Identity Testbericht

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Auf yopi.de gelistet seit 10/2003
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Summe aller Bewertungen
- Action:
- Anspruch:
- Romantik:
- Humor:
- Spannung:
Erfahrungsbericht von mima007
Zehn kleine Motelgäste, gelandet in der Hölle: mittelmäßiger Film, gute DVD
Pro:
halbwegs spannend, gute Darsteller und Effekte, existenzialistisches Thema für Intellektuelle; großer Umfang an Bonusmaterial für eine so kleine Produktion
Kontra:
etliche Plotelemente kopiert (Psycho, Final Destination, Die Geduld der Spinne), Horror-Mittelteil
Empfehlung:
Ja
Zehn kleine Negerlein - oder doch ein wenig mehr? John Cusack behauptet jedenfalls, dies sei \"ein intellektueller Thriller für Erwachsene\". Na, mal sehn.
Filminfos
°°°°°°°°°°°°°
O-Titel: Identity (2003), DVD: 2.2004
FSK: ab 12
Länge: 85 Min. (Kinofassung)
Regisseur: James Mangold
Drehbuch: Michael Conney
Musik: Alan Silvestri
Darsteller: John Cusack, Amanda Peet, Ray Liotta, John McGinley, John Hawkes, Jake Busey, Alfred Molina u.a.
Handlung
°°°°°°°°°°°°°
In der Rahmenhandlung hören und sehen wir Dokumente eines Psychiaters namens Mallick (Molina). Sein Patient heißt Malcolm Rivers (Pruitt Taylor Vince) und ist ein mehrfacher Mörder, der unter einer seltenen psychischen Störung leidet: Er leidet unter einer multiplen, also aufgesplitterten Persönlichkeit. An diesem Tag soll der Antrag auf Unzurechnungsfähigkeit nochmals geprüft werden, denn man hat das Tagebuch des irren Mörders gefunden. Im haus des Richters kommen die wichtigsten Beamten, die mit dem Fall zu tun haben, noch einmal zusammen.
Unterdessen tobt in der Wüste von Nevada ein schwerer Regensturm...
Eine brave bürgerliche Familie - George (McGinley), Alice und der kleine Timmy - haben im Regen eine Reifenpanne. Ohne Vorwarnung wird Alice auf der Straße überfahren. Am Steuer des Verursachers sitzt Edward (Cusack), der Chauffeur und Leibwächter der TV-Schauspielerin Carolyn Suzanne (deMornay), ein früherer LAPD-Polizist. Da sie in einem Funkloch stecken, müssen Ed und George - entgegen der Proteste Carolyns - in das nächste Motel fahren, um zu telefonieren.
Leider hat inzwischen die etwas chaotisch veranlagte Prostituierte Paris (Peet), die mit einem Haufen geklautem Geld unterwegs ist, die Telefonleitung beschädigt. Da die Straße durch Überflutung blockiert ist, dreht sie um; der Sprit geht aus. Ed kommt des Weges gefahren, nimmt Paris mit und landet im Graben. Deshalb fahren sie per Anhalter mit dem Pärchen Lou und Ginny (Wm. Lee Scott und Clea duVall) mit, zurück zum Motel. Dort weiß der Manager Larry (John Hawkes) kaum, was er mit diesem Andrang anfangen soll.
Das Maß wird voll, als auch noch der Polizei-Officer Rhodes (Ray Liotta) mit dem Häftling Maine (Busey) auftaucht und Unterkunft sucht. Soweit also der erste Akt.
Dann beginnen die Morde.
Wir sehen den Killer nie, aber seine Spur ist unübersehbar: eine Leiche nach der anderen. Und jede Leiche hält einen Zimmerschlüssel in der Hand. Erst Nummer 10, dann Nummer 9 und so weiter. Paris rafft es als erste: Das ist ein Countdown. Doch wer wird als letzter übrigbleiben?
Unterdessen im Haus des Richters. Der Häftling Malcolm Rivers wird dem kleinen Tribunal vorgeführt und von seinem Psychiater Mallick befragt. Plötzlich findet sich der Leibwächter Edward Dakota in diesem Raum wieder. Ist das ein Witz oder ein Alptraum?
Mein Eindruck: der Film
°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°
Im Unterschied zu manch anderem Rezensenten hat mich dieser Mystery-Psycho-Thriller nicht sonderlich überzeugt oder gar bewegt. Der Grund ist einfach: Das meiste davon war schon mal zu sehen oder zu lesen.
So ist die Story der Prostituierten Paris zunächst ziemlich genau die Geschichte von Marion Crane in Hitchcocks Meisterwerk \"Psycho\" von 1960. Marion klaut von ihrem Arbeitgeber Geld, Paris von einem Freier. Marion flieht aus der Stadt und landet in einem unscheinbaren Motel auf dem Lande, Paris ebenso. Beide müssen sich um ihre Moneten sorgen. Marion findet bekanntlich im \"Bates Motel\" einen nassen Tod (in der Dusche), Paris hingegen hat Glück: Sie wird von Ed beschützt, was zu einer erotischen Beziehung führt, die allerdings keine Erfüllung findet. Denn um sie zu retten, muss Ed einen letzten Widersacher töten, mit fatalen Folgen.
Das Motel, über dem sich - ebenso wie über dem Haus des Richters - diese ganze Erzählzeit hindurch Tonnen von Wasser ergießen, sieht fast genauso aus wie das Bates Motel, in dem der schizophrene Norman Bates sein Unwesen treibt. Eigentlich fehlen in \"Identität\" nur noch die zahlreichen ausgestopften Vögel, die bei Hitchcock immer Bedrohung, Chaos und Tod ankündigen. Als ziemlich deutlichen Ersatz gibt es Zimmerschlüssel, und zwar in einem Countdown.
Zeigte der Film bislang gute Ansätze zu einem ordentlichen Psychothriller, der statt auf Schizophrenie auf eine multiple Persönlichkeit (über die man schon häufig lesen konnte, zuletzt in Nasaws \"Die Geduld der Spinne\") setzt - im Grunde also eine potenzierte Schizophrenie -, so rutscht die Stimmung der Story im Mittelteil in das Horrorgenre ab. Nicht nur, dass das altbekannte Muster der \"zehn kleinen Negerlein\" verwendet wird, um den Plot zu formen, nein, nun kommt es auch darauf an, a) die Morde zu inszenieren und b) herauszufinden, wer überlebt.
Ohne Vorwarnung schlägt der Tod zu - genau wie in \"Final Destination\" und ebenso schockierend. Einmal gesehen, kann man sich das zweite Sehen sparen. Wichtiger ist die Frage, wer überleben wird. Nach altem Westernmuster schickt der Ex-Polizist Ed Frauen und Kinder weg, um sie in Sicherheit zu bringen. Der rettende Wagen explodiert. Eines ist merkwürdig: Paris lebt, doch das Kind ist weg, wenn auch ohne Leiche, die im Wagen verbrannt liegen müsste. Es ist nur konsequent, wenn dieser verlorene Faden später wiederaufgenommen und einem Abschluss zugeführt wird - allerdings mit einer bösen Pointe.
Vollends uninteressant wird der Film, sobald klar wird, dass alle Akteure Marionetten in der Einbildung des Mörders Malcolm Rivers sind. Sie erkennen diese fatale Lage schließlich sogar selbst. Demzufolge muss sich der Aufenthalt im Motel zu einer mysteriösen Geisterbahn auswachsen, in der nicht nur der unsichtbare Mörder sein Unwesen treibt, sondern sie, seine Opfer, lediglich Statisten in einer Truman Show sind, Marionetten an unsichtbaren Fäden. Wie aber kann der Zuschauer Mitgefühl für Marionetten empfinden? Allenfalls in Filmen wie \"Being John Malkovich\".
Der Regisseur hat zuvor bereits in Eds Auto ein wichtiges Buch platziert: \"Das Sein und das Nichts\" von Jean-Paul Sarte ist ein Grundwerk des philosophischen Existenzialismus der fünfziger Jahre. Darin wird der Mensch als ein Wesen betrachtet, das in eine unbekannte, unbeherrschbare Welt hineingeworfen wurde. In exakt dieser Lage befinden sich die \"Insassen\" des Motels. Sogar der Manager selbst kam nur per Zufall auf diesen Posten, weil er zur rechten Zeit am rechten Ort befand, nachdem der echte Besitzer zuvor an Herzschlag \"gestorben\" war. Natürlich ist auch Officer Rhodes nicht der, für den er sich ausgibt.
Der Zuschauer ist über jede Szene froh, die dieses existenzialistische Dilemma, diese grundlegende Diskrepanz zwischen Subjekt-Welt und Objekt-Dasein, ausnutzt, um ein menschliches Statement zu machen. Das passiert beispielsweise dann, als sich Ed in der Lage und im Rollstuhl des Mörders Malcolm Rivers wiederfindet. Oder als sich Larry, der vermeintliche Manager dieser Menagerie, in einem genial gespielten Monolog aus einer misslichen Lage befreit: Kann er keine gültige Erklärung dafür liefern, dass nicht er der unsichtbare Killer ist, wird Rhodes ihn abknallen. Rhodes (gespielt von einem unheimlichen und unheimlich guten Ray Liotta) gerät in die Rolle der Nemesis, die alle Marionetten, die in dieser Vor-Hölle gefangen sind und ihre Existenz nicht begründen können, mit Eliminierung bestraft. Er ist der Terminator von seines Erfinders Gnaden.
Was den Film jedoch vor der Schublade \"Durchschnitt\" rettet, ist der Umschwung zu Beginn des 3. Aktes. Wir wissen nun, was Sache ist und denken uns nix Böses, da schwenkt die ganze Stimmung von purem Horror zu gut und spannend gespieltem Gerichts- und Psychiatrie-Drama um. Und dann gibt es eine Überraschung nach der anderen - bis zur allerletzten Szene. Fortsetzung folgt?
Die DVD
°°°°°°°°°°°°°
Technische Infos
Bildformate: 16:9
Tonformate: DD 5.1
Sprachen: D, GB
Untertitel: D, GB
Extras:
- Regiekommentar
- Darstellerkommentar
- Making-of (15 Min.)
- Entfallene Szenen (4)
- Vergleich mit dem Storyboard (3 Szenen)
- Trailer
- Filmografien von Mangold, Conney, Cusack, Liotta und Peet
Mein Eindruck: die DVD
°°°°°°°°°°°°°
Auffällig ist an der DVD erst einmal, dass sie zwei Fassungen anbietet: die kurze Kinofassung (ca. 86 Min.) und die etwas längere Extended Version mit den entfallenen Szenen, die etwa sechs Minuten länger ist. So lange sind die vier entfallenen Szenen. Wenn man die Dialoge hört, kann man sich leicht denken, warum sie wegfielen: Sie enthalten jede Menge anzügliche Schimpfwörter und sexuelle Anspielungen, also nicht gerade das, was die Amis für eine PG-13-Freigabe noch durchgehen lassen (genauer: die MPAA).
Während mir das viertelstündige Making-of recht werblich erschien, fand ich die beiden Kommentare sehr aufschlussreich. James Mangold (\"Girl Interrupted\") liefert eine Menge Infos zu den Darstellern und den Dreharbeiten, erklärt aber nicht den Film. Das würde ja auch die Spannung nehmen. Den Kommentar der Darsteller konnte ich aus Zeitgründen nicht anhören. Alle Kommentare sind untertitelt.
Ein selten anzutreffendes Feature ist der Vergleich von fertigen Filmszenen mit dem Storyboard. Dabei sind drei Szenen gegenübergestellt, die ungefähr viereinhalb Minuten lang sind. Welterschütternde Erkenntnisse liefert das Feature zwar nicht, aber für Leute vom Fach könnte es interessant sein, wie die Vorlage umgesetzt wurde.
Filmografien auf Texttafeln (siehe Liste oben) sowie der unvermeidliche Trailer bilden den Abschluss des Bonusmaterials. Alles in allem eine bemerkenswert gute Ausstattung für diese DVD - sogar in der Leihfassung.
Unterm Strich
°°°°°°°°°°°°°
Während ich dem Film wegen fehlender Originalität nur drei Sterne zugestehe, verdient die DVD die volle Punktzahl. Der Film startet mit zahlreichen Klischees und x-mal erfolgreich erprobten Mustern, schwingt sich dann aber ab dem dritten Akt noch einmal auf. Die DVD bietet überdurchschnittlich viel Bonusmaterial, selbst auf der Leihversion.
Michael Matzer (c) 2004ff
Filminfos
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O-Titel: Identity (2003), DVD: 2.2004
FSK: ab 12
Länge: 85 Min. (Kinofassung)
Regisseur: James Mangold
Drehbuch: Michael Conney
Musik: Alan Silvestri
Darsteller: John Cusack, Amanda Peet, Ray Liotta, John McGinley, John Hawkes, Jake Busey, Alfred Molina u.a.
Handlung
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In der Rahmenhandlung hören und sehen wir Dokumente eines Psychiaters namens Mallick (Molina). Sein Patient heißt Malcolm Rivers (Pruitt Taylor Vince) und ist ein mehrfacher Mörder, der unter einer seltenen psychischen Störung leidet: Er leidet unter einer multiplen, also aufgesplitterten Persönlichkeit. An diesem Tag soll der Antrag auf Unzurechnungsfähigkeit nochmals geprüft werden, denn man hat das Tagebuch des irren Mörders gefunden. Im haus des Richters kommen die wichtigsten Beamten, die mit dem Fall zu tun haben, noch einmal zusammen.
Unterdessen tobt in der Wüste von Nevada ein schwerer Regensturm...
Eine brave bürgerliche Familie - George (McGinley), Alice und der kleine Timmy - haben im Regen eine Reifenpanne. Ohne Vorwarnung wird Alice auf der Straße überfahren. Am Steuer des Verursachers sitzt Edward (Cusack), der Chauffeur und Leibwächter der TV-Schauspielerin Carolyn Suzanne (deMornay), ein früherer LAPD-Polizist. Da sie in einem Funkloch stecken, müssen Ed und George - entgegen der Proteste Carolyns - in das nächste Motel fahren, um zu telefonieren.
Leider hat inzwischen die etwas chaotisch veranlagte Prostituierte Paris (Peet), die mit einem Haufen geklautem Geld unterwegs ist, die Telefonleitung beschädigt. Da die Straße durch Überflutung blockiert ist, dreht sie um; der Sprit geht aus. Ed kommt des Weges gefahren, nimmt Paris mit und landet im Graben. Deshalb fahren sie per Anhalter mit dem Pärchen Lou und Ginny (Wm. Lee Scott und Clea duVall) mit, zurück zum Motel. Dort weiß der Manager Larry (John Hawkes) kaum, was er mit diesem Andrang anfangen soll.
Das Maß wird voll, als auch noch der Polizei-Officer Rhodes (Ray Liotta) mit dem Häftling Maine (Busey) auftaucht und Unterkunft sucht. Soweit also der erste Akt.
Dann beginnen die Morde.
Wir sehen den Killer nie, aber seine Spur ist unübersehbar: eine Leiche nach der anderen. Und jede Leiche hält einen Zimmerschlüssel in der Hand. Erst Nummer 10, dann Nummer 9 und so weiter. Paris rafft es als erste: Das ist ein Countdown. Doch wer wird als letzter übrigbleiben?
Unterdessen im Haus des Richters. Der Häftling Malcolm Rivers wird dem kleinen Tribunal vorgeführt und von seinem Psychiater Mallick befragt. Plötzlich findet sich der Leibwächter Edward Dakota in diesem Raum wieder. Ist das ein Witz oder ein Alptraum?
Mein Eindruck: der Film
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Im Unterschied zu manch anderem Rezensenten hat mich dieser Mystery-Psycho-Thriller nicht sonderlich überzeugt oder gar bewegt. Der Grund ist einfach: Das meiste davon war schon mal zu sehen oder zu lesen.
So ist die Story der Prostituierten Paris zunächst ziemlich genau die Geschichte von Marion Crane in Hitchcocks Meisterwerk \"Psycho\" von 1960. Marion klaut von ihrem Arbeitgeber Geld, Paris von einem Freier. Marion flieht aus der Stadt und landet in einem unscheinbaren Motel auf dem Lande, Paris ebenso. Beide müssen sich um ihre Moneten sorgen. Marion findet bekanntlich im \"Bates Motel\" einen nassen Tod (in der Dusche), Paris hingegen hat Glück: Sie wird von Ed beschützt, was zu einer erotischen Beziehung führt, die allerdings keine Erfüllung findet. Denn um sie zu retten, muss Ed einen letzten Widersacher töten, mit fatalen Folgen.
Das Motel, über dem sich - ebenso wie über dem Haus des Richters - diese ganze Erzählzeit hindurch Tonnen von Wasser ergießen, sieht fast genauso aus wie das Bates Motel, in dem der schizophrene Norman Bates sein Unwesen treibt. Eigentlich fehlen in \"Identität\" nur noch die zahlreichen ausgestopften Vögel, die bei Hitchcock immer Bedrohung, Chaos und Tod ankündigen. Als ziemlich deutlichen Ersatz gibt es Zimmerschlüssel, und zwar in einem Countdown.
Zeigte der Film bislang gute Ansätze zu einem ordentlichen Psychothriller, der statt auf Schizophrenie auf eine multiple Persönlichkeit (über die man schon häufig lesen konnte, zuletzt in Nasaws \"Die Geduld der Spinne\") setzt - im Grunde also eine potenzierte Schizophrenie -, so rutscht die Stimmung der Story im Mittelteil in das Horrorgenre ab. Nicht nur, dass das altbekannte Muster der \"zehn kleinen Negerlein\" verwendet wird, um den Plot zu formen, nein, nun kommt es auch darauf an, a) die Morde zu inszenieren und b) herauszufinden, wer überlebt.
Ohne Vorwarnung schlägt der Tod zu - genau wie in \"Final Destination\" und ebenso schockierend. Einmal gesehen, kann man sich das zweite Sehen sparen. Wichtiger ist die Frage, wer überleben wird. Nach altem Westernmuster schickt der Ex-Polizist Ed Frauen und Kinder weg, um sie in Sicherheit zu bringen. Der rettende Wagen explodiert. Eines ist merkwürdig: Paris lebt, doch das Kind ist weg, wenn auch ohne Leiche, die im Wagen verbrannt liegen müsste. Es ist nur konsequent, wenn dieser verlorene Faden später wiederaufgenommen und einem Abschluss zugeführt wird - allerdings mit einer bösen Pointe.
Vollends uninteressant wird der Film, sobald klar wird, dass alle Akteure Marionetten in der Einbildung des Mörders Malcolm Rivers sind. Sie erkennen diese fatale Lage schließlich sogar selbst. Demzufolge muss sich der Aufenthalt im Motel zu einer mysteriösen Geisterbahn auswachsen, in der nicht nur der unsichtbare Mörder sein Unwesen treibt, sondern sie, seine Opfer, lediglich Statisten in einer Truman Show sind, Marionetten an unsichtbaren Fäden. Wie aber kann der Zuschauer Mitgefühl für Marionetten empfinden? Allenfalls in Filmen wie \"Being John Malkovich\".
Der Regisseur hat zuvor bereits in Eds Auto ein wichtiges Buch platziert: \"Das Sein und das Nichts\" von Jean-Paul Sarte ist ein Grundwerk des philosophischen Existenzialismus der fünfziger Jahre. Darin wird der Mensch als ein Wesen betrachtet, das in eine unbekannte, unbeherrschbare Welt hineingeworfen wurde. In exakt dieser Lage befinden sich die \"Insassen\" des Motels. Sogar der Manager selbst kam nur per Zufall auf diesen Posten, weil er zur rechten Zeit am rechten Ort befand, nachdem der echte Besitzer zuvor an Herzschlag \"gestorben\" war. Natürlich ist auch Officer Rhodes nicht der, für den er sich ausgibt.
Der Zuschauer ist über jede Szene froh, die dieses existenzialistische Dilemma, diese grundlegende Diskrepanz zwischen Subjekt-Welt und Objekt-Dasein, ausnutzt, um ein menschliches Statement zu machen. Das passiert beispielsweise dann, als sich Ed in der Lage und im Rollstuhl des Mörders Malcolm Rivers wiederfindet. Oder als sich Larry, der vermeintliche Manager dieser Menagerie, in einem genial gespielten Monolog aus einer misslichen Lage befreit: Kann er keine gültige Erklärung dafür liefern, dass nicht er der unsichtbare Killer ist, wird Rhodes ihn abknallen. Rhodes (gespielt von einem unheimlichen und unheimlich guten Ray Liotta) gerät in die Rolle der Nemesis, die alle Marionetten, die in dieser Vor-Hölle gefangen sind und ihre Existenz nicht begründen können, mit Eliminierung bestraft. Er ist der Terminator von seines Erfinders Gnaden.
Was den Film jedoch vor der Schublade \"Durchschnitt\" rettet, ist der Umschwung zu Beginn des 3. Aktes. Wir wissen nun, was Sache ist und denken uns nix Böses, da schwenkt die ganze Stimmung von purem Horror zu gut und spannend gespieltem Gerichts- und Psychiatrie-Drama um. Und dann gibt es eine Überraschung nach der anderen - bis zur allerletzten Szene. Fortsetzung folgt?
Die DVD
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Technische Infos
Bildformate: 16:9
Tonformate: DD 5.1
Sprachen: D, GB
Untertitel: D, GB
Extras:
- Regiekommentar
- Darstellerkommentar
- Making-of (15 Min.)
- Entfallene Szenen (4)
- Vergleich mit dem Storyboard (3 Szenen)
- Trailer
- Filmografien von Mangold, Conney, Cusack, Liotta und Peet
Mein Eindruck: die DVD
°°°°°°°°°°°°°
Auffällig ist an der DVD erst einmal, dass sie zwei Fassungen anbietet: die kurze Kinofassung (ca. 86 Min.) und die etwas längere Extended Version mit den entfallenen Szenen, die etwa sechs Minuten länger ist. So lange sind die vier entfallenen Szenen. Wenn man die Dialoge hört, kann man sich leicht denken, warum sie wegfielen: Sie enthalten jede Menge anzügliche Schimpfwörter und sexuelle Anspielungen, also nicht gerade das, was die Amis für eine PG-13-Freigabe noch durchgehen lassen (genauer: die MPAA).
Während mir das viertelstündige Making-of recht werblich erschien, fand ich die beiden Kommentare sehr aufschlussreich. James Mangold (\"Girl Interrupted\") liefert eine Menge Infos zu den Darstellern und den Dreharbeiten, erklärt aber nicht den Film. Das würde ja auch die Spannung nehmen. Den Kommentar der Darsteller konnte ich aus Zeitgründen nicht anhören. Alle Kommentare sind untertitelt.
Ein selten anzutreffendes Feature ist der Vergleich von fertigen Filmszenen mit dem Storyboard. Dabei sind drei Szenen gegenübergestellt, die ungefähr viereinhalb Minuten lang sind. Welterschütternde Erkenntnisse liefert das Feature zwar nicht, aber für Leute vom Fach könnte es interessant sein, wie die Vorlage umgesetzt wurde.
Filmografien auf Texttafeln (siehe Liste oben) sowie der unvermeidliche Trailer bilden den Abschluss des Bonusmaterials. Alles in allem eine bemerkenswert gute Ausstattung für diese DVD - sogar in der Leihfassung.
Unterm Strich
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Während ich dem Film wegen fehlender Originalität nur drei Sterne zugestehe, verdient die DVD die volle Punktzahl. Der Film startet mit zahlreichen Klischees und x-mal erfolgreich erprobten Mustern, schwingt sich dann aber ab dem dritten Akt noch einmal auf. Die DVD bietet überdurchschnittlich viel Bonusmaterial, selbst auf der Leihversion.
Michael Matzer (c) 2004ff
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