Dresdner Bank AG (nicht mehr aktiv) Testbericht

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ab 13,79
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Summe aller Bewertungen
  • Filialnetz:  groß
  • Support & Service:  gut
  • Online Banking:  gut
  • Fachliche Beratung:  kompetent

Erfahrungsbericht von Gemeinwesen

Was die TV-Spots zeigen, ist wirklich nicht normal

1
  • Filialnetz:  durchschnittlich
  • Support & Service:  sehr schlecht
  • Online Banking:  durchschnittlich
  • Fachliche Beratung:  sehr inkompetent
  • Dauer der Nutzung:  länger als 1 Jahr
  • Sind Sie Kunde?:  ja

Pro:

Leider nichts

Kontra:

siehe Text

Empfehlung:

Nein

"Schatz", sagt Männe zu seiner besseren Hälfte, "das ist nicht normal für eine Bank". Was der sichtlich fassungslose Männe da sagt, meint er natürlich positiv, denn Männes Erkenntnis ist so etwas wie der Kehrvers, auf dem die TV-Werbung des Allianz-Ablegers Dresdner Bank neuerdings endet. Um es gleich vorweg zu sagen: Die gesamte Staffel der aktuellen Dresdner Bank-TV-Spots finde ich aus einer ganzen Reihe von Gründen dämlich und ärgerlich.

Da wären zum Beispiel die klischeehaften Geschlechterbilder, die die Spots transportieren: Die verkehren die ebenso dämlichen Rollenbilder aus TV-Spots der 70er quasi ins Gegenteil, verlieren dabei aber nichts an Blödigkeit. Im Klartext heißt das: Früher war's so, dass Werbe-Männe traditionell nix von Spülmittel und WC-Reiniger verstehen durfte - das war schon fast eine Frage der Ehre. Männes Domänen waren halt Pitralon und Pit Stop, Frauchen wusste dafür, welcher Kaffee das Verwöhn-Aroma hatte und welche Schokoklicker gekauft werden mussten, damit Spaß ins Spiel kommt. Heute sind die Geschlechterfronten schon viel unübersichtlicher - inzwischen hat die Industrie im Kampf um neue Absätze ja sogar schon erkannt, dass auch gleichgeschlechtlich Liebende zuweilen Tiefkühlkost kaufen.

Tja, und jetzt kommt eben die Dresdner Bank daher, witzig-witzig, die Karten im Männlein-Weiblein-Rollenspiel mal wieder neu und präsentiert uns eine Reihe von Spots, in denen die Herren der Schöpfung allesamt daherkommen wie weltfremde Riesenbabys, die gerade ihr Referendariat in den Fächern Französisch und Erdkunde angetreten haben, von Anlageplänen und Vorsorge null Ahnung haben und, so sollen wir das offenbar interpretieren, munter und ohne Arg und Sorge in den Tag hinein leben. Nur gut, dass der Cordjacke tragende, linkische Männe Anhängsel einer besseren Hälfte ist, die weiß, worauf's ankommt: auf die richtige Beratung natürlich, und die bietet, wie könnte es anders sein, der fleißige, aufmerksame Berater von der Bank, die im Bewusstsein ihrer Kunden gern "Beraterbank" wäre. Der ist im Spot der Bank ein nicht mehr ganz junger Herr. Allem Jugendlichkeitswahn zum Trotze muss, zumindest im Werbefernsehen, ein Menschlein mit Beraterfunktion offenbar wenigstens silberne Schläfen haben, die hoffentlich auch dem Dümmsten signalisieren: Der Mann ist keiner von den nassforschen Quexen, über die sich schon Jürgen Prochnow in "Das Boot" mokiert, sondern einer, der schon lange genug im Weltgetriebe steckt, um zu wissen, wo Bartel den Most holt.

Es versteht sich, dass unser in Ehren ergrauter Berater sich im Spot vor allem unserer Miss "Ich-weiß-wo's-lang-geht" widmet und unseren reichlich unbeholfen und deplatziert wirkenden Mister "Was-mach'-ich-hier-eigentlich?" Lehramt eher als Staffage sieht. Wahrscheinlich ist der brave, aber etwas einfältige Männe eh nur mitgekommen, weil sich auf die Schnelle niemand gefundne hat, der mit ihm eine Runde um den Block gehen könnte, während Frauchen mal eben die Bankgeschäfte klarmacht.

Männe ist denn natürlich auch froh, wenn die lästige Finanzplanung dann endlich mal abgeschlossen ist und ventiliert seine diversen Irritationen bereits auf dem Gang: Wonach der Herr von der Beraterbank aber auch alles gefragt habe - worüber der sich alles Gedanken mache! "Tja", antwortet da das Frauchen leicht schnippisch und verdreht leicht die Augen, "eben über alles, worüber du dir keine Gedanken machst!"

Zum Glück weiß ich aus gut informierter Quelle, welches die erklärte Absicht des Spots ist: Der richtet sich, so die Information, an Besserverdiener mit einem Haushaltsnettoeinkommen in einer Höhe, die ich mir nicht gemerkt habe, die ich aber nachschlagen könnte und, soviel habe ich auch so im Gedächtnis behalten, meine finanziellen Möglichkeiten übersteigt. Zum Teil liegt das sicherlich daran, dass es in meinem Haushalt derzeit auch nur eine Person gibt, die zum Haushaltsnettoeinkommen beiträgt; insofern muss ich mich von den Spots der Dreba wohl auch nicht angesprochen fühlen.

Wenn ich die aktuelle Kampagne der Dresdner Bank trotzdem ärgerlich finde, dann liegt das wohl daran, dass ich ziemlich genau weiß, wie die Wirklichkeit aussieht: Beratung findet, so lautet jedenfalls meine Erfahrung als langjähriger Dreba-Kunde, in diesem Kreditinstitut einfach nicht statt. Überhaupt bleibt die Möchtegern-Serviceorientierte unter den Banken mir gegenüber seltsam unsichtbar: In festen Abständen zieht meine Bank die fälligen Kontoführungsgebühren ein, ein-, zweimal im Jahr bekomme ich von der Hauptstelle in Frankfurt ein 0815-Schreiben und/oder einen Allerwelts-Flyer zugesandt, der jeden Bezugs zu meiner finanziellen Lage und meinen persönlichen Lebensumständen entbehrt. Das war's dann aber auch schon.

Anstelle persönlicher Beratung gibt's hie und da eine Broschüre; dann und wann schreibt mir mein "Kundenberater", wahrscheinlich auf Geheiß der Geschäftsleitung ("Herr Kundenberater, Sie haben Ihren Jahresbrief noch nicht geschrieben - dabei ist bald schon wieder Silvester!"), ein belangloses Schreiben, dem ich vor allem entnehme, dass der fragliche Herr, den ich noch nie gesehen habe, zu den banküblichen Geschäftszeiten für mich erreichbar sei, um mir weitere Informationen zu irgendeinem Finanzprodukt zu geben, das die Bank mir andrehen möchte. Dann und wann erhalte ich auch ein Schreiben wie das, das ich gestern in meinem Briefkasten gefunden habe. Darin steht dann, dass aufgrund eines klitzekleinen Abrechnungsfehlers die Ausschüttung auf Anteile aus dem Fonds, in den ich eingezahlt habe, nicht null Euro beträgt, sondern null Euro.

Ja, richtig gelesen: Das steht zwar nicht wortwörtlich drin, aber doch sinngemäß. Diesen Brief, das habe ich gestern beschlossen, werde ich mir rahmen, übers Klo hängen und einen Schnappschuss davon meinem Berater bei der Dreba senden, der mir bei unserem bisher einzigen Telefonat nicht einmal hat erklären können, warum die Dresdner Bank im Schnitt mindestens einen Tag länger dafür benötigt, Zahlungseingänge auf meinem Konto zu verbuchen, als andere Kreditinstitute. Unnötig zu erwähnen, dass meine Bank es im Laufe meines rund ein Vierteljahrhundert währenden Kundendaseins nie für nötig befunden hat, sich mir durch irgendein Zeichen der Aufmerksamkeit ins Gedächntnis zu rufen und dort einen positiven Eindruck zu hinterlassen: Selbst der Mensch, mit dem ich mich vor ein paar Monaten über einen von mir mittlerweile gekündigten Bausparvertrag unterhalten habe, hat sich zwar hart daran abgearbeitet, mir einen Anschlussvertrag aufzuschwatzen, an dessen Einrichtung die Bank dann weitere EUR 150,00 hätte verdienen können. Eine Sicht- oder Prospekthülle für die unvermeidlichen Unterlagen, die ich mit nach Hause nehmen durfte, habe ich leider ebenso wenig bekommen wie Kugelschreiber, Taschenkalender oder einen anderen der Streuartikel, die mir der Mann am Büdchen, bei dem ich meinen "SPIEGEL" kaufe, zum Jahreswechsel immer freundlich lächelnd zusteckt.

Auf eine Mail, die ich dem betreffenden Herrn jüngst geschrieben habe und in der ich unter anderem eine von mir erteilte Einzugsermächtigung widerrufe, habe ich nicht keinen Eingangsvermerk, geschweige denn eine Antwort erhalten; seitdem die Dresdner Bank Überweisungen nicht mehr selbst ausführt, sondern die Erledigung des lästigen Kleinkrams an die Postbank vergeben hat, musste ich bereits zweimal und mit zunehmender Verärgerung feststellen, dass von mir erteilte Aufträge schlicht nicht ausgeführt wurden - angesichts der Gebühren, die meine Bank für ihren mittlerweile äußerst miesen Service berechnet, ist das Ärgernis natürlich umso größer.

Je nun, ich ziehe in diesen Tagen endlich die Konsequenz: dieweil sich meine Bank auch neulich schon nicht gerührt hat, als ich einen Betrag in fünfstelliger Höhe auf mein neu eingerichtetes Konto bei der Stadtsparkasse geschoben und einen weiteren Betrag in ähnlicher Höhe auf mein Tagesgeldkonto bei der Ing-Diba transferiert habe, werde ich in absehbarer Zeit wohl meine kompletten Bankgeschäfte mit der Sparkasse abwickeln.

Meine Beraterin dort (die mir schon verschiedentlich signalisiert hat, auf Wunsch könnten wir Termine auch auf die Abendstunden oder auf einen Samstag legen: das ist ein Angebot, das nicht nur nicht normal für "meine"Bank ist, sondern für die Dreba etwas so Anormales, dass man es mir nie gemacht hat) wird's sicherlich freuen. Die lädt mich übrigens nicht nur in regelmäßigen Abständen zu netten Veranstaltungen ein (die ich regelmäßig abschlagen muss, weil ich regelmäßig keine Zeit dazu habe - aber ich freue mich deshalb nicht weniger über die Geste), sondern hat mich überdies mit sanfter Gewalt zur Teilnahme am Prämienprogramm ihres Hauses genötigt. Das ist mir zwar weniger wichtig als z.B. die Tatsache, dass die Einrichtung eines Online-Kontos problemlos und zu meiner vollsten Zufriedenheit vonstatten ging, ist aber natürlich trotzdem eine sympathische Maßnahme. Die Vertreter meiner "Beraterbank" haben seinerzeit auf meine Frage zum Thema Online-Banking schließlich erst mit den Achseln gezuckt, dann ein panisches Flackern in den Augen bekommen, als ich immer noch keine Anstalten machte, den Schalterraum wieder zu verlassen und haben mir dann, nach ausgiebigem Kramen, großzügig die wahrscheinlich einzige Broschüre zum Thema "Online-Banking" überlassen, die man der Filiale zur Verfügung gestellt hatte.

DEnkwürdig waren auch die Erfahrtungen, die ich gemacht habe, als ich irgendwann die PIN meiner ec-Karte vergessen hatte und Ersatz brauchte. Nicht genug damit, dass die Zusendung der ersatzweise ausgestellten (natürlich kostenpflichtigen) PIN tagelang auf sich warten ließ - als ich sie dann zum erstenmal nutzen wollte, funktionierte die PIN nicht. Meinem Unmut darüber habe ich in einer entsprechenden Mail Luft gemacht, auf eine Entschuldigung oder die Kulanzgeste, mir als einem über Jahrzehnte treuen Kunden wenigstens mal die Gebühr für die neue PIN zu erlassen, warte ich bis heute vergebens.

Unterm Strich heißt das: Ich kann mich dem angehenden Erdkundelehrer in den aktuellen Spots der Dresdner Bank nur anschließen. Das, was ich da gezeigt bekomme, ist wirklich nicht normal für eine Bank - schon gar nicht für eine Bank wie die Dresdner, die Jahre lang vornehmlich aufs Investmentbanking-Pferdchen setzt und die jetzt offenbar merkt, dass ihnen im Laufe der Zeit mehr der lästigen Privatkunden von der Fahne gegangen sind, als selbst ihr lieb sein konnte.

Und was macht man, wenn man merkt, woran's im eigenen Hause hapert? Was tut man, wenn die letzte Befragung ergeben hat, dass der Kunde vergrätzt ist, weil seine Bank ihm gegenüber stets nur dann in Erscheinung tritt, wenn sie Forderungen geltend machen möchte, Gebühren kassiert oder ihm eine neues Produkt verkaufen möchte, an dem vor allem die Bank verdient? Welche Konsequenz zieht ein solches Unternehmen, wenn das Marktforschungsinstitut die Parole ausgibt: "Mehr Service, mehr Kundendienst"?

Richtig: Das Unternehmen beauftragt eine Werbeagentur mit der Herstellung einer Reihe von ein Stück weit total witzigen, augenzwinkernden, sympathisch-menschelnden Werbefilmchen fürs Fernsehen, in denen die Bank die Wünsche ihrer Kunden in ein paar bunte Bilder packt. Mit dem Unternehmen und mit dem, was im Unternehmen "normal" und übliches Geschäftsgebaren ist, hat das natürlich nichts zu tun. Normal für meine zukünftige ehemalige Hausbank ist m. E. vielmehr, dass jegliche Art von Service an allen Ecken und Enden auf ein Minimum zusammengeschnurrt ist und dass man gerade die Ecken hier ganz wörtlich verstehen darf: Es mag ja sein, dass Deutschland über das dichteste Banken-Filialnetz verfügt. Meine Bank aber, so mein Eindruck, verfügt inzwischen vor allem über ein Netz von Geldautomaten und Kontoauszugsdruckern, die gern auch mal mehrere Tage hintereinander funktionsuntüchtig sind: Auch das ist inzwischen normal für die Dresdner Bank.

R e s ü m e e

Ich finde, die beste Imageverbesserung erreicht man nicht dadurch, dass man in Spots irgendwelche Serviceversprechen abgibt, die mit der Wirklichkeit nichts zu tun haben - aber über solche simplen Erkenntnisse hat sich ja auch seinerzeit die Deutsche Bahn mit ihrer saudämlichen "Drei Minuten sind zuviel!"-Kampagne arrogant hinweggesetzt. Mit anderen Worten: Solche Werbung empfinde ich als Reklame, die mich als Verbraucher für dumm verkaufen will. Fazit: Goodbye, liebe Dresdner Bank - hello, Stadtsparkasse.

30 Bewertungen, 8 Kommentare

  • struppitoeter

    29.03.2010, 16:38 Uhr von struppitoeter
    Bewertung: sehr hilfreich

    Sehr hilfreich! Sehr schön!

  • senora

    23.01.2010, 21:34 Uhr von senora
    Bewertung: sehr hilfreich

    Ich wünsche einen schönen Sonntag. LG

  • hjid55

    23.01.2010, 21:20 Uhr von hjid55
    Bewertung: sehr hilfreich

    Sehr hilfreich und liebe Grüße Sarah

  • liebes35

    23.01.2010, 20:47 Uhr von liebes35
    Bewertung: besonders wertvoll

    Wir hatten ein Sparbuch angelegt und hatten nur Probleme, haben es dann gekündigt aber hat lange gedauert bis alles in ordnung war. BW für deinen Bericht. LG STeffi

  • minasteini

    23.01.2010, 17:43 Uhr von minasteini
    Bewertung: sehr hilfreich

    Sh und liebe Grüße. Marina

  • Clarinetta2

    23.01.2010, 17:25 Uhr von Clarinetta2
    Bewertung: sehr hilfreich

    sehr gut beschrieben

  • Cessie47

    23.01.2010, 17:11 Uhr von Cessie47
    Bewertung: sehr hilfreich

    Gut geschrieben,liebe Grüße und ein schönes Wochenende

  • Mondlicht1957

    23.01.2010, 16:35 Uhr von Mondlicht1957
    Bewertung: sehr hilfreich

    Sehr hilfreich und liebe Grüsse Mit denen hatte ich noch nie zu tun :O)=