Der Herr der Ringe - Die Gefährten (DVD) Testbericht
Erfahrungsbericht von Onkel18
Der Herr der Ringe - Die Gefährten
Pro:
-
Kontra:
-
Empfehlung:
Ja
Als der Anglistik-Professor J.R.R. Tolkien sein "Mittelerde" konzipierte und - neben unzähligen anderen Geschichten - allen voran die Geschichte des "Herrn der Ringe" darin ansiedelte, war ihm wahrscheinlich nicht wirklich bewusst, welchen Eindruck sein Werk in der Literatur hinterlassen würde. Zwar waren die einzelnen Spezies noch lange nicht ausgereift, aber das sollte in den nächsten Jahren von seinen "Erben" (oder Nachahmungstätern, wie immer man es sehen will) erledigt, und nun gelten Elfen, Orks und Halblinge längst in die Fantasywelt wie die bösen, unmenschlichen Nazis oder Vietcong in den typischen amerikanischen Kriegsfilm. Von Tolkiens Werk gilt vor allem Der Herr der Ringe als Kultwerk, dem Abschluss der Millionen Jahre andauernden Geschichte von Mittelerde, und wird seither als das Urwerk der Fantasy gesehen, was durchaus seine Richtigkeit hat, denn obwohl das Buch schier unendliche Längen hat und zeitweise bis zum Umfallen geschwätzig ist, sind die guten Kapitel und Abschnitte des Buches WIRKLICH gut, und man verzeiht Tolkien damit sofort, dass seine Figuren fast gänzlich eindimensionale, beliebig austauschbare Pappfiguren sind (Wohlgemerkt: Nicht die von Tolkien erfundenen Spezies, sondern seine Hauptcharaktere !!!), die nur Gandalf und Hobbit Sam hin und wieder mal durchbrechen und echte Charakterzüge entwickeln dürfen.
Dass sich ein derartiger Stoff natürlich schön verfilmen ließe, und dementsprechend die Hollywood"künstler" Schlange standen, ist wohl logisch. Dankenswerterweise hat Tolkien testamentarisch festgehalten, dass niemals Walt Disney sein Werk verfilmen darf (Steven Spielberg gab's zu Tolkiens Zeiten noch nicht.), aber man versuchte sich in der Leinwandfassung des Herrn der Ringe. Der erste Versuch stammte aus den 70ern, ein Zeichentrickfilm von Ralph Bakshi, ein brav gearbeitetes, aber nur streckenweise wirklich überzeugendes Werk. Da in der Mitte der Arbeiten das Geld ausging, reicht dieser Film grad mal bis zur Schlacht um Helms Klamm, deren Ausgang konnte schon nicht mehr realisiert werden. Als dann schließlich mit modernster Computertechnik die schönsten Monster geschaffen werden konnte, war die Zeit gekommen, es mit einem Realfilm zu versuchen. Steve Jackson, der Regisseur der herrlichen Parodie The Frighteners, aber auch der Totalniederlage Braindead, ging bei den Stars hausieren, klaubte einige (zum Teil bereits ausrangierte) Stars zusammen und bastelte in Neuseeland sein eigenes Mittelerde. Nach schier endlosen und zum Teil qualvollen Dreharbeiten war das Epos abgefilmt, noch die Nachbearbeitung erledigt, die "Stars" des Filmes von einem Interview zum nächsten geschickt, und schon wird der Streifen auf das Fandom losgelassen.
Und wie es bei derartigen Filmprojekten so ist: Die Gerüchteküche brodelt nach allen Regeln der Kunst. So wollte man schon im Vorfeld wissen, dass es im Realfilm keine Ents geben wird, was allerdings erstens schon storytechnisch kaum möglich ist, und ebenso schwer vorstellbar, wenn man sieht, wie in Teil 1 die Orks reihenweise Bäume fällen. Solche und ähnliche Gerüchte kamen und gingen, bis schließlich sich nur die hielten, die auch tatsächlich wahr waren. So wurde die Rolle der Elfenprinzessin Arwen, die im Buch grad mal am Ende Aragorn heiraten darf und ansonsten nicht mal erwähnt wird, zu Gunsten der Darstellerin Liv Tyler gestreckt, was sich, wie sich herausstellte, als durchaus nicht wirklich für die Geschichte nachteilig auswirkte. Weiters wollte man ursprünglich für die Rolle des Gandalf Altmeister Sean Connery verpflichten, der allerdings nicht interessiert war. Also übernahm Ian McKellen die Rolle - und bewies, dass er weit mehr als nur eine Notlösung war.
Als der Film schließlich in die Kinos kam, standen die Fans Schlange. Von einem derartigen Andrang kann selbst George Lucas nur träumen (und wer meine Kritiken aufmerksam liest, weiß, dass mich das mehr als nur freut). Schon wurde an den Änderungen dem Buch gegenüber herumgenagt, die Tolkien-Fetischisten sammelten die "falschen" Szenen wie andere Leute Briefmarken, die etwas nüchterneren und vernünftigeren Zuschauer, die erkannten, dass es unmöglich ist, ein Buch 1:1 adaptieren, betrachteten die Sache etwas objektiver und kamen zum Großteil zum Schluss: Der Film funktioniert. Die Story ist gut eingefangen, auch Tolkien würde seinen Herrn der Ringe wiedererkennen, einige wenige Änderungen sind danebengegangen, die anderen haben zum Teil der Geschichte durchaus gut getan, und eine Kinokarte bzw. in weiterer Folge einen DVD-Kauf ist Jacksons Herr der Ringe auf jeden Fall wert.
Nachdem Jackson ca. 10 bis 15 Minuten lang die Vorgeschichte des Ringes so präsentiert, dass sie auch für den Nichtkenner des Buches offensichtlich ist, laufen auf der Leinwand die wohl kürzesten 3 Stunden ab, die ich seit langem im Kino erlebt habe. Betrachtet aus der Sicht eines Buchkenners, der das Buch für GUT, aber eben bei Weitem nicht für PERFEKT hält, ist Jacksons Herr der Ringe eine absolut positive Überraschung. So fiel gottlob der unendlich peinliche Auftritt des Waldherren Tom Bombadil, der einem im Buch den Eindruck vermittelt, Tolkien hätte selbst nicht mehr gewusst, wie er seine Helden aus der Gefahr retten soll, völlig unter den Tisch, stattdessen kriegen's die Helden erstmals hautnah mit den Nazgul zu tun, eine Jagd, die durchaus ansprechend inszeniert wurde, und auch dem unvorbelasteten Seher von Anfang an klarmachen, dass die Typen wirklich so gefährlich sind, wie sie aussehen. Und rein optisch und auch akustisch sind die Nazgul mehr als perfekt eingefangen. Die Schnüffelgeräusche lassen durchaus Schauer aufkommen, und die Optik beschränkt sich dankenswerter Weise rein auf Schwärze, Gesichtslosigkeit und rote Pferdeaugen, die die Bedrohung dieser Ringgeister von Anfang an dem gesamten Publikum übermittelt. Weiters war die Idee, Prinzessin Arwen mehr in die Geschichte einzubinden, eine Idee, die der Story sehr zugute kommt. Denn während Arwen in der Vorlage nur am Ende auftaucht, und da nur, um neben Aragorn am Traualtar zu stehen, hat Jackson mit der Erweiterung der Figur der Beziehung zwischen Aragorn und Arwen einen definitiven Hintergrund gegeben. Im Roman wirkt die Heirat wie eine "Vernunftehe", wie sie zwischen Adelshäusern geschlossen werden, und der jede Grundlage fehlt, im Film wird klar: Die Zwei kennen sich seit ewigen Zeiten, und sind einander seither sehr zugetan.
Dies ist nur eine Änderung, die die Story weiterbringen, statt sie zu hemmen. Dazu kommt etwa die radikale Kürzung der Besprechung in Elronds Haus (Gott sei Dank, mich interessiert einfach nicht, wer wann wo gegen wen warum welche Schlacht verloren hat, wenn am Ende nur rauskommt, dass der Ring vernichtet werden muss) oder die Flutung der Furt durch Arwen und nicht durch Elrond, von dessen Beisein man im Buch bis zu dem Zeitpunkt nichts merkte. Leider aber ist nicht jede Änderung von Vorteil gewesen. Insgesamt dreimal hat Jackson voll danebengegriffen. So hat er leider verabsäumt, die Geschichte Gollums weiter auszuführen (wobei jetzt nicht unrelevant, aber doch eher weniger wichtig ist, dass er seinen eigenen Bruder gekillt hat, um an den Ring heranzukommen, sondern eher vielmehr, dass er zu dem Monster, dass er ist, erst durch den Ring wurde, genauso wie sein eigentlicher Name Smeagol nicht einmal erwähnt wird). Weiters ist ihm die Szene im Wirtshaus von Bree VÖLLIG misslungen, angefangen von der hirnrissigen Art, wie Frodo hier irrtümlich der Ring auf dem Finger landet, bis hin zum Fehlen von Gandalfs Brief, ohne den Frodo & Co. Streicher/Aragorn einfach blind vertrauen, ohne dafür irgendwelche echten Gründe zu haben, während sie in der Vorlage definitiv Gandalfs briefliche Versicherung haben, dass Streicher der ist, für den er sich ausgibt. Nummer 3 fiel leider ein Stück von Moria zum Opfer, einer der stimmigsten Kapitel des Buches. Denn warum beim Ansturm der Orks, der zunächst gewaltig umgesetzt war, plötzlich ein völlig unpassender Riesenork auftauchen muss, der in einem minutenlangen 08/15-Kampf erlegt wird, statt den Ork-Häuptling aus dem Buch zu übernehmen, ist mir schleierhaft. Leider hat Jackson damit einen der dankbarsten Teile der Geschichte zunichte gemacht, entschädigt aber voll wieder, mit dem Rest von Moria. Denn jetzt abgesehen vom Balrog, der wirklich grandios umgesetzt wurde, hat Jackson es perfekt verstanden, die Abgründe und die schwindelerregenden, schmalen Grade dieses ehemaligen Bergwerks so in Szene zu setzen, dass einem auch im Kinosessel momentanes Schwindelgefühl zu ereilen scheint. Jackson nützt damit genau die Möglichkeiten, was das bewegt Bild hergibt, um derartiges zu vermitteln, eine Kunst, die klingenderen Namen als ihm nicht gelungen ist, ebenso wie es ihm perfekt gellungen ist, die böse Macht des Ringes zu verdeutlichen. Nicht nur, wenn Frodo die Nazgul so sieht, wie sie wirklich sind und damit das zeigt, was der Ring aus den ehemaligen Menschen gemacht hat (eine der optisch perfektesten Szenen des Films), sondern wenn Bilbo Beggins seine Besessenheit vom Ring zeigt, das lidlose Auge erscheint, wenn Frodo den Ring verwendet oder die Stimme Saurons daraus flüstert.
Unterstützt wird Jackson von einer Schauspielerriege, die zum Teil versagt, zum Teil den Figuren mehr Leben einhaucht, als sie in der Vorlage je hatten. So hat Ian McKellen den Gandalf in einer Weise verkörpert, die Sean Connery auch nicht hätte toppen können. Vor allem aber John Rhys-Davies als Gimli hat mich persönlich beeindruckt: Aus dem eher farblosen Zwerg wurde ein jähzorniger, aber irgendwo liebenswerter Charakter, von dem man trotz seiner aufbrausenden Art und seinem in seiner Natur liegenden Misstrauen gegenüber Elfen weiß, man hat in ihm einen sicheren Verbündeten, wenn's darauf ankommt. Elfe Legolas (Orlando Bloom) fällt dagegen völlig ab, er bringt nicht mehr, als in der Gegend rumstehen, elfig auszusehen und Pfeile zu schießen. Dem muss man aber zusagen, dass Tolkiens Vorlage dieser Figur nicht mehr zugesteht, ebenso wie Cate Blanchett als Galadriel. Dafür verhelfen Christopher Lee als Saruman, Viggo Mortensen als Aragorn oder Sean Bean als Boromir ihren Figuren zu unverhofftem Leben, sie wirken daher viel "realer" als die Abziehbilder Tolkiens. Eigene Erwähnung muss ich leider Elija Wood als Frodo zukommen lassen: Er zeigt ein weiteres mal, dass sich sein schauspielerisches Talent leider nur auf ein verzweifeltes Gesicht beschränkt, womit er seine Deep Impact, Faculty und Das zweite Gesicht - Rolle kaum ablegt. Warum gerade er den Frodo spielen musste, muss man wohl die Casting-Agentur fragen.
Fazit: Ich denke, J.R.R. Tolkien hätte Jacksons Interpretation durchaus gut geheißen (eben abgesehen von ein paar Kleinigkeiten), da wir aber eher überrascht wären, von ihm zu hören (sic Jack Daniels), muss eben sein Publikum den Film begutachten, und Der Herr der Ringe wurde bisher in der Mehrzahl positiv aufgenommen. Natürlich sind Jackson seine (schon erwähnten) Faux-Pas passiert - Niemand ist vollkommen. Als ganzes gesehen ist Der Herr der Ringe eine passend epochale Übertragung der Geschichte, in der Jackson sowohl Neuseeland als auch den Komponisten Howard Shore voll ausgenützt hat, um das Beste aus der Vorlage rauszuholen. Und das ist ihm durchaus gelungen. Man darf auf Teil 2 und 3 gespannt sein.
Dass sich ein derartiger Stoff natürlich schön verfilmen ließe, und dementsprechend die Hollywood"künstler" Schlange standen, ist wohl logisch. Dankenswerterweise hat Tolkien testamentarisch festgehalten, dass niemals Walt Disney sein Werk verfilmen darf (Steven Spielberg gab's zu Tolkiens Zeiten noch nicht.), aber man versuchte sich in der Leinwandfassung des Herrn der Ringe. Der erste Versuch stammte aus den 70ern, ein Zeichentrickfilm von Ralph Bakshi, ein brav gearbeitetes, aber nur streckenweise wirklich überzeugendes Werk. Da in der Mitte der Arbeiten das Geld ausging, reicht dieser Film grad mal bis zur Schlacht um Helms Klamm, deren Ausgang konnte schon nicht mehr realisiert werden. Als dann schließlich mit modernster Computertechnik die schönsten Monster geschaffen werden konnte, war die Zeit gekommen, es mit einem Realfilm zu versuchen. Steve Jackson, der Regisseur der herrlichen Parodie The Frighteners, aber auch der Totalniederlage Braindead, ging bei den Stars hausieren, klaubte einige (zum Teil bereits ausrangierte) Stars zusammen und bastelte in Neuseeland sein eigenes Mittelerde. Nach schier endlosen und zum Teil qualvollen Dreharbeiten war das Epos abgefilmt, noch die Nachbearbeitung erledigt, die "Stars" des Filmes von einem Interview zum nächsten geschickt, und schon wird der Streifen auf das Fandom losgelassen.
Und wie es bei derartigen Filmprojekten so ist: Die Gerüchteküche brodelt nach allen Regeln der Kunst. So wollte man schon im Vorfeld wissen, dass es im Realfilm keine Ents geben wird, was allerdings erstens schon storytechnisch kaum möglich ist, und ebenso schwer vorstellbar, wenn man sieht, wie in Teil 1 die Orks reihenweise Bäume fällen. Solche und ähnliche Gerüchte kamen und gingen, bis schließlich sich nur die hielten, die auch tatsächlich wahr waren. So wurde die Rolle der Elfenprinzessin Arwen, die im Buch grad mal am Ende Aragorn heiraten darf und ansonsten nicht mal erwähnt wird, zu Gunsten der Darstellerin Liv Tyler gestreckt, was sich, wie sich herausstellte, als durchaus nicht wirklich für die Geschichte nachteilig auswirkte. Weiters wollte man ursprünglich für die Rolle des Gandalf Altmeister Sean Connery verpflichten, der allerdings nicht interessiert war. Also übernahm Ian McKellen die Rolle - und bewies, dass er weit mehr als nur eine Notlösung war.
Als der Film schließlich in die Kinos kam, standen die Fans Schlange. Von einem derartigen Andrang kann selbst George Lucas nur träumen (und wer meine Kritiken aufmerksam liest, weiß, dass mich das mehr als nur freut). Schon wurde an den Änderungen dem Buch gegenüber herumgenagt, die Tolkien-Fetischisten sammelten die "falschen" Szenen wie andere Leute Briefmarken, die etwas nüchterneren und vernünftigeren Zuschauer, die erkannten, dass es unmöglich ist, ein Buch 1:1 adaptieren, betrachteten die Sache etwas objektiver und kamen zum Großteil zum Schluss: Der Film funktioniert. Die Story ist gut eingefangen, auch Tolkien würde seinen Herrn der Ringe wiedererkennen, einige wenige Änderungen sind danebengegangen, die anderen haben zum Teil der Geschichte durchaus gut getan, und eine Kinokarte bzw. in weiterer Folge einen DVD-Kauf ist Jacksons Herr der Ringe auf jeden Fall wert.
Nachdem Jackson ca. 10 bis 15 Minuten lang die Vorgeschichte des Ringes so präsentiert, dass sie auch für den Nichtkenner des Buches offensichtlich ist, laufen auf der Leinwand die wohl kürzesten 3 Stunden ab, die ich seit langem im Kino erlebt habe. Betrachtet aus der Sicht eines Buchkenners, der das Buch für GUT, aber eben bei Weitem nicht für PERFEKT hält, ist Jacksons Herr der Ringe eine absolut positive Überraschung. So fiel gottlob der unendlich peinliche Auftritt des Waldherren Tom Bombadil, der einem im Buch den Eindruck vermittelt, Tolkien hätte selbst nicht mehr gewusst, wie er seine Helden aus der Gefahr retten soll, völlig unter den Tisch, stattdessen kriegen's die Helden erstmals hautnah mit den Nazgul zu tun, eine Jagd, die durchaus ansprechend inszeniert wurde, und auch dem unvorbelasteten Seher von Anfang an klarmachen, dass die Typen wirklich so gefährlich sind, wie sie aussehen. Und rein optisch und auch akustisch sind die Nazgul mehr als perfekt eingefangen. Die Schnüffelgeräusche lassen durchaus Schauer aufkommen, und die Optik beschränkt sich dankenswerter Weise rein auf Schwärze, Gesichtslosigkeit und rote Pferdeaugen, die die Bedrohung dieser Ringgeister von Anfang an dem gesamten Publikum übermittelt. Weiters war die Idee, Prinzessin Arwen mehr in die Geschichte einzubinden, eine Idee, die der Story sehr zugute kommt. Denn während Arwen in der Vorlage nur am Ende auftaucht, und da nur, um neben Aragorn am Traualtar zu stehen, hat Jackson mit der Erweiterung der Figur der Beziehung zwischen Aragorn und Arwen einen definitiven Hintergrund gegeben. Im Roman wirkt die Heirat wie eine "Vernunftehe", wie sie zwischen Adelshäusern geschlossen werden, und der jede Grundlage fehlt, im Film wird klar: Die Zwei kennen sich seit ewigen Zeiten, und sind einander seither sehr zugetan.
Dies ist nur eine Änderung, die die Story weiterbringen, statt sie zu hemmen. Dazu kommt etwa die radikale Kürzung der Besprechung in Elronds Haus (Gott sei Dank, mich interessiert einfach nicht, wer wann wo gegen wen warum welche Schlacht verloren hat, wenn am Ende nur rauskommt, dass der Ring vernichtet werden muss) oder die Flutung der Furt durch Arwen und nicht durch Elrond, von dessen Beisein man im Buch bis zu dem Zeitpunkt nichts merkte. Leider aber ist nicht jede Änderung von Vorteil gewesen. Insgesamt dreimal hat Jackson voll danebengegriffen. So hat er leider verabsäumt, die Geschichte Gollums weiter auszuführen (wobei jetzt nicht unrelevant, aber doch eher weniger wichtig ist, dass er seinen eigenen Bruder gekillt hat, um an den Ring heranzukommen, sondern eher vielmehr, dass er zu dem Monster, dass er ist, erst durch den Ring wurde, genauso wie sein eigentlicher Name Smeagol nicht einmal erwähnt wird). Weiters ist ihm die Szene im Wirtshaus von Bree VÖLLIG misslungen, angefangen von der hirnrissigen Art, wie Frodo hier irrtümlich der Ring auf dem Finger landet, bis hin zum Fehlen von Gandalfs Brief, ohne den Frodo & Co. Streicher/Aragorn einfach blind vertrauen, ohne dafür irgendwelche echten Gründe zu haben, während sie in der Vorlage definitiv Gandalfs briefliche Versicherung haben, dass Streicher der ist, für den er sich ausgibt. Nummer 3 fiel leider ein Stück von Moria zum Opfer, einer der stimmigsten Kapitel des Buches. Denn warum beim Ansturm der Orks, der zunächst gewaltig umgesetzt war, plötzlich ein völlig unpassender Riesenork auftauchen muss, der in einem minutenlangen 08/15-Kampf erlegt wird, statt den Ork-Häuptling aus dem Buch zu übernehmen, ist mir schleierhaft. Leider hat Jackson damit einen der dankbarsten Teile der Geschichte zunichte gemacht, entschädigt aber voll wieder, mit dem Rest von Moria. Denn jetzt abgesehen vom Balrog, der wirklich grandios umgesetzt wurde, hat Jackson es perfekt verstanden, die Abgründe und die schwindelerregenden, schmalen Grade dieses ehemaligen Bergwerks so in Szene zu setzen, dass einem auch im Kinosessel momentanes Schwindelgefühl zu ereilen scheint. Jackson nützt damit genau die Möglichkeiten, was das bewegt Bild hergibt, um derartiges zu vermitteln, eine Kunst, die klingenderen Namen als ihm nicht gelungen ist, ebenso wie es ihm perfekt gellungen ist, die böse Macht des Ringes zu verdeutlichen. Nicht nur, wenn Frodo die Nazgul so sieht, wie sie wirklich sind und damit das zeigt, was der Ring aus den ehemaligen Menschen gemacht hat (eine der optisch perfektesten Szenen des Films), sondern wenn Bilbo Beggins seine Besessenheit vom Ring zeigt, das lidlose Auge erscheint, wenn Frodo den Ring verwendet oder die Stimme Saurons daraus flüstert.
Unterstützt wird Jackson von einer Schauspielerriege, die zum Teil versagt, zum Teil den Figuren mehr Leben einhaucht, als sie in der Vorlage je hatten. So hat Ian McKellen den Gandalf in einer Weise verkörpert, die Sean Connery auch nicht hätte toppen können. Vor allem aber John Rhys-Davies als Gimli hat mich persönlich beeindruckt: Aus dem eher farblosen Zwerg wurde ein jähzorniger, aber irgendwo liebenswerter Charakter, von dem man trotz seiner aufbrausenden Art und seinem in seiner Natur liegenden Misstrauen gegenüber Elfen weiß, man hat in ihm einen sicheren Verbündeten, wenn's darauf ankommt. Elfe Legolas (Orlando Bloom) fällt dagegen völlig ab, er bringt nicht mehr, als in der Gegend rumstehen, elfig auszusehen und Pfeile zu schießen. Dem muss man aber zusagen, dass Tolkiens Vorlage dieser Figur nicht mehr zugesteht, ebenso wie Cate Blanchett als Galadriel. Dafür verhelfen Christopher Lee als Saruman, Viggo Mortensen als Aragorn oder Sean Bean als Boromir ihren Figuren zu unverhofftem Leben, sie wirken daher viel "realer" als die Abziehbilder Tolkiens. Eigene Erwähnung muss ich leider Elija Wood als Frodo zukommen lassen: Er zeigt ein weiteres mal, dass sich sein schauspielerisches Talent leider nur auf ein verzweifeltes Gesicht beschränkt, womit er seine Deep Impact, Faculty und Das zweite Gesicht - Rolle kaum ablegt. Warum gerade er den Frodo spielen musste, muss man wohl die Casting-Agentur fragen.
Fazit: Ich denke, J.R.R. Tolkien hätte Jacksons Interpretation durchaus gut geheißen (eben abgesehen von ein paar Kleinigkeiten), da wir aber eher überrascht wären, von ihm zu hören (sic Jack Daniels), muss eben sein Publikum den Film begutachten, und Der Herr der Ringe wurde bisher in der Mehrzahl positiv aufgenommen. Natürlich sind Jackson seine (schon erwähnten) Faux-Pas passiert - Niemand ist vollkommen. Als ganzes gesehen ist Der Herr der Ringe eine passend epochale Übertragung der Geschichte, in der Jackson sowohl Neuseeland als auch den Komponisten Howard Shore voll ausgenützt hat, um das Beste aus der Vorlage rauszuholen. Und das ist ihm durchaus gelungen. Man darf auf Teil 2 und 3 gespannt sein.
11 Bewertungen, 3 Kommentare
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02.09.2003, 13:05 Uhr von Tris.
Bewertung: sehr hilfreichtoller beitrag.
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13.08.2002, 01:10 Uhr von Avengelina
Bewertung: sehr hilfreichSUPER Bericht, der auch die weniger üblichen Bereiche dieses Werkes belichtet, weiter so! Cu Avengelina
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14.02.2002, 17:35 Uhr von Starryk
Bewertung: sehr hilfreichEin guter Bericht auch wenn du gerade die Sachen in HdR schlecht findest, die mir gefallen so Tom Bombadil und Elronds Rat!
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