St. Anger - Metallica Testbericht

St-anger-metallica
ab 13,46
Paid Ads from eBay.de & Amazon.de
Auf yopi.de gelistet seit 09/2003
Summe aller Bewertungen
  • Cover-Design:  sehr gut
  • Klangqualität:  gut

Erfahrungsbericht von Schosch

Blecheimer meets Metallica

3
  • Cover-Design:  durchschnittlich
  • Klangqualität:  schlecht

Pro:

Wieder in gewohnt harter Manier;inklusive DVD und T-Shirt; einige sehr gute Stücke...

Kontra:

... aber auch viele schlechte Stücke; grottenschlechter Klang; teilweise langweilig

Empfehlung:

Ja

Hallo liebe Yopi-Leserinnen und –Leser,

ich glaube noch nie waren Fans einer Band so gespalten wie hier bei dem neuen Meister(?)werk von Metallica namens \"St. Anger\".
Die einen werden sagen: \"Endlich mal wieder etwas rauer und härter\", wiederum andere werden sagen: \"Och nö, die haben doch immer so schöne Balladen geschrieben, und einigermassen verdaulichen Rock gespielt...\"

Um vielleicht besser verstehen zu können, welche Wandlungen Metallica in ihrer 20jährigen Geschichte durchgemacht haben, werde ich vorerst einen kleine Werdegang der Band aufschreiben.
Den Anfang von Metallica machte damals das sehr trashige Album \"Kill \'em all\". Da hat doch tatsächlich eine Band ganz neue Elemente in die Musik eingebracht und teilweise ultraschnelle Songs auf Vinyl produziert. 1984 folgte dann eines der Meilensteine von Metallica: \"Ride the lightning\". Ein überaus druckvoller und fetter Sound, der vor allem durch die enormen \"Brett\"gitarren auf denen man Hosen bügeln kann, getragen wurde. An Geschwindigkeit hat die Band auch hier nichts eingebüsst. Zwei ganz große Klassiker der Band befinden sich auf dem Album (\"For whom the bell tolls\" und \"Creeping death\").
Dann erschien 1986 das absolute Meisterwerk und bestimmt auch eines der Highlights in der Metalgeschichte mit dem Namen \"Master of Puppets\". Dieses Album gilt heute noch bei vielen Fans der ersten Stunde zum Besten von Metallica. Ebenfalls schnelle und druckvolle Stücke befinden sich auf diesem Album. Leider verstarb der damalige Bassist Cliff Burton bei einem Verkehrsunfall und wurde durch Jason Newsted ersetzt, der mit Metallica 1988 \"... and justice for all\" herausbrachte. Hier wurde an Druck noch einiges dazugelegt; dieser Druck macht sich durch ein sehr sauber abgemischtes Schlagzeug und sehr heftige Gitarren bemerkbar. Die ohnehin schon immer perfekten Arrangements der Stücke, werden hier durch eine immense Komplexität sogar ziemlich kompliziert. Das erste richtig bekannte Lied \"One\" ist auf diesem Album vorzufinden.
1991 brachten Metallica dann ihr kommerziell erfolgreichstes Album auf den Markt, welches mit Sicherheit auch zu den Highlights der Metalgeschichte gehört . Das Album heisst schlicht und ergreifend \"Metallica\", wird aber auch Black-Album genannt. \"Enter Sandman\", \"Sad but true\" und die schöne Ballade \"Nothing else matters\" gehören zu diesem Album. Auch wenn es das erfolgreichste Album der Band war (18 Millionen verkaufte Exemplare), wurde hier ein erster kleiner Stil-Bruch deutlich. Das Ganze klang nicht mehr so trashig und schnell. Die ersten Fans verabschiedeten sich.
Die ganz große Enttäuschung kam dann 1996 mit dem Album \"Load\". Hier wurde versucht bluesige Elemente mit Country-Einflüssen und Metal zu kombinieren. Noch mehr von den alten Fans sprangen vom Zug. Das wurde auch 1997 mit \"Reload\" nicht sehr viel besser. Klangtechnisch waren die CDs zwar ziemlich genial druckvoll, brachten aber nicht das eigentliche Metallica-Feeling auf. Auch die 1998 erschienene Cover-Doppel-CD konnte das nicht wieder wett machen (allerdings gefällt mir von diesem Album das Lied \"Whiskey in the jar\" sehr gut).
Metallica waren fast schon in Zugzwang. Außerdem verabschiedete sich Bassist Jason Newsted.
\"Wir müssen wieder härter werden\", sagten Metallica. \"Sozusagen back to the roots\". Und das neue Album \"St. Anger\" erschien am 05.06.2003 weltweit.
Die Erwartungen waren bis ins unermessliche geschraubt....

Jetzt hört man sich das neue Album an, ist immens erstaunt und versucht erst mal den ersten Eindruck zu verdauen... und das ist nicht gerade leicht... zumindest ist es mir so ergangen. Und was ich von vielen anderen gehört oder gelesen habe denen auch.
Ok, Metallica sind wirklich wieder äußerst roh und hart geworden, was sich insbesondere auch im sehr fixen Double-Bass-Drum-Spiel von Drummer Lars Ulrich bemerkbar macht (er hat es anscheinend doch nicht verlernt), aber ist das alles was Metallica heute zu bieten hat? Die Songs klingen teilweise wie gewollt und nicht gekonnt. Es macht auf mich oft den Anschein, als wären die Songs irgendwie zusammengestückelt und halbherzig arrangiert worden. Wo sind die perfekten Arrangements und ausgefeilten Abläufe hin? Wo sind Kirk Hammetts tolle Gitarrensoli hin? Warum werden die Stücke oft auf über 7 Minuten ausgedehnt, wenn eigentlich alles schon nach 3 Minuten erzählt wurde?
Was mich aber am meisten stört, dass ist der meiner Meinung nach grottenschlechte Klang der CD. Ich weiß ja, dass das von Produzent Bob Rock und Metallica so gewollt war, aber der Hörgenuss wird dadurch enorm geschmählert. Die Drums klingen wie Blecheimer (Lars, warum hast Du nur den Snare-Teppich gelöst???), die Gitarren klingen dumpf und undifferenziert und James Hetfields Stimme wirkt oft gequetscht und nicht so druckvoll wie sonst. Kurz gesagt: ich bemerke keine von Metallica gewohnte Brillanz auf diesem Album. Es klingt einfach nur dumpf und wie ein schlecht abgemischtes Demo-Band. Außerdem überdeckt das blecherne Schlagzeug fast alles. Auch wenn es die pure Absicht von Metallica war, verliert das Album deswegen schon ganz enorm bei mir im Ansehen.
Und warum muss Lars Ulrich andauernd einen Tempowechseln einführen. Man hat so gar nicht die Möglichkeit richtig abzurocken, wenn so oft der Beat gewechselt wird. Ich bin selber Drummer und mich nervt das gewaltig. Sorry Lars, aber Du bist einfach zu verspielt.

Natürlich werde ich jetzt aber auch noch auf die einzelnen Songs eingehen. Insgesamt hat das Album eine Länge von 75:05 Minuten und enthält 11 Stücke.

Was mir sehr gut gefallen hat ist das Digi-Pack der CD. Drin enthalten sind nämlich noch eine DVD, die jedes Stück live eingespielt zeigt und ein schwarzes T-Shirt. Und das für 15,- EUR ist gut. (Dieses Pack gab es dazemal nur beim Media Markt und beim Saturn)


[1] FRANTIC (Hetfield / Ulrich / Hammett / Rock) 5:49

Schnelle Gitarren mit einzelnen Drum-Akzenten leiten diesen recht flotten und harten Opener des Albums ein. Es soll sofort gezeigt werden, wo ab jetzt der Hase langläuft.
Der fast schon Sprechgesang von Hetfield erinnert sehr stark an Slayer und auch der Klang der Gitarren geht in diese Richtung.
Der Ablauf des Stückes ist sehr simpel und wiederholt sich mehrfach ohne große Veränderungen. Allerdings leisten Lars und die Gitarristen hier schon fast Hochleistungssport.
Der Refrain besteht lediglich aus einem \"Frantic tick tick tick tick tick tick tock\".
Ein zwar relativ eingängiges Stück, was aber mit Sicherheit nicht in die Annalen von Metallica eingehen wird.

7 / 10


[2] ST. ANGER (Hetfield / Ulrich / Hammett / Rock) 7:21

Die erste Singleauskopplung und gleichzeitig Titelstück, weiß hier schon durchaus besser zu gefallen.
Das Gitarrenintro erinnert sogar ein wenig an \"Master of Puppets\". Wobei hier bestimmt nicht kopiert werden sollte. Äußerst rasant und schweisstreibend spielen sich die vier bis zum kleinen Bruch ins Feld, bei dem es recht ruhig wird und Hetfield sehr seicht den Refrain singt.
Bei der Bridge wird dann wieder ein wenig die Metal-Zange angezogen, bis sie sich in der Strophe wieder in Speed-Metal-Manier entfacht.
Der wiederkehrende Refrain wird diesmal auch etwas rauer gesungen.
Bei diesem Stück gefällt mir das Arrangement schon besser und intelligenter. Auch wenn hier nach 4 Minuten alles erzählt ist (leider auch kein Solo); das Stück wird dennoch auf über 7 Minuten ausgedehnt. Aber groß langweilig wird es hier nicht.

10 / 10


[3] SOME KIND OF MONSTER (Hetfield / Ulrich / Hammett / Rock) 8:26

Brrrr, bei diesem Lied schauderts mich jedesmal, wenn die schon fast laienhafte und weinerlich klingende Gitarre einsetzt. Das gesamte Intro, welches sich über fast 2 Minuten ausdehnt und wiederholt, klingt eigentlich hart und dreckig... wenn bloß diese seltsame Gitarre dabei nicht wäre.
Und der Gesang, ja fast schon Hip Hop, von Hetfield gefällt mir absolut nicht.
Irgendwie ist das Lied in meinen Augen sehr langweilig, langatmig und nur ein einziger Brei, welcher komisch zusammengestellt wurde. Gar nicht mein Liebling.

3 / 10


[4] DIRTY WINDOW (Hetfield / Ulrich / Hammett / Rock) 5:24

Dieses Lied legt wieder gewaltig an Druck und Geschwindigkeit zu und Lars hat gut zu knüppeln. Allerdings meint er auch hier wieder alle 2 Takte einen Tempowechsel vornehmen zu müssen.
Trotzdem büßt das Stück nicht unbedingt an Eingängigkeit ein. Die Gitarren spielen harte und dreckige Riffs, und lassen das Lied schon fast ein wenig wie Punk anhören.
Hetfield betont hier wieder ein wenig seine druckvolle Stimme, welche sich bis zum Rafrain hin austobt.
Jedoch fehlt hier das Gewisse etwas....

6,5 / 10


[5] INVISBLE KID (Hetfield / Ulrich / Hammett / Rock) 8:31

Sehr monoton und lustlos wirkt dieses teilweise (wie immer Tempowechsel ohne Ende) recht schnelle Stück, auch wenn die Riffs nicht so ganz ohne sind. Lars Drums klingen hier besonders wie eine leere Öltonne und überdecken fast alles. Hetfields Stimme geht hier dennoch in Ordnung.
Auch hier ist nach 4 Minuten schon alles erzählt, und das Lied wird bis auf über 8 Minuten gedehnt. Ein schönes Gitarrensolo wäre hier wirklich sehr gut platziert gewesen.
So wirkt das Stück einfach nur vollkommen eintönig.

4 / 10


[6] MY WORLD (Hetfield / Ulrich / Hammett / Rock) 5:45

Endlich mal wieder ein richtiger Reisser auf diesem Album.
Gnadenlos werden hier die Gitarren geschruppt und Gas gegeben. Hier passen die häufigen Tempowechsel sogar gut rein.
Das Ganze Stück wird bis zum Ende immer abgedrehter aber nicht uninteressant.
Hetfield bellt seine Stimme hier oft förmlich ins Mikrofon.
Ähnlichkeiten zu Zeiten von \"Ride the lightning\" und \"Master of Puppets\" sind heir unverkennbar.

7 / 10


[7] SHOOT ME AGAIN (Hetfield / Ulrich / Hammett / Rock) 7:10

Hölle, hier grooved es ordentlich.
Sehr druckvoll und äußerst bassbetont wird dieses Lied nach vorne gepeitscht. (Für Ex-Basser Jason Newsted muss es schon fast ein Schlag in den Magen sein dieses Lied zu hören; wurde sein Bassspiel von Produzent Bob Rock doch sehr oft in den Hintergrund gestellt).
Während Lars auf seinen Blecheimern herumtrommelt, singt Hetfield seinen Gesangspart sehr seicht und fast schüchtern (aber genial) ins Mikro bis er beim Refrain schon fast auffordernd \"Shoot me again, I ain\'t dead yet\" sagt.
Dieses Lied ist sehr gut gelungen, wenn auch hier ein schönes Gitarren-Solo fehlt.

9 / 10


[8] SWEET AMBER (Hetfield / Ulrich / Hammett / Rock) 5:27

Hier sag ich nur: gewöhnungsbedürftig, gewöhungsbedürftig.
Variantenreicher Gesang und Midtempi bestimmen dieses Lied. Ist aber nicht so sehr mein Fall.

4 / 10


[9] THE UNNAMED FEELING (Hetfield / Ulrich / Hammett / Rock) 7:10

Ein recht träger Metalsong, der durchaus balladeske Stellen hat.
Die Gitarren spielen gute Riffs die einem im Gedächtnis bleiben. Allerdings musste ich mir diesen Song besonders oft anhören.

7 / 10


[10] PURIFY (Hetfield / Ulrich / Hammett / Rock) 5:14

Hier wird wieder viel Wert auf ein sehr grooviges Halftime gelegt. Harte, abhackte Riffs wissen durchaus zu begeistern und werden gekonnt eingesetzt.
Das Stück animiert enorm zum kopfschütteln (SHAKE HEADS) und abrocken.
Hetfield singt in alter Metallica-Manier schön hart und gezielt.
Der Mittelteil artet zwar fast in ein Kuddelmuddel aus und steigert sich dann wieder in den fast weinerlich klingenden Refrain.
Gefällt mir gut.

9 / 10


[11] ALL WITHIN MY HANDS (Hetfield / Ulrich / Hammett / Rock) 8:48

Hier ist Abwechlungs groß geschrieben.
Ist der Anfang noch sehr treibend und hart, geht die Strophe eher in ruhige, einfühlsame Elemente über um dann wieder in einen Speed-Metal-Refrain zu enden.
Endlich mal wieder ein gut durchdachtes Stück, bei dem man merkt, dass die Jungs Spaß am komponieren hatten.
Erinnert auch ein wenig an alte Metallica-Zeiten.

8 / 10



Metallica sind:

James Hetfield (Gesang, Gitarre)
Lars Ulrich (Schlagzeug)
Kirk Hammett (Gitarre)
Robert Trujillo (neuer Bassist seit diesem Album)

www.metallica.com
www.st-anger.de

Fazit:
~~~~~~


Das gesamte Album entspricht weder meiner Erwartung noch meiner Befürchtung an das neue Metallica-Werk.
Es gibt mit Sicherheit einige sehr gut gelungene Stücke, wenn auch einige sehr schlechte und lustlos wirkende Stücke auf diesem Album. Leider sind es mir insgesamt zu viele schlechte Stücke, die nur so zusammengestückelt wirken.
Ein wenig enttäuscht bin ich auf jeden Fall; ich bin aber trotzdem erleichtert, dass es mit Metallica wieder härter zur Sache geht. Man kann merken, dass ich vollkommen hin und hergerissen bin und mich manchmal schwer tue mit dem Album so richtig anzufreunden.

Was ich auf jeden Fall nervig finde ist der grottenschlechte Klang der CD. Irgendwie ist man von Metallica doch brillante Produktionen gewohnt, die durchaus zum Lautsprechertesten geeignet waren (so genial klangen sie).
Und hier hört man oft nur einen Brei aus Blecheimern und dumpfklingenden Gitarren.
Ich glaube, wäre der Klang besser, würde das Album sich auch stabiler in mein Ohr spielen.

Dennoch werde ich dieses Album als empfehlenswert einstufen, da doch einige tolle Stücke drauf enthalten sind.

Für die alten Metallica-Fans ist dieses Album wahrscheinlich gewohnt hart. Die Fans, die erst seit dem Black-Album an Bord sind, werden sich wahrscheinlich schwer mit dem Album tun.

Ein Reinhören lohnt auf jeden Fall.

Danke fürs Lesen, Bewerten und kommentieren.


Euer
Jörg

© 02.02.2004 by Schosch

23 Bewertungen