Erfahrungsbericht von hlemmur
Stunning Cunts
Pro:
Bonus DVD, Artwork
Kontra:
Snare?
Empfehlung:
Ja
„St. Anger“ ist auf jeden Fall eine verdammt interessantes Album. Die erfolgreichste Metal-Band der Welt, die die letzen Jahre in eher kommerziellen Gefilden schipperte, legt auf einmal im hohen Metal-Alter von (durchschnittlich) 40 Jahren eine Scheiß-Egal-Attitude an den Tag mit der wohl niemand gerechnet hätte. Die Herren tun einfach was sie für richtig halten und nicht, was von ihnen erwartet wird. Daraus resultiert auf jeden Fall der zweite Frühling der Band, die sich in den letzten paar Jahren beinahe aufgelöst hätte. Man hört „St. Anger“ zu jeder Sekunde an, was für ein Spass Metallica in den Backen hatten, als sie diesen Klotz eingespielt haben. Und das kommt natürlich auch dem Hörer zu Gute: Das Album rockt. Punkt.
Vergleiche gab es im Vorfeld ebenfalls Tausende. Gerüchte machten die Runde. Bandnamen wie Meshuggah, Entombed oder System Of A Down kursierten. Kaum einer konnte sich vorstellen, wie „St. Anger“ denn nun klingen würde, da die Bands allesamt eigentlich nicht viel mit Metallica zu tun haben. Soviel vorweg: Für mich klingt die Scheibe eigentlich nach keiner der drei Bands. Am ehesten nach Entombed. System Of A Down hört man nur mit viel bösem Willen raus, genauso, wie ich keine Break-Orgien Richtung Meshuggah ausmachen konnte. Wenn man allerdings bedenkt, dass Meshuggah auf ihrer ersten Scheibe „Contradictions Collapse“ verdammt nach Metallica klangen, schließt sich trotzdem irgendwie der Kreis. Meiner Meinung hat das Material allerdings irgendwie einen lässigen C.O.C.-Touch, die mit Metallica ja schon ein paar Mal durch die Lande getingelt sind. C.O.C.-Klamper/Sänger Pepper Keenan war sogar als Jason Newsted-Ersatz im Gespräch. Ebenfalls bekannt sollte sein, dass James Hetfield einer der größten Supporter der Band ist. Soundliche Paralleln sind also kein Zufall...
„Frantic“ startet den Orkan. Was für ein Song! Allerdings bin ich zu diesem Urteil erst nach vielen, vielen Durchläufen gekommen. Anfangs ging es mir auch wie vielen: Die Frage „Was soll das?!“ war meinem Gesichtsausdruck in jedem Fall abzulesen. Der dreckige Sound, die scheppernde Snare, die vielen kleinen Ungereimtheiten seitens Lars Ulrich und James Hetfield, der komische Charme, den „St. Anger“ versprüht: Alles wirkte so fremd. Zusammengestückelte Songs ohne viel Sinn, die teilweise bis zu neun Minuten lang sind. Das hat man wahrlich nicht erwartet. Doch jetzt kann ich sagen: Das Album ist ein typischer Grower. Inzwischen macht das Ganze völlig Sinn. Vorausgesetzt man hört die Scheibe verdammt laut. Die größten Probleme hatte ich mit den High-Speed-Drumabfahrten, weil die Snare gar nicht zu hören war und die Dinger auch eher willkürlich eingestreut wirkten. „Some Kind Of Monster“ fand ich genau deshalb schrecklich. Inzwischen ist es meiner Lieblingssongs auf der Scheibe. „Gewöhnungsbedürftig“ ist also ein ganz gutes Wort für „St. Anger“. Außerdem muss ich sagen, dass mir der Drumsound außer bei den Knüppelparts von Anfang an gut gefiel, weil ich schon immer ein Faible für Keksdosensnare-Sound hatte. So knallt das Ganze erst richtig gut. Der Titeltrack bringt den neuen Sound meiner Meinung am Besten auf den Punkt, deshalb ist er auch zurecht als erste Single ausgekloppelt worden. Da gibt es alles: Geboller, Akustik-Breaks, ein schreiender Hetfield, ein singender Hetfield und natürlich kein Solo. Mein zweiter Liebling: „The Unnamed Feeling“ – so intensiv klangen Metallica in meinen Augen noch nie. Sehr geil. Ebenfalls verdammt interessant: Der Rausschmeißer „All Within My Hands“. Objektiv gesehen klar der beste Song der Scheibe, egal, wie man es dreht und wendet. Langes Gerede hin oder her: „St. Anger“ hat keinen wirklichen Schwachpunkt und knallt einfach dermaßen, dass man gerne 75 Minuten lang moshend vor der Anlage sitzt. Geil!
Es ist eine seltsame, unbeschreibliche Magie, die „St. Anger“ (göttlicher Titel übrigens) versprüht. Entweder kommt man damit eben zurecht oder nicht. Letztlich sollte das allerdings nicht überraschen, denn wenn eine Band wie Metallica ein neue Platte veröffentlicht, kann man sicher sein, dass die Scheibe ziemlich polariesieren wird. Das war bei dem „Black Album“ oder vorallem bei „Load“ nicht anders. Und ehrlich gesagt muss ich zugeben, dass mir gerade die umstrittenen Sachen wie „Load“ von Metallica eigentlich fast am Besten gefallen. Glorreiche Vergangenheit hin oder her: Es gab zigtausende Bands, die viel göttlichere Scheiben als Metallica ablieferten. Die Jungs hatten einfach nur das Glück zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. Von daher konnte ich es nur begrüßen, dass die Jungs im Laufe der Jahre immer mainstreamiger wurden und dadurch auch irgendwie ihren eigenen, interessanten Stil fanden.
Dieses Album wird in die Geschichte eingehen, soviel ist klar. Schon allein, weil das Ding verdammt viele Verkaufsrekorde gebrochen hat. Ob man insgesamt gut oder schlecht von „St. Anger“ reden wird, bleibt erstmal noch offen.
Ich will nicht sagen, dass „St. Anger“ das beste Metallica-Album bisher ist, aber soviel kann ich schonmal sagen: Mir hat das intensive Exzerpieren einer Metallica-Scheibe noch nie soviel Spass gemacht. Glückwunsch.
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METALLICA - St. Anger
(Vertigo, 2003)
01. Frantic
02. St. Anger
03. Some Kind Of Monster
04. Dirty Window
05. Invisible Kid
06. My World
07. Shoot Me Again
08. Sweet Amber
09. The Unnamed Feeling
10. Purify
11. All Within My Hands
58 Bewertungen, 18 Kommentare
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21.03.2009, 13:26 Uhr von LiFo
Bewertung: sehr hilfreichSchöner Bericht =) Liebe Grüße, Lifo
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20.03.2006, 00:36 Uhr von ch123
Bewertung: sehr hilfreichsh! lg, ch123
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19.03.2006, 21:05 Uhr von moniseiki
Bewertung: sehr hilfreich************************************* <br/>************************************* <br/>*****Liebe grüße moniseiki******* <br/>************************************* <br/>*************************************
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19.03.2006, 16:44 Uhr von anonym
Bewertung: sehr hilfreichUnd schon gegengelesen... LG, Marianne ;-)
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19.03.2006, 16:31 Uhr von Ilka123
Bewertung: sehr hilfreichLiebe Grüsse, Ilka :-))
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19.03.2006, 16:13 Uhr von sascha6525
Bewertung: sehr hilfreichlg, Sascha6525
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19.03.2006, 16:03 Uhr von jenny123
Bewertung: sehr hilfreichsh & lg , jenny123
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19.03.2006, 15:56 Uhr von Nathalie
Bewertung: sehr hilfreichFand jetz St. Anger nicht unbedingt berauschend. Hatten schon bessere , aber ein sehr ausführlicher Bericht.
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19.03.2006, 15:39 Uhr von simaC87
Bewertung: sehr hilfreichrichtig gut !!!
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18.03.2006, 21:36 Uhr von anonym
Bewertung: sehr hilfreich***sh***Lg, Christina :)
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09.03.2006, 19:10 Uhr von Naffy
Bewertung: sehr hilfreichGruß Naffy
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02.03.2006, 23:50 Uhr von misterwhite
Bewertung: sehr hilfreichSH, weiter so! <br/>Danke für deine zahlreichen Lesung. Freue mich auch über weitere Gegenlesungen von dir. :D <br/> <br/>lg <br/>misterwhite
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02.03.2006, 20:28 Uhr von Hoffi
Bewertung: sehr hilfreichIch weiß nicht, ich habe das Album vielleicht nicht soo oft gehört und alles, und die Songs mögen zwar rocken und so, aber musikalisch gesehen ist es für mich Schrott. Punkt. Gerade Some Kind of Monster regt mich total auf. <br/>SH gruß Dominik ;-)
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02.03.2006, 13:02 Uhr von Connector
Bewertung: sehr hilfreichDanke für deine Lesung und zur Belohnung folgt auch gleich eine Gegenlesung. LG an Dich!
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01.03.2006, 20:39 Uhr von skorbut
Bewertung: sehr hilfreichsehr hilfreich
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28.02.2006, 20:18 Uhr von bubbelchen05
Bewertung: sehr hilfreichSH <br/>Liebe Grüße <br/>Marina
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28.02.2006, 17:45 Uhr von Alphanova1
Bewertung: sehr hilfreichSchöner Bericht!!! Bis dann mal...Lukas PS: Jeder freut sich über Gegenlesungen
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28.11.2005, 21:54 Uhr von Nina1805
Bewertung: sehr hilfreichHey, super genialer Bericht. Konnte anfangs nicht mit der Platte anfangen, aber dann hab ich 'Some kind of Monster' gesehen und danach wurde mir vieles klarer, da hab ich übrigens nen Bericht drüber geschrieben! ;-) VLG, Nina.
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