Alkohol Testbericht

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Erfahrungsbericht von Nyaasu

MEIN OPA oder WARUM? WARUM? WARUM???

Pro:

gibt's nicht

Kontra:

siehe Bericht

Empfehlung:

Nein

Da jetzt wieder die Zeit des Feierns (und die des Saufens) ist, widme ich mich mal wieder einem ernsten Thema.
Dabei möchte ich mich hauptsächlich auf meine Erfahrung mit Alkoholismus beschränken und keinen medizinischen Fachbericht schreiben.

Nur eines sei zu diesem Thema allgemein gesagt: Von Alkoholismus spricht man dann, wenn jemand Alkohol regelmäßig zu sich nimmt. Die Ausrede „Ich trink doch nur am Wochenende“ gilt nicht, denn 1x die Woche ist genauso regelmäßig wie 1x täglich...

Aber kommen wir nun zu meiner Erfahrung, sprich: meinem Opa.

Schon lange vor meiner Geburt, als meine Mutter noch ein kleines Mädchen war, hatte man Opa hier und da mal ein Bier getrunken.
Auch für mich war es von Anfang an das normalste auf der Welt, dass mein Opa im Cafe und abends vor dem Fernsehen ein oder zwei Bierchen trank.
Als ich älter wurde merkte ich jedoch, dass dies alles andere als normal ist und eigentlich so nicht sein sollte, zumal sich die Ration meines Opas so weit steigerte, dass er einen ganzen Kasten Bier in 3 bis 4 Tagen leer bekam – plus die Biere, die er unterwegs, auf Feiern usw. trank.
Ich wusste nicht, wie ich damit umgehen sollte, und da alle in meiner Familie es wussten und alle ihre Klappe hielten, tat ich dies auch. Es war seine Sache, was sollte ich schon machen? Aber es begann, mir Angst zu machen. Nach 2 Bier war man nicht mehr so nüchtern, dass man vernünftig Auto fahren konnte, aber mein Opa war davon überzeugt, dass der Alkohol, wenn wir eh noch ein bisschen einkaufen gehen würden, bis zur Heimfahrt abgebaut wäre. Falsch, er wäre erst am nächsten Morgen wieder richtig nüchtern gewesen, aber das sagte ich ihm nicht, er hätte es mir eh nicht geglaubt.
Und ich entwickelte eine Abneigung gegen ihn – sein schrecklicher Atem nach Bier (was anderes trank er nur auf Feiern) und die ewig rot glühende Nase. Das war ein so jämmerlicher Anblick, ich hasste ihn für seine Schwäche und dafür, dass er sich immer als Vorbild dargestellt hatte und alles andere als ein solches war.
Und ich hasste meine Familie für ihr Schweigen. Ich war nur ein kleines Mädchen, ich hatte keine Chance, aber wenigstens meine Oma hätte doch mit ihm reden können, aber sie nahm ihn immer nur in Schutz, denn „es ist ja alles gar nicht so schlimm“. War es aber doch, was die folgenden Ereignisse deutlich zeigen:


Irgendwann, ich glaube, ich war 14, erzählte ich eines abends, dass ich später mal nach Hamburg ziehen würde. Was ich denn da wolle, fragte mein deutlich angeheiterter Opa. Arbeiten und wohnen, weil ich die Stadt so toll finde, war meine Antwort. Mit einem fiesen Blick sagte er nur: „Na, dann wissen wir ja jetzt schon, als was du später mal arbeiten willst!“ Es ist ein echt beschissenes Gefühl, wenn der eigene Opa denkt, man würde später auf dem Strich landen. [Kurze Bemerkung am Rande: Diese Reaktion zeigt auch, wie wenig meine Großeltern an mich und meine Leistung geglaubt haben und wie wenig Vertrauen sie in mich hatten (und bis heute haben).]
Spricht man meinen Opa heute darauf an, sagt er, dass ich ihm das ja wohl nicht übel nehmen kann, da er da doch betrunken war. DAS IST KEINE AUSREDE!!! Im Gegenteil, es macht in meinen Augen alles noch viel schlimmer, da es ihm noch nicht mal peinlich zu sein scheint. Eine Entschuldigung habe ich bis heute auch nicht gehört, denn (Zitat): „Wofür denn?“.

Etwa 2 Jahre später waren mein Cousin Ramin (damals 11) und meine Cousine Nora (9) bei meinen Großeltern zum Übernachten gewesen. Mein Opa, der auf einer Feier seines Sportvereins (nein, er ist kein Sportler, sondern nur Kampfrichter) bereits 5 Bier getrunken hatte und trotzdem selbst nach Hause gefahren war, hatte nun auch zu Hause bereits die dritte Flasche angebrochen und ziemlich einen im Kahn. Meine Tante war noch da, da sie auf ihren Bus warten musste.
Mein Opa fing dann irgendwann an, ziemlichen Mist zu labern. Alles halb so wild, bis dann irgendwann der entscheidende Satz kam, den ich, obwohl ich gar nicht dabei war, niemals vergessen werde und der mich fast dazu brachte, mich als opalos zu betrachten: „Wir können ja mit Nora einen Kinderporno drehen. Den kann Ramin sich ja auch ansehen, denn bei dem (er machte die typische Onanier-Bewegung) ist es ja auch mal langsam so weit.“ Glücklicherweise war mein Cousin mit seinem Gameboy beschäftigt und bekam nichts mit, und meine Cousine verstand die Worte nicht und wusste nicht, was Opa gemeint hatte. Meine Tante nahm die Kinder sofort wieder mit nach Hause, und sie haben erst ein halbes Jahr später wieder bei meinen Großeltern übernachtet.

„Lustigerweise“ (wenn man das denn humorvoll betrachten kann) sagte mein Opa etwas später, als ich meinen Onkel (der immer noch bei seinen Eltern wohnt) besuchen wollte, in einem erneuten Rausch fast unter Tränen zu mir, dass er Angst hätte, dass Andreas (der Stiefvater meiner Cousins/en) Nora vergewaltigen würde. Ich hätte ihm am liebsten eine runtergehauen, denn das sagte verdammt noch mal der richtige!


Tja, das war jetzt mal so eine Auslese der krassesten Beispiele.
Mein Opa trinkt immer noch. Angeblich weniger Bier als vorher, da seine Organe den vielen Alkohol nicht mehr mitmachen, besonders seine Blase nicht, da diese sich des öfteren nachts im Bett entlehrt. Meine Oma, verständlicherweise ziemlich sauer, hat ihn beim letzten Mal (verbal) ziemlich fertig gemacht und ihm gedroht, dass er das nächste Mal selbst alles saubermachen und das Bett neu beziehen kann, sie hat die Schnauze voll. Nun hält er sich etwas zurück, aber ich bezweifle, dass das lange hält.
Dass er wegen seines hohen Blutdrucks eigentlich auch auf Alkohol verzichten sollte, muss ich wohl nicht erwähnen...

Was soll man dazu also sagen?
Ich habe kein Problem damit, wenn mal jemand ein Bier, einen Schnaps oder was auch immer trinkt, auf Partys von mir aus auch etwas mehr. Wer jedoch seine Grenzen nicht kennt, rutscht in meinen Augen, und mag es der liebste Mensch auf der Welt sein, auf die Stufe eines Abschaums herunter. Hart, ich weiß, aber die Leute sind selbst Schuld.
Therapie hilft nur selten, aber allein der Versuch zählt schon eine ganze Menge, Wer jedoch immer wieder behauptet, kein Alki zu sein, da ein bisschen (bisschen viel!) Alkohol ja nicht schaden kann, hat nicht mehr als Abneigung verdient!

Ich selbst esse noch nicht mal Kuchen, Pralinen o.ä., wo Alkohol drin ist. Aber das liegt auch daran, dass mir der Geschmack jeglicher alkoholischer Getränke nicht zusagt. Ich schmecke z.B. überall den Alkohol raus, und seien es nur 3% in einem Törtchen, bei dem mein Freund auf die Packung kucken muss, um zu lesen, ob da Alkohol drin ist.
Er trinkt glücklicherweise auch ziemlich wenig, wenn dann meistens nur mit Freunden. Da er jedoch weiß, dass ich ihn nicht küsse, wenn sein Atem auch nur einen Hauch von Alkohol an sich hat (da mit sonst schlecht wird), verzichtet er in meiner Gegenwart ganz darauf...

Wenn ich sehe, dass gerade in meinem Alter die Leute teilweise sogar mitten in der Woche mit Kater in die Schule kommen, könnte ich gleichzeitig heulen und ihnen vor Wut einen Stuhl auf den Schädel hauen. Warum verstehen sie nicht, dass sie sich damit alles kaputt machen, nicht nur ihre Gesundheit? Warum ist ihnen ihr Leben nur so was von verdammt unwichtig?
WARUM? WARUM? WARUM?

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