Van Helsing (VHS) Testbericht

Van-helsing-vhs-horrorfilm
ab 13,64
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Auf yopi.de gelistet seit 10/2004

Erfahrungsbericht von CiscoGianino

Laut, bunt und verdammt hirnlos

Pro:

Ausstattung, Soundtrack, SFX

Kontra:

blasse Darsteller, eindimensionale Charaktere, überraschungsarme Story, nicht das Potential der Monster ausgeschöpft

Empfehlung:

Nein

Stephen Sommers entrümpelt weiter die stark angestaubte Mottenkiste von Universal: Bereits mit seinen beiden „Die Mumie“-Filmen ließ er ein Monster der altehrwürdigen Unversal-Ära wiederauferstehen, nun muß für „Van Helsing“ gleich ein ganzer Tross Schauergestalten herhalten.
Gabriel Van Helsing (Hugh Jackman) reißt im Auftrag des Vatikans mit seinem Helfer Carl (David Wenham) nach Transsylvanien um Dracula (Richard Roxburgh) unschädlich zu machen. Bei seinem Vorhaben wird er von der Prinzessin Anna Valerious (Kate Beckinsale) unterstützt, deren Familie von Dracula ermordet wurde. Auf ihrem Feldzug kreuzen sie u.a. die Wege des Wolfsmenschen und Frankensteins Monster...

Mehr gibt es zur Story eigentlich nicht zu sagen. Ganz schön dünn, mag sich jetzt der eine oder andere denken – und das zu recht! Besonders, wenn man bedenkt, dass der Film über 130 Minuten lang ist. Prinzipiell dürfte diese Spielzeit mit den gegebenen Figuren problemlos zu überbrücken sein, da sämtliche Monstren tragische Charaktere darstellen, deren Konflikte die Basis für eine Menge Tiefgang sein könnten. Jedoch nicht bei Stephen Sommers: Der Regisseur und Drehbuchautor in Personalunion setzt wie schon bei „Die Mumie“ auf eine laute, komplett hirnlose Mischung aus Klamauk und Krawall.
Was bei Sommers’ Vorgängerfilmen noch anständig zu funktionieren vermochte, erweist sich bei „Van Helsing“ als ungenießbare Mischung. Der Film ist dermaßen mit Actionszenen und Spezialeffekten überladen, dass man sich nach spätestens einer halben Stunde sattgesehen hat und sich doch etwas mehr wünscht als fliegende Blutsauger und sich ständig wiederholende Explosionen. Auch Sommers’ Gags kommen nicht gut an, da sie fast vollständig aus pseudo-coolen Sprüchen bestehen, über die wahrscheinlich selbst Grundschüler nur noch müde lächeln können.

Die Charaktere sind allesamt langweilige Stereotypen, die auch von ihren Darstellern nicht wirklich mit Leben gefüllt werden: „X-Men“-Darsteller Hugh Jackman ist als Van Helsing stark an Anthony Hopkins’ Darstellung aus Francis Ford Coppolas „Dracula“ orientiert, doch Sommers ließ es sich nicht nehmen, seinen Protagonisten noch stärker aktuellen Trends anzupassen. Dies beginnt schon bei Van Helsings Vornamen: Da dem Regisseur Abraham als nicht cool genug erschien, machte er kurzerhand Gabriel draus. Außerdem trägt Van Helsing, wie jeder gute Actionheld seit „Matrix“, einen langen, schwarzen Ledermantel und bedient sich eines Waffenarsenals, das selbst James Bond neidisch machen müsste. So wirkt Van Helsing wie ein wandelnder Anachronismus, da seine vollautomatische Armbrust einfach nicht ins 19. Jahrhundert passen will. Überhaupt bedient sich Sommers einer Menge High-Tech-Geräte, was völlig deplaziert wirkt, nicht weil es unlogisch ist, sondern weil es dem Grundkonzept den kompletten Reiz nimmt, wenn z.B. ein Werwolf mit einem Elektroschocker gebändigt wird.
Hugh Jackmans Landsmann, der Australier Richard Roxburgh, der unlängst mit „Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen“ schon einmal an einer Verwurstung literarischer Figuren beteiligt war, spielt den Dracula absolut enttäuschend: Nicht nur, dass er in der deutschen Fassung total idiotisch synchronisiert wurde, er muss sich auch noch genauso aufführen. Vom Aussehen ist er nicht unpassend, aber er gebärdet sich wie ein schwuler Opernsänger und nicht wie der Fürst der Finsternis.
Kate Beckinsale, die nach ihrem „Underworld“-Ausflug die Seiten gewechselt hat und die Vampire lieber jagt als selbst einen zu spielen, bleibt wie der Rest des Ensembles relativ blass und nervt zudem noch mit übertriebenem Powerfrauen-Gehabe. Nichts gegen starke Frauen auf der Leinwand, aber langsam nehmen diese von Hollywood überstilisierten, kampfeslüsternen Amazonen immer groteskere Formen an...
„Herr der Ringe“-Darsteller David Wenham gibt in „Van Helsing“ den Ordensbruder Carl und ist auf die mehr als undankbare Rolle des comical sidekick abboniert, was er noch relativ souverän erledigt, doch mit seinem ewigen Gequengel nach einiger Zeit ganz schon nervig wird.
Schade um die eigentlich guten Schauspieler, die in einer Mischung aus öden Rollen und einem übertriebenen Effektfeuerwerk vollkommen untergehen.

Viel Positives gibt es nicht über „Van Helsing“ zu sagen, aber die Ausstattung ist sehr schön anzusehen; die Kostüme und Bauten sind immerhin sehr beeindruckend, doch können allein nicht über zwei Stunden bei der Stange halten.
Der Soundtrack orientiert sich relativ stark an „Herr der Ringe“ und ist nett anzuhören, auch wenn dessen Bombast im Film manchmal recht unpassend wirkt.

Insgesamt ein schwacher Film, der mäßig zu unterhalten weiß und relativ schnell langweilt, da die Geschichte sehr klischeehaft ist und nichts besonders Überraschendes bietet. Die Monster, die prinzipiell eine Menge Potenzial mitbringen, werden hier als billige Showeinlage wie bei einer Geisterbahnfahrt grob fahrlässig verheizt und eine vernünftige, zufriedenstellende Auflösung um Van Helsings geheimnisvolle Ursprünge, um die anfangs noch so ein Aufriss gemacht wurde, bleibt der Film ebenfalls schuldig.
„Van Helsing“ bietet typisch amerikanisches Popcorn-Kino der allerübelsten Sorte – laut, bunt, schnell und verdammt dumm.



Originaltitel: Van Helsing
Herstellungsland & -jahr: USA 2004
Regie & Drehbuch: Stephen Sommers
Darsteller: Hugh Jackman, Kate Beckinsale, Richard Roxburgh, David Wenham, Will Kemp, Shuler Hensley, Elena Anaya, Silvia Colloca, Josie Maran, Samuel West

18 Bewertungen, 2 Kommentare

  • Dickerchen

    09.07.2004, 00:28 Uhr von Dickerchen
    Bewertung: sehr hilfreich

    Ich stimme dir genau zu !!! Der Film wurde einfach zu hektisch gedreht, was man an dem Film stark erkennt.

  • Tris.

    04.06.2004, 19:21 Uhr von Tris.
    Bewertung: sehr hilfreich

    Scheint mir nicht ganz mein Film zu sein. Danke für den ausfürlichen Bericht.