wesen, halb Mensch halb Ziege daß sich Pan nennt. Der überwältigende erste Eindruck den Aldobar von dem Gehörnten bekommt ist sein Gestank nach Ziegen und zwar nach Ziegen in der Brunftzeit. Der Gott und der Sterbliche gewinnen schnell Gefallen aneinander, nachdem sie festgestellt haben daß sie ein gemeinsames Ziel haben, nämlich die Flucht vor dem Tod. Pan erklärt Alobar daß die Götter keineswegs unsterblich sind, sie leben nur solange wie die Menschen an sie glauben und die Christen haben ihm schwer zugesetzt so daß seine Kräfte langsam schwinden. Von dieser Zeit an tritt
Pan immer wieder im Leben von Alobar in Erscheinung wobei er von Mal zu Mal an Substanz verliert bis schließlich nur noch sein Geruch übrigbleibt.
KUDRA die indische Seilflechterin und jahrhundertelang die Gefährtin von Alobar wechselt Kraft ihres Willens auf die „andere Seite“.
DR. DANNYBOY WIGGS ist Gründer der Last Foundation einer Gesellschaft zur Erforschung der Unsterblichkeit, glaubt an Feen und liebt seine Tochter Huxley Anne abgöttisch. Sein Steckbrief liest sich in etwa so: >> genialer junger Anthropologe der in Harvard lehrte wo er weit über die akademische Notwendigkeit mit bewußtseinsverändernden Chemikalien experimentiert hatte, reiste an den Amazonas um dort mit Indianern halluzinogene Weintrauben zu kauen, kehrte als Psychedelic-Prophet in die Staaten zurück, wurde wegen einer lächerlichen Marihuana - Geschichte in den Knast gesteckt, traf dort einen Mann der ihm ein Geheimnis anvertraute und verlor ein Auge durch einen sadistischen Gefängniswärter <<
All diese Personen, die zunächst noch, eine eigene Geschichte haben werden auf die unterschiedlichsten Arten zusammen finden und zur Fastnachtszeit in New Orleans wird daraus eine einzige.
2.) Gedanken und Bemerkungen zum Buch
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Aufbau der Geschichte
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Bei allen Verrücktheiten der Story und den vielen Handlungssträngen hat die Geschichte doch eine ganz klare logische Struktur. Die verschiedenen Geschichten vereinigen sich letztendlich zu einer einzigen in der sich dann alle beteiligten Personen begegnen und verschiedene Rätsel aufgelöst werden. Die durch diese langsame Verknüpfung der Handlungsfäden entstehende Spannung wirkt sich positiv auf den Gesamteindruck aus. Dazwischen verblüfft der Autor immer wieder mit außergewöhnlichen Einfällen und witzigen Dialogen. Außerdem geht er recht freizügig mit sexuellen Beschreibungen um die aber nie plump wirken, es paßt einfach zur Geschichte und wirkt nicht aufgesetzt. Sexualität ist ein Bestandteil der menschlichen Natur, es ärgert mich immer wieder wenn ein Autor etwa übertrieben prüde ist oder unpassend vulgär wird. Bei Robbins würde ich anmerken: mitunter recht heftig aber doch passend.
olfaktorisches Bewußtsein
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Aus den vorangegangenen Beschreibungen wird deutlich daß sich vieles in dem Buch um Gerüche dreht. Robbins beschäftigt sich ausgiebig mit der Bedeutung die Düfte für Menschen haben, er mixt dabei spielerisch wissenschaftliche Erkenntnisse mit reinen Spekulationen und stellt darauf aufbauend interessante Theorien auf. Er macht diese Spekulationen aber nicht zu unbedingten Bausteinen der Geschichte, viel mehr läßt er einen Protagonisten auftreten der seine individuellen Ansichten dazu darlegt und fordert den Leser damit indirekt auf, selbst einmal solche Gedanken zu spinnen.
Mich persönlich haben solche Ansätze dazu gebracht darüber nachzudenken warum man eigentlich sagt „ Ich kann diesen XY nicht riechen“ wenn man ein unbestimmtes negatives Gefühl einer speziellen Person gegenüber hat. Oder warum sagt man „ Dies oder jenes stinkt mir“ ? Das läßt sich natürlich beliebig vertiefen. Daran liegt mir, an dieser Stelle, aber recht wenig.
Robbins ist, unbestritten, ein Clown aber von welcher Sorte? Ein „dummer August“ mit roter Nase und übergroßen Schuhen ist er auf keinem Fall, eher die melanchonische Figur der italienischen Stegreifkomödie, des Pierrot, der eigentlich kein Clown sein will und immer um Ernsthaftigkeit bemüht ist, der dem Zuschauer dadurch einen Spiegel vorhält und hinter der vordergründigen Belustigung des Publikums etwas sehr Ernsthaftes darzustellen vermag. Wobei ich hier einen Vergleich wagen würde: während Douglas Adams mit seinem „Anhalter durch die Galaxis“ den vordergründigen Humor der Mainzer Fasenacht darstellt, läßt sich Robbins eher mit der subtilen Hintergründigkeit eines Carnevals in Venedig vergleichen. Beide haben ihren Reiz und stehen gleichberechtigt nebeneinander.
Post-Hippie
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Für die Hippie-Kultur war Robbins ungewöhnlich spät ‚dran ( 1984 ); aber es war der richtige Zeitpunkt eine der unwillkürlichen Tendenzen dieser außergewöhnlichen Kultur auf einen willkürlichen Punkt zu bringen und das ist ihm auf wirklich unvergleichliche Weise gelungen.
3.) Das Buch
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Titel: panaroma ( Orginal: Jitterbug Perfume )
Autor: Tom Robbins
ISBN: 3-404-25937-8
Seiten: ca. 430 beim TB
Preis: damals ( 1991 ) hat das Buch 12,80 DM gekostet
4.) Der Autor ( wörtlich von der Umschlagseite übernommen )
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Tom Robbins, 1936 in Virginia geboren ( oder handelt es sich dabei nur um seine bislang letzte Rematerialisation ?), lebt seit geraumer Zeit ( 1000 Jahre, 100 Jahre, 10 Jahre ?????) in La Conner USA. Seit Fertigstellung von >> Jitterbug Perfume << empfängt er Journalisten bevorzugt mit aufgesetzter Krokodilsmaske. Plant, im nächsten Jahr drei Zentimeter zu wachsen, um sein Volleyballspiel effektvoller gestalten zu können. Versteht sich als >> PR-Mann für den Lebenszirkus <<. Im Falle, daß einer der Clowns erkranken sollte, springt er auch mal für ihn ein.
weitere Werke
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Buntspecht So was wie eine Liebesgeschichte.
Sissy - Schicksalsjahre einer Tramperin
Ein Platz für Hot Dogs - Another Raodside Attraction
5.) Links
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http://www.subway-net.de/magazin/1998/08tom.shtml => kurzes Interview mit Tom Robbins.
http://www.die-leselust.de/buch/robbins_tom_panaroma.htm => Rezension mit Leseprobe.
http://members.aol.com/Poettys/Seite5buecher/robbins/robbins.html => weitere Leseproben.
6.) Fazit
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Das Buch hat mir riesengroßen Spaß gemacht, solch eine intelligente, lustvolle und lebensfrohe Erzählweise findet man nicht oft. Auch dieses Spiel mit pseudo philosphischen Ansätzen fand meine ungeteilte Aufmerksamkeit, genauso wie die Botschaft des Autors => „Erleichda“ = „Nimm’s nicht so schwer“, das Leben, das Universum und den ganzen Rest.
(c) by Araxas / 18.03.03 weiterlesen schließen -
Kate Ross: Bis ins Mark - Krimi im historischen England
Pro:
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Kontra:
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Empfehlung:
Ja
Wie schon im Titel angedeutet, handelt es sich bei
"Bis ins Mark" von Kate Ross um einen im historischen England angesiedelten Kriminalroman. Um genau zu sein, spielt er etwa in der der Zeit um 1820.
Hauptperson ist der "Dandy" Julian Krestel, der in den feinsten Londoner Kreisen verkehrt, immer top geleidet , unnahbar und arrogant nach außen hin.
Seine Herkunft ist ein Geheimnis, und das in einer Zeit, als adelige Abstammung das einzig wichtige zu sein scheint. Aber Julian versteht es zu verbergen, dass er selbst kaum über Geld verfügt ( In einem späteren Buch der Reihe erfährt der Leser etwas mehr über die Hauptfigur).
In " Bis ins Mark" wird er von einem Gentleman , dem er aus der Patsche geholfen hat, aber kaum kennt, gebeten, dessen Brautführer zu sein. Julian reist daher auf das Landgut der Fontclairs. Die Hochzeit steht unter keinem guten Stern. Hugh Fontclair soll mit einer Bürgerlichen verheiratet werden, eingefädlt hat es deren Vater, der die Fontclairs erpresst.
Die Stimmung ist bereits stark angespannt, da geschieht ein Mord:
Julian findet die unbekannte Tote in seinem Zimmer.
Der Hausherr, der zugleich Richter ist, beginnt die Ermittlungen. Als Julians Diener Dipper verdächtigt wird, schließt sich Krestel der Suche nach dem Mörder an. Es wird schnell klar, dass der Mörder im Haus zu suchen ist, vermutlich sogar jemand aus der Familie.
Julian bemüht sich, die Identität der Toten zu klären und dem Geheimnis der Familie Fontclai auf die Spur zu kommen. Dabei offenbart er ganz andere Seiten , als man von einem oberflächlichen Londoner Dandy erwartet..
Das Buch zeichnet sich nicht nur durch sein spannende Handlung aus, sondern auch durch die Charkaterbeschreibungen und die plastischen Atmosphäre. Man bekommt einen Eindruck von der damaligen Zeit, auch wenn die Handlung im Vordergrund steht.
Die Autorin versteht es, falsche Fährten zu legen, im Laufe des Buches dachte ich ein paar Mal: Klar! So muß es weiter gehen! Aber die Lösung des Probleme s war dann doch eine andere...
Ich kannn das Buch nur empfehlen, besonders natürlich für Liebhaber englischer Kriminalromane.
Kate Ross: Bis ins Mark, Goldmann Verlag, € 7,45 ( TB),ca 420 Seiten, erscheinen 1993
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2003-02-16 21:22:10 mit dem Titel Judith Merkle Riley: Die Stimme - historischer Roman
Auf dieses Buch bin ich zunächst wegen seines günstigen Preises gestoßen: Die TB- Ausgabe des Ullstein Verlages kostet nur 10 DM ( Es ist schon etwas her, dass ich das Buch gekauft habe, jetzt koastet es € 5,95). Die Stimme von Judith Merkle Riley hat immerhin 477 Seiten und versprach so einen längeren Lesespaß. Und das Versprechen wurde gehalten:
Die Geschichte spielt im Mittelalter und beginnt 1355.Ungewöhnlich für diese Zeit ist die Hauptperson eine Frau, den offiziell hatten Frauen in dieser Zeit nicht viel zu sagen, konnten nur selten Lesen oder Schreiben ( und das Ganze sah man noch als Gottes Gebot an).Die Geschicht zeigt aber auch, dass die Frauen dieser Zeit keinesfall unbedeutend waren.
Margaret von Ashbury, verheiratet mit den wesentlich älteren, sehr wohlhabenden Londoner Kaufmann Roger Kendall, hört schon seit ihrer Jugend eine Stimme. Außerdem hat sie außergewöhnliche Heilkräfte.
Diese Stimme befiehlt ihr, ihr Leben aufzuschreiben. In dieser Zeit eine lächerliche Idee, doch ihr Mann erfüllt Margaret jeden Wunsch und sie heuert Bruder Gregory an, um ihr Leben niederzuscheiben. Da bei lehrt sie dieser auch Lesen und Schreiben. Man erfährt nicht nur Margarets Lebensgeschichte, sondern auch eine Teil von Gregorys.
Margaret wuchs in einem kleinen Dorf auf und wurde nach London mit einem Kaufmann namens Lewis Small verheiratet. Dieser aber schikanierte sie beständig und war ziemlich verschlagen und berechnend. Als die Pest in England wütet, versucht er ihr mit Margaret zu entfliehen, als sie erkrankt, läßt er sie am Weges Rand zurück.
Dort wird sie von der Hebamme Mutter Hilde gefunden und gesund gepflegt. Während ihrer Genesung erlebt M. zum ersten Mal die Stimme, die mit einem gleißenden Licht einhergeht.
Margaret bleibt bei Hilde und hilft ihr. Eines tages werden sie zu einer Geburt auf ein Schloß gerufen, wo sie zunächst den winter verbringen und sich dann Gauklern und einem Ablaß-verkaufenden Mönch anschließen. Mit diesem bleiben sie später in London, wo Margaret auf Grund ihrer Hebammentätigkeit und ihrer Ansichten als Hexe angeklagt wird. Sie kann gerettet werden und heiratet den wesentlich älteren Roger Kendall trotz der schlechten Erfahrungen mit Small. Sie lernt ihn bald lieben und er erfüllt ihr jeden Wunsch. Das bringt uns an den Anfang des Buches , aber es ist ncoh nicht das Ende. Vor diesem stehen noch einige dramatische Ereignisse.
Diese Geschichte gibt dem Leser einen Eindruck in das Leben der ( einfachen) Leute im Mittelalter, nicht am Königshof oder unter Rittern, wie bei vielen anderen.
Besonders auch die Stellung der Frau ist dabei Thema. Trotzdem ist "Die Stimme" unterhaltsam, spannend und stellenweise amüsant, wozu vorallem Bruder Gregroy beiträgt, der ständig im Kampf mit sich selbst und seiner Religion steht.
Für alle Fans von Geschichtsromanen und nicht nur wegen des günstigen Preises.
Judith Merkle Riley: Die Stimme,
Ullstein TB, € 5,95, weiterlesen schließenKommentare & Bewertungen
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Rudy Rucker: *Hohlwelt*: Einfallsreiche Abenteuer-SF
Pro:
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Kontra:
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Empfehlung:
Ja
Rucker ist für seine Gewandtheit in Sachen theoretische Mathematik und Physik bekannt. Er hat sie unter anderem in seinem Roman "Weißes Licht" unter Beweis gestellt. Nun beschäftigt er sich mit den verblüffenden, aber leider fiktiven Eigenschaften einer Welt, die innen hohl ist. Unserer Welt!
Und das bringt Rucker auf das zweite große Thema seines Romans "Hohlwelt": Edgar Allan Poe, besser gesagt: dessen "Umständlicher Erzählung von den Abenteuern Arthur Gordon Pyms von der 'Nantucket'". Wie jedem Anglisten und Poe-Liebhaber bekannt, handelt dieses fiktive Tagebuch von der Reise eines Amerikaners in die Antarktis, wo es statt kälter nur heißer wird und weiße Vögel "tekelili!" kreischen. Leider ist das Ende des Tagebuchs nicht überliefert, denn es bricht unvermittelt ab. Eine gute Gelegenheit für Rucker, sich auszudenken, wie es wohl weitergegangen sein mochte, im Innern der Welt...
Handlung
Der Erzähler, der fünfzehnjährige Mason Reynolds aus Hardware, Virginia, läuft dem verehrten Edgar Allan Poe im Jahre 1836 in Richmond über den Weg, woselbst der stets melancholisch dreinblickende Dichter als Zeitungsredakteur sein Dasein fristet. Kaum daß Mason ihn um einen Job gebeten hat, pumpt sich Poe bei ihm Geld, um sich in der nächsten Kneipe zu besaufen. Eddie ist ein Alkoholiker, erkennt der Fan mit Entsetzen – und später stellt sich Poe auch als Opiumkonsument heraus.
Kein Wunder, daß Poe das Schreiben aufgeben und statt dessen das Innere der Erde erkunden will. Denn gemäß der Theorie des Gentlemans Symmes befinden sich an den Polen die Zugänge zur hohlen Erde und innen weitere Kontinente, die sogenannte Edre, oder SpiegelErde. Mit einem weiteren Gentleman, der ebenfalls Reynolds heißt, rüstet Eddie eine Ballonexpedition aus – eine feine Gelegenheit auch, seinen zahlreichen wütenden Gläubigern in Richmond zu entkommen.
Mit einem Walfänger fahren die Teilnehmer in die Antarktis, wo sie gar widrige Umstände und Untiere zwingen, sich alsbald mit dem Ballon aus dem Staub zu machen und durch das Loch im Pol zu fliegen. Das heißt, eigentlich stürzen sie ab und nur einen blödsinnigen Zufall stürzen sie durchs Eis und in das Erdinnere.
Und damit beginnt eine der verrücktesten Odysseen, die man je in der Science Fiction gelesen hat. Steam Punk wird dieses Unter-Genre deshalb genannt, weil hier Dampf- statt Raumschiffe vorkommen, Flinten statt Laserwaffen. Eddie Poe und Mason begegnen den wahren Großen Alten, von denen H. P. Lovecraft stets fantasierte, und schwarzen (statt weißen) Göttern.
Hierbei zeigt sich die satirische Ader Ruckers sehr deutlich: Die Großen Alten haben die Gestalt riesiger Seegurken, und die schwarzen Götter, die Tekelili, sind schwarz, weil die Strahlung der Großen Alten sie färbte – ebenso übrigens wie die weißen Gentlemen von der Erde, wie Eddie Poe zu seinem äußersten Entsetzen feststellt. Er sieht aus wie ein verdammter Nigger! Und als er auf seiner Flucht durch einen Malstrom wieder die Oberfläche einer Erde erreicht, die wie unsere aussieht, da wird er auch wie ein Nigger behandelt – und wenn er noch so schöne Verse schmieden kann. Seine Grauen und seine Wut kennen keine Grenzen mehr, als er auf der SpiegelErde seinem anderen Ich begegnet...
Fazit
In diesem Roman kommen zahlreiche literarische Strömungen und Absichten zusammen. Das macht ihn insgesamt zu keiner einfach konsumierbaren Kost. Einerseits. Andererseits versteht es Rucker, seine Abenteuerstory à la "Gordon Pym" und "Reise zum Mittelpunkt der Erde" flüssig und spannend zu erzählen, sie aber nicht wie jene Klassiker aufzuziehen, sondern als Mensch der Neuzeit. Er macht also eine Satire daraus: auf die Sklavenhaltergesellschaft, auf die gläubige Poe-Verehrung (Poe hat einen Horror vor dem weiblichen Geschlecht, daher vergöttlicht oder dämonisiert er es) und auf abstruse Wissenschaftstheorien wie Symmes' Lehre von der Hohlwelt (die es vermutlich wirklich gab, wie uns das umfangreiche Nachwort glauben lassen will).
Wem all dies zuviel Deutelei ist, der lese einfach den Roman. Denn dieser endet standesgemäß mit einer Feier und einer Versöhnung.
Michael Matzer © 2000ff
Info: The Hollow World, 1990; Heyne 1997, Nr. 06/5887, München; 381 Seiten, aus dem US-Englischen übertragen von Kurt Bracharz; ISBN 3-453-12663-7
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-06-09 12:54:59 mit dem Titel Anne Rice:*Die Mumie oder Ramses der Verdammte*: Agile Mumien, dynamische Grufties
Die Mumifizierung des Abendlandes hat längst begonnen. Erst war da Stephen Sommers Remake des Boris-Karloff-Klassikers "Die Mumie" von anno Asbach, dann kam nach dem Riesenerfolg des Grabräuber-Spektakels die unvermeidliche Fortsetzung. Als nächstes will Sommers tote Argonauten auferstehen lassen, natürlich ebenfalls Räuber (sie klauten bekanntlich das Goldene Vlies).
Doch vor Sommers sorgte bereits Vampirexpertin Anne Rice mit diesem Roman für erhöhtes Interesse an verstaubten Herrschaften der gruftigsten Dynastien. Ramses, der größten Pharaonen einer, spielt diesmal den Untoten und - wie könnte es anders sein? - ein hübsche Britin im heiratsfähigsten Alter ist sein willfähriges Opfer. Was soll da nur aus England werden, fragt man sich bang. Doch der Reihe nach.
Handlung
Der Archäologe Lawrence Stratford entdeckt ein bislang unbekanntes Pharaonengrab, das allerdings eher den Eindruck eines Studierzimmers macht. Laut Türinschrift handelt es sich um das Grab Ramses II. - nur mit dem kleinen Schönheitsfehler, dass dessen Mumie bekanntlich längst im Museum zu Kairo steht. Außerdem findet Lawrence Papyrusrollen, aus denen hervorgeht, dass Ramses mit Hilfe eines geheimnisvollen Elixiers Unsterblichkeit erlangte.
Doch wie es so in Kollegenkreisen zugeht: Bevor der Archäologe diese Rätsel lösen kann, wird er schmählich gemeuchelt - ausgerechnet von seinem nichtsnutzigen Neffen Henry. Dieser Schurke hofft mit dem Schatz die Unterschlagungen zu vertuschen, die sein Vater in der Firma beging, um Henrys Trunksucht und Spielleidenschaft zu finanzieren.
Henry bringt die Mumie Ramses' II. nach England und versucht dummerweise auch noch seine unschuldige Cousine Julie zu beseitigen. Diese Schandtat vermag jedoch der gerade noch rechtzeitig zum Leben zurückgekehrte Pharao zu verhindern. Ein Pfundskerl, dieser Ramses! Denn kaum dem belebenden Sonnenlicht der Neuzeit ausgesetzt, beendet er seinen mehrtausendjährigen Schlaf und wird von der zunächst verblüfften, bald aber hingerissenen Julie in die modernen Amüsements der zwanziger Jahre des 20. Jahrhunderts eingeführt.
Der einstige Gottkönig hat kaum anpassungsschwierigkeiten, denn das Elixier verleiht nicht nur dem Körper ewige Jugend und enorme Kräfte, sondern steigert auch gedächtnisleistung und Intelligenz. Potztausend, das ist noch nicht alles: Wie Ramses durch mehrere versuche herausfindet, kann r auch nicht getötet werden.
Doch auch eine Mumie bekommt mal Heimweh, und so befindet sie sich bald mit ihrer schönen Geliebten Julie auf einem Dampfer gen Süden. In Ägypten muss Ramses offenbar mit seiner turbulenten Vergangenheit abschließen, bevor er die Zukunft in Angriff nehmen kann. Begleitet werden die beiden Turteltäubchen von Julies Noch-Verlobtem Alex, dessen Papa Elliott (der, selbst schwerkrank, das Elixier haben will), Lawrences ägyptischem Freund Samir und schließlich sogar von dem Lump Henry. Dieser dreht vor Schmach allmählich durch, weil Ramses Augenzeuge des Mordes an Lawrence Stratford war.
Im Museum von Kairo findet Ramses unter all den ausgestellten Mumien die eine, die er nie zu sehen erwartete, weil ihre Leiche als verschollen gilt: Kleopatra, die letzte Königin Ägyptens, die ihn einst erweckte und liebte, aber sein Elixier ausschlug, weil er es ihrem Geliebten Marc Anton verweigerte. In Ramses erwacht die alte leidenschaft für die olle Kleo neu und so beträufelt er sie mit dem Elixier. Doch was nun erwacht, hat mit seiner alten Flamme herzlich wenig zu tun, allenfalls äußerlich.
Eine wilde Hatz durch Kairoer Gassen folgt. Überall Tote hinterlassend versucht Kleopatra, in einer unverständlichen und bedrohlich erscheinenden Zeit zu überleben, bis man sie zur Strecke bringt. Ein erstklassiger Showdown folgt.
Fazit
Ich habe diesen schön schaurigen Roman in der großen roten Jumboausgabe gelesen, auf der der Titel mit Goldprägung aufgebracht war. Auf dem Umschlag sieht man ein geheimnisvolles Gesicht hinter einem scharlachroten Schleier -absolut stilecht.
Der Horror, den Anne Rice hier serviert oder vielmehr zelebriert, ist meist von subtiler und eher leiser Art. Auch das vermeintlich Böse wird so vielschichtig angelegt, dass Schuldzuweisungen und Verdammung schwerfallen.
Ihre liebevoll gezeichneten Figuren strahlen - wie ihre vampirgestalten - eine starke Lebendigkeit, eine intensive Leidens- und Liebesfähigkeit aus, die den Leser gefangennehmen und durch den geschickt geführten Spannungsbogen bis zur letzten Seite festhalten. Und dort nimmt man mit Erleichterung und Vorfreude zur Kenntnis, dass die Abenteuer von Ramses dem Verdammten noch nicht bendet sind. Dies kann ich allerdings nicht bestätigen, denn der einzige in Frage kommende Roman, der verfilmte "Die Königin der Verdammten", befasst sich nicht mit Mumien, sondern mit den Vampiren um Lestat de Lioncourt. Schade!
Natürlich ist ihr Roman nicht frei von Klischees. Ich habe nicht umsonst überzeichnende Beschreibungen verwendet, um dies deutlich zu machen. Plot und zentrale Werte erinnern mich an "Reiseschriftsteller" des 19. Jahrhunderts wie Karl May und Jules Verne. Je phantastischer die Story, desto gefesselter die Leser und umso höher die Verkaufszahlen. Exotik und Sex sells!
Michael Matzer (c) 2002ff
Info: The Mummy or Rammses the Damned, 1989; Goldmann 1992, Nr. 9858, München; 512 Seiten, DM 15,00, aus dem US-Englischen übertragen von Joachim Körber; ISBN 3-442-9858-x
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-06-28 10:24:02 mit dem Titel Danuta Reah: *Plötzliche Stille*: Stimmungsvoller Britenthriller
Ein sorgfältig aufgebauter und stimmungsvoller Krimi, in dessen Mittelpunkt eher die beteilgten Menschen stehen als irgendwelche brutale Action Es geht um zwei verschwundene Frauen und ein bedrohtes kleines Mädchen - und natürlich um die Umstände, wie es zu dieser Situation kommen konnte.
Handlung
Zwei junge Frauen und ein kleines Mädchen sind verschwunden - alle im Park. Die nordenglische Industriestadt Sheffield verfügt über mehrere schöne Parks, die meisten durchflossen von Flüßchen und Bächen, an denen verfallene Wassermühlen einst Schmieden und Handwerksbetriebe antrieben. Dies ist das alte Herzland der industriellen Revolution des 18. Jahrhunderts.
Doch im Jahre 2000 floriert in Sheffield eine andere Art von Industrie: der Drogenhandel. Diese Szene bildet nicht den Mittelpunkt des Geschehens, sondern seinen unsichtbaren Hintergrund. Vor dieser Leinwand entfalten sich mehrere Dramen. Meist steht eine Frau im Zentrum der Handlungsstränge, einmal auch ein Kind.
An den Wochentagen liegt der große Park, in dem Suzanne ihre Joggingrunden dreht, verlassen da. Die Stille unter den schattigen Bäumen ist ihr manchmal unheimlich. Auch die sechsjährige Lucy, die Tochter von Suzannes Nachbarin Jane, spielt gerne im Park. Die stillgelegte Mühle Shepherd Wheel hat es ihr besonders angetan - sie hat dort einen Spielkameraden: Tamby. Er beschützt sie vor dem unheimlichen Ashman. Tamby sagt ihr immer, sie solle so still wie eine Maus sein. Denn wenn die Monster sich zeigen, muss man sich verstecken. Noch sind die Monster nur im Park.
Natürlich geht Lucy nie allein in den Park. Sie hat immer ein Kindermädchen dabei. Das war bis vor wenigen Wochen die hübsche Sophie. Doch seit diese verschwunden ist, wird Lucy von der 17-jährigen Emma begleitet. Leider verschwindet Emma immer wieder, um Leute zu besuchen. Als Lucy am gleichen Tag, als Suzanne einen jungen Mann aus Shepherd Wheel herauskommen sieht, verschwindet, löst dies bei ihr und Jane Panik aus. Sie sucht Lucy, findet aber nur die tote Emma: am Grunde des Kanals der Wassermühle. Lucy wird später völlig unversehrt gefunden.
Inspektor Steve McCarthy, ein recht strenger und geschäftsmäßiger Typ, der nach oben kommen will, hält die Befürchtungen der beiden alleinstehenden Frauen Jane und Suzanne zunächst für übertrieben. Bald darauf stößt man per Zufall auf die Leiche von Sophie Dutton, Emmas Vorgängerin. Für Lucy steht bald fest: Die Monster sind in der Nachbarschaft.
Emma und Sophie hatten neben Janes und Suzannes Reihenhäuschen in einem Studentenhaus gewohnt. Dort findet die Polizei auf dem Dachboden ein große Tüte voll Ecstacy - was geht hier eigentlich wirklich vor, fragt sich Inspektor McCarthy. Bei der Suche nach Verbindungen zwischen den beiden Frauen und dem jungen Mann, den Suzanne Milner gesehen zu haben glaubt, stellt sich heraus, dass alle drei miteinander verwandt waren. Und Ashley Reid, der junge Mann, ist Teil eines Rehabilitierungsprojekts, an dem Suzanne linguistisch-psychologische Forschungen anstellt.
Als McCarthy von der völlig verängstigten und mit einem schweren Schuldkomplex belasteten Suzanne herausbekommt, dass sie von Ashley Tonbandaufnahmen hatte - sie sind verschwunden -, verdächtigt er sie der Behinderung seiner Arbeit. Die arme Suzanne, die dringend psychologische Hilfe benötigt, ist dadurch am Boden zerstört. Etwas kopflos ermittelt sie auf eigene Faust.
Die Lage spitzt sich zu, als sie Ashley Reid für eine Nacht bei sich aufnimmt, ein Brand ausbricht und Ashley darin umkommt. Wenig später werden Lucy und Suzannes kleiner Sohn Michael von einem Unbekannten entführt. Die kleine Lucy hat sich getäuscht: Tamby scheint nicht ihr Freund zu sein. Die Monster sind in Lucys Heim...
Mein Eindruck
Auf den letzten 50 Seiten war es mir unmöglich, das Buch aus der Hand zu legen - so spannend ist das Finale geschildert. Wir betrachten das Geschehen mit den unschuldigen Augen der kleinen Lucy, die versucht, sehr tapfer zu sein und ihren Entführer zu überlisten. Während dessen hetzt Steve McCarthy zu Janes Haus, um Lucy zu beschützen - zu spät. Und Suzanne hat sich aufgemacht, um die Wahrheit über Ashley Reid herauszufinden, nicht ahnend, wozu er fähig ist...
Mit sehr viel Orts- und Menschenkenntnis baut die polnischstämmige Autorin aus Sheffield (dem Buch ist polnischer Grabspruch vorangestellt) die Bühne für das spannende Geschehen auf. Suzanne mag ja nicht die sympathischste Frauenfigur der Literaturgeschichte sein, könnte aber unter den Top Ten der mitleiderregendsten landen. Dennoch ist sie es, die die Geschehnisse um die ermordeten Frauen in Gang setzt und im Finale für einen Höhepunkt sorgt. Sie gewinnt zudem Steve McCarthys Herz, von dem man nie erwartet hätte, dass er dazu in der Lage sei.
Ein Familiendrama
Die Drogengeschichte ist der Aufhänger für ein Familiendrama, dessen Ende sich seit Jahrzehnten angebahnt hat und das nun zu einem blutigen Abschluss kommt. Es ist das Drama der Familie Reid, und Auslöser ist ein skrupelloser Don Juan, der seine Kinder und seine Frau sitzenließ, nun aber an Jane Fieldings Seite unvermutet wieder auftaucht. McCarthy und seine Leute brauchen den größeren Teil des Buches, um diese komplizierte Geschichte aufzudröseln. Ihr Schock sitzt umso tiefer, als sie entdecken, dass der Verursacher des Dramas die ganze Zeit direkt vor ihrer Nase saß.
Drogen und Familiendrama sind die Ursache für das Verhalten der jungen Angehörigen der Familie Reid: Emma, Sophie, Ashley und Simon (der die Drogen herstellte, die Emma und Ashley verkauften) gerieten in ernsthafte Gefahr, eingefleischte Drogenkriminelle zu werden. Suzanne ist ahnungslose Zeugin dieses Vorgangs und wird so ebenso ein Opfer wie das letzte - und unschuldigste - Mitglied der Reids: Lucy.
Die Sünden der Väter
Etwas distanzierter betrachtet ist dies die biblische Geschichte von den "Sünden der Väter", die bis ins xte Glied vererbt werden. Die Autorin erzählt uns sehr glaubhaft, dass sich diese Geschichte noch heute Tag für Tag ereignet. Das Alltägliche nimmt bei ihr bedrohlichen Charakter an, die Spannung zwischen dem was tatsächlich passiert und dem, was sich die Figuren lediglich einbilden oder erträumen, ist ständig vorhanden, denn der Unterschied ist verwischt. Das Vertraute ist verhängnisvoll, Sicherheit gibt es daher nirgendwo. Denn die Familien und Ehen, die Reah schildert, sind samt und sonders zerbrochen und unvollständig. Für Kinder kein Schutz. Die Folge: stille, leere Spielplätze (O-Titel: "silent playgrounds").
Gewisse Schwächen
Etwas erstaunt bemerkte ich, dass sich die Autorin bei ihrer Sheffield-Beschreibung einmal wiederholt. Angesichts des sorgfältigen Lektorats durch Verlag und Freunde ist dies recht merkwürdig. Auch im Mittelteil konnte ich über einige längere Beschreibungen, die dem Aufbau einer Stimmung dienen, hinweglesen.
Die Polizeiarbeit beschreibt Reah nichts sonderliche ingehend. Obwohl die Verhöre sehr genau geschildert werden, kommt doch die Vermittlung von gerichtsmedizinischen Fakten stets ohne Erklärungen aus - in diesem Aspekt ist Reah weit von Cornwell und Reichs entfernt, die uns mit unappetitlichen Fakten über verwesende Leichen informieren. Ich denke, darauf kann man getrost verzichten.
Unterm Strich
Danuta Reah versteht es, mit hoher Sachkenntnis sowohl menschliche Figuren glaubwürdig zu gestalten, als auch ein spannendes Geschehen zu inszenieren, das eine gesellschaftlich relevante Aussage beinhaltet. Das Buch ist gut zu lesen, am Schluss kann man es nicht aus der Hand legen.
Da der Preis für das Hardcover-Buch noch hoch ist (rund 45 Mark), sollte man mal in der Bücherei fragen, oder man muss ein Jahr auf das Taschenbuch warten.
Michael Matzer (c) 2002ff
Info: Silent playgrounds, 2000; Blanvalet 2002, München; 416 Seiten, EU 22,90, aus dem Englischen übertragen von Doris Styron; ISBN 3-7645-0132-4
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-08-19 19:05:07 mit dem Titel Keith Roberts: *Drachenpiloten*: Ritter der Lüfte (SF)
In einer Parallelwelt bewachen Krieger auf großen Papierdrachen eine isolierte Insel, die sich vor Dämonen fürchtet. Bis es eines Tages zur Invasion kommt.
"Kiteworld" ist einer der besten Science Fiction-Romane des britischen Erzählers und Illustrators Keith Roberts, ein Episodenroman aus acht Kurzgeschichten und längeren Erzählungen, der bereits 1985 in England erschien.
Handlung
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Nach einer globalen Katastrophe fallen die Überlebenden einer Parallelwelt in die archaische Vorstellung zurück, ihre Welt werde von Dämonen und Monstern bedroht. Um möglichen Überfällen aus der Luft vorzubeugen, bewacht die Kriegerkaste der Drachenpiloten, deren Gondeln von großen Papierdrachen in die Luft befördert werden, die Grenzen der bewohnbaren Gebiete. Denn sie wissen durch die varianzkirche, dass die Dämonen ringsum darauf lauern, beim geringsten Anzeichen der Unachtsamkeit über das Reich der Menschheit herzufallen.Die Drachenwache überfliegt jedoch von ihren Stützpunkten aus das gesamte Reichsgebiet, um die "splendid isolation" zu bewahren.
In den einzelnen miteinander verwobenen Kapiteln schildert der Autor die Schicksale einer Handvoll Menschen, die versuchen, ihr Leben zu meistern und dabei häufig in Situationen geraten, mit denen sie nicht oder nur schwer fertig werden. Aus diesen Bausteinen entsteht das Bild einer Welt, die den Keim des Zerfalls und des blutigen Untergangs bereits in sich trägt.
Dies wird denn auch im letzten Kapitel, das den unheilvollen Titel "Drachentöter" trägt, zu grausamen Realität: Abweichler, die die Dogmen der Varianzkirche anzweifeln, treten gegen ultrakonservative Dogmatiker an, was bald zum Kampf aller untereinander führt. Dies erinnert an den Zustand am Hofe Dänemark in Shakespeares "Hamlet", nachdem der schwermütige Dänenprinz getötet wurde: Chaos regiert.
Auftritt Fortinbras und Armee: Als Besucher von einem hochtechnisierten Nachbarplaneten die globale Isolation durchbrechen und mühelos mit ihren an Libellen erinnernden Hubschraubern landen, zerrinnt die Illusion der absoluten Sicherheit zu nichts. Eine dramatische Umschichtung aller Werte setzt ein. Hoffentlich zum Besseren.
Fazit
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Keith Roberts hatte sich vor "Drachenpiloten" 1968 in der Science Fiction-Gemeinde mit seinem Episoden-Roman "Pavane" unsterblichen Ruhm erworben. (Ich kann auch dieses Buch empfehlen.) In diesem Parallelwelt-Roman wird Königin Elisabeth I. von einem katholischen Fanatiker erschossen und die spanische Armada trägt 1588 den Sieg über die englische Flotte unter Sir Francis Drake davon. Als Folge davon wird die römisch-katholische Kirche in ihre alten Rechte eingesetzt, die Heinrich VIII. abgeschafft hatte, und jeglicher technische Fortschritt streng reglementiert.
Auch in "Drachenpiloten" steht eine mächtige Kirche im Zentrum des Geschehens. Die handelnden Personen sind überzeugend geschildert und handeln glaubhaft. Besonders beeindruckend fand ich die Figur des Drachenmeisters Justin, dessen Schwester autistisch ist. Merke: Es ist was faul im Staate Dänemark. Und das weist auf ein Detail hin, das uns mit Unbehagen erfüllt: sexuelle Beziehungen sind manchmal mit Gewalt und seelischer Folter verbunden.
Die Times meinte zu dem Buch: "Roberts schuf eine mythische Welt zu denkbar glaubwürdigen Bedingungen und mit der Klarheit einer Halluzination. Eine bemerkenswerte Leistung zeitgenössischer Science Fiction." Schade, dass dieses Werk schon bald nach seiner Veröffentlichung in der Versenkung verschwand, weil es mit kaum einer Besprechung bedacht wurde. Das mag an den angesprochenen Szenen gelegen haben.
Michael Matzer © 2001ff
Info: Kiteworld, 1985; Heyne 1991, Nr. 06/4857, München; 475 Seiten, DM 12,80, aus dem Englischen übertragen von Horst Pukallus; ISBN 3-453-05406-7
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-10-09 20:44:47 mit dem Titel St. Razzetti: *Top Trekking*: Empfehlenswerte Tourenauswahl
Der Trekking-Fachmann Razzetti führt mit einem elfköpfigen Team den Leser zu den letzten Weltwundern abseits der Zivilisation.
Neben hervorragenden Fotos bieten auch entsprechend gute und genaue Karten sowie Beschreibungen eine fachlich fundierte und entsprechend reizvolle Einführung zu den schönsten und interessanten Trekking-Touren.
Ich bin selbst Wander-Fan und habe mir deshalb dieses nicht ganz billige Buch zur Besprechung kommen lassen. Ich wollte sehen, ob hier nur Postkartentouren für Sonntagstouristen vorgestellt werden. Das ist nicht der Fall.
Um auf diese Touren zu gehen, sollte man auf jeden Fall exzellente Kondition, Fachwissen und die entsprechende Motivation mitbringen. Das Versprechen des Untertitels löst Razzetti durchaus ein: "die aufregendsten Touren der Welt". Man möchte sich am liebsten sofort auf den Weg machen.
Die Auswahl von Touren
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Insgesamt stellt Razzettis Team 29 Trekking-Touren auf den fünf Kontinenten vor. Das Schwergewicht liegt dabei mit neun Touren auf Asiens Dächern der Welt, dem Himalaja und dem Karakorum. Europa hat immerhin vier Touren vorzuweisen: die Pyrenäen, die Dolomiten, Korsika und den Chamonix-Zermatt-Höhenweg. Afrika ist mit recht reizvollen und recht unbekannten (wenige Besucher!) Touren dabei: durch das Atlasgebirge, die Gipfelumrundung des Mount Kenya - das kennt man schon. Verblüffend sind hingegen die vielfältigen Landschaften am Kap der Guten Hoffnung und die abgelegene Schönheit der namibischen Wüste (Fischfluss-Canyon).
In Nordamerika haben sich die Fachleute lediglich den elend langen Appalachen-Trail herausgesucht (der vom subtropischen Georgia in das fast alpine Maine führt) sowie den Grand Canyon. Schon auffällig ist das Fehlen jeglicher Touren in den Rockies oder der Sierra Nevada. Australien/Neuseeland kommt mit fünf Routen sehr gut weg: Hier liegen die Wege auf beiden Inseln Neuseelands (Mt. Tongariro, Routeburn), auf Tasmanien (Overland-Track) und im Inneren der Terra australis (McDonnell-Range; Wilderness Coast).
Zunehmend beliebter, ja fast schon einem Ansturm ausgesetzt sind die Berge Perus und des südlichen Chile! Drei Touren führen in die peruanischen und bolivianischen Kordilleren (Huayhuash, Alpamayo, Illampu). Wie in den Dolomiten kommt sich der Wanderer in den Torres del Paine vor. Nur sind hier die Bergmassive ungleich bizarrer und höher (Patagonien, Chile). Hier finden sich einige der schwierigsten Wände der Welt. Keine Sorge: Trekker lassen sie links liegen.
Die einzelne Tourbeschreibung
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Folgende Angaben sind in jeder Tourbeschreibung standardmäßig enthalten: lage, beste Wanderzeit, Ausgangs- und Endpunkt, Dauer, Höchster Punkt (wg. Höhenkrankheit!), Schwierigkeitsgrad, empfohlene Ausrüstung, Trekking-Stil, Genehmigungen/Einschränkungen (Visa, Impfung etc.). Jedem dieser Infokästen ist ein topografischer Kartenausschnitt mit Streckenverlauf beigefügt.
Der Punkt "Trekking-Stil" bedarf vielleicht einer Erläuterung. Das heißt es etwa "per Rucksack". Zudem ist hier angegeben, ob man von Hütte zu Hütte bzw. Teehaus zu Teehaus wandern kann, also wo man Verpflegung und/oder Unterkunft findet. Denn Trekking bedeutet ja, dass diese Großtouren mindestens eine Woche dauern, manche sogar an die 20 Tage. (Dies dürfte für den Appalachian Trail nicht ganz reichen.) Man sieht also: Diese Infokästen sind eine gute Zusammenfassung.
Die eigentliche Beschreibung ist natürlich viel länger, in der Regel wenigstens drei Seiten. Der jeweilige Experte geht auf Historie, geografische Lage und Beschaffenheit sowie den Schwierigkeitsgrad relativ zu ähnlichen Touren ein. Danach folgen die eigzigartigen Reize der jeweiligen Strecke und eventuell auftretende Schwierigkeiten für Trekking-Einsteiger. Der Experte siezt den Leser durchweg und behandelt ihn mit Respekt und Verständnis, also gar nicht herablassend. Ich fand das Lesen sehr angenehm und hilfreich: jeder Artikel vrmittelt einen guten ersten Eindruck. Das Wort kann natürlich nicht das reale Erlebnis ersetzen.
Mein Eindruck
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Natürlich ist ein Buch, das derart viele Landschaftsfotos bietet, der reinste Augenschmaus. Alle Fotos sind gut ausgeleuchtet sowie scharf und farbtreu wiedergegeben - keine Selbstverständlichkeit heutzutage. (Diese Qualität hat natürlich ihren Preis.)
Dennoch muss der fachliche Inhalt bewertet werden. Das Niveau der Artikel ist durchweg von hoher Sachkenntnis gekennzeichnet. Man merkt, dass die Bewertungen, die Auswahl und die Empfehlungen von Leuten gegeben werden, die vor Ort gewesen sind und wissen, wovon sie reden. Die Auswahl, die Razzetti getroffen hat, verrät, dass dies Routen sind, die in der Mehrzahl fern der Trampfelpfade liegen.
Ich kann die anderen Bücher, die Razzetti verfasst hat und die bei Amazon.de zu finden sind, nur weiterempfehlen.
Ein abschließender Teil stellt die Autoren mit ihren Biografien vor. Vielleicht haben auch sie lesenswerte Bücher geschrieben. Eine Bibliografie listet weiterführende Literatur auf. Ein Register verhilft zu schnellem Auffinden eines in den Artikeln erwähnten Ortsnamens.
Unterm Strich: Eine runde Sache zu einem angemessenen Preis.
Michael Matzer © 2002ff
Info: Top treks, 2001; Collection Rolf Heyne 2001, München; 168 Seiten, Preis: 38,00 €, aus dem US-Englischen übertragen von Christian Quatmann; ISBN 3-89910-128-6
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2003-01-10 12:13:00 mit dem Titel Kathy Reichs: *Lasst Knochen sprechen*: Lieber die Finger davon lassen!
Gerichtsmedizinerin Tempe Brennan und ihr Neffe Kit geraten zwischen die Fronten zweier rivalisierender Motorradbanden, die in der kanadischen Metropole Montreal einen blutigen Krieg führen.
Die Autorin
Kathy Reichs, 1950 geboren, arbeitet u.a. als forensische Anthropologin (wie ihre Helden) an gerichtsmedizinischen Instituten von Montreal und Charlotte, South Carolina, aber auch als Gutachterin für die UNO und das Pentagon. Sie unterrichtet hin und wieder an der FBI-Akademie in Quantico, Virginia. Ihr neuester Roman, "Durch Mark und Bein", ist im Blessing-Verlag erschienen, der zum Bertelsmann-Imperium gehört.
Handlung
Wieder einmal wird die gerichtsmedizinische Anthropologin Tempe Brennan im kanadischen Montreal eingesetzt, um die lokalen Polizeibehörden mit ihrem Spezialwissen zu unterstützen.
Auf dem Weg zum Ballettunterricht wurde die neunjährige Emily Anne Toussaint mitten auf der Straße von Kugeln getroffen. Ein weiteres unschuldiges Opfer im Bandenkrieg rivalisierender Motorradgangs der Großstadt, die sich um das Drogengeschäft streiten. So scheint es zumindest. Die erschütterte Brennan nimmt sich vor, die Mörder zu finden und dingfest zu machen.
Doch dann stößt sie auf dem Gelände eines Montrealer Bikerclubs auf die Leiche eines weiteren Mädchens: Sarah Osprey stammt aus Brennans Heimat South Carolina. Als sie dort mit einer Polizistin spricht, erhält sie Fotos aus der Mordzeit: Sie zeigen bekannte Montrealer Biker.
Merkwürdig ist jedoch dabei, dass der eine der Biker, Cherokee Desjardins, kürzlich bereits ermordet wurde, und der andere, Lyle Crease, ist ein stadtbekannter Fernsehreporter, der sich auffällig stark für Brennans Untersuchungsergebnisse interessiert.
Als Crease mal bei Brennan in ihrer Wohnung vorbeischaut, lernt er Kit kennen, der ebenfalls ein Faible für schwere Motorräder hat. Kit ist Brennans 19-jähriger Neffe aus Texas und auf der Durchreise, wie er behauptet. Und so ziehen Crease und Kit los, um sich die Bikerattraktionen von Montreal anzusehen. Denkt Brennan.
Wie sehr sie sich hat täuschen lassen, erweist sich schließlich am Tag des Begräbnisses eines Bandenmitglieds. In einer wilden Schießerei rechnen die zwei Banden der Heathens und der Vipers miteinander ab - und Crease, der frühere Biker, hat Kit als Geisel mitten zwischen den Fronten aufgestellt. Es geht um Leben und Tod ihres Neffen, wie Brennan - wieder einmal zu spät - erkennt.
Mein Eindruck
Das Buch liest sich im Vergleich zum Bestseller "Knochenarbeit" zäh, unerfreulich und kompliziert. Zäh, weil sich die Ermittlungsarbeit fruchtlos hinzieht und durch personelle Querelen mit Brennans Kollegen verzögert wird. Unerfreulich, weil es keinerlei positive oder bestärkende Ereignisse in Brennans Lebens gibt: kein Lover weit und breit (der einzige, Ryan, arbeitet als verdeckter Ermittler), und nur ein Gernegroß-Neffe im Haus. Höchst frustrierend für den leser sind auch die zahlreichen Gelegenheiten, zu denen Brennan wichtige Hinweise übersieht oder -hört. Man sollte meinen, sie habe bei ihren kanadischen Ermittlungen mehr Misstrauen gelernt.
Und kompliziert, weil sich die Liste der Name von hier bis zum Mond erstreckt. Nicht nur muss man sich Brennans Kollegen merken, sondern auch etliche Namen von Bikerbanden und ihren Mitgliedern merken soll. Von Brennans familiären und freundschaftlichen Bindungen ganz abgesehen.
Ein Krimi also wie aus dem richtigen Leben gegriffen. Denkt man. Aber dann stellen sich merkwürdige Parallelen zu Reichs Roman "Knochenarbeit" ein: Die Verbindung zurück nach Carolina, der nahe Verwandte, der in tödliche Gefahr gerät - all das hatten wir doch schon. Gehen Reichs die Ideen aus, oder versucht sie ein Erfolgsrezept bis zum Gehtnichtmehr auszulutschen?
Unterm Strich
Ich benötigte mehrere Wochen, um das Buch zu lesen, und der einzige lohnende Teil darin ist der Showdown zwischen den Bikergangs - mitten auf dem Friedhof von Montreal ist das eine echte Schau. Ansonsten ist der Roman bis auf wenige Stellen kaum einmal spannend. Und wer sich ein paar frustrierte Tage ersparen möchte, sollte das Buch links liegen lassen.
Michael Matzer (c) 2003ff
Info: Deadly Décisions, 2000; Blanvalet 05/2002, München; 346 Seiten, EU 8,90, aus dem US-Englischen übersetzt von Klaus Berr; ISBN 3-442-35590-7
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2003-02-01 19:08:10 mit dem Titel J. Roberson: *Wolfsmagie* (Cheysuli #1): Interessante Gestaltwandler
Der Fantasy-Zyklus um die Cheysuli, der mit "Wolfsmagie" eröffnet wird, umfaßt neun Bände, die alle bei Heyne erschienen und bei Sammlern sehr begehrt sind.
Zusammen mit ihrem "Schwerttänzer"-Zyklus und einem Robin-Hood-Roman "Herrin der Wälder", Goldmann) bildet der Cheysuli-Zyklus Robersons Hauptwerk, und ein sehr unterhaltendes dazu. Sie wurde damit zu einer der erfolgreichsten Fantasy-Autorinnen.
Handlung
Dies ist die Geschichte von Alix, der etwa 20jährigen Tochter aus der folgenschweren Verbindung zwischen menschlichen Homana und gestaltwandlerischen Cheysuli. Die Cheysuli waren vor den Homana auf der Erde und verfügen noch über die drei alten Kräfte, darunter Gestaltwandel. Jeder Cheysuli hat ein Tier zum Seelengefährten, einen Lir. Wird ein Lir getötet, geht der Cheysuli in den Freitod - so eng ist die Verbindung. Stirbt hingegen ein Cheysuli, sucht sich der Lir einen neuen Gefährten.
Die Cheysuli sind vom Herrscher des Landes, dem Muhjar Shaine, für vogelfrei erklärt und geächtet worden. Einst galten sie als die Getreuesten des Königs von Homana. In Gestalt von Wölfen und Falken dienten sie ihm mit ihrer Magie und verteidigten seinen Thron. Doch als Shaines Tochter Lindir mit einem Cheysuli, Hale, durchbrannte und den ausländischen Prinzen verschmähte, kannte Shaines Zorn keine Grenzen. Hale und Lindir starben.
Alix entdeckt, wie mühelos sie mit den Lirs Verbindung aufnehmen kann. Sie ist die Tochter von Lindir und Hale! Als Baby wurde sie von Shaine verstoßen, und nur einer seiner Getreuen erbarmte sich ihrer und zog sie in Abgeschiedenheit auf. Sie verliebte sich in den Prinzen Carillon.
Als mit der Hilfe der Cheysuli und Alix' Prinz Carillon ein neuer Herrscher den Thron besteigt, wird er sogleich von den Invasionstruppen der Zauberer, der Ihlini, verjagt. Shaine stirbt. Alix gibt die Hoffnung nicht auf, daß Carillon den Cheysuli, die ihn vor dem Tod durch die Ihlini retteten, zu Ehren und Ansehen verhelfen wird. Doch erst einmal geht er ins Exil.
Fazit
Dieses Buch bietet wunderbar spannenden und befriedigende Lektüre, wenn man Fantasy mag. Es hat alles, was das Herz begehrt: Humor, sich entwickelnde fein gezeichnete Charaktere, einen komplexen Hintergrund und zahlreiche zu lösende Konflikte. Dies ist alles in Fantasymanier mit Magie und Gestaltwandlung angereichert, ist eine perfekte Mischung entstanden. Das Buch liest sich in wenigen Stunden.
Michael Matzer © 2000/2003ff
Info: Shapechangers - Chronicles of the Cheysuli: Book One, 1984; Heyne 1996, Nr. 06/5671, München; 350 Seiten, DM 7,90, aus dem US-Englischen übertragen von Karin König; ISBN 3-453-12161-9
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2003-02-02 11:22:11 mit dem Titel J. Roberson: *Das Lied von Homana* (Cheysuli #2): In Artus' Fußstapfen
Der Fantasy-Zyklus um die Cheysuli-Gestaltwandler, der mit "Wolfsmagie" eröffent wird, umfaßt neun Bände, die alle bei Heyne erschienen. Dieser Band ist die Fortsetzung von "Wolfsmagie", zeitlich fünf Jahre später einsetzend.
Zusammen mit ihrem "Schwerttänzer"-Zyklus und einem Robin-Hood-Roman "Herrin der Wälder", Goldmann) bildet der Cheysuli-Zyklus Robersons Hauptwerk, und ein sehr unterhaltendes dazu. Sie wurde damit zu einer der erfolgreichsten Fantasy-Autorinnen. Der Cheysuli-Zyklus ist bei Sammlern sehr begehrt, besonders der 6. Band.
Handlung
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Nach fünf Jahren im Exil, wo er sich mit seinem Gefolgsmann Finn als Söldner durchschlug, kehrt Prinz Carillon heimlich nach Homana, in seine Heimat, zurück. Er schart ein Guerillaheer um sich und beginnt die Truppen des Thronräubers Bellam von Solinde anzugreifen. Bald sind dessen Männer durch Carillon und seine Cheysulikrieger so dezimiert, daß sich Bellam zur offenen Feldschlacht stellen muß - die Carillon gewinnt. Bellam, der nur durch den Rückhalt seiner Ihlinizauberer so grausam herrschen konnte, verbrennt zu Asche.
Carillon nimmt, wie zuvor angedroht, Bellams zauberische Tochter Electra zur Gattin - ein schwerer Fehler, wie sich herausstellt. Er tut es, um die beiden Reiche Homana und Solinde miteinander zum Frieden zu zwingen. Finn entdeckt bei einer heilenden Handlung bei Electras erster Niederkunft, daß Electras Geist vom Erzfeind, dem bösen Zauberer Tynstar, beherrscht wird. Finn wird beinahe getötet und versucht seinerseits, Tynstar zu töten. Es gelingt Carillon mit knapper Not, Finn und Electra zu retten. Leider muß er Finn aus seinen Diensten verstoßen. Um die Tragödie perfekt zu machen, gesteht ihm seine geliebte Schwester Tourmaline, daß sie Finn liebt, ein Kind von ihm erwartet und mit ihm in die Verbannung gehen werde. Da Electra bald wieder ein Kind erwartet, das von Tynstar ist, schickt Carillon auch sie in die Verbannung.
Als seine ehemals Geliebte Alix, die Heldin des ersten Cheysuli-Bandes, von Tynstar geraubt wird, jagen Carillon und Alix' Ehemann, der Cheysuli-Hauptling Duncan, den Zauberern nach, bis sie in deren Festung Valgaard eindringen und Alix befreien können. Eine weitere Tragödie enthüllt sich: Duncans Lir, ein Geistesverbündeter in Tiergestalt, wurde von Tynstar getötet und Duncan kann nicht ohne ihn weiterleben. Die trauernde Alix enthüllt dem entsetzten Carillon, daß sie von Tynstar ein Kind erwartet. Carillon wird Alix' siebenjährigen Sohn - er selbst ist ohne männlichen Erben geblieben - als Thronerben einsetzen und mit seiner einzigen Tochter verloben.
Fazit
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Spielt Carillon die Rolle des Königs Artus und Electra eine zwielichtige Guinevere, so ist Finn, der getreue Recke, Sir Lanzelot - der den Kontakt mit Electra beinahe mit dem Leben bezahlt, sie fast tötet und daher vom Hof verbannt werden muß. Man sieht: Die Muster wiederholt sich, allerdings mit gewichtigen Variationen.
Der Band bringt verschiedene Handlungsstränge zu Ende und beginnt neue, von daher ist er ein typischer Mittelband. Dennoch ist die Lektüre recht befriedigend, denn es ist durchaus spannend und nicht ohne Überraschungen, wie sich die persönlichen Schicksale der Hauptfiguren gestalten - allen voran das von Carillon, der von sich selbst erzählt. Ein spannendes Finale liefert die Erstürmung der Burg der Zauberer und ihr tragischer Ausgang.
Michael Matzer © 2000/2003ff
Info: The Song of Homana - Chronicles of the Cheysuli: Book Two, 1995; Heyne 1997, Nr. 06/5672; 462 Seiten, DM 14,90, aus dem US-Englischen übertragen von Karin König; ISBN 3-453-12162-7.
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2003-02-02 13:31:50 mit dem Titel J. Roberson: *Das Vermächtnis des Schwerts* (Cheysuli #3): Opfer der Prophezeiung
Im dritten Band ihres Fantasy-Zyklus um die Cheysuli-Gestaltwandler läßt Jennifer Roberson die alte Generation, die in den ersten Romanen die Hauptrollen spielte, ablösen durch die Generation Donals, der voller Zweifel das Vermächtnis der Prophezeiung von Homana annehmen und umsetzen soll.
Besonders Band 6 des Zyklus ist bei Sammlern begehrt: "Die Tochter des Löwen" (06/5876). Er kostet laut TB-Katalog im Antiqauriat 17,25 EUR; normal sind 9,75 Euro.
Handlung
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König Carillon, der in Band 2 den Thron von Homana eroberte, altert offenkundig weit vor seiner Zeit - nachdem ihn der Fluch des Ihlini-Zauberers Tynstar 20 jahre seines Lebens beraubte. Carillon und sein Vertrauter Rowan bereiten Prinz Donal, den Sohn Duncans, auf die baldige Thronfolge vor. In Donal mischt sich das Blut eines Cheysuli mit dem eines Menschen.
Um für einen Erben vorzusorgen, holt er seine Braut Aislinn von der Insel, auf die ihre Mutter Electra, die Frau König Carillons verbannt wurde, zurück in die Hauptstadt Homanas. Doch Electra, so muß er entdecken, hat ihre von Tynstar erworbenen Zauberkünste dazu verwendet, ihrer Tochter Aislinn einen posthypnotischen Befehl einzupflanzen, der dieser den Beischlaf mit einem Cheysuli - sprich: Donal - verwehrt. Dies hat für Aislinn, die Donal wirklich liebt, furchtbare Folgen: Um einen Erben zu zeugen, muß er sie geistig vergewaltigen.
Donal selbst befindet sich in einer Zwangslage: Er hat mit seiner Cheysuli-Gespielin Sorcha bereits zwei Kinder. Während Donal im Krieg ist, vertreibt Aislinn, die um ihre Stellung als künftige Königin bangt, Sorcha aus der Cheysuli-Siedlung. Sorcha nimmt sich schließlich das Leben. Die Wirkung auf Donal kann man sich vorstellen. Er dringt in Aislinn, die nach Monaten seiner Abwesenheit im Krieg gegen die Ihlini inzwischen hochschwanger ist, geistig ein, um die Wahrheit zu erfahren. Unabsichtlich löst er jedoch die Wehen aus. Das Kind lebt, ein Sohn, dem der Name Niall gegeben wird.
König Carillon muß gegen die von Tynstar angestachelten Fürsten des unterworfenen Solinde Krieg führen. Da kommt die Nachricht, daß Prinz Osric aus Atvia ebenfalls mit einem Heer in Homana gelandet ist, so daß Carillon sein Heer teilen muß. Carillon tötet Tynstar und Electra, stirbt aber wenig später durch einen Pfeil Osrics. Carillons magisches Schwert gibt Osric an Tynstars Sohn weiter, Strahan. Dieser nimmt Donal sechs Monate lang gefangen, bis er von seinem Onkel befreit wird. Er bringt das magische Schwert mit und tötet damit Osric. Das Heer von Solinde wird ebenfalls besiegt. So lösen sich seine Probleme der Reihe nach, und er kann den Thron von Homana als unumschränkter Herrscher besteigen. Dies heißt nicht, daß Donal ein Tyrann wäre; im gegenteil: Er wollte die Königswürde eigentlich nicht, doch der Prophezeiung Homanas zuliebe nimmt er die Bürde auf sich.
Die Prophezeiung verlangt, daß eines Tages ein König herrscht, der das Blut von vier Ländern in sich vereinigt. Homana, Cheysuli und Solinde sind bereits in Neil vereinigt. Um auch die Blutlinie von Atvia zu erhalten, vermählt Donal seine Schwester Bronwyn gegen ihren Willen mit Osrics Sohn Alaric. Sollte Bronwyn eine Tochter haben, würde sie Niall heiraten können. Der geweissagte Herrscher könnte dann schon in greifbarer Nähe liegen.
Fazit
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Wie man sieht, geht es in Robersons Cheysuli-Zyklus nicht nur um das Herrschen über Homana, mit oder ohne Cheysuli-Kräfte. Es geht auch um eine Politik der Gene, hier "Blutlinien" genannt. Das macht die ganze Sache ein wenig unappetitlich - so als ob die Bene Gesserit aus "Der Wüstenplanet" ein großes Zuchtprogramm durchführen würden, um den Kwisatz Haderach, den Übermenschen, zu erzeugen. Die Frauen werden demzufolge oftmals als Zuchtmaterial verwendet, um nicht zu sagen, "mißbraucht". Die Prophezeiung jedoch rechtfertigt jede entsprechend dienliche Maßnahme: der Zweck heiligt die Mittel, auch wenn diese bis zur Vergewaltigung reichen.
Die Autorin hatte in Band 2 noch einige lose Fäden übriggelassen. Diese Handlungsstränge werden kurzerhand zu Ende geführt: Duncan und Alix sterben ebenso unter traurigen Umständen, wie Electra und Tynstar unter dramatischen Umständen getötet werden. Als auch Donals Onkel Finns von Tynstars Sohn Strahan getötet wird, ist die gesamte ältere Cheysuli-Generation dahingerafft. Kein Wunder, daß sich Donal ganz allein auf weiter Flur wähnt - ein Opfer. Die zwielichtige Aislinn ist der einzige Mensch, der ihm nahesteht. Seine einzige Hoffnung dürfte sein Sohn Niall sein. Dessen Geschichte erzählt der nächste Band des Zyklus, "Die Fährte des weißen Wolfs".
Michael Matzer © 2000/2003ff
Info: Legacy of the sword, 1986; Heyne 1997, 06/5673, München; aus dem US-Englischen übertragen von Karin König; ISBN 3-453-11982-7
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2003-02-02 16:43:46 mit dem Titel J. Roberson: *Die Fährte des weißen Wolfs* (Cheysuli #4): Seines Schicksals Schmied
Dies ist der vierte Band des Cheysuli-Zyklus, der vierte von neun. Der Cheysuli-Zyklus, der mit "Wolfsmagie" eröffent wird, umfaßt neun Bände, die alle bei Heyne erschienen.
Zusammen mit ihrem "Schwerttänzer"-Zyklus und einem Robin-Hood-Roman "Herrin der Wälder", Goldmann) bildet der Cheysuli-Zyklus Robersons Hauptwerk, und ein sehr unterhaltendes dazu. Sie wurde damit zu einer der erfolgreichsten Fantasy-Autorinnen.
Handlung
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Weil ihm die Homaner wegen seines Cheysuli-Blutes mißtrauen und die Cheysuli wiederum wegen seines Mangels an Gestaltwandlerfähigkeiten (er hat nicht einmal einen Lir), entfernt sich Niall, der Thronerbe, eine Zeitlang aus dem Königreich Homana, um seine Braut abzuholen. Er wurde mit Gisella, der Tochter König Alarics von Atvia bereits in der Wiege verlobt. Doch am Tag, als Gisellas Brautführer am homanischen Hofe erscheinen, um eine Pro-forma-Herat durchzuführen, erkennt Niall mit Entsetzen, wer Gisellas Ziehmutter ist: eine Ihlini-Hexe. Und diese soll er nun heiraten.
Auf der stürmischen Überfahrt nach Atvia gerät Nialls Schiff in einen übernatürlichen Sturm. Während er die Hexe und seinen ihn begleitenden Bruder für ertrunken hält, spülen die Wellen ihn selbst an die Küste Erinns. Nur daß Erinns König Shea und seine Kinder mit Atvia in Fehde liegen und daher den Fremdling, der Atvias Thronerbin freien soll, in Geiselhaft nehmen. Seine Gefangenschaft dauert viele Monate, denn Atvias König Alaric hat es durchaus nicht eilig, den Schwiegersohn auszulösen. Und so ergibt sich die Gelegenheit mit Sheas schöner Tochter Deirdre anzubandeln – was nicht ohne Folgen bleibt. Niall versucht zu fliehen.
In Atvia erkennt er, daß die Ihlini-Hexe und sein Bruder überlebt haben, daß sie ihn sogar in der Zwischenzeit zu ihrer Kreatur abgerichtet hat. Die egoistische Gisella versucht Niall sogleich für sich zu vereinnahmen, wie sie es von der Zauberin gelernt hat.
Zurück in Homana schenkt Gisella ihm einen Thronfolger und weitere Kinder. Doch sein Thron ist nicht gesichert. Denn eine Gegenbewegung von Homanern macht König Carillon, seinem Vater, den Thronanspruch streitig. Ein Bürgerkrieg bricht aus, geschürt von den Ihlini. Gerüchte über eine von Wölfen übertragene Seuche tauchen auf.
Verzweifelt in seinen Familienquerelen und seinem Mangel an Cheysuli-Eigenschaften, haut Niall eines Morgens einfach ab – für einen Prinzen sehr verantwortungslos. Doch im selbstgewählten Exil findet der Prinz seine wahre Kraft, eine Kraft, die sich als Homanas einzige Chance auf Erlösung von einer tödlichen Bedrohung erweisen könnte: Er wird von seinem Lir gefunden, einem weißen Wolf, und ist überglücklich. Er erlangt seine zeremonielle Aufnahme in den Cheysuli-Stamm seines Bruders.
Schließlich stellt er sich sogar der Herausforderung durch den wichtigsten Zauberer der Ihlini, Strahan. Nur mit Hilfe seines Lir überlebt er die Auseinandersetzung mit einem riesigen Seuchenwolf.
Zugleich findet er den Herausforderer Carillons: ein blinder und tauber Mann, der von seinen Anhängern lediglich benutzt wird. Alles scheint gut zu werden. Nach Carillons Tod im Krieg wirft Niall sogar das von seinem Vater geerbte Schwert der Prophezeiung in den "Schoß der Erde" unter dem Schloß von Homana. Er ist entschlossen, seines Schicksals Schmied zu sein.
Fazit
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Dieser Cheysuli-Roman hat zwar auch seine Ecken und Kanten wie schon sein Vorgänger (siehe meine Rezension), doch bringt er insgesamt eine spannende Geschichte.
Seine Disparatheit liegt zum Teil daran, daß bestimmte Gegensätze nicht überbrückt und angefangene Handlungsstränge nicht weitergeführt werden – jedenfalls nicht in diesem Buch, vielleicht im nächsten. So geschehen etwa mit Deirdres Lovestory in Erinn, und mit der Story der Ihlini-Hexe in Atvia.
Nicht genug damit, daß die Autorin einen Bürgerkrieg entbrennen läßt, sie muß auch noch eine Seuche einführen, Gisella zur Beinahe-Hexe machen, Niall zum Totalversager in Sachen Cheysuli-Eigenschaften und so weiter. Es grenzt fast an ein Wunder, daß sich alle diese Probleme lösen lassen. Der Leser bekommt jedenfalls viel Action für sein Geld.
Im nächsten Band spielen Nialls Kinder – nicht nur die mit Gisella – eine tragende Rolle. Denn die Cheysuli-Prophezeiung muß schließlich erfüllt werden.
Michael Matzer © 2003ff
Info: Track of the white wolf, 1987; Heyne 1997, 06/5674, München; aus dem US-Englischen übertragen von Karin König; ISBN 3-453-11983-5
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2003-02-02 23:35:10 mit dem Titel J. Roberson: *Die Ehre des Prinzen* (Cheysuli #5): Ein Spiel um Kopf und Kragen
"Die Ehre der Prinzen" ist der fünfte von neun Bänden in J. Robersons Zyklus um die Cheysuli-Dynastie. Der Titel des Originals, "pride of pinces", ist doppeldeutig.
Dieser Ausdruck bedeutet hier sowohl den Stolz von Prinzen als auch eine Gruppe davon – denn ein "pride" bezeichnet ein Rudel von Löwen. Und übertragen auf die Prinzen deutet die Autorin somit an, daß es sich um drei junge Löwen handelt ‑ was sich in den Titeln der Folgebände deutlich zeigt, in denen Löwen eine wichtige Rolle spielen. Der Löwe ist schließlich das Wappentier von Homana.
Die Autorin
Jennifer Roberson feierte mit dem achtbändigen Cheysuli-Zyklus einen großen Erfolg, dem nur noch ihr Zyklus über die Schwerttänzer Tiger und Del gleichkam (alle bei Heyne). In den letzten Jahren hat sie sich dem Stoff um Robin Hood of Sherwood gewidmet.
Von den in der deutschen Ausgabe neun (!) Bänden ist der sechste Band bei den deutschen Sammlern am begehrtesten. Er kostet laut Taschenbuchkatalog im Antiquariat 17,25 Euro; "normal" sind 9,75 Euro pro Cheysuli-Band.
Handlung
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Drei Prinzen, drei Schicksale, und sollte auch nur einer der drei dabei scheitern, die Muster der Prophezeiung zu erfüllen, werden sowohl Homaner als auch Cheysuli einen hohen Preis zahlen müssen. Die Prophezeiung lautet: "Eines Tages wird ein Mann allen Blutes vier kriegführende Reiche und zwei magische Völker in Frieden vereinen." Die zwei Völker sind Cheysuli und Ihlini, und die vier Reiche Homana, Erinn, Atvia und Solinde.
Doch bevor noch einer von ihnen sein Geburtsrecht beanspruchen kann, müssen sie sich der Drohung von unbekannten Attentätern und verräterischem Ihlinizauber stellen ‑ tödliche Herausforderungen durch jene Mächte, die die Cheysuli-Prinzen ins Verderben gestürzt sehen wollen.
"Die Ehre der Prinzen" erzählt die Geschichte der drei Söhne Nialls: Brennan, Hart und Corin. Brennan, der Älteste, wird Homana erben und wurde mit Aileen, Deirdres Nichte (Deirdre ist die Konkubine seines Vaters), bereits vor seiner Geburt verlobt, um der Prophezeiung eine noch nicht zugängliche Blutlinie zuzuführen.
Brennans Zwilling, Hart, ist Prinz von Solinde und ein zwanghafter Spieler, der seine Brüder bereits in große Schwierigkeiten gebracht hat: Seine Spielsucht führt zu einem tragischen Unfall, in den alle drei Söhne Nialls verwickelt sind. Hart wird daraufhin ein Jahr lang nach Solinde und der rebellische jüngste Sohn, Corin, nach Atvia verbannt.
Eine Ihliniverschwörung bringt Brennan dazu, ein Kind mit einer Ihlini-Cheysulifrau, Rhiannon, zu zeugen. Hart verliert durch einen solindischen Plan eine Hand und in der Folge fast sein Leben.Corin verliebt sich in Erinn in Brennans Braut, Aileen, bevor er nach Atvia geht.
Ein Prinz nach dem anderen wird von Strahan, dem Sohn des Ihlinizauberers Tynstar, gefangengenommen. Er will sie alle in Marionettenkönige verwandeln, damit er durch sie regieren kann. Doch allen dreien gelingt die Flucht, aber erst nachdem jeder von ihnen gezwungen wurde, seine besonderen Stärken und Schwächen zu erkennen.
Fazit
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Der Roman ist klar strukturiert in fünf Teile, wovon die mittleren drei den drei Prinzen zugewiesen sind. Am Anfang des Buches steht die Ursache ihrer Prüfung, am Schluss das jeweilige Ergebnis. So entfaltet sich vor dem Leser ein klares Bild der Geschehnisse, und jeder Romanteil verfügt über seinen eigenen Spannungsbogen. Dieser wiederum baut sich auf durch entsprechend spannungsvolle Szenen, so etwa, wenn Hart in Solinde um sein Leben zu spielen hat. "Die Ehre der Prinzen" ist voll solcher spannender Erlebnisse und bietet dem Leser viel Lesevergnügen für sein Geld.
Inhaltlich ist der Roman eine Weiterführung des Themas der Verwirklichung der Cheysuli-Prophezeiung. Der nächste Roman ist der Schwester der drei Prinzen gewidmet, Keely, die ebenfalls schon als Kind dem Thronfolger Erinns, Sean, Aileens Bruder, versprochen worden ist. So finden vier von fünf Kindern Nialls ihre Bestimmung.
Michael Matzer © 2000/2003ff
Info: A pride of princes, 1988; Heyne 1997, 06/5675, München; aus dem US-Englischen übertragen von Karin König; ISBN 3-453-11984-3
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2003-02-15 10:28:07 mit dem Titel Reeves-Stevens: *Star Trek Design*: Die Phantom-*Enterprise*
Als Gottvater Roddenberry das Star Trek-Universum schuf und gegen die mächtigen Studiobosse Hollywoods verteidigte - "Die Macht" war wohl mit ihm - da spielte vom ersten Bild (Datum der Erstausstrahlung der ersten Episode: 8.9.1966) an auch das Design dieser neuen Welt eine gewichtige Rolle.
Diesem vielgestaltigen Aspekt der erfolgreichsten SF-Serie der Welt widmet sich dieser schön illustrierte Band, den das Autorenpaar Judith & Garfield Reeves-Stevens zusammengestellt hat. Das Vorwort stammt vom Produktionsdesigner Herman Zimmerman, der seinem Namen bekanntlich alle Ehre machte.
INHALTE
Das Buch repräsentiert nach Zimmermans Angaben "die umfassendste Sammlung von Produktionsnotizen, -plänen, -zeichnungen und -illustrationen, die bislang zusammengetragen wurde". Ein Stichwortregister wird allerdings schmerzlich vermißt! Der erste Teil behandelt die TV-Serien "Star Trek Classic", die Zeichentrickserie, die Serie "Phase II", die es nie gab (!), The Next Generation (TNG), Deep Space Nine (DSN; mittlerweile eingestellt) und Voyager.
Im zweiten Teil dreht sich alles - wie könnte es anders sein - um die Kinofilme bis zu Nummer VII, in dem sich die zwei Generationen aus "Classic" und TNG treffen. Die Filme "Die Borgs" (1997) und "Der Aufstand" (1998) konnten also nicht berücksichtigt werden.
Mehr als 900 Farbillustrationen, Fotos usw. erwecken Star Trek wieder zum Leben. Für den Einsteiger - so etwas soll es noch geben - wie für den Profi-Fan ist es von Interesse, wie einzelne Szenen, Zeichnungen, Storyboards, Accessoires usw. entstanden. So entstand etwa der VISOR ( kurz für Visual Instrument and Sensory Organ Replacement) für Geordie, den Farbigen auf der Brücke der TNG-Enterprise, aus einer Plastikhaarklammer für 79 Cents. Und 1977 wurde für "Phase II" eine Enterprise entworfen, die es nie gab - sozusagen eine Phantom-Enterprise. Breiten Raum nehmen natürlich auch die Spezialeffekte ein, Morphing zum Beispiel, oder Trickfiguren wie Alienwesen.
Glücklicherweise kann sich der Leser durch die Fülle des dargebotenen Materials mit Hilfe des Humors, den die beiden Autoren an den Tag legen, hindurcharbeiten, ohne auf Info-Warp 7 zu gehen. Beispiel: Seite 316 zeigt Datas Gemälde seiner Katze Spot, frei nach Picasso, also etwas eigenwillig im "Design".
Fazit
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Für Star Trek-Fans unentbehrlich, für Filmproduktions-Designstudenten nettes, historisch aufschlußreiches Anschauungsmaterial.
Michael Matzer © 2000/2003ff
Info: Star Trek Design, 1996; Heyne 1997, Nr. 06/5545, München; 320 Seiten, DM 44,00, aus dem US-Englischen übertragen von Ralph Sander, Vorwort von Herman Zimmerman, hrsg. von W. Jeschke, ISBN 3-453-12796-X weiterlesen schließen -
Wer der Mörder ist...
09.02.2003, 00:31 Uhr von
Nicebaer
Liebe Leute, ich danke euch das ihr mich so toll hier aufgenommen habt. Leider trifft mich moment...Pro:
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Kontra:
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Empfehlung:
Ja
...wird natürlich in meinem Bericht nicht verraten. Vor kurzem erhielt ich einen Anruf vom Bertelsmann Club; deren Frage ob ich nicht die neue Reihe von Frauenromanen lesen möchte konnte ich wirklich nur mit einem „Ja, ich will“ beantworten! Wenige Tage später lag er vor mir, der erste Roman aus der neuen Serie. Es handelt sich hier um die vom Bertelsmann herausgegebene Ausgabe von „Der weite Himmel“ von Nora Roberts. Im Gegensatz zu der Originalausgabe habe ich hier ein orangenes Buch vor mir liegen auf dem das hübsche Gesicht einer jungen Frau zu sehen ist.
Die Autorin Nora Roberts
Nora Roberts beginnt zu schreiben, als sie im Winter 1979 tagelang mit Ihrem Mann und Ihren Kinder eingeschneit auf dem Land „festsitzt“. Nachdem sie jedes im Haus vorhandene Buch gelesen hat, schreibt sie einfach selbst eins. Drei Jahre später hat sie bereits mehrere fertige Manuskripte in der Schublade, um dann 1981 ihren ersten Roman zu veröffentlichen, der rasch zu einem Bestseller wird. Seitdem hat sie etwa 80 Romane geschrieben, von denen mehr als 25 Millionen Exemplare verkauft wurden; ihre Bücher wurden in mehr als 20 Sprachen übersetzt.
Mit ihren modernen Gesellschaftsromanen, die in 26 Sprachen übersetzt und mehr als dreißigmillionenmal verkauft wurden, führt sie seit Jahren die Bestsellerlisten in den USA an.
Mittlerweile ist sie bekannt dafür, dass sie historische Romane, zeitgenössische und futuristische Romane (unter dem Pseudonym J.D. Robb) schreibt.
Das Buch „Der weite Himmel“
Dem Originaltitel „Montana Sky“ können wir bereits entnehmen das der Roman in den USA, genauer in Montana spielt, hier befinden sich die drei Halbschwestern Tess, Lily und Willa auf der Beerdigung ihres stinkreichen Vaters, dem Rancher Jack Mercy. Entgegen aller Vermutungen hinterlässt Jack die Farm aber nicht seiner jüngsten Tochter Willa, die als einzigen von den dreien bei ihm aufgewachsen ist, sondern legt in seinem Testament fest, das alle drei Frauen ein Jahr lang zusammen auf der Farm leben, diese bewirtschaften und führen sollen und sich dabei auch noch von dem Farmer Ben McKinnon, diesem gehört die „Three Rocks Farm“, und dem Anwalt Nathan Torrence auf die Finger, bzw. in die Bücher blicken lassen. Sollte eine der Frauen nicht auf der Ranch bleiben wollen oder sich länger als eine Woche nicht dort aufhalten geht die Ranch als Stiftung an einen Naturschutzbund.
Aus den unterschiedlichsten Gründen entscheiden sich die jungen Frauen dafür, auf der Ranch zu bleiben und sich der Herausforderung ihres Vaters zu stellen. Gerade als sie anfangen sich aneinander zu gewöhnen geschehen mysteriöse Morde auf der Mercy Ranch. Da werden Bullen abgeschlachtet, Mitarbeiter skalpiert und zerstückelt und junge Frauen missbraucht und dann auf der Veranda der Farm abgelegt.
Trotz der mysteriösen Morde beginnen die Frauen nicht nur einander sondern auch den Männern, Ben McKinnon, Nate Torrence und Willas Halbbruder Adam, näher zu kommen. Es sieht wirklich so aus als ob Montana für jede der Frauen den richten Mann parat hält und als ob das Leben dort doch sehr schön werden könnten – wenn nur die Morde nicht wären... Wer dort aber was mit wem anfängt und wann, wo und warum wird hier natürlich nicht erzählt ;-); nur soviel sei noch erwähnt, es wird hocherotisch! Mit der Zeit entwickelt sich zwischen allen Beteiligten ein mehr oder weniger harmonisches Miteinander. Natürlich kommt es immer mal wieder zu Spannungen und kleineren Streitereien und obwohl es sich Tess und Willa gar nicht gerne eingestehen, die drei Frauen werden zu engverbundenen Schwestern. Bis zum Ende des Romans bleibt es spannend und auch wenn ich recht früh dachte ich wüsste wer der Mörder ist, so nimmt doch der Roman noch eine entscheidende und unerwartete Wendung. Ach ja, ein Happy End für alle drei Frauen bleibt natürlich nicht aus!
Kurzvorstellung der drei Frauen:
Tess, älteste der drei Schwestern, kommt aus Hollywood und wird auch immer wieder so genannt. Sie ist Drehbuchautorin und in Geldnöten, dass ist auch der einzige Grund warum sie bis zum Schluss auf der Ranch bleibt. Sie vermisst sehr das Stadtleben, ihre Freunde, ihre Unabhängigkeit und ihr leichtes Leben. Den Mann für´s Leben hat sie bisher noch nicht gefunden und eigentlich will sie ihn auch gar nicht – ist sie sich doch nicht einmal sicher zu wissen was Liebe eigentlich ist.
Dann Lily eine recht zerbrechliche und schüchterne junge Frau die bereits eine gescheiterte Ehe mit Jesse Cooke hinter sich hat. Jesse ist leider auch nach der Scheidung nicht gewillt seine Frau gehen zu lassen und findet immer wieder schlagende Argumente sie doch zu halten. Die Einladung zur Beerdigung ihres Vaters kommt Lily gerade recht und sie flieht ein weiteres mal vor Cooke – natürlich fallen ihre blauen Flecken und die nicht zu überschminkenden Blutergüsse ihren Schwestern und den Männern auf der Ranch sofort auf. Jesse hat es geschafft ihr neues Reiseziel ausfindig zu machen und kommt wenige Tage vor ihr in Montana an.
Die jüngste der drei Mercy Schwestern, Willa, wuchs nur auf der Ranch bei ihrem Vater auf, weil ihre Mutter starb bevor Jack Mercy sie und ihre Mutter von der Farm werfen konnte, so wie er es mit seinen beiden ersten Frauen und deren Töchtern getan hat. Sie kennt die Arbeiter, die Tiere die versorgt werden müssen und weiß wie man eine Farm führt – sie versorgt alles und trägt die gesamte Verantwortung für die Ranch. Wenn doch ihr Vater nur nicht aus dem Grabe heraus noch ihr Leben tyrannisieren würde indem er Verfügt das sie ein Jahr lang mit ihren Schwestern zusammen dort leben muss.
Kurz noch die wichtigsten Daten:
Autor: Nora Roberts
Titel: Der weite Himmel
Seitenanzahl: 560
Preis: D 8,95 Euro
A 9.20 Euro
15.90 sFr
ISBN: 3-453-13115-0
Fazit:
Die Geschichte um die drei eigenwillige Farmerstöchter ist Familiensaga, Liebesroman und prickelnder Thriller zugleich. Es gibt ein herrliches abwechseln zwischen prickelnder Erotik und hochspannenden Szenen wie Mord oder Entführungen. Ein typischer Frauenroman, allerdings so spannend geschrieben das ich ihn glatt meinem besten Freund in die Hand drücken würde! Beim ersten lesen habe ich 3 Tage "gebraucht" - jetzt werde ich ihn ein weiteres mal lesen, ganz so spannend wird er leider nicht mehr sein, ich weiß ja schon das XYZ der Mörder ist... Aber ich werde es trotzdem lieben mich mit diesem tollen Buch, das es wirklich geschafft mich ganz in seinen Bann zu ziehen und die Gegend rum um die Farmen bildlich vor mir zu sehen, stundenlang auf meine Lieblings Couch zurück zu ziehen und zu lesen, lesen, lesen...
Liebe Grüße und danke für´s lesen! ;-)
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