Erfahrungsbericht von DonKrypton
Das muss fetzen, muss das!
Pro:
Die Scheibe wird nicht Jedem gefallen..
Kontra:
...und muss es auch nicht!
Empfehlung:
Ja
Hallo, Ihr Lieben!
WAS musste ich da hören?
Sie wären wieder da?
Sie hätten was Neues auf dem Markt?
Nicht zu fassen!
Das ich das noch erleben darf auf meine alten Tage!
Die Heroen meiner Teenie-Tage.
Die Helden der Bühnenbretter.
Die Idole einer verzogenen Jugend.
Die beste Metal-Band der Welt.
...*seufz*...Metallica.
So war das vor 10 Wochen, also im Mai 2003. Sofort nachdem ich diese für mich tierisch wichtige Info erhalten hatte, hab\' ich mir mit zitternden Fingern die \"St. Anger\" als \"Special Edition Digipack\" bei Amazon vorbestellt, nur um dort zu sehen, dass ich anscheinend einer der Letzten war, der davon erfahren hatte...
...St. Anger führte seit Wochen die Vorbestellerliste an...!
Aber jetzt ist alles gut - das gute Stück liegt vor meiner Nase!
Wie geht man nun also am Besten an die Rezension von so einer Scheibe ran? Richtig! Mit Struktur, Konzept, Konzentration und guter Vorbereitung!
Ich habe mir also mein ältestes Metal-Shirt aus dem Schrank geholt (\"Motörhead X-Mas-Tour 1987\"), mir die abgewetzte seitengeschnürte Specklederhose angezogen, ein Budweiser aus dem Kühlschrank gegriffen und mich mit einer Langhaar-Perücke vor das Sofa und die Boxen geworfen!
Dann kam ich mir blöde vor, hab das alles wieder weggeräumt und mir erstmal die Neuerwerbung genauer angeschaut und dabei an alte Zeiten zurückgesinnt:
1. Wer oder was sind Metallica?
_____________________________________________________________
Die Band wurde 1981 gegründet, also vor nunmehr auch schon wieder 22 Jahren. Als Gründungsmitglieder waren damals James Hetfield, Lars Ulrich und Dave Mustaine (später Megadeath-Frontmann) vertreten. Nach mehreren Wechseln des Bandpersonals präsentierte sich Metallica später personell als 4-Mann-Band:
- James Hetfield,
- Lars Ulrich,
- Kirk Hammett und
- Cliff Burton.
In dieser Konfiguration erschienen:
- 1983 das Album \"Kill \'em all\",
- 1984 \"Ride the lightning\" und
- 1986 die erste wirkliche Erfolgsscheibe \"Master of puppets\", die in den USA von 0 auf 29 in die Top-100-Albumcharts einstieg und dort sagenhafte 72 Wochen verblieb.
Metallica hatten sich etabliert.
Der 27. September 1986 wurde dann einer der schwärzesten Tage der Band. Der Bassist Cliff Burton wird bei einem Busunfall auf der \"Damage Inc.\"-Tour in Schweden von dem umkippenden Bus zerquetscht und stirbt noch am Unfallort. Die Tour wird unterbrochen.
Ende September 1986 tritt der aus der Band \"Flotsam & Jetsam\" kommende Jason Newsted bei Metallica ein, um Cliff auf der Tour zu vertreten. Aus dem Kurzauftritt wurden 14 Jahre.
Die Vier veröffentlichen:
-1988 \"...and justice for all\",
-1991 \"Metallica\" (von 0 auf 1 ! Wir reden hier von einer Metal-Band!),
-1996 \"Load\",
-1997 \"ReLoad\",
-1998 \"Garage Inc.\" und
-1999 \"S&M\" (mit dem San Francisco Symphony Orchestra).
Im Januar 2001 verlässt Jason Newsted Metallica. Vorausgegangen waren einige Querelen um Mitbestimmung und Liveauftritte mit Bands, die Jasons Meinung nach nicht zu Metallica passen würden - wie z.B. Linkin Park.
Der Posten des Bass-besser-bestens-Mannes musste neu besetzt werden. Und dies geschah mit großem Erfolg: Mit Robert Trjillo von den \"Suicidal Tendencies\" kam ein erfahrener Musiker zu Metallica, der in seiner Rolle wirklich aufzugehen scheint!
2. Die Bandmitglieder heute:
_____________________________________________________________
James Alan Hetfield:
39 Jahre alt, verheiratet, drei Kinder, geboren in Los Angeles. Der ehemalige Hausmeister und Umzugshelfer ist das Aushängeschild der Band.
Sein charismatisches Auftreten und seine persönliche Mischung aus gutaussehendem Sonnyboy und düsterer Wüstling (mit manchmal übler Laune der Presse gegenüber) haben nicht unerheblich zu Metallicas Berühmtheit beigetragen.
Fast hätte ihn seine Alkoholsucht, die er auf ReLoad bereits beschrieben hatte, zum Verlassen der Band gebracht. James singt die Lead Vocals und spielt die Rythmusgitarre.
Lars Ulrich:
Ja, der Name klingt irgendwie europäisch. Lars\' Eltern kommen aus Dänemark, wo er vor 39 Jahren auch geboren wurde. Nach vielem Herumreisen landete auch er irgendwann mit seinen Eltern in L.A., wo er mit James 1981 Metallica gründete. Der ehemalige Tankwart (verheiratet, zwei Kinder) sitzt bei Metallica an der Schießbude und macht den Jungs auf der Bühne von hinten die Hölle heiß.
Kirk Hammett:
Auch, wenn er nicht so aussieht: Kirk ist der Älteste in der Band. Der Vierzigjährige kommt aus der Gegend von San Francisco und hat vor Metallica bereits bei mehreren anderen Bands gespielt. Der ehemalige Tellerwäscher (wirklich!) ist verheiratet und spielt bei Metallica die Lead Guitar.
Robert Trujillo:
Der Neuzugang. Der \"Bad Motherplucker\", weil er seinen Bass fast ausschließlich ohne Plektron spielt. Rob sieht aus wie ein übermuskulisierter Surfer - was Sinn macht, schließlich kommt er ursprünglich aus Venice Beach. Der Knabe hat eine der geilsten Bühnenperformances, die im Musikgeschäft zu finden sind, allerdings ohne peinlich zu wirken.
Der begabte Basser hat sich binnen kürzester Zeit fest in die Band integrieren können.
Soviel zur Band...aber um die geht\'s hier ja eigentlich nur am Rande.
3. Kommen wir zum Album!
_____________________________________________________________
Am Rande: Ich rezensiere hier die bereits erwähnte \"Special Edition Digipack\".
Das Besondere an der Scheibe ist, dass hier nicht nur eine CD, sondern auch eine DVD enthalten ist, auf der die Band ALLE Songs der Scheibe live im Studio vorspielt. Eine starke Idee, die den Kauf des Albums unterstützen soll...James und Lars hatten sich in der Vergangenheit öfter über Napster aufgeregt, weil das Downloadprogramm verhindere, dass junge Bands Plattenverträge bekämen.
Die Hülle:
Ich halte hier eine doppelt aufklappbare Papphülle in der Hand, auf deren Frontseite die Faust einer gefesselten Hand abgebildet ist.
Die Rückseite ziert die untere Gesichtshälfte eines Monsters (die Zeichnung könnte der Optik nach aus den Anfängen des Heavy Metal stammen...sieht aus wie\'n altes \"Exploited\"-Cover aus dem Ende der Achziger!).
Auf der Innenseite sind zwei Schuber für das Booklet und die DVD angebracht, die CD ruht in einer klassischen \"Klick\"-Anbringung.
Das Booklet:
Die Texte aller Songs der Scheibe sind hier untergebracht. Auf den ersten Blick etwas unübersichtlich, stellt man sich beim Mitlesen schnell auf die weiße Schrift auf schwarzem Grund ein. Die Schriftart ist gut gewählt und die Aufmachtung mit seidenmatter Oberfläche hat für ein Booklet fast was edles an sich.
Hier findet sich auch ein Zugangscode für die Seite \"www.st-anger.de\", von der man sich als Käufer der Scheibe diverse Downloads ziehen kann.
Die DVD:
Wie bereits gesagt, alle Songs wurden hier in einer Session live im Studio eingespielt. Der Sound ist...nun ja...live. Hier geht\'s nicht darum, Musik zu hören, sondern Performance zu sehen - und die wird auch abgeliefert.
Aber.
Bei mir ist von der DVD hauptsächlich hängen geblieben, dass James Hetfield auf den fertig produzierten Scheiben immer erheblich besser klingt als live und das eine kleine Ansprache an die Fans oder ein Bandinterview durchaus noch mit auf dem Film hätten auftauchen dürfen.
Und endlich! Die Songs der CD:
1.) Frantic (5.50 min)
Der Opener überzeugt durch intelligenten Aufbau und rockige Riffs, die James\' Sprechgesang deutlich und nachdrücklich unterstreichen. Eingefügte Akustikgitarrenparts untergliedern den Song in mehrere, klar voneinander getrennte Abschnitte, an deren Ende jeweils James gepresstes \"Frantic-tic-tic-tic-toc!\" in der Art eines Uhrwerks steht. Der Gesang scheint hier auf mehreren Ebenen eingespielt worden zu sein; der Basspart ist nicht aufdringlich, aber stets präsent. Der Song hat ein Finale aus hämmernden Schlagzeugbeats.
Insgesamt: Harter Rock mit leicht psychedelischer Note.
2.) St. Anger (7.21 min)
Meine Güte! Wir schreiben das Jahr 1984. Metallica hämmern sich die Seele aus dem Leib und prügeln die Instrumente, bis...ein Abbruch kommt und der - wieder sehr gepresst klingende - Gesang einsetzt. Eine Abfolge von Schlagwerkhämmern und schnellen Gitarrenriffs gibt diesem Stück den Reiz des handwerklich perfekten, altehrwürdigen Metallica-Stils, der durch ein Duett James-James in die Neuzeit geführt wurde. Insgesamt kann der Frontmann hier allerdings nicht auf voller Breite überzeugen, weil...naja, es geht halt nur bis zu einer bestimmten Tonhöhe...danach...auch Hetfield ist nicht perfekt.
Insgesamt: Immer feste - wie damals!
3.) Some kind of monster (8.25 min)
Willkommen in der Welt der Monster! Mit düsterer, von allen Bandmitgliedern gestützter Melodie geht\'s los und steigert sich - Lars und Rob sei Dank - zu einem Doom-mäßigen, fast Hip-Hop-artigen Sprechgesang, der im Refrain zu heftigem Kopfnicken verleitet. Obwohl stetig im Aufbau, wird \"Some kind...\" an keiner Stelle langweilig und stützt sich sehr auf den - langen - Text.
Insgesamt: Basslastiger Metal-Disko-Fetzer. Man kann die Strobo\'s direkt hören!
4.) Dirty window (5.24)
Jaa, der Drummer ist in Zukunft bei Live-Auftritten gut beschäftigt. Der Song startet hauptsächlich mit Rhythmus und entbehrt auch im Weiteren größtenteils einer Melodie. Das macht ihn etwas monoton. Das unterstrecht auch der Text, der, allgemein schon sehr kurz gehalten, Zeilen wie \"Projector, Protector, Rejector, Infector, Projector, Protector...ect.\" enthält, die James herausruft wie Anklagen.
Insgesamt: Etwas mehr Melodie und weniger Druck und der Song hätte in seiner schrägen Eintönigkeit auch zur ReLoad gepasst.
5.) Invisible kid (8.30 min)
Die \"beats per minute\" scheinen bei der Aufnahme der CD auf einen Fixwert eingestellt worden zu sein. \"Invisible kid\" macht da keine Ausnahme. Allerdings besticht der Song durch die dominante Bass/Drum-Arbeit. Hier wird solide Handarbeit geleistet.
James beginnt zu singen. Das ist auf dieser Scheibe eher selten und eine erfrischende Abwechslung. Er singt von sexuellem Missbrauch und der Unfähigkeit der Kinder, darüber reden zu können. In meinen Augen ein Song, der in seiner Eindringlichkeitschon fast schmerzt.
Insgesamt: Nun ja...das läuft wohl unter \"Kunstwerk\". Aber ab Minute 7 hätten die Künstler dann doch ein Einsehen haben dürfen...
6.) My world (5.45 min)
Merkwürdig...\"My world\" bietet einen krassen Gegensatz zwischen altem Thrash und schon fast (wenn der Sänger jemand anderes als Hetfield wäre) poppigem Gesang. Metallica schaffen hier einen sehr gut gemachten Grenzgang, der sich aber bei keiner der beiden Seiten anbiedert. Die Gitarren und der Bass können hier auch mal einfach die Finger vom Korpus nehmen und den Sound nachklingen lassen.
Insgesamt: Sehr lässiger Song, der in dieser Form nur von Metallica kommen kann.
7.) Shoot me again (7.10 min)
Der Start erinnert mich ein bisschen an das schräge Gequietsche alter Indipendent-Scheiben...dieses Gequietsche kommt allerdings aus einer echten Gitarre und das klingt in Kirk Hammets Händen erheblich heftiger.
Und James macht ernst. Man kann bei seinem \"C\'mon! Shoot me again! Shoot me again! Shoot me again!\" direkt die auffordenden Handbewegungen hören, die er dabei am liebsten machen würde. Erstaunlich auch, wie schnell der Knabe zwischen hoher und tiefer Tonlage sowie Gesang und normaler Sprache wechseln kann.
Insgesamt: Passt hervorragend an genau diese Stelle des Albums, gute Ergänzung zu \"My world\".
8.) Sweet Amber (5.27 min)
Nö...um Bernstein geht\'s hier nicht wirklich. Eher um Abhängigkeit vom Partner, dem Widerstand in einer Seele bei einer Hassliebe zu jemandem, dem man hörig ist. Also echtem Blues. Und, wie das bei Metallica schon seit jeher der Fall ist, ist ein leicht bluesiger Einfluss auch hier zu hören - unabhängig davon, dass der Song neben einer echten Melodie auch mit viel Druck arbeitet. James wechselt die Gesangsstimme passend zum (kurzen) Text...das kommt beim zweiten Hören besser als beim ersten Mal...
Insgesamt: Hier können sich alle mal so richtig austoben. Ein Stück, das nicht nur eingefleischten Metallern gefallen dürfte.
9.) The unnamed feeling (7.08 min)
James im Duett mit Kirk Hammett, der als Ersatzsänger für Jason Newsted hier nur wenig überzeugen kann...glücklicherweise hält er sich im Hintergrund...aber Metallica hat ja auch einen richtigen Sänger. Und James zeigt, dass er mehr kann als nur bellen und keuchen. Der Refrain ist einer von Metallica\'s schönsten überhaupt. Allein Mr. \"Bad Motherplucker\" sorgt hier dafür, dass der Song nicht zu langweilig wird, indem er immer wieder nachdrücklich auf seine vier Seiten hinweist.
Insgesamt: Sehr schmackhaft, die Herren! So soll\'s sein!
10.) Purify (5.13 min)
Den Beginn des Songs hätten Slayer vor zehn Jahren auch nicht besser machen können. James scheint den Song im Drogenrausch geschrieben zu haben...oder besser: im Entzug. Hier wird mit Drum-Unterstützung nach Hilfe gerufen, um alles Schlechte abzureißen - inklusive der eigenen Haut: \"Peeling back the skin - acid wash - ghost white - ultra clean!\". Die Gitarren/Bass-Arbeit steht m. E. etwas zu sehr im Vordergrund. Nicht das Spitzenstück der Scheibe.
Insgesamt: Etwas nichtssagend, das Ganze. Aber auf fette Art.
11.) All within my hands (8.48 min)
James zeigt eine Art von Gesang, den er in dieser Form live nicht durchbekommt...das ist irgendwie zu...schwer zu sagen...zu produziert und wiederholt. Der Song ist, ähnlich wie \"Purify\" eher was zum Zurücklehnen und Zuhören. Durch die vergleichsweise minimalistische Instrumentierung, der Betonung auf die Drums und der Verzicht auf eine tragende Melodie hat das Stück sicher sehr viel \"Bumms\", aber man wartet irgendwie immer darauf, das es endlich mal \"so richtig anfängt\". Ab dem zweiten Drittel dann eher darauf, dass es wieder aufhört.
Insgesamt: Hätten 10 Songs nicht eigentlich auch gereicht?
3.) Mein Fazit
_____________________________________________________________
Kann man von Metallica sagen, die hätten sich \"weiterentwickelt\"? In meinen Augen wäre das vermessen - wer so lange im Geschäft ist, wie die vier Amerikaner, der weiß, was er will.
Metallica haben mit Load und ReLoad zwei schon fast avantgardistische Alben herausgebracht, die in ihrer Dichte und Produktion weit von dem entfernt waren, was die Band einstmals auszeichnete:
Straighter Rock, hart und direkt rübergebracht.
Sie sind zurückgekehrt. Der Stil der Scheibe lässt sich ohne Übertreibung als ausgesprochen roh bezeichnen. Man hat den Eindruck, alle Songs seien am Stück und ohne verschiedene Tonspuren direkt von den Verstärkern auf die CD gebrannt worden. Keine elektronischen Effekte, keine gesampleten Sounds wie noch bei den letzten Alben, keine Verzierungen, Schnörkel und keine Verschönerungen.
Ich denke, Metallica werden mit \"St. Anger\" viele junge Fans verlieren und viele alte Fans wieder ins Boot zurückholen. Frei nach dem Motto:
IHR WOLLT ROCK?!?
HIER HABT IHR IHN !!!
Schönen Gruß aus Hang Over!
Don Krypton
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2003-07-24 11:07:48 mit dem Titel Das muss fetzen, muss das!
Hallo, Ihr Lieben!
WAS musste ich da hören?
Sie wären wieder da?
Sie hätten was Neues auf dem Markt?
Nicht zu fassen!
Das ich das noch erleben darf auf meine alten Tage!
Die Heroen meiner Teenie-Tage.
Die Helden der Bühnenbretter.
Die Idole einer verzogenen Jugend.
Die beste Metal-Band der Welt.
...*seufz*...Metallica.
So war das vor 10 Wochen, also im Mai 2003. Sofort nachdem ich diese für mich tierisch wichtige Info erhalten hatte, hab\' ich mir mit zitternden Fingern die \"St. Anger\" als \"Special Edition Digipack\" bei Amazon vorbestellt, nur um dort zu sehen, dass ich anscheinend einer der Letzten war, der davon erfahren hatte...
...St. Anger führte seit Wochen die Vorbestellerliste an...!
Aber jetzt ist alles gut - das gute Stück liegt vor meiner Nase!
Wie geht man nun also am Besten an die Rezension von so einer Scheibe ran? Richtig! Mit Struktur, Konzept, Konzentration und guter Vorbereitung!
Ich habe mir also mein ältestes Metal-Shirt aus dem Schrank geholt (\"Motörhead X-Mas-Tour 1987\"), mir die abgewetzte seitengeschnürte Specklederhose angezogen, ein Budweiser aus dem Kühlschrank gegriffen und mich mit einer Langhaar-Perücke vor das Sofa und die Boxen geworfen!
Dann kam ich mir blöde vor, hab das alles wieder weggeräumt und mir erstmal die Neuerwerbung genauer angeschaut und dabei an alte Zeiten zurückgesinnt:
1. Wer oder was sind Metallica?
_____________________________________________________________
Die Band wurde 1981 gegründet, also vor nunmehr auch schon wieder 22 Jahren. Als Gründungsmitglieder waren damals James Hetfield, Lars Ulrich und Dave Mustaine (später Megadeath-Frontmann) vertreten. Nach mehreren Wechseln des Bandpersonals präsentierte sich Metallica später personell als 4-Mann-Band:
- James Hetfield,
- Lars Ulrich,
- Kirk Hammett und
- Cliff Burton.
In dieser Konfiguration erschienen:
- 1983 das Album \"Kill \'em all\",
- 1984 \"Ride the lightning\" und
- 1986 die erste wirkliche Erfolgsscheibe \"Master of puppets\", die in den USA von 0 auf 29 in die Top-100-Albumcharts einstieg und dort sagenhafte 72 Wochen verblieb.
Metallica hatten sich etabliert.
Der 27. September 1986 wurde dann einer der schwärzesten Tage der Band. Der Bassist Cliff Burton wird bei einem Busunfall auf der \"Damage Inc.\"-Tour in Schweden von dem umkippenden Bus zerquetscht und stirbt noch am Unfallort. Die Tour wird unterbrochen.
Ende September 1986 tritt der aus der Band \"Flotsam & Jetsam\" kommende Jason Newsted bei Metallica ein, um Cliff auf der Tour zu vertreten. Aus dem Kurzauftritt wurden 14 Jahre.
Die Vier veröffentlichen:
-1988 \"...and justice for all\",
-1991 \"Metallica\" (von 0 auf 1 ! Wir reden hier von einer Metal-Band!),
-1996 \"Load\",
-1997 \"ReLoad\",
-1998 \"Garage Inc.\" und
-1999 \"S&M\" (mit dem San Francisco Symphony Orchestra).
Im Januar 2001 verlässt Jason Newsted Metallica. Vorausgegangen waren einige Querelen um Mitbestimmung und Liveauftritte mit Bands, die Jasons Meinung nach nicht zu Metallica passen würden - wie z.B. Linkin Park.
Der Posten des Bass-besser-bestens-Mannes musste neu besetzt werden. Und dies geschah mit großem Erfolg: Mit Robert Trjillo von den \"Suicidal Tendencies\" kam ein erfahrener Musiker zu Metallica, der in seiner Rolle wirklich aufzugehen scheint!
2. Die Bandmitglieder heute:
_____________________________________________________________
James Alan Hetfield:
39 Jahre alt, verheiratet, drei Kinder, geboren in Los Angeles. Der ehemalige Hausmeister und Umzugshelfer ist das Aushängeschild der Band.
Sein charismatisches Auftreten und seine persönliche Mischung aus gutaussehendem Sonnyboy und düsterer Wüstling (mit manchmal übler Laune der Presse gegenüber) haben nicht unerheblich zu Metallicas Berühmtheit beigetragen.
Fast hätte ihn seine Alkoholsucht, die er auf ReLoad bereits beschrieben hatte, zum Verlassen der Band gebracht. James singt die Lead Vocals und spielt die Rythmusgitarre.
Lars Ulrich:
Ja, der Name klingt irgendwie europäisch. Lars\' Eltern kommen aus Dänemark, wo er vor 39 Jahren auch geboren wurde. Nach vielem Herumreisen landete auch er irgendwann mit seinen Eltern in L.A., wo er mit James 1981 Metallica gründete. Der ehemalige Tankwart (verheiratet, zwei Kinder) sitzt bei Metallica an der Schießbude und macht den Jungs auf der Bühne von hinten die Hölle heiß.
Kirk Hammett:
Auch, wenn er nicht so aussieht: Kirk ist der Älteste in der Band. Der Vierzigjährige kommt aus der Gegend von San Francisco und hat vor Metallica bereits bei mehreren anderen Bands gespielt. Der ehemalige Tellerwäscher (wirklich!) ist verheiratet und spielt bei Metallica die Lead Guitar.
Robert Trujillo:
Der Neuzugang. Der \"Bad Motherplucker\", weil er seinen Bass fast ausschließlich ohne Plektron spielt. Rob sieht aus wie ein übermuskulisierter Surfer - was Sinn macht, schließlich kommt er ursprünglich aus Venice Beach. Der Knabe hat eine der geilsten Bühnenperformances, die im Musikgeschäft zu finden sind, allerdings ohne peinlich zu wirken.
Der begabte Basser hat sich binnen kürzester Zeit fest in die Band integrieren können.
Soviel zur Band...aber um die geht\'s hier ja eigentlich nur am Rande.
3. Kommen wir zum Album!
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Am Rande: Ich rezensiere hier die bereits erwähnte \"Special Edition Digipack\".
Das Besondere an der Scheibe ist, dass hier nicht nur eine CD, sondern auch eine DVD enthalten ist, auf der die Band ALLE Songs der Scheibe live im Studio vorspielt. Eine starke Idee, die den Kauf des Albums unterstützen soll...James und Lars hatten sich in der Vergangenheit öfter über Napster aufgeregt, weil das Downloadprogramm verhindere, dass junge Bands Plattenverträge bekämen.
Die Hülle:
Ich halte hier eine doppelt aufklappbare Papphülle in der Hand, auf deren Frontseite die Faust einer gefesselten Hand abgebildet ist.
Die Rückseite ziert die untere Gesichtshälfte eines Monsters (die Zeichnung könnte der Optik nach aus den Anfängen des Heavy Metal stammen...sieht aus wie\'n altes \"Exploited\"-Cover aus dem Ende der Achziger!).
Auf der Innenseite sind zwei Schuber für das Booklet und die DVD angebracht, die CD ruht in einer klassischen \"Klick\"-Anbringung.
Das Booklet:
Die Texte aller Songs der Scheibe sind hier untergebracht. Auf den ersten Blick etwas unübersichtlich, stellt man sich beim Mitlesen schnell auf die weiße Schrift auf schwarzem Grund ein. Die Schriftart ist gut gewählt und die Aufmachtung mit seidenmatter Oberfläche hat für ein Booklet fast was edles an sich.
Hier findet sich auch ein Zugangscode für die Seite \"www.st-anger.de\", von der man sich als Käufer der Scheibe diverse Downloads ziehen kann.
Die DVD:
Wie bereits gesagt, alle Songs wurden hier in einer Session live im Studio eingespielt. Der Sound ist...nun ja...live. Hier geht\'s nicht darum, Musik zu hören, sondern Performance zu sehen - und die wird auch abgeliefert.
Aber.
Bei mir ist von der DVD hauptsächlich hängen geblieben, dass James Hetfield auf den fertig produzierten Scheiben immer erheblich besser klingt als live und das eine kleine Ansprache an die Fans oder ein Bandinterview durchaus noch mit auf dem Film hätten auftauchen dürfen.
Und endlich! Die Songs der CD:
1.) Frantic (5.50 min)
Der Opener überzeugt durch intelligenten Aufbau und rockige Riffs, die James\' Sprechgesang deutlich und nachdrücklich unterstreichen. Eingefügte Akustikgitarrenparts untergliedern den Song in mehrere, klar voneinander getrennte Abschnitte, an deren Ende jeweils James gepresstes \"Frantic-tic-tic-tic-toc!\" in der Art eines Uhrwerks steht. Der Gesang scheint hier auf mehreren Ebenen eingespielt worden zu sein; der Basspart ist nicht aufdringlich, aber stets präsent. Der Song hat ein Finale aus hämmernden Schlagzeugbeats.
Insgesamt: Harter Rock mit leicht psychedelischer Note.
2.) St. Anger (7.21 min)
Meine Güte! Wir schreiben das Jahr 1984. Metallica hämmern sich die Seele aus dem Leib und prügeln die Instrumente, bis...ein Abbruch kommt und der - wieder sehr gepresst klingende - Gesang einsetzt. Eine Abfolge von Schlagwerkhämmern und schnellen Gitarrenriffs gibt diesem Stück den Reiz des handwerklich perfekten, altehrwürdigen Metallica-Stils, der durch ein Duett James-James in die Neuzeit geführt wurde. Insgesamt kann der Frontmann hier allerdings nicht auf voller Breite überzeugen, weil...naja, es geht halt nur bis zu einer bestimmten Tonhöhe...danach...auch Hetfield ist nicht perfekt.
Insgesamt: Immer feste - wie damals!
3.) Some kind of monster (8.25 min)
Willkommen in der Welt der Monster! Mit düsterer, von allen Bandmitgliedern gestützter Melodie geht\'s los und steigert sich - Lars und Rob sei Dank - zu einem Doom-mäßigen, fast Hip-Hop-artigen Sprechgesang, der im Refrain zu heftigem Kopfnicken verleitet. Obwohl stetig im Aufbau, wird \"Some kind...\" an keiner Stelle langweilig und stützt sich sehr auf den - langen - Text.
Insgesamt: Basslastiger Metal-Disko-Fetzer. Man kann die Strobo\'s direkt hören!
4.) Dirty window (5.24)
Jaa, der Drummer ist in Zukunft bei Live-Auftritten gut beschäftigt. Der Song startet hauptsächlich mit Rhythmus und entbehrt auch im Weiteren größtenteils einer Melodie. Das macht ihn etwas monoton. Das unterstrecht auch der Text, der, allgemein schon sehr kurz gehalten, Zeilen wie \"Projector, Protector, Rejector, Infector, Projector, Protector...ect.\" enthält, die James herausruft wie Anklagen.
Insgesamt: Etwas mehr Melodie und weniger Druck und der Song hätte in seiner schrägen Eintönigkeit auch zur ReLoad gepasst.
5.) Invisible kid (8.30 min)
Die \"beats per minute\" scheinen bei der Aufnahme der CD auf einen Fixwert eingestellt worden zu sein. \"Invisible kid\" macht da keine Ausnahme. Allerdings besticht der Song durch die dominante Bass/Drum-Arbeit. Hier wird solide Handarbeit geleistet.
James beginnt zu singen. Das ist auf dieser Scheibe eher selten und eine erfrischende Abwechslung. Er singt von sexuellem Missbrauch und der Unfähigkeit der Kinder, darüber reden zu können. In meinen Augen ein Song, der in seiner Eindringlichkeitschon fast schmerzt.
Insgesamt: Nun ja...das läuft wohl unter \"Kunstwerk\". Aber ab Minute 7 hätten die Künstler dann doch ein Einsehen haben dürfen...
6.) My world (5.45 min)
Merkwürdig...\"My world\" bietet einen krassen Gegensatz zwischen altem Thrash und schon fast (wenn der Sänger jemand anderes als Hetfield wäre) poppigem Gesang. Metallica schaffen hier einen sehr gut gemachten Grenzgang, der sich aber bei keiner der beiden Seiten anbiedert. Die Gitarren und der Bass können hier auch mal einfach die Finger vom Korpus nehmen und den Sound nachklingen lassen.
Insgesamt: Sehr lässiger Song, der in dieser Form nur von Metallica kommen kann.
7.) Shoot me again (7.10 min)
Der Start erinnert mich ein bisschen an das schräge Gequietsche alter Indipendent-Scheiben...dieses Gequietsche kommt allerdings aus einer echten Gitarre und das klingt in Kirk Hammets Händen erheblich heftiger.
Und James macht ernst. Man kann bei seinem \"C\'mon! Shoot me again! Shoot me again! Shoot me again!\" direkt die auffordenden Handbewegungen hören, die er dabei am liebsten machen würde. Erstaunlich auch, wie schnell der Knabe zwischen hoher und tiefer Tonlage sowie Gesang und normaler Sprache wechseln kann.
Insgesamt: Passt hervorragend an genau diese Stelle des Albums, gute Ergänzung zu \"My world\".
8.) Sweet Amber (5.27 min)
Nö...um Bernstein geht\'s hier nicht wirklich. Eher um Abhängigkeit vom Partner, dem Widerstand in einer Seele bei einer Hassliebe zu jemandem, dem man hörig ist. Also echtem Blues. Und, wie das bei Metallica schon seit jeher der Fall ist, ist ein leicht bluesiger Einfluss auch hier zu hören - unabhängig davon, dass der Song neben einer echten Melodie auch mit viel Druck arbeitet. James wechselt die Gesangsstimme passend zum (kurzen) Text...das kommt beim zweiten Hören besser als beim ersten Mal...
Insgesamt: Hier können sich alle mal so richtig austoben. Ein Stück, das nicht nur eingefleischten Metallern gefallen dürfte.
9.) The unnamed feeling (7.08 min)
James im Duett mit Kirk Hammett, der als Ersatzsänger für Jason Newsted hier nur wenig überzeugen kann...glücklicherweise hält er sich im Hintergrund...aber Metallica hat ja auch einen richtigen Sänger. Und James zeigt, dass er mehr kann als nur bellen und keuchen. Der Refrain ist einer von Metallica\'s schönsten überhaupt. Allein Mr. \"Bad Motherplucker\" sorgt hier dafür, dass der Song nicht zu langweilig wird, indem er immer wieder nachdrücklich auf seine vier Seiten hinweist.
Insgesamt: Sehr schmackhaft, die Herren! So soll\'s sein!
10.) Purify (5.13 min)
Den Beginn des Songs hätten Slayer vor zehn Jahren auch nicht besser machen können. James scheint den Song im Drogenrausch geschrieben zu haben...oder besser: im Entzug. Hier wird mit Drum-Unterstützung nach Hilfe gerufen, um alles Schlechte abzureißen - inklusive der eigenen Haut: \"Peeling back the skin - acid wash - ghost white - ultra clean!\". Die Gitarren/Bass-Arbeit steht m. E. etwas zu sehr im Vordergrund. Nicht das Spitzenstück der Scheibe.
Insgesamt: Etwas nichtssagend, das Ganze. Aber auf fette Art.
11.) All within my hands (8.48 min)
James zeigt eine Art von Gesang, den er in dieser Form live nicht durchbekommt...das ist irgendwie zu...schwer zu sagen...zu produziert und wiederholt. Der Song ist, ähnlich wie \"Purify\" eher was zum Zurücklehnen und Zuhören. Durch die vergleichsweise minimalistische Instrumentierung, der Betonung auf die Drums und der Verzicht auf eine tragende Melodie hat das Stück sicher sehr viel \"Bumms\", aber man wartet irgendwie immer darauf, das es endlich mal \"so richtig anfängt\". Ab dem zweiten Drittel dann eher darauf, dass es wieder aufhört.
Insgesamt: Hätten 10 Songs nicht eigentlich auch gereicht?
3.) Mein Fazit
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Kann man von Metallica sagen, die hätten sich \"weiterentwickelt\"? In meinen Augen wäre das vermessen - wer so lange im Geschäft ist, wie die vier Amerikaner, der weiß, was er will.
Metallica haben mit Load und ReLoad zwei schon fast avantgardistische Alben herausgebracht, die in ihrer Dichte und Produktion weit von dem entfernt waren, was die Band einstmals auszeichnete:
Straighter Rock, hart und direkt rübergebracht.
Sie sind zurückgekehrt. Der Stil der Scheibe lässt sich ohne Übertreibung als ausgesprochen roh bezeichnen. Man hat den Eindruck, alle Songs seien am Stück und ohne verschiedene Tonspuren direkt von den Verstärkern auf die CD gebrannt worden. Keine elektronischen Effekte, keine gesampleten Sounds wie noch bei den letzten Alben, keine Verzierungen, Schnörkel und keine Verschönerungen.
Ich denke, Metallica werden mit \"St. Anger\" viele junge Fans verlieren und viele alte Fans wieder ins Boot zurückholen. Frei nach dem Motto:
IHR WOLLT ROCK?!?
HIER HABT IHR IHN !!!
Schönen Gruß aus Hang Over!
Don Krypton
WAS musste ich da hören?
Sie wären wieder da?
Sie hätten was Neues auf dem Markt?
Nicht zu fassen!
Das ich das noch erleben darf auf meine alten Tage!
Die Heroen meiner Teenie-Tage.
Die Helden der Bühnenbretter.
Die Idole einer verzogenen Jugend.
Die beste Metal-Band der Welt.
...*seufz*...Metallica.
So war das vor 10 Wochen, also im Mai 2003. Sofort nachdem ich diese für mich tierisch wichtige Info erhalten hatte, hab\' ich mir mit zitternden Fingern die \"St. Anger\" als \"Special Edition Digipack\" bei Amazon vorbestellt, nur um dort zu sehen, dass ich anscheinend einer der Letzten war, der davon erfahren hatte...
...St. Anger führte seit Wochen die Vorbestellerliste an...!
Aber jetzt ist alles gut - das gute Stück liegt vor meiner Nase!
Wie geht man nun also am Besten an die Rezension von so einer Scheibe ran? Richtig! Mit Struktur, Konzept, Konzentration und guter Vorbereitung!
Ich habe mir also mein ältestes Metal-Shirt aus dem Schrank geholt (\"Motörhead X-Mas-Tour 1987\"), mir die abgewetzte seitengeschnürte Specklederhose angezogen, ein Budweiser aus dem Kühlschrank gegriffen und mich mit einer Langhaar-Perücke vor das Sofa und die Boxen geworfen!
Dann kam ich mir blöde vor, hab das alles wieder weggeräumt und mir erstmal die Neuerwerbung genauer angeschaut und dabei an alte Zeiten zurückgesinnt:
1. Wer oder was sind Metallica?
_____________________________________________________________
Die Band wurde 1981 gegründet, also vor nunmehr auch schon wieder 22 Jahren. Als Gründungsmitglieder waren damals James Hetfield, Lars Ulrich und Dave Mustaine (später Megadeath-Frontmann) vertreten. Nach mehreren Wechseln des Bandpersonals präsentierte sich Metallica später personell als 4-Mann-Band:
- James Hetfield,
- Lars Ulrich,
- Kirk Hammett und
- Cliff Burton.
In dieser Konfiguration erschienen:
- 1983 das Album \"Kill \'em all\",
- 1984 \"Ride the lightning\" und
- 1986 die erste wirkliche Erfolgsscheibe \"Master of puppets\", die in den USA von 0 auf 29 in die Top-100-Albumcharts einstieg und dort sagenhafte 72 Wochen verblieb.
Metallica hatten sich etabliert.
Der 27. September 1986 wurde dann einer der schwärzesten Tage der Band. Der Bassist Cliff Burton wird bei einem Busunfall auf der \"Damage Inc.\"-Tour in Schweden von dem umkippenden Bus zerquetscht und stirbt noch am Unfallort. Die Tour wird unterbrochen.
Ende September 1986 tritt der aus der Band \"Flotsam & Jetsam\" kommende Jason Newsted bei Metallica ein, um Cliff auf der Tour zu vertreten. Aus dem Kurzauftritt wurden 14 Jahre.
Die Vier veröffentlichen:
-1988 \"...and justice for all\",
-1991 \"Metallica\" (von 0 auf 1 ! Wir reden hier von einer Metal-Band!),
-1996 \"Load\",
-1997 \"ReLoad\",
-1998 \"Garage Inc.\" und
-1999 \"S&M\" (mit dem San Francisco Symphony Orchestra).
Im Januar 2001 verlässt Jason Newsted Metallica. Vorausgegangen waren einige Querelen um Mitbestimmung und Liveauftritte mit Bands, die Jasons Meinung nach nicht zu Metallica passen würden - wie z.B. Linkin Park.
Der Posten des Bass-besser-bestens-Mannes musste neu besetzt werden. Und dies geschah mit großem Erfolg: Mit Robert Trjillo von den \"Suicidal Tendencies\" kam ein erfahrener Musiker zu Metallica, der in seiner Rolle wirklich aufzugehen scheint!
2. Die Bandmitglieder heute:
_____________________________________________________________
James Alan Hetfield:
39 Jahre alt, verheiratet, drei Kinder, geboren in Los Angeles. Der ehemalige Hausmeister und Umzugshelfer ist das Aushängeschild der Band.
Sein charismatisches Auftreten und seine persönliche Mischung aus gutaussehendem Sonnyboy und düsterer Wüstling (mit manchmal übler Laune der Presse gegenüber) haben nicht unerheblich zu Metallicas Berühmtheit beigetragen.
Fast hätte ihn seine Alkoholsucht, die er auf ReLoad bereits beschrieben hatte, zum Verlassen der Band gebracht. James singt die Lead Vocals und spielt die Rythmusgitarre.
Lars Ulrich:
Ja, der Name klingt irgendwie europäisch. Lars\' Eltern kommen aus Dänemark, wo er vor 39 Jahren auch geboren wurde. Nach vielem Herumreisen landete auch er irgendwann mit seinen Eltern in L.A., wo er mit James 1981 Metallica gründete. Der ehemalige Tankwart (verheiratet, zwei Kinder) sitzt bei Metallica an der Schießbude und macht den Jungs auf der Bühne von hinten die Hölle heiß.
Kirk Hammett:
Auch, wenn er nicht so aussieht: Kirk ist der Älteste in der Band. Der Vierzigjährige kommt aus der Gegend von San Francisco und hat vor Metallica bereits bei mehreren anderen Bands gespielt. Der ehemalige Tellerwäscher (wirklich!) ist verheiratet und spielt bei Metallica die Lead Guitar.
Robert Trujillo:
Der Neuzugang. Der \"Bad Motherplucker\", weil er seinen Bass fast ausschließlich ohne Plektron spielt. Rob sieht aus wie ein übermuskulisierter Surfer - was Sinn macht, schließlich kommt er ursprünglich aus Venice Beach. Der Knabe hat eine der geilsten Bühnenperformances, die im Musikgeschäft zu finden sind, allerdings ohne peinlich zu wirken.
Der begabte Basser hat sich binnen kürzester Zeit fest in die Band integrieren können.
Soviel zur Band...aber um die geht\'s hier ja eigentlich nur am Rande.
3. Kommen wir zum Album!
_____________________________________________________________
Am Rande: Ich rezensiere hier die bereits erwähnte \"Special Edition Digipack\".
Das Besondere an der Scheibe ist, dass hier nicht nur eine CD, sondern auch eine DVD enthalten ist, auf der die Band ALLE Songs der Scheibe live im Studio vorspielt. Eine starke Idee, die den Kauf des Albums unterstützen soll...James und Lars hatten sich in der Vergangenheit öfter über Napster aufgeregt, weil das Downloadprogramm verhindere, dass junge Bands Plattenverträge bekämen.
Die Hülle:
Ich halte hier eine doppelt aufklappbare Papphülle in der Hand, auf deren Frontseite die Faust einer gefesselten Hand abgebildet ist.
Die Rückseite ziert die untere Gesichtshälfte eines Monsters (die Zeichnung könnte der Optik nach aus den Anfängen des Heavy Metal stammen...sieht aus wie\'n altes \"Exploited\"-Cover aus dem Ende der Achziger!).
Auf der Innenseite sind zwei Schuber für das Booklet und die DVD angebracht, die CD ruht in einer klassischen \"Klick\"-Anbringung.
Das Booklet:
Die Texte aller Songs der Scheibe sind hier untergebracht. Auf den ersten Blick etwas unübersichtlich, stellt man sich beim Mitlesen schnell auf die weiße Schrift auf schwarzem Grund ein. Die Schriftart ist gut gewählt und die Aufmachtung mit seidenmatter Oberfläche hat für ein Booklet fast was edles an sich.
Hier findet sich auch ein Zugangscode für die Seite \"www.st-anger.de\", von der man sich als Käufer der Scheibe diverse Downloads ziehen kann.
Die DVD:
Wie bereits gesagt, alle Songs wurden hier in einer Session live im Studio eingespielt. Der Sound ist...nun ja...live. Hier geht\'s nicht darum, Musik zu hören, sondern Performance zu sehen - und die wird auch abgeliefert.
Aber.
Bei mir ist von der DVD hauptsächlich hängen geblieben, dass James Hetfield auf den fertig produzierten Scheiben immer erheblich besser klingt als live und das eine kleine Ansprache an die Fans oder ein Bandinterview durchaus noch mit auf dem Film hätten auftauchen dürfen.
Und endlich! Die Songs der CD:
1.) Frantic (5.50 min)
Der Opener überzeugt durch intelligenten Aufbau und rockige Riffs, die James\' Sprechgesang deutlich und nachdrücklich unterstreichen. Eingefügte Akustikgitarrenparts untergliedern den Song in mehrere, klar voneinander getrennte Abschnitte, an deren Ende jeweils James gepresstes \"Frantic-tic-tic-tic-toc!\" in der Art eines Uhrwerks steht. Der Gesang scheint hier auf mehreren Ebenen eingespielt worden zu sein; der Basspart ist nicht aufdringlich, aber stets präsent. Der Song hat ein Finale aus hämmernden Schlagzeugbeats.
Insgesamt: Harter Rock mit leicht psychedelischer Note.
2.) St. Anger (7.21 min)
Meine Güte! Wir schreiben das Jahr 1984. Metallica hämmern sich die Seele aus dem Leib und prügeln die Instrumente, bis...ein Abbruch kommt und der - wieder sehr gepresst klingende - Gesang einsetzt. Eine Abfolge von Schlagwerkhämmern und schnellen Gitarrenriffs gibt diesem Stück den Reiz des handwerklich perfekten, altehrwürdigen Metallica-Stils, der durch ein Duett James-James in die Neuzeit geführt wurde. Insgesamt kann der Frontmann hier allerdings nicht auf voller Breite überzeugen, weil...naja, es geht halt nur bis zu einer bestimmten Tonhöhe...danach...auch Hetfield ist nicht perfekt.
Insgesamt: Immer feste - wie damals!
3.) Some kind of monster (8.25 min)
Willkommen in der Welt der Monster! Mit düsterer, von allen Bandmitgliedern gestützter Melodie geht\'s los und steigert sich - Lars und Rob sei Dank - zu einem Doom-mäßigen, fast Hip-Hop-artigen Sprechgesang, der im Refrain zu heftigem Kopfnicken verleitet. Obwohl stetig im Aufbau, wird \"Some kind...\" an keiner Stelle langweilig und stützt sich sehr auf den - langen - Text.
Insgesamt: Basslastiger Metal-Disko-Fetzer. Man kann die Strobo\'s direkt hören!
4.) Dirty window (5.24)
Jaa, der Drummer ist in Zukunft bei Live-Auftritten gut beschäftigt. Der Song startet hauptsächlich mit Rhythmus und entbehrt auch im Weiteren größtenteils einer Melodie. Das macht ihn etwas monoton. Das unterstrecht auch der Text, der, allgemein schon sehr kurz gehalten, Zeilen wie \"Projector, Protector, Rejector, Infector, Projector, Protector...ect.\" enthält, die James herausruft wie Anklagen.
Insgesamt: Etwas mehr Melodie und weniger Druck und der Song hätte in seiner schrägen Eintönigkeit auch zur ReLoad gepasst.
5.) Invisible kid (8.30 min)
Die \"beats per minute\" scheinen bei der Aufnahme der CD auf einen Fixwert eingestellt worden zu sein. \"Invisible kid\" macht da keine Ausnahme. Allerdings besticht der Song durch die dominante Bass/Drum-Arbeit. Hier wird solide Handarbeit geleistet.
James beginnt zu singen. Das ist auf dieser Scheibe eher selten und eine erfrischende Abwechslung. Er singt von sexuellem Missbrauch und der Unfähigkeit der Kinder, darüber reden zu können. In meinen Augen ein Song, der in seiner Eindringlichkeitschon fast schmerzt.
Insgesamt: Nun ja...das läuft wohl unter \"Kunstwerk\". Aber ab Minute 7 hätten die Künstler dann doch ein Einsehen haben dürfen...
6.) My world (5.45 min)
Merkwürdig...\"My world\" bietet einen krassen Gegensatz zwischen altem Thrash und schon fast (wenn der Sänger jemand anderes als Hetfield wäre) poppigem Gesang. Metallica schaffen hier einen sehr gut gemachten Grenzgang, der sich aber bei keiner der beiden Seiten anbiedert. Die Gitarren und der Bass können hier auch mal einfach die Finger vom Korpus nehmen und den Sound nachklingen lassen.
Insgesamt: Sehr lässiger Song, der in dieser Form nur von Metallica kommen kann.
7.) Shoot me again (7.10 min)
Der Start erinnert mich ein bisschen an das schräge Gequietsche alter Indipendent-Scheiben...dieses Gequietsche kommt allerdings aus einer echten Gitarre und das klingt in Kirk Hammets Händen erheblich heftiger.
Und James macht ernst. Man kann bei seinem \"C\'mon! Shoot me again! Shoot me again! Shoot me again!\" direkt die auffordenden Handbewegungen hören, die er dabei am liebsten machen würde. Erstaunlich auch, wie schnell der Knabe zwischen hoher und tiefer Tonlage sowie Gesang und normaler Sprache wechseln kann.
Insgesamt: Passt hervorragend an genau diese Stelle des Albums, gute Ergänzung zu \"My world\".
8.) Sweet Amber (5.27 min)
Nö...um Bernstein geht\'s hier nicht wirklich. Eher um Abhängigkeit vom Partner, dem Widerstand in einer Seele bei einer Hassliebe zu jemandem, dem man hörig ist. Also echtem Blues. Und, wie das bei Metallica schon seit jeher der Fall ist, ist ein leicht bluesiger Einfluss auch hier zu hören - unabhängig davon, dass der Song neben einer echten Melodie auch mit viel Druck arbeitet. James wechselt die Gesangsstimme passend zum (kurzen) Text...das kommt beim zweiten Hören besser als beim ersten Mal...
Insgesamt: Hier können sich alle mal so richtig austoben. Ein Stück, das nicht nur eingefleischten Metallern gefallen dürfte.
9.) The unnamed feeling (7.08 min)
James im Duett mit Kirk Hammett, der als Ersatzsänger für Jason Newsted hier nur wenig überzeugen kann...glücklicherweise hält er sich im Hintergrund...aber Metallica hat ja auch einen richtigen Sänger. Und James zeigt, dass er mehr kann als nur bellen und keuchen. Der Refrain ist einer von Metallica\'s schönsten überhaupt. Allein Mr. \"Bad Motherplucker\" sorgt hier dafür, dass der Song nicht zu langweilig wird, indem er immer wieder nachdrücklich auf seine vier Seiten hinweist.
Insgesamt: Sehr schmackhaft, die Herren! So soll\'s sein!
10.) Purify (5.13 min)
Den Beginn des Songs hätten Slayer vor zehn Jahren auch nicht besser machen können. James scheint den Song im Drogenrausch geschrieben zu haben...oder besser: im Entzug. Hier wird mit Drum-Unterstützung nach Hilfe gerufen, um alles Schlechte abzureißen - inklusive der eigenen Haut: \"Peeling back the skin - acid wash - ghost white - ultra clean!\". Die Gitarren/Bass-Arbeit steht m. E. etwas zu sehr im Vordergrund. Nicht das Spitzenstück der Scheibe.
Insgesamt: Etwas nichtssagend, das Ganze. Aber auf fette Art.
11.) All within my hands (8.48 min)
James zeigt eine Art von Gesang, den er in dieser Form live nicht durchbekommt...das ist irgendwie zu...schwer zu sagen...zu produziert und wiederholt. Der Song ist, ähnlich wie \"Purify\" eher was zum Zurücklehnen und Zuhören. Durch die vergleichsweise minimalistische Instrumentierung, der Betonung auf die Drums und der Verzicht auf eine tragende Melodie hat das Stück sicher sehr viel \"Bumms\", aber man wartet irgendwie immer darauf, das es endlich mal \"so richtig anfängt\". Ab dem zweiten Drittel dann eher darauf, dass es wieder aufhört.
Insgesamt: Hätten 10 Songs nicht eigentlich auch gereicht?
3.) Mein Fazit
_____________________________________________________________
Kann man von Metallica sagen, die hätten sich \"weiterentwickelt\"? In meinen Augen wäre das vermessen - wer so lange im Geschäft ist, wie die vier Amerikaner, der weiß, was er will.
Metallica haben mit Load und ReLoad zwei schon fast avantgardistische Alben herausgebracht, die in ihrer Dichte und Produktion weit von dem entfernt waren, was die Band einstmals auszeichnete:
Straighter Rock, hart und direkt rübergebracht.
Sie sind zurückgekehrt. Der Stil der Scheibe lässt sich ohne Übertreibung als ausgesprochen roh bezeichnen. Man hat den Eindruck, alle Songs seien am Stück und ohne verschiedene Tonspuren direkt von den Verstärkern auf die CD gebrannt worden. Keine elektronischen Effekte, keine gesampleten Sounds wie noch bei den letzten Alben, keine Verzierungen, Schnörkel und keine Verschönerungen.
Ich denke, Metallica werden mit \"St. Anger\" viele junge Fans verlieren und viele alte Fans wieder ins Boot zurückholen. Frei nach dem Motto:
IHR WOLLT ROCK?!?
HIER HABT IHR IHN !!!
Schönen Gruß aus Hang Over!
Don Krypton
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2003-07-24 11:07:48 mit dem Titel Das muss fetzen, muss das!
Hallo, Ihr Lieben!
WAS musste ich da hören?
Sie wären wieder da?
Sie hätten was Neues auf dem Markt?
Nicht zu fassen!
Das ich das noch erleben darf auf meine alten Tage!
Die Heroen meiner Teenie-Tage.
Die Helden der Bühnenbretter.
Die Idole einer verzogenen Jugend.
Die beste Metal-Band der Welt.
...*seufz*...Metallica.
So war das vor 10 Wochen, also im Mai 2003. Sofort nachdem ich diese für mich tierisch wichtige Info erhalten hatte, hab\' ich mir mit zitternden Fingern die \"St. Anger\" als \"Special Edition Digipack\" bei Amazon vorbestellt, nur um dort zu sehen, dass ich anscheinend einer der Letzten war, der davon erfahren hatte...
...St. Anger führte seit Wochen die Vorbestellerliste an...!
Aber jetzt ist alles gut - das gute Stück liegt vor meiner Nase!
Wie geht man nun also am Besten an die Rezension von so einer Scheibe ran? Richtig! Mit Struktur, Konzept, Konzentration und guter Vorbereitung!
Ich habe mir also mein ältestes Metal-Shirt aus dem Schrank geholt (\"Motörhead X-Mas-Tour 1987\"), mir die abgewetzte seitengeschnürte Specklederhose angezogen, ein Budweiser aus dem Kühlschrank gegriffen und mich mit einer Langhaar-Perücke vor das Sofa und die Boxen geworfen!
Dann kam ich mir blöde vor, hab das alles wieder weggeräumt und mir erstmal die Neuerwerbung genauer angeschaut und dabei an alte Zeiten zurückgesinnt:
1. Wer oder was sind Metallica?
_____________________________________________________________
Die Band wurde 1981 gegründet, also vor nunmehr auch schon wieder 22 Jahren. Als Gründungsmitglieder waren damals James Hetfield, Lars Ulrich und Dave Mustaine (später Megadeath-Frontmann) vertreten. Nach mehreren Wechseln des Bandpersonals präsentierte sich Metallica später personell als 4-Mann-Band:
- James Hetfield,
- Lars Ulrich,
- Kirk Hammett und
- Cliff Burton.
In dieser Konfiguration erschienen:
- 1983 das Album \"Kill \'em all\",
- 1984 \"Ride the lightning\" und
- 1986 die erste wirkliche Erfolgsscheibe \"Master of puppets\", die in den USA von 0 auf 29 in die Top-100-Albumcharts einstieg und dort sagenhafte 72 Wochen verblieb.
Metallica hatten sich etabliert.
Der 27. September 1986 wurde dann einer der schwärzesten Tage der Band. Der Bassist Cliff Burton wird bei einem Busunfall auf der \"Damage Inc.\"-Tour in Schweden von dem umkippenden Bus zerquetscht und stirbt noch am Unfallort. Die Tour wird unterbrochen.
Ende September 1986 tritt der aus der Band \"Flotsam & Jetsam\" kommende Jason Newsted bei Metallica ein, um Cliff auf der Tour zu vertreten. Aus dem Kurzauftritt wurden 14 Jahre.
Die Vier veröffentlichen:
-1988 \"...and justice for all\",
-1991 \"Metallica\" (von 0 auf 1 ! Wir reden hier von einer Metal-Band!),
-1996 \"Load\",
-1997 \"ReLoad\",
-1998 \"Garage Inc.\" und
-1999 \"S&M\" (mit dem San Francisco Symphony Orchestra).
Im Januar 2001 verlässt Jason Newsted Metallica. Vorausgegangen waren einige Querelen um Mitbestimmung und Liveauftritte mit Bands, die Jasons Meinung nach nicht zu Metallica passen würden - wie z.B. Linkin Park.
Der Posten des Bass-besser-bestens-Mannes musste neu besetzt werden. Und dies geschah mit großem Erfolg: Mit Robert Trjillo von den \"Suicidal Tendencies\" kam ein erfahrener Musiker zu Metallica, der in seiner Rolle wirklich aufzugehen scheint!
2. Die Bandmitglieder heute:
_____________________________________________________________
James Alan Hetfield:
39 Jahre alt, verheiratet, drei Kinder, geboren in Los Angeles. Der ehemalige Hausmeister und Umzugshelfer ist das Aushängeschild der Band.
Sein charismatisches Auftreten und seine persönliche Mischung aus gutaussehendem Sonnyboy und düsterer Wüstling (mit manchmal übler Laune der Presse gegenüber) haben nicht unerheblich zu Metallicas Berühmtheit beigetragen.
Fast hätte ihn seine Alkoholsucht, die er auf ReLoad bereits beschrieben hatte, zum Verlassen der Band gebracht. James singt die Lead Vocals und spielt die Rythmusgitarre.
Lars Ulrich:
Ja, der Name klingt irgendwie europäisch. Lars\' Eltern kommen aus Dänemark, wo er vor 39 Jahren auch geboren wurde. Nach vielem Herumreisen landete auch er irgendwann mit seinen Eltern in L.A., wo er mit James 1981 Metallica gründete. Der ehemalige Tankwart (verheiratet, zwei Kinder) sitzt bei Metallica an der Schießbude und macht den Jungs auf der Bühne von hinten die Hölle heiß.
Kirk Hammett:
Auch, wenn er nicht so aussieht: Kirk ist der Älteste in der Band. Der Vierzigjährige kommt aus der Gegend von San Francisco und hat vor Metallica bereits bei mehreren anderen Bands gespielt. Der ehemalige Tellerwäscher (wirklich!) ist verheiratet und spielt bei Metallica die Lead Guitar.
Robert Trujillo:
Der Neuzugang. Der \"Bad Motherplucker\", weil er seinen Bass fast ausschließlich ohne Plektron spielt. Rob sieht aus wie ein übermuskulisierter Surfer - was Sinn macht, schließlich kommt er ursprünglich aus Venice Beach. Der Knabe hat eine der geilsten Bühnenperformances, die im Musikgeschäft zu finden sind, allerdings ohne peinlich zu wirken.
Der begabte Basser hat sich binnen kürzester Zeit fest in die Band integrieren können.
Soviel zur Band...aber um die geht\'s hier ja eigentlich nur am Rande.
3. Kommen wir zum Album!
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Am Rande: Ich rezensiere hier die bereits erwähnte \"Special Edition Digipack\".
Das Besondere an der Scheibe ist, dass hier nicht nur eine CD, sondern auch eine DVD enthalten ist, auf der die Band ALLE Songs der Scheibe live im Studio vorspielt. Eine starke Idee, die den Kauf des Albums unterstützen soll...James und Lars hatten sich in der Vergangenheit öfter über Napster aufgeregt, weil das Downloadprogramm verhindere, dass junge Bands Plattenverträge bekämen.
Die Hülle:
Ich halte hier eine doppelt aufklappbare Papphülle in der Hand, auf deren Frontseite die Faust einer gefesselten Hand abgebildet ist.
Die Rückseite ziert die untere Gesichtshälfte eines Monsters (die Zeichnung könnte der Optik nach aus den Anfängen des Heavy Metal stammen...sieht aus wie\'n altes \"Exploited\"-Cover aus dem Ende der Achziger!).
Auf der Innenseite sind zwei Schuber für das Booklet und die DVD angebracht, die CD ruht in einer klassischen \"Klick\"-Anbringung.
Das Booklet:
Die Texte aller Songs der Scheibe sind hier untergebracht. Auf den ersten Blick etwas unübersichtlich, stellt man sich beim Mitlesen schnell auf die weiße Schrift auf schwarzem Grund ein. Die Schriftart ist gut gewählt und die Aufmachtung mit seidenmatter Oberfläche hat für ein Booklet fast was edles an sich.
Hier findet sich auch ein Zugangscode für die Seite \"www.st-anger.de\", von der man sich als Käufer der Scheibe diverse Downloads ziehen kann.
Die DVD:
Wie bereits gesagt, alle Songs wurden hier in einer Session live im Studio eingespielt. Der Sound ist...nun ja...live. Hier geht\'s nicht darum, Musik zu hören, sondern Performance zu sehen - und die wird auch abgeliefert.
Aber.
Bei mir ist von der DVD hauptsächlich hängen geblieben, dass James Hetfield auf den fertig produzierten Scheiben immer erheblich besser klingt als live und das eine kleine Ansprache an die Fans oder ein Bandinterview durchaus noch mit auf dem Film hätten auftauchen dürfen.
Und endlich! Die Songs der CD:
1.) Frantic (5.50 min)
Der Opener überzeugt durch intelligenten Aufbau und rockige Riffs, die James\' Sprechgesang deutlich und nachdrücklich unterstreichen. Eingefügte Akustikgitarrenparts untergliedern den Song in mehrere, klar voneinander getrennte Abschnitte, an deren Ende jeweils James gepresstes \"Frantic-tic-tic-tic-toc!\" in der Art eines Uhrwerks steht. Der Gesang scheint hier auf mehreren Ebenen eingespielt worden zu sein; der Basspart ist nicht aufdringlich, aber stets präsent. Der Song hat ein Finale aus hämmernden Schlagzeugbeats.
Insgesamt: Harter Rock mit leicht psychedelischer Note.
2.) St. Anger (7.21 min)
Meine Güte! Wir schreiben das Jahr 1984. Metallica hämmern sich die Seele aus dem Leib und prügeln die Instrumente, bis...ein Abbruch kommt und der - wieder sehr gepresst klingende - Gesang einsetzt. Eine Abfolge von Schlagwerkhämmern und schnellen Gitarrenriffs gibt diesem Stück den Reiz des handwerklich perfekten, altehrwürdigen Metallica-Stils, der durch ein Duett James-James in die Neuzeit geführt wurde. Insgesamt kann der Frontmann hier allerdings nicht auf voller Breite überzeugen, weil...naja, es geht halt nur bis zu einer bestimmten Tonhöhe...danach...auch Hetfield ist nicht perfekt.
Insgesamt: Immer feste - wie damals!
3.) Some kind of monster (8.25 min)
Willkommen in der Welt der Monster! Mit düsterer, von allen Bandmitgliedern gestützter Melodie geht\'s los und steigert sich - Lars und Rob sei Dank - zu einem Doom-mäßigen, fast Hip-Hop-artigen Sprechgesang, der im Refrain zu heftigem Kopfnicken verleitet. Obwohl stetig im Aufbau, wird \"Some kind...\" an keiner Stelle langweilig und stützt sich sehr auf den - langen - Text.
Insgesamt: Basslastiger Metal-Disko-Fetzer. Man kann die Strobo\'s direkt hören!
4.) Dirty window (5.24)
Jaa, der Drummer ist in Zukunft bei Live-Auftritten gut beschäftigt. Der Song startet hauptsächlich mit Rhythmus und entbehrt auch im Weiteren größtenteils einer Melodie. Das macht ihn etwas monoton. Das unterstrecht auch der Text, der, allgemein schon sehr kurz gehalten, Zeilen wie \"Projector, Protector, Rejector, Infector, Projector, Protector...ect.\" enthält, die James herausruft wie Anklagen.
Insgesamt: Etwas mehr Melodie und weniger Druck und der Song hätte in seiner schrägen Eintönigkeit auch zur ReLoad gepasst.
5.) Invisible kid (8.30 min)
Die \"beats per minute\" scheinen bei der Aufnahme der CD auf einen Fixwert eingestellt worden zu sein. \"Invisible kid\" macht da keine Ausnahme. Allerdings besticht der Song durch die dominante Bass/Drum-Arbeit. Hier wird solide Handarbeit geleistet.
James beginnt zu singen. Das ist auf dieser Scheibe eher selten und eine erfrischende Abwechslung. Er singt von sexuellem Missbrauch und der Unfähigkeit der Kinder, darüber reden zu können. In meinen Augen ein Song, der in seiner Eindringlichkeitschon fast schmerzt.
Insgesamt: Nun ja...das läuft wohl unter \"Kunstwerk\". Aber ab Minute 7 hätten die Künstler dann doch ein Einsehen haben dürfen...
6.) My world (5.45 min)
Merkwürdig...\"My world\" bietet einen krassen Gegensatz zwischen altem Thrash und schon fast (wenn der Sänger jemand anderes als Hetfield wäre) poppigem Gesang. Metallica schaffen hier einen sehr gut gemachten Grenzgang, der sich aber bei keiner der beiden Seiten anbiedert. Die Gitarren und der Bass können hier auch mal einfach die Finger vom Korpus nehmen und den Sound nachklingen lassen.
Insgesamt: Sehr lässiger Song, der in dieser Form nur von Metallica kommen kann.
7.) Shoot me again (7.10 min)
Der Start erinnert mich ein bisschen an das schräge Gequietsche alter Indipendent-Scheiben...dieses Gequietsche kommt allerdings aus einer echten Gitarre und das klingt in Kirk Hammets Händen erheblich heftiger.
Und James macht ernst. Man kann bei seinem \"C\'mon! Shoot me again! Shoot me again! Shoot me again!\" direkt die auffordenden Handbewegungen hören, die er dabei am liebsten machen würde. Erstaunlich auch, wie schnell der Knabe zwischen hoher und tiefer Tonlage sowie Gesang und normaler Sprache wechseln kann.
Insgesamt: Passt hervorragend an genau diese Stelle des Albums, gute Ergänzung zu \"My world\".
8.) Sweet Amber (5.27 min)
Nö...um Bernstein geht\'s hier nicht wirklich. Eher um Abhängigkeit vom Partner, dem Widerstand in einer Seele bei einer Hassliebe zu jemandem, dem man hörig ist. Also echtem Blues. Und, wie das bei Metallica schon seit jeher der Fall ist, ist ein leicht bluesiger Einfluss auch hier zu hören - unabhängig davon, dass der Song neben einer echten Melodie auch mit viel Druck arbeitet. James wechselt die Gesangsstimme passend zum (kurzen) Text...das kommt beim zweiten Hören besser als beim ersten Mal...
Insgesamt: Hier können sich alle mal so richtig austoben. Ein Stück, das nicht nur eingefleischten Metallern gefallen dürfte.
9.) The unnamed feeling (7.08 min)
James im Duett mit Kirk Hammett, der als Ersatzsänger für Jason Newsted hier nur wenig überzeugen kann...glücklicherweise hält er sich im Hintergrund...aber Metallica hat ja auch einen richtigen Sänger. Und James zeigt, dass er mehr kann als nur bellen und keuchen. Der Refrain ist einer von Metallica\'s schönsten überhaupt. Allein Mr. \"Bad Motherplucker\" sorgt hier dafür, dass der Song nicht zu langweilig wird, indem er immer wieder nachdrücklich auf seine vier Seiten hinweist.
Insgesamt: Sehr schmackhaft, die Herren! So soll\'s sein!
10.) Purify (5.13 min)
Den Beginn des Songs hätten Slayer vor zehn Jahren auch nicht besser machen können. James scheint den Song im Drogenrausch geschrieben zu haben...oder besser: im Entzug. Hier wird mit Drum-Unterstützung nach Hilfe gerufen, um alles Schlechte abzureißen - inklusive der eigenen Haut: \"Peeling back the skin - acid wash - ghost white - ultra clean!\". Die Gitarren/Bass-Arbeit steht m. E. etwas zu sehr im Vordergrund. Nicht das Spitzenstück der Scheibe.
Insgesamt: Etwas nichtssagend, das Ganze. Aber auf fette Art.
11.) All within my hands (8.48 min)
James zeigt eine Art von Gesang, den er in dieser Form live nicht durchbekommt...das ist irgendwie zu...schwer zu sagen...zu produziert und wiederholt. Der Song ist, ähnlich wie \"Purify\" eher was zum Zurücklehnen und Zuhören. Durch die vergleichsweise minimalistische Instrumentierung, der Betonung auf die Drums und der Verzicht auf eine tragende Melodie hat das Stück sicher sehr viel \"Bumms\", aber man wartet irgendwie immer darauf, das es endlich mal \"so richtig anfängt\". Ab dem zweiten Drittel dann eher darauf, dass es wieder aufhört.
Insgesamt: Hätten 10 Songs nicht eigentlich auch gereicht?
3.) Mein Fazit
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Kann man von Metallica sagen, die hätten sich \"weiterentwickelt\"? In meinen Augen wäre das vermessen - wer so lange im Geschäft ist, wie die vier Amerikaner, der weiß, was er will.
Metallica haben mit Load und ReLoad zwei schon fast avantgardistische Alben herausgebracht, die in ihrer Dichte und Produktion weit von dem entfernt waren, was die Band einstmals auszeichnete:
Straighter Rock, hart und direkt rübergebracht.
Sie sind zurückgekehrt. Der Stil der Scheibe lässt sich ohne Übertreibung als ausgesprochen roh bezeichnen. Man hat den Eindruck, alle Songs seien am Stück und ohne verschiedene Tonspuren direkt von den Verstärkern auf die CD gebrannt worden. Keine elektronischen Effekte, keine gesampleten Sounds wie noch bei den letzten Alben, keine Verzierungen, Schnörkel und keine Verschönerungen.
Ich denke, Metallica werden mit \"St. Anger\" viele junge Fans verlieren und viele alte Fans wieder ins Boot zurückholen. Frei nach dem Motto:
IHR WOLLT ROCK?!?
HIER HABT IHR IHN !!!
Schönen Gruß aus Hang Over!
Don Krypton
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