Erfahrungsberichte Testbericht

No-product-image
ab 12,73
Auf yopi.de gelistet seit 09/2003

Erfahrungsbericht von Noack

Wie heißt die männliche Form von Hebamme?

Pro:

Überragenste Momente im Leben

Kontra:

. . . Schmerzen in den Fingergelenken . . . ; - ))

Empfehlung:

Ja

Es gibt im Leben so einige Dinge, über die fängt man sich erst an Gedanken zu machen, wenn es einen persönlich betrifft. Das Thema Geburt ist so ein ganz spezielles Thema von diesen. Denn damit befasst sich so richtig erst jemand, der damit auch konfrontiert ist. Vor allem als Mann, so war es zumindest bei mir, beschäftigt man sich erst dann mit diesem Thema.

Im März diesen Jahres sollte es also auch bei unserer bis dahin 2-Personen-Familie soweit sein. Wir sollten Zuwachs bekommen. Erwartet wurde ein Mädchen - vorweg - es ist auch eins geworden! Spätestens mit der Bekanntgabe der freudigen Nachricht bei Eltern und Freunden bekommt schnell und auch sehr direkt die Frage gestellt, ob man denn als werdender Vater auch mit in den Kreißsaal will. Und spätestens da fängt man an, so langsam sich die einen oder anderen Gedanken zu machen. Doch bei allem Gedanken machen - Männer bzw. werdende Väter - fragt zuvor eure Frauen! Denn wenn bei denen die Ansicht siegt, dass Ihr dort nichts zu suchen habt bzw. sie euch dort nicht wünschen - akzeptiert es. Denn wenn ihr so wie ich, bei einer Geburt dabei gewesen seid, werdet Ihr es verstehen, denn es schon sehr persönlich, vor allem für die Frau.

Nun ja, meine Frau jedenfalls hatte die Entscheidung, ob ich mit in den Saal will oder nicht, mir überlassen. Zwar war ich spontan der Überzeugung, diesen Schritt mitgehen zu wollen, aber so richtig wissend, was dort so alles passiert, war ich nicht. Also musste die Lektüre studiert werden. Aber ehrlich, so manche Berichte und \"sachlichen\" Schilderungen machten mir eher Angst als Mut. Nur ein Problem gab es schon, selber mal probieren, um zu schauen, geht ja wohl nicht! Blieb mir selber nur übrig, auf mein Inneres zu hören. Und das sagte mir mehr als deutlich, ICH GEHE REIN! Wesentlich informativer und erklärender und vor allem bestärkender war da schon unsere Hebamme. Vor allem durch den Vorbereitungskurs meiner Frau habe ich viel gelernt und verstanden. Auch die Besichtigung des Kreißsaals im auserwählten Klinikum hat viel dazu beigetragen, Verständinis zu entwickeln.

Leider verlief unsere Planung nicht so, wie gewünscht. Denn just an dem Tag, an welchem im Kursprogramm des Vorbereitungskurses das erste Mal der Vater hindurfte, wollte unsere Tochter nicht mehr. Das heißt, unsere Tochter hatte mir den theoretischen Kurs \"Vater im Kreißsaal\" nicht mehr gegönnt. Denn unsere Tochter meinte, dass dem Vater ein praktischer Kurs besser stehen würde. Denn am 15.02.2005 setzten bei meiner Frau am frühen Morgen die Wehen ein.

Vollkommen überrumpelt, von der Entscheidung des Arztes, die Wehen nicht aufzuhalten und das Kind auf natürlicher Weise \"kommen\" zu lassen, führte mich mein Weg in den Kreißsaal. Und Männer, eines will ich Euch sagen, wenn Ihr drin seit, lässt euch die Hebamme nicht mehr raus. Zumindest war das bei mir der Fall. Ich durfte nicht mal mehr mein Auto aus dem Parkverbot fahren.

Während der kurzen Geburt (ca. 3 Stunden) hat es meine Frau sichtlich \"genossen\", wenn man das überhaupt sagen kann, jemanden Bekannten im Kreißsaal dabei zu haben. Und etwas Beruhigendes an die werdenden Väter - im Kreißsaal hat man soviel zu tun, an das berühmte Umfallen kann man gar nicht denken. Und im Nachhinein hat mir die dortige Hebamme des Klinikums erzählt, dass das auch noch nicht vorgekommen ist. Allenfalls das zu besorgte Väter zwischenzeitlich den Saal verlassen mussten. Aber ich für meine Fall war eher zu angespannt, um dort irgendwie negativ aufzufallen. Eines ist natürlich klar, große medizinische Hilfe ist man natürlich nicht. Aber das soll man dort auch nicht. Hier geht es eher um die moralische Unterstützung seiner Angebeteten. Und wie gesagt, meiner Freundin, und das bestätigt sie mir heute noch, war es eine riesige Hilfe, nicht allein zu sein. Hmmm, zwei Wochen nach der Geburt hatte ich immer noch Schmerzen in den Gelenken meiner Finger, da meine Freundin so zugedrückt hatte. Aber wenn man das Ergebnis der ganzen Bemühungen sieht, vergisst man alles das. Übrigens, zu einem war ich nicht mehr in der Lage: Das Durchschneiden der Nabelschnur ging nicht mehr, da ich zu sehr gezittert habe, zwecks Aufregung und so.

So richtig bewußt werden einem die Stunden im Kreißsaal erst Stunden danach. Bei mir war es der Zeitpunkt, als ich wieder alleine zu Hause war. Dann beginnt der Prozeß der Verarbeitung. Und es war irgendwie ein riesiges Gefühl, mit ein wenig Stolz und Selbstbewußtsein verbunden. Aber vor allem für mich ein entscheidender Schritt in meinem Leben. Denn seit diesem Tag beschleicht mich immer das Gefühl, die Welt und das Leben mit anderen Augen zu sehen.

So war für mich der 15.02.05 nicht nur der schönste Tag, sondern auch einer der lehrreichsten Tage.

Übrigens, unserer Tochter geht es super. Da sie ja 4 Wochen zu früh das Licht der Welt erblickte, musste sie noch knapp 4 Wochen auf Station bleiben. Zum Glück bietet das Klinikum sogenannte \"Mutter-Kind-Zimmer\" an. So konnte meine Frau bei unserer Tochter bleiben. Mittlerweile genießen wir jede Stunde mit Ihr.

FAZIT
Ich kann an alle werdenden Väter nur appellieren, wenn eure Frauen es wollen, geht mit in den Kreißsaal! Ihr werdet es niemals bereuen!

©Noack; April 2005 (bei anderen:AMIO)

14 Bewertungen