Kurzgeschichten Testberichte
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Tests und Erfahrungsberichte
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Itzamná
5Pro:
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Ja
Der Professor stöhnte, als er sich durch das Unterholz des Dschungels kämpfte, sein Hemd klebte unangenehm am Körper. Hinter ihm watschelte Gregor, ein ziemlicher Hohlkopf, aber der einzige Assistent, der bereit gewesen war, ihn nach Mittelamerika zu begleiten, um die alte Ruinenstadt zu suchen, auf die er in einer Aufzeichnung gestoßen war. Das alte Büchlein hatte zum Nachlass eines Offiziers aus der spanischen Eroberungszeit gehört, der am Dschungelfieber gestorben war.
Die Schrift darin war größtenteils unleserlich gewesen und das, was er hatte entziffern können, war bruchstückhaft.
Trotzdem war er, Hugh Roxton - Professor für frühe Hochkulturen, dem nachgegangen, denn allein die Vorstellung, dass er der Wiederentdecker einer solchen Stadt sein könnte, hatte ihn den Spott seiner Kollegen vergessen lassen.
Und nun war Roxton auf der Suche nach Ruinen die es vielleicht gar nicht gab, die nur den Fieberträumen eines kranken Mannes entsprungen waren. Er verzog das Gesicht und schlug nach dem summenden Quälgeist, der sich auf seiner Hand niedergelassen hatte, zweifellos, um den zahlreichen Quaddeln noch eine weitere hinzuzufügen. "Was erduldet man nicht alles als großer Entdecker?", murmelte er und blickte angewidert auf ihren Führer. Der Einheimische hatte ihm versichert, sie zu ihrem Ziel bringen zu können, und dass er die Gegend kannte, die im Buch beschrieben war. Daran zweifelte Roxton mittlerweile.
In Gedanken versunken lief er vorwärts und wäre fast in den Rücken des vor ihm Gehenden geprallt. Verärgert über diese Störung sah er auf. Der Andere stand fuchtelnd da und murrte irgendetwas in dem Kauderwelsch, den er Sprache nannte. Roxton hoffte, dass es nicht wieder wegen eines Jaguars war. Ihr Führer wäre bei der vorherigen Begegnung fast geflohen. Der Professor hatte ihn nur mit Mühe überzeugen können, dass dieses Phantom des Waldes kein Zeichen der Götter war, um sie von der Suche nach der Stadt abzuhalten. Er ging an ihm vorbei, um nach dem Grund für die Aufregung zu sehen. Staunend erkannte er vor sich die überwucherten Mauern einer Stadt. ` Das muss sie sein.´ Er stürzte vorwärts, an seinen Begleitern vorbei, die hinter ihm hereilten.
Neugierig betrachtete er die Zeichnungen an den zum Teil zerfallenen Wänden und Mauern. Sie erinnerten ihn an Maya Darstellungen, sicher war er sich allerdings nicht, da sie ziemlich stark verwittert waren und erst behutsam freigelegt werden mussten, um ihre Geheimnisse preiszugeben. Aber dafür hatte er jetzt keine Zeit, sein Blick galt der Pyramide im Mittelpunkt der Siedlung. Nur ab und zu hielt er an, um einen Blick in ein paar der Häuser zu werfen. `Erstaunlich was von den Bewohnern alles zurückgelassen worden ist.´, sinnierte er über die Wohnhäuser nach, die den Eindruck machten als wären die Bewohner in großer Hast geflüchtet. `Warum haben sie so viele wertvolle Dinge zurückgelassen?´ Überhaupt machte die ganze Stadt einen unfertigen Eindruck auf ihn. Ein großer Spalt zwischen den Gebäuden ließ Roxton innehalten. Nachdenklich und ein wenig erschöpft, lehnte er sich an eine Mauer. Er tupfte seine Stirn mit einem Tuch trocken, die heiß glühte. Ermattet schloss er die Augen und versank in einem Tagtraum.
***
Das Volk war verunsichert, es errichtete eine Stadt, doch eine Katastrophe löste die andere ab, verhinderte den Fortgang der Arbeiten und egal, was die Priester taten, kein Opfer konnte den Zorn der Götter besänftigen. Die Mayapriesterin Ki-ta-kla wurde auf dem Altar angekettet, auf dem gerade noch Opfer gebracht worden waren, um die Geisterwelt gnädig zu stimmen. Sie sollte dort nach Antworten suchen. Ein Priester flößte ihr das heilige Mittel ein und ihr Geist löste sich vom Körper.
…
Ein Dschungel lag still vor ihr, beleuchtet nur vom Strahlen Ix-Chel`s, deren schönes, volles Gesicht unwirklich über ihr schwebte. Ki-ta-kla lächelte, denn die Mondgöttin war ihr gewogen. Ihre Augen schweiften suchend über die Gegend, nach einem der heiligen Zeichen Ausschau haltend. Vereinzelt hörte sie Laute des nächtlichen Waldes. Das Knurren eines Jaguars auf der Suche nach Beute. Der Schrei eines aufgeschreckten Affen. Auch ein paar Rufe von Vögeln drangen an ihr Ohr. Die großen Bäume schwankten im Wind. Sie konnte es knarren hören, wenn ihre Äste aneinander rieben.
Endlich fand sie, was sie suchte. Ein bunter Quetzal, der heiligste aller Vögel, erhob sich in die Luft. Seine langen Schwanzfedern schillerten grünlichblau im Mondlicht. Ki-ta-kla folgte seinem Flug durch die Baumwipfel. Dann setzte er zur Landung auf einer kleinen Lichtung an und landete auf der Hand einer dunklen Gestalt. Schweigend wartete Kulkulcán auf ihr Eintreffen und sie neigte respektvoll ihren Kopf vor ihm. Der Gott sah sie durchdringend an und wies mit der freien Hand in Richtung eines Weihers. Noch bevor sie die Fragen, die man ihr aufgetragen hatte, stellen konnte, löste er sich mitsamt seinem Vogel in einem wirbelnden Wind auf. Verwirrt sah ihm die Priesterin nach, wie er im Dickicht verschwand, ohne ihr Gelegenheit zu geben, ihm zu folgen. Sie drehte sich um und schaute zu dem kleinen Weiher, auf den die Gefiederte Schlange, der Herr der Winde gewiesen hatte. Zu sehen war nichts. Doch Ki-ta-kla folgte der Aufforderung, hoffend, dass er zurückkehren würde, um die Fragen seines Volkes zu beantworten.
Vorsichtig schritt sie vorwärts. Süßer Blumenduft hing schwer in der feuchtwarmen Luft. Genießerisch sog sie ihn ein. Sie fühlte sich leicht und beschwingt. Ihre nackten Füße glitten über den feuchten Boden. Dornen stachen sie. Aber sie achtete nicht darauf. Eine Schlange zischte verärgert, als sie in ihrer Ruhe gestört wurde. Freundlich blickte die alte Priesterin auf das erregte Tier. "Beruhige Dich, kleine Schwester", hauchte sie ihr zu und strich sich eine Strähne ihres weißen Haares aus dem Gesicht, das sich aufreizend an ihre faltige Wange schmiegte. Sie wich einem großen Busch aus, der ihr den Weg versperrte. Das kleine Gewässer lag direkt vor ihr. Fauliger Geruch ging von ihm aus. Ein vermoderter Ast ragte aus seinen trüben Tiefen. Es fing zu regnen an und ein Blitz schlug, nur wenige Schritte von ihr entfernt, ein. Aufgeregt sah sie sich um, in Erwartung, Chac nach diesem Zeichen zu sehen. Doch der Regengott blieb verborgen. Enttäuscht lief Ki-ta-kla am Rand des Gewässers entlang, nicht sicher, was sie tun sollte. Sie durfte nicht ohne Antworten zu ihrem Volk zurückkehren.
Es raschelte im nahen Unterholz. Neugierig ging sie darauf zu und schob einen schweren Ast zur Seite. Bernsteingelbe Augen funkelten sie an. Das Phantom des Waldes stand ihr gegenüber. Der große Jäger, gefürchtet und verehrt zugleich. Sein geflecktes Fell war trotz des Mondscheins nur schwer zu erkennen. Er knurrte. Erschrocken taumelte sie rückwärts und der Ast schlug zurück. Das Knurren wurde lauter, bedrohlicher. Dann glitt das majestätische Tier langsam aus dem Gebüsch, eine Tatze vor die andere setzend. Versteinert vor Furcht und gleichzeitiger Faszination starrte sie es an. Der Schwanz peitschte ungeduldig hin und her, seine Augen fixierten sie. Sie fühlte, wie die Hoffnung in ihr schwand. Es kam weiter auf sie zu. Unbeirrbar. Zornig. Sie wusste, sie würde sterben. Überdeutlich machte sie jedes Detail aus. Seine Ohren waren angelegt, die Schnurrhaare vibrierten. Die Raubkatze riss ihr Maul auf, gab den Blick auf scharfe Zähne frei und heißer Atem schlug ihr entgegen. Sie konnte sehen, wie sich das Tier sprungbereit machte, sich die kräftigen Hinterbeine spannten. Als würde die Zeit um sie beide herum stillstehen, kam der Jaguar auf die Maya zugeflogen. Da waren nur sie und das Tier. Nichts sonst nahm sie mehr wahr. Sie spürte die Wucht des Aufpralls, der sie rücklings in den Weiher warf. Fühlte, wie der schwere Körper sie unter Wasser drückte. Ihre Sinne schwanden.
…
Blinzelnd öffnete die Priesterin die Augen. Sie lag auf dem Rücken. Wo sie war, wusste sie nicht. Kurz fragte sie sich, wo der Jaguar verblieben war. Doch so schnell, wie ihr der Gedanke durch den Kopf geschossen war, verschwand er auch wieder. Ein gewaltiger Druck lastete auf ihrem Geist, unterdrückte ihre Fragen und ihre Furcht. Es war hell und gleichzeitig nicht. Das Licht schien von überall her zu kommen. Nur allmählich gewöhnten sich ihre Augen an das unirdische Leuchten. Ein gewaltiger Schatten schälte sich aus den Nebelschwaden oder was immer es sein mochte, was sie umgab. Ein Ruf schien von dort zu kommen. Sie lauschte der Stimme, die zu ihr sprach, doch sie blieb unverständlich. Trotzdem verspürte sie den Drang, sich dem Schemen zu nähern. Vorsichtig erhob sie sich und schritt darauf zu. Ihre Füße fanden keinen Widerstand, als ob sie schwebte. Nach einer Weile wurde ihr ein seltsamer Umstand bewusst, der sie beunruhigte. Es war, als ob sie dem Schatten nun ferner als zuvor war und doch war sie sicher, sich in seine Richtung bewegt zu haben. Sie fing an zu rennen. Aber je schneller ihre Schritte wurden, umso mehr entfernte sie sich von ihm. Jeder Schritt trug sie noch weiter weg. Den Tränen nah, hielt sie an und schaute nach unten. Eine Art Schleier umgab ihre Füße. Darunter war nichts als Dunkelheit. Vielleicht war das ihre Welt. Die Priesterin wusste es nicht. Es war ihr egal.
Eine sanfte Stimme strich wispernd über ihren Rücken. "Warum bist Du gekommen, Tochter?" Ki-ta-kla sah auf. Vor ihr stand ein uralter Mann, seine edle Nase bog sich hakenförmig nach unten. Hinter ihm war der riesige Schatten. Aber nun war er zum Greifen nah und endlich wusste die Priesterin, was er war. Wacah Chan, der Weltenbaum, der alle Ebenen miteinander verband. Sprachlos sah sie ihn an und dann wieder den Alten. Noch immer konnte sie nicht glauben, dass Itzamná selbst gekommen war. Eine große Ehre, die sie nicht verdiente. Ergeben senkte die Mayafrau den Kopf vor ihm. Nicht wagend ihn weiterhin anzusehen. "Du hast Fragen, Kind. Ich sehe sie in deinem Herzen." Sie nickte nur, nicht fähig auch nur einen Ton herauszubringen.
"Sieh mich an, Priesterin." Seine Stimme wurde befehlend, ein autoritärer Ton schwang darin mit, wie sie ihn nie zuvor gehört hatte. Gebannt hob Ki-ta-kla ihren Kopf. Erwiderte den Blick des Obersten aller Götter. Sie versank in den Tiefen seiner Augen.
Bilder stiegen hoch, rissen sie mit, ließen sie sehen, was die Zukunft bringen würde. Den Untergang ihrer Stadt. Die Erde von gewaltigen Stößen erschüttert, teilte sich, bildete Spalten zwischen den Gebäuden, die Mensch und Tier gleichermaßen verschluckten. Glühendes Gestein stieg hoch, verbrannte alles, was ihm den Weg versperrte. Trümmer fielen auf die in Panik Fliehenden. Kinder schrieen. Streckten ihre Arme nach ihren sterbenden Müttern aus. Frauen drückten ihre Säuglinge an sich, suchten panisch nach einem Ausweg. Männer zogen ihre Lieben mit sich fort. Priester standen vor dem Heiligtum, die Hände flehend zum Himmel erhoben. Am Ende lag die Stadt in Schutt und Asche. Überall lagen Tote und Sterbende. Ein paar Überlebende saßen weinend im Staub ihrer vernichteten Stadt. Dann endete die Bilderflut, so plötzlich, wie sie begonnen hatte.
`Warum?´, eine stumme Frage lag in ihrem Blick.
Er sah sie an. Zorn blitzte in seinen Augen auf und zum ersten Mal verspürte Ki-ta-kla Angst. "Ihr habt eure Stadt an diesem Ort errichtet, ohne uns Götter um Erlaubnis zu bitten. Ihr habt eine heilige Stätte entweiht. Das kann nicht ungesühnt bleiben."
"Aber wir haben euch Opfer gebracht.", wagte sie hervorzubringen. "Truthähne, Hunde, Jaguare, Kriegsgefangene. Sogar unsere Kinder. Alles." Ihre Stimme klang flehend.
"Du hörst mir nicht zu, Priesterin. Dieser Ort wird allein durch eure Anwesenheit entweiht. Nichts, was ihr tut, kann daran etwas ändern. Die Zeichen, die ich euch sandte, die Unwetter, die Beben und die schlechten Ernten, das alles habt Ihr ignoriert. Meine Geduld ist erschöpft. Ihr werdet die Stadt noch diese Nacht verlassen oder sterben." Seine Gestalt schimmerte und verschwand. Der scheinbare Boden löste sich unter ihr auf und sie stürzte kreischend in die Tiefe.
…
Schreiend wachte sie auf. Ihre Priesterrobe war mit Schweiß voll gesogen. Der Priester neben ihr schaute sie forschend an. Sie erwiderte seinen Blick, nickte ihm zu und er löste die Stricke, die sie hielten. Vorsichtig setzte sie sich auf. Benommen und schwindelig. Der Geschmack der Droge die sie genommen hatte, lag auf ihrer Zunge. Die Körper der letzten Opfer waren inzwischen entfernt worden. Lediglich das Blut deutete noch auf die Durchführung des Rituals hin. - `Die Zeremonie´, dachte Ki-ta-kla und ihre Erinnerungen kehrten zurück. Sie hatte die Antwort gefunden. Ernst sah sie die Wartenden an. "Itzamná hat zu mir gesprochen."
Die erstaunten Ausrufe ignorierend, setzte sie fort: "Er hat mir gesagt, dass dieser Ort heilig ist und wir ihn entweiht haben. Wir müssen gehen, diese Nacht noch oder wir werden alle sterben."
Besorgt sahen sich die Priester an, dann nickten sie ergeben. Den Göttern durfte nicht widersprochen werden. Harzesies, der Hohepriester des Sonnentempels sandte Boten aus.
…
Sie sah in Richtung Stadt, mit deren Errichtung erst vor drei Sonnenumläufen begonnen worden war. Vieles war unvollendet geblieben. Doch Ki-ta-kla wusste, dass es eine bedeutende Stadt geworden wäre. Die Schönste von allen. Müde aussehende Menschen eilten an der Priesterin vorbei, nur das notwendigste Hab und Gut bei sich tragend. Ein paar Tiere, etwas Saatgut. Für mehr war keine Zeit gewesen. Die Erdstöße waren immer heftiger geworden, eine ernst gemeinte Drohung der Götter. Ein Blitz zuckte über die Stadt hinweg, erhellte für einen Moment das Dunkel der Nacht und offenbarte ihr einen letzten Blick auf den gewaltigen Tempel. Eine Hand auf ihrer Schulter zog sie in die Wirklichkeit zurück. "Kommt." Harzesies klang müde als er an ihr vorbei schritt. Sie nickte und drehte der Stadt den Rücken zu. Er hatte Recht, es war Zeit zu gehen.
***
Roxton schreckte aus seinem Traum, als der Boden unter ihm erzitterte. Irritiert sah er sich um. Dann kam ein neues Beben, stärker diesmal. Verängstigt gingen seine Begleiter neben ihm in Deckung. Ein weiterer Erdstoß ließ das Haus neben ihnen bersten und die Trümmer begruben die Menschen unter sich, die es gewagt hatten, die Ruhe des heiligen Ortes zu stören.
by Ivonne Schönherr aka Cat
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mal ne geschichte von mir =)
24.09.2005, 22:39 Uhr von
topturtle100
Lese gegen, außerdem bin ich auch bei Ciao (topturtle100) und preisvergleich (Burli) lgPro:
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Kontra:
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Ja
Kommissar oder lieber „Mörder“ ?!
,,Herr Kommissar, Herr Kommissar, wir haben einen dringenden Fall auf dem Tisch!’’, rief Karl Mair, sein Assistent, als Kommissar Max sein Büro betrat.
„Eine Frau ist gestorben. Im See ertrunken!’’
,,Eine Nichtschwimmerin?’’ Der Kommissar hatte einen guten Instinkt.
,,Nein! Sie war wohl vorher in einen nassen Betonklotz gestolpert, hatte sich darin verfangen und war in den See gestolpert!’’
,,Gehen Sie mal schauen. Ich denke, das wäre sehr gut, Sie haben ja momentan sowieso nichts zu tun!’’
,,Hmhm!’’, machte der Kommissar und machte sich auf den Weg.
Der Mann der Toten heulte. Seine Frau schien sein ein und alles gewesen zu sein. Der Kommissar hatte für solche Fälle immer ein Taschentuch griffbereit und gab es dem Mann mit einem Mitleidendem Blick.
,,Hatte Ihre Frau Feinde?’’ Der Kommissar wusste zwar, dass das nicht der richtige Augenblick war, aber es musste sein.
,,Nicht dass ich wüsste!’’, schluchzte der Mann.
,,Haben Sie Ihre Frau umgebracht?’’
Der Mann heulte laut los. ,,Nein, ich habe sie doch viel zu gern gehabt....’’ Jetzt wusste der Kommissar Bescheid: der Ehemann war nicht der Mörder. Gefühle waren im Spiel und machten einen Mord unmöglich.
Beim Herausgehen lies sich der Kommissar noch den Freundeskreis von der Verstorbenen auf einen Zettel schreiben.
,,Fernando Capilari!’’, entzifferte der Kommissar den einzigen Namen auf der Liste. Schnell fuhr er mit seinem Auto zu dem Anwesen von Fernando Capilari.
Er war ein kleiner Italiener mit Halbglatze.
,,Ich hatte keinen Streit mit der Toten!’’, sagte Capilari, ,,Auch dass Sie Ihre Schulden nicht bezahlt hat, habe ich ihr verziehen, also komme ich als Mörder nicht infrage!’’
Darauf sagte der Kommissar:„Was? Bei Ihnen hat sie auch Schulden gehabt? Dann hat es sich ja wenigstens ausgezahlt, dass ich sie umgebracht hab!“ weiterlesen schließenKommentare & Bewertungen
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Cicila, 07.11.2005, 22:19 Uhr
Bewertung: sehr hilfreich
Geschichten sind meistens cool :-) Vor allem selbst geschriebene ;-) <br/>LG Cicila
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crazygirl046, 24.09.2005, 23:16 Uhr
Bewertung: sehr hilfreich
Sehr interessante und einfallsreiche Geschichte. LG Jasmin
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An dich und die Welt.....
30.08.2005, 18:41 Uhr von
Whiteghost
Suche dein Leben lang! Aber egal was du suchst, du findest immer etwas anderes!Pro:
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Kontra:
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Empfehlung:
Nein
Warum scheint die Welt so düster??
Warum siehst du es so?
Warum teile ich so viel deiner Meinung?
Die Welt ist bunt...
Wir leben, lernen, lieben...
Die Blumen blühen überall...
Überall liegt Glück...
Wenn wir nicht leben, wer dann?
Wenn wir nicht lernen, wer dann?
Wenn wir nicht Glück suchen, wer dann?
Wenn wir nicht lieben, wer dann?
Komm' aus dem Schatten!
Sieh' die Welt!
(Sag nicht, das geht nicht!)
LEBEN,nicht nur ÜBERLEBEN ist das Motto,
das uns am Leben hält!!!!
Mfg, Whiteghost
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2005-08-30 16:41:05 mit dem Titel Im Schatten der Bäume
Ich liege hier schon etwas länger - genieße die frische Luft des Waldes. Fernab von allem Lärm, vom Chaos und den Schrecken des Alltags falle ich in die Stille eingebettet in den Schlaf.
Sanft weckt mich ein seichter Herbstschauer aus meinem wohltuenden Schlaf. Noch von dem Genuß des Schlafes berührt, trocknet meine durchnässte Kleidung durch die milden Strahlen der gütigen Sonne, die duch den vergrünten Blätterhimmel scheinen.
Ein rotes Ahornblatt fällt zu Boden und vollendet das bezaubernde Werk der Natur.
Ein flickes Eichhörnchen springt durch die Wipfel eines hohen Baumes von beraubender Gestalt.
Ein weiteres Ahornblatt sinkt zu Boden und streift sachte mein Gesicht.
Die holde Stimme eines Vogels hörend erkenne ich, dass mich langsam meine Kräfte verlassen. Zögernd schwindet meine Wahrnehmung, die Welt scheint aus Staub zu sein - ein Gebilde, das beim Betrachten zerfällt. Die Welt hellt auf und meine Seele wird immer leichter. Zarghaft verliere ich die Besinnung und meine Seele verlässt geisterhaft meinen leblosen Körper.
Während mein Geist ziellos die Welt verlässt, endet mein Körper und er verschmilzt langsam mit der Erde. weiterlesen schließenKommentare & Bewertungen
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NancyNoack, 31.08.2005, 13:07 Uhr
Bewertung: sehr hilfreich
wie schön. Fortsetzung bitte... Lg, nancy
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Capacitas Animarum - Die Halle der Seelen Teil 1
18.08.2005, 17:28 Uhr von
diearschmade
Die ersten Seiten meines (kommenden) Buches sind online (Homepage)...schaut mal vorbei.Pro:
entscheidet selbst
Kontra:
entscheidet selbst
Empfehlung:
Ja
Ich habe vor einiger Zeit mit dieser Geschichte angefangen, um ein wenig an meinem Schreibstil zu feilen. Zwei Kapitel sind bereits fertig, dies ist der Anfang. Schreibt mir undbedingt was ihr davon haltet. Wenns gut läuft, gibts den zweiten Teil :oP
Kapitel 1
Nichts auf Erden könnte erklären, was in mir vorgeht. Die Beine wollen laufen, der Magen sich umdrehen und der Geist alles schon hinter sich haben. Dabei bin ich nur die Schachfigur mit der tragischen Nebenrolle. Ich versuche mich zu entscheiden, ob ich sitzen oder stehen möchte. Meine Füße bringen mich zu der silbernen Metalltür und lassen meine Kopf einen Blick durch die kleine Scheibe werfen. Doch das viele Blut schreckt mich zurück und lässt mich abwenden. Wie lange soll es noch dauern? Sie ist schon so lange darin. In unregelmäßigen Abständen höre ich sie, wie ihr kurze Schreie entfliehen. Sie wollte mich nicht dabei haben. Sie sagt, ich würde ihr keine Hilfe sein und solle nicht böse werden. Was könnte ich denn auch tun? Ihre Hand halten würde mich nur näher an das ganze Geschehen bringen, als es mir lieb ist.
Das Leder gibt mir zu verstehen, dass ich auf ihm sitze und bewegungsreich auf ihm hin und her rutsche. Die Dame gegenüber sieht mich an und es ist mir unangenehm. Ihre Augen scheinen zu sprechen, hallen in meinem Kopf wieder. ,Du bist daran schuld, dass sie nun da drin liegt und Schmerzen hat. Nur du allein.', sagen sie und dringen in mich ein. Meine Beine drücken mich hoch. Wenn ich noch Raucher wäre, würde ich jetzt viel zu viel von diesem giftigen Rauch inhalieren und dabei ein ganzes Wochenpensum an Zigaretten verschlingen. Ein neues Schreien erreicht meine Ohren und ich schaue wieder durch die kleine Scheibe. Mit weit geöffneten Augen sehe ich ihn. Eingewickelt in ein beschmiertes Tuch, wird er umher getragen. Die weißen Kittel drehen sich um ihn herum. Inmitten Aller liegt sie mit geschlossenen Augen, ruhig vor sich hinatmend. Ein Kittel erblickt mich an der Tür und winkt mich herein. Die feuchten Finger drücken das kalte Metall beiseite und gewähren mir Einlass. Ich möchte dort zum Licht, das kleine Wesen sehen, es berühren. Doch etwas verweigert mir den Willen. Meine Knie sind starr und wollen nicht bewegt werden. Nur mit Überwindung trete ich näher und sehe das schmale Geschöpf dort in der Schale, gebettet in weichem Tuch. Eine Hand umfasst mein Armgelenk und zieht mich heran.
Ihre Augen sind erschöpft und verlangen nach Schlaf. Durchgeschwitzt liegt sie in ihrem Hemd, kaum mit etwas bedeckt, außer einem rot getränkten Laken.
"Sag nichts. Genieße den Moment und atme durch, er wird gleich kommen.", versuche ich ihr ein wenig Trost zu geben. Einer der weißen Kittel hebt ihn aus seinem gebastelten Nest und bringt ihn herüber. Fein, einem seichten Regen gleich rollen ihr Freudentränen aus den Augenwinkeln. Die Schreie des Winzlings nehme ich kaum wahr. Wie gebannt schaue ich auf meine Frau und das neue Leben auf ihrer Brust. Leicht zitternd streichen ihre Finger durch das nasse noch rar gestreute Haar des Kleinen. Wild und suchend tasten seine Augen die Gegend um ihn herum ab. Unsere Augen treffen sich und er verstummt. Das Schreien nimmt abrupt ein Ende, alle halten den Atem an. Doch was ich sehe lässt mich schaudern. Ich meine ein Grinsen und ein fahles Zucken der Augen gesehen zu haben. Alle starren mich an, doch ich kann nichts tun, außer ihn weiter anzusehen.
Es wird dunkler im Raum und rasch werden Blicke in die Gegend geworfen. Die Instrumente sind ausgegangen. Kein Piepen, kein beruhigendes Leuchten, nur erdrückende Finsternis auf den Geräten und dieser Blick, der völlig schwarz auf mir ruht. Sein Blick. Ich kann nicht hinsehen, es höhlt mich aus dringt in meinen Kopf.
Das junge Schreien zieht wieder durch die Ecken des Raumes und bringt Ruhe in die umstehenden Gemüter. Eine warme Hand packt meinen Ellenbogen und bringt mich auf die andere Seite des kleinen Fensters.
Die Metallbarriere schließt sich und sperrt mich erneut aus. Sachte streiche ich mit den rechten Fingern über das Glas, in der Hoffnung die Szene berühren zu können. Doch es ist nur das kalte Glas das sich an meine Finger setzt. Ich entferne die Hand und drücke sie mir an die Stirn. Was habe ich dort drinnen gesehen? Hat die Freude über den Nachwuchs mir meine Sinne getrübt? Dieses Grinsen, brennt mir so stark in den Gedanken wieder. Am ganzen Körper richten sich meine Haare auf und wollen fliehen. Was ich gesehen habe war nicht freundlich oder willkommend, es war Böse. Langsam drehe ich mich weg, weiche dem Raum und seinem Spuk.
Noch immer sitzt die Dame an ihrem Platz. Wieder sieht sie mich an und wieder sprechen ihre Augen laut und deutlich. ,DU bist schuld an dem was du gesehen hast. Du ganz allein.' Meine Augenlider schließen sich. Müdigkeit erfüllt mich und zieht mich in ihren Rausch. Wirr, ungeordnet fliegen die Bilder vor meinem inneren Auge. Sie zeigen farbige Blitze, schnell wechselnde Farben und dieses Gesicht. Dieses endlose, böse Grinsen. Ich möchte mich wegdrehen, weglaufen, dem Ganzen entfliehen. Doch es ist überall, nicht einmal das schließen meiner Augen kann ihm Einhalt gebieten.
Ruckartig schnelle ich vom Leder empor. Die weiße Decke ist das Erste was ich sehe. Ich schiebe mich auf dem Stuhl wieder zu Recht und lasse den Kopf hängen. Vorsichtig riskiere ich einen Blick nach Rechts, doch die alte Dame ist verschwunden. Ich atme laut auf und die Luft strömt tief in mich hinein. Der Flur vor mir ist nur noch schwach beleuchtet. Die Fenster an der Tür sind dunkel. Wie lange habe ich geschlafen? Der Griff an mein linkes Handgelenk lässt mich erinnern, dass ich in der Eile und Aufregung meine Uhr auf dem Nachttisch habe liegen lassen. Ich hebe meine Hände vor den Bauch und sehe sie an, sie zittern nicht. Ein kurzes streichen über die Oberschenkel und ich stehe auf. Die Gänge sind leer, weit entfernt höre ich Füße über den Gang schleifen. Klatschend hallen meine Schuhe auf dem Boden wieder. Meine rechte Hand streicht an der Wand entlang, als ich voranschreite. Auf der linken Seite öffnet sich eine Einbiegung und ein Schild mit der Aufschrift ,Information' hängt gelangweilt an der Wand. Es zeigt in den Gang hinein und ich folge ihm. Unweit sitzt hinter einem Tresen eine weiß bekittelte Person.
"Verzeihen sie.", spreche ich sie leise an. "Ich suche meine Frau. Sie hat vor ein paar Stunden entbunden. Ich bin leider anschließend eingeschlafen und wüsste gerne wo sie jetzt liegt."
"Wie ist ihr Name?", möchte die angenehme Stimme wissen.
"Entschuldigung. Stone, Collin Stone und meine Frau heißt Marie."
"Einen kleinen Moment bitte, ich schaue eben nach." Die Person durchwühlt ein paar Listen und wendet sich anschließend wieder mir zu.
"Hier ist sie. Marie Stone. Sie liegt gleich hier vorne. Gehen sie den Gang noch ein kleines Stück weiter hinunter, am Säuglingsraum vorbei und dann ist es auch schon die zweite Tür auf der rechten Seite." Ich bedanke mich und gehe weiter.
Wie hinter einem Schaufenster, liegen sie in Reih und Glied. Sie sehen alle gleich aus, nur die kleinen Schilder an den Betten und Ärmchen unterscheiden sie. Ich lege die Hände auf das Glas und taste nach ihm, vielleicht kann ich ihn fühlen. Doch ich sehe sein Schild. ,Stone' steht in handgeschriebenen Buchstaben darauf. Seine Augen sind geschlossen und ich atme innerlich durch. Schnell und gleichmäßig hebt und senkt sich die kleine Brust, gierig nach Luft schnappend. Langsam drehe ich mich um, nach der Tür suchend, die mir beschrieben wurde. Die zweite auf der rechten Seite, hatte die Stimme gesagt. Skeptisch wandern meine Augen an der Türbeschriftung auf und ab, bis ich den Mut fasse die Klinke hinunter zu drücken. Kalte Luft weht mir über das Gesicht und bringt mir eine frische Brise Krankenzimmer entgegen. Bis auf ein paar kleine Lampen ist es Finster, doch ich erkenne sie sofort. Die Haare sind noch an den Enden feucht und kleben am seitlich liegenden Kopf. Ihr Mund ist leicht geöffnet und zieht eine Fratze. Dort liegt sie, dennoch wunderschön und von den Strapazen gezeichnet. Fahles Licht liegt auf der blassen Gesichtshaut. Wie ein Geist, ganz bewegungslos liegt sie im Bett.
Ich schnappe mir einen kleinen Schemel und stelle ihn vorsichtig neben sie. Wie gern würde ich sie berühren, ihr sanft übers Gesicht streicheln, um ihre warme Haut zu spüren. Doch ich bringe es nicht fertig, es auch nur zu riskieren sie aus dem Schlaf zu reißen. Irgendwann wird sie sich an diese Zeit zurückerinnern und darüber schmunzeln, wie sie mich des Raumes verwiesen haben, wie ich draußen gewartet habe. Wahrscheinlich wird sie nie erfahren, was ich gesehen habe. Sie soll genießen was sie geboren hat. weiterlesen schließen -
Gedanken
Pro:
Steht mir nicht zu...
Kontra:
... selbst zu urteilen
Empfehlung:
Ja
Seine Finger strichen langsam den Rand der hartgefederten Matratze seines Bettes entlang. Mittlerweile war es dunkel geworden und Daniel Maler versuchte krampfhaft sich zu entspannen. Er lag auf dem Rücken, starrte an die Decke und ließ seine Gedanken kreisen. Er fühlte sich einsam. Verlassen. Allein. Was hatte er nicht für eine schöne Zeit mit Susanna verbracht. War sie doch die Frau, die er sich immer gewünscht hatte. Daniel begann sich zu erinnern, wie er sie kennenlernte.
Es war doch ein ungewöhnlicher Ort, damals im Museum. Nie im Leben hätte er sich das erträumen lassen, denn es war doch einer dieser Tage, an denen er früh lieber im Bett geblieben wäre. Er ging in die 11.Klasse und seine Mitschüler hatten es nicht geschafft, die Lehrerin von einem anderen Ausflugsziel für ihren Projekttag zu überzeugen. Das Museum also. Naturwissenschaftliche Historie. Das musste gähnende Langeweile erzeugen, er wusste es, doch er konnte sich dem nicht entziehen. Aber dann sah er sie. Durch eine gläserne Vitrine hindurch blickte er in ihre tiefblauen Augen und er merkte selbst, dass es sofort um ihn geschehen war. Ihre langen, dunkelblonden Haare und ihr schüchterner Blick verzauberten Daniel in Blitzeseile. Nur wenige Sekunden blieb er stehen bis er realisierte, dass er sich diese Chance nicht entgehen lassen dürfte. Er ging um die Vitrine herum, nahm seinen Mut zusammen und sprach sie an. Und dann sah er ihr wunderschönes Lächeln.
Was waren es doch für schöne Zeiten. Daniel erinnerte sich, als sei es erst gestern gewesen. Sein Blick fixierte noch immer den gleichen Punkt an der Decke. Es schien kühler zu werden, doch das konnte ihn von seinen erwärmenden Gedanken nicht abhalten. Tausende Erinnerungen schossen ihm durch den Kopf.
Wie oft ging er mit Susanna Eis essen, immer wieder ins gleiche kleine Café, das sie so sehr mochten. Wie schön war es, als sie im Freibad schwimmen gingen und wie kleine Kinder auf der Wiese tollten. Was hatten sie für Spaß, als sie mit dem Zelt in den Urlaub fuhren um zu campen und zu ihrer Enttäuschung jeden Tag Regen hinnehmen mussten. Doch es hatte sie beide nicht gestört, weil sie einander hatten. Stundenlang lasen sie sich abends Geschichten vor, bis sie gemeinsam einschliefen. Und über all dem stand ihre Hochzeit. Daniel war nie zuvor in seinem Leben so gerührt gewesen wie in dem Moment, als Susanna ihm ewige Liebe und Treue versprach und dabei selbst eine Träne nicht unterdrücken konnte. Wie lieb sie es fand, als er sie ihr aus dem Gesicht küsste. Was hatten sie nicht für eine Freude in den Flitterwochen in Venedig, wo sie sich immer wieder gegenseitig anstießen, die Zeit nicht nur im Hotelzimmer zu verbringen. Sie verbrachten heiße Nächte miteinander und Daniel genoss dieses angenehme Prickeln und spürte dabei stets aufs Neue, wie sehr er Susanna liebte.
Immer wieder erinnerte er sich an ihr Gesicht, als er sie das erste Mal erblickte. Wie sie ihn ansah und dann leicht verlegen den Kopf senkte. Daniel lag noch immer wie gefesselt in seinem Bett. Er wollte es nicht, doch er begann leicht zu weinen. Es war doch eine so wunderschöne Zeit. Doch er wusste, dass diese nun wohl für immer beendet sein würde. Er fragte sich, wie es so weit kommen konnte. War sie doch die Frau, die er sich immer erträumt hatte. Und seine Gedanken fanden keine Ruhe.
Die Erinnerung lieferte ihm die Bilder des Abends, als sie das erste Mal über gemeinsame Kinder sprachen. Er hatte das feste Bestreben, eine kleine Familie aufzubauen und Susanna erzählte ihm, dass auch sie sich bereits von klein auf ausgemalt hatte, wie schön doch eigene Kinder seien. Doch da war ja noch ihr Berufsleben. Beide wollten Karriere machen und so entschlossen sie sich, noch ein paar Jahre zu warten.
Vielleicht war es damals ein Fehler. Daniel begann sich Vorwürfe zu machen, während seine Finger immer schneller an der Matratze entlangstrichen.
Er spürte, dass er gut war in seinem Job. Er beriet große Unternehmen nach geeigneten Werbemaßnahmen. Daniel war ein Profi auf diesem Gebiet. Susanna war in einer Anwaltskanzlei tätig. Sie begann als Gehilfin, die für die großen Chefs Kaffee kochte. Es schien nie der perfekte Beruf zu sein, doch es bereitete ihr Freude und sie wusste ebenso wie ihr Mann, dass sie es bald schaffen könnte. Bis es so kam...
Daniel vernahm störende Geräusche, die ihn aus seinen Gedanken rissen. Er hörte entfernte Stimmen, konnte jedoch nicht verstehen, was sie sagten. Noch immer lag er auf dem Bett, noch immer starrte er an die Decke, doch mittlerweile schien ein ganzes Meer von Tränen sein Gesicht zu bedecken. Was war es doch für eine wunderschöne Zeit. Wie sehr hatte er Susanna doch geliebt. Aber die Vorstellung, dass der Beruf ihr gemeinsames Leben so verändern könnte, war für ihn undenkbar gewesen.
Susanna wurde befördert. Sie kam mit einem strahlenden Lächeln nach Hause und erzählte es Daniel in allen Einzelheiten. Nun konnte sie selbst als Anwältin arbeiten. Sie hatte die große Chance bekommen, was sie ihrer Meinung nach aufgrund des harten Jurastudiums auch verdient hatte. Und Daniel freute sich mit ihr. Fast immer in den vielen Jahren ihrer Ehe hatten sie Gründe, sich gemeinsam zu freuen. Gemeinsam Spaß zu haben. Gemeinsam zu leben.
Daniel vermisste die Zeit schon jetzt. Unerklärlich, warum es so enden musste. Warum das Leben so hart sein konnte. Er wusste, dass es die beste Zeit seines ganzen Daseins war, und dass es kein vergleichbares Glück mehr für ihn geben werde. Er liebte Susanna. Bis der Gehaltsscheck kam. Bis klar war, dass sie nun mehr verdienen würde als er. Bis er unkontrolliert in die Küche ging, ein Messer aus der Schublade holte und siebzehn Mal auf Susanna einstach.
Ein schepperndes Geräusch ließ Daniel hochfahren. Die steinerne Tür des kleinen Raumes öffnete sich und ein Wärter stellte das Abendessen auf einem Tablett in den Raum. Doch als dieser die Zellentür schloss, war Daniel längst wieder in Gedanken versunken. weiterlesen schließenKommentare & Bewertungen
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anonym, 18.07.2005, 00:15 Uhr
Bewertung: sehr hilfreich
geschichte!!! liebe grüße tammy
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Kiki1988, 28.06.2005, 20:50 Uhr
Bewertung: sehr hilfreich
Schöner Bericht! Würde mich freuen wenn du meine Berichte auch bewerten würdest. Lg kiki
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Erwartung
Pro:
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Kontra:
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Empfehlung:
Ja
Der Film ist seit 2 Stunden vorbei. Als ich das ltzte mal auf den Wecker guckte war es 00:38. Es war einer dieser Halloween Filme mit Michiael Meyers. Ich liege alleine in meinem Zimmer auf dem Bett. Der Wind schlägt vor die Schallosetten, und pfeift wieein schreiendes Kind durch Ecken und Ritzen. Meine Füsse sind eisig Kalt aber mein Kopf ist sehr warm mein ganzer Körper schwitzt und unter meiner decke ist es unert´räglich warm. Mein Kopf liegt unter der Decke, ich trau mich nicht zu bewegen. Ich bin wie gelähmt. Ich besitze nicht mal den Mut auf zu stehen und zum Lichtschalter zu gehen.
Ist das nur einbildung oder hat da tatsächlich eben etwas bewegt?? Ich muss gerade jetzt an die Sätze meiner Mutter denken. Sie hat immer gesagt ich soll mir sowas nicht angucken. Aber ich bin jetzt schon 14 Jahre doch wenn keiner da ist hab ich auf einmal so eine Angst. Ich hoffe nur das ich einschlafe , aber wie bei dieser affenhitze. Meine Beine sind noch total Kalt. Ich habe angst das wenn ich aus meiner Decke hervor gucke ein Mann im Overall und einem Messer in der Hand vor mir steht.
Ich hab es geschaft, ich hab auf die Uhr geguckt , es ist 3.26. Ich halt das nicht länger aus. Aber ich kann nicht aufstehen ich kann ja nicht mal meinen Arm ausstrecken und die Taschenlampe anknipsen. Mein Bettlaken ist nass. Ich kann fast in meiner Matratze schwimmen.
Es ist Sommer ! Ich hoffe es wird schon sehr früh hell.
Und tatsächlich der erste Sonnenstrahl kommt durch die öffnungen der Schalosetten. Ich glaub ichabs geschafft, aber heute Abend wirds wieder dunkel...
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-11-12 16:52:15 mit dem Titel Im Keller
Ich und Julia gingen langsam durch den Gang er uns Unendlich lang vor kam. Wir befanden uns grad 53 meter unter dem Erdgeschoss der Burg , auf der wir unsere Wandertage verbrachten, als wir ein leises immer lauter werdendes Summen vernahmen. Es hörte sich an als käme das Geräusch direkt auf uns zu. Es wurde immer lauter immer schrecklicher. Als wir auf einer Art Kreuzung waren sahen wir was auf uns zu kam. Ein riesiger Schwarm Mücken schoss direkt auf uns zu. Ich riss Julia in einen der vielen Seitengänge hinein, und plötzlich wurde es Stockduster. Milliarden von Mücken schossen an uns vorbei. Ein lautes unvorstellbares Summen dröhnte in meinen Ohren. Irgendwas muss diese Mücken aufgeschreckt haben. Aber was?? Lebt hier noch irgendwas??
Ich wollte eigentlich nur mit Julia ein bisschen alleine sein, aber nun war mir die romantische Stimmung vergangen.
Wir gingen weiter, weiter und immer weiter die Gänge lang.
Lansam wurde mir unheimlich ich sah Blutstreifen auf dem Boden. Sie waren lang auf dem Fussboden geschliffen. Ausserdem hörte ich immer wieder ein lautes heulen als ob ein Wolf heulte.
Wir folgen dem wimmern und dem knurren. Mir ging alles durch den Kopf : Kanibalen, Mörder, ein verweste Leiche aber nie was wir wirklich sahen, denn als wir um die Ecke kamen wurde mir alles klar. Ich sah eine Hundemami mit ihren kleinen Welpen in einem Haufen Stroh liegen. Das erklärt auch das Blut und die aufgescheuchten Mücken. Ach , ware das süße Welpen. Ich glaube es waren Golden Retrives aber ich weiss es nicht ganz genau. Und zu guter letzt führte uns die Hundevater zum Ausgang. Dort berichteten wir unserer Lehrerin was wir gesehen und erlebt haben.
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2005-05-17 21:50:10 mit dem Titel Liebe im Weg
Und wieder klingelte ich sie an. Immer noch in der Hoffnung, dass sie zurückruft und sagt dass ich sie anrufen könnte! Doch nach unzählbaren Versuchen legte ich mich Schlafen. Ich dachte nach und stellte mir ständig die selben Fragen. Warum gebe ich mir soviel mühe sie zu erreichen? Warum eigentlich? Und warum verleugne ich, dass ich mir Hoffnungen mache? Doch morgen Abend werden wir uns treffen und dann sind mir diese Fragen wieder egal. Ich weiß sie hat einen Freund und sie betrügt ihn, mit mir! Was bin ich eigentlich für ein Mensch? Aber wenn sie dann wieder bei mir ist und wir uns zärtlich küssen denk ich nicht an ihn! ich denke an nichts, ich genieße nur den Moment! Nein, er tut mir dann nicht leid! Warum sollte ich denn nicht glücklich sein, mit ihr? Vielleicht findet sie bei mir Zuneigung, geborgenheit, etwas was er ihr nicht geben kann! Doch es tut mir weh wenn ich dann sehe wie sie sich auf dem Schulhof küssen und er mit ihr Hand in Hand geht! Meine Freunde nennen mich Naiv, und ich sage das würde nicht stimmen doch dabei belüg ich mich selber! Stunden lang dreh ich mich hin und her weil ich überleg was das soll! Ich weiß ich liebe sie, weil ich mich einfach daran erfreue dass es sie gibt ohne einen eigenen Vorteil daraus zu gewinnen, doch es ist ein erdrückendes gefühl wenn man sich einbildet dass es nur noch einen Menschen für sich im Leben gibt. Doch an ihr ist einfach alles richtig! Wie kann man nur so blind sein ? Doch plötzlich klingelt mein Telefon und wir reden so wie immer und plötzlich sind meine Gedanken wieder bei null und alles fäng von vorn an. Ich weiß jedoch dass ihre Liebe mir im weg ist! weiterlesen schließen -
Der kleine Junge und der alte weise Mann
Pro:
der Optimismus im Leben und das was ihr draus macht
Kontra:
wenn man nichts draus macht
Empfehlung:
Ja
Ich schreibe euch diese Geschichte, weil sie für mich sehr viel Sinn birgt und ich sie seit ich sie gehört habe einfach nicht mehr aus dem Kopf bekomme. Eine damalige Kollegin erzählte diese Geschichte ihren Gästen am Ende des Informationstreffs was für alle eine Besonderheit war, denn die meisten reden doch nur über Ausflüge, etc.
Viel Vergnügen und hoffentlich ein wenig Sinnhaftigkeit auch für euch!
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Es waren einmal ein kleiner Junge und ein alter weiser Mann. Der kleine Junge dachte bei sich "So weise kann doch keiner sein. Ich will ihn auf die Probe stellen." Und er fing an nachzudenken, wie er den alten weisen Mann auf die Probe stellen könnte. Nach ein paar Tagen hatte er eine Idee: "Ich fange einen kleinen Vogel und halte ihn hinter meinem Rücken versteckt. Dann frage ich ihn ob der Vogel lebt oder tot ist. Wenn er sagt, dass der Vogel lebt, drehe ich ihm einfach schnell den Hals um und zeige ihm den toten Vogel. Sagt er der Vogel ist tot, lasse ich ihn fliegen. So muss er falsch liegen und ich kann beweisen, dass er nicht so weise ist wie alle sagen!"
Gesagt getan, der kleine Junge fing sich einen kleinen Vogel und ging damit zum alten weisen Mann. Er stellte sich vor ihn und sagte: "Alter weiser Mann, ist der Vogel in meiner Hand am Leben oder tot?"
Der alte weise Mann sah den Jungen an und überlegte. Er dachte eine ganze Weile nach, ohne etwas zu sagen. Nach einer langen Weile schaute der alte weise Mann auf und sagte zu dem kleinen Jungen: "Kleiner Junge, ob der Vogel lebt oder tot ist liegt ganz allein in deiner Hand!"
Und die Moral aus der Geschicht': Was auch immer aus den Situationen und Gegebenheiten wird, die ihr erlebt liegt ganz allein in eurer Hand - nichts muss wirklich negativ sein, denn alles hat einen bestimmten Sinn. Jede Begegnung wirkt sich in gewisser Weise auf unser Leben aus, es kommt nur darauf an, wie wir sie nutzen.
Also nehmt euer Leben in die Hand und seht in allem den richtigen Sinn, auch wenn es eine oberflächlich negative Erfahrung ist, so hilft sie euch doch im späteren Leben weiter.
Alles Gute und geht aufmerksam durch's Leben, damit euch nichts entgeht!
Silke@Yopi und anderen Meinungsportalen (unter gleichem Usernamen) weiterlesen schließenKommentare & Bewertungen
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anonym, 18.01.2007, 12:22 Uhr
Bewertung: sehr hilfreich
sh :o)
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Madrianda, 10.03.2005, 11:06 Uhr
Bewertung: sehr hilfreich
...die zum Träumen und philosophieren einlädt:-) VLG Beate:-)
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redwomen, 07.03.2005, 22:08 Uhr
Bewertung: sehr hilfreich
Geschichte mit einem sehr guten "Hintengrund" zum Überlegen und Nachdenken. -und vorallem hilft sie mir im Moment auch etwas wieder positiver zu Denken. *problem -gewicht* - Danke LG Maria
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Brauche Eure Kritik zu meiner Geschichte
Pro:
tolle Kategorie
Kontra:
nichts ;-)
Empfehlung:
Ja
Willkommen bei der bösen Maus
Ich brauche mal dringend Eure Hilfe und würde mich über große Resonanz freuen. Und zwar spiele ich mit dem Gedanken einen Roman zu schreiben, bin aber unsicher ob er das Potential dazu hat. Es handelt sich um meinen 1.Schreibversuch auf dem Gebiet, bisher habe ich nur Gedichte geschrieben.
Momentan existiert mein Text nur als Kurzgeschichte und ist auch noch unvollendet. Ihr würdet mir durch Eure konstruktive Kritik sehr helfen und zwar würde ich Euch bitten nach dem Lesen folgende Fragen zu beantworten:
1. Welche Stimmung kommt beim Lesen auf?
2. Was haltet ihr von den beiden Figuren? (dem Ich-Erzähler/der Ich-Erzählerin und der namenlosen "sie")
3. Wie würdet ihr die Situation beschreiben, in der sich der sich die beiden Personen befinden?
(Was könnte vorgefallen sein? Wie stehen die beiden Figuren zueinander? Mögen sie sich?)
4. Welche der beiden Figuren ist Euch auf Anhieb symphatisch, wer eher unsymphatisch?
5. Wie könnte es weitergehen?
6. Was könnte das Problem / der Konflikt sein, den der Ich-Erzähler / die Ich-Erzählerin mit sich selbst und mit der anderen Figur hat / austrägt?
7. Ist der Ich - Erzähler Eurem Eindruck nach eine Frau oder ein Mann und wie alt könnte er /sie vielleicht sein?
Vielen lieben Dank im voraus!!! Antworten bitte als Kommentar oder ins GB.
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Ich starrte auf die Leuchtziffern des Funkweckers am Fuß ihres Bettes. Sie wirkten fast bedrohlich rot. Sie zeigten 05.39, draußen begann es bereits wieder hell zu werden.
Sie hatte das Rollo nicht heruntergezogen und warmes, helles Licht fiel durch die Fensterscheibe. Ich bevorzuge Vorhänge, es kann mir nie dunkel genug sein. Ich habe in jeder meiner Wohnungen welche besessen. Vorhänge, die so lang sind, dass sie über den meist ungeputzten Boden schleifen, wenn der Wind ohne Erbarmen durch die Ritzen der undichten, alten Rahmen kriecht. Vorhänge, hinter denen man sein Gesicht verbergen kann ohne darauf verzichten zu müssen selbst einen Blick auf die Welt dort draußen erhaschen zu können. Ich konnte mein Leben lang nur im Schutz der Dunkelheit schlafen und aufwachen, selbst als Kind habe ich immer stolz behaupten können mich nie vor der Nacht zu fürchten.
Sie schien es dagegen zu mögen im hellen zu schlafen und ich glaubte in dem hereinbrechenden Licht die ersten Sonnenstrahlen in diesem Jahr zu erkennen. Die ersten Sonnenstrahlen nach einem so kalten und langen Winter, wie ich ihn schon seit Jahren nicht mehr erlebt habe und die ersten Sonnenstrahlen an diesem Morgen mit ihr.
Es war ein Sonntagmorgen, um genau zu sein. Von der gegenüber liegenden Straßenseite ertönte die Kirchenglocke, um die Gläubigen der Umgebung bald in die Messe zu locken, eine Straßenbahn fuhr vorbei, man hörte Menschen miteinander plaudern – langsam wurde es unruhig auf der belebten Hauptstrasse unter ihrem Fenster.
Ich seufzte leise. Seit Stunden lag ich mit geschlossenen Augen unter der blauen, weichen Wolldecke und sog den Duft, den sie in den vielen vergangenen Nächten in ihr hinterlassen hatte in mich auf - ohne auch nur eine Minute wohlverdienten Schlaf zu finden. Sie war bereits wenige Minuten nach dem Zubettgehen eingeschlafen - ganz nah bei mir.
Sie hatte mir das Gesicht zugewandt, ihre rechte Hand griff in das unter ihrem Kopf liegende Kissen als suche sie selbst im Schlaf nach Halt, Haarsträhnen umspielten ihren Mund. Sie hatte volle, rote Lippen, das war mir bereits aufgefallen, als sie mir das erste Mal begegnete.
Wir gern würde ich sie berühren, doch alles was ich tat war ihrem Atem zu lauschen.
Sie sah so wunderschön aus, ich konnte es nicht lassen sie andauernd anzuschauen. Sie musste morgens eine Ewigkeit an Zeit aufwenden, um ihre Augenbrauen mit einer solchen Perfektion zu zupfen, ihre Haut schimmerte trotz der Stunden, die sie in einer verqualmten Disco verbracht hatte und trotz des Alkohols in ihrem Blut rosig, einige Sommersprossen amüsierten sich rund um ihre Nasenpartie.
Mich schüttelte es - und dann war es wieder da, dieses Kribbeln in der Magengegend.
Ich erinnere mich noch gut daran, als ich als Kind, ich muss etwas sechs oder sieben Jahre gewesen sein, mein komplettes Taschengeld in zuckersüße, bunte Brause in Röhrchen umgesetzt hatte und meine Mutter deswegen fürchterlich mit mir schimpfte.
„Die Erwachsenen sagen immer, wenn man jemanden sehr lieb hat und mit ihm kuscheln mag, dann hat man ein ganz dolles Kribbeln im Bauch.“ hatte mir meine beste Freundin Laura verraten. So glaubte ich, dass wenn ich nur ganz viel Brause essen würden mich so fühlen würde wie einmal Mama und Papa – als meine Geschwister und ich noch nicht da waren.
Ich fühlte mich schrecklich schlau und erwachsen, doch am Ende lag ich mit Bauchweh im Bett und durfte Kamillentee trinken. Und es war meine Mutter, die mir zärtlich übers Haar fuhr und mir versicherte, dass ich so lange Kind bleiben dürfte wie ich wollte.
Ich weiß nicht, ob ich es hassen soll – dieses Magenkribbeln. Ich kenne es gut, ich habe es in den letzten Jahren oft in der Gegenwart eines Mannes verspürt und es gab nie den geringsten Anlass zur Sorge, dass es ihm nicht genauso geht. Gegangen bin ich trotzdem. Ich bin immer gegangen. Ob nun nach drei Monaten Beziehung oder nach zwei Jahren – was blieb war dieser Kloß, der unaufhaltsam meinen Hals hinauf kroch, bis ich ihn herunterschluckte und glaubte mich damit der Vergangenheit entledigt zu haben. Es ist wie nach bestimmten Filmen, die man sich angesehen hat und nach denen man sich weder besonders gut noch besonders schlecht fühlt – man hat nach ihnen nur den Drang sein Leben zu ändern - wenn die Nacht vorüber ist. Es kommt einem dann vor, wie das Einfachste der Welt.
08:30 Uhr: Der erste ihrer drei Wecker begann zu schellen Schlaftrunken schälte sie sich aus ihrer Decke, blinzelte wenige Sekunden in Richtung Fenster - ihre Haaren versperrten ihr die Sicht - drückte dann auf die Schlummertaste von Wecker Nr. 1, um ihr Gesicht sofort wieder in ihrem Kissen zu vergraben.
„Kannst noch ein bisschen weiterschlafen“ murmelte sie noch mit leicht heiserer Stimme, so dass ich ihre Worte eher erriet als sie wirklich verstand. Ich drehte mich auf den Bauch. Auf diese Weise konnte ich direkt in die Spiegeltür ihres Kleiderschrankes schauen. Man sah mir unweigerlich an, wie wenig ich geschlafen hatte und überhaupt: w i e lange ich nicht geschlafen hatte. Unter meinen Augen hatten sich tiefschwarze Ränder gebildet. Der Kajal, den ich meiner Schwester aus ihrem Schminkköfferchen geklaut hatte, hatte sich durch das stundenlange Tanzen mit Schweiß vermischt und abgesetzt. Ich rieb mir die Augen – in dem Glauben dadurch besser sehen zu können. Stattdessen beförderte ich durch mein ungeschicktes Tun immer mehr Kajal in meine Augen, was sie so sehr reizte, dass mir die Tränen kamen.
Da gab sich Wecker Nr. 1 plötzlich wieder mit Begeisterung seiner Aufgabe hin. Ich hätte das Teil in diesem Augenblick gegen die Wand schmeißen können. Ich hätte m i c h gegen die Wand schmeißen wollen – dafür dass sie meine Tränen sah.
„Hey, was ist los?“
Ich schaffte es gerade mir mit dem Ärmel des T-Shirts, das sie mir geborgt hatte die Tränen wegzuwischen, die dieser dumme Kajal provoziert hatte.
„Nichts“
Ich blickte sie kurz an. Sie lächelte und strich sich dabei eine Haarsträhne hinters Ohr – wie Frauen es nun mal so tun.
Zwei Wecker und zehn Minuten später saßen wir uns schweigend gegenüber. Ihre Wohnung war riesig, sie hatte ein von der Küche abgetrenntes Esszimmer auf einer Empore – beinah wäre ich über die Stufe gestolpert -, dazu einen Esstisch, an dem Platz für eine sechsköpfige Familie zu sein schien.
Mitten auf dem Tisch stand ein Strauß roter Rosen. Wer ihr die wohl geschenkt hatte?
Vor mir stand eine dampfende Tasse Kaffee. Langsam ließ sie einen Würfel weißen Zucker in die schwarze Flüssigkeit gleiten. Ich achtete lediglich auf ihre Nägel. Was sie der Besuch im Nagelstudio wohl regelmäßig kostete?
Mein zerknautschtes Gesicht begann sich im Kaffee zu spiegeln, schnell begann ich umzurühren. Ich wollte es nicht länger als nötig betrachten.
„Wo soll ich Dich denn gleich hinfahren?“ fragte sie plötzlich in die Stille hinein.
„Du brauchst mich nicht fahren, ich nehm’ die Bahn. Mach Dir bitte meinetwegen keine Umstände“ erwiderte ich leise. Ich muss dabei ausgesehen haben wie ein Hund, der etwas angestellt hat und nun mit eingezogenem Schwanz vor seinem Frauchen hockte und seine Strafe erwartet.
„So ein Unsinn. Ich bestehe darauf. Das ist doch selbstverständlich“.
Sie lächelte wieder – nun beinahe mütterlich.
Sie trug noch immer den metallic blauen Satinschlafanzug, dazu Wollsocken, die sie wohlmöglich in irgendeinem Öko-Laden entdeckt und unbedingt mitnehmen musste. Der Stoff spannte etwas über ihren Hüften, sie war ohne Zweifel ein wenig mollig. Aber sie war niedlich, auf eine gewisse Art war sie das, da bestand kein Zweifel – und vermutlich ist es auch das, was mir von ihr immer in Erinnerung bleiben wird.
„Wohin soll ich Dich denn gleich fahren?“ fragte sie nun mit etwas Nachdruck in der Stimme. Sie schaute auf die Uhr und trank im Anschluss den letzten Schluck Kaffee.
„Bist Du noch verabredet?“ fragte ich, ohne die Antwort wirklich wissen zu wollen.
„Ja, ich treffe mich in einer halben Stunde mit einer Freundin.“ erwidert sie hastig und machte sich auf den Weg ins Bad.
Während ich auf sie wartete, zog ich die Beine an, stützte mein Kinn auf meine Knie ab und lies meinen Blick schweifen – ohne an etwas Konkretes zu denken. Das habe ich die letzten Jahre oft gemacht: da hocken, nur umherschauen und jeglichen Gedanken wegschieben – ob positiv oder negativ. Manchmal sagte meine Schwester so etwas wie „Wenn Du nicht endlich damit aufhörst, wirst Du nie Freunde finden“, wenn sie zufällig im selben Raum war oder gerade wieder aufgedreht an mir vorbeiraste, weil sie wieder ein Date mit irgendeinem Typen hatte und sich unbedingt noch stylen musste.
Irgendeinen dummen Spruch musste sie mir immer reinwürgen, wenn sie mich sah. Die meiste Zeit sah sie mich aber nicht. Eigentlich sah mich so ziemlich niemand.
„Hast Du alle Deine Sachen?“ fragte sie und riss mich aus meiner Lethargie. Es war wohl an der Zeit zu gehen.
Sie nahm ihre Jacke von der versilberten Garderobe im Flur, warf noch einmal einen sehr kritischen Blick in den Badezimmerspiegel. Waren ihre Augenbrauen perfekt gezupft? Hatten ihre schwarz getuschten Wimpern auch ausreichend Volumen und passte der Lippenstift farblich zu ihrem Pullover?
Sie brauchte danach mindestens drei Minuten, um ihre Stiefel über die kräftigen Waden zu ziehen und den Reißverschluss zu schließen. Die Tatsache, dass ich sie bei diesem schwierigen Unterfangen beobachtete, schien sie peinlich zu berühren.
„Hast Du nun alle Deine Sachen?“ wiederholte sie.
Ich blickte an mir herunter. Ich trug dasselbe Outfit, dass ich den Abend zuvor getragen hatte – mit dem Unterschied, dass das Shirt nach stundenlangem Tanzen durchgeschwitzt war, die Hose von einem Wodka – Kirsch - Fleck geziert wurde, den wohl kein Waschpulver jemals rausbekommen würde und überhaupt beides ganz extrem nach Zigarettenqualm stank.
„Ich hatte doch keine Sachen.“ erwiderte ich leise, aber wahrheitsgetreu.
„Ach ja, richtig. Tschuldigung, ich bin morgens geistig noch nicht so ganz auf der Höhe.“ erwiderte sie, während wir durch das Treppenhaus gingen und ich ihr wie selbstverständlich die Tür aufhielt.
„Hier wohnte sie also. Eine riesige, schicke Wohnung in einem wirklich unscheinbar aussehendem Mehrfamilien - Haus am Fuße einer Hauptstrasse.“ dachte ich bei mir und muss dabei unbemerkt einen Seufzer ausgestoßen haben, denn sie wandte mir wie aus einem Reflex heraus ihr Gesicht zu und lächelte. Sie wirkte etwas müde, aber sie lächelte. Sie lächelte eigentlich immer, egal über welches noch so ernste Thema man mit ihr redete. So wie mir meine Mutter jeden Morgen völlig automatisch einen Kuss auf die Stirn gab – obwohl ich mich schon seit längerem erfolglos dagegen zu wehren versuchte – lächelte sie völlig automatisch. Nein, es war mehr als ein Automatismus, es kam mir vor, als hätte sie ein Seminar besucht, in dem es man ihr antrainiert hatte.
Ich stieg wieder in den dunkelblauen Opel Corsa, dessen Tür ich heute Morgen gegen vier zugeschlagen habe, um bei ihr zu übernachten. Wenige Minuten später hielt sie vor dem Haus meiner Eltern. Ich musste ihr den Weg nicht zeigen, sie wusste wo ich wohne.
„Sehen wir uns noch mal wieder?“ fragte ich sie zögerlich. Die Hoffnung klettere aus meiner Magengrube empor in mein Gesicht und hat es sicherlich tomatenähnlich rot eingefärbt.
„Du, sei mir nicht böse, aber ich möchte Dir nicht weh tun…“ erwiderte sie, als sei es das Einzige, was sie je zu sagen gehabt hätte. Das Einzige, was es auch zu sagen gäbe, nachdem man mit jemandem in einem Bett geschlafen hatte, um dessen Gefühle man wusste. Zumindest in ihrer Vorstellung.
Ich schwieg. Was sollte ich auch antworten?
Solche Situationen schienen sich wie ein roter Faden durch mein Leben zu ziehen, seit ich denken kann. In dem Glauben zu gewinnen, verlor ich stets, mit der Gewissheit, alles würde sich zum Guten wenden, wenn man nur fest daran glaubte stand ich zum Schluss immer da wie ein begossener Pudel vor – allein.
Sie umarmte mich als seien wir alte Bekannte, die sich nach langer Zeit wieder gesehen hätten. Ich krallte mich im Stoff ihres Pullovers fest, unter meinen Finger spürte ich den Verschluss ihres BHs und der Duft ihres Shampoos stieg mir in die Nase, als ich mich nach einigen Sekunden von ihr löste und einige Haarsträhnen mein Gesicht streiften. „Sie war unter Zeitdruck, sie war sehr beschäftigt, sie war im Stress, sie hatte eine Verabredung.“ Versuchte ich mir zwanghaft in Erinnerung zu rufen.
Sie war die, die sie immer war: eine Frau, die keine Zeit zu haben schien. Zumindest betonte sie das bei jeder sich ergebenden Gelegenheit, zumindest hatte sie keine Zeit für mich übrig. Wahrscheinlich lag ihr auch jetzt daran mich schnellstmöglich los zu werden.
„Ich geh’ dann mal. Danke für Deine Hilfe. Das war keine Selbstverständlichkeit. Ich hoffe, Du hattest keine Angst vor mir.“ Den letzten Satz wollte ich mir an sich sparen, aber nun war er gesagt. Meine Worte wirkten ohnehin gequält genug, das wusste ich - was spielte es dann noch für eine Rolle?
„Warum sollte ich denn Angst vor Dir haben? So ein Quatsch. Und klar, für mich war es schon selbstverständlich, dass Du mit zu mir gekommen bist. Ich wünsch’ Dir noch nen schönen Tag, ja?“
Eine Sekunde lang wirkte sie irritiert und verunsichert, dann folgte wieder dieses obligatorische Lächeln. Ich nickte, wandte mich dann schnell ab und stieg aus. Ich fühlte mich, als würden zwei gegensätzliche Kräfte an mir reißen. Die eine wollte, dass ich blieb wo ich war und aussprach, was ich dachte, die andere zerrte mich schweigend aus dem Wagen.
Sie ließ keine Sekunde vergehen, startete den Motor und war schon bald in der nächsten Seitenstraße verschwunden, während ich noch mindestens eine viertel Stunde einfach nur in der Einfahrt zum Haus meiner Eltern stand und ins Leere starrte.
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Vermutlich war das der Moment, in dem ich beschloss zu verschwinden, ganz genau weiß ich es nicht mehr. Einige sagen, dass ich schon Jahre vorher verschwunden sei, im Dezember 1999, einen Monat vor meinem sechzehnten Geburtstag, aber ich glaube so wirklich bewusst traf ich diese Entscheidung erst an diesem Sonntagmorgen, als ich in der Einfahrt meiner Eltern stand, ihr nachschaute und dabei mit einem Stoß einen Stein mit der Spitze meines Turnschuhs auf die Straße beförderte. Ihr Parfum klebte an meinem Shirt und schien den Zigarettenqualm völlig übertüncht zu haben, ihre letzten Worte hämmerten in meinem Kopf – und erst jetzt bemerkte ich, wie Tränen über meine Wangen rannten und auf meine Oberlippe tropften. Ich fuhr mit der Zunge darüber und schluckte sie herunter – sie waren heiß und salzig und voller Erinnerungen. Ich wusste es schon seit Monaten, aber nun war der Gedanke so klar, so unverfälscht und so unmissverständlich, wie er nur sein konnte: Ich liebte diese Frau, ich liebte sie aufgrund all der Bruchstücke, die ich in den letzten Monaten aufsammelte, zusammensetzte und in mich einsaugte.
Fortsetzung folgt
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Vielen Dank für Eure Lesungen, Bewertungen und Kommentare. Die 5 Sterne und die Empfehlung gehen an die Kategorie, die es mir ermöglicht meine Geschichte online zu stellen und meinen Stil mit Hilfe Eurer Kritik zu verbessern.
Aufgrund der Nachfragen werde ich die Geschichte auf alle Fälle fortsetzen und hier einstellen. *freu* *freu* *freu* Toll, dass sie Euch gefällt...Das motiviert mich ungemein daran weiter zu arbeiten...
Ich kennzeichne die Fortsetzung ab sofort immer mit * davor, damit ihr wißt bis wohin ihr beim letzten Mal gelesen habt!
Die böse Maus (Mausimausmaus bei Ciao) weiterlesen schließen -
Indigos Parkbank
Pro:
-
Kontra:
-
Empfehlung:
Nein
Diee Kurzgeschichte existiert bei Yopi nun in drei Versionen. Ich empfehle hier vorab alle drei. Die weiteren Betrachtungen über Parkbänke sind bei den hochgeschätzten Yopi-Mitgliedern Charley und Anachronistin zu finden.
Die Parkbank
Ich kannte diese Parkbank genau. Schon als kleines Kind hatte diese Bank für mich etwas Erlösendes. Die Spaziergänge am Sonntagnachmittag mit den Eltern waren für mich endlos. Die Parkbank am See war regelmäßig mein Etappenziel. Schon hundert Meter davor erhöhte ich die Geschwindigkeit, um mich endlich hinzusetzen. Im Hintergrund die Geräusche des Waldes, im Vordergrund der See mit seinem Schilfgürtel. Die Bank war immer leer. Niemals hatte ich die Situation erlebt, dass sie besetzt war. Oft habe ich diese Überlegung im Kopf durchgespielt, schon zu Beginn des Spaziergangs. Wäre diese Bank besetzt gewesen, mir wäre der ganze Sonntag verdorben gewesen. Es war nie der Fall, also wurde es meine Bank.
Zwanzig Jahre später, bei einem Besuch meiner Eltern, fiel mir diese Parkbank wieder ein. Ich fuhr zunächst in die Stadt, ging in den Buchladen und suchte mir ein Buch aus. Ich wollte ein Buch für mich und die Parkbank, es sollte etwas Passendes sein. Kein Buch erschien mir geeignet, die Klappentexte ließen mich erahnen, dass ich womöglich gar nicht in der Lage war, auf meiner alten Parkbank zu lesen.
Schließlich kaufte ich mir die ZEIT vom Vortag. Diese Zeitung erschien mir dick genug und erhielt mir ein Stück Unverbindlichkeit. Ich konnte sie lesen, musste aber nicht. Ich konnte einzelne Artikel überfliegen, mich vertiefen oder auch nur die zusammengerollte Zeitung neben mir auf der Parkbank ablegen.
Ich fuhr an den Stadtrand, erreichte den neu befestigten Parkplatz, stellte mein Auto ab und ging den altbekannten Weg. Ich hörte den Wald und erblickte von Weitem die Parkbank. War das noch meine Bank? Das konnte eigentlich gar nicht sein. Wie lange hält eigentlich eine Parkbank? Doch keine zwanzig Jahre. Auf jeden Fall war die Parkbank frei. Es war meine Parkbank. Sie war zwar nicht mehr aus Holz, sondern aus Kunststoff. Sie war aber nicht neu, sondern durch die Verwitterung war das Dunkelgrün inzwischen durch einen grauen Nebelschleier überzogen. Auf Anhieb konnte ich erinnern, dass der Standort exakt identisch war. Ich setzte mich, legte meine Zeitung ab und blickte über den See. Ich lauschte den Geräuschen des Waldes und konnte den Geruch erinnern wie das Bohnerwachs mich beim letzten Klassentreffen - nach fünfzehn Jahren - an den Erdkundeunterricht erinnerte. Es war meine Parkbank, mein Wald und mein See.
Ich merkte schnell, dass ich nicht in der Lage war, in der Zeitung zu lesen. Die Zeitung war eine angemessene Begleitung. Sie zwang mich zu nichts, störte mich nicht, sie war aber da. Ich musste inzwischen etwa eine Viertelstunde dort gesessen haben als ich beobachtete, wie sich ein Mensch auf dem Uferweg in meine Richtung bewegte. Weit und breit war absolute Stille und nun ein Mensch. Ich empfand diesen Menschen als Störung, war gleichzeitig neugierig und gespannt. Ich spielte innerhalb von Sekunden die Situation im Kopf durch, wie die Begegnung vor meiner Parkbank ablaufen würde. Wie verhalten sich die Blicke, wie ändert sich die Gehgeschwindigkeit, nimmt sie zu oder nimmt sie ab. Ich beschloss, eine Prognose durchzuspielen. Mein Blick fiel auf die Zeitung, dann wieder auf den Menschen. Der Mensch kam näher, noch etwa 90 Sekunden. Jetzt konnte ich erkennen, dass es sich um eine Frau handelte. – Ich griff mit der linken hand zu der Zeitung. Wollte ich jetzt lesen, so tun als ob? Ich spürte meine Verunsicherung. Lag das daran, dass es eine Frau war? Jetzt konnte ich erkennen, dass die Frau jünger war als ich. In der Hand hielt sie einen Zweig. Und sie lief mit gleichbleibender Geschwindigkeit. – keine 60 Sekunden mehr.
Als sie näher kam, hatte ich die Zeitung in der Hand und hielt sie auf meinem Schoß. Ich weiß nicht, wie sie da hin gekommen ist. Die Frau ging nahezu mit unveränderter Geschwindigkeit auf mich zu, zögerte etwa zehn Meter vor meiner Parkbank, nahm Blickkontakt mit mir auf und fragte, ob sie sich zu mir setzen dürfte. Mit meiner Zeitung deutete ich ohne Worte eine Geste der Zustimmung an. Was hätte ich nur ohne die Zeitung gemacht? Ich hätte kein Wort herausbekommen. Sie setzte sich, etwa so weit weg, so dass zwischen uns noch ein schlanker Mensch gepasst hätte. Ich konnte sie riechen, traute mich jedoch nicht sie zu betrachten. Der Geruch, besser der Duft war ausgesprochen angenehm und passte zum Wald wie eine gezielte Komposition. Ich konnte sehen, dass sie etwas kleiner war als ich. Ich lenkte meinen Blick so auf den See, dass ich ihr Profil wahrnehmen konnte. Sie hatte lange, dunkelblonde Haare, keinen Ohrring im sichtbaren Ohr, einen wohlgeformten Hals und eine schlanke Figur. Ansonsten war ich mir ziemlich sicher, dass ich diese Frau attraktiv und schön fand. Mein Blick richtete sich wieder auf die andere Seite des Ufers. Ich konnte ihre abflachende Atmung hören.
Was würde jetzt passieren? Ich fand die Situation spannend, irritierend und unangenehm. Ich fühlte mich unwohl, wollte aber auch nicht weg. Ich konnte auch nicht weg. Ich konnte weder aufstehen, noch meine Zeitung in die Hand nehmen und lesen. Ich achtete auf meine Atmung, sie hatte den gleichen Rhythmus wie der Atem der Frau. Das war schon mal gut und unauffällig. Oder fiel ihr etwa auf, was mir auffiel? Warum hatte sie sich auf meine Parkbank gesetzt?
Umgekehrt hätte ich es als unhöfliche Störung empfunden, mich einfach zu dieser Frau zu setzen. Gut, es gab nur diese eine Bank weit und breit. Ich hatte schon als Kind überlegt, was ich tun würde, wenn sie belegt ist. Ich habe diese Überlegung jedoch nie abgeschlossen. Die Parkbank war immer frei. Damals haben mich immer meine Eltern geschützt. Hatte ich mich gesetzt, taten sie dies auch. Da zwängt sich dann niemand mehr dazwischen.
Die Zeit verging in Zeitlupe. Ich hatte kein Gefühl mehr für die Dauer dieser Situation. Mein Kopf raste. Wie sollte das hier bloß weitergehen, wie sollte es aufhören? – Eigentlich könnte es mir doch egal sein. Natürlich hört es irgendwann auf. Ich könnte ja bis dahin so tun als wäre sie gar nicht da. Warum hat sie das getan? Was will sie von mir und meiner Parkbank? Ich hielt es langsam nicht mehr aus. Ich wurde immer sicherer, dass nur die Frau die Situation auflösen konnte. Schließlich hatte sie es ja auch eingerührt. Sollte sie doch dafür sorgen, dass es vorbei geht. Aber es ging nicht vorbei.
Nach einer endlosen Zeit passierte es. Ich spürte, wie sich meine Hände auf der Bank aufstützten, die Arme wurden steif und ich schaffte es, mich zu erheben. Ich glaube, ich murmelte so etwas wie eine Verabschiedung und meine Füße trugen mich mit schnellem Schritt in die Richtung, wo mein Auto stand. Nach etwa zehn Metern hörte ich hinter mir ihre Stimme: „ Sie haben Ihre Zeitung vergessen!“ Ich blieb stehen, drehte mich um und ging zurück zur Parkbank.
Es war nicht mehr meine Parkbank. Die Zeitung hatte sich gelohnt. Es war nun unsere Parkbank. Wir sind dann zusammen weiter gegangen, bis heute.
Indigo 2005
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2005-01-16 14:22:04 mit dem Titel Der Zahnarzt und das Eheproblem
Der Zahnarzt und das Eheproblem
Es ist Freitag, ein lauer Sommerabend und in den Nachbargärten duftet die Grillkohle. Eine Kiste Radeberger, zwölf eingelegte Nackensteaks, rote Kinderkacke von Charley, angeröstetes Baguette, aufgeschnittene Tomaten und ein Teller Gurken runden das spontane Grillvergnügen ab. Schnell noch die Nachbarn fragen, ob sie rüber kommen wollen, und das Grillfest beginnt.
Genüsslich beiße ich in mein kross gegrilltes Schweinenackensteak und spüre plötzlich, dass sich eine Plombe meines Backenzahns selbständig macht. Gut, dass mein Freund und Nachbar Zahnarzt ist. Ich trinke noch einen Schluck Bier und telefoniere kurz mit meinem Nachbarn. Ich schildere ihm die Situation und er bietet mir an, kurz rüber zu kommen, dann werde er mir schnell eine provisorische Füllung einsetzen. Dafür habe er alles zuhause. Gesagt, getan!
Mein Nachbar lässt mich im Wohnzimmersessel Platz nehmen, nimmt die Stehlampe zu Hilfe und erledigt mein kleines Problem innerhalb von zehn Minuten mit seinem Erstehilfeköfferchen aus seinem Saab-Cabriolet. Anschließend trinken wir noch ein gemeinsames Bier, ich biete ihm an, doch rüber zu kommen, aber er lehnt ab. Er hat mit seiner Frau zwei Theaterkarten und muss bald los. So nimmt mein Grillabend doch noch ein gutes Ende.
Drei Wochen später flattert mir von meinem Nachbarn eine Rechnung ins Haus, mit dem Hinweis, ich möge diese doch bitte bei meiner Krankenversicherung einreichen. Etwas irritiert betrachte ich die Rechnung, zucke mit den Schultern und folge am nächsten Tag dem Hinweis.
Zwei Monate später.
Ich sitze abends vor dem Fernseher und warte auf den Beginn des aktuellen Sportstudios. Ich bin allein zuhause und das Telefon klingelt. Mein Nachbar, der Zahnarzt ist dran, schildert mir in dramatischen Zügen die Situation seiner scheiternden Ehe und fragt mich, ob er rüber kommen könne. Er brauche dringend jemanden zum Reden und er vertraue auf meinen Rat. Ich sage zu und zwei Minuten später steht mein Zahnarzt in der Tür. Wir setzen uns ins Wohnzimmer, ich schalte den Fernseher aus und hole eine Flasche Chianti aus dem Keller. Der Abend verläuft, wie er verlaufen muss: Ich höre zu, bündele seine Gedanken, frage nach und gebe Ratschläge. Ich verhalte mich so, wie ich es in meinem Beruf jeden Tag tue. Das Gespräch dauert dreieinhalb Stunden. Kurz nach Mitternacht verlässt mich mein Zahnarzt, schüttelt mir die Hand, bedankt sich noch einmal überschwänglich und geht schlafen.
Zwei Tage später treffe ich meinen Zahnarzt vor der Haustür. Er berichtet mir, wie gut ihm das Gespräch getan habe, dass ich ihm sehr geholfen hätte und er nun konsequent meinen Ratschlägen folgen werde.
Ich sitze wieder zuhause, denke nach und erinnere mich an die Situation des Grillabends, an meinen drohenden Zahnschmerz, die schnelle Hilfe und an die Rechnung. Ich setze mich in mein Arbeitszimmer und schreibe meinem Nachbarn nun auch eine Rechnung. Die Gesamtsumme kalkuliere ich ausnahmsweise so, dass sie dem Rechnungsbetrag meines Zahnarztes auf den Cent entspricht. Ich stelle ihm genau das in Rechnung, was ich hauptberuflich und professionell jeden Tag mache, genauso wie er es umgekehrt getan hat. Die Rechnung führte ein Beratungsgespräch mit Anamnese, Diagnose und Behandlung auf und eine Dauer von 3 Stunden und 25 Minuten. Um auf den gleichen Betrag inkl. Umsatzsteuer zu kommen, habe ich einen Stundenverrechnungssatz von 38,50 Euro angesetzt. Das ist vergleichsweise preiswert.
Nachdem mein Nachbar die Rechnung erhalten hatte, haben wir sechs Wochen nicht mehr miteinander gesprochen. Er hat sie fristgerecht bezahlt und geschwiegen.
Letztens haben wir wieder einmal zusammen gegrillt und uns an diese Episode erinnert.
Wir hatten für diesen Abend ein erfüllendes Thema.
Übrigens war ich gestern Abend zum Grillen eingeladen, bei guten Freunden, im Januar bei knapp 3 Grad über null.
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Die kleine Raupe
15.01.2005, 13:10 Uhr von
awassa
Ich heisse Karo & bin 25 Jahre alt. Zur Zeit mache ich eine Umschulung zur Luftverkehrskauffrau u...Pro:
xxx
Kontra:
xxx
Empfehlung:
Ja
Durch Zufall habe ich meine erste selbstverfasste Kurzgeschichte auf dem PC entdeckt beim Löschen älterer Dateien die man nicht mehr braucht ;-)
Damit sie nicht verschüttet geht, verewige ich sie bei Ciao! :-)
Ich habe mir diese Geschichte auf dem Nachhauseweg von der Kita ausgedacht, da mein Sohn immer geschichten hören wollte und so hab ich begonnen zu reimen... und weil es mir selbst so gut gefiel, habe ich mich zu hause gleich an den PC gesetzt und sie niedergeschrieben *grins*
mein Sohn fand die geschichte immer wieder schön, habe sie ihm auch schon desöfteren aufgesagt... nur irgendwie geriet sie auf meiner fstplatte in vergessenheit, heute gibts dies als gute-Nacht-geschichte :-)
Also vielleicht auch mal was für eure Kleinen???
Na dann viel Spaß beim lesen, würde mich über Urteile dazu freuen!!! :-)
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Es war einmal eine kleine Raupe,
ganz häßlich, dick und rund,
sie wohnte in einem großen Garten,
mit anderen Insekten am Bodengrund.
Dort gab es Spinnen, Frösche und Schnecken,
Ameisen, Grillen und Bienen.
Doch die Raupe hatte nicht viele Freunde,
sie war die Häßligste von ihnen.
Sie wurde runder und runder,
ward von den andren geneckt.
Da wurde sie sehr traurig,
und hat sich versteckt.
Tief in eine Blume kroch sie hinein,
dort wollte sie bleiben,
für immer allein...
Nach Tagen fiel dies den Insekten auf.
Da fragte die Grille:
"Wo ist die Raupe mit dem dicken Bauch?"
Der Frosch sprach "Na vielleicht ist sie fortgelaufen."
Da meinte die Schnecke
"Wir sind ja ein mieser Haufen!
Sie war doch sehr nett aber wir warn gemein"
Da fragte das Bienchen
"Wo kann sie nur sein?"
Am nächsten Morgen tauchte ein Schmetterling auf.
Er war wunderschön, ganz gelb mit bunten Punkten drauf.
Alle Insekten waren erstaunt!
Wo der Schönling herkam,
war keinem bekannt.
Da sprach das Tierchen:
"Ihr wißt nicht wer ich bin?
Ich wurde aus der häßlichen Raupe ein Schmetterling!
Ich schlüpfte traurig in eine Blume hinein,
und wollte für immer fort von Euch sein.
Heut morgen dann bin ich wieder erwacht
und konnt es nicht fassen
*die ganze Pracht!*
Nun bin ich das stolzeste Insektentier,
ich bleib jetzt für immer,
lauf nicht mehr fort von hier!"
Die Insekten jubelten alle vor Glück!
Die Biene, der Frosch, alle waren verzückt.
Aus der häßlichen Raupe ward ein Schmetterling!
Und er war immer noch nett,
was für ein Ding!
Und die Moral von der Geschicht:
Beurteile die anderen
nach ihrem Aussehen nicht!
*Autor: Karo K.
*verfaßt am 02.10.03 weiterlesen schließen
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