The Time Machine Testbericht

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ab 10,75
Auf yopi.de gelistet seit 09/2003
Summe aller Bewertungen
  • Action:  viel
  • Anspruch:  anspruchsvoll
  • Romantik:  hoch
  • Humor:  durchschnittlich
  • Spannung:  spannend

Erfahrungsbericht von wildheart

Kein besonders überzeugendes Remake

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Simon Wells »The Time Machine« ist das Remake des 1960 von George Pal inszenierten Films nach einem Roman von H. G. Wells, dem Urgroßvater des Regisseurs. »Die Zeitmaschine« von Pal war wegen ihrer für damalige Zeiten hervorragenden Spezialeffekte 1961 mit einem Oscar bedacht worden. Rod Taylor – bekannt u.a. aus »Die Vögel« – spielte damals die Hauptrolle. In dem Remake spielt Guy Pearce (»Memento«, 2000; demnächst in »Der Graf von Monte Christo«, 2002) den Prof. Alexander Hartdegen.

Inhalt
New York 1899. Der Erfinder und Wissenschaftlicher Alexander Hartdegen (Guy Pearce), ein vollständig auf seine Arbeit konzentrierter Mensch, kann es nicht verwinden, dass ein Straßenräuber seine Verlobte Emma (Sienna Guillory) ermordet hat, der er gerade einen Heiratsantrag gemacht hatte. Hartdegen zieht sich auf seine Arbeit zurück. Und die besteht ausschließlich darin, eine Zeitmaschine mit dem einzigen Zweck zu konstruieren, die Vergangenheit zu ändern und den Mord an seiner Geliebten ungeschehen zu machen. Doch schon der erste Versuch scheitert. Hartdegen ist davon überzeugt, dass er die Antwort auf die Frage, wie man die Vergangenheit beeinflussen kann, nur in der Zukunft finden kann.

Auf seiner Reise mit der Zeitmaschine gerät er in das Jahr 2030, trifft eine Art »holographisches Lexikon« mit dem ganzen Wissen der Vergangenheit (Orlando Jones), das ihm erklärt, es sei unmöglich, die Vergangenheit zu revidieren. Hartdegen beschließt, noch weiter in die Zukunft zu reisen, und landet 800.000 Jahre später in der Welt der Eloi, die naturverbunden in einer scheinbar friedlichen Welt leben. Doch da existieren in unterirdischen Gängen auch noch die Morlocks, wendige monströse Gestalten, die die Eloi als Nahrung verwerten. Und die Eloi? Sie reden nicht über die Vergangenheit und nicht über die Morlocks, geschweige denn, dass sie sich gegen ihre Peiniger wehren.

Das kann Hartdegen nicht akzeptieren. Und so nimmt er den Kampf gegen die Morlocks auf und trifft auf ein Lebewesen (Jeremy Irons), das die Morlocks steuert und so einige andere Fähigkeiten aufweisen kann ...

Inszenierung
Eins ist sicher: Die Experten von Dreamworks haben einiges investiert, um den Film tricktechnisch auf der Höhe der Zeit zu halten. Auch die Masken der Morlocks und Jeremy Irons sind en vogue, ebenso das Hologramm. Die Musik dagegen scheint aus der Mottenkiste der 60er Jahre kopiert worden zu sein. Auch die etwas unvermittelte Wandlung Hartdegens vom eher sanften, etwas zerstreuten, in seine Arbeit vertieften Erfinder zum Haudegen in der Zukunft, der die Eloi von den Morlocks befreit, wie es Schwarzenegger nicht sehr viel besser machen könnte, passt nicht so ganz ins Bild, zumal die ersten 25 Minuten ganz dafür verwendet, um nicht zu sagen: verschwendet werden, die Romanze Hartdegens mit Emma Malloy breitzutreten – für einen 90-Minuten Sciencefiction nicht gerade eine Bereicherung.

Doch was mich an Wells Neuverfilmung am meisten gestört hat, ist seine Unentschlossenheit: Wollte er einen Sciencefiction drehen, einen Actionfilm, eine zeitkritische Bestandsaufnahme, Kulturkritik leisten? Der Film enthält von allem etwas, aber die Mischung, oder besser: Die Abstimmung der verschiedenen Elemente aufeinander ist nicht stimmig.

Zentral im Film ist sicherlich die Szene, in der sich Pearce und Irons gegenüberstehen. Aber das Gespräch zwischen beiden über Ursachen und Folgen unkritischer Fortschrittsgläubigkeit ist eben kein solches, deutet nur an, bleibt schal. Dann wenden sich Regie und Kamera wieder dem Action-Genre zu. Der Showdown ist zwar nicht schlecht gemacht, aber so vorhersehbar, dass einem auch noch die letzte Möglichkeit an Spannung genommen wird.

Zum einen wirkt »The Time Machine« wie der Versuch, die Vorlage möglichst originalgetreu im Sinne des Romans, dann wieder im Stil des Streifens von 1960, zu reproduzieren, wenn auch mit allen Visual Effects, die heute möglich sind. Aber auch das bleibt irgendwie halbseiden. Zum anderen können die großartigen Animationen, insbesondere die Darstellung der Welt, in der die Eloi leben, nicht darüber hinwegtäuschen, dass das zeitkritische Element von Wells Roman, das in der Verfilmung mit Rod Taylor wenigstens auch zum Tragen kam, durch die sich anbahnende Liebesgeschichte zwischen Hartdegen und der Eloi Mara (Samantha Mumba) eliminiert wird.

Im Endeffekt erscheint mir die Geschichte, die Urenkel Wells erzählt, wie eine Liebesgeschichte mit Zeitverzögerung: Nachdem es Hartdegen nicht möglich war, den Tod seiner geliebten Emma rückgängig zu machen, findet er seine Liebe eben 800.000 Jahre später. Das klingt vielleicht für den einen oder die andere etwas böswillig. Aber im nachhinein kam es mir wirklich genauso vor.

Fazit
Guy Pearce, der in »Memento« eine Glanzleistung hinlegte, wirkt in diesem Film wie durch das Drehbuch gehetzt, dem es an erzählerischer Kontinuität und manchmal auch inhaltlicher Konsequenz fehlt. Jeremy Irons verbleibt mehr oder weniger in einer Nebenrolle. Gerade die erzählerische Zuspitzung aber auf diese beiden Figuren hätte dem Film besser getan. Die andere Möglichkeit wäre gewesen, einen actionreichen, phantasievollen Sciencefiction ohne große zeitkritische Ambitionen zu drehen. Aber auch das geschah nicht. Irgendwie hat man das alles schon mal und schon mal besser gesehen.

The Time Machine
(The Time Machine)
USA 2001, 90 Minuten
Regie: Simon Wells
Hauptdarsteller: Guy Pearce (Prof. Alexander Hartdegen), Samantha Mumba (Mara), Mark Addy (David Philby), Phyllida Law (Mrs. Watchit), Laura Kirk (Flower Seller), Josh Stamberg (Motorist), Sienna Guillory (Emma Malloy), Max Baker (Robber), Myndy Christ (Jogger), Jeremy Irons (Über-Morlock), Orlando Jones (Vox), Omero Mumba (Kalen), Laura Kirk (Flower Seller), Connie Ray (Lehrer)


© Ulrich Behrens 2002
(dieser Beitrag wurde zuerst veröffentlicht in www.ciao.com unter dem Mitgliedsnamen Posdole)

17 Bewertungen, 4 Kommentare

  • XXLALF

    02.01.2011, 10:21 Uhr von XXLALF
    Bewertung: besonders wertvoll

    ein sehr interessanter bericht, zumal ich mir filme, in welche man eine zeitreise macht, ob vor- oder zurück, gerne ansehe. bw und ganz liebe grüße

  • frankensteins

    17.01.2009, 16:42 Uhr von frankensteins
    Bewertung: sehr hilfreich

    ganz liebe Grüße Werner

  • Puenktchen3844

    29.09.2007, 21:50 Uhr von Puenktchen3844
    Bewertung: sehr hilfreich

    Ein ausführlicher Bericht. LG

  • Sayenna

    15.12.2006, 12:26 Uhr von Sayenna
    Bewertung: sehr hilfreich

    sh & Kuss :-)