Erfahrungsbericht von JensDurbahn
Böhse Onkelz
Pro:
-
Kontra:
-
Empfehlung:
Ja
Bandgründung
November 1980 in dem Keller eines Reihenhauses in Hösbach bei Aschaffenburg. Die Gründungsmitglieder sind Stephan Weidner damals 17 Jahre alt, Kevin Russell, damals 16 Jahre alt und Peter Schorowsky, damals 17 Jahre alt. Inspiriert durch Punkbands wie die Sex Pistols, The Ramones, The Clash, The Stranglers und Sham 69, erscheint es den drei Jugendlichen als eine logische Konsequenz, ebenfalls eine Punkband zu gründen. Den Namen geben ihnen mehrere Kinder, die im Winter 80/81 die grünbehaarten Jugendlichen im ländlichen Hösbach als \"böse Onkels\" bezeichnen. Der Name bleibt hängen und sollte auch später nicht mehr geändert werden. Die Familienhintergründe sind bieder bis asozial.
Die beiden Skandal-Songs: \"Türken raus\" und \"Deutschland den Deutschen\"
Während dieses Gigs in Berlin \'83 spielen sie zum letzen Mal den Song \"Türken raus\" und zum einzigen Mal den Song \"Oi, Oi, Oi\" der nun in \"Deutschland den Deutschen\" umbenannt wird und auch in dieser Version auf dem \"Demo\" zu hören ist. Die Zeile \"Oi, Oi, Oi\" wird in die Zeile \"Deutschland den Deutschen\" (eine Wahlkampfparole der NPD von 1980) abgeändert. Dort, wo es in der Oi-Version noch \"Punks und Skins im Zusammenhalt gegen Euch und Eure Staatsgewalt\" hieß, singt man nun \"Skinheads im Zusammenhalt gegen Euch und Eure Kanakenwelt\" und \"bis jetzt haben immer die Bullen gesiegt\" heißt in der neuen abgeändertenVersion \"bis jetzt haben immer die Kanaken gesiegt\". Bei diesem Gig sind ca. 80-100 Leute anwesend. Die noch kleine Skinheadszene feiert die Onkelz als ihre Helden und die rechten Parteien sehen ihre Chance zur gezielten Einmischung.
Die Onkelz als professionelle, reife Band
Trotz der internen Schwierigkeiten innerhalb der Band, gehen die Böhsen Onkelz den eingeschlagenen Weg weiter. Diverse Fernsehinterviews machen die Einstellung der Band immer wieder deutlich, verändern aber nichts an der Einstellung der Öffentlichkeit gegenüber den Onkelz. Um ihren eigenen Standpunkt noch einmal ganz klar den Fans und den Medien vor Augen zu führen, veröffentlichen die Böhsen Onkelz im Herbst des Jahres zwei Alben. Eine Doppelveröffentlichung, die sofort bis auf den zehnten und elften Platz der Longplay Top 100 Media Control Charts klettert. Die beiden Konzeptalben \"Schwarz\" und \"Weiß\" sind sowohl inhaltlich, als auch musikalisch eines der reifesten Werke der Böhsen Onkelz. Auf dem weißen Album befindet sich auch der Song \"Deutschland im Herbst\", ein ganz klares Statement der Onkelz zur Thematik der ausländerfeindlichen Übergriffe. Die Presse ist wach
Die 91er Veröffentlichung, die erste LP bei Bellaphon, die den Titel \"Wir ham\' noch lange nicht genug\" trägt, steht ganz unter dem Zeichen der Verarbeitung persönlicher Erlebnisse. Nicht nur wird dieses siebte Studioalbum dem ermordeten Freund \"Trimmi\" gewidmet, sondern man schreibt auch ein Lied für ihn \"Nur die besten sterben jung\", ein Lied für seinen Mörder \"Ganz egal\", ein Lied gegen die einflußnehmende und uninformierte Presse \"Zeig mir den Weg\" und ein Lied über die Sinnlosigkeit versoffener Tage \"Wieder mal \'nen Tag verschenkt\". Das Album verkauft über 100.000 Einheiten in wenigen Monaten. Während die Presse allmählich auf das Phänomen der \"Onkelz\" aufmerksam wird und ihre Popularität einzig und allein auf ihren \"Kultstatus\" in der Skinheadszene zurückzuführen versucht, werden gleichzeitig die Forderungen nach einer Namensänderung laut. Bisher hat die Band keinen Videoclip für einen Musiksender gedreht und findet im Radio nicht statt. Die Musikindustrie ruft öffentlich zum Boykott der Band auf und beginnt, massiv auf den Handel einzuwirken. Ziel ist es, die Band entweder mundtot zu machen oder aber unter einem anderen Namen mit möglicherweise englischen Texten neu zu erfinden. Angebote, die das bestätigen gibt es in größerer Anzahl. Die Band lehnt weiterhin jede Diskussion darüber ab und antwortet stattdessen mit ihren Songs. Es muß möglich sein, in Deutschland, so die Band, seine Meinung zu ändern, Fehler einzugestehen und geistig zu reifen. Bewußtwerdung soll zugestanden werden. Stephan und die Band sind fest dazu entschlossen, den Namen \"Böhse Onkelz\" zu einem Symbol des Umdenkens zu machen und sich dem Druck nicht zu beugen. Der Onkelzvirus bricht aus
Dass in einem solchen Klima die Onkelzfangemeinde nur immer weiter wächst und daß die Plattenverkäufe nun mit Leichtigkeit die 250.000er Marke überschreiten, erscheint da schon fast logisch. Immer mehr Jugendliche entdecken die Band für sich und sind bald hoffnungslos mit dem Onkelzvirus infiziert. Aber auch Schulbücher, Sozialarbeiter, Pfarrer, Lehrer und Uni-Professoren setzen sich mit der unangepaßten Straßenlyrik der Onkelz auseinander. Die Presselandschaft, die Musikindustrie und der Handel sind komplett gespalten. Zum einen machen viele Zeitschriften ihre lupenreine, politisch korrekte Einstellung an der Ablehnung der Onkelz fest, zum anderen gibt es zahlreiche Künstler und Musiker, die sich eine Imageaufwertung davon versprechen, in dem sie bei jeder sich bietenden Gelegenheit die Onkelz als ihr Feindbild Nr. 1 bezeichnen. Innerhalb der Fangemeinde hat es sich schon lange herumgesprochen, daß es \"schick\" ist, sich als Onkelzfan zu outen, um somit einen möglichst hohen Provokationsfaktor zu erzielen. Noch nie hat eine Band in Deutschland die Meinungen so gespalten, die Fans und Kritiker so polarisiert und noch nie ist eine Musikband dermaßen als Mittel dümmlicher politischer Agitation mißbraucht worden.
November 1980 in dem Keller eines Reihenhauses in Hösbach bei Aschaffenburg. Die Gründungsmitglieder sind Stephan Weidner damals 17 Jahre alt, Kevin Russell, damals 16 Jahre alt und Peter Schorowsky, damals 17 Jahre alt. Inspiriert durch Punkbands wie die Sex Pistols, The Ramones, The Clash, The Stranglers und Sham 69, erscheint es den drei Jugendlichen als eine logische Konsequenz, ebenfalls eine Punkband zu gründen. Den Namen geben ihnen mehrere Kinder, die im Winter 80/81 die grünbehaarten Jugendlichen im ländlichen Hösbach als \"böse Onkels\" bezeichnen. Der Name bleibt hängen und sollte auch später nicht mehr geändert werden. Die Familienhintergründe sind bieder bis asozial.
Die beiden Skandal-Songs: \"Türken raus\" und \"Deutschland den Deutschen\"
Während dieses Gigs in Berlin \'83 spielen sie zum letzen Mal den Song \"Türken raus\" und zum einzigen Mal den Song \"Oi, Oi, Oi\" der nun in \"Deutschland den Deutschen\" umbenannt wird und auch in dieser Version auf dem \"Demo\" zu hören ist. Die Zeile \"Oi, Oi, Oi\" wird in die Zeile \"Deutschland den Deutschen\" (eine Wahlkampfparole der NPD von 1980) abgeändert. Dort, wo es in der Oi-Version noch \"Punks und Skins im Zusammenhalt gegen Euch und Eure Staatsgewalt\" hieß, singt man nun \"Skinheads im Zusammenhalt gegen Euch und Eure Kanakenwelt\" und \"bis jetzt haben immer die Bullen gesiegt\" heißt in der neuen abgeändertenVersion \"bis jetzt haben immer die Kanaken gesiegt\". Bei diesem Gig sind ca. 80-100 Leute anwesend. Die noch kleine Skinheadszene feiert die Onkelz als ihre Helden und die rechten Parteien sehen ihre Chance zur gezielten Einmischung.
Die Onkelz als professionelle, reife Band
Trotz der internen Schwierigkeiten innerhalb der Band, gehen die Böhsen Onkelz den eingeschlagenen Weg weiter. Diverse Fernsehinterviews machen die Einstellung der Band immer wieder deutlich, verändern aber nichts an der Einstellung der Öffentlichkeit gegenüber den Onkelz. Um ihren eigenen Standpunkt noch einmal ganz klar den Fans und den Medien vor Augen zu führen, veröffentlichen die Böhsen Onkelz im Herbst des Jahres zwei Alben. Eine Doppelveröffentlichung, die sofort bis auf den zehnten und elften Platz der Longplay Top 100 Media Control Charts klettert. Die beiden Konzeptalben \"Schwarz\" und \"Weiß\" sind sowohl inhaltlich, als auch musikalisch eines der reifesten Werke der Böhsen Onkelz. Auf dem weißen Album befindet sich auch der Song \"Deutschland im Herbst\", ein ganz klares Statement der Onkelz zur Thematik der ausländerfeindlichen Übergriffe. Die Presse ist wach
Die 91er Veröffentlichung, die erste LP bei Bellaphon, die den Titel \"Wir ham\' noch lange nicht genug\" trägt, steht ganz unter dem Zeichen der Verarbeitung persönlicher Erlebnisse. Nicht nur wird dieses siebte Studioalbum dem ermordeten Freund \"Trimmi\" gewidmet, sondern man schreibt auch ein Lied für ihn \"Nur die besten sterben jung\", ein Lied für seinen Mörder \"Ganz egal\", ein Lied gegen die einflußnehmende und uninformierte Presse \"Zeig mir den Weg\" und ein Lied über die Sinnlosigkeit versoffener Tage \"Wieder mal \'nen Tag verschenkt\". Das Album verkauft über 100.000 Einheiten in wenigen Monaten. Während die Presse allmählich auf das Phänomen der \"Onkelz\" aufmerksam wird und ihre Popularität einzig und allein auf ihren \"Kultstatus\" in der Skinheadszene zurückzuführen versucht, werden gleichzeitig die Forderungen nach einer Namensänderung laut. Bisher hat die Band keinen Videoclip für einen Musiksender gedreht und findet im Radio nicht statt. Die Musikindustrie ruft öffentlich zum Boykott der Band auf und beginnt, massiv auf den Handel einzuwirken. Ziel ist es, die Band entweder mundtot zu machen oder aber unter einem anderen Namen mit möglicherweise englischen Texten neu zu erfinden. Angebote, die das bestätigen gibt es in größerer Anzahl. Die Band lehnt weiterhin jede Diskussion darüber ab und antwortet stattdessen mit ihren Songs. Es muß möglich sein, in Deutschland, so die Band, seine Meinung zu ändern, Fehler einzugestehen und geistig zu reifen. Bewußtwerdung soll zugestanden werden. Stephan und die Band sind fest dazu entschlossen, den Namen \"Böhse Onkelz\" zu einem Symbol des Umdenkens zu machen und sich dem Druck nicht zu beugen. Der Onkelzvirus bricht aus
Dass in einem solchen Klima die Onkelzfangemeinde nur immer weiter wächst und daß die Plattenverkäufe nun mit Leichtigkeit die 250.000er Marke überschreiten, erscheint da schon fast logisch. Immer mehr Jugendliche entdecken die Band für sich und sind bald hoffnungslos mit dem Onkelzvirus infiziert. Aber auch Schulbücher, Sozialarbeiter, Pfarrer, Lehrer und Uni-Professoren setzen sich mit der unangepaßten Straßenlyrik der Onkelz auseinander. Die Presselandschaft, die Musikindustrie und der Handel sind komplett gespalten. Zum einen machen viele Zeitschriften ihre lupenreine, politisch korrekte Einstellung an der Ablehnung der Onkelz fest, zum anderen gibt es zahlreiche Künstler und Musiker, die sich eine Imageaufwertung davon versprechen, in dem sie bei jeder sich bietenden Gelegenheit die Onkelz als ihr Feindbild Nr. 1 bezeichnen. Innerhalb der Fangemeinde hat es sich schon lange herumgesprochen, daß es \"schick\" ist, sich als Onkelzfan zu outen, um somit einen möglichst hohen Provokationsfaktor zu erzielen. Noch nie hat eine Band in Deutschland die Meinungen so gespalten, die Fans und Kritiker so polarisiert und noch nie ist eine Musikband dermaßen als Mittel dümmlicher politischer Agitation mißbraucht worden.
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