Freunde und Freundschaft Testbericht

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Erfahrungsbericht von MichaelaB

Wie finde ich echte Freunde?

Pro:

Freundschaft ist eine der schönsten Erfahrungen im Leben

Kontra:

Echte Freundschaft ist selten

Empfehlung:

Ja

Echte Freundschaft ist selten…

Wer im Leben zwei echte Freunde gefunden hat, kann sich als unermesslich reich schätzen. Wer auch nur einen einzigen wahren Freund hat, sollte diese Freundschaft wie einen Diamanten hüten. Denn es gibt viele, die finden noch nicht mal einen einzigen wahren Freund im Leben. Und wer sagt, er hat viele Freunde, hat nie erfahren, was echte Freundschaft ist.

Jeder Mensch braucht einen Freund. Wir haben danach das Bedürfnis. Genauso, wie wir essen, trinken, schlafen müssen, brauchen wir auch Freunde, Menschen, die wir lieben können und die uns lieben. Fehlt das im Leben, werden wir krank. Seelisch, vielleicht sogar körperlich.

Nur leider ist Einsamkeit heute sehr weit verbreitet. Das liegt einfach an unserer heutigen, unpersönlichen Gesellschaft. Häufig zieht man um, hat durch beruflichen Stress kaum die Möglichkeit, neue Leute kennen zu lernen. Bekannte, ja, die wird man, solange man im Berufsleben steht, immer haben. Dutzende, vielleicht hunderte. Zu viele, um sich auf einen einzigen einzustellen. Durch immer mehr Kriminalität hört man auf, einander zu vertrauen. Und Fernseher, PC und Co. sorgen schon dafür, dass man sich ablenkt. Das ist aber auf Dauer kein Ersatz für menschlichen Kontakt.

Als Teenager dachte ich immer, ich hätte eine ganze Menge echter Freunde. Wir hatten eine tolle Gruppe zusammen, wir gingen zusammen durch dick und dünn und machten regelmäßig die Stadt unsicher. Es war eine tolle Zeit und ich denke noch heute sehr gerne daran. Inzwischen sind viele von uns verheiratet, weggezogen oder haben sogar schon Kinder. Es ist der Lauf der Zeit, dass man sich etwas auseinander lebt. Doch ein gutes hatte selbst das – was wahre Freundschaft ist, erfährt man erst dann.

Einige melden sich überhaupt nicht mehr. Bei anderen merkt man, dass es zwar eine oberflächliche Freundschaft ist, man hat ab und an Spaß miteinander, mehr jedoch nicht. Wer aber deine echten Freunde sind, diese werden sich auch nach vielen Jahren für dich interessieren. Selbst wenn man aufgrund familiärer oder beruflicher Verpflichtungen vielleicht nicht mehr so oft zusammen kommen kann. Man weiß, sie sind immer zur Stelle wenn man sie braucht. Diese Freunde hat man sein Leben lang. Man kann sich immer auf sie verlassen.

Freundschaft hängt nicht damit zusammen, dass man sich oft sieht. Sondern damit, dass sie da sind, wenn man einen Freund braucht. Ein Freund ist jemand, der dich versteht. Der sich in dich hineindenken kann. Mit dem man eine Unterhaltung führen kann, selbst wenn man nicht miteinander redet, sondern nur nebeneinander sitzt. Jemand, den man zu jeder Tages- und Nachtzeit anrufen kann.

Wie kann man nun wahre Freunde finden?

Man kann sich natürlich selbst bemitleiden, sich in sein Schneckenhaus zurückziehen und andere beneiden, die gute Freunde haben. Doch Einsamkeit ist ein Hilferuf. Genauso wie Hunger der Hilferuf nach Nahrung ist, ist Einsamkeit der Hilferuf nach menschlicher Nähe. Wie kann man diesem Bedürfnis abhelfen?

Ein erster Schritt besteht sicherlich darin, auf sich selbst zu achten. Sich selbst zu pflegen, Sport zu treiben und sich gesund zu ernähren hilft dabei, dass man sich selbst wohler fühlt. Es verleiht einem auch eine gesunde Portion Selbstachtung und Selbstvertrauen. Und das wiederum zieht andere an. Natürlich ist damit nicht gemeint, dass man sich übertrieben modisch kleidet und rumläuft wie ein Püppchen. Das muss auch nicht sein, denn echte Freunde achten nicht auf Markenjeans, sondern darauf, wie man innen drin aussieht. Wichtig ist einfach, dass man sich selbst wohl fühlen kann.

Auch unsere eigenen Gedanken und Gefühle wirken sich darauf aus. Ob wir positiv oder negativ eingestellt sind, wird man an unserer ganzen Art, an dem, worüber wir reden, an unserem Gesicht oder unserer Körpersprache sehen können. Ein Lächeln kostet nichts, und bedeutet doch sehr viel. Selbst wenn man jemanden noch gar nicht kennen gelernt hat, wird dieser Mensch einem sofort sympathisch erscheinen, wenn er uns anlächelt. Wird er dann insgesamt einen freundlichen, offenen Charakter haben, und humorvoll sein, werden sich die meisten Menschen zu ihm hingezogen fühlen.

Hat man diese innere, positive Einstellung nicht von selbst, sollte man bewusst daran arbeiten, positiver eingestellt zu sein. Das kann man damit erreichen, dass man sich mit erbauender Literatur beschäftigt, sich Hobbys zuwendet, die einem liegen. Man merkt dann, was man selbst kann. Auch schöne Musik kann freudiger stimmen. Eins sollte man jedoch vermeiden, sich durch schnulzige Liebesromane oder Fernsehfilme einer Phantasiewelt hinzugeben, die ohnehin nicht existiert.

Sich anderen gegenüber zu öffnen ist ein weiterer wichtiger Punkt. Das ist natürlich nicht ganz einfach wenn man schüchtern ist. Aber ohne das geht es leider nicht. Man muss von sich erzählen und man muss andere von sich erzählen lassen. Man muss ihnen zeigen, wie man wirklich ist. Denn wie sollen sie einen sonst kennen lernen? Das heißt natürlich nicht, dass man jedem gegenüber offenherzig sein sollte. Es ist auch nicht ganz einfach, das zu tun, wenn man vielleicht schon mal enttäuscht wurde. Doch wenn man anfängt, jemandem zu vertrauen, könnte man Schritt für Schritt den anderen an den eigenen Gedanken, Gefühlen und Sorgen teil haben lassen. Man gibt jemanden dadurch einen Blick in sein Innerstes. Wie gesagt, das ist nicht so einfach, aber man muss ja auch nicht gleich mit dem schlimmsten Problem anfangen, sondern langsam Vertrauen fassen. Schritt für Schritt. Das schweißt zusammen. Denn es ist ein sehr großer Vertrauensbeweis und ein Zeichen von Freundschaft.

Ebenfalls ist es wichtig, echt zu sein. Man kann nur echte Freunde haben, wenn man selbst echt ist. Vor einem wirklichen Freund muss man sich nicht verstellen. Man muss sich auch keine Sorgen machen, wie etwas, das man tut oder sagt, auf andere wirken könnte. Es gibt nichts anziehenderes als jemand, der ganz er selbst ist. Natürlich muss man auch andere sich selbst sein lassen. Sie nehmen wie sie sind, mit allen kleinen Eigenheiten, die diese Person doch erst ausmachen. Und nicht versuchen, etwas aus ihm zu machen, was er gar nicht ist, nur weil UNS das vielleicht besser passt.

Der wichtigste Punkt überhaupt wird in einem Spruch gezeigt, den ich mal irgendwo gehört habe: Willst du einen Freund haben, dann sei selbst ein Freund. Selbstlos zu sein, die Bedürfnisse des anderen den eigenen Vorlieben oder unserer Bequemlichkeit voranzustellen, einfach nur, weil wir ihn gern haben, ist die wichtigste Voraussetzung echter Freundschaft. Natürlich muss diese selbstlose Liebe beiderseitig vorhanden sein, denn wenn immer nur einer gibt, und der andere nimmt, ist kein Gleichgewicht vorhanden. Aber zu geben kann wirklich glücklich machen. Jemand, der unsere Hilfe wirklich braucht, und dem wir etwas geben können, dem wir helfen können, ohne, dass wir etwas dafür erwarten. Das gibt doch wirklich ein schönes Gefühl. Wer das schon einmal erlebt hat, wird da zustimmen. Geben bedeutet schon, andere zu fragen, wie es ihnen geht. Und sich dann auch wirklich dafür zu interessieren. Sie vielleicht mal in den Arm zu nehmen und zu helfen, wo man kann. Auch von sich aus.

Natürlich muss man echte Freundschaften auch pflegen. Sie nie für selbstverständlich nehmen. Sich Zeit nehmen, zuzuhören, ohne den anderen zu unterbrechen. Ihm versichern, was er uns bedeutet. Ebenfalls sollte man ihm gegenüber Respekt zeigen und seine Gefühle, Eigenheiten und Vorlieben akzeptieren, auch wenn wir vielleicht mal anderer Meinung sind.

Ein großer Fehler wäre Klammern und Eifersucht. Nur, weil unser Freund mal einem anderen seine Gefühle anvertraut oder auch versucht, andere Freundschaften aufzubauen, heißt das nicht, dass er uns vergessen hat. Freundschaft lässt Freiräume. Kein Mensch ist der Besitz eines anderen. Auch muss man akzeptieren, dass der andere mal Zeit für sich braucht. Man muss die Privatsphäre des anderen anerkennen. Natürlich sollte man kontaktfreudig sein, aber das darf nicht soweit gehen, dass man die Freundschaft überstrapaziert. Ausgeglichenheit ist sehr wichtig.

Man darf auch keine Perfektion von seinem Freund verlangen. Keiner ist vollkommen, jeder hat seine Fehler und Schwächen. Wer ein echter Freund ist, mag einen trotz seiner Fehler. Es kann auch sein dass man mal enttäuscht wird. Aber ist die Freundschaft wirklich stark, kann sie auch so etwas nicht zerstören. Man ist dann immer imstande darüber zu reden und irgendwie einen gemeinsamen Nenner zu finden. Denn schließlich ist kein Streit und keine Meinungsverschiedenheit es wert, dass man eine jahrelange Freundschaft einfach so wegwirft.

Was sind denn echte Freunde?

Einfach nur mit jemandem befreundet zu sein „mit dem man gut kann“ ist schön. Aber es reicht nicht aus. Man sollte auch den Charakter und die Werte eines Menschen kennen. Ansonsten kann einem schnell eine schlimme Erfahrung bevorstehen. Natürlich ist wichtig, dass auch wir selbst einen guten Charakter haben und Werte, zu denen wir stehen können. Dafür müssen wir uns erstmal selbst kennenlernen, und auch bereit sein, an uns zu arbeiten, wenn wir schlechte Charaktereigenschaften haben. Haben wir einen guten Freund mit hohen Werten, können wir uns gegenseitig dabei behilflich sein, bessere Menschen zu werden. Das kann einen stolz machen und gibt uns auch ein zufrieden stimmendes Gefühl. Es genügt einfach nicht, nur nett zueinander zu sein. Ein wahrer Freund muss einem auch mal einen „auf den Deckel geben“ wenn man im Begriff ist, etwas Dummes zu tun. Das kann einen vor schlimmen Fehlern bewahren.

Den wahren Charakter eines Freundes herauszufinden ist nicht leicht. Man muss sich auch erst einmal bewusst werden, was für Charaktereigenschaften man sich überhaupt wünscht. Aber Ehrlichkeit, Geduld und Rücksichtnahme sind sicherlich wichtige Punkte, die für eine Freundschaft unerlässlich sind. Man selbst und auch der Freund sollten an diesen Punkten ständig arbeiten. Und nicht nur dem Freund gegenüber, sondern allen Menschen gegenüber. Denn wenn er mit anderen schlecht umspringt, wer garantiert uns dann, dass er uns immer gut behandelt? Um das herauszufinden braucht man viel Zeit. Man muss auch über ernste Themen reden können Themen, die die Beweggründe und Einstellung des Gegenüber zu bestimmten Dingen zeigen. Also gut zuhören.

Natürlich muss man für eine Freundschaft auch gewisse Gemeinsamkeiten haben. Allerdings muss man nicht völlig identisch sein. Eine andere Hautfarbe oder verschiedene Persönlichkeiten müssen kein Hindernis für eine Freundschaft sein. Im Gegenteil, sie können eine Freundschaft sehr bereichern. Auch muss ein Freund nicht immer dasselbe Alter haben als man selbst. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man auch mit wesentlich älteren Menschen sehr gute Freundschaften pflegen kann. Man kann von ihrer Erfahrung profitieren. Auch geben sie oft besseren Rat als mancher junge Mensch. Ältere haben sehr viel zu erzählen, und es kann große Freude bereiten ihnen zuzuhören und sich ihnen gegenüber zu öffnen. Auch junge Menschen können den Älteren viel geben. Die Lebensfreude und die Kraft können belebend und erfrischend auf sie wirken.

Es ist also möglich, echte Freundschaften zu pflegen. Es bedeutet natürlich Anstrengung und Mühe, und vielleicht fällt man auch mal auf die Nase. Doch der Lohn, den echte Freundschaft mit sich bringt, ist alle Mühe wert.

19 Bewertungen, 3 Kommentare

  • antjeeule

    13.11.2004, 12:16 Uhr von antjeeule
    Bewertung: sehr hilfreich

    "Findest Du einen Menschen, der ruhig ist, ohne Affektion, der mit der Gegenwart des Geistes, mit wahrer Teilnehmung, mit stillem Bedürfnis hören kann, der Dich nicht leicht unterbricht, der nicht zwei Fragen auf einmal tut, die Antwort auf

  • LittleGiant

    10.11.2004, 20:44 Uhr von LittleGiant
    Bewertung: sehr hilfreich

    Ich hab einen Beitrag über`s gleiche Thema geschrieben. Aber auch Deine Gedanken zu diesem Thema sind sehr interessant.

  • Madrianda

    09.11.2004, 10:51 Uhr von Madrianda
    Bewertung: sehr hilfreich

    Du sprichst mir mit Deinen Worten voll und ganz aus der Seele:-) Wahre Freunde haben sich in meinem Leben erst dann herauskristallisiert, als es mir mal schlechter ging. Diese Freundschaften überdauern jetzt aber auch bereits Jahrzehnte:-) Danke f&uum