Erfahrungsbericht von rudiratlos
Bis zum nächsten Mal
Pro:
wenn man was daraus lernt
Kontra:
vermutlich lernen wir aber nix daraus
Empfehlung:
Nein
Es trifft nicht nur die anderen. Die Bilder im Deutschen Fernsehen oder in den Zeitungen konnten nur ansatzweise dokumentieren, wie schlimm es in den Hochwassergebieten tatsächlich war und noch immer ist. Was 1995 am Rhein und zwei Jahre später heim Oder-Hochwasser geschah, hat sich in kurzer Zeit an Elbe, Inn und Donau wiederholt, nur mit einer völlig anderen, bislang unvermuteten Wucht. Die unfassbaren Schicksale, die sich mit diesem „Jahrhundertereignis“ verbinden, offenbaren zum einen tiefe Ohnmacht, appellieren zum anderen aber an die Vernunft, nicht weiter gegen die Natur zu wirtschaften, es künftig besser zu machen. Doch was ist besser?
Gesetzlich legitimiert wurden in den vergangenen 100 Jahren Auenlandschaften eingedeicht, um das „gewonnene“ Land zu besiedeln. Etwa 85 Prozent dieser für Flüsse wichtigen Rückhalteräume sind so bis heute verschwunden. Doch was in Trockenzeiten noch idyllisch wirkt, kann sich bei Starkregen in eine echte Bedrohung verwandeln. So führte
z. B. in einem ersten Schwall die 1892 wegen der Stadterweiterung Dresdens verlegte und kanalisierte Weißeritz in der Nacht vom 12. auf den 13. August so viel Wasser, dass sie in ihr altes Flussbett zurückkehrte und damit das Zentrum der Stadt überschwemmte. Grund waren die extremen Regen im Einzugsgebiet. Im Erzgebirge fiel örtlich in einer Nacht mit 400 Millimeter so viel Niederschlag wie sonst in einem halben Jahr. Als dann vom 15 bis 17. August der Hochwasserscheitel auch noch aus Tschechien kam, war die Elbe nicht mehr zu halten.
Die früher als zukunftsweisend gepriesene Flussbegradigung bewirkt ein schnelleres Abfließen des Wassers. Die zunehmende Flächenversiegelung verringert das Retentionsvermögen, so dass das Wasser nicht längere Zeit in der Fläche verbleibt, sondern die Situation auch am aufnehmenden Fluss noch verschärft. Wer Bach- und Flussqnerschnitte verringert, muss sich nicht wundern, dass die Fließgeschwindigkeit steigt. Die Folgen sind bekannt.
Überlagert und in ihren Auswirkungen verstärkt werden Hochwässer noch durch die Erderwärmung, bei der die wärmere Luft noch mehr Wasser aufnehmen und transportieren kann. Wir beobachten dies auch an den in den vergangenen Jahren immer schwüler gewordenen Sommern und an den vielen Regentagen auch in diesem „Katastrophen-Sommer“. Glaubt man Klimaexperten, dann werden wir uns an noch heftigere Ausschläge beim Wetter gewöhnen müssen. Bedeutet dies, dass wir die Deiche einfach höher bauen müssen?
Mit den immensen Gebäude- und Infrastrukturschäden wurden im Handstreich gebietsweise 12 Jahre Aufbau Ost einfach weggespült. Man schätzt die durch das Tief „Ilse“ verursachten Kosten auf einen zweistelligen Milliarden-Betrag. Dass dringend nötige Hilfsfonds und
Spendenkonten eingerichtet, Kreditprogramme aufgelegt und auch die zweite Stufe der Steuerreform verschoben wurden (wobei man sich allerdings fragen darf, warum für eine solch wichtige Aufgabe nicht im Bundeshaushalt umgeschichtet wird), spricht für unser Verantwortungsbewusstsein. Noch verantwortungsbewusster wäre es, Naturgewalten nicht zu ignorieren, sondern deren Gesetze zu befolgen.
Länderübergreifend müssen Programme zur Ausweisung weiterer Auen- und Überschwemmungsflächen her und auch umgesetzt und werden. Die von vielen geforderte Renaturierung bereits zugebauter Areale dürfte dabei politisch kaum durchsetzbar sein. Dennoch lassen sich weitere geplante Bauvorhaben auch im Sinne der potentiellen, arglosen Bewohner oder Gewerbetreibenden noch stoppen. Die Immunität gegenüber Argumenten muss in den genehmigenden Behörden aufhören.
Bei der Elbe haben entsprechende Gespräche, wie man sieht, bislang zu wenig bewirkt. Am Rhein dagegen scheint man damit schon etwas weiter zu sein. Im Aktionsplan Hochwasser der Internationalen Kommission zum Schutz des Rheins sollen bis zum Jahr 2020 insgesamt 12,3 Milliarden Euro von allen Rheinanliegerstaaten investiert werden, um ein Wertevermögen von rund 1500 Milliarden Euro zu schützen — offensichtlich eine lohnende Rechnung. Immerhin hat die Bundesregierung jetzt vor, eine nationale Flusskonferenz zu gründen. Diese aber müsste eine andere Schaltstufe einlegen als den Johannesburger Kriechgang.
Die für den fragwürdigen Elbausbau von der Bundesregierung bereit gestellten 200 Millionen Euro könnten mehr Gewinn bringen, wenn sie dazu genutzt würden, um z.B. Deiche zurück zu verlegen und Nebenflüsse zu renaturieren. Dazu gehört auch die Entsiegelung von Flächen, damit das Wasser wieder versickern kann und nicht über die Kanalisation oder direkt in den nächsten Fluss strömt.
Und warum müssen eigentlich im Zeitalter von Geokunststoffen, Bentonit-Dichtungsmatten und effektiven Bewehrungsmöglichkeiten Deiche wie vor 150 Jahren immer noch durchweichen oder gar brechen? Hier gibt es doch
ein gewaltiges Innovationspotential, das äußerst präventiv wirkt und den Aufwand für das antiquierte Schleppen von Sandsäcken verringert!
Wie vieles hat auch die Entstehung des jüngsten Extrem-Hochwassers mehrere Gründe, es fällt nicht einfach vom Himmel. In diesem Zusammenhang müssen dann natürlich auch Energie- und Verkehrspolitik genannt werden.
Das Klima ist extrem komplex. Die Unwetter hier in Europa sind in ihrer Kurzfristigkeit nicht normal, aber über den Zeitraum von 1000 Jahren gab es das sehr wohl.
Also bis zum nächsten Mal.
Gesetzlich legitimiert wurden in den vergangenen 100 Jahren Auenlandschaften eingedeicht, um das „gewonnene“ Land zu besiedeln. Etwa 85 Prozent dieser für Flüsse wichtigen Rückhalteräume sind so bis heute verschwunden. Doch was in Trockenzeiten noch idyllisch wirkt, kann sich bei Starkregen in eine echte Bedrohung verwandeln. So führte
z. B. in einem ersten Schwall die 1892 wegen der Stadterweiterung Dresdens verlegte und kanalisierte Weißeritz in der Nacht vom 12. auf den 13. August so viel Wasser, dass sie in ihr altes Flussbett zurückkehrte und damit das Zentrum der Stadt überschwemmte. Grund waren die extremen Regen im Einzugsgebiet. Im Erzgebirge fiel örtlich in einer Nacht mit 400 Millimeter so viel Niederschlag wie sonst in einem halben Jahr. Als dann vom 15 bis 17. August der Hochwasserscheitel auch noch aus Tschechien kam, war die Elbe nicht mehr zu halten.
Die früher als zukunftsweisend gepriesene Flussbegradigung bewirkt ein schnelleres Abfließen des Wassers. Die zunehmende Flächenversiegelung verringert das Retentionsvermögen, so dass das Wasser nicht längere Zeit in der Fläche verbleibt, sondern die Situation auch am aufnehmenden Fluss noch verschärft. Wer Bach- und Flussqnerschnitte verringert, muss sich nicht wundern, dass die Fließgeschwindigkeit steigt. Die Folgen sind bekannt.
Überlagert und in ihren Auswirkungen verstärkt werden Hochwässer noch durch die Erderwärmung, bei der die wärmere Luft noch mehr Wasser aufnehmen und transportieren kann. Wir beobachten dies auch an den in den vergangenen Jahren immer schwüler gewordenen Sommern und an den vielen Regentagen auch in diesem „Katastrophen-Sommer“. Glaubt man Klimaexperten, dann werden wir uns an noch heftigere Ausschläge beim Wetter gewöhnen müssen. Bedeutet dies, dass wir die Deiche einfach höher bauen müssen?
Mit den immensen Gebäude- und Infrastrukturschäden wurden im Handstreich gebietsweise 12 Jahre Aufbau Ost einfach weggespült. Man schätzt die durch das Tief „Ilse“ verursachten Kosten auf einen zweistelligen Milliarden-Betrag. Dass dringend nötige Hilfsfonds und
Spendenkonten eingerichtet, Kreditprogramme aufgelegt und auch die zweite Stufe der Steuerreform verschoben wurden (wobei man sich allerdings fragen darf, warum für eine solch wichtige Aufgabe nicht im Bundeshaushalt umgeschichtet wird), spricht für unser Verantwortungsbewusstsein. Noch verantwortungsbewusster wäre es, Naturgewalten nicht zu ignorieren, sondern deren Gesetze zu befolgen.
Länderübergreifend müssen Programme zur Ausweisung weiterer Auen- und Überschwemmungsflächen her und auch umgesetzt und werden. Die von vielen geforderte Renaturierung bereits zugebauter Areale dürfte dabei politisch kaum durchsetzbar sein. Dennoch lassen sich weitere geplante Bauvorhaben auch im Sinne der potentiellen, arglosen Bewohner oder Gewerbetreibenden noch stoppen. Die Immunität gegenüber Argumenten muss in den genehmigenden Behörden aufhören.
Bei der Elbe haben entsprechende Gespräche, wie man sieht, bislang zu wenig bewirkt. Am Rhein dagegen scheint man damit schon etwas weiter zu sein. Im Aktionsplan Hochwasser der Internationalen Kommission zum Schutz des Rheins sollen bis zum Jahr 2020 insgesamt 12,3 Milliarden Euro von allen Rheinanliegerstaaten investiert werden, um ein Wertevermögen von rund 1500 Milliarden Euro zu schützen — offensichtlich eine lohnende Rechnung. Immerhin hat die Bundesregierung jetzt vor, eine nationale Flusskonferenz zu gründen. Diese aber müsste eine andere Schaltstufe einlegen als den Johannesburger Kriechgang.
Die für den fragwürdigen Elbausbau von der Bundesregierung bereit gestellten 200 Millionen Euro könnten mehr Gewinn bringen, wenn sie dazu genutzt würden, um z.B. Deiche zurück zu verlegen und Nebenflüsse zu renaturieren. Dazu gehört auch die Entsiegelung von Flächen, damit das Wasser wieder versickern kann und nicht über die Kanalisation oder direkt in den nächsten Fluss strömt.
Und warum müssen eigentlich im Zeitalter von Geokunststoffen, Bentonit-Dichtungsmatten und effektiven Bewehrungsmöglichkeiten Deiche wie vor 150 Jahren immer noch durchweichen oder gar brechen? Hier gibt es doch
ein gewaltiges Innovationspotential, das äußerst präventiv wirkt und den Aufwand für das antiquierte Schleppen von Sandsäcken verringert!
Wie vieles hat auch die Entstehung des jüngsten Extrem-Hochwassers mehrere Gründe, es fällt nicht einfach vom Himmel. In diesem Zusammenhang müssen dann natürlich auch Energie- und Verkehrspolitik genannt werden.
Das Klima ist extrem komplex. Die Unwetter hier in Europa sind in ihrer Kurzfristigkeit nicht normal, aber über den Zeitraum von 1000 Jahren gab es das sehr wohl.
Also bis zum nächsten Mal.
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