Kurzgeschichten Testbericht

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Erfahrungsbericht von liskailonka

Echt passiert: die Tante mit dem grünen Hosenanzug

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Nein

EINLEITUNG:
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Diese Geschichte ist nicht erfunden. Es handelt sich um eine wahre Geschichte. Sie passierte im Sommer von 1975. Die Auswirkung davon begriff ich selbst erst Jahre später. Noch heute werde ich belächelt, wenn ich darüber rede, dabei finde ich es ein ernstes Thema. Gibt es Engel?

Geschichte:
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Ich war zehn Jahre alt und träumte noch in meinem Bett. Es war an einem warmen Sonntagmorgen und wir lümmelten alle noch in den Betten herum. Auf einmal ging die Tür meines Zimmers auf und meine Mutter stürzte ins Zimmer; Sorgen und Kummer strahlten aus ihren Augen. Sie drückte mir meine Brille in der Hand und sprach schnell: „ Stehe auf und ziehe dich an; wir müssen noch essen und dann gleich weg“. Sie kehrte mir den rücken zu und verschwand nach unten. Ich sah auf den Wecker; es war erst 09.15 Uhr.

Nach etwa 15 Minuten war ich fertig und humpelte mühsam die Treppe runter. Mein schwerer Unfall lag erst anderthalb Jahre zurück und das Gehen fiel mir, wie heute immer noch, schwer. Ich ging in die Küche und blickte rund; meine älteren Brüder sahen alle ziemlich streng aus und das normale morgendliche Getobe, Gekreische und Gerenne war verstummt. Sogar meine 2 kleine Brüderchen schauten irgendwie traurig aus. Mein Vater war nicht da. Ich fragte meine Mutter was los ist und bekam eine kurze unverständliche Antwort: meine Tante müßte gehen und wir sollten uns noch verabschieden und Papa wäre noch oben im Schlafzimmer. Mehr Erklärung bekam ich nicht. „Tante Fiena geht weg?“, dachte ich verwirrt. Wohin wohl?

Als wir gegessen hatten, wurden wir alle ins Auto gepackt und wir fuhren davon. Auf zur Tante. Mein Vater sah so streng und böse aus wie nie zu vor. Was war doch los? Die Fahrt dauerte gut 20 Minuten und dann waren wir bei der Tante. Wir standen vor der Tür, aufgereiht wie die Orgelspfeifen und bekamen, wie immer, schon eine Ohrfeige im Voraus: Benimmt euch, sollte das heißen.

Drinnen waren viele Leute; Onkels, Tanten, fremde und unbekannte Leute. Alle standen in dem kleinen Wohnzimmerchen herum, aber meine Tante sah ich nicht. Vielleicht in der Küche? Ich bewog mich schon hin, da zog meine Mutter mich am Ärmel in der Richtung vom Fenster. Da stand das Sofa. Ich sah hin und ich sah meine Tante; tief weggesunken in Kissen und begraben unter Decken lag sie da. Sie lächelte mich an und streichelte meine Hand; ich blickte nur doof zurück. Was lief hier ab? Meine Mutter gab mir noch einen sanften Stoß und sagte: „verabschiede dich, deine Tante möchte gehen“. Ich sah meine Tante an; gehen? Wohin denn? Und sie war doch gar nicht angezogen zur Reise?

Meine Tante winkte mich herunter und umfaßte meinen Kopf; Sie drückte mir einen Kuß auf der Stirn und drückte mich ganz fest. Dann gab sie mir ein kleines Päckchen: „Das ist für dich mein Kind. Ich werde in deinem Herzen immer dasein“. Ich sagte danke, knallte ihr einen Schmatz auf der Backe und hinkte davon.

Was war hier los? Wieso tun die erwachsenen so komisch? Ich würde an dem Tag keine Antwort bekommen.

Es klingelte an der Tür und ein großer Mann kam herein. In seiner Hand einen Koffer. Heute weiß ich das es ein Arztkoffer war. Er ging zu meiner Tante und der Pfarrer gesellte sich dazu. Wir beteten alle zusammen. Beten, ja das verstand ich wenigstens. Ich habe immer gerne gebetet und fühle mich in der Kirche wie zu Hause. Dann wurde es still und alle beugten sich zum Sofa. Wir Kinder standen ganz hinten und bekamen nichts mit.

Nach ein paar Minuten fingen alle an zu weinen und zu jammern. Mein Vater drehte sich um und ich bekam einen Schreck; sein Gesicht war hart und weiß wie Marmor und er sprach kein Wort. Er machte Fäuste und lief in den Garten.

Nach 10 Minuten wurde die Heulerei weniger und man fing wieder an zu reden. Flüsternd und hinter der Hand. Nur wir standen mal wieder wie die Orgelspfeifen da. Mein Vater kam rein und kommandierte uns hinaus.

So schnell wie es ging wurden wir ins Auto gepackt und mein Vater raste davon. Zuhause wurden wir alle in unsere Zimmer geschickt. Was nun? Wir haben doch nichts verbrochen? Gemeinheit. Immer diese blöden Erwachsenen. Ich krabbelte mit meinem Hinkebein in den zweiten Stock in mein Zimmer und warf mich wütend und traurig aufs Bett. Wohin war Tante gegangen? Und warum waren alle so traurig gewesen? Ob sie nicht zurück kommt?

Nach einer Weile setzte ich mich auf und fühlte das Päckchen aus meiner Manteltasche stecken. Ich griff danach. Es war in braunem Packpapier gewickelt. Ich wickelte es auf. Darin saß ein grüner Hosenanzug und ein Brief. Der Hosenanzug warf ich zur Seite; erst den Brief lesen. Ich habe ihn heute noch, obwohl die Schrift in Bleistift kaum noch lesbar ist. Meine Tante schrieb darin, das sie mich liebt, daß ich fleißig lernen soll, immer meine Gebete sagen muß und auch Eins für ihr, daß ich meine Eltern nicht ärgern soll und mehr so Ratschläge. Dann kam sie auf den Hosenanzug zu sprechen. Meine Mutter sollte mir den passend machen auf der Nähmaschine. Er sei ja nun noch fast neu und ich fand ihn doch so schön. Sie schrieb weiter, daß sie immer bei mir sein würde solange ich an sie denke.

Ja, der grüne Hosenanzug. Der hatte sie erst vor 4 Monate aus Spanien mit gebracht. Ich fand ihn toll, weil er geschnitten war wie ein Tropenanzug. Zur der Zeit war ich ganz vernarrt in Tarzan. Meine Tante war eine winzige Tante; kaum ein Kopf größer wie ich. Ich würde sie bald über den Kopf wachsen, kicherte sie immer. Sie trug den Anzug immer wenn sie bei uns kam, weil sie wußte daß ich den so toll fand.

Einige Tage später war wohl die Beerdigung meiner Tante. Wir Kinder durften nicht mit und darüber geredet wurde bei uns auch nicht. Wir Kinder begriffen ja nicht einmal daß meine Tante Tod war. Für uns fingen die Sommerferien an; das war viel wichtiger.

In den Ferien machte meine Mutter mir den Anzug passend auf ihre Nähmaschine und ich war sehr glücklich damit. Ich machte mir überhaupt keine Gedanken über meine Tante. Der Anzug war jetzt mein und das war schön. An meinen ersten Schultag nach den Ferien, wollte ich unbedingt in meinem Anzug dort antanzen. Mein Vater erlaubte mir jetzt endlich auch alleine zur Schule zu gehen; bis da wurde ich die 600 Meter gebracht. Ich mußte 2x über die Straße gehen um bei der Schule zu kommen. An der ersten Ampel angekommen, wartete ich geduldig auf Grün und blickte zur anderen Straßenseite. ????????? Noch mal hinsehen. ???????????? Tante? Was macht die da? Ich hob meinen Arm zum Winken und suchte ihren Blick mit Meinem; sie war weg. Ach, vielleicht war es jemand anders.

So ging das ein paar Tage, ein paar Monate und den Rest meiner Schuljahre. Immer war meine Tante an der anderen Straßenseite. Ein flüchtiger Moment nur; mit einem Lächeln auf den Lippen stand sie da. Und dann war sie weg. Ich habe nie darüber gesprochen, bis das ich 25 war. Den Anzug hatte ich schon lange nicht mehr. Irgendwann wurde einen Putzlappen daraus und irgendwann wurde der auch weggeworfen.

Als ich an meinem letzten Schultag wieder zur Ampel lief, sah ich meine Tante nicht. Wo war sie? Tante? "Bist du jetzt im Himmel Tante?", dachte ich. Am nächsten Tag ging ich wieder über die Straße; ich wurde von einem roten Auto überfahren und brach mir sämtliche Knochen. Da verstand ich, warum meine Tante immer da gewesen war. Sie hat auf mich aufgepaßt, bis das ich selber groß genug dafür bin. Al die Jahre war nichts passiert und einmal ist sie nicht da und ich lande unter einem Auto. Gut, mir war jetzt alles klar. In Zukunft soll ich selber aufpassen. Danke Tante!

Kleine Erklärung zum Schluß:
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Heute weiß ich das meine Tante gestorben ist durch Euthanasie; freiwillig und in vollem Bewußtsein. Sie nahm ganz bewußt Abschied von ihren Lieben und ging so wir ihr Charakter war; sanft und friedlich. Bei uns wurde nie über den Tod geredet und als ich mit 25 endlich erzählte daß ich Tantchen noch jeden Tag sehe, wurde ich nur blöd angeguckt.

Ich bin davon überzeugt das meine Tante über Jahre mein Schutzengel war und ich bete immer noch für sie, damit sie jetzt bei Gott ihre Ruhe findet. Ja, ich glaube in Engel.
COPYRIGHT ILONKA LISKA

----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-10-16 10:59:41 mit dem Titel Teil 1: 21.10.2280

Heute ist es endlich, soweit; ich werde endlich eine Jungfernfahrt mit meiner Zeitmaschine unternehmen. Ganze 6 Jahre Arbeit stecken in dieser Maschine die mich durch Raum und Zeit bringen soll und die letzten Testreihen verliefen alle ohne Probleme. Heute werde ich diese Erfindung an die Öffentlickeit präsentieren und beweisen das die Vergangenheit und die Zukunft für uns offen liegen und das wir alle Geheimnisse der Geschichte enträtseln können.

Ich bin nervös, mein Magen verkrampft sich und ich bin mir nicht mehr so sicher über mein Vorhaben....ob es richtig ist durch Raum und Zeit zu reisen? Was ist, wenn ich unbewußt etwas in der Vergangenheit verändere und damit die Zukunft? Mir wird schlecht bei dem Gedanken, daß ich sogar in der Vergangenheit stranden könne und nie wieder in meiner eigenen Zeit zurückkehren kann. Während mich diese wirre Gedanken befallen, packe ich schnell ein paar Sachen in meinem Rucksack, wovon ich denke, daß ih sie unterwegs brauchen kann. Streichhölzer, Taschenlampe mit Dynamobetrieb, einen Verbandskasten, mein Schweizer Taschenmesser und ein Seil, ein paar Müsliriegel und natürlich mein Taschentuch. Ich habe heute nicht vor eine lange Zeitreise zu machen; der Inhalt vom Rucksack ist nur für Notfälle gedacht.

Endlich ist es 10 Uhr und der erste Journalist klingelt schon Sturm an der Tür. Meine Haushälterin läßt ihn herein und führt ihn direkt in der Garage, wo ich ein paar Stühle um der Zeitmaschine herum aufgestellt habe. Jetzt höre ich nur noch Gebimmel an der Haustüre und mir wird klar, daß der große Moment bald gekommen ist. Ich muß mich der Presse stellen und meine Zeitmaschine enthüllen.......Ich trete der hungrigen Pressemeute entgegen und ich beantworte Fragen über Fragen; nicht mal ausreden läßt man mich und schon kommt die nächste Frage. Die Journalisten sind zum Teil begeistert, zum Teil skeptisch und der Journalist aus Kanalodien verhöhnt mich sogar. Dann wartet mal ab.............mit einem riesigen Schwung ziehe ich das Verdeck von der Zeitmaschine und ich schmunzele innerlich, wenn ich die verblüfften Blicke im Raum sehe. Auf einmal ist es still und alle starren auf meiner Maschine, die viel weg hat von einem Auto ohne Räder und einem Helikopter mit Flügel.

Es ist 13 Uhr. Zeit zu gehen und die Journalisten zu beweisen, daß meine Erfindung funktioniert. Ich verstaue meinen Rucksack im Gepäckhalter meiner Zeitmaschine und setze mich rein. Ich schalte die Maschine an und ich erfreue mich bei dem Anblick der vielen aufleuchtenden Lämpchen; bis jetzt funktioniert es. Wo reise ich hin? Während ich mir mein Reiseziel noch überlege, fällt mein Blick auf einer der anwesenden Journalistinnen. Am Hals trägt sie eine Kette und daran sehe ich einen Anhänger in der Form eines Skarabeus. Mein Reiseziel steht fest … ich reise zuerst in das Ägypten zur Zeit von König Snofru. Hmmmmm, wann war das auch wieder? Ich denke mal das 2470 vor Christus reichen muß. Schnell stelle ich die Digitalanzeige auf Zeit und Ort ein, blicke noch einmal auf die Anwesenden im Raum und dann aktiviere ich den Countdown.

10, 9, 8, 7, 6, 5, 4, 3, 2, 1, 0........es geht ein Ruck durch die Zeitmaschine und alles wird dunkel um mich herum. Nur 2 Sekunden und dann ist es auch schon wieder hell. Ich sehe mich um und sehe Wände aus Stein die mich umringen. Hat es nicht funktioniert? Bin ich hier richtig? Schnell kontrolliere ich die Anzeige auf dem Display; alles stimmt....langsam steige ich aus meiner Zeitmaschine aus und nehme meinen Rucksack aus dem Gepäckbehälter. Es ist recht dunkel in dem Raum, wo ich mich jetzt befinde und so nehme ich gleich die Taschenlampe zur Hand. Während ich den Dynamo betätige, flakkert langsam ein Lichtbündel auf und ich kann endlich die Wände näher untersuchen. Es steht fest, daß ich mich nicht mehr in meiner Garage befinde, denn ich sehe komische Schriftzeichen und Malereien an der Wand, die ich in meiner Garage nicht habe. Ich sehe mir die Schriftzeichen genauer an und stelle fest, daß ich hier auf Hieroglyphen blicke die erst wenige Tage alt sind und zugleich auch schon fast 5000 Jahre alt sind. Die Farben der Malereien sind noch ganz frisch und man kann den feuchten Duft des Lehms noch riechen. Ich vermute, daß ich in einer Pyramide bin; zeitlich müßte es hinkommen. Ich versuche einen Ausgang zu finden um mir die Welt da Draußen ansehen zu können. Endlose Gänge und Kammern passiere ich auf meinem Weg durch die Pyramide. Unterwegs stoße ich auf Sackgassen und irre eigentlich nur wild umher. Ob ich nachher meine Zeitmaschine noch finde? Auf einmal stehe ich in einer großen Kammer voller Kunstgegenstände und Kanopen; dies muß eine Grabkammer sein, denke ich, aber wo ist der Sarkophag? Mit glänzenden Augen schaue ich mich in der Grabkammer um; anscheinend ist die Pyramide noch nicht fertig oder der König ist noch nicht gestorben und deshalb ist die Kammer noch \"unbewohnt\"? Obwohl? Die Kanopen mit den mumifizierten Eingeweiden des Königs stehen schon hier. Mir wird klar, daß ich Zeuge werde einer königlichen Beisetzung und das man den Sarkophag des Königs jeden Moment hereinbringen kann. Das muß ich mir ansehen! Ich verstecke mich hinter einem Regal mit kleineren Kunstgegenständen und warte ab - die Taschenlampe lasse ich ausgehen.

Ich döse vor mich hin in der schwülen und feuchten Luft die der Grabkammer hängt, als ich aus der Ferne Geräusche höre und ein schwaches Licht auftauchen sehe am Ende des Ganges das immer näher kommt. Ich setze mich gerade und achte darauf, von niemanden gesehen werden zu können; jetzt wird es spannend. Langsam kommt ein Pulk Menschen näher; ich höre wie der Priester die Totengebete spricht und sehe wie man langsam einen Sarkophag in den Raum schleppt. Ich bin fasziniert, wage kaum zu atmen......DAS muß man gesehen haben! Ich werde Zeuge, wie der Priester die letzten Rituale abhält und wie man den König an seinen Platz stellt; der Sarkophag ist aus schwarzem Granit und über und über besäht mit Hieroglyphen. Einige Sklaven tragen noch mehr Kanopen und Schätze in der Grabkammer und die Luft wird langsam stickig. Etwa 20 Menschen tummeln sich jetzt in der Kammer und die brennenden Fackeln nehmen uns langsam den Sauerstoff.

Endlich ist das Ritual zu Ende und der Priester verneigt sich ein letztes Mal vor seinem König. Alle verlassen die Grabkammer und es wird wieder dunkel. Noch während meine Augen versuchen sich an die Finsternis zu gewöhnen, höre ich schon wieder Geräusche; als würde man etwas vor sich her schieben. Ich traue mich nicht, die Taschenlampe an zu machen und starre durch das Dunkel zum Eingang der Kammer und sehe gerade noch, wie man eine riesigen Stein vor den Eingang schiebt. Ein dumpfer Schlag verrät mir, das der Stein jetzt fest in seiner Verankerung sitzt und ich die Kammer auf dem Weg nicht verlassen kann um draußen nach zu gehen. Ich werde den Weg zurückgehen müssen, den ich gekommen bin.

Ich warte noch zehn Minuten, ehe ich mich traue die Taschenlampe an zu machen; langsam klettere ich hinter dem Regal hervor und nähere mich dem Sarkophag um mir diesen an zu sehen. Die Hieroglyphen faszinieren mich, obwohl ich sie nicht lesen kann. Mit meine Finger fahre ich langsam über die Schriftzeichen und präge sie mir ein; wieder zurück in meiner eigenen Zeit, werde ich in der Bibliothek nachsehen, bei wessen Beisetzung ich jetzt Zeuge war.

Es wird Zeit diesen Ort wieder zu verlassen; bei meiner nächsten Zeitreise muß ich unbedingt eine Lebensmittelration einpacken. Nachdem ich noch etwa drei Stunden durch die Pyramide geirrt bin, stehe ich endlich wieder vor meiner Zeitmaschine und bin doch sehr froh sie gefunden zu haben. Ein letzter Blick auf die verzierten Wände und ein letzter Gedanke an den König und ich steige in meiner Zeitmaschine ein. Ich programmiere das heutige Datum und aktiviere erneut den Countdown.........fast direkt danach, befinde ich mich wieder in meiner Zeit und in meiner Garage. Ich blicke auf die Uhr. Es ist 13.01 Uhr.

Fortsetzung folgt.

Teil 1: 21.10.2280

----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-10-17 09:11:12 mit dem Titel Teil 2: EL-RASHID.

Fortsetzung von: Teil 1. Heute ist es der 21.10.2280.


Ich sitze am Frühstückstisch und überdenke den gestrigen Tag; vieles ist passiert und ich muß es erst mal verdauen. Als ich um 13.01 Uhr wieder aus meiner Zeitmaschine stieg in der Garage, da stürzten sich die Journalisten auf mich und es war ein Stimmgewirr ohne Ende das mich überspülte. Meine Haushälterin stand rührlos und blaß in einer Ecke und schaute mich an alsob ich ein Gespennst wäre. Nachdem ich mich endlich aus dem Pulk der Journalisten befreien konnte, hatte ich endlich genug Luft um eine Rede abzuhalten und ihre Fragen zu beantworten. Auch ich hatte Fragen an den Journalisten betreffende ihre Wahrnehmungen während meiner Zeitreise.


Uta Kim, die Journalistin mit dem Skarabeus-Anhänger, hatte sich bis auf die erste Reihe vorgedrängt und erzählte mir kurz und knapp, was sie gesehen hatte und ich war überrascht über ihre Worte; nachdem ich um 13 Uhr den Countdown aktiviert hatte, sagte sie, hatte es einen riesigen Blitz in der Garage gegeben und plötzlich war ich, samt Zeitmaschine, verschwunden. Alle Anwesenden hätten auf einer leeren Stelle gestarrt, dort, wo gerade noch die Zeitmaschine gestanden hatte. Ehe sie sich dann alle vom Shock erholt hatten, hätte es schon wieder geblitzt und die Zeitmaschine war wieder aufgetaucht - genau eine Minute nach meinem Verschwinden.


Bis spät in die nacht habe ich gestern noch die Fragen der Journalisten beantwortet und ich denke über die Worte von Frau Kim nach; wieso war die Zeitmaschine nur 1 Minute verschwunden, obwohl ich über 6 Stunden im Jahre 2470 verweilt hatte? Viele der Journalisten glauben mir kein Wort und sehen die Zeitmaschine und ihr Verschwinden als ein großer Zaubertrick. Irgendwie muß ich bei der nächsten Zeitreise einen Beweis mitbringen, der bezeugt, daß ich wirklich in der Vergangenheit war, damit auch die Ungläubigen davon überzeugt sind, daß ich wirklich \"weg\" war. Vielleicht sollte ich das nächste Mal Foto\'s machen; das dürfte eigentlich Beweis genug sein.


Nach dem Frühstück gehe ich in der Küche um noch etwas mit meiner Haushälterin zu besprechen; auf dem Küchentisch finde ich einen Zettel: \"Herr Professor Heyne, hiermit kündige ich mit sofortiger Wirkung. In so einem gottlosen Haus möchte ich nicht arbeiten. Mit freundlichem Gruß, K. Berger.\" Nanu? Gottlos? Meine Forschung ist gottlos? Ich finde nichts gottloses an meiner Forschung und gerade jetzt im Jahre 2280 ist die Forschung um die Vergangenheit wichtiger denn je; in der Vergangeheit liegen Rätsel verborgen die immer noch auf ihre Lösung warten.


Ich gehe in meiner Bibliothek und nehme mir ein Geschichtslexikon heraus und suche nach Pyramiden und Pharaonen; vielleicht finde ich heraus, bei wessen Beisetzung ich gestern Zeuge war. Immer noch stehen mir die Bilder des Sarkophags deutlich vor Augen, als wäre ich erst gerade dort gewesen. Nach etwa 4 Stunden Bücherwälzen und Recherche, habe ich auf einmal ein Bild gefunden, das genau den Sarkophag zeigt, den ich gestern gesehen habe. Die Bildunterschrift lautet: König Chefren, 4. Dynastie. Ich bin sprachlos; es war kein Traum und keine Einbildung, was ich gestern erlebt habe. Es war Realität!


Mir wird klar, daß wenn ich in der Vergangenheit Foto\'s mache, ich diese nur von Sachen machen kann, die heute irgendwo in einem Museum stehen und die ich noch an ihren Originalschauplätzen vorfinde; anders ist es kein Beweis für meine Zeitreise. Vielleicht sollte ich sogar die Zeitmaschine ausbauen und irgendwann Zeugen mitnehmen auf meiner zeitreise? Ich überlege, wo ich \"hinfahren\" könnte um einen solchen Beweis für meine Zeitreisen zu finden. Wieder zurück in das Jahr 2470? Aber ich weiß nicht mal, ob ich wieder dort lande, wo ich gestern war. Vielleicht lande ich zwar in der gleichen Zeit aber an einen anderen Ort; ich muß dringend prüfen, ob ich die Navigation der Zeitmaschine genauer einstellen kann, damit ich auch später zu besuchten Orten zurückkeheren kann.


Ich blättere durch das Geschichtslexikon, auf der Suche nach einem geeigneten Ort für meine nächste Zeitreise. Irgendwie muß ich ein wichtiges Ereignis in der Vergangeneheit beiwohnen um die Skeptiker davon zu überzeugen, das Zeitreisen wirklich möglich sind. Auf Seite 1235 werde ich fündig; ich werde in das Jahr 1799 reisen!


Schnell gehe ich in mein Schlafzimmer und suche mir meine Sachen zusammen, die ich für die nächste reise brauche. Ich entscheide mich für meinen Tropenanzug - wahrscheinlich dürfte der sich heute kaum unterscheiden von den damaligen Tropenanzügen. Meine Digitalkamera und ein Fernglas wandern in den Rucksack. Ich ziehe mich um und werde von Minute zu Minute nervöser. Ich kann es kaum noch abwarten in die Vergangenheit zu reisen und dort eine sehr wichtige Ausgrabung beizuwohnen. Mein Herz schlägt mir bis in den Hals. Kaum 10 Minuten später bin ich auch schon reisefertig und eile in die Küche um auch noch ein paar Butterbrote für \"unterwegs\" einzupacken.


In der Garage angekommen, starre ich auf die Zeitmaschine und denke über mein Reiseziel nach; das Jahr 1799, die Ausgrabung bei der die Soldaten von Napoleon den Stein von Rosette fanden. Wenn ich diese Ausgrabung fotografieren kann, dürfte ich Beweis genug haben, denn der Stein befindet sich bereits seit dem Jahr 1802 im Britischem Museum in London. Die Ausgrabungsbilder die ich mache, werden also echte Zeitdokumente sein und somit alle Skeptiker für immer das Schweigen auflegen.


Ich kontrolliere noch mal meine Ausrüstung und meine Zeitmaschine. Auch lege ich einen Zettel auf der Werkbank in der Garage, mit den Zielkordinaten meiner reise, für den Fall daß ich in der Vergangenheit stecken bleiben sollte. So ganz wohl ist mir eigentlich nicht dabei, daß jetzt niemand weiß daß ich verreise und wohin. Noch ein letzter Blick durch meine Garage und dann gebe ich mir selbst einen Ruck und steige in die Zeitmaschine ein. Ich programmiere die Ziekoordinaten: 1799, El-Rashid. Der Countdow wird aktiviert und ich werfe schnell einen letzten Blick auf die Uhr: 17 Uhr.


Genau wie gestern wird es erst dunkel und dann wieder hell um mich herum und schon scheine ich im Jahre 1799 angekommen zu sein. Mir fällt direkt die erdrückende Hitze auf, die mich umringt. Zumindest scheine ich am richtigen Ort angekommen zu sein, die Wüste bei El-Rashid. Meine Zeitmaschine ist dieses mal hinter einem Schuppen \"gelandet\" und ich bin froh, daß ich nicht mitten auf dem Marktplatz des Dorfes stehe mit der Maschine. Ich hätte wahrscheinlich viel Aufsehens gemacht. Ich muß wirklich etwas an der Navigation basteln, denke ich, damit ich die Zeitreisen genau auf Sekunde und Ort planen kann.


Ich verlasse die Zeitmaschine und beobachte meine Umgebung. Scheinbar bin ich wirklich in der Wüste gelandet und ich sehe nur hier und dort einen Schuppen und ein vereinsamtes haus stehen. Mit dem Rucksack über die Schulter geworfen, mache ich mich auf dem Weg; ich muß die Ausgrabungsstätte finden.


Nach einigen Stunden zwingt mich die Erschöppfung fast in die Knie; ich habe immer noch nicht rausgefunden, wo ich genau bin und irre nur umher. Meine Butterbrote sind alle und ich habe kaum noch Wasser in meiner Feldflasche. Entweder ich finde bald die Ausgrabungsstelle, oder ich muß zurück zur Zeitmaschine. Ich darf nichts riskieren und muß sehen, daß ich wieder gesund nach Hause komme; in meiner Zeit. Ich schleppe mich noch eine halbe Stunde durch den heißen Wüstensand und entdecke in der Ferne einige Bäume; eine Fatamorgana oder doch eine Oase? So schnell wie mich meine Füße tragen könne, eile ich auf die Bäume zu. Glück gehabt; es ist eine Oase. Ich lasse mich in das kühle Gras nieder und versuche eine klaren Gedanken zu fassen. Ich muß verrückt sein, mich so unvorbereitet auf diese Zeitreise begeben zu haben. Ob ich zur Zeitmaschine zurückkehren soll?


Mein Forscherdrang ist größer als meine Unsicherheit und ich will aufstehen um meinen Weg fortzusetzen, als ich plötzlich Stimmen höre, die sich der Oase nähern. Ich lausche und harre die Dinge die da jetzt kommen werden. Dann tauchen auch die Menschen auf, deren Stimmen durch die Wüste geweht kamen. Ich sehe eine Reisgruppe die aus Kamelen, Pferde, Soldaten und Nomaden besteht. Sie nähern sich der Oase schnell und ich überlege mir was ich tun soll; ich glaube ich stelle mich einfach als gestrandeter in der Wüste dar. Meine Tropenkluft dürfte glaubwürdig genug sein. Endlich sind die Wanderer bei der Oase angekommen und ich sauge jedes Detail in mir auf; ein Jammer, daß ich jetzt keine Bilder machen kann.


Einer der Nomaden bemerkt mich und nickt mir zu. Sein Blick ist zwar argwöhnisch, aber nicht feindlich. Auch die Soldaten haben mich jetzt bemerkt und kommen auf mich zu. Die Uniformen sind eindeutig napoleonisch und mir wird bewußt, daß ich zumindest in der Nähe der Ausgrabungsstelle gelandet sein muß. Der Nomade der mich vorhin zugenickt hat, gesellt sich zu den Soldaten die mich jetzt umringen und spricht mich an. Ich vertstehe kein Wort von seiner Sprache; anscheinend Arabisch oder einer der vielen Wüstendialekte. Ich zucke mit den Schultern und schaue ihn fragend an. Der Nomade spricht die Soldaten an. Ich glaube er ist der Dolmetscher der Truppe, denn jetzt spricht er Französisch. Leider verstehe ich auch das nicht und ich denke über eine Verständigungsmöglichkeit nach. Ob die auch Englisch verstehen? Ich nehme all meine Mut zusammen und spreche einer der Soldaten auf Englisch an; zuerst stelle ich eine einfache Frage, damit man mich nicht aus Versehen als Feind ansieht. Die Soldaten horchen auf und einer dreht sich um zu seinen Kumpels und anscheinend macht er einen Witz über micht, denn es steigt ein lautes Gelächter auf nach seinen Worten.


Während die Soldaten dastehen und dumm gackern, drängt sich eine Person aus dem Hintergrund nach vorne. Er trägt eine tropenuniform, die meiner sehr ähnlich sieht. Er stellt sich vor, und zwar auf Englisch; seine Name ist Rubin und er ist Wissenschaftler. Er arbeitet für Napoleon und ist Leiter der Ausgrabung, die hier in der Nähe stattfindet. Ich bin unendlich erleichtert, zu hören, daß ich fast um Ziel bin: El-Rashid. Schnell erkläre ich Mr. Rubin, wie ich hier in der Oase gelandet bin, natrülich ohne die Zeitmaschine zu erwähnen, und rede etwas über ein gestraucheltes Pferd und einem Sturz. Anscheinend glaubt man mir und ich werde eingeladen, doch das Abendmahl mit der Gruppe zu teilen und bei ihnen im Camp zu übernachten. Dankend nehme ich diese Einladung an; ich sterbe fast vor Hunger.


Die Nomaden schlagen ein Zeltlager auf und die Sonne sinkt schnell über den Wüstenhorizont; schon bald ist es dunkel und wir sitzen in geselliger Runde um das Lagerfeuer und lassen uns die Mahlzeit schmecken. Mr. Rubin und ich unterhalten uns angeregt und ich erfahre sehr viele interessante Details über die Ausgrabung bei El-Rashid. Man hat dort Überreste gefunden von einer sehr alten Kultur die man auf das Jahr 200 vor Christus datiert; die Ptolemäische Herrscher hatten hier ihren Sitz. Die Soldaten gehören zu dem Fort Julien, das nur wenige Kilometer vom Grabungsort entfernt ist und sie helfen mit, die Artefakte zu bergen.


Die Nacht bringt Verkühlung und immer mehr Menschen ziehen sich in ihre zelte zurück. Schon bald darauf sitzen nur Mr. Rubin und ich noch am Lagerfeuer und auch ich möchte endlich schlafen gehen. Die Zeitmaschine ist vergessen und ich bin nur noch darauf gebrannt morgen endlich dabei zu sein, wenn Rubin endlich den Stein von Rosette findet. Mr. Rubin verabschiedet sich auch und sagt mir noch einmal, das er sich sehr darüber freuen würde, wenn ich mich die Reisegruppe anschliessen würde; schließlich sind wir ja Kollegen und die Entdeckungen die er machen würde, könnten bereits morgen die Welt verändern. Wie recht du doch hast, denke ich und ziehe mich jetzt auch in meinem Zelt zurück. Morgen wird sich die Welt wirklich verändern.


Fortsetzung folgt......


Teil 1. Heute ist es der 21.10.2280

Teil 2. El-Rashid.

----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-10-19 11:26:24 mit dem Titel TEIL 3: FORT JULIEN.

Fortsetzung von: Teil 2. El-Rashid.

Ich liege im meinem Zelt und horche die Geräusche im Camp. Fußstapfen die hin und her traben, das Geklirr von Kochtöpfen und Geschirr und die Schreie von den Nomaden, die ihre Kamele zum Brunnen in der Oase führen. Still liege ich da und halte die Augen noch geschlossen, damit der Zauber der letzten Nacht nicht ganz verschwindet. Noch lange hatte ich wach gelegen und über die Worte von Professor Rubin, der englische Wissenschaftler der für Napoleon arbeitet, und mir wird es ganz warm ums Herz, wenn ich daran denke heute endlich am Ziel dieser Zeitreise zu kommen. El-Rashid!

In Gedanken lasse ich die Bilder aus meinem Geschichtsbuch noch mal Revue passieren. Auf zahlreichen Seiten habe ich dort über den \"Stein von Rosette\" lesen können und ich werde heute Zeuge sein, wenn dieses Artefakt gefunden wird. Wer hätte sich jemals vorstellen können, dass es mir tatsächlich gelingen würde, die grenzen von Zeit und Raum zu überqueren? Wie viel Zeit wohl vergangen ist in meiner Zeit seid ich hier bin? Wieder nur eine Minute? Ich muss unbedingt ausrechnen welche Relation besteht zwischen meine Aufenthalte in der Vergangenheit und das Fortschreiten der Zeit in meiner Zeit. Während ich so über verschiedene mathematische Berechnungen nachdenke, krabbele ich unter den Decken hervor, die mir die Nomaden für die Nacht überlassen hatten. Da ich i meiner Kleidung schlafen musste, sieht die jetzt ziemlich mitgenommen aus, aber ich vermute dass die anderen Mitglieder \"meiner\" Gruppe in etwa gleich ramponiert aussehen; schließlich ist ein Zeltlager kein 5-Sterne-Hotel.

So gut wie es geht richte ich meine Kleidung und putze mir mit meinem Taschentuch durchs Gesicht; für heute muss das reichen. Ich verlasse das Zelt und werde dabei fast von einem Kamel plattgetrampelt; die Nomaden sind immer noch dabei, die Kamele zur Tränke zu führen und sie zu füttern mit Getreide, das die Kamele selbst in Säcke auf den Rücken tragen. Freundlich grinst mich ein junger Nomade an und klopft das Kamel kameradschaftlich auf die Flanke. \"Professor Heyne! Professor Heyneeeeee?\" Jemand ruft mich und ich suche nach der Herkunft der Stimme; da fällt mein Blick auf das Lagerfeuer. Dort steht Professor Rubin und winkt mir zu; ich soll mich zu ihn gesellen. Gesagt, getan und ich nehme neben Rubin Platz, der mir direkt eine Tasse heißen Tee in die Hände drückt. \"Das wird die Kälte der Nacht aus ihren Knochen vertreiben\", sagt er und kloppt mich auf die Schulter. Der Tee ist wirklich heiß und ich verbrenne mir fast die Lippen an dem Getränk. Rubin erzählt mir von El-Rashid und das Fort Julien, das dort gelagert ist. Napoleon hat sich in den Kopf gesetzt große Reichtümer und Artefakte nach Frankreich zu schaffen und so werden internationale Wissenschaftler von hier nach da und zurück geschickt um die Wüste umzugraben, auf der Suche nach Mumien und Schätzen. Rubin kommt aus England, erzählt ihr mir, aber er arbeitet gerne für Napoleon, weil er so endlich mal die Gelegenheit bekommt etwas von der Welt zu sehen; außerdem zahlt Napoleon nicht mal schlecht.

Langsam wird um uns herum das camp wieder zusammen gepackt und ich verspüre Aufregung in mir. Rubin hat mir vorhin erzählt, das es keine 7 Kilometer mehr sind, bis wir El-Rashid erreichen. Zuerst müssen wir aber erst noch nach Fort Julien um einige Artefakte zu sichten, die man gefunden hat während man Baumaterial und Steine suchte um das Fort auszubauen. Nun gut, denke ich, vielleicht bekomme ich da auch eine Gelegenheit einige Fotos zu machen, die als Beweismaterial für meine Zeitreisen dienen können. Vielleicht gibt es gar keine Bilder von Fort Julien und ich komme mit einzigartige Zeitdokumente nach Hause. Kaum eine Stunde später sieht die Oase wieder verlassen aus; Zelte abgerissen, Kamele bepackt und alle stehen fertig zur Weiterreise. Es ist gerade erst 7.30 Uhr und schon geht die Reise weiter. Einer der Nomaden hilft mir dabei um auf sein Kamel zu klettern; anscheinend stelle ich mich dabei sehr ungeschickt an - ich höre leises Gekicher und Gemurmel hinter mir. Endlich sitze ich fest im Kamelsattel und sein Besitzer nimmt die Zügel in der Hand und trampelt fast im Gleichschritt neben seinem Kamel. Schon nach wenigen Metern wird mir schwindlig und sogar der Tee möchte wieder den Weg in die Freiheit antreten. Worauf habe ich mich da eingelassen?

Die Stunden wollen einfach nicht vergehen; wir kommen nur langsam weiter durch den Wüstensand und die Sonne scheint unbarmherzig auf unsere Köpfe. Zweimal habe ich die Gruppe aufgehalten, weil ich unbedingt vom Kamel runter musste, um mich zu übergeben. Ich bin seekrank ohne Ende von dem Geschaukel auf dem Kamel. Das erste Mal haben die Anderen noch gebrüllt vor Lachen, aber bereits beim zweiten Mal, sah ich irritierte Blicke. Ich habe mir vorgenommen nicht mehr vom Kamel zu steigen, bis wir Fort Julien erreicht haben — so schwer es mir auch fällt.

Endlich. Endlich. In der Ferne sehe ich ein Gebäude auftauchen; das muss Fort Julien sein! Mittlerweile ist es schon fast 14 Uhr geworden und ich höre alle um mich herum jammern, dass sie nun endlich essen möchten. Zwanzig Minuten später treffen wir im Fort ein und die ganze Karawane verschwindet hinter den großen Holztoren des Forts. Als ich vom Kamel runtersteige, versagen mir die Knie und ich lande als Putzlappen im Sand. Irgendwie scheint das wieder zur allgemeinen Erheiterung bei zu tragen; ein lautes Gegröle schallt über den Vorplatz des Forts. Wir werden zu den Baracken geführt, wo wir uns etwas frisch machen können und ein wenig Erholung von den Strapazen. Rubin scheint nicht müde zu sein und begibt sich sofort zu der Baracke, wo die Artefakte aufbewahrt werden und lässt mich alleine auf meiner Pritsche zurück. Ich versuche ein wenig zu schlafen, aber die Geräusche die von draußen kommen halten mich wach. Im Fort geht es zu wie in einem Bienenkorb. So quäle ich mich geschlagene dreißig Minuten auf meiner Matratze herum und gebe es danach auf, endlich ein wenig Schlaf zu finden. Ich stehe auf und mache mich ein wenig frisch, mit dem Wasser das in einer Schüssel auf dem Tisch steht. Mir ist schlecht vor Hunger und das Geschaukel auf dem Kamel hat meine Knochen kein gut getan. Ich sehe mich selbst im Spiegel an und kann nur seufzen; Jammergestallt. Ich verlasse die Barracke und mache mich auf der Suche nach Professor Rubin, der noch irgendwo im Fort sein muss.

Ein wenig später habe ich Rubin gefunden. In einer Barracke am anderen Ende des Forts, steht er über einen Tisch gebogen und studiert dort kleine Gegenstände. Als ich mich dem Tisch nähere, sehe ich das es Scherben von Töpfe sind, mit darauf komische Schriftzeichen. Allerdings sehen diese Schriftzeichen nicht aus wie Hieroglyphen, denke ich und frage mich selbst um was für Sprache es sich dabei handelt. Rubin begrüßt mich freundlich und kann es nicht lassen mich noch mal zu necken wegen meiner Seekrankheit. Danach zeigt er mir die Artefakte die da auf dem Tisch liegen und erklärt mir, das es sich hierbei um eine für ihm noch unbekannte Sprache handelt die durch die Schriftzeichen vermittelt wird. Er wüsste nur zu gerne was da geschrieben steht, damit er Schlüsse ziehen kann auf die Kultur, die hier einst gelebt hat. Wenn er nur wüsste, denke ich, und werde schon ganz nervös bei dem Gedanken, dass wir bald des Rätsels Lösung finden werden.

Rubin und ich befassen uns weiter mit den Scherben und versuchen sie irgendwie zusammen zu setzen und wir gehe ganz in unserer Arbeit auf. Etwa eine Stunde vergeht, als wir plötzlich aufgeschreckt werden von Schreie und Tumult auf dem Vorplatz. Schnell verlassen wir die Barracke um zu sehen, ob vielleicht ein Unfall passiert ist. Mitten auf dem Vorplatz steht eine Menschenmenge und mittendrin steht der französische Offizier Pierre Francois Xavier Bouchard, der wild mit den Händen gestikuliert und dabei schnell redet in einer Mischung aus Französisch und Arabisch. Rubin, der fließend Französisch spricht, drängt sich durch die Menschenmenge nach vorne und befragt Bouchard. Dieser beruhigt sich nicht und plappert nur so vor sich hin. Ich verstehe kein Wort und schiebe mich langsam in Richtung von Rubin um eventuell etwas von ihm zu hören. Weswegen die Aufregung? Rubin schnappt Bouchard am Ärmel und zieht ihn mit zu der Barracke, wo wir gerade noch gearbeitet haben. Ich schleiche hinterher; ich brenne vor Neugierde. Rubin schubst Bouchard auf einem Stuhl und fragt ihn weiter aus. Ich stehe währenddessen am Eingang der Barracke und versuche desinteressiert auszusehen, damit keiner denkt ich würde mich einmischen wollen.

Endlich beruhigt sich Bouchard ein wenig und kann Rubin erzählen was passiert ist. Ich verstehe nur Bahnhof und will mich schon umdrehen um wieder auf den Vorplatz zu gehen, als Rubin mich ruft. Er übersetzt für mich die Worte von Bouchard; dieser hat mit einer Arbeitertruppe draußen vor dem Fort nach Steine gesucht, damit die Bau-Arbeiten am Fort weitergehen können. Dabei hätte ein Arbeiter einen seltsamen Stein im Wüstensand entdeckt. Als Bouchard diesen Stein untersuchte, entdeckte er das der Stein mit Schriftzeichen behauen war und das dies bestimmt eine wichtige Entdeckung sein muss. Rubin erteilt Bouchard einige Anweisungen und wir verlassen alle drei die Barracke. Auf dem Vorplatz kriege ich ein Pferd gestellt und wir verlassen das Fort in Windeseile. Rubin hat keine Zeit mehr mit mir zu sprechen und treibt sein Pferd voran. Ob das der berühmte stein von Rosette ist, der Bouchard dort gefunden hat? Mein Herz klopft mir im Halse? Aufregung steigt in mir hoch. Ich bin froh, aß ich nie meinen Rucksack aus den Augen verloren habe und ich weiß meine Kamera darin sicher aufgehoben; das werden sensationelle Bilder sein, die ich mit nach Hause bringe. Vorausgesetzt natürlich, dass ich überhaupt welche machen kann. Ich will nicht unbedingt als Hexer verschrieen werden, wenn jemand die Kamera entdeckt.

Keine zehn Minuten später sind wir bereits am Fundort. Die Arbeiter haben inzwischen den Stein weiter ausgegraben und ich erkenne ihn auf den ersten Blick: das ist der Stein von Rosette! Ich muss mir auf die Zunge beißen, damit niemand merkt dass ich weiß was da vor uns im Sand liegt. Wir steigen schnell von den durchgeschwitzten Pferden runter und eilen zum Stein, der jetzt auf seinem Rücken im Sand liegt. Bouchard jagt die Arbeiter zur Seite, so das Rubin und ich den Fund begutachten können. Rubin liegt bereits auf seine Knien im Sand und seine Augen funkeln vor Aufregung und Freude. Ich lasse mich auch in den Sand nieder und streichle ganz vorsichtig über die Hieroglyphen die in dem schwarzen Granit gemeißelt sind. Ob Rubin bereits jetzt versteht, was da vor ihm im Sand liegt? Ob er jetzt schon ahnt, dass es dreizehn Jahre dauern wird, ehe es Jean Francois Champolion gelingen wird die Texte zu übersetzen?

Der Stein fasziniert mich. Er ist enorm, im Vergleich zu den Fotos aus den Geschichtsbüchern. Fast zwei Meter hoch und etwa 70 Zentimeter breit. Die abgebrochene Ecken an der Oberseite verleihen dem Stein etwas Mystisches. Wie komme ich jetzt zu einer Gelegenheit ein Foto vom Stein zu machen? Irgendwann muss doch mal jemand in einer anderen Richtung schauen? Ich frage Rubin, was er nun vor hat mit dem Stein und er antwortet mir, dass er den Stein ins Fort schaffen lassen will um ihn dort weiter zu untersuchen. Das finde ich keine schlechte Idee, vom Professorchen. Ich werde die Nacht abwarten und dann Bilder von Stein und vom Fort machen. Irgendwie werde ich mich schon an den Wachen vorbeischleichen können.
Der Stein ins Fort schaffen ist nicht mal so einfach, stellt sich heraus. Viele Arbeiter sind nötig um ihn auf einen provisorischen Schlitten aus Holzstämme zu laden, den man im Fort schnell zusammen gebastelt hat. Danach brauchen wir eine weitere Stunde um den Schlitten durch das heiße Wüstensand zu schleppen. Rubin weicht dem Stein nicht von der Seite und immer wieder berühren seine Finger die Schriftzeichen. Wenn er doch bloß wüsste, das mit diesem Stein sich die ganze Zukunft der Hieroglyphenforschung verändern würde, dachte ich und ritt langsam hinter dem Schlitten her auf meinem Pferd.

Im Fort angekommen, war es bereits dunkel geworden und im Vorplatz brennten Lagerfeuer und es wurden Kochstellen errichtet. Viele Soldaten und Nomaden tummelten sich durcheinander; die Aufregung um die Entdeckung des Steins hatte sich immer noch nicht gelegt und jeder wartete darauf, dass wir endlich eintrafen. Die Tore schlossen sich wieder hinter uns und der Schlitten stand mitten auf dem Vorplatz; Rubin ängstlich und nervös daneben, als ob er sein Kind vor fremde Blicke schützen wolle. Ich hoffe doch, aß man den Stein in einer Barracke schafft, dachte ich, denn sonst werde ich nie eine Gelegenheit bekommen den Stein zu fotografieren. Anscheinend wollte Rubin den Anblick des Steines mit niemanden teilen, denn schon schnell brüllte er einige Arbeiter an und ich sah wie sich etwa zwanzig Männer versammelten um den Stein in der Barracke zu den anderen Artefakten zu tragen. Rubin wich den Männern keinen Schritt von der Seite und mahnte sie ständig doch vorsichtig zu sein. Ich lief hinterher und kaum das ich an der Barracke ankam, da kamen auch schon wieder die Arbeiter hinaus; Rubin knallte die Tür zu und ich bleib verdattert stehen. Warum ließ er mich jetzt nicht hinein? Ich klopfte an der Tür, aber Rubin reagierte nicht; wahrscheinlich war er bereits ganz in seinen Studien aufgegangen.

Nachdem ich noch fünf Minuten gewartet hatte, begab ich mich zurück zum Vorplatz und ließ mich an einer Kochstelle einen Teller Essen reichen. Mit dem vollen Teller lief ich zurück zu meiner Schlafbaracke und machte es mir dort bequem; ich würde meine Chance schon noch bekommen um Fotos vom Stein zu machen. Nach dem essen streckte ich mich auf meiner Pritsche aus — eine Minute später schlief ich...........

Ich wache auf; um mich herum ist es stockfinster und ich höre keine Geräusche vom Vorplatz hereindringen. Anscheinend ist es mitten in der Nacht. Langsam stehe ich auf und nehme den Rucksack von der Erde und hänge ihn über meine Schulter. Durch das kleine Fensterchen in der Tür schaue ich auf den Vorplatz. Alle Lagerfeuer sind aus und es sieht so aus als würde alles schlafen. Ich schleiche mich aus meiner Barracke und verharre vor der Tür. Ich schaue mich um; ich möchte keinen Wachposten in die Arme laufen. Wie sollte ich ihn seine fragen beantworten können? Schleichend bewege ich mich von der einen Barracke zur Anderen und achte darauf keinen Lärm zu machen. Nach etwa drei Minuten, die mir endlos erscheine, stehe ich endlich vor der Barracke, wo der Stein untergebracht wurde. Ich schaue durchs Fenster in der Tür - niemand da! Ein schneller Blick über meine Schulter, ein griff zur klinke und schon bin ich drinnen und die Tür wieder zu. Ich taste mich zum Tisch voran; irgendwo muss hier doch der Stein sein. Etwa in der Mitte von der Barracke, stößt mein Fuß gegen etwas das am Boden liegt. Ich habe den Stein gefunden. Langsam gehe ich in die Knie und setze mich neben dem Stein. Ich umarme ihn und lasse meine heiße Wange gegen den kühlen Granit ruhen. Hier halte ich eine Sensation in den Armen! Meine Finger gleiten im Dunkel der Nacht über die Schriftzeichen. Rubin wird nie wissen was der Text bedeutet; er wird bereits gestorben sein, als es Champolion gelingt den Text zu entziffern.

Wie mache ich jetzt ein Foto, denke ich und überlege zugleich, dass ich auch zur Zeitmaschine zurück muss. Wenn die jemand gefunden hat, könnte das riesige Probleme mit sich bringen. Ich darf nie wider, so lange von der Zeitmaschine wegbleiben. Die Angst um die Zeitmaschine ist jetzt größer als meine ganze Neugierde und so riskiere ich jetzt viel und mache einfach einer der Petroleumlampen an, die ich auf den Tisch ertaste. Schnell hole ich meine Digitalkamera aus dem Rucksack und mache so schnell wie es geht an die dreißig Bilde von Stein und vom Inneren der Barracke; auch die Scherben auf dem Tisch knipse ich und dann puste ich die Lampe wieder aus. Ich warte einen Moment, bis sich meine Augen wider an der Dunkelheit gewohnt haben und dann verlasse ich die Barracke. Noch in der Tür, drehe ich mich wider um, schnappe einer der Scherben vom Tisch und bin jetzt endgültig draußen.

Außer Atem vor Aufregung, bleibe ich noch kurz vor der Barracke stehen und überlege den nächsten Schritt; weg aus dem Fort und zurück zur Zeitmaschine! Ich spähe durch die nacht und kann nirgends einen Wachposten erkennen. Scheinbar ist dieses Fort so unwichtig, das hier keine Wachen nötig sind. Langsam schleiße ich zu den Toren und finde daneben eine kleine Tür, die ich vorsichtig öffne. Der Riegel quietscht Gott Sei Dank, nicht und ich gehe zum Stall. Ich werde ein Pferd nehmen und damit schnellstens zur Zeitmaschine zurückkehren. Rubin wird sich morgenfrüh wundern, wo ich geblieben bin. Die Pferde wiehern ganz leise, als ich den Stall betrete und einige scharen mit ihre Hufen über die Erde. Im Dunkeln komme ich nur langsam voran auf der Suche nach Sattel und Zaumzeug, aber endlich habe ich alles zusammen und sattele das Pferd, das am Nähesten am Eingang steht. Es ist zwar etwas schreckhaft, aber es lässt mich meinen gang gehen, während ich leise beruhigende Worte flüstere. Ich führe das Pferd aus dem Stall und leite es am Zügel über den Vorplatz. Es scheut ein wenig, als ich versuche es durch die Tür zu leiten und ich habe Angst entdeckt zu werden. Ich habe das Glück auf meiner Seite und endlich stehen wir vor dem Fort. Ich steige auf dem Pferd und in einem sanften trab reiten wir in der Richtung der Oase.

Auf dem Pferd komme ich viel schneller voran, als wie heutmorgen auf dem Kamel und so haben wir schnell die Oase erreicht. Ich ruhe hier ein wenig aus und gebe dem Pferd die Gelegenheit zu trinken und etwas vom Gras zu fressen. Ich verspüre keinen Hunger und fülle nur meine Feldflasche. Mich dringt es um endlich wieder zur Zeitmaschine zu kommen und so reiten wir auch schon wieder schnell weiter. Ich bin froh, dass ich noch einigermaßen weiß, wo ich hergekommen bin und ich komme schnell voran. Das Glück ist mit mir und \"mein Pferd und schnell sehe ich die Schuppen wieder auftauchen, hinter denen meine Zeitmaschine steht. Ich schicke ein Dankgebet in den Himmel; so viel Glück werde ich nicht noch einmal haben. Ich schwöre bei alles was mir heilig ist, dass ich nie wider eine Nacht von der Zeitmaschine wegbleiben werde. Als ich endlich bei der Zeitmaschine ankomme bricht gerade der Tag an und die ersten Sonnenstrahlen blicken über den Wüstenhorizont. Alles sieht noch so aus, wie ich es zurückgelassen habe; hier scheint nie einer zu kommen, denke ich und bin unendlich erleichtert. Ich verabschiede mich von dem Pferd und gebe es einen Klaps auf den Hintern; es wird seinen Weg zur Oase schon finden.

Ich klettere in die Zeitmaschine, aktiviere den Countdown und schließe erschöpft die Augen. Ich sehe den Blitz durch meine Augenlider hindurch und als ich meine Augen wider öffne, steht die Zeitmaschine wieder in meiner Garage. Ein Blick auf die Uhr sagt mir, dass es 17.20 Uhr ist.

Fortsetzung folgt.......

Teil 1. Heute ist es der 21.10.2280
Teil 2. El-Rashid.
Teil 3. Fort Julien.

----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2003-08-29 19:28:21 mit dem Titel °°° FREIZEITPARK ERDE °°°

„Sind Sie es wirklich, K`alla?“

K`alla blickte zu Zu´ukte auf. „Ja, ich bin es,“ antwortete er leise.

Zu´ukte lachte und streckte seine Hände aus. „Es ist schön Sie endlich kennen zu lernen. Mein Name is Zu´ukte Woor.“

„Willkommen,“ sprach K´alla. „Ich hatte Sie nicht so früh erwartet. Bitte nehmen Sie Platz.“

Zu´ukte nickte höflich und setze sich in einem der vier Sessel. „Ich hatte Glück mit dem Flug. Außerdem gibt es wenig überbesetzte Flüge in diesen Teil der Milchstraße. Dies ist ein sehr uninteressanter Quadrant. Dachte ich wenigstens, bis ich von Ihrer Anfrage hörte.“

„Ich gebe zu, daß meine Bitte ungewöhnlich ist.“

„Ungewöhnlich ja. Trotzdem bewundere ich Ihren Mut.“

K´alla grinste und lehnte sich gegen die Scheibe. „Es ist eher eine Mischung aus Mut und Intelligenz. Vielleicht habe ich ein Auge für ungenutzte Chancen.“

„Wenn Sie es so sehen.....“ Zu´ukte schaute nachdenklich aus dem Fenster. „Das ist die Welt, wo Sie Ihre Chancen sehen?“

Uninteressiert blickte K´alla auf die Welt, die durch das Fenster hinter ihm zu sehen war. „Eine junge Welt mit einer junge und naiven Lebensform. Diese Welt, die durch ihre Bewohner Erde genannt wird, hat ein gemäßigtes Klima und wird begleitet durch einen einzigen Mond der, ironischer Weise Mond genannt wird.“

„Wie treffend.“

„Meine Worte. Etwa ¾ der Erde besteht aus Gewässer. Die Landmassen bestehen aus Berggebiete, Wüstenregionen und einige Ballungszentren wo sich die Lebensformen in konzentrierter Anzahl aufhalten. Dies ist eine prächtige......“

„Ich verstehe,“ unterbrach Zu´ukte abrupt. Er hatte keine Lust auf eine langweilige Abhandlung über einen Planeten den ihn nicht interessierte. „Erzählen Sie mir lieber, wie Sie hierher gefunden haben.“

„Das ist eine lange Geschichte,“ sagte K´alla gereizt.

„Versuchen Sie sich kurz zu fassen.“

K´alla schloß seine Augen und holte tief Luft. „Zehn Perioden zurück, landete ich mit meiner Yacht in diesem Teil der Milchstraße. Der Gravitonkollektor hatte einen Defekt und so mußte ich eine Notlandung machen. Die Erde war der einzige Planet, den ich noch erreichen konnte. Nach der Notlandung, was mir ein Jahr kostete, weil ich nur konventionellen Antrieb einsetzen konnte, stellte sich schon schnell heraus daß ich auf der Erde ohne Hilfsmittel nicht lange überleben kann. Durch Zufall gelang es mir den Körper eines männlichen Bewohners zu übernehmen, wodurch ich in Ruhe auf eine Rettungsyacht warten konnte. Sie müssen verstehen, der Zeitablauf dieser Wesen unterscheidet sich sehr von unserem Zeitablauf, wodurch ihre Vitalfunktionen.....“

„Das ist doch nicht weiter wichtig,“ unterbrach Zu´ukte ihm erneut.

K´alla , jetzt leicht irritiert durch die Unterbrechung, ermahnte Zu´ukte sich zu gedulden. „Dieser Abschnitt ist sehr wichtig sogar, Herr Woor. Während ich im Körper dieses Mannes lebte und wartete, vergingen für ihn ganze zwanzig Jahre.“

„Konnten Sie denn nicht in Ihrer Ursprungsform bleiben?“

‘Nicht in diesem chemischem Klima. Nicht für so eine lange Zeit.“

Zu´ukte knickte. „Ich verstehe. Erzählen Sie weiter.“

„Die Jahre in diesem Körper waren sehr interessant und ich lernte eine wichtige Sache. Die Bewohner der Erde lieben das Drama. Schon schnell bemerkten sie, daß ich anders als die Anderen bin und machten mich zum Außenseiter. Und, trotz der Hilfe zwölf hilfreiche Jünger, gelang es der Regierung mich zu verhaften, zu foltern und mich schließlich zu töten durch mich an gekreuzte Balken zu befestigen.“

„Der Körper starb?“

K´alla lächelte um die Fragezeichen, die jetzt in Zu´uktes Augen standen. „Ja. Aber nach drei Tagen erweckte ich den Körper wieder zum Leben, damit ich zu den Koordinaten für den Treff mit der Rettungsyacht gehen konnte. Ich wußte daß ich mich nicht mehr an den Erdbewohnern zeigen durfte, vor allem da der Körper jetzt anfing zu stinken. Leider hatte ich nicht mit der Treue dieser Wesen gerechnet; vor meinem Grab saßen immer noch einige meiner Jünger und man beobachtete, wie ich den Stein von meinem Grab weg rollte. Sie nannten es ein Wunder und in dem Moment realisierte ich mir das diese Welt einzigartige Möglichkeiten besitzt.“

„Ich verstehe immer noch nicht, warum Sie aus dieser Welt einen Vergnügungspark machen wollen.“

„Still jetzt. Ich brütete Jahre über die Idee daß diese Welt das gewisse Etwas hat. Da ich ein reicher Mann bin, stellte ich Wissenschaftler ein, die untersuchten, wie man diesen Planeten wirtschaftlich nutzen kann die.“

„Das muß ein Vermögen gekostet haben.“

K´alla schüttelte seinen Kopf. „Mir nicht, Herr Woor. Die Summe bedeutet mir nichts. Vor einem Monat beschloß ich, daß ein Vergnügungspark das beste wirtschaftliche Ziel für diesen Planeten ist.“

„Ich zweifle immer noch.“

„Die Erdlinge lieben Mysterien und unerklärliche Phänomene und diese Dinge können wir ihnen bieten. Die Besucher werden in Strömen kommen. Da die Erdlinge technologisch und geistig gesehen, weit auf uns zurück liegen, werden wir keine Gefahr von ihnen zu befürchten haben.“

„Keine Gefahr?“

„Nein.“

Zu´ukte zeigte zum Fenster. „Und was ist das dann?“

K´alla schaute verwirrt aus dem Fenster. Seltsame Objekte näherten sich mit einer rasanten Geschwindigkeit. Sie wurden angetrieben durch eine kleine aber grelle Lichtquelle und sahen ziemlich bedrohlich aus.

„Sie erzählten von einem anderen Zeitablauf?“

K´alla nickte. „Ja.“

„Und wie weit ist ihre Technologie fortgeschritten?“

Nicht verstehend schüttelte K´alla den Kopf. „Vielleicht am Anfang der eisernen Ära? Vielleicht später?“

Zu´ukte seufzte. „Wann waren Sie hier? Vor Zehn Perioden?“

„Moment,“ rief K´alla plötzlich. Er fing an zu verstehen. „Zehn Perioden für uns, bedeuten auf dieser Welt etwa 2000 Jahre!“ Erschrocken starrte er Zu´ukte an. „Dann müssen sie jetzt in der nuklearen Ära leben.......“

„Laut den Allgemeinen Richtlinien Für Die Annäherung An Potentiell Intelligente Völker müßte das stimmen,“ sprach Zu´ukte mit bissiger Stimme. „Daß bedeutet auch, daß diese Welt eine große Gefahr für uns darstellen kann.“

Im nächsten Moment bebte das Raumschiff wodurch K´alla gegen Zu´ukte fiel. Es folgten noch einige laute Explosionen. Der Schiffsrumpf platzte auf wie die Haut einer überreifen Frucht und K´alla fühlte wie das Vakuum nach ihm griff. Er wollte noch etwas sagen, aber die Auswirkungen des Weltalls beraubten ihn seiner Stimme. Im Licht dieser geheimnisvollen blauen Welt starb er.......

© Ilonka Liska, 29. 08. 2003 für CIAO & YOPI!

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