Der Herr der Ringe - Die Gefährten (DVD) Testbericht

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ab 2,36
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Summe aller Bewertungen
  • Action:  sehr viel
  • Anspruch:  sehr anspruchsvoll
  • Romantik:  durchschnittlich
  • Humor:  humorvoll
  • Spannung:  sehr spannend

Erfahrungsbericht von Tut_Ench_Amun

Ring frei! - Runde 1

Pro:

Super Umsetzung

Kontra:

Natürlich gefällt mir als Fan der Romane nicht alles, was Jackson an Änderungen vornahm.

Empfehlung:

Ja

Man hat ein halbes Jahrhundert behauptet, eine Umsetzung des komplexen Stoffes wäre nicht möglich. Ausgerechnet ein dis dato eher für opulenten Splatter bekannter Regisseur - Der Neuseeländer Peter Jackson ("Braindead", "King Kong") - hat es dank moderner Technik, einer motivierten Crew und in zwei Jahren knüppelharter Arbeit dennoch bravourös geschafft und es damit verdient zu Weltruhm gebracht. Schon heute gilt die Verfilmung als Meilenstein der Filmgeschichte und war sicherlich eins der am heißesten erwarteten Projekte des noch jungen Jahrhunderts.

Schon vor den jeweiligen Kinostarts stets mit vielen Vorschusslorbeeren bedacht und als die ultimative Verfilmung von J.R.R Tolkiens Meisterwerk tituliert, liegen alle drei Teile der Ring-Trilogie seit längerem schon nicht mehr nur allein in der schnöden Kinofassung vor. Jackson lagerte eine Menge Szenen (Im Falle von "Die Gefährten" ist der Hauptfilm etwa 32 Minuten länger) und tonnenweise Bonusmaterial (je etwa 10 Stunden) in die inzwischen ebenso berühmten Special Extended Editions (SEE) aus. 4 DVDs enthält jedes dieser Pakete - gegenüber je 2 der Kinofassungen.

_Zur Story_
Die Großen Völker von Mittelerde (Elben, Zwerge und Menschen) bekamen in grauer Vorzeit so genannte „Ringe der Macht“ um die jeweiligen Geschicke zu leiten – Ein einziger Ring, vom dunklen Fürsten Sauron heimlich erschaffen, kann sie dummerweise alle beherrschen. Mit dem Einen gelingt es Sauron aus dem Lande Mordor heraus beinahe ganz Mittelerde in ein Zeitalter der Finsternis zu stürzen. Auf dem Höhepunkt seiner Macht und der verzweifelten, letzten Schlacht der freien Völker gegen ihn und seine Orks wendet sich das Schicksal gegen ihn.

Isildur – ein Menschen-Königssohn des Reiches Gondor – kann quasi in letzter Sekunde Saurons Macht brechen, indem er ihm die Finger samt Ring mit einem verzweifelten Hieb seines zerschmetterten Schwertes absäbelt. Sauron ist geschlagen, jedoch sein Geist längst nicht tot. Als Trophäe nimmt Isildur den Ring an sich – entgegen dem dringenden Rat und flehentlicher Bitte des Elben Elrond – anstatt ihn in den Klüften des Schicksalsberges zu vernichten, woher er stammt. Der mit weltlichen Mitteln nicht zu zerstörende Ring unternimmt in der Folgezeit eine 2500 Jahre dauernde Odyssee, die ihn von einem Träger zum anderen führt. Er verleiht seinem Träger langes Leben und macht unsichtbar. Vordergründig.

Als nach dieser langen Zeit Saurons Geist wieder erwacht, will der Ring zurück zu seinem Herrn. Mit zunehmender Stärke Saurons scheint das Schicksal von Mittelerde erneut auf Messers Schneide, das Einzige, was Sauron braucht, um wieder zu alter Macht aufzuerstehen ist der Eine Ring. Zu seinem Vorteil haben sich die 3 großen Völker Mittelerdes mit den Jahrtausenden entfremdet: Die Elben sind fast ausgestorben und wollen sich aus Mittelerde zurückziehen, die Zwerge sind nur darauf aus, Reichtum durch Bergbau anzuhäufen. Und die Menschen? Sie sind ohne ihre altvorderen Könige führungslos und untereinander uneins. Ihre blühenden Reiche sind lange schon eher Mythos, denn Geschichte.

Perfekte Bedingungen für Sauron, wäre der Ring nicht durch Zufall in die Händen eines fast vergessenen, weil unauffälligen, Volkes geraten. Die kleinwüchsigen, eigenbrötlerischen Hobbits, welche ziemlich abgekanzelt in ihrem idyllischen Auenland hausen, hatte niemand auf der Rechnung. Doch. Der ihnen freundlich zugewandte Zauberer Gandalf riecht irgendwann Lunte und argwöhnt (zurecht), dass der Zauberring, den sein Freund Bilbo während einer abenteuerlichen Reise aufgabelte, der Eine sein könnte. Dazu muss man wissen: Hobbits sind normalerweise nie in Abenteuer verstrickt. Doch nun ruht die gesamte Zukunft aller freien Völker Mittelerdes hauptsächlich auf den Schultern von Frodo Beutlin - Bilbos Neffen. Der Ring muss ins Reich Mordor. Nur dort kann er vernichtet und seine Macht gebrochen werden.

_Meinung_
Die Darsteller kennt heute jeder, der von sich behauptet Kinogänger oder Fernsehgucker zu sein und der wenigstens die letzten 5 Jahre nicht auf dem Mars verbracht hat. Oder dem Saturn. Peter Jackson sich wirklich die Mühe gegeben hat passende Gesichter zu den Figuren aus dem Roman zu finden, die zudem auch ihre Dialoge glaubhaft vermitteln können. Ohne Eingewöhnungszeit schafft man es die Figuren des Buches mit den Gesichtern des Films zu versehen. Keiner aus dem Cast ist heute noch aus seiner dortigen Rolle wegzudenken. Nicht wenige konnten Kapital daraus schlagen und den Film als Sprungbrett benutzen. Für manche hingegen blieben lukrative Folgeaufträge aus, wenngleich alle Rollen bis hin zu den Statisten exzellent besetzt und gespielt sind.

Besonders Orlando Bloom (Legolas) war im Anschluss mit einem ganzen Bündel recht erfolgreicher Filme auf der Leinwand vertreten. Für andere war es sicher die Krönung einer bereits langen, erfolgreichen Karriere. Zu diesen Big-Names zählen Christopher Lee (Saruman), Sir Ian McKellen (Gandalf), sein Namensvetter Ian Holm (Bilbo), John Rhys-Davies (Gimli und - später - auch Baumbarts Stimme) oder Cate Blanchett (Galadriel). "Matrix"-Bösewicht Hugo Weaving (Elrond) kann man getrost auch noch hinzuzählen. Der erst auf den letzen Drücker verpflichtete Viggo Mortensen (Aragorn) hatte hier seine bis dato größte und tragendste Rolle. Gerade er und Elijah Wood (Frodo) werden es in Zukunft eher schwer haben mit anderen Rollen identifiziert zu werden, als denen, die sie bei HdR verkörperten.

Bei der Umsetzung der Story ging's für das Drehbuch-Autorentrio Jackson/Boyens/Walsh dann ans Eingemachte. Der Stoff ist sehr sperrig und nicht grade filmfreundlich, denn vor allem der erste Roman der Trilogie beginnt mit extrem komplexen Erklärungen und wälzt sich zäh über Jahre hin bis die eigentliche Action losgeht. Für das anberaumte Action-Kino also reinstes Gift. Die drei setzten den Rotstift an vielen Stellen an und dichteten an anderer Stelle dafür wieder etwas dazu. So wurde gleich zu Beginn die Storyline in Hobbingen gestrafft, dass der Eindruck entsteht, dass die Ereignisse vielleicht ein paar Monate auseinander liegen. Im Roman sind's - wie erwähnt - mehrere Jahre. Das geht allerdings nicht ohne zum Teil kräftige Verbiegung der Vorlage. Zu erwähnen bleibt, dass die SEE einen anders geschnittenen Anfang besitzt, der zudem schlüssiger ist, als der, der Kinofassung.

Die Flucht aus dem Auenland gestaltet sich langatmiger und hat auch deftige Veränderungen erfahren. Bis die 4 Hobbits endlich im Örtchen Bree ankommen (wo sie Gandalf treffen wollen) und stattdessen auf Aragorn stoßen, müssen sie im Roman noch den Finsterwald durchqueren, begegnen Elben auf deren Exodus, dem exzentrischen Waldhüter Tom Bombadil und legen sich mit renitenten Grabwichten an (daher haben sie später auch ihre Waffen - im Film jedoch händigt Aragorn ihnen die Schwerter aus). Das hat man wohl aus Zeit- und Tempogründen nicht alles verfilmt bzw. so nicht in die Kinofassung gebracht. Die SEE ist hier ausführlicher und ausschmückender. Die Figur des Tom Bombadil ist jedoch komplett gestrichen worden, einen Teil der Handlung hat Jackson später in die Extended von "Rückkehr des Königs" eingebaut.

Auf der Etappe von Bree nach Bruchtal verschweigt der Film, dass man der Spur Gandalfs folgt, der mit einigen Tagen Vorsprung dorthin unterwegs ist – ebenfalls im Clinch mit den Nazgûl. Nach der Verletzung Frodos durch den Obersten Ringgeist werden die nächsten Tage für ihn zum Kampf mit der Schattenwelt. Auch in diesem Abschnitt hat man die Originalfassung um einige Szenen bereichert. Doch im Roman taucht nicht Arwen (Liv Tyler) auf um ihm mit viel pathetischen Trallala Hilfe zukommen zu lassen, sondern ein alter Elben-Freund Aragorns, welcher ihn auch zur Furt von Bruchtal bringt. Erst dort warten Arwen und ihr Vater Elrond, um die verfolgenden Ringgeister in die Flucht zu schlagen.

In Bruchtal tritt die Gemeinschaft des Ringes nach Ratschluss aller beteiligten Völker zusammen. So weit, so gut. Logischerweise hat das Autorentrio auch an dieser Stelle herumgedoktert und ausgeschmückt. Die Kussszene zwischen Aragorn und Arwen war ja irgendwie unvermeidlich. Wenn auch kein bisschen durch den Roman gestützt, war genau das abzusehen. Es soll innerhalb der Trilogie nicht der letzte diesbezügliche Fauxpas sein. Eine weitaus weitreichendere Änderung der Basisgeschichte ist aber das Verbleiben des zerbrochenen Schwertes in Bruchtal. Dieser Kunstgriff Jacksons erfährt auch erst in Teil 3 seine (übertrieben theatralische) Aufklärung. Indes fällt es nur Kennern der Vorlage ins Auge.

Der weitere Weg der Gefolgschaft ist natürlich gekürzt und zum Teil nicht romantreu. Sarumans Attacke um den Berggipfel zum Einsturz zu bringen (und dadurch die Neun zur Umkehr und den Gang durch die Minen von Moria zu zwingen) ist hinzugedichtet. Die ganze Handlung ist optisch aufgepumpt worden um mehr Dramatik zu schaffen. Moria selbst ist gut umgesetzt, zwar nicht zu 100 % aber mehr als akzeptabel und sehr actionlastig, was ich aber den Machern nicht verüble. Das hat was. Insbesondere die SEE glänzt hier mit einer schön aufgebohrten, längeren Sequenz beim Kampf mit dem Bergtroll. Es spritzt dabei mehr schwarzes Orkblut und fliegen vereinzelt ebenso schwarze Orkdärme durch die Mine. Das ist wohl der Grund, warum die SEE mit FSK 16 eingestuft wurde und nicht FSK 12, wie die Kinofassung

Die Ankunft in Lothlorien ist - genau wie der Anfang des Films - komplett umgeschnitten und erweitert. Der eigentliche Aufenthalt dort hat auch ein paar neue, zusätzliche Dialoge bekommen. Die elbischen Ausrüstungsgegenstände Galadriels, die für den weiteren Fortgang der Story elementar wichtig sind, hatte man in der Theatrical fast vollkommen unter den Tisch fallen lassen. Jeder der Gefährten werden erhält ein nützliches, persönliches Abschiedsgeschenk von ihr (bis auf die Umhänge, welche einen gewissen Schutz vor Entdeckung bieten, die bekommt jeder). In der SEE ist dieses höchst wichtige Puzzlesteinchen (wieder) drin. Ohne diese Informationen ist ein Verständnis von "Die zwei Türme" und auch "Die Rückkehr des Königs" so ohne weiteres eigentlich nicht möglich.

Die Bootsfahrt den Fluss hinunter bis zum Rauros-Wasserfall ist stark eingekürzt. Allerdings hat man hier Gollum/Sméagol bei der SEE wieder stärker in den Fokus gerückt. In der Kinofassung kam ihm nicht das Gewicht zu, dass ihm von der Vorlage her zustehen würde. Sein Part ist aber immer noch vergleichsweise gering, gegenüber dem Roman. Die Handlung weicht ab der Ankunft beim Wasserfall dann aber sehr deutlich vom Original ab – die Umstände unter denen sich Frodo davonstiehlt um den weiteren Weg nach Mordor allein zu bestreiten sind ähnlich aber doch anders. Peter Jackson bohrte das Heckmeck um das Auseinanderbrechen der Gemeinschaft auf und präsentiert es noch theatralischer (und tränenreicher), als Tolkien es ohnehin schon ersonnen hatte. Auf jeden Fall bietet sich den Protagonisten die Gelegenheit eines ausgedehnten und finalen Ork-Bashings. Was diesen ersten Teil anbelangt, jedenfalls.

_DVDs und Bonusmaterial_
Gegenüber der 2 DVD-Kinofassung wurde am Sound geschraubt und sogar einige Dialoge geändert. Mit dem Ergebnis, dass der Klang sowohl bei DD5.1, als auch auf DTS noch etwas zulegen konnte. Hintergrundgeräusche sind noch klarer ortbar und feiner ziseliert, dafür hat man den teils arg überzogenen Bass der Normal-Version ein wenig gekappt. Das kann man mit einem lachenden und einem weinenden Auge sehen. Es wummert aber immer noch satt aus dem Woofer, klingt aber endlich homogener und drückt den Rest der Geräuschkulisse nicht mehr so platt. Das Bild war vorher schon superb, die SEE unterscheidet sich hierin nicht von der Standardfassung.

Zu der Zeit, als die Packung veröffentlicht wurde, galt das Bonusmaterial in Art und Umfang als geradezu unverschämt verschwenderisch. Aus heutiger Sicht hat sich das relativiert - man hat sich daran gewöhnt und erwartete (und bekam) auch bei den nachfolgenden Teilen so viel um die Augen und Ohren gekloppt. Wie immer bei den SEEs ist der Hauptfilm aufgrund seiner 30 minütigen Verlängerung und den 4 Audiokommentaren auf 2 DVDs gesplittet. Das andere Bonusmaterial benötigt noch einmal 2 ganze Medien. Das ist gewohnt ausführlich und bietet einen interessanten Einblick in Jacksons Arbeit, allerdings wiederholen sich einige Beiträge und Interviews zum Teil. Alles in allem üppig, HdR hat seinerzeit die Messlatte für Bonusmaterialien sehr hoch gehängt.

_Fazit_
Die Atmosphäre stimmt, das Look and Feel ist grandios, was ganz bestimmt auch an Howard Shores genialem, maßgeschneiderten Score liegt. Die vorgenommenen Kürzungen und Änderungen an einigen Stellen gehen großteils in Ordnung und sind nachvollziehbar. Wer es ganz genau wissen will, was in Mittelerde "wirklich" so alles abging, kommt um die Bücher auf keinen Fall herum. Ist sowieso Pflichtlektüre. Daran ändert auch die rundere und besser ausbalancierte SEE nichts, diese ist ganz klar der Kinofassung vorzuziehen. Die 30 Minuten mehr bugsieren sie etwas näher an die Vorlage heran und das 10 Stunden Bonusmaterial ist sehenswert. Mittlerweile ist das Package auch preislich noch interessanter geworden, da seit Veröffentlichung ja doch schon eine Menge Wasser den Brandywine River heruntergeflossen ist.

_Die DVD-Daten auf einen Blick:_
Originaltitel: „Lord of the Rings – The Fellowship Of The Ring““
Nach den Geschichten von J.R.R Tolkien
Fantasy / Action - USA 2001
Vertrieb: Warner Home Entertainment
DVD-Release: 2002
Version und Altersfreigabe: 4 DVD Special Extended / FSK 16
Spieldauer: ca. 218 Minuten + ca. 10 Stunden Bonus
Bildformat: 16:9 Widescreen (2,35 : 1 anamorph)
Ton: DD 5.1 EX (deutsch u. englisch) und DD 2.0 (deutsch)

Produktion: New Line Cinema / Wingnut Films
Produzenten: Barrie M. Osborne, Fran Walsh, Peter Jackson
Kamera: Andrew Lesnie A.C.S.
Visuelle Effekte: WETA Ltd. / NZ
Musik: Howard Shore (Score), Enya ("May it be")
Drehbuch: Fran Walsh, Philippa Boyens, Peter Jackson
Regie: Peter Jackson
Darsteller u.a. : Elijah Wood, Ian McKellen, Christopher Lee, Viggo Mortensen, Sean Astin, Orlando Bloom, John Rhys-Davies, Billy Boyd, Dominic Monaghan, Hugo Weaving, Liv Tyler.

21 Bewertungen, 2 Kommentare

  • Kranich

    22.03.2006, 04:06 Uhr von Kranich
    Bewertung: sehr hilfreich

    sh - *lg* und danke für gute rückbewertungen :-))

  • Naffy

    15.03.2006, 14:28 Uhr von Naffy
    Bewertung: sehr hilfreich

    Gruß Naffy