Bowling for Columbine (VHS) Testberichte

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Tests und Erfahrungsberichte
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Shame on u, Mister Bush!
4Pro:
"heißes Eisen", man wird es mögen, wenn man mit Moore konform geht. Erschütternd, aber nicht ehrverletzend oder sensationsgeil
Kontra:
Einige Szenen sind schockierend, einige Passagen etwas länglich
Empfehlung:
Ja
Michael Moore dürfte mittlerweile einen gewissen Popularitätsgrad erreicht haben. Das liegt zum EInen sicher an seinem aktuellen Bestseller "Stupid White Men", zum anderen vielleicht auch an seinem Auftritt bei der letzten Oscar-Verleihung, bei der er durch sein "Shame on You, Mister Bush!" sicher eines der Highlights einer doch eher langweiligen Veranstaltung im Stil von Ich-danke-meinen-Eltern-Dankesreden setze konnte, vielleicht aber auch durch den Film, für den er den Oscar erhalten hat. In der Kategorie "Bester Dokumentarfilm" wurde nämlich "Bowling for Columbine" ausgezeichnet.
Und eben jenen Film haben wir uns am Wochenende als DVD geliehen und ich war neugierig, ob es die zugegebenermaßen hoch gesteckten Erwartungen würde erfüllen können.
Im Mittelpunkt des Films stehen die Ereignisse des 20. April 1999, als an der Columbine High School in Littleton, USA zwei Schüler Amok liefen und 11 Schüler und einen Lehrer hinrichteten. Aufbauend auf dieser Tatsache holt Michael Moore zu einer Art Rundumschlag aus. Die Waffenpolitik der Vereinigten Staaten - einerseits gegenüber seinen Bürgern, die ja das Recht haben, eine Waffe zu tragen und zu benutzen (in einem Staat scheint es wirklich ein Gesetz zu geben, dass seine Bürger zum Besitz einer Waffe gesetzlich verppflichtet), zum anderen aber auch die Waffenpolitik gegenüber anderen Ländern, in die Waffen exportiert wurden ... entweder als Lieferung um politische Interessen durchzusetzen, oder aber als Lieferung durch Abwurf von Bomben ... ebenfalls um politische Interessen durchzusetzen.
Das Massaker von Littleton wird immer wieder thematisiert, Bilder von Überwachungskameras gezeigt, Augenzeugen und Angehörige verstorbener Kinder kommen zu Wort, all das in einer nicht ehrverletzenden, aber dennoch schockierenden Art und Weise.
Aber der Film geht weiter. Insbesondere geht Moore auch anderen Fragen auf den Grund. So gab es in Moores Heimatstadt den Fall eines sechsjährigen Jungen, der in seiner Grundschule ein gleichaltriges Mädchen erschoss. Die Waffe hatte er im Haus eines Verwandten gefunden, bei dem er untergebracht war, während seine Mutter in einem Arbeit-statt-Sozialhilfe-Programm teilnehmen musste, zuvor Haus und Job verloren hatte und sich nicht um ihren Sohn kümern konnte, sodass dieses Unglück vielleicht durch andere Umstände hätte vermieden werden können.
Die Kreise, die Moore zieht, schließen sich wieder und wieder, denn während er noch den Umgang der Politik anprangert, nimmt er auch die Wirtschaft in die Pflicht und protestiert mit zwei Schülern, die in Littleton schwer verletzt wurden, bei der Supermarktkette K-Mart gegen den Verkauf von Munition, die die Amokläufer von Littleton benutzt hatten. Und auch wenn die Sprecher K-Marts nicht müde wurden zu betonen, dass es sich "lediglich" um Munition für die Jagd und Sportschützen handelte, so konnte durch die Beharrlichkeit von Moore und dem zunehmenden öffentlichen Interesse erreicht werden, dass K-Mart den Verkauf von Munition in ihren Häusern binnen 90 Tagen einstellen würde.
Abschließend sei noch der Lieblingsverband von Michael Moore erwähnt (neben General Motors wahrscheinlich), der National Rifle Association (NRA), bei dem Moore sarkastischerweise sogar Mitglied zu sein scheint und die nichts Besseres zu tun haben, als ein ums andere Mal zu betonen, dass es die Pflicht eines jeden Bürgers ist eine Waffe zu beitzen um sich, seine Familie und das gelobte Land zu beschützen und verteidigen. Ich weiß nicht, wie er es immer wieder schafft, aber auch in diesem Fall hat Moore es geschafft mit dem bekanntesten Vertreter der Gruppe, Charlton Heston, ein Interview zu bekommen, obwohl dieser doch eigentlich sehr genau wissen sollte, dass es kein Spaziergang werden würde. Es kam, wie es kommen musste: Moore war eindeutiger "Sieger nach Punkten", Heston brach das Interview irgendwann ab, als er merkte, dass er sich selbst in eine rassistische Ecke drängte und auf einfache Fragen, die zugegebenermaßen schon gemeinerweise auf den gesunden Menschenverstand abzielten, keine Antwort mehr wusste ...
Michael Moore habe ich zufällig mal im Fernsehen gesehen, als ich beim Zappen an einem seiner Dokumentarfilme hängenblieb, der gerade im WDR gezeigt wurde. Schon damals war seine "Masche" stets die Gleiche. Zunächst schmierte er den Wirtschaftsgrößen dieser Welt etwas Honig ums Maul, diese trauten sich aus Ihren Verstecken heraus, wurden lockerer, um dann in den festen, sarkastischen Würgegriff von Michael Moore zu kommen und sich nur schwerlich herauswinden konnten. Schon damals war General Motors eines seiner Lieblingsziele, aber auch Nike hat einige Federn lassen müssen, was die Geschäftspraktiken angeht, die Moore spielerisch, aber in vollster Überzeugung aufdeckte.
Und in den dazwischenliegenden zehn Jahren scheint Moore sich kaum verändert zu haben. Mit entwaffnender Freundlichkeit deckt er Missstände auf, zeigt Alternativen auf und stellt seine Interviewpartner auf eine Weise bloß, die beim Zuschauen Freude macht, wenn man mit Moores Ansichten konform geht. Kaum ein ausgestrahltes Interview endet anders, als dass Moores Interviewpartner flüchtet. Moore stellt sich dann kindlich dumm und scheint die Welt nicht mehr zu verstehen ... man war doch (scheinbar) so dicht an einer Lösung dran. In Wahrheit aber hat er nur die Absurdität von Wirtschaft, Waffenlobby und Politik aufgedeckt, die aber niemand zu ändern vermag, weil es doch schon so lange so läuft, wie es läuft ...
Dass Moore dann grauenvolle Bilder zu patriotischer Musik zeigt, hat sicher etwas Zynisches und man wird ihm Anti-Patriotismus vorwerfen, dennoch wird er behaupten sein Land zu lieben, aber ändern zu wollen und ich stimme ihm zu!
Knapp zwei Stunden geht der Film und nebenbei habe ich noch eine Menge gelernt beziehungsweise neue Denkanstöße erhalten. So habe ich erfahren, dass es in Kanada relativ gesehen kaum weniger Waffen zu geben scheint, aber nur einen Bruchteil an Morden, die durch Schusswaffen verübt werden. Einen interessanten Lösungsansatz findet Moore im Verhalten der Medien, die scheinbar die Angst der Leute schüren und schier paranoid werden lassen. Denn kaum gibt es irgendwo den Ansatz eines Verbrechens, sind die TV-Hubschrauber aller Fernsehsender schon in der Luft um die Bevölkerung "aufzuklären" und zu warnen, in welch gefährlicher Welt sie doch leben. Und dieser Tatsache wird sich wohl niemand verschließen können, in einem Land, in dem man gegen Gebühr angepiept werden kann, wenn im Fernsehen eine Live-Übertragung eines Verbrechens, einer Verfolgungsjagd oder Sonstigem übertragen wird ...
Der Film ist klasse, nicht gerade erheiternd, aber dennoch ein weiterer Meilenstein in Moores TV-Biographie. Ab und zu wqeiß der Zuschauer nicht genau, was Moore mit der einen oder anderen Passage bezweckt, dennoch fügen sich die einzelnen Teile zu einem Gesamtwerk zusammen, dass es sich zu sehen und darüber nachzudenken lohnt.
Zur DVD an sich noch ein paar Worte: positiv fällt auf, dass der deutsche Ton zwaqr die Erzählerstimme synchronisiert, nicht aber die Interviews, die dann mit deutschen Untertiteln versehen werden. Alles andere hätte auch an diese unsäglichen Saftpressen-Werbefilme erinnert, die nachts auf den Privatsendern laufen. An Extras gibt es hauptsächlich eine dreiviertelstündige Pressekonferenz und ein elfminütiges Interview von Moore mit sich selber, die einige Fragen zum Film aufwerfen und die meisten auch beantworten.
Unparteiisch ist der Dokumentarfilm nicht, teilweise werden mehr Fragen gestellt als beantwortet, daher auch nicht eine Weltklasse-Bewertung, aber dennoch eine dicke Empfehlung für einen der besseren Dokumentarfilme, die sich mit einem schwierigen Thema auseinandersetzen.
Grüße, euer _matthias_ (c) 30.6.2003
Respect all Colours. weiterlesen schließenKommentare & Bewertungen
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Amerika ganz nackt
Pro:
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Kontra:
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Empfehlung:
Ja
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AMERIKA GANZ NACKT
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MICHAEL MOORE schreibt Bücher. Und macht Filme. Auf den amerikanischen Autor und Dokumentarfilmer bin ich durch sein Buch „Stupid white Man“ gestoßen, eine ziemlich schonungslose Kritik am amerikanischen Präsidenten George W. Bush. Überhaupt ist Moore einer der wenigen Amerikaner, die sich sehr, sehr kritisch mit ihrem Land auseinandersetzen und in ihren Publikationen nicht davor zurückschrecken, den größten Schwachsinn und die unglaublichsten Skandale klar zu benennen. Dabei passt der Mann aus dem kleinen Städtchen Flint selbst ganz gut ins „Ami“-Klischee: Baseball-Cap, groß und übergewichtig, ein richtiger Teddy, der offensichtlich gerne (und zu viele) Burger ist. Von dem Film „BOWLING FOR COLUMBINE“ hatte ich Gutes gehört, aber irgendwie verschwitzt, mir den Streifen im Kino anzugucken. An einem langweiligen Samstagabend stand ich dann in der Videothek vor der Hülle und las die Inhaltsangabe durch. Und erfuhr auf diese Weise zufällig, dass „Bowling for Columbine“ ein Dokumentarfilm von Michael Moore ist. Also habe ich die Kassette mitgenommen und mir einen Videoabend gemacht. Und es hat sich gelohnt! Sehr!
Eigentlich mag ich die USA und die Amerikaner. Ja, wirklich. Ich habe Amerikanistik studiert und bin etliche Male in den Staaten gewesen. Und liebe den American Way of Life, dieses optimistisch positive, das in der Kultur steckt. Einen dicken Knicks hat meine Amerika-Liebe vor wenigen Monaten allerdings durch den – meiner Meinung nach – vollkommen bekloppten Irak-Krieg bekommen. Und je mehr ich mich mit George W. Bush beschäftige, umso mehr Fragezeichen stellen sich. Insofern kam „bowling for Columbine“ für mich zur richtigen Zeit.
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COLUMBINE – Schule mit Massaker
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Dem Film mit dem seltsamen Titel liegt eine wahre Geschichte zugrunde. COLUMBINE ist eine Schule in Littleton. 1999 sorgten zwei Schüler mit Waffen für ein Massaker. Erst töteten sie Lehrer und Schüler, dann sich selbst. Diese schreckliche Bluttat sorgte in den USA für eine heftige Diskussion über die Waffengesetzgebung, die selbst jungen Menschen einen ziemlich leichten Zugang zu gewähren und Pistolen ermöglicht. Während einerseits Menschen im ganzen land für schärfere Gesetze plädierten, schickte die Waffen-Lobby ihre Stars (u.a. den Schauspieler Charlton Heston) auf Versammlungen, um für das „Recht des Amerikaners auf Selbstverteidigung“ zu werben. Daher das Wort „Columbine“ im Filmtitel. „Bowling for“ hat den simplen Hintergrund, dass die beiden Mörder damals Mitglieder in einem Bowling-Kurs an der Schule waren.
An dieser Stelle setzt der Film von Michael Moore an. Es ist ein Dokumentarfilm, d.h. die Szenen sind nicht gestellt, sondern tatsächlich authentisch gedreht. Moore spricht mit Betroffenen, Mitschülern, Eltern und Angehörigen der Columbine-Opfer. Er zeigt die Schule und die ganze Geschichte drumrum. Und nebenbei schweift er immer wieder ab, in Randgeschichten, was ich in diesem Fall aber sehr gut finde, da der Blickwinkel des Films auf diese Weise erweitert wird. Dabei gelingt Michael Moore (unter anderem), vom Rüstungs-Lobbyisten Heston in dessen Villa empfangen zu werden und ein Interview mit ihm zu führen. Ich habe den Film auf englisch mit deutschen Untertiteln gesehen. Das macht das Zuschauen für diejenigen, die nicht so gut englisch sprechen, etwas schwerer, lohnt sich allerdings, weil so viel von den Original-Stimmungen erhalten bleibt.
Michael Moores Grund-These: In den USA gibt es mehr Waffen als in jedem anderen Land. Ist es da ein Zufall, dass es auch in keinem anderen Land mehr Morde und Gewalttaten mit Waffen gibt?
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WAS MIR BESONDERS GUT GEFÄLLT
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UNGLAUBLICHE BEISPIELE – Wie gesagt: Es geht in diesem Film vor allem um Waffen und die liberale Waffensetzgebung der USA. Michael Moore wählt für den Einstieg seiner Geschichte ein krasses Beispiel: Eine Bank wirbt damit, dass sie jedem Neukunden ein Gewehr schenkt. Und die Werbeaktion hat ihre Wirkung: Die Bank ist überfüllt, alle wollen ein Konto und nehmen die „Werbeprämie“ mit. Für uns kaum vorstellbar, in den USA aber Realität – und ganz legal. Ebenso, wie es kein Problem ist, im Supermarkt Munition zu kaufen.
UNFASSBARE ENTLARVUNG – Warum sind die meisten Verbrecher in den amerikanischen Medien eigentlich Schwarze? Warum wird im Fernsehen über Morde berichtet, aber nicht über Dinge wie den Smog in einer Großstadt wie Los Angeles. Michael Moore befragt einen Fernsehproduzenten, der ihm erklärt: Solche Geschichten laufen nicht, weil sie keine hohen Einschaltquoten erreichen.
HARTE KRITIK – Der Film zeigt Beispiele für vollkommen sinnentleerte amerikanische Innenpolitik. So muss eine ehemals arbeitslose Frau jeden Tag zwei Stunden mit dem Bus in eine andere Stadt fahren, weil ihr dies ein Integrationsprojekt für Arbeitslose vorschreibt.
In einer – ziemlich beeindruckenden – Reihe historischer Aufnahmen zeigt der Regisseur, dass Gewalt schon immer Bestandteil amerikanischer Politik ist. Zunächst werden Regime im Ausland, die gerade eine Politik im Interesse der USA vertreten mit Waffen und Geld unterstützt (Beispiele u.a. Afghanistan, Irak). Dann werden genau diese Systeme wieder mit amerikanischer Gewalt niedergekämpft.
DER TONFALL – Bisher mag das so klingen, als ob der Film unheimlich schwer zu ertragen und total ernst sei. Das Gegenteil ist der Fall. Michael Moore arbeitet viel mit Satire, Sarkasmus, manchmal Zynismus – und mit Situationskomik. Ich habe gelegentlich Tränen gelacht. Andererseits hat der Streifen genug Punkte und Momente, die nachdenklich machen. Diese Mischung finde ich sehr gelungen und hat mich an sein Buch erinnert, das ebenfalls ein Mix aus harten Fakten und sehr amüsanten Interpretationen ist.
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FAZIT
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Angucken! Daran besteht kein Zweifel. „Bowling for Columbine“ zeigt schöne und entlarvende Blicke hinter die Kulissen der amerikanischen Gesellschaft. Obwohl sich der Dokumentarfilm hauptsächlich mit der Waffen-Problematik in den Vereinigten Staaten befasst, transportieren die einzelnen Geschichten viel mehr. Zugegeben: viel Negatives. Die aus europäischer Sicht eher naive Art der Amerikaner wird eher als Oberflächlichkeit und Dummheit demaskiert. Andererseits wird USA-Liebhabern wie mir auch mal wieder in aller Klarheit vor Augen gehalten, dass jenseits des Atlantiks nicht alles knuffig und „cute“ ist. Insofern ein sehr wertvoller Film“. Gerade, nachdem wir mit dem Massaker in der Erfurter Schule in Deutschland ähnliche Erfahrungen machen mussten. Moores Kritik an den leichtfertigen Waffengesetzen in den USA wird klar belegt, ich stimme inzwischen seiner Grundthese (je mehr Waffen in den Händen der Bevölkerung sind, umso leichter kommt es zu Straftaten) zu. weiterlesen schließen -
Shame on you, Mr. Bush!
Pro:
Gesellschaftskritik
Kontra:
etwas einseitig
Empfehlung:
Ja
Gestern war es soweit, ich hielt es bis jetzt immer für beinahe unmöglich, dass auch ich mir mal diesen Film hier anschauen würde. Ich spreche von Michael Moores 2002 erschienenem Dokumentarfilm „Bowling for Columbine“.
Man hört es ja jeden Tag immer wieder aufs neue, gerade in den letzten Wochen und Monaten, in denen die Stimmung weltweit auf Grund des Irakkrieges angeheizt wurde. Beinahe die ganze Welt meckert über den vermeintlichen „Weltenherrscher“ George W. Bush, der sich wohl selbst als das Non Plus Ultra der heutigen Zeit sieht. Soll ich euch was sagen? Mir geht dieses ganze Getue allmählich auf den Fränkel, ums mal harmlos auszudrücken. Bush hier, Bush da, scheiß Krieg, scheiß Amerika blablabla. Entschuldigt meine Worte, aber so denke ich nun mal über diese Angelegenheit. Ständig heißt es, oh diese bösen Amis mit ihrer ach so kriminellen Gesellschaft. Alles irre Waffenheinis, total ungebildet und mediengesteuert. Ja ja, alle meckern rum, wenn’s mal wieder durch einen Krieg hochkommt und Mr. Bush meint er müsse mal wieder den Weltenretter spielen. Und was hört man, wenn die USA mal nicht international kriegstechnisch unterwegs sind? Nicht viel, oder hab ich da was falsch mitbekommen?
Na ja, auf jeden Fall hat sich dann letztes Jahr ein scheinbarer Durchschnittsami namens Michael Moore gedacht, dass es doch mal eine feine Sache wäre, wenn man über das Leben der Amerikaner mal einen kleinen Film drehen würde. Moore selbst tritt dabei selbst in diesem Film auf. Er, der wie gesagt praktisch den Ami schlechthin darstellt. Stabil gebaut, ums mal euphemistisch auszudrücken, Schlabberklamotten, Dreitagebart, ungepflegt wirkend, irgendwie halt der ganz normale Durchschnittstyp. Aber ich sag’s euch, der Kerl hat’s drauf. Wer in den letzten Wochen die Medienlandschaft auch nur ein bisschen verfolgt hat, der wird sicherlich auch Moores Auftritt bei der letzten Oscar Prämierung mitverfolgt haben. „Shame on you, Mr. Bush!“ Die Worte wird wohl so schnell keiner mehr vergessen.
Aber zurück zum Film. „Bowling for Columbine“ stellt wie eingangs erwähnt keinen Film im klassischen Sinne dar, vielmehr handelt es sich um eine Dokumentation bestehend aus zusammengeschnittenen Interviews zwischen Moore und diversen Gesprächspartnern, wie z.B. Marylin Mason oder NRA Vorsitzendem Henston, weiteren öffentlichen Ansprachen und Interviews, TV Berichten, einem zwischenzeitlichem Comicfilmchen, Meinungen von Passanten usw. und so fort. Und das ganze zieht sich über satte zwei Stunden hinweg. Dabei muss ich sagen, dass diese Zeit mehr als unterhaltsam, mehr noch informativ für mich rüberkam. Auch wenn ich mir die ein oder andere Szene etwas kürzer gewünscht hätte.
Worum es geht? Nun, zweifelsohne setzt sich Moore mit diesem Film kritisch mit dem amerikanischen Gesellschaftssystem auseinander. Seinen Aufhänger findet „Bowling...“ in dem 1999 verübten Massaker an der Highschool in Littleton, als zwei amoklaufende Teenager zunächst einige ihrer Mitschüler und anschließend sich selbst hingerichtet hatten. Die meisten von euch haben den tragischen Vorfall mit Sicherheit vor einigen Jahren mitverfolgen können.
Dort setzt auch die erste Kritik Moores an. Waffen. Praktisch jeder Ami ist heutzutage im Besitz einer eigenen Feuerwaffe. Da fängt das Problem an. Egal, wo man hinschaut, überall bekommt der willige Käufer ein breites Sortiment an Waffen übelster Art unter die Nase gerieben. Und das lassen die sich ja nicht zweimal sagen. Die lächerlichen Auflagen sind schnell erfüllt und schon kann man mit seinem neuen Schatz herumfuchteln. Und Peng peng, knallen wir doch ein paar Leute ab, ist ja nur zur eigenen Verteidigung, wie es immer wieder heißt. Auch der Status spielt eine Rolle. Passend fand ich da ein Zitat eines Kerls anfangs des Film: „Es ist das Recht eines jeden Amerikaners eine Waffe zu besitzen. Hat er keine, so ist dies ein Anzeichen dafür, dass er nicht verantwortungsbewusst ist...“ So oder so ähnlich die Aussage. Und dann wundert es keinen mehr, wenn die Zahl der Morde durch Waffen in den USA die 10000er Marke übersteigt wohingegen in Ländern wie Deutschland oder auch wie im benachbarten Kanada die Rate verschwindend gering im Vergleich dazu ist.
Noch viel schlimmer, selbst Kinder und Jugendliche können auf einfachste Weise in den Besitz von Waffen geraten. Beispiel hierfür das erwähnte Littleton Massaker, das in für mich beieindruckenden Bildern noch einmal aufgerollt wird. Szenen wie die wo ein Vater eines dort ermordeten Jungen auf einer Demonstration seinen Gefühlen freien Lauf lässt und dafür predigt, dass sich etwas in der amerikanischen Gesellschaft tun müsse, dann die schrecklichen Tonband- und Kameraaufnahmen während des Massakers u.ä.. Ich muss zugeben, dass ich persönlich solche Bilder noch verkraften kann, aber wer gefühlsmäßig doch eher sanft besaitet ist, dem werden diese Bilder mit Sicherheit schwer aufs Gemüt schlagen, zweifelsohne.
Durch das Littleton Massaker hat der Film übrigens seinen Namen, die Schule heißt nämlich Columbine und die beiden Täter waren vor ihrem Amoklauf tatsächlich bowlen. Nennt man das grotesk? Keine Ahnung, aber das zeigt wohl wie kaltschnäuzig den Kerlen das alles war...
Dann aber wird nach den Gründen für solche Greueltaten wie die in Littleton gesucht. Wer ist Schuld? Die Politiker? Nein, wo kämen wir denn da hin?! Ist doch klar, wer an allem Schuld ist: Marylin Mason, klaromat, wer sonst. Und all diese bösen Computerspiele. Komisch nur, dass die Jugend in anderen Ländern mit genau denselben Themen und Personen konfrontiert werden. Aber egal, Manson ist der böse Bube der Nation. Und dann eines der Highlights des Film, das Interview zwischen Moore und dem Antichristen himself. Und dabei sieht man mal wieder, was ein vermeintlicher Volksverhetzer wie Manson doch auf dem Kasten hat. Seine genauen Worte hab ich jetzt nicht mehr im Kopf, aber im wesentlichen bringt er doch zum Ausdruck, dass eine Gesellschaft ihre Sündenböcke sucht, egal wer, am besten natürlich satansanbetende „Rockstars“, die sowieso keinerlei Achtung in der Gesellschaft haben. Aber schaut euch's mal selbst an, was Herr Mason zu sagen hat. Mehr als interessant.
Anyway, nur mal so am Rande, wenn wirklich alle nach dem zu beurteilen wären, was sie so konsumieren, dann kämen hier so einige bei ciao ganz übel davon, mich eingeschlossen...
Und wer ist noch Schuld? Tja, jeder weiß es und trotzdem lässt es jeder über sich ergehen. In zahlreichen Interviews stellt Moore mit seinen Gesprächspartnern heraus, dass im Grunde alles auf Mediengeilheit ausgerichtet ist. Die Serie „Cops“ beispielsweise, die mit ihrem auf Quote ausgelegten Sensationsjournalismus die Menschen an die Mattscheibe bannt und deren Meinung stark steuert. Und da hat er schon wieder Recht! Ist ja nix anderes als in Deutschland auch, nur dass die Amis da noch ne ganze Ecke krasser drauf sind. Aber keine Sorge, wir sind ja auf dem besten Wege genauso zu enden...
Aber auch andere Gründe werden gesucht. Hauptsächlich argumentieren vermeintliche Experten damit, dass die USA ja eine ganz schwierige History hinter sich haben. Es war ja auch alles so schwer damals... Und diese Geschichte wird in einem weiteren für mich persönlichem Highlight kurz umrissen. In einem Comicfilmchen a la Southpark wird in sarkastischer Art und Weise alles von Beginn an bis heute aufgerollt, vom Einwandern der Weißen, der Verdrängung der Indianer, den Bürgerkriegen, der Sklaverei, dem Kukluksklan usw. Und mit den Filmchen trifft Moore wirklich den Kern der Sache. Und eine nette Abwechslung stellt dieser kurze Einspieler ebenfalls dar. Sonst ist der Film ja eher sehr ernst gemacht, auch wenn manche das anders sehen, für mich aber nicht nachvollziehbar, aber der Comic kommt dann wirklich humoristisch rüber und bringt einen sogar mal zum Schmunzeln.
Lange Zeit habe ich dann ein Thema schon fast vermisst. Genau, den Rassenkonflikt. Gott, was ein erbärmliches Wort. Aber leider traurige Wahrheit in den USA und auch sonst wo auf der Welt. So zur Mitte des Film wird dann erstmals auf diese Materie eingegangen. Auch spielen hier die Medien wieder eine tragende Rolle. Öffentlich werden die schwarzen Mitbürger als die Verbrecher schlechthin hingestellt und na klar, die leichtgläubige Gesellschaft schluckt das brav und beachtet dabei aber nicht die wohl nicht wegzuleugnende Diskriminierung des Afroamerikaner und der Hispanics. Traurig, traurig. Ich geb zu, dass mir das auch aufstößt, wenn ständig von kriminellen Schwarzen berichtet wird, aber ob an die ganze Sache so einseitig sehen kann steht auf einem anderen Blatt.
A propos Schwarze, in Kanada leben nahezu genauso viele Schwarze wie in den USA und auch Waffen sind dort genau so frei zugänglich wie bei den Amis, woran liegt es dann aber, dass die Kriminalitätsrate weit weit unter dem Niveau der USA liegt? Moore versucht dies aufzuklären. Eine Antwort findet er natürlich nicht, aber es ist auf jeden Fall spannend mit anzuhören, wie die Bevölkerung der beiden Länder argumentiert. Praktisch wie zwei Welten wie das in diesem Film rüberkommt. Einerseits das fröhliche, helle und friedliche Kanada und auf der anderen Seite das dunkle, kriegerische, dummfröschelnde Amivolk mit seiner Kriminalität und seinem inzwischen verrufenen weltweiten Ansehen.
Kritik übt Moore auch für mich berechtigterweise an der Politik der USA. In einer Bildersequenz, untermalt von Louis Armstrongs „Wonderful World“ wird noch einmal in beeindruckender Weise verdeutlicht wie grausam und auch widersprüchlich jene ist. Um in der jüngsten Vergangenheit zu bleiben, sei gesagt, dass die USA Länder mit Waffen beliefert haben, damit jene sich gegen Widersacher zur Wehr setzen zu können, dann aber wurden jene Waffen plötzlich gegen die USA selbst gerichtet (siehe Iran-Irak und Afghanistan/Thaliban). Zudem zeigen diese Bilder auf erschreckende Art und Weise welchen Schaden die ach so gut gemeinten Kriege der USA weltweit anrichten, alles voller ermordeter Zivilisten, alles voller Blut, Kamera voll drauf. Oh Mann... Und da fragt man sich nach dem Sinn eines Krieges. Ich selbst sag’s mal so, die USA werden sicher ihre teilweise auch meinetwegen berechtigten Gründe haben, was nicht heißen soll, dass ich jegliche Form von Krieg gutheißen würde.
Einen krönenden Abschluss bildet dann sicherlich das Interview mit Charlton Henston, dem Vorsitzenden der NRA (National Rifl Association), also eine Art Vereinigung von Waffenfreunden, denen sogar Moore selbst angehört, was mich schon etwas verwirrt hat, ist er doch wohl starker Kritiker an dieser ganzen Waffenproblematik. Nun, zum Ende hin stattet Moore jenem Henston einen kleinen Besuch in dessen Villa ab und quetscht ihn ein wenig aus. Was der Kerl das für einen Bullshit von sch lässt! Unglaublich! Und das die Leute so einem auch noch zujubeln. Und als die Fragen von Moore zu direkt werden weiß der feine Herr sich nicht anders zu helfen als davonzuschleichen ohne der Wahrheit ins Gesicht zu blicken.
@@@ Fazit @@@
So, ich glaub ich mach mal so langsam Schluss, viele werden sowieso nicht alles lesen. Ein paar Szenen hab ich mal unerwähnt gelassen, was nicht bedeuten soll, dass jener weniger zum Gelingen des Films beitragen würden. Das nicht, aber auch so hoffe ich, dass ich meine Meinung bezüglich dieses feinen Dokufilmes einigermaßen passend rüberbringen konnte. Wenn nicht, auch egal...
Abschließend kann ich eigentlich nur sagen, dass sich jeder mal diesen Film ansehen sollte, sofern er gewillt ist sich kritisch mit einem ernsthaften Problem unserer heutigen Zeit auseinanderzusetzen. Und glaubt mir, das Problem der Amis ist nicht nur deren Problem, sondern berührt uns alle, manches stärker, manches schwächer, aber wir sollten aufpassen, dass wir nicht selbst bald mit ähnlichen Problemen in Konflikt geraten wie die USA.
Einziger Kritikpunkt, den ich anbringen möchte ist der, dass der Film wohl ein wenig zu einseitig rüberkommt. Wir hören eigentlich nur schlechtes über die USA. Und nur schlechtes hat dieses Land ja nun wahrlich nicht zustande gebracht, seien wir doch mal ehrlich. Ob dies einen Punktabzug rechtfertigt? Meiner Meinung nach nur bedingt, denn das, was wir geboten bekommen ist jederzeit ansprechend, wenn auch wie gesagt einseitig und manchmal etwas zu sehr übertrieben.
Shake Heads
Euer gnoi
PS: Ich habs noch gar nicht erwähnt, den Film gibt’s so wie ich das verstanden hab nur im englischen Original. Ein Glück, so werden wir nämlich vor einer evtl. verhunzten Synchro verschont, die einige Dialoge wohl unglücklich und verzerrt rübergebracht hätte. Ich hab die komplett englische Fassung gesehen, die man eigentlich zu jedem Zeitpunkt gut verstehen kann. Es gibt aber auch eine Version mit deutschem Untertitel...
PPS: Ich bin mir durchaus bewusst, dass man ein solch komplexes Thema wie dieses eigentlich nur schwerlich in solch einem Bericht abhandeln, dazu bedarf es wohl eines anderen Forums. Sollte euch dennoch etwas wichtiges fehlen oder nehmt ihr Anstoß an irgendetwas in meinem Bericht, so lasst es mich bitte wissen. Danke... weiterlesen schließen -
Ist das Kegeln schuld ?
Pro:
Schonungslose Offenheit, viele Informationen, gute Recherche
Kontra:
absolut nichts
Empfehlung:
Ja
Hallo liebe Leser. Mit dem Film „Bowling for Columbine“ hat sich der Macher „Michael Moore“ in den USA einige Feinde gemacht. Doch dabei weißt er in seinem Dokumentarfilm bloß auf einige wichtige Dinge hin, die nun mal im amerikanischen Alltag stattfinden. Er ist auf der Suche nach Antworteten, warum es in seinem Land so viele Waffen und die daraus resultierenden Ereignisse gibt. Auch wenn er nicht immer auf sonderlich viel Bereitschaft stößt, lässt er nicht locker, und setzt seine Recherche fort. Über diesen Dokumentarfilm möchte ich euch nun berichten.
Der Film :
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Eine richtige Geschichte gibt es in dem Film eigentlich nicht. Vielmehr sind es zahlreiche Informationen, die aufzeigen, warum die Amerikaner so viele Waffen haben, wie sie mit ihnen umgehen und warum vieles nun mal so ist, wie es ist. Daher gibt es keine Geschichte, die sich anhand von Ereignissen aufbaut, vielmehr sind es kleine „Tatsachenberichte“, in denen Moore auf zahlreiche Missstände hinweißt.
Zu Beginn des Films merkt man sofort, dass Moore die Zuschauer zum Nachdenken anregen möchte. Er möchte bei einer Bank ein Konto eröffnen. An für sich nichts verkehrtes, denn wieso sollte man sein Geld nicht anlegen? Doch das besondere bei der Kontoeröffnung ist, dass jeder danach ein Gewehr bekommt! Nach dem Ausfüllen des Formulars, bei dem sich Moore nicht gerade gut anstellt und Hilfe braucht. Anschließend bekommt er eine der 500 Waffen, die ständig auf Lager sind! Bedenken, dass die Waffen vielleicht in falsche Hände kommen könnten hat in der Bank niemand. Mit Stolz erhobener Waffe verlässt Moore die Bank.
Mit dieser Aktion möchte Moore darauf aufmerksam machen, dass es in den USA sehr einfach ist, an eine funktionsfähige Waffe zu kommen. Es ist schon wirklich erschreckend mit anzusehen, dass Moore die Waffe bekommt, obwohl er den Fragebogen nicht einmal richtig ausfüllen kann und bei den Feld „Psychische Probleme“ erst einmal nachfragt, ob er sein Problem eintragen soll oder nicht. Mit seiner neuen Waffe könnte er jetzt durch die Straßen ziehen und sein Unwesen treiben.
Doch das eigentliche Thema in diesem Film ist, dass die NRA, die National Riffle Association ( zu deutsch der nationale Waffen Verband ), eine zu große Macht besitzt und diese auch schamlos ausnutzt.
Bei dem Schulmassaker im Jahr 1999 an der Columbine Highschool in Littleton, starben 13 Menschen und es gab zahlreiche Verletzte. Moore arbeitet den Fall noch einmal auf und bringt sehr interessante Dinge zum Vorschein. Alle waren betrübt in dieser Zeit. Doch die eigentlichen Schuldigen, die NRA, die den einfachen und problemlosen Zugang zu ihren Waffen ermöglicht, sah die Schuld nicht bei sich. Sie hatte auch nicht den geringsten Skrupel, am Tag nach dem schrecklichen Massaker eine Versammlung in dem kleinen Ort in Colorado abzuhalten. Ihr großer Vertreter, Charlton Heston, interessierten die Vorfälle ganz und gar nicht und er ignorierte sie einfach.
Diese für mich wirklich unbegreifliche Situation wird von Moore zusätzlich dadurch verschärft, da er teilweise Originalmitschnitte von Notrufen oder Fernsehkamera zeigt. Dadurch wird man wieder an die Bilder erinnert und wird noch einmal in diese Situation hineinversetzt.
Dies ist der zentrale Punkt in diesem Film. Es wird nach Antworten und den Schuldigen an dieser Tat gesucht. Schonungslos wird hier recherchiert, was bei Moores Gegenüber nicht immer auf Gegenliebe stößt.
Schnell findet Moore dabei heraus, dass die Medien eine tragende Rolle spielen. Sie sind es eigentlich, die Amerika zu dem gemacht haben, was es jetzt ist.
Ganz Amerika wird als furchtbar brutal und gewalttätig dargestellt. Reporter ziehen es eher vor von einer Messerstecherei oder Schießerei zu berichten, da sie so mehr Zuschauer an die Fernsehgeräte fesseln können. Da die Gefahr praktisch an jeder Ecke lauern kann, braucht man eine Waffe, um sich im Ernstfall zu verteidigen. Eine bessere Werbung könnte sich die NRA gar nicht vorstellen, denn so werden ihre Kasse prall gefüllt und sie bekommen durch diese „angebliche“ Gefahr weiter breite Unterstützung! So ist es nicht verwunderlich, dass die Amerikaner den größten Waffenbesitz der Welt haben!
Selbst wenn es einmal eine Flaute geben sollte, so wird von den Medien eine künstliche Angst verbreitet. So waren es die „angeblichen“ Killerbienen, die eine neue Gefahr für das amerikanische Volk sind. Jeder versuchte sich vor der drohenden Gefahr zu schützen, doch die Bienen trafen nie ein! Ein Wunder? Ganz sicher nicht. Denn auch vor dem Y2K, dem Jahr 2000 Problem, wurde viel gewarnt. Es sei die Pflicht eines jeden, sich davor zu schützen und jegliche Vorsichtsmaßnahmen mussten getroffen werden. So hamsterten die Bürger Lebensmittel, Batterien, aber auch Waffen, damit sie sich bei Unruhen verteidigen könnten. Diese derart übertriebene Vorsicht, die meines Wissens in Deutschland bei weiten nicht so schlimm war, hätte wirklich nicht sein müssen. Den wie wir alle wissen, passierte gar nichts und wir alle kamen gut in das neue Jahr!
Also muss es eine andere Schuld geben. Wir sind immer noch dem Schulmassaker und der Frage, wieso kamen die jugendlichen Attentäter an Waffen und was hat sie zu ihrer Tat gebracht?
Die NRA hat da eine ganz andere Lösung! Vielleicht liegt es am Bowling! Das klingt komisch, aber für sie scheint es eine Erklärung zu sein. Immerhin waren die beiden Attentäter vor ihrem Amoklauf um 6 Uhr bowlen. Hat sie der Klang von rollenden Kugeln und fallenden Holz aggressiv gemacht? Mit großer Wahrscheinlichkeit hat das Bowlen nicht dazu geführt, dass diese schlimme Tat vollbracht wurde. Aber es gab Moore die Idee zu dem Titel seines Films.
Doch die wahren Schuldigen sind auch für die NRA die Medien. Doch sie sehen die Schuld nicht bei den Nachrichtensendungen, sondern eher bei Gewaltfilmen und Musikübertragungen von Marylin Manson, der für sie schnell zum Feindbild Nummer 1 auserkoren wird. Auch brutale Videospiele tun ihren Teil dazu bei, dass Jugendliche ganz legal in ihrem eigene Zimmer am PC ihr Attentat üben und sehr genau planen können.
Moore geht diesen Dingen nach, da er sie nicht so recht glauben kann und findet schnell heraus, dass es in anderen Ländern die selbe Musik und Videospiele gibt. Auch gibt es Länder, die einen fast genauso hohen Waffenbesitz haben, aber die Zahl der getöteten durch Schusswaffen ist deutlich geringer.
Das schlimmste Beispiel ist da für mich Kanada. Hier gibt es pro Kopf gesehen fast genauso viele Waffen wie im Nachbarland USA. Da liegt es doch nah anzunehmen, dass die Verhältnisse ähnlich sind. Doch es gibt ein wie ich finde, sehr interessantes Ergebnis. Im Jahr 2001 im Kanada 2 Todesfälle durch eine Schusswaffe, während es in den USA im gleichen Zeitraum deutlich über 11.000 Todesfälle dieser Art gab! Da komme ich echt ins grübeln.
Sehr erschreckend finde ich, als sich Moore am Ende mit Charlton Heston trifft. Er stellt ihn zur Rede und möchte von ihm persönlich wissen, wie er zu der NRA und Waffen steht. Heston verteidigt dabei seine positive Meinung zu Waffen. Er bedauert zwar, was in Littleton passierte, doch die Schuld sieht er nicht bei den Waffen. Als er immer und immer wieder von Moore mit diesem Thema konfrontiert wird, verlässt er den Raum und für ihn ist das Interview gelaufen.
Das finde ich eine sehr schwache Leistung von Heston, die doch zeigt, dass die NRA eine hohe Mitschuld an dem Attentat in Littleton hat.
Meinung :
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Ich habe den Film recht ausführlich beschrieben und auch schon hin und wieder zu gewissen Szenen meine Meinung abgegeben. Doch diese bezog sich eben nur auf die einzelnen Szenen und ich möchte aber auch noch einmal auf den gesamten Film eingehen.
Zuerst muss ich erst einmal sagen, dass ich den Hut vor Michael Moore ziehe. Ich finde es sehr beachtlich, dass er den Mut hat, einen solchen Dokumentarfilm zu drehen. Er greift damit wirklich schonungslos die Waffenindustrie an und macht somit auf einen sehr großen Missstand in den USA aufmerksam.
Der Film an sich besitzt keine richtige Handlung. Es sind vielmehr kleine Filmchen, sogar schon Episoden, in die „Bowling for Columbine“ unterteilt ist. Doch alle handeln im Prinzip vom Thema Waffen, was sich durch den gesamten Film zieht. Es kommt dabei sehr deutlich heraus, dass die Waffenindustrie durch gezielte Panikmache über die Medien, die Angst im Land schürt, und sich somit in eine sehr wichtige Position bringt. Denn nur durch sie, könnte man sich überhaupt noch sicher fühlen! Doch für mich bliebt da eine Frage bestehen, würde es nicht besser funktionieren, wenn es die NRA überhaupt nicht gäbe?!? Denn ohne Waffen, oder zumindest weniger Waffen, gibt es auch sicherlich weniger Gewalt!
Dieses Problem kann zwar Moore in seinem Film nicht lösen, dann wäre er sicherlich ein großer Held. Aber er weckt den interessierten Zuschauer auf und allein damit hat er sich schon meinen Respekt verdient.
Die schauspielerische Leistung in diesem Film kann nicht so richtig bewertet werden, da es keine richtige Schauspieler gab. Aber Moore’s Gesprächspartner gaben eine sehr gute Figur ab, auch wenn Charlton Heston vor Angst den Schwanz einkniff und wortlos verschwand. Deshalb bewerte ich ihre Leistung, und die hat mir sehr gut gefallen.
Aber mit einem riesengroßen Plus kann ich den Informationsgehalt im Film loben. Da steckt wirklich eine Menge an Informationen drin, die ich nicht wusste oder nach dem Attentat bereits wieder vergessen hatte.
Dabei ist besonders hervorzuheben, dass die Anzahl der Waffen in USA und Kanada etwa gleich sind, aber es in Kanada bloß 2 Todesfälle in den USA allerdings weit über 11.000 Todesfälle gab. Eine sehr erschreckende Zahl!
Auch das Interview des damaligen Präsidenten Bill Clinton sollte noch kurz erwähnt werden. Er verurteilte das Attentat in Littleton aufs schärfste, befahl aber sogleich den heftigsten und stärksten Bombenangriff im Kosovo! Da sollte er sich lieber mal selbst an die Nase packen.
Der Film ist nur teilweise in deutsche übersetzt worden. Das wurde deswegen gemacht, damit die Authentizität nicht verloren geht. Bloß ein paar Stellen, in denen Moore etwas zu Bildern erzählt, sind übersetzt worden. Das finde ich wirklich sehr gut, da wie gesagt die Authentizität dadurch absolut nicht verloren geht!
Aber auch diejenigen, die der englischen Sprache nicht so mächtig sind, brauchen sich vor dem Film nicht zu scheuen. Zum ersten, sind die Dialoge nicht sonderlich schwer und sehr gut zu verstehen, zum anderen sind deutsche Untertitel im Film vorhanden.
Daten :
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Titel : Bowling for Columbine
Land : USA/Kanada 2002
Länge : 122 Minuten
Regie / Drehbuch : Michael Moore
Fazit :
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Mein Fazit fällt diesmal relativ kurz aus. Ich war von dem Film begeistert und gleichzeitig geschockt. Dieser Dokumentarfilm ist sehr gut gemacht und gibt dem Zuschauer erschreckende, aber sehr wichtige Informationen. Jeder der den Film gesehen hat, wird wachgerüttelt! Sehr gut hat mir auch noch gefallen, dass der Film im Original-Ton ausgestrahlt wurde.
Mir bleibt nichts anderes übrig, als dem Film „Bowling for Columbine“ die Note 1 zu geben. Wer ihn noch nicht gesehen haben sollte, schaut ihn euch an! Der Film dürfte zwar nur noch in den Programmkinos laufen, aber es lohnt sich auf alle Fälle, sich dieses wahre Meisterwerk anzusehen.
Ich danke euch allen fürs Lesen, Bewerten und Kommentieren.
Ciao T_Goose weiterlesen schließen -
Auch ICH bowle...oder 11000 TOTE !
15.05.2003, 18:20 Uhr von
tobberich
Hi , ich bin neu hier bei yopi und mein Nick ist , wie ihr sicherlich scho gesehen habt tobberich...Pro:
Argumentation , schonungsloses aufdecken von Mißständen
Kontra:
?
Empfehlung:
Ja
Das heißt aber nicht daß ich ein Massenmörder bin! Um diese Aussage zu verstehen müßte man „Bowling for Columbine“ schon einmal gesehen haben. In dieser Oscarprämierten Dokumentation macht sich Michael Moore auf die Suche nach dem Grund für die Waffengewalt die in den USA vorherrscht.
Michael Moore…oder Kurzportrait eines Amerikaners
Michael Moore war bis jetzt in Europa relativ unbekannt. In den USA hat er aber schon für viel Aufsehen durch verschiedene Dokumentarfilme und Bücher gesorgt. Geboren ist er in Flint/Michigan einem kleinen amerikanischen Ort der einst der Hauptsitz von General Motors war. Doch eines Tages verließ General Motors die Stadt und so überkam die Arbeitslosigkeit das kleine Städtchen. Das nahm Moore als Anlaß zu seinem ersten Film „Roger and Me“ indem er den Chef von General Motors mit den Folgen seines Handelns konfrontiert. Es folgten weitere Filme und Bücher wie „Downsize This“ und das auch in Deutschland erfolgreiche werk „Stupid White Men“ in dem Michael Moore die Regierung unter Bush und andere Mißstände der USA knallhart hinterfragt und kritisiert. Ich selbst habe diese Buch schon Anfang des Jahres gelesen da „Bowling for Columbine“ zwar schon seit dem 21.November in deutschen Kinos lief , den Spezialpreis in Cannes erhalten hatte , für den Oscar nominiert war – aber nicht in einem Kino in meinem Einzugsbereich lief…
Eine Geschichte der Angst…oder 6 JÄHRIGER ERSCHIEßT! 6 JÄHRIGE
Das dieser Film entstanden ist, ist einem schrecklichen Moment der amerikanischen Geschichte zu „verdanken“. Es war anno 1999 als die USA eines Tages die härtesten Bombardements auf den Kosovo durchführten, doch die Regierung hatte Glück das an diesem Tag etwas geschehen sollte was von ihrer Greueltat ablenkte. Den genau an diesem Tag haben sich 2 Jungen der Columbine Highschool aus unerfindlichen Gründen dazu entschlossen in ihrer Schule ein Massaker zu veranstalten. Am Ende ihrer Bluttat standen 12 Tote und unzählige (schwer)verletzte die diesen Tag ihr ganzes Leben nicht mehr vergessen werden können.Michael Moore macht sich nun in „Bowling for Columbine“ auf die Suche nach den Gründen für diese Greueltat.
Und dies zeigt er durch den ganzen Film hindurch sehr anschaulich. So beginnt die Doku beispielsweise mit einer Szene in der Mr. Moore in eine Bank geht um ein Konto zu eröffnen – damit er ein GEWEHR! dazu bekommt. Nicht, daß das schon schlimm genug wäre bekäme er die Waffe sogar wenn er geisteskrank wäre, nur wenn er geisteskrank wäre und schon einmal ein Verbrechen begangen hätte würde er die Kanone nicht bekommen. Hier zeigt der Film also schon im Ansatz das gestörte Verhältnis der Amerikaner zu Waffen.
Aber WAFFEN ALLEIN SIND NICHT DER GRUND…
Findet Moore alsbald heraus und versucht andere Gründe für die hohe Gewaltrate in den USA zu finden. Dabei ist man als Zuschauer ständig hin- und hergerissen zwischen Lachen und Weinen. Auf der einen Seite werden da nämlich Video- und Tonbandaufnahmen des Littletonmassakers gezeigt die glaube ich viele der Zuschauer schockieren und auf der anderen Seite wird anhand eines Trickfilmes die (Angst) Geschichte der USA lustig dargestellt. Aber auch Moore selbst trägt einen großen Teil dazu bei das dieser Film zum Oscargewinner 2003 werden konnte. Denn er schafft es immer wieder provozierende Fragen zu stellen welche die im Film Interviewten zu den verrücktesten Aussagen verleitet.
Doch das wichtigste dabei ist, wie Marylin Manson schon forderte, der auch im Film vorkommt daß er denn Menschen zuhört. Denn er bezieht nie direkte Stellung, suggeriert höchstens, läßt aber doch immer beide Seiten des Schwertes zu Wort kommen.
So zeigt er z.B die fragwürdigen Methoden der NationalRifleAssociation (NRA) bekennen aber daß er selbst Mitglied auf Lebenszeit ist. Und so läßt er sich auch nicht nehmen beim Präsidenten dieser Organisation, Charlton Heston vorbeizuschauen um persönlich von ihm eine Stellungnahme zu erhalten. Ausserdem zeigt er gnadenlos die schwächen des Amerikanischen Sozialsystems auf indem der die Geschichte einer Mutter schildert die jeden Tag 80 Kilometer zu ihren 2 Jobs fahren mußte um dann doch nicht die Miete bezahlen zu können. Die Folge daraus war das ihr 6 JÄHRIGER Sohn eine GLEICHALTRIGE Mitschülerin erschoß da er beim Onkel eine Waffe gefunden hatte…
Diese Geschichte ist nur eine von vielen welche in „Bowling for Columbine“ dargestellt werden und die Eindeutig die Schwächen der Amerikanischen Kultur aufzeigen.
Bewunderung…
Deshalb bewundere ich diesen Menschen Michael Moore. Vom äußeren Erscheinungsbild wohl die Personifizierung eines Amerikaners, hat er den Mut etwas gegen die Mißstände die er entdeckt und entdecken will (!) etwas zu unternehmen und das nicht um sich zu profilieren, sondern um die Welt ein klein wenig zu verbessern. So konnte man schon in „Stupid White Men“ davon lesen wie er sich durch eine Gesetzeslücke als Schüler zum Vorgesetzten seiner Lehrer machte ( welcher Pennäler träumt nicht davon )! Dieser Tatendrang zeigt sich auch in „Bowling for Columbine“. So schafft er es z.B mit 2 Schülern der Columbine Highschool, daß der Markt in dem die Amokschützen die Patronen gekauft haben, diese ganz aus dem Sortiment nimmt.
Und so ist „Bowling for Columbine“ auch ein indirekter Aufruf an den Zuschauer selbst etwas zu bewegen. Denn wenn du etwas willst dann kannst du es auch schaffen (Ok 5 Euro ins Phrasenschwein), besonders in der heutigen Medienwelt! Doch leider gibt es viel zu wenige Menschen wie Michael Moore die ihre Vorsätze anpacken und Veränderungen schaffen wollen.
Oscar ?....
Und deshalb wundert es mich auch daß dieser Film den Oscar für die beste Dokumentation gewann. Denn bis jetzt war die Oscarjury immer sehr konservativ und deshalb war es für mich eine besonders positive Überraschung das sie diesem durchaus Amerika kritischem Werk den Oscar verliehen haben. Und so zeigte sich Michael Moore bei der Verleihung auch von seiner besten Seite und beschimpfte den Amerikanischen Präsidenten Bush mit: „Shame on you Mister Bush!“ obwohl die Oscarorganisation klar eine pro amerikanische Haltung gefordert hatte.
Empfehlung !!
Und aufgrund allem bisher genannten muß und will ich auch eine klare Empfehlung für dieses Meisterwerk aussprechen das natürlich die Höchstwertung bekommt. Hinzufügen möchte ich außerdem noch das die Dokumentation auf keinen Fall wirklich einseitig da er alle Positionen zu Wort kommen läßt und letztendlich auch kein direktes Fazit formuliert, aber ich glaube trotzdem das die Fakten für sich sprechen. Was ich noch vergessen habe: Die Täter von Littleton waren begeisterte Bowlingspieler, ein Grund…?
©u tobberich weiterlesen schließen -
Home of the Brave??
Pro:
bewegend, bedrückend, beeindruckend
Kontra:
gelegentliche Schwächen und Abrücken vom Thema
Empfehlung:
Ja
*°*°* Vorwort *°*°*
Bowling for Columbine – einer der wenigen Dokumentationen, die ins Kino kommen! Nun, es ist nicht direkt eine Dokumentation, aber der Film zeigt alle Züge davon auf. Bowling for Columbine ist eine perfekte Mischung aus Information und Unterhaltung, welche sogar einen Preis in Cannes gewonnen hat! Und dies zurecht. Für mich, als Pseudo-Gesellschaftskritiker war der Film ein Muss, seit ich das erste mal davon gehört hatte. So kam es dann, dass ich ihn gleich zwei mal hintereinander gesehen habe, und ich würde es mir noch ein drittes Mal ansehen, ohne groß darüber nachzudenken. Auch habe ich mir kurz darauf Moores Buch „Stupid white men“ gekauft! Wie man sieht, bin ich auf den Kommerz-Trick voll reingefallen, aber ich bereue nichts!
*°*°* Michael Moore *°*°*
Michael Moore – dieser Name hat in den letzten Monaten an Bedeutung gewonnen! An Bedeutung, in einer Stimmung, welche zunehmend antiamerikanischer wird. Dabei ist Moore kein Anti-Amerikaner. Nein, im Gegenteil! Er ist ein Amerikaner mit Leib und Seele! Er liebt sein Land über alles, mit all seinen Macken und Fehlern. In dieser Hinsicht wurde Moore oft missverstanden. Gerade deswegen kritisiert Moore viele Missstände in seinem Land, nicht weil er es hasst, sondern weil er es liebt! Weil er darauf zeigen will und sagt: „Es ist nicht okay, wenn Kinder sich erschießen, wenn unsere Mordrate 100 mal so hoch ist, wie in anderen Ländern und wenn Leute mit Waffen umgehen, wie mit Spielzeug!“ Moore ist kein Skandalreporter! Er ist ein Idealist wie es sie selten gibt in den USA! Jemand, der sein Land liebt UND es kritisiert! Viele Amerikaner, die ihr Land lieben, fressen ja wirklich alles, was man ihnen vorwirft, doch Moore zeigt auf, dass es auch anders geht. Nämlich, dass man sein Land verbessern kann, gerade weil man die Missstände darin anprangert! Leider auch ein Grund, warum er nicht überall gerne gesehen ist...
Ansonsten sieht Michael Moore recht gewöhnlich aus. Groß, dick, mit schlabberiger Jeans und Baseball-Kappe schreitet er durch den Film und hält den Amerikanern den Spiegel vor. 1954 wurde er in Flint im Staat Michigan geboren, eine triste Stadt, welche laut Angaben der Einwohner Psychopathen hervorbringt. Moore stattdessen widmet seinen Geist dem Journalismus und gründet sogar eine eigene alternative Zeitung –„The Flint Voice“. Tatsächlich ist Moore so etwas wie ein amerikanischer Grüner und unterstützt diese dort schwach vertretene politische Richtung. 1989 wurde er mit seinem Dokumentarfilm „Roger & Me“ – der erfolgreichste Dokumentarfilm aller Zeiten - auf einen Schlag bekannt und ist als Satiriker und Gesellschaftskritiker nicht mehr wegzudenken. Derzeit arbeitet er noch an einer filmischen Adaption von „Stupid white men“, welche eine Abrechnung mit der Bush-Regierung darstellen soll. Taktisch sinnvoll soll diese noch vor der Präsidentschaftswahl in die Kinos kommen. Wenn man sich die Verkaufszahlen des Buches so ansieht, kann könnte sich dies auf interessante Weise auf die Wahl auswirken.
Wenn man es so will, ist er so etwas wie der Protagonist von „Bowling for Columbine“, wobei dies bei einer Dokumentation nicht so einfach zu bestimmen ist. Viel eher ist die Gesellschaft der „Protagonist“, Moore zeigt fungiert nur als Spiegel-Vorhalter.
*°*°* Der Inhalt *°*°*
Wie soll ich bei einer Dokumentation den Inhalt zusammenfassen? Im Grunde ist dies fast schwachsinnig, weil es keine wirkliche zusammenhängende Story ist. Viel eher wurden Fakten, Filmausschnitte und Interviews in mehr oder weniger logischer Reihenfolge zusammengeschnitten. Ich werde hier also nicht konkret die Story wiedergeben, sondern nur beschreiben, worum es geht.
Im Grunde dreht sich alles um das Massaker an der Columbine-Highschool in Littelton, welches sich am 20. April 1999 ereignete. Damals drangen zwei schwer bewaffnete Schüler in die Highschool ein, und schossen quasi wahllos auf Lehrer und Schüler. Der 17-jährige Eric Harris und sein 18-jähriger Freund Dylan Klebold brachten 12 Schüler, sowie einen Lehrer um. Weitere 23 Personen trugen schwere Verletzungen davon. Angesichts der Tatsache, dass die beiden Amokläufer 900 (!) Kugeln verschossen, ettliche Bomben sowie Molotow-Cocktails zündeten, ist die Anzahl der Opfer makabrer Weise noch gering.
Zuletzt richteten sich die beiden Amokläufer selbst.
Was genau in ihnen vorging, wusste keiner. Große Diskussionen wurden ausgelöst. Wer oder was war schuld? Die Medien? PC-Spiele? Die Eltern? Jeder wusste eine Patentlösung, jeder dachte, er hätte es verhindern können. Doch Michael Moore zweifelt an den einfachen Lösungen. Er befragt zahlreiche Leute nach ihren Meinungen, schaut sich mehrere Städte in den USA an und nimmt insbesondere die NRA – in der auch er Mitglied ist – unter die Lupe. Diese hat nämlich die seltsame Angewohnheit, nach Tragödien durch Waffenmissbrauch in die entsprechenden Städte zu ziehen und Pro-Waffen Kundgebungen zu starten.
Des öfteren weicht Moore vom eigentlichen Thema ab, wenn auch nur ein wenig. Gelegentlich waren bestimmte Fakten so interessant, dass er es einfach musste. Moore versucht, der Sache auf den Grund zu gehen. Er will zumindest versuchen, die Gründe für die hohe Gewaltbereitschaft in den USA zu finden. War es nur das Werk zweier depressiver und kranker Einzeltäter, oder gibt es in der amerikanischen Gesellschaft Millionen tickender Zeitbomben?
*°*°* Die Analyse *°*°*
Ich werde nicht jede Szene einzeln vorstellen und schon gar nicht in der korrekten Reihenfolge, wie sie im Film vorkamen. Ich habe mir eine Reihe von Szenen herausgepickt, die ich für wichtig halte, bzw. an denen ich etwas zu meckern habe. Worum es in dem Film geht, sollte ja nun bekannt sein.
Aber er fängt schon makaber an. Der Sprecher verkündet voller Ironie: „Der Morgen des 20. April 1999 war so ziemlich wie jeder andere Morgen in Amerika. Der Farmer ging auf die Felder, der Milchmann lieferte die Milch aus. Der Präsident bombardierte mal wieder ein Land, dessen Namen wir nicht aussprechen konnten.“ Und, ach ja, die Amokläufer von Littleton gingen zum Bowling. Ein typischer Tag in Amerika, ein Tag über den ich nur den Kopf schütteln kann.
Aber die Ironie, die traurigerweise wahr ist, ebbt nicht schon am Anfang ab. In der nächsten Szene will Moore ein Konto in einer Bank eröffnen. Naja, es ist keine Bank wie jede andere. Neben Girokontos und Sparbüchern kann man dort auch noch Waffen kaufen, und erhält für eine Kontoeröffnung ein Gratisgewehr. Dies auch noch mitten in der Bank!
Dann besucht er eine kleine Stadt in den USA, in der die Bürger nicht nur das Recht haben, eine Waffe zu tragen, nein, es ist deren Pflicht! Wer keine Waffe trägt, gilt als unverantwortlich. Völliger Unsinn, denn Statistiken sagen aus, dass amerikanische Waffenbesitzer mit zweiundzwanzig mal so hoher Wahrscheinlichkeit Verletzungen durch Schusswaffen erleiden, als Leute, die keine Waffe besitzen.
Aber auch die NRA (National Rifle Assotiation) unter Vorsitz von Charlton Heston (ja, der Schauspieler) ist keinen Deut besser. Einige Zeit nach dem Littleton-Massaker hielt die NRA eine große Kundgebung in genau dieser Stadt ab. Von Bitten des Bürgermeisters und der Einwohner ließen sich die Waffen-Fanatiker nicht abhalten, viel eher verhöhnten sie diese noch. Zeitgleich fand eine Gegendemonstration der Bürger statt. Der Vater eines Opfers hielt eine herzzerreißende Rede über den Amoklauf und seine Auswirkungen. Ich frage mich ernsthaft: Wie pietätlos kann man sein, die Bürger einer gewaltgeplagten Stadt quasi mit Füßen zu treten und ihnen noch Salz in die Wunden zu streuen? Waffen haben ihnen so viel Leid bereitet, wie kann man noch in diese Stadt hingehen und die Vorzüge der Todesmaschinen preisen?
Ebenfalls hier die NRA eine Kundgebung in einer Stadt ab, in der ein 6-jähriges Mädchen von einem 6-jährigen (!) Jungen erschossen wurde. Der jüngste Todesschütze in den USA. Moore, der auch NRA-Mitglied ist, stattet darauf Charlton Heston einen Besuch ab. Er fragt ihn konkret, warum seiner Meinung nach jedes Jahr 11.000 Amerikaner durch Schusswaffen sterben. Hestons Argumentation ist der von Moore unterlegen. Er deutet immer wieder auf die gewalttätige Geschichte der USA hin. Doch ist die Todesrate in Deutschland, Russland oder Großbritannien viel geringer, die eine nicht minder brutale Geschichte haben? Hestons weiss keine Antwort. Doch Moore reicht das nicht. Er fragt Heston, warum er nach dem Unglück mit den beiden 6-jährigen eine Kundgebung in deren Heimatstadt gab. Angeblich wusste die NRA nichts von dem Unglück. Sehr unglaubwürdig, wie auch Moore findet. Heston ist langsam am Ende mit seinen Nerven und bittet Moore zu gehen.
Viel eher verlässt Heston das Zimmer und flüchtet quasi vor Moore. Dieser geht ihm hinterher und will ihm ein Foto der ermordeten 6-jährigen zeigen. Heston dreht sich kurz um, doch geht dann entnervt weiter. Moore stellt das Foto an einer Säule von Hestons Luxusvilla ab, und geht dann schließlich. Diese Szene hat mich am meisten beeindruckt.
Doch Moore sieht die NRA nicht als Hauptgrund für die vielen Todesopfer in den USA an. Sie ist eher das Produkt dessen, was die Waffenverliebtheit der USA erzeugt. Moore blendet die Meinung mehrerer selbsternannter Experten ein, welche sich nach dem Columbine-Massaker zu Wort meldeten. Verschiedene Gründe wurden für dieses genannt: Heavy-Metal, brutale Computer-Spiele und vor allem „Schockrocker“ Marylin Manson. Grund genug, diesem gleich einen Besuch abzustatten und die Wurzel allen Übels mal unter die Lupe zu nehmen.
Ein interessantes Gespräch entwickelt sich zwischen den Beiden. Manson nannte einen interessanten Grund für die Gewaltbereitschaft in den USA. Er ist der Meinung, dass das amerikanische Volk stets von den Medien und Politikern in Angst und Schrecken versetzt. Überall ist eine Bedrohung, in jeder dunklen Ecke lauert ein Farbiger mit einem Messer, irgendwo bereitet gerade ein Terrorist einen Anschlag vor. Obwohl die Kriminalität in den USA kontinuierlich gesunken ist, hat die Berichterstattung von Gewaltverbrechen in den letzten Jahren um 600 % zugenommen. Ein völliger Gegensatz. Wenn ein Politiker vor Gewalt warnt, steigt sprungartig der Kauf von Waffen o.ä. an. Die Medien und die Politik hat das Amerikanische Volk mittlerweile so weit gebracht, dass es nichts mehr begründen muss. Demonstrativ wird eine Pressekonferenz von George Bush eingeblendet, in der er verkündet, dass „der Geheimdienst vor Anschlägen warnt!“ Dieser Geheimdienst „hat schon des öfteren vor Terror gewarnt und deshalb muss die Drohung ernst genommen werden!“ Mehr muss das Volk nicht wissen, es soll nun in die Geschäfte und Waffen kaufen. Und das tut es leider auch.
Um dies an einem aktuellen Beispiel zu verdeutlichen: Vor wenigen Wochen hat die Regierung und Handbuch an die Bürger verteilt, welches das Verhalten bei Terroranschlägen erklärt. Die Amerikaner strömten in die Geschäfte, machten Hamsterkäufe, bauten ihre Keller zu Bunkern aus und bewaffneten sich. Richtig paranoid – man könnte meinen, der Irak marschiert in die USA ein, nicht umgekehrt.
Eine bewegende Szene war auch die, in der es um bewaffnete Interventionen der USA geht. Man könnte meinen, das Land ist nur mit der Herstellung von Waffen beschäftigt, sowie deren Verwendung. Dieser Ausschnitt war wohl einer derer, bei denen ich am meisten den Kopf schütteln musste. Im Grunde ganz einfach: Im Hintergrund Louis Armstongs „Wonderful World“ und dazu Bilder von Diktatoren und Opfern. Im 20. Jahrhundert haben die Amerikaner Dutzende diktatorische Regimes unterstützt, und indirekt oder sogar teilweise direkt Zivilisten getötet. Die Opfer der Taliban, Saddam Husseins, Pinochets oder des Shah gehen in die Millionen. Nicht zu vergessen die Tausende Zivilisten, die im Vietnam-Krieg von amerikanischen Bomben zerfetzt wurden. Keine Reue von der Weltpolizei USA, die mehrere demokratisch gewählte Staatsoberhäupter abgesetzt oder ermordet hat. Eine Schande, mit denen sich manche anscheinend noch rühmen. Doch ist diese staatliche Brutalität der Grund für die vielen Todesopfer in den USA?
Moore schaut sich die anderen Länder mal an. Deutschland hat eine noch brutalere Geschichte, wie die USA, aber trotzdem „nur“ knapp 350 Schusswaffenopfer im Jahr. In Kanada besitzt auch fast jeder Haushalt eine Waffe, es sterben aber nur etwa 150 Menschen. In Japan gibt es die meisten brutalen Videospiele, aber nicht mal 70 Tote pro Jahr. Und in den USA? Da sterben jedes Jahr im Schnitt 11.000 (!) Menschen durch den Gebrauch von Schusswaffen!
Um Mansons These der Angst durch Medien und Politik zu überprüfen, besucht Moore Kanada, den direkten Nachbarn der USA, der nicht wirklich anders ist, als das Land der Mutigen und der Freien selbst. Was ist so anders bei den Kanadiern, dass sie sich nicht gegenseitig umbringen?
Nun, Moore geht nicht zu der intellektuellen Elite Kanadas. Im Gegenteil: Seine ersten Interviewpartner sind drei Schüler, welche gerade blau machen. Sie unterscheiden sich kaum von amerikanischen Schülern. Dann geht er in eine Kneipe und befragt irgendwelche Gäste. Er fragt, ob sie sich an einen Mord in ihrer Stadt erinnern können. Die Leute denken nach, und können sich vielleicht an einen Mord in 10 oder 20 Jahren erinnern. Doch fast alle besitzen sie Waffen daheim. Noch verblüffender: Die Kanadier schließen nie ihre Haustür ab. Moore testet es, und dies bestätigt sich sogar in der Großstadt. Die Kanadier halten es nicht für nötig, abzuschließen, weil die Kriminalität sehr niedrig ist. So etwas könnte ich mir nie vorstellen.
Dann sieht sich Moore die kanadischen Medien und die Politiker darin an. Worüber reden sie? Sie diskutieren über soziale Probleme, Alters- und Krankenversorgung oder die Arbeitslosigkeit. Kein Wort fällt über Mörder, Verbrecher, Terroristen oder ähnliches. Keine Zeitung, kein Radio- oder Fernsehsender versucht die Kanadiern in Panik zu versetzen. Sie berichten über die Dinge, die das Land tatsächlich beschäftigen, nicht über scheinbare Probleme, die nicht wirklich existieren. Ist das der Unterschied zwischen Amerikanern und Kanadiern? Wird das kanadische Volk, im Gegensatz zum amerikanischen nicht zu ängstlichen Lemmingen erzogen? Es scheint fast schon zu einfach.
*°*°* Conclusion *°*°*
Komplett richtig ist die Schlussfolgerung von Moore auf jeden Fall: Angst ist ein schlechter Ratgeber. Wer sich bewaffnet, weil er Angst hat, könnte damit mehr Schaden anrichten, als es Nutzen bringen würde. Dies zeigt auch ein spaßiger Zeichentrickfilm, welcher reingeschnitten wurde. Die „Weißen“ hatten ständig Angst und Panik vor jeder vermeintlichen Gefahr, weshalb sie des öfteren über das Ziel hinaus schießen.
Doch ich frage mich ein wenig, was das mit Littleton zu tun hat? Nicht wirklich viel, finde ich. Ich glaube eher, diese Schüler waren zum einen psychisch stark angeschlagen und sie wurden vernachlässigt. Wie der Southpark-Macher korrekt sagt: „Man hätte ihnen einfach mal zuhören sollen!“ Hierauf legte Moore etwas zu wenig Wert. Ich denke, die „üblichen“ (makaber, ich weiss) Schusswaffenopfer haben nicht viel mit Opfern aus Amokläufen zu tun. Dies hat Moore ein wenig zu sehr in einen Topf geschmissen.
Auch die Sache mit der erschossenen 6-jährigen war meines Erachtens schon ein wenig zu „sozialistisch“. Um den Jungen, der das Mädchen erschossen hatte, handelte es sich um einen Jungen, der von seiner Mutter vernachlässigt wurde, weil diese ca. 16 Stunden am Tag arbeiten musste. Eine Sozialhilfeempfängerin, die für ihr Geld arbeiten muss. Das finde ich im Grunde korrekt. Klar, es ist vielleicht nicht optimal, auch Alleinerziehende zu einem Vollzeitjob zu zwingen, aber Moore hat zu sehr auf diesem sinnvollen System herumgehackt. Dass der Junge unbemerkt an die Waffe seines Onkels gekommen ist, welche er womöglich für ein Spielzeug gehalten hat, wurde nur nebenbei bemerkt. Dieser Unfall wäre sicher auch passiert, wenn die Mutter mehr Zeit für ihr Kind gehabt hätte.
Auch muss ich sagen, dass ich an der Szene mit der Militär-Intervention zu meckern habe. So beeindruckend es auch war, und so sehr ich einen Kloß im Hals hatte, ich kann es nicht unbemerkt lassen, dass Moore sich vom Film „Good Morning Vietnam“ hat inspirieren lassen. Im Grunde kam da die selbe Szene vor. Wieder untermalt von Louis Armstrong, wurde in „Good Morning Vietnam“ gezeigt, wie amerikanische Bomben vietnamesische Dörfer zerstören. Die Ähnlichkeit war unverkennbar. Aber das finde ich nicht weiter tragisch, denn ihre Wirkung hat die Szene nicht verfehlt.
*°*°* The Fazit *°*°*
Auch wenn Moore ein wenig am Thema des Columbine-Massaker vorbeifilmt, den Film fand ich praktisch genial. Nun, vielleicht war dieses „vorbeifilmen“ ja beabsichtigt, denn im Grunde geht es um Gewalt in den USA allgemein. Auf jeden Fall hat mich der Film so sehr begeistert, dass ich ihn mir gleich zweimal angesehen habe. Leider läuft er nur eher in kleineren Programmkinos, konnte aber doch knapp 1 Millionen Zuschauer in Deutschland anlocken. Für einen Dokumentarfilm ist das phänomenal. Ich habe es auf keinen Fall bereut, wenn ich auch fasziniert und erschüttert zugleich bin. Selten musste ich in einem Film so oft ungläubig den Kopf schütteln... weiterlesen schließenKommentare & Bewertungen
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Bowlen für den Frieden...?
26.03.2003, 13:53 Uhr von
der_dominator
schreibe nebenbei auch noch für ciao.de und yopi wurde mir von einem freund empfohlen, bin ja mal...Pro:
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Kontra:
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Empfehlung:
Ja
Es war der „Aufreger“ der Oskarnacht. Nicht nur, das mit „Bowling for Columbine“ ein Film, wenn auch „nur“ als beste Dokumentation ausgezeichnet, einen Oscar erhält, der, der amerikanischen „Waffengesellschaft“ schonungslos einen Spiegel vors Gesicht hält. Zudem tritt auch noch ein gewisser Herr Moore, seines Zeichens wohl größter Bushkritiker Amerikas, auf die Bühne, nimmt die goldenen Statue an sich und wettert, im selben Augenblick gegen den amerikanischen Präsidenten. „Schäm Dich Bush, Schäm dich Bush“ - na alle Achtung!
# Das übliche Vorgeplänkel
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[Wer ist eigentlich dieser Moore? ]
Michael Moore ist wohl das, was sich der gewöhnliche Europäer, mit Vorurteilen behaftet, unter einem Amerikaner vorstellt. Er scheint recht ungepflegt und übergewichtig und könnte so als „typischer Amerikaner“ durchgehen. Schaut man „hinter diesen Berg an Klischees“ der sich einem nach dem ersten Blick offenbart, so sieht man einen freundlichen, liebenswerten Menschen, der im wesentlichen nichts anderes will, als den Leuten zu sagen, das das was lüft, verkehrt läuft. Dabei ist er nicht etwa anti-amerikanisch oder „links“ eingestellt. Vielmehr möchte er anhand von Recherchen auf vorhandene Missstände hinweisen. Nicht mehr und nicht weniger.
Bekannt wurde er, zumindest in den Vereinigten Staaten, durch sein „Erstlingswerk“ „Roger & Me“ das ende der Neunziger für Aufsehen sorgte, indem es General Motors vorwarf, durch die Schließung eines Werkes in „Flint“ (Michigan) für die schlechte Lage der Stadt verantwortlich zu sein, da das General Motors Werk den „Kern der Stadt“ bildete. Es folgte ein Buch namens „Downsize“ und im letzten Jahr „Stupid White Man“ - das im, die Regierung um Bush „und all die anderen Verbrecher“ kritisierend, zum endgültigen Durchbruch verhalf.
[Inhalt ]
Da geht’s schon los. Bei einem Film, der sich nicht wie eben dieser, Dokumentation, nennt, gibt es klassische Geschichten, die, natürlich variiert, immer wieder Verwendung finden. „Ritter A, bekämpft Drachen B um Prinzessin C von König D zu bekommen“ oder „Gangster überfällt Bank und versucht zu flüchten“ sind zwei der vielen Themen, auf die man, wenn man als Regisseur in der glücklichen Lage ist einen Film drehen zu dürfen, zurückgreifen kann.
Bei einer Dokumentation ist das nun anders, denn diese dokumentiert ein Geschehen, auf mehr oder weniger Witzige art und weise und kann deshalb entweder informativ, oder amüsant oder in unserem Falle sogar beides sein. Für eine solche „Veranschaulichung“ eines Themas ist es wichtig das „Geschehene“ möglichst genau zu erläutern und durch eine Unmenge an Interviews herauszufinden, warum es kam wie es kommen musste.
Seinen „Daseinsgrund“ erhält „Bowling for Columbine“ durch den Amoklauf zweier Schüler an der Columbine Highschool in Littleton (1999), bei dem 13 Menschen starben und unzählige verletzt wurden, auf dem Michael Moore seine „Kritik“ am, waffenbegeisterten, Volk stützt. Darauf aufbauend berichtet Moore, meist unkommentiert, dafür aber anhand einer Vielzahl an Fakten, über Waffennarren und den amerikanischen Sicherheitswahn, redet sowohl mit Opfern als auch mit Tätern und kommt zum Schluss das, das Volk der Amerikaner, im wesentlichen nichts anderes ist, als ein Volk voller paranoider Ängste.
[Film im Film ]
Dass der Film, der in Cannes 2002 zudem einen Spezialpreis erhielt, nicht „neu“ in unseren Kinos ist, sondern bereits seit dem 21. November des letzten Jahres durch die Lichtspielhäuser wandert, wissen wohl die wenigsten, denn leider schaffte er es nicht in all die großen Kinos Deutschlands und wurde wohl eher in „kleineren Programmkinos“ angepriesen. Schade, denn auch ich kam so lange Zeit nicht in den Genuss der wirklich unterhaltsamen, wenn auch schockierenden Dokumentation. Wer sich aber, zumindest einen kurzen Blick auf den Film werfen möchte, dem empfehle ich einen (B)klick auf: www.bowlingforcolumbine.com, wo, man sich, unter Filmclips, „die kurze Geschichte Amerikas“ in Form eines wirklich unterhaltsamen Zeichentrickfilms ansehen kann.
# Meine Meinung zum Film…
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Auch hier ist es schwer das ganze „einzuordnen“. Über Schauspieler, und Kamerafahrten, kann man hier genauso wenig sagen wie über einen vorhandenen Spannungsbogen. Wenn ich also überlege, welche Kriterien für eine Dokumentation „zu Rate“ gezogen werden sollten, so denke ich treffen es „Informationsgehalt“, „Anschaulichkeit“ und „Unterhaltungswert“ am besten - und in allen drei Punkten glänzt Moores „Film“.
Im wesendlichen ist es die Frage nach dem „wer“, die sich wie ein roter Pfaden durch den gesamten Film zieht. Wer ist Schuld am „Massaker in Littleton“? Diese Frage kann natürlich auch Moore nicht eindeutig beantworten, dennoch gibt er durch eine Menge an Interviews und „Livemitschnitten“ Anregungen mit deren Hilfe, sich der Zuschauer eine eigene Meinung bilden muss, oder er es aber auch einfach sein lässt. Warum sagt niemand das „bowlen“ Schuld daran ist, das es soviel Gewalt gibt? Sicherlich, auf den ersten „Blick“, genauer nach dem ersten hören dieses Satzes wird man vielleicht mit der Stirn runzeln und sich fragen was diese Aussage soll, doch immerhin waren die beiden Amokläufer vor ihrer Tat bowlen.
Doch das ganze wäre zu einfach und passt, verständlicher Weise, nicht ins Bild und so sind sich die selbsternannten Experten bereits kurz nach dem „Ereignis“ sicher das die Medien Schuld sind. Sei es in Form von Videospielen, Gewaltfilmen oder aber „Marylin Manson“, den sich die Presse schnell zum Feindbild Nummer eins heraussucht. Es folgt ein Interessantes Interview, in dem man erfährt, dass am Tage des „Anschlags“ die heftigsten Bombardements im Kosovo seit langem geflogen wurden. Wen also sollte man eher als schlechtes Vorbild sehen: Manson oder den Präsidenten der Vereinten Nationen?
Aber auch sonst erfährt man eine Menge, sei es durch die zahlreichen Interviews, mit Anwohnern oder den Mitgliedern einer Bürgerwehr, die sich sicher ist, das Richtige zu tun, wenn sie „Selbstjustiz“ verübt. Förmlich erschlagen wird man mit Zahlenmaterial, das dennoch, passend präsentiert und das unterstützt, was Moore in eben diesem Moment behauptet.
Ganz nebenbei erhält man, hier und da, auch noch einen Abriss der amerikanischen Geschichte. Zum einen in der sehr unterhaltsamen „kurzen Geschichte Amerikas“ die in Form eines Zeichentrickfilms erläutert wird und aufzeigt warum jeder Ami daheim eine „Knarre“ hat, zum anderen durch immer wieder zum Vergleich, bzw. zum besseren Verständnis herangeholte Fakten aus eben dieser amerikanischen Historie.
Vielleicht ist es ja eben diese Geschichte Amerikas (die mit Asuwanderung und Unterdrückung begann), die Schuld daran ist, das die Amerikaner so ängstlich sind, denn Videogames, Filme und Marylin Manson gibt es ebenso in Frankreich, Japan oder Deutschland - dennoch sind die Zahlen der Menschen, die durch eine Waffe sterben dort weitaus geringer. Eher aber sind es, so die nächste These Moores, die Medien, ständig und überall, die immer auf der Suche nach noch schrecklicheren Nachrichten den Amerikanern Angst machen; sei es vor Haien, Killerbienen oder dem „Jahr 2000 Problem“. Auch diese belegt der Regisseur wieder durch eine Vielzahl an Beispiele, bleibt dabei verständlich und zieht nachvollziehbare Schlüsse.
[also dann…]
Es ist die „Verständlichkeit“ die „Bowling for Columbine“ auszeichnet. Dinge die jeder sieht und anprangert, zeigt Moore und fügt sie zu einem Großen und Ganzen zusammen. Dabei ist das ganze gut recherchiert und nur wenige, kühne „Patrioten“ werden sicher auf die Idee kommen, das, was Moore dem Kinogänger suggeriert anzuzweifeln - die Amerikaner sind ein ängstliches Volk, das sich zu schützen versucht und dabei das ganze „nicht unter Kontrolle halten kann“. Das, das ganze für den Zuschauer nicht langweilig oder trocken wirkt ist die „Schuld“ der ständig wechselnden „Interviewten“, die zudem zu der ein oder anderen, unfreiwillig komischen Aussage kommen. Wichtig dabei, das Moore, durchaus in der Lage provokante Fragen zu stellen, immer locker bleibt und für den ein oder anderen „guten Spruch“ immer zu haben ist.
Ebenfalls gelungen ist, und das habe ich bereits erwähnt, die Umsetzung der Informationen die der Zuschauer hier erhält. In ihrer Anzahl scheinbar „unlimitiert“ werden Jahres- und andere Zahlen für den Zuschauer gut portioniert und nie „allein“, also immer in direkter Verbindung zu einem bestimmten Fakt, bzw. als Vergleich zu anderen Nationen, dargestellt. So kann auch der nicht ganz so gut „informierte“, in den Kinosessel gepresste Kinogänger, auf der Suche nach ein wenig Unterhaltung, das ganze Einordnen und eigene Schlüsse ziehen.
Was meine „drei“ Kriterien angeht, punktet Moores Film auf ganzer Linie und auch darüber hinaus weiß er zu gefallen. So wurde auf eine „Eindeutschung“ verzichtet und das ganze kommt im englischsprachigen Original in unsere Kinos, wohl gemerkt aber mit deutschen Untertiteln, was den ein oder anderen sicherlich erleichtert aufatmen lässt, dabei aber den Dokumentationscharakter wahrt, auch wenn Moore, hier und da vom eigentlichen Thema abkommt um sich Dingen wie „Killerbienen“ zu widmen.
[was ich noch sagen wollte, ist dass… ]
… natürlich nicht jeder Amerikaner ein potentieller Mörder ist, auch wenn das vielleicht nach dem schauen des Films der Eindruck sein könnte. Aber ich denke, das will Moore (und im Grunde tut er es auch gar nicht) uns mit „Bowling for Columbine“ nicht sagen. Es sind verschiedene Dinge die dafür sorgen, dass etwas ist wie es ist. So kommt, neben der inflationären Panikmache durch die Medien, ein recht bedenkliches Sozialsystem genauso zum tragen wie die Tatsache, dass Waffen in Amerika einfach zu erhalten sind. Eröffne ich in einer Bank in Michigan etwa ein Konto, so bekomme ich als „Begrüßungsgeschenk“ eine Flinte, denn die Bank ist nebenbei noch Waffengeschäft. [jetzt ist es an der Zeit den Kopf zu schütteln]
# Fazit
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Alles andere als Langweilig, gut recherchiert, zudem informativ und unterhaltsam - all das ist „Bowling for Columbine“. Schockierend und traurig - das ist Bowling for Columbine zudem! Ich möchte dennoch (oder gerade deswegen) eine ganz klare Empfehlung aussprechen, die sich nicht unbedingt an „Kritiker des amerikanischen Systems“ richtet, aber auch. Eine rundum gelungene Dokumentation, die es schaffen sollte, selbst gegen den größten Widerstand, zum Nachdenken anzuregen. Gerade in Zeiten von Krieg und Leid…
[haben und nicht haben ]
Auf der „Habenseite“ verbucht Moore eine authentische Dokumentation, die gut recherchiert unterhaltsam und vor allem informativ ist, ohne dabei auch nur ein einziges Mal Langweilig zu werden. Was der „Bowlingfilm“ nicht hat, sind Verfolgungsjagden zwischen Polizei und Gangstern, handfeste Action und eine epische Handlung. Aber das wäre in einer Dokumentation wohl auch nicht angebracht…
[unterm Strich bleibt ]
Bowling for Columbine [Original: Bowling for Columbine]
USA / Kanada 2002, 122 Minuten
Regie: Michael Moore
Darsteller: Michael Moore (als Michael Moore), George W. Bush (selbstverständlich als George W. Bush), Dick Clark (ebenfalls als er selbst), Charlton Heston (…), Marilyn Manson (auch er mimt „sich“) u.v.a.
“Right of people to keep and bear arms shall not be infringed”
© der_dominator / Ende März 2003 - sehr empfehlenswert! weiterlesen schließen -
Bowling for Columbine- erschreckend und objektiv
22.03.2003, 22:31 Uhr von
NoSoul
Hi liebe Besucher meines kargen Profils. Ich freue mich über jede Stellungnahme zu meinen Bericht...Pro:
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Kontra:
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Empfehlung:
Ja
Bowling for Columbine
USA 2002
R: Michael Moore
Vor kurzem sah ich meinen ersten Dokumentarfilm im Kino. Und selten hat mich eine Dokumentation derart gebannt, gebildet und begeistert.
Nun, um was geht es? Michael Moore stellt eine einfache Frage über ein erschreckendes Faktum der US-amerikanischen Gesellschaft. Warum werden in den USA jährlich derart viele Menschen erschossen? Die Beantwortung dieser Frage führt ihn in Banken, Supermärkten, nach Kanada, zu Schusswaffenopfern und Schusswaffenfanatikern, zu Konzernchefs, Prominenten und einfachen Leuten. Dadurch ergibt sich ein geschlossenes und erschreckendes Bild der US-Gesellschaft. Dabei sagt Moore kaum etwas, dass man als halbwegs politisch gebildeter Mensch nicht schon weiß. Moore deckt Zusammenhänge auf und zeigt, was man schon weiß in ironischer Weise. Sein Erfolgsrezept ist seine Art. Er spielt den naiven und Ungefährlichen und entlarvt seine Interviewpartner ohne das sie es mitbekommen.
So geht er in eine Bank und will ein Konto eröffnen. Was für ein Konto? „So ein Konto, bei dem man ein Gewähr geschenkt bekommt.“ Nach dem Ausfüllen eines kurzen Fragebogens kommt er kurze Zeit später mit einem Gewähr aus die Bank.
Moore interviewt einen Waffenfanatiker, der mit einem geladenen Revolver unter dem Kopfkissen schläft und es sich vor Moore an die Schläfe hält. Als Moore fragt, ob er der Meinung ist, dass jeder seine eigene Atomwaffe haben sollen dürfe, antwortet dieser Typ nach kurzem Gestammel: „nein, denn es laufen eine Menge irrer Typen rum, wissen sie.“
Der Endpunkt des Filmes stellt ein Interview mit Charlton Heston dar. Dieser bekannte Schauspieler ist Vorsitzender der NRA, eines Vereines in den USA, der für den unkontrollierten Privatbesitz von Feuerwaffen einsteht und eine starke Lobby inne hat. Man glaubt kaum was man da sieht. Dieser Typ hebt bei einer Rede vor den Vereinsmitgliedern ein Gewehr und schreit der Menge entgegen „aus meinen kalten, toten Händen“. Er hält Pro-Waffen-Reden in Orten wie Colombine kurz nachdem dort zwei Jugendliche ein Massaker in einer Schule anrichteten, mittels dem brutalen Gebrauch großkalibriger Feuerwaffen. Im Interview mit Heston kann man dessen Ungebildetsein kaum glauben. Er weist als Erklärung für die vielen Schusswaffenopfern in den USA auf die Geschichte. Die der USA sei sehr gewalttätig. In Deutschland oder Frankreich sei dies nicht so gewesen. Schließlich geht Heston einfach und bricht das Interview ab.
Doch dies sind nur Einzelszenen(der Film besteht aus vieler solcher unglaublichen Szenen!). Moore liefert ein Gesamtbild. Er zeichnet die Geschichte des Waffentragens in den USA nach, er zeigt die Auswirkungen der Bush´schen Sozialpolitik auf die Gesellschaft. Er zeigt arme farbige Familien, in denen die Eltern kaum Zeit für ihre Kinder haben, weil sie mehrere Jobs annehmen müssen. Kinder die dann auf der Straße und vorm Fernseher groß werden. Er zeigt Supermärkte und Banken, die selbst Kinder mit Waffen und Munition versorgen. Er zeigt ein Gegenbeispiel zur amerikanischen Gesellschaft: die Kanadische. Kanada hat fast die selbe Sozialstruktur wie die USA. Viele Schwarze in der Bevölkerung. In Kanada hat fast jeder ein Gewehr. Dennoch gibt es kaum Schusswaffenopfer. Die Kanadier lassen sogar ihre Wohnungen und Häuser offen. Moore fragt nach dem Problem der Amerikaner und geht jeder Antwort, die er bekommt nach. Es liegt an der Geschichte, an den Ausländern, an den Schwarzen, an den Videospielen... Doch keine Antwort hält auch nur der kleinsten Prüfung stand. Moore zeigt durch diese Suche nach Antworten eine differenzierte Antwort auf. Es ist nicht allein die Armut, bedingt durch die katastrophale Sozialpolitik der Regierung. Es ist nicht allein der leichte Zugang zu Waffen, der uns in Europa zu Recht erschreckt. Es sind nicht alleine die Strategien der Konzerne, die ihre Arbeitskräfte ausnutzen und die Kids mit aggressiver Werbung angehen. Es ist das Zusammenspiel dieser Missstände, die sich in den USA, dem Musterland des Neoliberalismus, gegenseitig potenzieren.
Moore liefert nicht nur interessante Fakten und Zusammenhänge zu einem erschreckenden Thema. Er macht es mit Witz und Ironie, die einem die Absurdität zeigen, die diese Fakten in sich tragen. Darüber hinaus bettet Moore die Probleme innerhalb der USA in die Weltpolitik ein. Auch wenn es ihm speziell um die Gewalt in den USA geht, greift er auf historische Beispiele anderer Nationen zurück. Auch zeigt er die amerikanische Außenpolitik und deren Auswirkungen. In einer Sequenz werden alle krassen Verfehlungen der US-Außenpolitik chronologisch aneinandergereiht, ironisch untermalt mit dem Song „What A Wonderful World“. Enden tut diese Sequenz mit Bildern des 11. September. Selten wurde den Amerikanern derart eindringlich gezeigt, dass sie nicht ganz unschuldig an diesem Terroranschlag sind.
Fazit: Bowling for Columbine ist eine fantastische Dokumentation, die sicher einmal, wenn die Supermachtstellung der USA Geschichte sein wird, zu einer wichtigen historischen Quelle werden könnte. Jedem ist dieser Film zu empfehlen. Politisch gebildete Menschen werden genug Diskussionsstoff finden, weniger politisch gebildeten Menschen ist dieser Film zu empfehlen, da er einen guten Einstieg in die bewusste Wahrnehmung der momentanen weltpolitischen Prozesse darstellt. weiterlesen schließenKommentare & Bewertungen
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maybe1987, 08.09.2007, 00:19 Uhr
Bewertung: sehr hilfreich
SH - bei dem Film stimm ich dir zu :) Ich mag deine USA-Kritik...
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Bowling macht Böse!
Pro:
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Kontra:
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Empfehlung:
Ja
Tatort Arthouse, Der Besondere Film, vorletzte Woche in meinem Stammkino. Für einen Tag lief dort Bowling for Columbine und die besondere Qualität dieses Filmes schien sich auch schon herumgesprochen zu haben, denn der Kinosaal war voll bis obenhin, was die Kinobetreiber dazu brachte ihn am folgen Montag erneut zu zeigen, obwohl er garnicht angelaufen war.
Zuerst aber die Frage, um was geht es in dem Film eigentlich? Dies ist nämlich garnicht so leicht zu beantworten, im Prinzip handelt es sich um eine Dokumentation über einige Aspekte der US-amerikanischen Mentalität, ihrer Ansichten und insbesondere den Waffenrechten in den USA. Realisiert wird dies durch eine bunte Mischung aus Interviews, Polizeivideos, Comics und vielem mehr. Wer dabei nun aber einen trockenen Bericht erwartet, der könnte kaum mehr daneben liegen. Der Film ist sehr rasant zusammengeschnitten, zu tiefst zynisch und läßt dem Zuschauer kaum Zeit zum Verschnaufen. Immer wieder werden neue Personen vorgestellt, neue Gesetze erklärt und neue Ansichten zum Besten gegeben, die dem Durchschnittseuropäer die Haare zu Berge stehen lassen dürften.
So kommt es schonmal vor, daß ein Schüler erklärt demletzt mal ein Faß Napalm gebastelt zu haben, was er nicht besonders schlimm findet, er hat es ja nicht benutzt. Ein ander mal bekommt man erleutert, daß zumindest Atomwaffen nur eingeschränkt zugänglich sein sollten, da es eine Menge Verrückte da draußen gäbe - was übrigens Jemand sagt der auf alles schießt was sich seiner Farm nähert und mit einer geladenen 44er Magnum unter dem Kopfkissen schläft.
Solche Szenen führen bei den Zuschauern immer wieder zu Kopfschütteln, häufig aber auch zu ungläubigem Gelächter - immer aber mit einem bitteren Beigeschmack, wenn man sich bewußt macht, daß viele Amerikaner tatsächlich dieser Ansicht sind und daß man nunmal mit 7 Jahren von der Schule verwießen wird, wenn man ein Schnitzel auf einen Lehrer richtet und Peng! Peng! (!) sagt.
Besonders interessant sind die Interviews mit berühmten Persönlichkeiten im Verlauf des Films, so z.B. mit Marilyn Manson, der sehr ruhig argumentiert und einen durchaus klugen und verständnissvollen Eindruck macht, während der Vorsitzende der NRA (National Rifle Association) einfach kurzerhand den Raum verläßt als ihm das Gespräch unangenehm wird.
Der "Höhepunkt" des Films ist wohl eine mehrminütige Zusammenfassung aller Verbrechen die im Namen der USA seit Ende des zweiten Weltkrieges begangen wurden. Unterlegt mit dem Lied "What a Wonderfull World" erfährt man so ganz nebenbei, das fast alle Diktatoren und Top Terroristen von den USA eingesetzt bzw. unterstützt wurden. All dies ist eine Art Antwort auf die vorrangegangene Aussage eine Demokratie könne nichts Unrechtes tun und es würde niemals ein Krieg von einer Demokratie ausgehen.
Bowling for Columbine ist komplett im englischen Orginalton belassen und hat nur deutsche Untertitel erhalten, die zwar eine relativ genaue Übersetzung liefern, wer des Englischen mächtig ist sollte aber dennoch versuchen die Untertitel nicht zu lesen und lieber dem Gespräch zu lauschen, da man so so manches Detail erfährt das nicht extra mit übersetzt wurde.
Alles in Allem ist Bowling for Columbine Jedem Kinogänger nur zu empfehlen, der auch bereit ist sich mit einem sehr viel Ernsteren Thema zu befassen - hier kommt man sicher nicht aus der Vorstellung und denkt "Ha was ein lustiger Film", dafür hat man aber sehr viel Stoff zum Nachdenken und muß einfach ein kleines Meisterwerk würdigen.
Daher ganz klar: Note 1! weiterlesen schließen -
Wie Amerika sich selbst zerstört ...
Pro:
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Kontra:
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Empfehlung:
Ja
In diesen Tagen werden wohl viele denken das die Amerikaner dabei sind die Welt zu zerstören. Was in dieser Situation untergeht, wurde 2002 von Michael Moore und seiner Kamera festgehalten: Amerika zerstört sich selbst!!
Und zwar durch gesellschaftliche Drücke, dumme Gesetze und rassistisches Gedankengut. In knapp zwei Stunden werden von Moore grausame Sachen gezeigt, die er versucht zu analysieren.
Der Film ist, wie man ahnen kann, kein normaler Hollywoodstreifen, sondern eine Dokumentation, der man eigentlich keinen Kinogang zutrauen würde. Aber Moor schafft es den Zuschauer an den Film zu binden, was allerdings auf eine grausame Art und Weise geschieht. Eines der Hauptthemen der Dokumentation ist das Massaker an der Columbine Schule. Der Ort Littleton wurde 1999, nach dem Amoklauf von zwei Schülern ja leider berühmt. Die beiden Attentäter belegten in der Columbine Schule einen Bowlingkurs und es wird erzählt das sie vor dem Massaker noch eine Runde „Kugelnwerfen“ waren. Daher auch der Filmtitel ...
Aber es gibt auch weitere Geschehnisse mit denen Moore sich beschäftigt. Zum Beispiel mit der Waffenliga ( der National Rifle Association ), dessen Fürsprecher Charlton Heston, dem Fall als ein Sechsjähriger eine Sechsjährige erschießt, Terrorismus und viele weitere Themen, die in dieses Schema passen. Moore interviewt viele Menschen spielt Videoclips und Fernsehmaterial ein und macht sogar vor Notrufen keinen halt. Alles zusammen ergibt dann über knapp zwei Stunden ein „gewaltiges“ Material, dass vor realen Tötungen nur so strotzt.
Ich muss zugeben das ich direkt zu Anfang sehr schockiert war und das sich das Gefühl die ganze Zeit gehalten hat. Ich bin zwar harte Filme gewöhnt, aber handelt es sich doch bei dem Material, dass ich gucke, um Spezialeffekte und nicht um das Leben, von seiner brutalen Seite. Doch überwiegt die Faszination bei „Bowling for Columbine“ und die ewig eingeblendeten Untertitel lassen sowieso kein Abschalten zu, da man sich richtig auf den Film konzentrieren muss. Ich muss sagen das der ganze Film sehr authentisch rüberkommt, da vieles, ja sogar das meiste in der Originalsprache gezeigt wird und dem deutschen Publikum eben durch diese Untertitel verständlich gemacht wird.
Es ist schon wirklich interessant anzusehen wie sich Personen äußern, die direkt etwas mit den grässlichen Attentaten zu tun hatten. Sei es ein Mitschüler der Littletonattentäter, die Mutter des sechsjährigen Todesschützen, eine Lehrerin die mit ansehen musste wie die Sechsjährige starb oder Eltern, die eines ihrer Kinder verloren haben. Aber neben diesen Interviews gibt es eine Menge „hartes Zeug“ wo einem wirklich anders wird. Moore prangert unter anderem die Medien an, da sie nur „Newsgeil“ sind, was sicherlich auch stimmt. Doch benutzt er für seinen Film genau das Material, dass man meiner Ansicht nach nicht zeigen sollte. Wer will sehen wie sich Leute selber erschießen, wie welche erschossen, hingerichtet oder bei Attentaten umkommen? Ist das nicht genau das was er den anderen vorwirft? Sicherlich soll diese Dokumentation schockieren, ich halte es aber nicht für angebracht das man es auf so eine Art und Weise macht, Andeutungen hätten wohl gereicht. Man muss dazu bedenken, dass der Film eine Freigabe von „ab 12“ Jahren hat. Ein Horrorfilm, indem einer Puppe mit einem Spielzeugmesser der Kopf abgeschnitten wird, wird unter Umständen beschlagnahmt, reale Erschießungen darf man sich aber ab 12 angucken? Ich verstehe das nicht!
Sehr gut fand ich dagegen das Interview, was Moore mit Charlton Heston abgehalten hat. Er hat den Wohnsitz des Schauspielers und Vorsitzenden der Waffenliga besucht und sich an der Türsprechanlage als jemand anders ausgegeben, der Mitglied auf Lebenszeit in der Liga ist. Heston klang entzückt und vereinbarte am nächsten Tag einen Termin mit Moore. Als die beiden am nächsten Tag dann in dem schönen Haus saßen und das Interview begann, stellte Moore dem alten Mann sehr unangenehme Fragen, die Heston sichtlich nicht gepasst haben. Nachdem Heston sich, seine Liebe zu den Waffen und deren Notwendigkeit rechtfertigte verließ er das Interviewzimmer und ließ Moore allein. Der war sichtlich enttäuscht und hinterlegte noch ein Bild des sechsjährigen Mädchen, dass erschossen wurde, auf dem Grundstück des Waffenliebhabers, bevor er verschwand. Ich muss sagen das dieses Interview schon sehr nachdenklich gemacht hat und ein beklemmendes Gefühl auslöste.
Insgesamt betrachtet ist „Bowling for Columbine“ ein Film, der zwar sehr sehenswert ist aber nicht gerade gute Laune verbreitet. Ich finde es zwar gut wie Moore an die Sache rangeht, nicht gut finde ich einige der gezeigten Szenen, die unsere FSK, mit ihrer „ab 12“ Einstufung, als absolut lächerlich hinstellen. Dies dürfte auch der Grund sein warum er als Lehrfilm nicht so geeignet ist, wenn wir Europäer überhaupt etwas daraus lernen können? Vielleicht nur das die Amis nicht richtig ticken ...
Gruss Kluk weiterlesen schließen
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