Lebensberichte Testbericht

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Erfahrungsbericht von TurboFranky

Alles ist anders

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Nein

ACHTUNG: eine GROSSE BITTE
An alle SCHNELL-LESER
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Liebe Drüberklicker, Schnell-Leser, Punktesammler – bitte überspringt diesen Bericht! Neben all den anderen Texten, die man hier so „zwischendurch“ schreibt, liegt mir dieser wirklich am Herzen. Es wird persönlich. Vielleicht gehört das Folgende nicht hier hin, aber es sind wichtige Erfahrungen im Leben. Und deshalb möchte ich sie an dieser Stelle dokumentieren. Ich habe auch schon manche Texte „viel zu schnell“ überflogen - ich verstehe Euch also und bin Euch nicht böse. Aber es wäre schön, wenn Ihr Euch für diesen ein paar Minuten Zeit nehmen könntet. Wenn nicht – ich nehme es Euch nicht übel.

Manche ERFAHRUNG machst Du nur einmal
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Worum geht’s? Über einen Mann, der mal ziemlich „unmännlich“ über seine Gefühle schreibt. Um den Weg, auf dem ich den Glauben an eine „gute“, „ehrliche“ Welt verloren habe. Keine Panik: Ich bin mir nach wie vor sicher, dass es gute Menschen gibt, die diese Welt lebenswert machen. Im Gegenteil: Um diese Menschen muss man sich besonders kümmern und auf sie aufpassen. Ich kenne ein paar davon. Sie machen für mich das Leben lebenswert.
Doch zu den Erfahrungen, die man(n) nur einmal im Leben machen kann, gehört der Punkt, an dem man seine Naivität verliert. Und das passiert jedem menschen nur einmal. Ein gefühl, das sich nicht mehr zurückholen lässt. Ab da wird alles anders. Darüber möchte ich hier schreiben. Hatte gerade ein paar Tage frei und damit – nach hektischen Jahren – die Gelegenheit, ein bisschen nachzudenken. Und irgendwie schlich sich das Gefühl ein: Etwas ist anders als früher. Vielleicht nennt man diesen Punkt „erwachsen werden“, vielleicht auch „abgebrühter werden“, vielleicht auch „kälter“ oder „ignoranter“. Ich habe ihn mit 33 erlebt. Und das kam nicht von jetzt auf gleich, sondern lässt sich an manchen Ereignissen fest machen. Immer noch interessiert? Dann lies gerne weiter, ansonsten: Time to leave.

WORAUF ich stolz war
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Wer bin ich? Ein typischer Zwilling: neugierig, offen und schnell zu begeistern. Und mag die Herdplatte noch so heiss gewesen sein: Ich hatte keine Angst. Dies gilt auch im übertragenen Sinne. Vielleicht hat das was mit meiner Erziehung zu tun: katholisch, humanistisch. Jedenfalls war ich darüber immer sehr glücklich und hatte ein gutes Bild von Menschen, im Bewußtsein, dass wir alle Fehler machen.
Ich finde, man muss jedem Menschen eine Chance geben. Daran hat sich für mich bis heute nichts geändert. Wo immer mir Menschen begegnen, ob im Job, auf der Strasse oder im Privatleben: Egal, was man über einen speziellen Menschen gehört hat – ich versuchte unvoreingenommen zu sein. Ich glaube, dies sind die Wesen, die mein Leben lebenswert machen: Menschen. Jede Begegnung ist einzigartig und deshalb wichtig. Als Zwillingssternzeichen gebe ich gerne. Und habe es reichlich getan, glaubt es mir.
Das Dumme ist nur: mit den Erfahrungen fällt das immer schwerer, nicht bewusst. Es ist wie ein Rad, das sich nicht mehr zurückdrehen lässt.
Früher dachte ich, es geht auch ohne Ellbogen. Ohne „über Leichen gehen“, ohne Ignoranz. Und ich hatte es mir bewiesen. Erfolg im Job – auch ohne Mobbing, Bösartigkeiten und Rücksichtslosigkeit. Heute bin ich in einer kleinen Führungsposition. Nach wie vor finde ich es normal, bei Vier-Augen-Gesprächen Kolleginnen und Kollegen erst mal zu fragen, wie es ihnen geht. Und das ist ernst gemeint. Daran hat sich nichts geändert, wohl aber ein bisschen an der Unvoreingenommenheit.
Genauso im Privaten. Vertrauen ist die einzige Grundlage, die meiner Meinung nach zwischen Menschen Sinn macht. Jedem eine Chance geben. Und darauf hoffen, dass Vertrauen nicht enttäuscht wird.

GUTE und SCHLECHTE Erfahrungen
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GUTE ERFAHRUNGEN: Klasse Freunde. Habe ich. Bin ich stolz drauf. Und klasse Eltern. Nicht unkompliziert, aber so sind Eltern nun einmal. Und nette Kollegen (zumindest ein paar). Ich kenne Glücksgefühle und bin dankbar dafür, sie erleben zu dürfen. Obwohl mich im Leben auch schon manche Krankheit gebeutelt hat, bin ich mit einer stabilen Gesundheit beschenkt. Auch dafür bin ich dankbar.
SCHLECHTE ERFAHRUNGEN: Inzwischen kenne ich auch brutale Verletzungen. Ein paar Beispiele:
- Partner, die Vertrauen missbrauchen und das Wort „Loyalität“ dabei dreist im Mund führen.
- Menschen, die Dich ausnutzen und einfach nur „gebrauchen“.
- Verheiratete Kollegen mit Kindern, die mit jungen Mädchen poppen und ihre Frauen belügen. Eines dieser Mädels war mal eine Exfreundin von mir.
- Kollegen, die mobben, um Konkurrenten aus dem Weg zu wischen. War selbst schon mal Betroffener und hab’s überlebt. Aber einen hohen Preis bezahlt.
- Leute, die Dich als Mülleimer benutzen und wegwerfen, wenn Du voll bist.
Solche Erfahrungen haben bestimmt viele von Euch auch gemacht.
Ich glaube, die schlimmste Erfahrung ist, wenn Freunde (keine Liebespartner) Vertrauen missbrauchen.

Was hat’s dann verändert?
Ich glaube, es sind Enttäuschungen, die irgendwann ein Fass zum Überlaufen bringen. Da bin ich kein Einzelfall, den meisten Menschen mag es so gehen. Und dann gibt es ab einem bestimmten Punkt kein „zurück“ mehr. Man wird abgeklärter, erholt sich schliesslich von seinen Verletzungen und Enttäuschungen – aber so wie es vorher war, wird’s nicht mehr. Ich finde das schade.

Freunde, denen ich dieses in den letzten Tagen erzählt haben, sagten mir: Das klingt aber traurig. Ja, ich finde es auch tatsächlich traurig. Selbst wenn ich nicht mehr persönlich traurig bin.

Und HEUTE?:
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Ich bin viel skeptischer geworden, zweifelsohne. Wachsamer. Wenn mir Menschen begegnen, frage ich mich viel eher, was sie von mir wollen. Bevor ich jemanden „an mich ranlasse“, warte ich länger ab und gehe erst mal von keiner guten Absicht aus. Ich erzahle weniger von mir. Diese Skepsis legt sich nur langsam. Manche von Euch werden jetzt sicher denken: Das ist gut so, wenn man sich eine kleine Firewall aufbaut. Unbestritten. Es schützt vor mancher Tapsigkeit und einigen schlechten Erfahrungen. Aber der Preis ist der Verlust der Naivität. Und die verliert man(n) nur einmal im Leben. Ich trauere ihr manchmal ein bisschen nach. Und es macht eines schwerer: den Traum von einer Gesellschaft, in der es vor allem menschlich zugeht.

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