Arena auf Schalke (Gelsenkirchen) Testbericht

Ein Stadion der Superlative, so wurde es einem in den Medien vorgestellt. Das modernste, beste und lauteste Stadion Europas. Am Sonntag dem 10. März hatte ich nun die Gelegenheit, beim Auswärtsspiel des VfB Stuttgart mir selbst ein Bild von diesem Stadion zu machen.

Mit dem Auto verlässt man die Autobahn A2 an der Ausfahrt Gelsenkirchen- Bühr. Im Umfeld des Stadions gibt es mehrere, auch kostenlose Parkplätze. Leider kann ich zu der Anreise mit dem Auto nicht viel mehr sagen, weil ich mit dem Sonderzug am Hauptbahnhof Gelsenirchen angekommen bin. Dort erwartete uns ein riesiges Polizeiaufgebot, und wir wurden mit Busen, eskortiert von vielen Polizeiwagen, zum Stadion gebracht.

Die Fahrt bis dahin dauerte etwa 10 Minuten. Angekommen vor dem Stadion, erblickt man nun das erste Mal die von allen so hochgelobte Arena. Doch was ist das? Nur ganz entfernt erinnert einen dieses Teil von außen an ein Stadion. Komplett verglast sieht es auf den ersten Blick von außen eher aus wie ein großes Einkaufszentrum oder eines dieser sterilen Multiplex Kinos.

Man befindet sich nach dem Verlassen der Buse direkt vor dem Eingang, der zum Gästebereich führt. Um einen herum passen unzählige Leute des BGS und Ordner darauf auf, dass man sich nicht von den anderen entfernt. Man wird mehr oder weniger freundlich darauf hingewiesen, da zu bleiben wo man ist.

Nun ist also warten angesagt, und das kann sich ein ganzes Stück hinziehen. Der Einlass erfolgt nämlich elektronisch, was ja prinzipiell sehr sinnvoll ist. Auf jeder Karte befindet sich an der Seite ein Strichcode, den man nur noch in den Schlitz am Eingang schieben muss, und schon öffnet sich die Drehtür. So weit so gut, doch wenn 700 Leute mit dem Sonderzug ankommen und auf einmal hereinwollen, bilden sich natürlich Schlangen und man darf bis zu 20 Minuten warten, bis man diesen Eingang passiert hat. Sicherlich hätten hier ein oder zwei Tore mehr nicht geschadet, denn in anderen Stadion musste ich bis jetzt noch nicht so lange warten.

Hat man dann die Drehtür hinter sich gelassen, erfolgt das obligatorische Abtasten. Wir wurden vorher darauf hingewiesen, dass das Mitbringen von z.B. Doppelhaltern untersagt ist. Aber auch Rucksäcke dürfen nicht mit ins Stadion genommen werden. Eine wie ich finde etwas unsinnige Anordnung. Die Kontrolle ging sehr schnell, war jedoch nicht sonderlich gründlich.

Der Weg zum Stadion erfolgt über einen langen, eingezäunten Gang. Je näher man zum Stadion kommt, desto mehr hat man das Gefühl, dass das kein richtiges Stadion ist. Keine Frage, es sieht toll aus, aber halt nicht wie ein Stadion.

Betritt man nun das Stadion, darf man sich nocheinmal abtasten lassen. Was das für einen Sinn haben soll, ist mir nicht ganz verständlich, aber egal, denn nun ist man endlich drin. Trotdzdem kommt hier keine richtige Stadionatmosphäre auf. Alles ist zwar schön hell und freundlich gebaut, dadurch dass man sich aber in einem geschlossen Raum befindet, hat man eher dass Gefühl, sich in einer Halle zu befinden.

Wer nun seinen Geldbeutel zückt, um sich ein Bier oder oder etwas zum Essen zu holen, wird schnell merken, dass der Euro als Zahlungsmittel nichts wert ist. In der Arena auf Schalke wird mit der sog. Knappenkarte bezahlt. Das läuft folgendermaßen ab: die Knappenkarte besorgt man sich an einem der Verkaufstände. Sie ist mit einem Wert von 10, 25 oder 50 Euro erhältlich. Nun geht man damit zum Kiosk, um seinen Hunger oder Durst zu stillen. Der entsprechende Betrag wird dann von der Karte abgebucht. Verlässt man das Stadion wieder, kann der Restbetrag wieder in Euro eingelöst werden.
Für Dauerkarteninhaber, oder Gäste, die öfters in die Arena kommen ist dieses Zahlungsprinzip sicher sinnvoll. Für Gästefans aber ist es einfach nur umständlich. Die Schlangen werden dadurch an den Kiosken nicht wesentlich kleiner, dafür darf man dann eben an dem Verkaufstand für die Knappenkarte anstehen. Auch das Rücktauschen in Euro ist so eine Sache. Wer hat denn schon Lust, nach dem Spiel sich ewig lang anzustellen, wenn draussen der Bus wartet, der einen zum Bahnhof zurückbringen soll? Also sagen sich viele, wegen den zwei Euro, die ich noch auf der Karte habe, stelle ich mich jetzt nicht mehr an. Das ergibt natürlich einen netten kleinen (gewollten?) Zusatzverdienst für Schalke...

Vor dem Spiel suchte ich dann noch einmal kurz die Toilette auf. Sie war schnell zu finden, jedoch ein wenig zu klein und überfüllt. Zwar war sie sauber und ordentlich geputzt, aber würden ein paar mehr Pissoirs nicht schaden.

Nun sollte es aber endlich hinein in den Block gehen. Ich war im Besitz einer Stehplatzkarte für den Block W, den Gästeblock. Der Preis betrug 8,50 Euro, ein wie ich finde sehr guter Preis. Da zahlt man in anderen Stadien mehr. Der Gästeblock liegt auch nur wenige Meter weg, und so ist man also schnell in seinem Block.

Beim Betreten ist man ersteinmal begeistert. Die Arena war schon gut gefüllt und sieht klasse aus. Also suchten wir uns einen passenden Stehplatz, rechts oberhalb vom Eingang. Die Sicht aus dem Block ist sehr gut. Es gibt keine Sichtbehinderungen wie z.B störende Pfeiler oder ähnliches. Auch sind hier keine Zäune mehr vorhanden. Der gesamte Block ist von einer Glaswand eingegrenzt, die allerdings nicht sehr stabil ist.

Nun schaute ich mich mal genauer um. Und mein vorheriger Eindruck wurde immer mehr bestärkt: die Arena ähnelt mehr einer großen Sporthalle als einem Stadion. Das kommt vor allem durch das überdimensionierte Dach zustande. Dieses bedeckt, auch wenn es geöffnet ist, fast das gesamte Spielfeld. Bei Regen nass zu werden braucht also wirklich niemand zu befürchten. Allerdings muss man sagen, dass dadurch auch ein wenig die Stadionatmosphäre kaputt gemacht wird. Es ist praktisch windstill im Inneren und auch die Sonne schafft es nicht, bis in die Arena hineinzudringen. Das heißt jetzt nicht, dass da immer das Flutlicht an sein muss, um etwas zu sehen zu können, aber durch die Dachkonstruktion ist es einem nur schwer möglich, den Himmel zu sehen.

Diese fast geschlossenene Bauweise hat natürlich den Vorteil, dass in der Arena eine fantastische Akkustik herrscht. Die Schalker Fans auf der gegenüberliegenden Tribüne hatten bei diesem Spiel wohl einen schlechten Tag erwischt, denn der ohrenbetäubende Lärm, den man erwartet hatte blieb aus. Dafür übernahmen wir VfB Fans über weite Strecken des Spiels das Kommando.
Wenn allerdings die Schalker über einen kurzen Zeitraum hinweg mal begonnen haben Stimmung zu machen, muss man schon sagen, dass die Lautstärke immens war. Allerdings nicht so schlimm, wie es in den Medien immer verbreitet wurde. Als Gästefan hat man dann aber, auch wenn 6000 Leute mitgereist sind, wie es beim VfB der Fall war, gegen die schreienden Schalker kaum eine Chance.

Stark verbesserungswürdig ist der Boden im Stehplatzbereich. Er ist sehr glatt, vor allem wenn irgendwelche Getränke verschüttet worden sind. Hier sollte dringend etwas gemacht werden, bevor etwas passiert. Also seid vorsichtig beim Laufen!

Das waren jetzt die Erfahrungen, die ich selber machen konnte. Nun noch paar allgemeine Infos über die Arena auf Schalke:

- 60.683 Plätze bei Bundesligaspielen, davon ca. 16.500 Stehplätze
- 52.500 Plätze bei Internationalen Spielen
- Schiebedach, das bei Bedarf geschlossen werden kann
- großer Videowürfel über der Mitte des Spielfeldes
- multifunktionell, d.h. auch für andere Veranstaltungen außer Fussball nutzbar

Alle Informationen findet man auf der Seite www.arena-auf-schalke.de

Alles in allem muss man schon sagen, dass die Arena auf Schalke ein super Bauwerk ist. Man hat eine super Sicht, die Akkustik ist klasse und alles ist modern und neu. Leider ist der Flair, der den Besuch eines Stadions ausmacht verlorengegangen. Man kommt sich vor wie in einer riesigen Sporthalle. Für manche mag das kein Problem sein, ich war jedoch ein wenig enttäuscht. Nachdem was man in den Medien gehört hatte, war ich mit größeren Erwartungen nach Gelsenkirchen gereist. Es zählt sicher zu den schöneren Arenen in Deutschland, wenn nicht sogar in Europa. Jedoch zu sagen es sei eindeutig dass schönste und beste Stadion, ist meiner Meinung nach eindeutig übertrieben. Die schönste und größte Halle ist es aber auf jeden Fall.