Kurzgeschichten Testbericht

No-product-image
ab 10,41
Auf yopi.de gelistet seit 10/2003

Erfahrungsbericht von Hoernchen16

Eine Geschichte mitten aus dem Teenie-Leben

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Nein

Hallo Leute! Ich möchte jetzt auch mal was in dieses "kleine" ciao-Büchlein schreiben. eine Geschichte, die mein Leben stark beeinflusst hat.

Die Namen, die innerhalb dieser Geschichte vorkommen, habe ich absichtlich geändert, da sich die betreffenden Personen nicht angesprochen oder verletzt fühlen. Es geht mir hier nicht darum, irgendwelche schmutzige Wäsche zu waschen oder jemanden nieder zu machen. Ich möchte einfach nur die ciao-Leser an dieser Geschichte teilhaben lassen, wie sie nur das Leben schreiben kann.

Michael war schon immer mein bester Freund gewesen. Schon seit der fünften Klasse, in der wir uns kennen lernten, waren wir wie Brüder. Eine wirklich unglaublich intensive und feste Freundschaft in der es nur ein Mal ein bisschen Streit gab.

Michael lebt alleine bei seiner Mutter, die von seinem Vater verlassen worden ist. Er dachte, dass er sie freiwillig verlassen hätte. Eines Tages erzählte mir mein eigener Vater, ein Justizbeamter, jedoch, dass Michaels Erzeuger angetrunken jemanden fast erschossen hätte und der Geschädigte seitdem querschnittsgelähmt ist. Michaels Vater ist danach in sein Heimatland (die Niederlande) abgeschoben worden. Das durfte ich Michael nicht erzählen und schwie immer wie ein Grab, auch wenn es mir schwer fiel, wenn er von seinem Vater sprach.

Zum Ende der neunten Klasse hin spielte ich in der Theater-AG unserer Schule eine sehr charmante Rolle, einen echten Gentleman. Einen Tag nach der Aufführung vor der Schule schlurfte ich morgens in meinen Klassenraum, als ich von einer Theater-Kollegin gerufen wurde. Ich mochte sie nie besonders und wollte schon mit den Augen rollen, als ihre Freundin Daniela plötzlich schnurstracks auf mich zu marschierte und mir einen Zettel in die Hand drückte. Es war ein Liebesbrief. Die Freundin meiner Theater-Kollegin hatte sich bei der Aufführung in mich verschossen und wollte sich mit mir treffen.

Den Brief zeigte ich nach etwas Grübeln Michael, der sich mit mir freute. Ich schrieb mit Daniela im Laufe der nächsten Tage ein paar SMS hin und her (JA, WIR WAREN 15!!!) und trafen uns einmal. An einem der nächsten Tage hatte sie Geburtstag und ich brachte ihr einen kleinen Teddy mit zur Schule, der ein kleines Herz in der Pfote hielt. Ich hatte bewusst dieses Teddy gwählt, da Daniela mir schon ziemlich gut gefiel. Am übernächsten Tag wurden wir dann im Beisein von Michael ein kleines, hübsches und totalö verknalltes Liebespaar. Sie blieb an dem Abend noch etwas beim Michael, um sich zu unterhalten, weil ich schon früh nach Hause musste. Sie unterhielt sich auch sonst viel mit ihm, weil sie zusammen im Kindergarten waren und sich gut verstanden. Michael sagte dann auch irgend wann mal: "Du hast echt eine tolle Freundin!". Ich fand das alles super: Ich war frisch verliebt, hatte ein paar neue Bekannte (Danielas Freundeskreis) und einen guten Freund, der sich ebenfalls mit allen verstand. Alles passte.

Michael verliebte sich eine Zeitlang später in danielas Freundin Steffi. Mit ihr war er schon vor ein paar Jahren mal zusammen und wir vier hatten einen guten Freundeskreis abgegeben. Steffi wollte ihn allerdings nicht mehr und da Michael wegen Lästereien und Egoismus kaum noch Freunde hatte, fiel er in ziemlich tiefe Depressionen. Er hatte schon immer ein gewisses Bisschen mehr Geltungsbedürfnis als andere und so artete das alles in Selbstmordversuche aus, von denen ich nichts mitbekam.

Eines Abends waren wir drei mal wieder zusammen und brachten Daniela nach Hause. Bei der mittlerweile üblichen Abschiedsorgie (wie das bei frischverliebten nun mal so ist) wirkte Michael plötzlich etwas ungehalten und fuhr nach einer fast barschen Verabschiedung mit dem Fahrrad weg. Auf dem Rückweg von Daniela sah ich jemanden auf einer Bank sitzen, der das Gesicht in den Händen vergraben hatte. Erst Monate später wurde mir bewusst, dass dieser Junge auf der Bank Michael gewesen sein muss.

Michaels Depressionen wurden immer schlimmer. Er freundete sich etwas mit Danielas Oma an und verbrachte sogar mal eine Nacht bei der Oma auf dem Sofa, als er nicht nach Hause wollte. Er schrie quasi stumm nach Aufmerksamkeit.

Mit der Zeit wurde dann die Beziehung zwischen Daniela und mir weniger euphorisch. ich hielt das für normal, weil man halt leider nicht so Leben lang frisch verliebt sein kann. Auch Michael wurde mir gegenüber jedoch etwas kürzer angebunden. ich dachte, das läge einfach an seiner schlechten Laune. Als er dann irgendwann sagte, dass er tatsächlich ein bestimmtes Problem hätte, wollte ich natürlich wissen, worum es geht. Er meinte jedoch, das könne er mir leider nicht sagen, jedenfalls nun nicht. Vielleicht später. Nun kam mir langsam alles komisch vor. Michael hatte mir doch immer alles gesagt, was ihn bedrückte, genau so wie ich ihm!

Eines Tages dann kam ich zu Daniela nach Hause. Ich wusste, dass sie vorher noch mit ihrem Hund spazieren gehen wollte. Bei ihr zu Hause klingelte ich dann und Danielas Mutter öffnete mir die Tür. Ich fragte ob "Die beiden" denn schon wieder zurück wären. Die Mutter bejahte und Daniela kam die Treppe herunter. Zu meiner Verwunderung kam jedoch Michael gleich hinter ihr her! Ich war ziemlich verdutzt und meine Verwunderung stieg unheimlich, als Michael dann auch noch einen Bussi von Danielas Mutter bekam. Zu mir sagte er nur einen kurzen Satz und verschwand. Insgesamt hatte ich ihn vielleicht 30 Sekunden zu Gesicht bekommen. Jetzt kam mir endgültig alles etwas komisch vor. Auf meine Anfrage sagte Daniela, dass er nur den Hund mit ausgeführt hätte. Ich grummelte etwas, sagte aber nichts weiter.

Irgendwann meldete sich Daniela gar nicht mehr und benahm sich etwas komisch, wenn ich sie anrief. Dabei hatte ich wirklich nichts gemacht und versuchte wirklich immer, Rücksicht auf sie zu nehmen. Und ein Macho bin ich nun wirklich nicht. Irgendwann kam dann eine SMS von ihr, sie habe sich in einen anderen verliebt. Ich dachte sofort an Michael, wischte diesen gedanken jedoch erst mal weg, weil mir das zu hart um wahr zu sein erschien und sie dann wohl nicht geschrieben hätte "einen anderen". Ich fragte, was ich denn falsch gemacht habe. Sie meinte, ich könne ja jetzt wieder anderen Mädels e-mails schreiben und Carina aus meiner Klasse auf den Hintern gucken. Das waren tatsachen. Dazu muss man jedoch sagen, dass ja wohl jeder Junge oder Mann mal einer anderen ausser der Partnerin auf den hübschen Hintern schaut. Und die e-mails waren an eine gute Freundin gewschickt worden.

Diese Dinge konnte Daniela jedoch nur von Michael erfahren haben. Ich stellte ihn am Telefon sofort zur Rede. Er bestritt, mich bei ihr schlecht gemacht zu haben, um an sie heranzukommen. Er beschimpfte mich als Spinner und behauptete, dass das alles nicht wahr wäre.

Ich bettelte Daniela an, mich das alles doch erklären zu lassen. Sie willigte ein und wir kamen binnen drei Tagen waren wir wieder zusammen. Immerhin hatte ich ja wirklich nichts schlimmes gemacht.

Irgendwann beendete Daniela die Beziehung jedoch wieder, weil sie kein Vertrauen zu mir habe und sowas. Es liess sich dieses Mal nichts daran rütteln. Daniela war dann bald mit Michael zusammen, wie ich es mir gedacht hatte. Nun war ich natürlich bei beiden unten durch. War eine schwierige Zeit, in der wir alle uns gegenseitig viele üble Sachen vorwarfen. Ich möchte nun nichts darüber sagen, wer denn nun Schuld hatte oder wer nicht. Ich versuche, so objektiv wie möglich zu schreiben.

Irgendwann jedenfalls, muss so im August 2000 gewesen sein, da fing Daniela an, Michael ziemlich schlecht zu behandeln. Er durfte nur dauernd ihren Hund ausführen und ihre Hausaufgaben machen. Nicht, weil sie dazu keine Zeit gehabt hätte. Sie hatte einfach keine Lust. Es sind jedenfalls noch einige unschöne Dinge bei den beiden passiert. Ich jedenfalls beobachtete das ganze mit Schadenfreude und lauerte richtig darauf, dass die beiden sich wieder trennten denn ich trauerte Daniela immer noch nach. Eines Nachts auf einer Geburtstagsfeier, bei der auch wir drei eingeladen waren, beendete Daniela die Beziehung. Michael legte sich daraufhin in einen Strassengraben und weinte. Er dachte an Selbstmord. Okay, das tun vielleicht einige in dem Alter, aber bei ihm war es schon heftig, weil er sich gefühlsmäßig meist nur entweder im Himmel oder in der Hölle befindet. Selten dazwischen. Ich sprach mich am gleichen Abend noch einmal mit Daniela aus und ging sogar zu Michael, als ich hörte, dass er sich was antun wollte. Wir redeten über eine Stunde über all das, was geschehen war. Natürlich gifteten wir auch ganz schön und auch weil er etwas betrunken war, geriet das Gespräch etwas aus dem zivilisiertem Rahmen. Es mündete schliesslich darin, dass ich ihm die Wahrheit über seinen Vater erzählte. Erst glaubte er mir nicht, aber er wusste, dass meine Eltern beide Justizangestellte sind sich das was ich sagte also beweisen liess. Er machte mir natürlich Anschuldigungen und weinte fürchterlich. Konnte ich natürlich verstehen, aber damals hatte ich natürlich eine riesige Wut auf ihn und daher kein Mitgefühl. Ich hatte ihm die Wahrheit übrigens bis dato verschwiegen, damit er deswegen nicht traurig wird. An diesem Abend sah ich aber unseren kontakt als endgültig beendet an und die Erzählung als Abschluss. Damit war alles gesagt.

Tja, und dann? Ich kam natürlich wieder mit Daniela zusammen. Sie kann auch heute nicht ohne einen Macker leben, der sie betütelt. Ich spare mir jetzt das Wort „Schl....“. An der Beziehung hatte ich nur vielleicht zwei Wochen wirklich Freude. Danach fing sie wieder wie bei Michael und auch bei mir an, sich nur um ihren Kram zu kümmern. Sie quatschte mich stundenlang damit zu, ob sie denn nun am nächsten Tag zur Schule gehen sollte (sie hatte keine Lust auf eine Klassenarbeit) und so weiter und so fort... Mir gingen jedenfalls recht fix die Augen auf ich stellte fest, dass ihre Stille nach aussen nicht aus Einfühlsvermögen und Tiefsinnigkeit resultierte, sondern vielmehr aus Verschüchterung und Egoismus. Sie dachte kein Stück über mich und mein Leben nach. Ich verlange ja nicht, dass sich eine Beziehung nur darum dreht, sich über irgend etwas Gedanken zu machen. Aber ihr Verhalten war und ist definitiv nicht normal. Sie sagte zwar immer, dass sie mich liebt. Aber es machte nicht wirklich den Eindruck und ich hatte dann bald einfach keine Lust mehr auf diese halbherzige Behandlung und den Egoismus. Ausserdem schien ja eine Beziehung mit Daniela generell unter keinem guten Stern zu stehen. Michael kann mir das heute bestätigen. Ich rief ihn an einem Nachmittag an und erzählte ihm, dass ich innerhalb des laufenden Tages die Beziehung zu Daniela beenden würde und warum. Der eigentlich Grund für meinen Anruf bei ihm war jedoch, dass ich ihn vor ihr warnen wollte. Ich wusste, dass er sich noch sehr gerne mochte und sie abermals anbaggern würde. Er sagte, dass er das ganz bestimmt nicht tun würde, weil er mit Daniela so verblieben sei. Wir sprachen uns dann noch eine ganze Weile aus und erzählten uns noch einmal alles gegenseitig, was passiert war, mitsamt aller Hintergründe. Und wir vertrugen uns, anders als auf der Geburtagsfete, sogar wieder.

Das änderte im Nachhinein jedoch nichts daran, dass Michael und Daniela eine Woche später knutschend in der Schule standen. Generell war es mir egal, da ich mich ja von Daniela getrennt hatte. Nur von Michael war ich arg enttäuscht und giftete gleich wieder in die Richtung der beiden. Sie erwiderten das sofort. Und alles schien wieder beim alten. Es war langsam ermüdend. Irgendwann schoss Daniela Michael wieder ab. Wir waren jedoch alle immer noch im Streit. Irgendwann beschliss ich dann, die beiden nicht mehr verbalö anzugreifen oder ihnen ezwas übles nachzureden oder so. Ich wollte einfach nicht der Aggressor sein und ein schlechtes Gewissen haben. Ich fand das alles mittlerweile widerlich und primitiv. Ich ertrug einfach die Anstachelungen und Angriffe von Daniela und Michela. War nicht einfach, hat aber gut geklappt. Es sollte nicht an mir liegen, dachte ich mir immer, wenn ich wütend war.

In den Sommerferien 2001 habe ich ihn dann noch mal angerufen und ihn gefragt, ob wir beide uns nicht wieder wie normale menschen benehmen wollen. Wir gehen seit diesen Sommerferien auf verschiedene Schulen und ich dachte mir damals, dass man das nicht in das neue Schuljahr verschleppen sollte; es sei ja sowieso alles blöd gewesen. Er willigte ein und freute sich, r3edete auch gleich wieder von Freundschaft und so. Naja, wir haben uns daraufhin noch zwei Mal privat getroffen und uns ganz gut verstanden. Ich habe jedoch gemerkt, dass ich seine Art und Weise, mit Menschen in gewissen Situationen umzugehen absolut nicht mag. Das war kurz vor Ende unserer Freundschaft auch schon so, aber damals habe ich mir noch Toleranz dessen abgerungen. Das möchte ich heute nicht mehr. Ich stehe in einem ganz guten Verhältnis mit Michael. Wir grüssen uns, wenn wir uns sehen, aber mehr möchte ich nicht. Er hat mich ein paar Mal gefragt, ob wir uns mal wieder treffen wollen und mir versprochen, bei mir anzurufen. Hat er aber nie gemacht. Ist auch okay so. Zu Daniela habe ich heute keinerlei Kontakt mehr. Man schaut natürlich schon einmal zueinander rüber, wenn man sich sieht. Man lernt einen Menschen natürlich ganz gut kennen, wenn man eine Beziehung mit ihm führt. Ich möchte aber keinerlei Kontakt mit ihr haben, weil ich sie heute nur noch doof und anstrengend finde.

Alles in allem war das alles eine sehr unangenehme Zeit, in der Michael und ich jedoch extrem viel gelernt haben. Ich werde jedenfalls nie jemandem die Freundin oder Frau ausspannen. Denn nun weiss ich eben, wie hart das ist. Klar, bei mir war es vielleicht besonders übel, war der andere Typ mein bester Freund war, aber trotzdem. Michael und ich wissen ausserdem jetzt beide, dass sich ein Streit unter Freunden wegen einer Frau nicht lohnt und dass man so nicht miteinander umgehen sollte.

Vielleicht fragt ihr euch jetzt, warum ich das alles hier rein geschrieben habe. Naja, das alles hat mich eben sehr bewegt und auch verändert. Das Internet ist einigermassen anonym, so dass ich das hier ruhig ablassen kann. Ich fühle mich jetzt ein wenig erleichtert, obwohl ich das alles eigentlich schon verkraftet und verarbeitet habe. Es ist vielleicht nicht jedermanns Sache, solche Einblicke in sein leben zu gewähren, aber ich finde das überhaupt nicht schlimm.

Wer bis hier durchgelesen hat: Danke! Ich würde mich über jeden Kommentar riesig freuen! Schreibt mir eure Meinung, Anmerkung oder was weiss ich! Bitte sagt was zu meiner Geschichte!


----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-03-07 15:19:05 mit dem Titel Die Geschichte hier ist echt.

Hallo Leute! Ich möchte jetzt auch mal was in dieses "kleine" Geschichts-Büchlein schreiben. eine Geschichte, die mein Leben stark beeinflusst hat.

Die Namen, die innerhalb dieser Geschichte vorkommen, habe ich absichtlich geändert, da sich die betreffenden Personen nicht angesprochen oder verletzt fühlen. Es geht mir hier nicht darum, irgendwelche schmutzige Wäsche zu waschen oder jemanden nieder zu machen. Ich möchte einfach nur die ciao-Leser an dieser Geschichte teilhaben lassen, wie sie nur das Leben schreiben kann.

Michael war schon immer mein bester Freund gewesen. Schon seit der fünften Klasse, in der wir uns kennen lernten, waren wir wie Brüder. Eine wirklich unglaublich intensive und feste Freundschaft in der es nur ein Mal ein bisschen Streit gab.

Michael lebt alleine bei seiner Mutter, die von seinem Vater verlassen worden ist. Er dachte, dass er sie freiwillig verlassen hätte. Eines Tages erzählte mir mein eigener Vater, ein Justizbeamter, jedoch, dass Michaels Erzeuger angetrunken jemanden fast erschossen hätte und der Geschädigte seitdem querschnittsgelähmt ist. Michaels Vater ist danach in sein Heimatland (die Niederlande) abgeschoben worden. Das durfte ich Michael nicht erzählen und schwie immer wie ein Grab, auch wenn es mir schwer fiel, wenn er von seinem Vater sprach.

Zum Ende der neunten Klasse hin spielte ich in der Theater-AG unserer Schule eine sehr charmante Rolle, einen echten Gentleman. Einen Tag nach der Aufführung vor der Schule schlurfte ich morgens in meinen Klassenraum, als ich von einer Theater-Kollegin gerufen wurde. Ich mochte sie nie besonders und wollte schon mit den Augen rollen, als ihre Freundin Daniela plötzlich schnurstracks auf mich zu marschierte und mir einen Zettel in die Hand drückte. Es war ein Liebesbrief. Die Freundin meiner Theater-Kollegin hatte sich bei der Aufführung in mich verschossen und wollte sich mit mir treffen.

Den Brief zeigte ich nach etwas Grübeln Michael, der sich mit mir freute. Ich schrieb mit Daniela im Laufe der nächsten Tage ein paar SMS hin und her (JA, WIR WAREN 15!!!) und trafen uns einmal. An einem der nächsten Tage hatte sie Geburtstag und ich brachte ihr einen kleinen Teddy mit zur Schule, der ein kleines Herz in der Pfote hielt. Ich hatte bewusst dieses Teddy gwählt, da Daniela mir schon ziemlich gut gefiel. Am übernächsten Tag wurden wir dann im Beisein von Michael ein kleines, hübsches und totalö verknalltes Liebespaar. Sie blieb an dem Abend noch etwas beim Michael, um sich zu unterhalten, weil ich schon früh nach Hause musste. Sie unterhielt sich auch sonst viel mit ihm, weil sie zusammen im Kindergarten waren und sich gut verstanden. Michael sagte dann auch irgend wann mal: "Du hast echt eine tolle Freundin!". Ich fand das alles super: Ich war frisch verliebt, hatte ein paar neue Bekannte (Danielas Freundeskreis) und einen guten Freund, der sich ebenfalls mit allen verstand. Alles passte.

Michael verliebte sich eine Zeitlang später in danielas Freundin Steffi. Mit ihr war er schon vor ein paar Jahren mal zusammen und wir vier hatten einen guten Freundeskreis abgegeben. Steffi wollte ihn allerdings nicht mehr und da Michael wegen Lästereien und Egoismus kaum noch Freunde hatte, fiel er in ziemlich tiefe Depressionen. Er hatte schon immer ein gewisses Bisschen mehr Geltungsbedürfnis als andere und so artete das alles in Selbstmordversuche aus, von denen ich nichts mitbekam.

Eines Abends waren wir drei mal wieder zusammen und brachten Daniela nach Hause. Bei der mittlerweile üblichen Abschiedsorgie (wie das bei frischverliebten nun mal so ist) wirkte Michael plötzlich etwas ungehalten und fuhr nach einer fast barschen Verabschiedung mit dem Fahrrad weg. Auf dem Rückweg von Daniela sah ich jemanden auf einer Bank sitzen, der das Gesicht in den Händen vergraben hatte. Erst Monate später wurde mir bewusst, dass dieser Junge auf der Bank Michael gewesen sein muss.

Michaels Depressionen wurden immer schlimmer. Er freundete sich etwas mit Danielas Oma an und verbrachte sogar mal eine Nacht bei der Oma auf dem Sofa, als er nicht nach Hause wollte. Er schrie quasi stumm nach Aufmerksamkeit.

Mit der Zeit wurde dann die Beziehung zwischen Daniela und mir weniger euphorisch. ich hielt das für normal, weil man halt leider nicht so Leben lang frisch verliebt sein kann. Auch Michael wurde mir gegenüber jedoch etwas kürzer angebunden. ich dachte, das läge einfach an seiner schlechten Laune. Als er dann irgendwann sagte, dass er tatsächlich ein bestimmtes Problem hätte, wollte ich natürlich wissen, worum es geht. Er meinte jedoch, das könne er mir leider nicht sagen, jedenfalls nun nicht. Vielleicht später. Nun kam mir langsam alles komisch vor. Michael hatte mir doch immer alles gesagt, was ihn bedrückte, genau so wie ich ihm!

Eines Tages dann kam ich zu Daniela nach Hause. Ich wusste, dass sie vorher noch mit ihrem Hund spazieren gehen wollte. Bei ihr zu Hause klingelte ich dann und Danielas Mutter öffnete mir die Tür. Ich fragte ob "Die beiden" denn schon wieder zurück wären. Die Mutter bejahte und Daniela kam die Treppe herunter. Zu meiner Verwunderung kam jedoch Michael gleich hinter ihr her! Ich war ziemlich verdutzt und meine Verwunderung stieg unheimlich, als Michael dann auch noch einen Bussi von Danielas Mutter bekam. Zu mir sagte er nur einen kurzen Satz und verschwand. Insgesamt hatte ich ihn vielleicht 30 Sekunden zu Gesicht bekommen. Jetzt kam mir endgültig alles etwas komisch vor. Auf meine Anfrage sagte Daniela, dass er nur den Hund mit ausgeführt hätte. Ich grummelte etwas, sagte aber nichts weiter.

Irgendwann meldete sich Daniela gar nicht mehr und benahm sich etwas komisch, wenn ich sie anrief. Dabei hatte ich wirklich nichts gemacht und versuchte wirklich immer, Rücksicht auf sie zu nehmen. Und ein Macho bin ich nun wirklich nicht. Irgendwann kam dann eine SMS von ihr, sie habe sich in einen anderen verliebt. Ich dachte sofort an Michael, wischte diesen gedanken jedoch erst mal weg, weil mir das zu hart um wahr zu sein erschien und sie dann wohl nicht geschrieben hätte "einen anderen". Ich fragte, was ich denn falsch gemacht habe. Sie meinte, ich könne ja jetzt wieder anderen Mädels e-mails schreiben und Carina aus meiner Klasse auf den Hintern gucken. Das waren tatsachen. Dazu muss man jedoch sagen, dass ja wohl jeder Junge oder Mann mal einer anderen ausser der Partnerin auf den hübschen Hintern schaut. Und die e-mails waren an eine gute Freundin gewschickt worden.

Diese Dinge konnte Daniela jedoch nur von Michael erfahren haben. Ich stellte ihn am Telefon sofort zur Rede. Er bestritt, mich bei ihr schlecht gemacht zu haben, um an sie heranzukommen. Er beschimpfte mich als Spinner und behauptete, dass das alles nicht wahr wäre.

Ich bettelte Daniela an, mich das alles doch erklären zu lassen. Sie willigte ein und wir kamen binnen drei Tagen waren wir wieder zusammen. Immerhin hatte ich ja wirklich nichts schlimmes gemacht.

Irgendwann beendete Daniela die Beziehung jedoch wieder, weil sie kein Vertrauen zu mir habe und sowas. Es liess sich dieses Mal nichts daran rütteln. Daniela war dann bald mit Michael zusammen, wie ich es mir gedacht hatte. Nun war ich natürlich bei beiden unten durch. War eine schwierige Zeit, in der wir alle uns gegenseitig viele üble Sachen vorwarfen. Ich möchte nun nichts darüber sagen, wer denn nun Schuld hatte oder wer nicht. Ich versuche, so objektiv wie möglich zu schreiben.

Irgendwann jedenfalls, muss so im August 2000 gewesen sein, da fing Daniela an, Michael ziemlich schlecht zu behandeln. Er durfte nur dauernd ihren Hund ausführen und ihre Hausaufgaben machen. Nicht, weil sie dazu keine Zeit gehabt hätte. Sie hatte einfach keine Lust. Es sind jedenfalls noch einige unschöne Dinge bei den beiden passiert. Ich jedenfalls beobachtete das ganze mit Schadenfreude und lauerte richtig darauf, dass die beiden sich wieder trennten denn ich trauerte Daniela immer noch nach. Eines Nachts auf einer Geburtstagsfeier, bei der auch wir drei eingeladen waren, beendete Daniela die Beziehung. Michael legte sich daraufhin in einen Strassengraben und weinte. Er dachte an Selbstmord. Okay, das tun vielleicht einige in dem Alter, aber bei ihm war es schon heftig, weil er sich gefühlsmäßig meist nur entweder im Himmel oder in der Hölle befindet. Selten dazwischen. Ich sprach mich am gleichen Abend noch einmal mit Daniela aus und ging sogar zu Michael, als ich hörte, dass er sich was antun wollte. Wir redeten über eine Stunde über all das, was geschehen war. Natürlich gifteten wir auch ganz schön und auch weil er etwas betrunken war, geriet das Gespräch etwas aus dem zivilisiertem Rahmen. Es mündete schliesslich darin, dass ich ihm die Wahrheit über seinen Vater erzählte. Erst glaubte er mir nicht, aber er wusste, dass meine Eltern beide Justizangestellte sind sich das was ich sagte also beweisen liess. Er machte mir natürlich Anschuldigungen und weinte fürchterlich. Konnte ich natürlich verstehen, aber damals hatte ich natürlich eine riesige Wut auf ihn und daher kein Mitgefühl. Ich hatte ihm die Wahrheit übrigens bis dato verschwiegen, damit er deswegen nicht traurig wird. An diesem Abend sah ich aber unseren kontakt als endgültig beendet an und die Erzählung als Abschluss. Damit war alles gesagt.

Tja, und dann? Ich kam natürlich wieder mit Daniela zusammen. Sie kann auch heute nicht ohne einen Macker leben, der sie betütelt. Ich spare mir jetzt das Wort „Schl....“. An der Beziehung hatte ich nur vielleicht zwei Wochen wirklich Freude. Danach fing sie wieder wie bei Michael und auch bei mir an, sich nur um ihren Kram zu kümmern. Sie quatschte mich stundenlang damit zu, ob sie denn nun am nächsten Tag zur Schule gehen sollte (sie hatte keine Lust auf eine Klassenarbeit) und so weiter und so fort... Mir gingen jedenfalls recht fix die Augen auf ich stellte fest, dass ihre Stille nach aussen nicht aus Einfühlsvermögen und Tiefsinnigkeit resultierte, sondern vielmehr aus Verschüchterung und Egoismus. Sie dachte kein Stück über mich und mein Leben nach. Ich verlange ja nicht, dass sich eine Beziehung nur darum dreht, sich über irgend etwas Gedanken zu machen. Aber ihr Verhalten war und ist definitiv nicht normal. Sie sagte zwar immer, dass sie mich liebt. Aber es machte nicht wirklich den Eindruck und ich hatte dann bald einfach keine Lust mehr auf diese halbherzige Behandlung und den Egoismus. Ausserdem schien ja eine Beziehung mit Daniela generell unter keinem guten Stern zu stehen. Michael kann mir das heute bestätigen. Ich rief ihn an einem Nachmittag an und erzählte ihm, dass ich innerhalb des laufenden Tages die Beziehung zu Daniela beenden würde und warum. Der eigentlich Grund für meinen Anruf bei ihm war jedoch, dass ich ihn vor ihr warnen wollte. Ich wusste, dass er sich noch sehr gerne mochte und sie abermals anbaggern würde. Er sagte, dass er das ganz bestimmt nicht tun würde, weil er mit Daniela so verblieben sei. Wir sprachen uns dann noch eine ganze Weile aus und erzählten uns noch einmal alles gegenseitig, was passiert war, mitsamt aller Hintergründe. Und wir vertrugen uns, anders als auf der Geburtagsfete, sogar wieder.

Das änderte im Nachhinein jedoch nichts daran, dass Michael und Daniela eine Woche später knutschend in der Schule standen. Generell war es mir egal, da ich mich ja von Daniela getrennt hatte. Nur von Michael war ich arg enttäuscht und giftete gleich wieder in die Richtung der beiden. Sie erwiderten das sofort. Und alles schien wieder beim alten. Es war langsam ermüdend. Irgendwann schoss Daniela Michael wieder ab. Wir waren jedoch alle immer noch im Streit. Irgendwann beschliss ich dann, die beiden nicht mehr verbalö anzugreifen oder ihnen ezwas übles nachzureden oder so. Ich wollte einfach nicht der Aggressor sein und ein schlechtes Gewissen haben. Ich fand das alles mittlerweile widerlich und primitiv. Ich ertrug einfach die Anstachelungen und Angriffe von Daniela und Michela. War nicht einfach, hat aber gut geklappt. Es sollte nicht an mir liegen, dachte ich mir immer, wenn ich wütend war.

In den Sommerferien 2001 habe ich ihn dann noch mal angerufen und ihn gefragt, ob wir beide uns nicht wieder wie normale menschen benehmen wollen. Wir gehen seit diesen Sommerferien auf verschiedene Schulen und ich dachte mir damals, dass man das nicht in das neue Schuljahr verschleppen sollte; es sei ja sowieso alles blöd gewesen. Er willigte ein und freute sich, r3edete auch gleich wieder von Freundschaft und so. Naja, wir haben uns daraufhin noch zwei Mal privat getroffen und uns ganz gut verstanden. Ich habe jedoch gemerkt, dass ich seine Art und Weise, mit Menschen in gewissen Situationen umzugehen absolut nicht mag. Das war kurz vor Ende unserer Freundschaft auch schon so, aber damals habe ich mir noch Toleranz dessen abgerungen. Das möchte ich heute nicht mehr. Ich stehe in einem ganz guten Verhältnis mit Michael. Wir grüssen uns, wenn wir uns sehen, aber mehr möchte ich nicht. Er hat mich ein paar Mal gefragt, ob wir uns mal wieder treffen wollen und mir versprochen, bei mir anzurufen. Hat er aber nie gemacht. Ist auch okay so. Zu Daniela habe ich heute keinerlei Kontakt mehr. Man schaut natürlich schon einmal zueinander rüber, wenn man sich sieht. Man lernt einen Menschen natürlich ganz gut kennen, wenn man eine Beziehung mit ihm führt. Ich möchte aber keinerlei Kontakt mit ihr haben, weil ich sie heute nur noch doof und anstrengend finde.

Alles in allem war das alles eine sehr unangenehme Zeit, in der Michael und ich jedoch extrem viel gelernt haben. Ich werde jedenfalls nie jemandem die Freundin oder Frau ausspannen. Denn nun weiss ich eben, wie hart das ist. Klar, bei mir war es vielleicht besonders übel, war der andere Typ mein bester Freund war, aber trotzdem. Michael und ich wissen ausserdem jetzt beide, dass sich ein Streit unter Freunden wegen einer Frau nicht lohnt und dass man so nicht miteinander umgehen sollte.

Vielleicht fragt ihr euch jetzt, warum ich das alles hier rein geschrieben habe. Naja, das alles hat mich eben sehr bewegt und auch verändert. Das Internet ist einigermassen anonym, so dass ich das hier ruhig ablassen kann. Ich fühle mich jetzt ein wenig erleichtert, obwohl ich das alles eigentlich schon verkraftet und verarbeitet habe. Es ist vielleicht nicht jedermanns Sache, solche Einblicke in sein leben zu gewähren, aber ich finde das überhaupt nicht schlimm.

Wer bis hier durchgelesen hat: Danke! Ich würde mich über jeden Kommentar riesig freuen! Schreibt mir eure Meinung, Anmerkung oder was weiss ich! Bitte sagt was zu meiner Geschichte!

8 Bewertungen, 3 Kommentare

  • Lieselotte5

    28.03.2002, 12:40 Uhr von Lieselotte5
    Bewertung: sehr hilfreich

    Ich weiß leider nicht genau was ich dazu sagen soll. Ich finde es auf jeden Fall gut, dass du es hier geschrieben hast, vielleicht hilft es dir ja damit fertig zu werden. Ich wünsche dir ein FROHES OSTERFEST!!!

  • Stoewi

    07.03.2002, 16:34 Uhr von Stoewi
    Bewertung: sehr hilfreich

    Wie soll ich dich nur bewerten? Besser als jetzt gehts leider nicht. Gruß, Stoewi

  • anonym

    07.03.2002, 16:30 Uhr von anonym
    Bewertung: sehr hilfreich

    wow krasse geschichte...