Über Themen mit U Testbericht

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Erfahrungsbericht von wuddel2

der Urheber hebt keine Uhren

Pro:

Urheberrecht ist schon sinnvoll

Kontra:

nur schade wenn es mißachtet wird

Empfehlung:

Nein

Da gibt man sich Mühe und tut und macht, und dann....?

Und dann kommt irgend so ein Pimpf des Weges und meint, wenn andere schon so nett waren, sich die Arbeit zu machen, dann bräuchte er selbst das ja nicht mehr zu tun.
Es ist ja auch viel einfacher, schon Vorhandenes zu übernehmen, als selber Zeit und Geld zu investieren.
(Bäääh, wer tut denn so was?)

Des jämmerlichen Vorgeplärres nun genug, worum geht es eigentlich?



::: die lange Vorgeschichte :::

Gemeinsam mit meinem Quasi-Schwager, der im Bereich Objekt-Gestaltung selbständig ist, bastele ich seit zwei Jahren an einer Produktreihe von Sandpendeln herum.
Das \"Basteln\" ist dabei relativ zu sehen.
Da ich \"nebenher\" noch Studium und Meisterschule absolviere und sein Tätigkeitsbereich eigentlich vornehmlich auf Lichtträger ausgerichtet ist, fing das Projekt eher als Hobby an.

Trotzdem haben wir uns immer bemüht, ein Mindestmaß an Professionalität einzuhalten.
Martin war es gewohnt, im höherpreisigen Bereich tätig zu sein.
Bei den Lichtträgern, die er produziert, kostet z.B. die günstigste Hängeleuchte für einen Eßtisch etwa 1.300€.
Er ist also mit den Qualitätsanforderungen \"dieser\" Kundenschicht durchaus vertraut.
Die ihm fehlende handwerkliche Ausbildung kann ich vorweisen und durch mein Studium zur Bauingenieuse bin ich auch mit den grundlegenden Material- und fertigungstechnischen Kenntnissen ausgerüstet.

Wir überlegten uns Konzepte für verschiedene Materialien, ich fertigte die technischen Zeichnungen und er bemühte seine Firmenkontakte.
Schon nach kurzer Zeit standen die ersten Produkte.

Durch einen Zufall (oder doch Schicksal?) ergab es sich, daß wir unsere Glas-Variation gegen Lizenz an eine große Firma vergaben.
So standen diese Produkte also nach noch nicht mal einem Jahr Entwicklung in der Loft-Abteilung der Frankfurter Tendence.
Natürlich \"besuchten\" wir unsere Pendel auf dem 200qm Stand und der Anblick der anderen Produkte, die sich in dieser Abteilung so tummelten (zur Info: da steht angeblich nur das Beste vom Besten, auf jeden Fall das Teuerste), verriet mir, daß wir uns wirklich nicht zu verstecken brauchten.
Wir waren zwar nicht absolut upper-class, aber nach meinem Qualitäts- und Gestaltungsempfinden gehörten wir allemal zu den oberen 50%.
Klar, subjektiv bleibt subjektiv, aber ich habe mich wirklich bemüht, uns selber im Verhältnis zu den anderen fair zu beurteilen, und manche Sachen, die dort ausgestellt waren, empfand ich schon fast als Frechheit.

Soweit, so gut.
Unsere Glaspendel waren also gut untergebracht.
Jetzt sollte es daran gehen, auch die anderen Produkte zu vermarkten.

Mit sehr viel Liebe und Mühe wurden Fotos gemacht, Texte geschrieben, ein Flyer erstellt und eine Internetseite gestaltet.
Wer meint, so etwas wäre doch schnell gemacht, der ist entweder äußerst talentiert oder hat es noch nie selber versucht.
Wir haben jedenfalls etliche Stunden Arbeit und auch einiges an Geld investiert.

Erste Erfolge entlohnten uns.
Der ein oder andere Anruf auf Grund der Webpräsenz und auch viele private Bemühungen bescherten uns die ersten Bestellungen und auch ein paar Läden, die unsere Produkte vertreiben wollten.

Schritt für Schritt ging es weiter, der break-even läßt allerdings immer noch auf sich warten.



::: der Anlaß dieses Berichts :::

Da mein Bewußtsein für Sandpendel im Allgemeinen und im Besonderen ja nun mal sehr geschärft war, ließ ich mir unter anderem von Ebay über den \"Meine-Suche-Service\" alle Angebote zu diesem Thema via E-Mail zuschicken.

Als ich kürzlich nichtsahnend auf einen der seltenen Links klickte, mußte ich kurzfristig in schierem Unglauben verharren.

Da wurde ein Konkurrenzartikel angeboten, so weit nicht schlimm, aber das Galeriebild kam mir doch erstaunlich bekannt vor.
Das war unseres!

Kurze Erklärung zwischendurch: ein Sandpendel zeichnet auf Grund einer bestimmten Aufhängung \"Lissajous-Figuren\" in den Sand.
Das wird den meisten jetzt genauso wie mir bis vor zwei Jahren wohl kaum etwas sagen. Es sei nur erwähnt, daß es durchaus reizvoll ist, die Entstehung dieser Figuren zu beobachten, und daß das Endergebnis bisher von jedem Betrachter als sehr ästhetisch empfunden wurde.

Es ist allerdings nicht einfach, diese Ästhetik auch fotografisch festzuhalten und wir haben ewig gebraucht, um die passende Beleuchtung, den passenden Sand und das passende Muster zu finden, um endlich ein adäquates Foto zu machen.

Diese ganzen Bemühungen hatte der nette Ebay-Verkäufer umgangen, indem er einfach das Foto von unserer Website \"geklaut\" hatte.

Erst bei dritter Betrachtung des Angebots fiel mir auf, daß nicht nur das Foto sondern auch unser Text identisch wiedergegeben war, sogar inklusive der falschen Zeichensetzung.

Jetzt war ich wirklich sauer.

Wären das alles Sachen gewesen, die wir innerhalb von ein paar Minuten aufs Papier gerotzt hätten, hätte ich es wahrscheinlich gar nicht als sooo schlimm empfunden, obwohl das \"Delikt\" das Selbe gewesen wäre.
Aber wir haben uns wirklich so manche Nacht um die Ohren geschlagen, um die hier geklauten Sachen zu erstellen.



::: was nun, was tun? :::

Die erste Beschwerdemail an ebay ging sofort raus, mit dem Ergebnis, daß der Verkäufer verwarnt wurde.
Um die Adresse zwecks weiterer Schritte zu erhalten, muß man sich bei ebay jedoch zum \"verifizierte-Rechte-Inhaber Programm\" anmelden. Dazu muß man eine eidesstattliche Erklärung abgeben, daß man wirklich Rechte hat, die verletzt wurden.

Das war hier ganz klar der Fall, unsere Urheberrechte waren verletzt und das auch noch von einem Mitbewerber, so daß zusätzlich eine wettbewerbswidrige Übernahme fremder Leistungen vorlag.

Die Adresse haben wir von ebay bisher nicht erhalten, die dürfte aber hoffentlich nächste Woche kommen.
Und dann gibt es einen ganz bösen Brief mit Bitte um Zahlung.
Wer meint, ich würde mich hier etwas zu sehr anstellen, dem sei gesagt, daß das Gesetz Urheberrechtsklau keinesfalls als Kavaliersdelikt betrachtet. Auf das unerlaubte \"Vervielfältigen, Verbreiten oder öffentliche Wiedergeben\" urheberrechtlich geschützter Werke stehen bis zu drei Jahre Gefängnis (§ 106 UrhG) - bei gewerbsmäßigen Verstößen bis zu fünf Jahre (§ 108a UrhG).

Die erste Abmahnung scheint schon Wirkung gehabt zu haben.
Beim nächsten Angebot unseres momentanen \"Lieblings\"-Ebay-Verkäufers wurde unser Foto nicht mehr genutzt und der Text war \"leicht\" geändert. Mit dem durchschlagenden Erfolg, daß er auf diesen Artikel kein Gebot mehr erhielt.

Der Brief wird trotzdem noch folgen.



::: an den aufmerksamen Leser :::

Nein, die Idee eines Sandpendels ist nicht in meinem Kopf entstanden.
Diese wurde von einem französischen Physiker im 19. Jh entwickelt.
Ihm diente das Objekt als Grundlage für die Entwicklung einer mathematischen Formel zur Beschreibung des Prinzips der gekoppelten Schwingungen.
Auch die Umsetzung als Dekorationsobjekt war nicht neu.
Aber bevor wir mit der Entwicklung unserer Produkte begonnen haben, haben wir reichlich Recherche bezüglich Geschmacks- und Gebrauchsmuster betrieben.
Wir haben so viel selber entwickelt, daß wir rechtlich mit keinem anderen Hersteller kollidieren, und wir haben auch nichts gegen Konkurrenz.

Es ist aber äußerst nervig, wenn die eigene Arbeit ohne Nachfrage geklaut wird, das haben wir auch nicht getan.
Wir waren stets bemüht, das Produkt zu verbessern und weiterzuentwickeln, und das ausschließlich auf Grund eigener Ideen.
Wir haben nicht geklaut und sind daher der Meinung, daß wir uns den Diebstahl durch andere auch nicht gefallen lassen müssen.


Es interessiert mich trotzdem brennend, was Ihr zu dieser Angelegenheit meint.
Ich hatte ja schon bei mir selbst die Vermutung, zu engstirnig zu denken.
Seit ich das für solche Fälle vorgesehene Strafmaß kenne, wende ich mich von diesem Gedankengang aber immer mehr ab.
Wäre trotzdem interessant zu erfahren, was ein vollkommen Unbelasteter zu dem Thema denkt.

In diesem Sinne lieben Dank für reichlich Kommentare und lieben Gruß,

...wuddel2