Last Samurai (DVD) Testbericht

D
Last-samurai-dvd-abenteuerfilm
ab 5,30
Paid Ads from eBay.de & Amazon.de
Auf yopi.de gelistet seit 11/2011
Summe aller Bewertungen
  • Action:  sehr viel
  • Anspruch:  anspruchsvoll
  • Romantik:  hoch
  • Humor:  humorvoll
  • Spannung:  sehr spannend

Erfahrungsbericht von winterspiegel

Tom Cruise im Land der aufgehenden Sonne

5
  • Action:  sehr viel
  • Anspruch:  durchschnittlich
  • Romantik:  hoch
  • Humor:  wenig humorvoll
  • Spannung:  spannend
  • Altersgruppe:  ab 16 Jahren
  • Meinung bezieht sich auf:  DVD-Version

Pro:

Haupt- und Nebendarsteller, Regie, Kamera, Ausstattung, Filmmusik

Kontra:

Hart an der Grenze zum überschwänglichen Pathos

Empfehlung:

Ja

Wenn man Tom Cruise heißt, und einer der bekanntesten und erfolgreichsten Mimen unserer Zeit ist, dann darf man sich seinen Einsatzort schon mal nach eigener Lust und Laune heraussuchen. Denn zumindest abwechslungsreich waren die Streifen in denen er zuletzt mitgewirkt hat allemal. Vom zweiten Einsatz als Agent Ethan Hunt in „Mission Impossible 2“ und den Mysterystreifen Vanilla Sky, über seine Zusammenarbeit mit Hollywood-Legende Spielberg im Zukunftsthriller „Minority Report“, bis schließlich zu seiner Begegnung mit dem Land der aufgehenden Sonne „Last Samurai“ war es doch ein recht beachtlicher Sprung innerhalb der Genres.



Handlung


Nathan Algren, ein desillusionierter Bürgerkriegsheld bekommt das verlockende Angebot nach Japan zu reisen. Dort angekommen soll der durch den Sezessionskrieg traumatisierte Soldat für den japanischen Kaiser eine schlagkräftige, nach westlichem Vorbild ausgerichtete Armee aus dem Boden stampfen. Algren bringt den aus Bauern bestehenden Wehrpflichtigen den Gebrauch von Schusswaffen und moderne Kriegsführung bei. Doch viel zu früh wird diese Truppe auf höheren Befehl und trotz Algrens erbitterten Widerstand gegen die Aufständischen des Landes – die Samurai – ins Feld geführt. Es kommt wie es kommen muss: Das kaiserliche Heer wird von den heranstürmenden Samurai aufgerieben und vernichtend geschlagen.

Der Bürgerkriegsveteran fällt schwer verletzt in die Hände des Feindes. Katsumoto, das Oberhaupt der Samurai ist fasziniert von seinem Gegner, da der Amerikaner sich bis zum letzten Blutstropfen mit dem Mut der Verzweiflung gewehrt hatte, und lässt ihn erst mal am Leben. Als Algren sich im Dorf der Samurai langsam von seinen Wunden langsam erholt, findet er sich in einer fremden, ihm aber allmählich in den Bann schlagenden Umgebung wieder. Nach und nach findet er seinen ihm abhanden gekommenen Seelenfrieden wieder, den er auf dem Schlachtfeld verloren hatte und freundet sich langsam mit seinen ehemaligen Feinden an. Er erlernt Bushido, den Kodex der Samurai und auch den Kampfstil der legendären japanischen Kämpfer macht sich Algren zu eigen.

Als es erneut zu einer Konfrontation zwischen den Regierungstruppen und den Abtrünnigen kommt, stellt sich Algren auf die Seite von Katsumoto und seinen tapferen Kriegern, auch wenn er im Grunde nur zu gut weiß, dass er diesen Kampf im Grunde niemals gewinnen kann…



Kritik


Vielfach wurde ja der Film, der von Edward Zwick (Ausnahmezustand) in weitschweifenden, epischen Bildern eingefangen wurde, mit Kevin Costners „Der mit dem Wolf Tanzt verglichen. Diese direkte Gegenüberstellung hinkt zwar ein wenig, ist aber wenn man sich mal die grundlegende Story vor Augen hält auch nicht vollkommen von der Hand zuweisen. Denn wenn man sich den groben Plot vor Augen hält, hat man die allegorische Geschichte des sich bekehren lassenden US-Soldaten, der die traditionellen Tugenden der Samurai für sich entdeckt, als diese dem technologischen Fortschritt und der neuzeitlichen Weltanschauung des modernen Japan im Wege standen. Waren es bei Costner noch die Amerikanischen Ureinwohner die den Helden zu einer moralisch-spirituellen Umkehr bewogen, sind es in diesem Fall die berühmt-berüchtigten Samurai-Krieger mit ihrem unerschütterlichen Ehrenkodex, die das Bild von verloren gegangenen Werten greifbar und anschaulich machen sollen.

Eduard Zwick lässt den Zuschauer an einem Abenteuer teilhaben, dass ihm gleichsam erstaunlich nahe in die Gefühlswelten des Hauptprotagonisten und seine Sichtweisen heranbringt. So betritt auch der außenstehende Betrachter gewissermaßen ein anfangs fremdartig anmutendes Land voller Mystik und Wunder. Er sieht die Samurai erst als einen barbarisch wilden und mordlüsternen Haufen. Doch im Verlauf des Geschehens merkt man immer klarer in was für einem fatalen Irrtum man sich doch eigentlich befand, und erkennt auf einen Schlag die andere Seite der Medaille. Zwick versteht es auf einfühlsame Weise – ohne dass es das Publikum sofort realisiert – die Lebensweise und moralischen Grundsätze dieser schließlich zum Untergang verurteilten Volksgruppe sehr anschaulich zu vermitteln. So kommt es zuweilen schon einmal vor, dass die eigene vorgefasste Meinung sich zu drehen beginnt, wenn man erst einmal die komplette Wahrweit begreift. Viel mehr – so denke ich – lässt sich in einem unterhaltsamen Spielfilm als tiefschürfendere Botschaft wohl kaum rüberbringen.

Außer Tom Cruise, der hier eine insgesamt gesehen recht hervorragende Leistung abliefert, fallen die zahlreiche japanischen Co-Stars ins Auge, die dem Streifen einen merklich authentischen Anschein verleihen. Dieser Eindruck wird zusätzlich durch die untertitelte Originalsprache, die über weite Strecken zu hören ist noch stärker vermittelt.
Doch auch die Kampfszenen und die Schlachtengemälde die in der fantastischen Landschaft von Neuseeland eingefangen wurden, wo ja auch schon Peter Jackson sein Ringe-Epos realisierte, die detailgetreuen Kostüme und die verschwenderische Ausstattung mit denen der Streifen aufwartet, können voll und ganz überzeugen. So wurden über weite Strecken sehr ausdrucksstarke Passagen eingefangen, die herrlich anzusehen sind und eine Botschaft rüberbringen, die weniger mit übermäßigem Dialog zugepflastert ist, sondern sich einer eingängigen Bildsprache bedient.

Zwick brachte es fertig einen Zeitabschnitt interessanter japanischer Geschichte mit einigem Anspruch einzufangen, ohne den Action- und Unterhaltungswert zu vernachlässigen. So steht neben der immer den historischen Hintergrund im Visier behaltenden Handlung, die fesselnde Geschichte des von Cruise glaubhaft dargestellten Bürgerkriegshelden im Vordergrund. Daher wird nicht nur exzellente Mainstream- Kinounterhaltung geboten, sondern vielleicht auch einige darin enthaltene noch durchdachtere Sequenzen, die den Streifen für meine Begriffe dann doch weit über den Durchschnitt ähnlicher Machwerke heben.



Anmerkung zur DVD:


Eine DVD von Warner; da ist leider eines so gut wie schon mal vorprogrammiert sollte auf der Scheibe ein Audiokommentar enthalten sein: Nämlich, dass der nicht mit deutschen Untertiteln versehen wurde. So leider auch hier.
Ansonsten zeigt sich der reich ausgestattete Doppel-Silberling aber von seiner besten Seite. Vor allem was das Anliegen von Initiator Zwick und Mitproduzent Cruise war, wird hier in recht ausführlichen Interviews näher erörtert.

Man kann sich z.B. darüber informieren lassen wie sich Tom Cruise für die schwierigen Schwertkämpfe in Form brachte, - lernt etwas über die Kampfausrüstung und das Zustandekommen der detaillierten Kostüme, die extra für den Film hergestellt wurden. Ferner bekommt man nähere Einblicke ins Produktionsdesign und wird Zeuge wie die Schlachtszenen mit den Laiendarstellern realisiert wurden. Man erhält eine einleuchtende Gegenüberstellung was Hollywood-Fantasie ist, und was den historischen Tatsachen entspricht. Außerdem gibt es neben dem üblichen Trailern und der Japan-Premiere des Films noch ein Produktionstagebuch einzusehen, in dem man die Entstehung des Streifens noch einmal sehr schön nachvollziehen kann.

Diese Zusatzscheibe beinhaltet also eine Fülle an sehenswerten Extras, die das Herz eines jeden Filminteressierten doch ein klein wenig höher schlagen lassen dürfte.



Fazit


Mit „Last Samurai“ hat Tom Cruise in dem vielleicht besten Streifen seiner bisherigen Karriere mitgespielt. Edward Zwick zeigte mithilfe seines Superstars, dass Geschichtsunterricht durchaus nicht langweilig- und Unterhaltung nicht zwangsläufig oberflächlich sein muss.
Die Macher fanden demnach einen wirklich mitreißenden, an den richtigen Stellen nachdenklich machenden Mittelweg zwischen den historisch belegten Tatsachen und der darin eingebetteten, spannend erzählten Geschichte. Dies alles verpackt in märchenhaften Landschaftsbildern, der Darstellung von heldenhaften Kämpfern und einer Filmmusik (Hans Zimmer verpasste nur knapp seine Bestleistung in „Gladiator“) die sich wahrlich sehen- beziehungsweise hören lassen kann.

Zu Gute muss man dem Streifen außerdem halten, dass man ihn nicht mit einem völlig unpassenden - aber immer wieder mal gern gezeigten - Happy End verunstaltet hat, sondern ihn in seiner rauen Ästhetik auf den Zuschauer wirken lässt, die im beeindruckenden Finale schließlich ihren Höhepunkt findet.
Denn wohl selten wurde das Sterben in traurig-schöneren Choreografien in Szene gesetzt, nie lustvoller auf Zelluloid geradezu zelebriert.

© winterspiegel für Ciao & Yopi

40 Bewertungen, 3 Kommentare

  • sonic-warrior

    17.10.2004, 15:26 Uhr von sonic-warrior
    Bewertung: sehr hilfreich

    Also der Bericht hat mich doch schon sehr neugierig gemacht auf diesen Film ;)

  • Iris8

    17.10.2004, 15:03 Uhr von Iris8
    Bewertung: sehr hilfreich

    fand ich auch nicht übel. LG Iris

  • simong

    17.10.2004, 14:30 Uhr von simong
    Bewertung: sehr hilfreich

    also ich hab den film leider noch nicht gesehen, aber der bericht darüber hört sich durchaus interessant an. also den muss ich mir auf jeden fall noch anschauen, der bericht hat mich überzeugt! gut gemacht!